Eine kleine Geschichte

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klakaddl
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 06.07.2009
Beiträge: 93

BeitragVerfasst am: 6. Okt 2012 08:30    Titel: Eine kleine Geschichte Antworten mit Zitat

"Und wenn ich blind und taub wäre, mein Herz wird dich immer erkennen. Egal wie viele Milliarden Menschen auf dieser Erde leben, egal wie du aussiehst und egal welche Sprache du sprichst. Wenn du vor mir stehst wird mein Herz es mir sagen!"

Ich fahre durch die Nacht. Kräftig trete ich in die Pedale damit mir warm wird. Die Wollmütze tief im Gesicht, den Schal mehrmals um den Hals und den Mantelkragen hochgeschlagen. Bis zur unkenntlichkeit habe ich mich verpackt in meine Klamotten. Es ist ja auch bitterkalt um diese Uhrzeit. Scheiß Spätschicht. Schon wieder fast zwei Uhr nachts. Aber ich bin ja gleich da. Noch ein, zwei Runden kickern und dann nach Hause.

Vor meiner Stammkneipe ist einiges los, gut. Ich öffne die Tür und begrüße die beiden Wirte. "Hey ihr Simons," beide haben den gleichen Namen "alles klärchen bei euch? Hier, die bestellten Burger." - "Hey Mia, du bist ein Schatz. Nimm dir hinten aus dem Kühlschrank was du trinken willst."

Lächelnd reiche ich Simon die Tüte mit dem Essen dass ich den beiden aus dem Lokal in dem ich arbeite mitgebracht hab. Hinten im Lager schmeiß ich meine Sachen wie immer in die Ecke, gehe zum Kühlschrank, greife mir eine Cola und begebe mich Richtung Tresen.
"Hey, wie schaut´s mit nem Kicker aus? - Jo, könn mer machen. Forderst du für uns? - Klar."
Tobi und ich spielen öfter als Team. Meist läuft das ganz gut. Mal schauen wie unsere Chancen heute stehen.
Ich gehe zum Kicker und klopfe drauf: "Gefordert!"

Als wir schon so ne halbe Stunde am spielen sind verändert sich etwas. Ich weiß nicht genau was aber etwas ist anders. Ich hebe kurz den Blick und lasse ihn durch den Raum gleiten. An einer Person bleibe ich hängen und mein Herz steht. Nur für einen Bruchteil einer Sekunde. Aber ich bemerke es.
Wer ist das?
Ich kenne diese Person.
Aber ich habe sie noch nie im Leben gesehen.

"Mia, Konzentration. Du hast Einwurf." - "Oha, sorry"
Ich versuche mich wieder auf´s Spiel zu konzentrieren.
Da klopft der Fremde auf den Tisch und fordert.
Ich muss also gewinnen um gegen ihn zu spielen. Gut, dann mach ich das.
Kurze Zeit später steht er mir gegenüber und ist mein Gegner.
Diese Augen, ich kenne diese Augen.
Was ist nur los mit mir. Ich hab den Typen noch nie gesehen.

"Irgendwie kommst du mir wahnsinnig vertraut vor," sagt er auf einmal zu mir. Vertraut, nicht bekannt oder ähnlich wie jemand sondern vertraut.
Fühlt er auch was ich fühle?
"Geht mir ähnlich" antworte ich.
Er nickt nur.

Stunden später weiß ich sehr viel über ihn. Vor drei Jahren hatte er einen schweren Unfall und war kurze Zeit klinisch tot. Sie konnten ihn aber zurück holen und nach einigen Monaten im Koma, langer Reha und allem was noch so dazu gehört, ist er jetzt wieder zurück in seinem Leben.
Aber seit dem Unfall hatte er das Gefühl etwas fehlt.
Er wusste nie genau was.
Aber den heutigen Abend, sagt er, war das Gefühl weg.
Seit der die Kneipe betreten hatte fühlte er sich auf einmal "ganz"

Ich habe ihm die ganze Zeit schweigend zugehört.
Jetzt lächle ich und betrachte ihn während er neben mir schläft.
Ja, entgegen meiner Art habe ich ihn mit nach Hause genommen und ja, wie es so meine Art ist habe ich nicht mit ihm geschlafen.
Das schöne: er hat überhaupt nicht versucht mich rum zu kriegen sondern mich einfach nur festgehalten.
Jetzt bin ich mir fast sicher dass das unmöglich geschehen ist.

Vor drei Jahren hatte mein bester Freund, Seelenverwandter und über alles geliebter Alex einen tödlichen Autounfall.
Drei Jahre lang fühlte ich mich haltlos, einsam, verloren.
Bis gestern Abend.


Er hat sein Versprechen gehalten.

Er hat mich gefunden.

Endlich

Ich liebe dich und werde es immer tun
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veilchenfee
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 7. Okt 2012 19:55    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist eine wunderschöne Geschichte, klakaddl. Ich wünsche Euch, dass Ihr glücklich und zufrieden den Rest Eures Lebens miteinander verbringen könnt!
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klakaddl
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 06.07.2009
Beiträge: 93

BeitragVerfasst am: 8. Okt 2012 02:36    Titel: Antworten mit Zitat

Leider ist sie nur Fiktion
Ich wünschte mir auch er wäre wirklich wieder hier
Manchmal vermisse ich ihn einfach immer noch so sehr dass es mich fast zu zerreißen scheint
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realflippy
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 24.10.2011
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 8. Okt 2012 06:03    Titel: Antworten mit Zitat

muss ganz ehrlich gestehen...ich dachte mir schon das deine story ein traum ist.

so traurig es ist einen menschen zu verlieren, es ist der lauf der zeit...und leider gehen manche menschen viel zu früh.
die zurückgelassenen müssen damit leben, bis auch sie wieder vermisst werden bzw sterben und jemanden auf diesem planeten zurücklassen.

es ist schwer seelenverwandte gehen zu lassen, auch und vor allem aus seinem eigenen kopf...seiner seele.

trag in weiter in dir, denk an ihn, rede mit ihm ...aber vor allem...lass ihn auch ein stück weit los.
den tod eines geliebten menschen zu akzeptieren bedeutet nicht ihn zu vergessen.

wünsche dir viel kraft und lebensmut...versteck dich nicht und lass auch mal wieder gefühle für andere menschen zu.
alex ist ganz sicher bei dir...für immer.

lg

flippy
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klakaddl
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 06.07.2009
Beiträge: 93

BeitragVerfasst am: 8. Okt 2012 07:12    Titel: Antworten mit Zitat

Danke, deine Worte tun wirklich gut.

Ja, ich versuch seit drei Jahren ihn "gehen" zu lassen.
Bewusst komme ich auch gut mit der Situation klar. Ich weiß wir werden uns wieder sehen wenn ich eines Tages am Ende dieser Reise die sich Leben nennt angekommen bin. Dort wird er auf mich warten und dann sind unsere Seelen wieder eins und nicht so ein separierter Haufen wie im Moment.

Unbewusst scheint aber doch etwas in mir zu nagen auf dass ich einfach nicht komme. Seit er gestorben ist bin ich Single. Und ich habe auch seitdem mit keinem Mann in irgendeiner Art und Weise körperlichen Kontakt gehabt.

Dabei waren Alex und ich ja niemals ein Paar. Aber unsere Freundschaft war so wahnsinnig innig und ehrlich, so tief und vertraut wie eine zwischenmenschliche Beziehung nur sein kann. Also für eine Beziehung zwischen Mann und Frau die nichts körperliches miteinander teilen.
Klar hab ich auch oft bei ihm geschlafen und er hat mich dann in den Arm genommen, oder wir saßen auf dem Sofa und ich hab seinen Kopf gekrault. Manchmal haben wir Rücken an Rücken sitzend jeder ein Buch gelesen oder einfach nur gar nichts gemacht und geschwiegen. Nur weil wir es konnten.

Mir fehlt das alles. Also nicht seine direkte körperliche Anwesenheit sondern dieses tiefe Gefühl von Ruhe, Glück, Geborgenheit und zu Hause dass ich noch hatte als er noch am Leben war.

Ich versuche von dem zu zehren was er mir gegeben hat wenn es ganz schlimm wird mit dem vermissen.
Erinner mich an Dingen die wir gemeinsam erlebt haben und an Gespräche die ich nur mit ihm führen konnte.
Das hilft.
Aber irgendetwas in mir will anscheinend nicht heilen.

Dabei bin ich wirklich ein lebensfroher Mensch. Ich bin in keinster Art und Weise depressiv oder selbstmitleidig wegen den Dingen die nun mal geschehen sind. Ich treffe mich auch durchaus mit Männern die ich gut finde und mir eine Beziehung vorstellen könnte. Aber hier kommt der Knackpunkt: jedesmal wenn ich jemanden etwas näher kommen ließ und schon fast dachte: o.k dass könnte vielleicht wirklich was werden...
haben sich diese Männer plötzlich nicht mehr gemeldet oder aber mir nach mehreren Wochen gemeinsamen Ausgehens ihre Freundin vorgestellt (ernsthaft)

Ich wär ja gern mit jemandem zusammen nur strahle ich anscheinend nach einer gewissen Zeit etwas aus was diese Herren dann denken lässt: lieber gar nimmer melden
Zumindest regt es mich in der Hinsicht auf weil ich finde jeder Mensch hat den Respekt verdient ihm auch mitzuteilen wenn man ihn nicht mehr sehen will damit er wenigstens Bescheid weiß

Na ja, nicht unterkriegen lassen
Mich findet schon noch der Richtige
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