Erfahrungsbericht (Ein paar Monate clean)

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Verhaengnis
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 16.10.2012
Beiträge: 33

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2013 13:16    Titel: Erfahrungsbericht (Ein paar Monate clean) Antworten mit Zitat

Hallo Leute.

Ich habe jetzt schon seit ein paar Monaten den Versuch gestartet einfach jede Substanz zu meiden. Ich zähle einfach mal auf, was ich alles nicht mehr konsumiere, ich früher jedoch in rauen Mengen konsumiert habe.

Kein Tropfen Alkohol, keine Zigaretten, kein Gras, kein Koks, kein Speed, kein Meth, kein Xtc, keine Medis, usw. usf. Ich bin zu meinem Umfeld sehr ehrlich und wenn mir jemand anbietet dieses oder jenes zu konsumieren, so sage ich jede Mal nein, weil ich einfach keine Lust mehr habe auf jeglichen Konsum. Ich bin jetzt 32 Jahre alt, wenn ich das weiter mache, weiß ich, dass ich nicht glücklich sein kann in der Zukunft. Versteht irgendwer was ich meine?

Wisst ihr was sich genau verändert hat?

Ich habe viele Menschen verloren, die für mich wichtig waren, ich jedoch ein sogenannter Langweiler geworden bin, weil ich eben beispielsweise keinen Alk mehr trinke. Ich habe nix dagegen wenn jemand anderer neben mir Alk oder sonst was konsumiert, aber ich hasse es, wenn man mir das Zeug förmlich aufdrängen will. Das kanns doch nicht sein, sind wir denn noch immer solche Affen, dass wir den wahren Wert eines Lebens nicht zu schätzen wissen?

Ich kann eigentlich viel schlucken, aber es tut weh, wenn man sieht, dass man gemieden wird, nur weil man eben klarer leben möchte.

Ich werd es einfach niemals verstehen, ich akzeptiere und toleriere so viele Dinge werde aber selber nicht akzeptiert und toleriert. Warum kann man denn einen guten Freund nicht unterstützen wenn er vorhat, das Problem zu lösen? Warum ist die Dummheit so unendlich groß? Warum kann man mit seinem Gegenüber nicht offen und ehrlich umgehen? So viele Fragen aber zu wenige Antworten, die mich zufrieden stellen könnten.

Ein anderer Punkt, ich habe nicht mehr so viel Spaß wie damals, wenn man die Dinge klarer sieht, wie sich die Leute systematisch selbst zerstören, so hat mich das eine Zeit lang amüsiert, aber jetzt ist es längst nicht mehr so amüsant, es hat jedoch etwas positives. Es stärkt nur noch mehr mein Bewusstsein komplett clean zu bleiben.

Viele Menschen sind mir nicht mehr geblieben, das kann ich euch sagen ... Das Leben ist einsam, wenn man kein Konsument mehr ist. Aber es ist der richtige Weg für mich.

Wisst ihr ein paar Monate sind nicht viel, das ist mir durchaus bewusst, aber ich sag euch, selbst wenn der Weg steinig und teilweise auch schmerzhaft ist, so zahlt es sich am Ende aus, das weiß ich jetzt zu 100 Prozent.

Ich weiß, es gibt noch Menschen da draußen, die buckeln nicht die ganze Zeit, versuchen nicht dann mit Substanzen noch irgendein Glück oder Gefühl zu erhaschen.

Ich hoffe das einigen von euch das Licht aufgeht wie mir und ihr sehen könnt, wie schön das Leben ohne diese Substanzen sein kann.

Und nur um eines klar zu stellen, ich hatte auch nicht immer so ein tolles Leben und es war bei Gott nicht immer ein Zuckerschlecken, und ich weiß, das ist bei vielen Menschen so, aber Leid ist KEIN messbarer Begriff. Jeder Mensch leidet, aber man kann mit seinen Erlebnissen auch wachsen und nicht damit untergehen und sich immer nur bedauern ...

Alles Gute von

Manuel
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newlife
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2013 13:51    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Verhaengnis,

super Beitrag, wie ich finde. Einfach so von sich aus mal sagen, ich konsumiere einfach gar nix, finde ich auch richtig gut. Ich kanns nicht, ich habe aber Respekt vor deiner Stärke.
Wenn du das so weitermachen willst, dann geht das nur, wenn du selbst so richtig davon überzeugt bist. Du musst es gut finden bzw. es so sehen, als ob es was ganz Besonderes an deiner Persönlichkeit ist. Was heißt so sehen. Ich finde, es ist was ganz Besonderes, wenn das jemand kann.

Nun zu der anderen Seite. Ich bin alkoholabhängig und trinke eben keinen Alk. Das ist in der Tat eine Sache, mit dem unsere Gesellschaft nicht so kann, weil ja auch bei Nichtsüchtigen der Alkohol oft doch sehr wichtig erscheint. Es kommt aber natürlich auch darauf an, in welcher Gesellschaft du dich bewegst. Im Grunde genommen resultiert das Problem auch aus unserem noch jüngeren Alter. Ältere Menschen trinken oft nicht mehr und denken mehr an ihre Gesundheit. In jungen Jahren wird einfach mehr getrunken, weil es ja so stylish ist. Ist aber alles Quak, wenn ich ehrlich sein will. Ich selbst bin aber auch durch die Abstinenz vom Alkohol vereinsamt. Wenn du Familie hast, ist sowas sicher leichter.

LG
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silent addiction
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 10.11.2012
Beiträge: 1776

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2013 16:09    Titel: Antworten mit Zitat

hallo Verhaengnis...

dein ganzer bericht ist einwandfrei geschrieben und gibt anlass zum nachdenken. das du es schon so viele Monate geschafft hast, ist fantastisch!

am besten gefällt mir der satz von dir:

Zitat:
Jeder Mensch leidet, aber man kann mit seinen Erlebnissen auch wachsen und nicht damit untergehen und sich immer nur bedauern ...


vielleicht eine antwort auf folgende frage von dir, die ich gefunden und erlebt habe:

Zitat:
Warum kann man denn einen guten Freund nicht unterstützen wenn er vorhat, das Problem zu lösen?


ich habe gemerkt, das viele einen das glück oder das clean sein nicht gönnen. das ist neid, weil dein gegenüber es nicht schafft/ schaffen möchte.

ich habe echt großen Respekt vor deiner Einstellung, und was du alles schon geschafft hast.

naja...ich hoffe mir geht auch mal dieses licht auf...

lg Melanie!
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Verhaengnis
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 16.10.2012
Beiträge: 33

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2013 17:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Newlife und Silent!

Danke für eure Beiträge, auch mich regen eure Sätze zum Nachdenken an und geben mir bei der einen oder anderen Sache mehr Durchblick.

@ Newlife

Zitat: Es kommt aber natürlich auch darauf an, in welcher Gesellschaft du dich bewegst.

Zitat: Ältere Menschen trinken oft nicht mehr und denken mehr an ihre Gesundheit

Da stimme ich dir voll und ganz zu. Ich muss dich was fragen ... Hast du dir damals im Alter von, ich schreibe jetzt einfach mal 18 Jahren, Gedanken drüber gemacht in welcher Gesellschaft du bist?

Gesundheitlich gesehen hat es bei mir erst mit 30 knack gemacht, als ich wieder mal total übertrieben habe, da hab ich mich gefragt, für was zahlst du eigentlich in einen Pensionsfonds ein, wenn du so weitermachst wie bisher? Liest sich vielleicht etwas witzig, war aber wirklich so . Smile

Alles Gute für dich, habe schon ein paar Beiträge von dir gelesen, die in meinen Augen nicht verkehrt sind.


@ Silent

Zitat: das ist neid, weil dein gegenüber es nicht schafft/ schaffen möchte

Das hast du möglicherweise recht, ich erlebe aber auch teilweise eine gewisse Unsicherheit bei meinem Gegenüber, wenn ich ganz einfach sage, nein ich möchte nichts trinken oder konsumieren. Ich bekomme dann oft so einen speziellen Blick zugeworfen. Also es passt einfach nicht, wenn ich nichts konsumiere, das bilde ich mir nicht ein, das ist so ...

Danke für deine Zustimmung, ich fühle mich jetzt einfach viel wohler als damals und auch das ist keine Einbildung, es ist schön, klarer zu sein. Alles Gute für dich Melanie.

Schönen Abend

Manuel
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newlife
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2013 20:10    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Manuel, Very Happy

ich war Ende 38 und machte meinen ersten stationären Entzug. Ich hab mich nur noch kaputtgemacht. Konnte dann auch nicht mehr arbeiten, weil ich entweder betrunken oder entzügig war. Ich versuchte das schon etliche Jahre immer wieder und immer wieder fiel ich auf die Schnauze. Ich konnte schonmal, wenn ich unten war ein paar Tage normal trinken. Ich hatte aber immer wieder kurz darauf massive heftige Abstürze in denen ich völlig ukontrolliert trank und draußen pennte, etc. Der Kontrollverlust ist bei mir das Hauptproblem. Ich kann einfach nicht mehr aufhören und das war so 3-4 mal in der Woche so. Psychisch lag ich dann auch nur noch aufm Boden.
Ich hielt dann knappe 3 Jahre ohne Stoff aus, fing dann an Benzos zu futtern und hatte dabei kurz darauf genauso Kontrollverlust und fing auch wieder an zu saufen. Beide Drogen zusammen hielt ich nur 3 Wochen aus und musste wirklich ganz dringend entgiften gehen, ich wusste echt nicht mehr wo oben und unten ist.

Ich mag im Übrigen viele Dinge, was ich in der Therapie gelernt habe. Gehe gerne in die Sauna, fotografiere gerne und verreise auch gerne. Jetzt hab ich nur das Problem, dass die meisten Personen in meinem Alter mich und meine Sucht überhaupt nicht verstehen. Ich lebe alleine, von daher sah ja niemand, wie ich gelebt habe. Nach außen gab ich immer ein gutes Bild ab. Ich trank halt mit den anderen normal und zu Hause schoss ich mich dann alleine ab, das sah ja dann keiner mehr. Ich achtete sogar noch darauf, dass mich niemand mehr von denen sah, wenn ich zur Tanke rannte.

Wenn du älter bist, relativiert sich so einiges. Dann kannst du nen Wellness-Urlaub buchen und findest auch viele Menschen mit 60+ und du kannst auch sagenv, dass du keinen Alk mehr vertragen kannst, da wird auch niemand mehr fragen. Feiern ist eben in unserem Alter noch angesagt. Es gibt zwar dennoch andere Persönlichkeiten die auch nicht trinken, sich daraus aber noch nie im Leben was gemacht haben, aber mein Naturell ist da eben anders. Ich ticke eben völlig süchtig und das merken andere dann schon auf welche Art und Weise du ablehnst.

LG
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newlife
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2013 20:17    Titel: Antworten mit Zitat

Nachtrag:

Jetzt hab ich zwar viel gebabbelt, aber deine Frage nicht beantwortet. So mit 18 war ich auch schon gut unterwegs. Ich wollte beides. Saufen und dennoch ne gute Ausbildung machen. Mir gelang auch beides. Ich schloss mit Auszeichnung ab und hab mich ansonsten nur weggeknallt. Ich fand das gut so und liebte mein Leben. Hätte ich früher mal mehr einstecken müssen, wäre ich vielleicht im weiteren Verlauf nicht so süchtig geworden, aber ich war es damals schon.
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