opiatkonsum - und die jahre verstreichen...

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oxy moron
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 13:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Merkwürden,
Hmm, hier wurde ja schon einiges sehr deutlich geschrieben, bleibt mir das erspart..
Grundsätzlich hast Du genau diese zwei Möglichkeiten, entweder Aufhören, jetzt, mit aller Konsequenz (oder zumindest den Willen dazu aufbringen, einfach ist es sicher nicht und Rückschläge sind wahrscheinlich) oder wie auch immer Weitermachen.
Die einzige Überlegung, welche meiner Ansicht nach rational für letzteres sprechen könnte, ist die feste Überzeugung Deinerseits, dass Dein nüchternes Leben sowenig lebenswert wäre, dass Du es beenden und offenen Auges die Abhängigkeit mit allen Risiken wählst. So war es bei mir, die Gründe dafür würden hier zu weit führen und ob es gute Gründe waren, beschäftigt mich oft.

Als Addendum noch den Text, den ich gestern geschrieben habe:

Ich mache mir einfach Sorgen, dass Du etwas zu blauäugig an die Sache rangehst, eben weil ich denke, Dich und Deine Motivation sehr gut verstehen zu können. Hat man eh schon die Aufschieberitis und Probleme damit, Projekte strukturiert und konsequent einfach durchzuziehen, besteht die große Gefahr, dass es eher ausufert, als besser wird.. Weißt Du, ich habe damals u.a. deshalb am Ende den Abschluß versemmelt, und nun brauche ich wohl immer noch viele Monate, bis ich wieder da stehe, wo ich schonmal war.
Ich hab‘ mich wieder aufgerafft, viel gelernt und kann mit den Schicksalsschlägen, die wohl der eigentliche Auslöser waren, deutlich besser umgehen, allerdings ist viel Zeit verstrichen, vielleicht mehr, als ohne Opioide, vielleicht hätte ich es ohne aber auch gar nicht geschafft/gewollt, überhaupt weiter zu machen, wer weiß..

Alles Gute,
moron
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Sabiote555
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 13:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
Das dumme ist ja, man kann nichts machen ...Ich schätze auch, dass Merkwürden in einem Jahr im täglichem Konsum fest hängt, wenn nicht schon in 6Monaten... Das fatale ist ja eben wenn man aufhören möchte dann ist es zu spät.
So gaukeln einem die Konsumpausen von mehreren Tagen vor, dass man es im Griff hätte..

Nein Merkwürden, mit Alkohol kannst du Opiate leider nicht vergleichen. Der Sog der Opiate ist zu stark, der Stoff zu Alltagstauglich, die Abhängigkeitsentwicklung zu schnell.

Du wirst dich dazu entscheiden es zu versuchen mit dem kontrollierten Konsum. Danach irgendwann wirst du feststellen dass du drauf bist und danach möchtest du aufhören. Du stellst dann fest dass es nicht so einfach ist und musst mit dem Konsum leben. Wenn du genug Stoff und Geld hast geht das ganz gut.

Oder bis wann möchtest du deine Entscheidung fällen?
Lg Caro
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 14:07    Titel: Antworten mit Zitat

@Sabi
Ich habe mal unter meinen langjährigen Substis rumgefragt. Das sind Menschen, die ohne Therapie eigentlich leben wie clean, d.h. darauf verzichten, ihre Stimmung "nach Bedarf" mit der Opiatzufuhr zu regulieren und nur ab und zu mal "was richtiges" konsumieren.

"Könntest du sonst clean leben, wenn du ein paarmal im Monat, aber höchsten einmal in der Woche, legal ein Opiat erwerben und konsumieren könntest?"
- solche "Regulierungsmodelle" werden in Fachkreisen ernsthaft diskutiert!

Erstaunlicherweise stimmten 75% der 20 Befragten dieser Aussage zu!

Es spricht nichts dagegen, dass ein Gelegenheitskonsum von Opiaten auch über einen langen Zeitraum möglich sein kann, wenn man sich an bestimmte Regeln hält, z.B. nur an höchstens zwei Tagen in der Woche, die mindestens drei Tage auseinander liegen, und niemals eine zweite Dosis am gleichen Tag einnehmen, sobald das schwierig wird, mindestens 2 Wochen nichts konsumieren.

Ich kenne Menschen, die seit Jahren so konsumieren, zwar nur ganz wenige, aber selbst ein einziger reicht aus um zu behaupten: Ja, kontrollierter Konsum von Opiaten ist möglich.

Jeder körperlich abhängige Schmerzpatient, der seine Opis nach Vorschrift pünktlich und in der verordneten Dosis einnimmt, zeigt doch, dass Menschen der Opiatwirkung nicht grundsätzlich hilflos ausgeliefert sind!

LG

Praxx
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oxy moron
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 14:49    Titel: Antworten mit Zitat

@ praxx:
Das ist sicher richtig. Worauf ich dennoch hinweisen möchte, ist im konkreten Falle Merkwürdens, dass seine, von ihm geäußerten, Defizite eine solche Bedarfsregulation durch Opioidwirkung vielleicht besonders wahrscheinlich machen, sobald der Rausch „erlernt“ und für Alltagsaufgaben instrumentalisierbar wurde, was nach einiger Zeit und koinzidentem Auftreten von Berauscht-Sein und Anforderungen der Fall ist.

Dass grundsätzlich kontrolierte Konsum, ob mit oder ohne physische Abhängigkeit machbar ist, entspricht auch meiner Auffassung wie Erfahrung. Zu bedenken bleibt die Gefährlichkeit beim Auftreten möglicher außergewöhnlich belastender Ereignisse, welche die weitere Kontrolle enorm erschweren können.

Ebenfalls ist bei ihm keine langjährige (teils negative) Substanzerfahrung gegeben, durch welche etwaige Exzesse im Vorfeld eventuell ausgebremst werden könnten (was bei Substipatienten qua definitionem der Fall ist).

Gruß,
moron
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Seine Merkwürden
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 13.01.2014
Beiträge: 1028

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 15:25    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo ihr,

anscheinend ist der Beitrag untergegangen, aber ich habe geschrieben, dass ich jetzt zu dem Schluss gekommen bin, es ab jetzt wirklich ganz ohne zu versuchen. So unmittelbar ist das ja noch kein Problem für mich und darauf, dass ich langfristig schon aufpassen muss, die Entscheidung nicht wieder zu "vergessen", stelle ich mich diesmal schon ein. Denn es stimmt schon, was einige jetzt geschrieben haben, dass ich bisher mit meinen Versuchen, planmäßig zu konsumieren usw., immer gescheitert bin, und dass es, wenn ich jetzt so weitermachen würde, höchstwahrscheinlich schlecht ausgehen würde, stimmt sicher auch. Von daher beende ich die Sache jetzt. Nochmal: danke für die direkten Worte. Den Gedanken, meine momentane Situation, die eigentlich ganz gut ist, zu nutzen, um aufzuhören, hatte ich ja selbst schon, aber alleine hätte ich mir bestimmt wieder eine andere Möglichkeit schön geredet. Aber ich will das jetzt mal konsequent angehen.
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Donut
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 28.08.2014
Beiträge: 75

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 15:35    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Merkwürden,
ich finde Deinen Entschluss super endlich mit den ganzen opiaten aufzuhören! Aber denk daran! Nach Worte müssen jetzt Taten folgen! und halt uns auf dem Laufenden!
euer benni
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oxy moron
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 17:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Merkwürden,
da haben wir doch auf den letzten Seiten sehr vehement auf Dich eingeredet, was wohl den negativen Erfahrungen geschuldet ist, die viele hier schon gemacht haben.
Ich für meinen Teil wollte mit meinen persönlichen Erfahrungen und Überlegungen nur zu einer möglichst informierten und bewussten Entscheidungsbasis Deinerseits beitragen und Dich keinesfalls unbedingt zu irgendetwas drängen, wenn der Eindruck entstanden ist, entschuldige ich mich dafür.
Denn Abstinenzverfechter bin ich wahrlich nicht, wäre bei meinem Umgang mit Rauschmitteln auch mehr als lächerlich. Nur wissen, was man tut, finde ich, sollte man so gut wie möglich, und es ist halt sehr leicht, das bei diesem Thema aus den Augen zu verlieren.

Für die Umsetzung Deiner Entscheidung wünsche ich Dir alles erdenklich Gute und die nötige Kraft,
beste Grüße,
moron
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Seine Merkwürden
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 13.01.2014
Beiträge: 1028

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 19:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo moron,

nein, ihr habt mich jetzt nicht negativ unter Druck gesetzt. Wenn, dann auf eine positive Weise. Ich habe ja auch schon von mir aus darüber nachgedacht, jetzt ganz aufzuhören. Gerade passt eigentlich alles gut zusammen dafür, diesen Schnitt zu machen. Dass man doch unsicher wird, wenn es konkret wird, und dass man sich dann angenehmere Alternativen überlegt, ist wohl normal, denke ich. Aber im Grunde kann ich mich den Fremdeinschätzungen hier nur anschließen: ich wollte von Anfang an nicht täglich konsumieren bzw. nur nach einem festen Plan, zum Abschalten am Wochenende usw., aber das hat bisher noch nie so geklappt. Stattdessen ist es immer mehr und schlimmer geworden. Warum sollte es jetzt anders sein?
Und noch kann ich wohl relativ leicht raus. Dass ich jetzt wohl trotzdem ziemlich auf mich achten und mich zusammenreißen muss, ist mir aber auch klar. Zumal ich bis zu diesem Zeitpunkt ja noch etwas hatte, den Rest habe ich gerade gezogen. Da erscheint einem das alles ohnehin erstmal leichter... Aber ich habe den Entschluss jetzt wirklich gefasst und mir gesagt, dass es das jetzt war. Ab morgen geht es dann endgültig ohne weiter. Auch ohne Alkohol erstmal, der macht mich im Moment ohnehin nur noch nervös, wenn ich ihn statt der Opiate konsumiere.
Ich werde dann hier auch schreiben, wie es so läuft. Also nicht in diesem Thread, den habe ich jetzt wohl etwas ins off topic getrieben, befürchte ich. Entschuldige bitte, Saubermann...
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micro88
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 08.07.2011
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 20:30    Titel: Antworten mit Zitat

@Praxx

Mit Verlaub, aber was du hier zum Thema Gelegenheits-Kosum ausfuehrst, geht doch total am Thema vorbei. Du sprichst von Substituierten, die kontrollierten Beikonsum haben. Das ist ein himmweiter Unterschied! Wieso hoeren diese Leute, die ja nur Gelegenheitskonsumenten sind, nicht mit der Substi auf? Ach, wahrscheinlich deshalb, weil sie ihre taegliche Opioid-Dosis brauchen. Die Definition, die du fuer den kontrollierten Konsum anfuehrst, widerspricht auch der in der Literatur ueblichen. Aber prima, nach deiner Definition bin ich dann mit 0.4 mg Buprenorphin pro Tag und keinem Beikonsum total in Kontrolle. Was natuerlich Bloedsinn ist, weil ich es sobald die 0.4 mg wegfallen nicht mehr bin. Du spannst den Bogen dann zur Legalisierungsdebatte, das ist eine ganz andere Frage. Natuerlich ist eine Legalisierung der einzig vernuenftige Weg, man sollte aber nicht mit falschen Daten argumentieren. Ein einziger kontrolliert konsumierender reicht als Beweis, dass kontrollierter Konsum moeglich ist? Der Einzelfall ist hier vollkommem irrelevant, es geht um epidemogische Daten fuer grosse Bevoelkerungsgruppen. Es gibt auch einzelne Menschen, die gegen HIV immun sind. Also ist das Virus harmlos?
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mattfällt
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 19.05.2013
Beiträge: 237

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 21:16    Titel: Antworten mit Zitat

Haha..wie hat mal jemand so sxhön geschrieben: sind die pupillen am kleinsten, wirkt aufhören immer am leichtesten Wink Sorry,aber warte erstmal morgen ab. Und übermorgen usw Momentan bist du drauf
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Sabiote555
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 21:16    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Praxx,
Ja, ich weiss, dass es Leute gibt die kontrolliert Opiate nehmen können. Seit ich in Substitution bin betreibe ich "kontrollierten Bei-Opiatkonsum". Dieser ist in Häufigkeit und (sozial) Verträglichkeit akzeptierbar.
Mein Arzt weiss davon. Wenn er mich fragt ob ich nebenher konsumiere antworte ich :"Ja, ab und zu. Alle paar Monate mal. Jedoch kein i.v Konsum, ich verstecke den Konsum nicht vor meinem Mann oder Freunden und konsumiere generell erst nach Feierabend.

Mein Leben ist ansonsten geregelt, ich versuche nicht Probleme oder Sorgen zu betäuben. Aber...und jetzt das aber...: Ohne stabile Substitution mit einer Grunddosis, von der ich zwar nicht "high" werde, "nichts von merke, aber das es wirkt weiss ich wenn ich versuche zu reduzieren, ohne diese Grunddosis würde mein "kontrollierter Beikonsum" nicht klappen.

Die Leute die das geregelt bekommen sieht man gar nicht da sie sich nicht an Hilfsangebote wenden. Die Schmerzmittelpatienten können sicherlich abdosieren und "clean" werden. Sie verändern aber mit der Substanz nicht ihr Bewusstsein sondern nehmen es gegen Schmerz, Einnahme ist negativ behaftet.
Ich konnte auch ohne Entzug Tropfen fuer Tropfen ausschleichen. Allerdings konnte ich "clean" nicht leben und fing wieder an. Schmerzmittelpatienten leben ihr Leben gerne clean und können dieses auch. Bei ihnen wurden die Gehirnareale nicht so weit durch die Opiate verändert.

Bei Merkwürden sehe ich starke Suchttendenzen, was er selbst ja auch sieht. Deswegen denke ich nicht , dass kontrollierter Konsum bei ihm klappen würde..
Umso besser der Entschluss ab morgen auf zu hören. @Merkwürden: Über diesen jetzt schnellen Entschluss staune ich (positiv).
Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.
Es waere lehrreich fuer uns wenn du uns auf den laufenden hälst wie leicht es dir noch fällt ( oder wie schwer) oder auch ob du dich noch einmal irgendwann umentscheidest.
Du hast das hier wirklich super dokumentiert und wenn du selbst in 20Jahren nachliesst dann ist es fuer dich selbst ggf auch interessant.

Herzliche Grüsse sendet Caro
PS: Was ist eigentlich mit Silent? Mir fällt gerade auf, dass ich sie länger nicht las. Wird doch nichts passiert sein? Oder ist es noch wegen ihrer "Praxx Anschuldigung", er waere in mehreren Foren ohne dafür Zeit zu haben und deswegen waere er unecht?
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 22:16    Titel: Antworten mit Zitat

micro88 hat Folgendes geschrieben:
Ein einziger kontrolliert konsumierender reicht als Beweis, dass kontrollierter Konsum moeglich ist? Der Einzelfall ist hier vollkommem irrelevant, es geht um epidemogische Daten fuer grosse Bevoelkerungsgruppen.


du verstehst praxx intention nicht. es geht hier auch nicht um repräsentative umfragen oder sonstwas... die aussage ist ganz klar: "KONTROLLIERTER KONSUM IST MÖGLICH!"

für diese aussage reicht ein einziger mensch, der das kann.

anders sähe es zb. auch, wenn man sagen würde: "DIE MEHRHEIT DER KONSUMENTEN SCHAFFT KONTROLLIERTEN KONSUM OHNE PROBLEME!"
da reicht der einzelfall eben nicht aus.

das sind völlig unterschiedliche ebenen.
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micro88
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 08.07.2011
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 23:05    Titel: Antworten mit Zitat

Ich verstehe seine Intention sehr gut, dennoch haelt seine Argumentation einer genauen Ueberpruefung nicht stand.

1) Seine Beipiele fuer die kontrolliert Konsumierenden oder Gelegenheitskonsumenten sind Substituierte, die kontrollierten Beigebrauch haben. Darum ging es in der Diskussion mit Merkwuerden nicht.

2) Diese reinen Existenzaussagen "Es gibt mindestens einen Menschen weltweit, der ..." sind wertlos, da
a) niemand jemals angezweifelt hat, dass es solche Ausnahmefaelle gibt
b) es ueblicherweise fatal ist anzunehmen, zu den wenigen gluecklichen Ausnahmefaellen zu gehoeren. Dies schien Merkwuerden jedoch zu tun.
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SAUBERMANN
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 23:33    Titel: Antworten mit Zitat

Seine Merkwürden hat Folgendes geschrieben:
Hallo wild,

naja, ich glaube wohl noch immer, dass man es mit den Opiaten so machen kann, wie z.B. mit dem Alk.



weißt du, wo hier vermutlich der denkfehler liegt? ich glaube, dass wir opiate viel lieber mögen als diesen gelegenheitssäufern der alkohol. uns fehlen opiate viel mehr als den wochenendtrinkern ihr alk... außerdem denke ich, dass alkohol auch bei weitem nicht so alltagstauglich ist wie opiate es eben sind...

ich habe wirklich längere zeit kontrolliert konsumiert. ähnlich wie wild habe ich mit 18 opiate kennengelernt (H und tilidin). ich wusste sofort: das erste mal wird nicht dein letztes mal bleiben.. dieses feeling war der himmel auf erden..

in den jahren danach konsumierte ich mal mehr, mal weniger und n paar jahre überhaupt nicht. dann fing ich mit mitte 20 an, ab und zu wieder codein usw. zu nehmen. mir war aufgrund einer zwischenzeitlichen benzosucht und teilweise kleineren problemen mit alk schon irgendwo klar, dass ich verdammt aufpassen muß. mein leben war zu dieser zeit wirklich extrem schön (so empfand ich es zu der zeit und auch im rückblick sehe ich das so). es gab im grunde nur ein paar stellschrauben, die zum absoluten glück gefehlt haben... gleichzeitig hatte ich aber auch einige probleme, die mir zwar zu schaffen machten, aber letztendlich verdrängte ich das zunächst erfolgreich...

mein kontrollierter konsum funktionierte wirklich gut. ich nahm zb. an einem freitag 50mg tramadol und war davon 6-8 stunden richtig schön high... (das muß man sich mal vorstellen: 50 mg ohne nachzulegen haben völlig ausgereicht!). der konsum beschränkte sich zunächst auf 1x monatlich.

rückblickend muß ich sagen, dass ich hier schon die kontrolle verlor: zwar konsumierte ich noch länger nach diesem festen schema, aber ich fieberte immer mehr auf diese "konsumtage" hin und die nüchternen tage verloren ihren reiz für mich.. das habe ich damals aber noch gar nicht als so krass empfunden..
mittlerweile ist mir natürlich klar, dass es absolut beschissen ist, wenn man an einem gemeinsamen abend mit seiner traumfrau auf der couch liegt, schöne dinge macht (frau perfekt, unterhaltung perfekt, essen perfekt usw.) und die zeit geniessen könnte, aber stattdessen daran denkt, dass man auch gerne ein paar schmerzmittel einnehmen würde und alleine chillen könnte... zwar hab ich später auch öfter mit meiner ex zusammen konsumabende eingelegt, an denen sie weed geraucht hat und ich opiate genommen habe, aber irgendwie isoliert man sich mit der zeit ja doch ziemlich stark...

jedenfalls kam natürlich der tag, an dem alles anfing, aus dem ruder zu laufen.. ich nahm also außerplanmäßig tilidin und gab damit den startschuss zu einer jahrelangen opiatsucht...

natürlich hatte ich n mieses gefühl dabei.. und ich war ja noch in der lage, körperlich auf tilidin und co. zu verzichten.. so machten meine ex-freundin und ich damals über die weihnachtstage n abstecher zu ihren eltern und ich ließ alle opiate bewusst zu hause im schrank stehen... aber was freute ich mich auf zu hause... AN DEM PUNKT hätte ich damals die notbremse ziehen müssen.

aber was soll man in so einer situation schon machen? da geht man doch noch nicht in therapie? so und so ähnlich denken wahrscheinlich viele von uns.. "ich schaff das schon irgendwie noch alleine!"

nach und nach gab ich alle meine hobbies, leidenschaften und freizeitaktivitäten auf und konsumierte nur noch.. das war logischerweise pures gift für die beziehung.. in der zeit lernte ich auch, was ein "AFFE" ist...

interessanterweise waren dinge wie zb. substitution für mich gedanklich meilenweit entfernt... leute in substi waren für mich junkies. dass ich dort mal landen würde, hätte ich nicht gedacht zu der zeit...

klar: ich wusste die ganze zeit, dass ich ein problem habe. dass ich süchtig war, war mir schon bewusst. aber die tragweite meines tuns war mir nicht ganz klar. ich habe das alles brutal unterschätzt.. aber auch als dann die ersten "konsumkollegen" in substi gingen, dämmerte es mir noch nicht...

ich ging noch immer davon aus: "DU MUSST NUR N PAAR HARTE TAGE DURCHSTEHEN UND SCHON IST ALLES WIEDER GUT!"

das erinnert mich alles etwas an "seine merkwürden". dieser gedanke, man könne opiate so einfach mal aus dem leben streichen, ist mir gut bekannt. heute weiß ich, dass das nicht geht.
dazu brennt sich das alles viel zu tief ins hirn. man ist süchtig nach dem gefühl. selbst wenn ich nüchtern war, versetzte mich schon der gedanke an die prall gefüllte flasche tilidin in meinem rucksack in vorfreude...

WIE KOMMT MAN DAVON WIEDER LOS?! ich bin am ende mit meinem latein.. auch wenn es gar nicht mehr so wunderbar ist, seine 140 mg methadon zu schlucken und davon etwas -ja was eigentlich?!- zu sein, klebt man daran wie ein kaugummi an der schuhsohle...

und was für mich persönlich so schwer zu ertragen ist: opiate passen ist fast jede lebenslage..

selbst wenn man jetzt 5 oder 10 jahre clean lebt, sich weiterentwickelt, n tollen job hat, ne tolle partnerin findet und man im grunde zufrieden und evtl. sogar glücklich ist, braucht man nur durch zufall ein fläschchen valoron zu finden und man kommt sofort wieder in diese gedankenspirale rein.. "EINMAL KÖNNTE ICH DOCH...?!" usw...

bei mir war es zb mal so, dass eine freundin bei mir war und eine migräneattacke bekam... zu der zeit war ich clean und verschwendete ausnahmsweise mal keinen gedanken daran... das mädel bat mich, zu ihr nach hause zu fahren und ihr ihre migränetabletten aus dem badezimmerschrank zu holen.. und wie das dann manchmal eben ist: neben dem migränezeug war eine packung TRAMAL LONG 150 (? glaube ich?).. ich nahm also ihre tabletten UND das tramal mit und fragte sie, ob ich 1-2 tabletten haben dürfte.. sie gab mir die ganze packung.. sie schlief dann bei mir ein, ich nahm 1 tablette und ging in die stadt, trank 2 kleine bier und war so unfassbar gut drauf... dieser eine abend ist mir in guter erinnerung geblieben, weil er so schön war..

naja, thats life... sowas kann uns immer wieder passieren. ja, ich weiß: wir MÜSSEN ja nicht fragen, ob wir ne tablette bekommen.. aber hey: suchtmensch und so.. ihr kennt das spiel doch auch...

ich finde es so extrem schwer, diese verknüpfung "OPIATKONSUM = UNBESCHWERTES LEBENSGEFÜHL, EUPHORIE, SORGLOSIGKEIT UND SCHWEBEN AUF WOLKE 7" zu löschen bzw. abzuschwächen...
mit so etwas habe ich eh ein großes problem: meine beziehung ist nun schon einige jahre vorbei und trotzdem ist in meinem kopf diese verknüpfung: wenn ich an eine wunderschöne frau denke, dann kommt mir meine exfreundin in den sinn.. neulich kam im fernsehen etwas über hautpflege.. und schon wieder kommt mir in den sinn, dass meine ex wunderschön makellose, weiche haut hatte.. (dabei kenne ich auch andere schöne frauen, mit denen ich nicht weniger engen kontakt hatte.. aber ich denke immer nur an diese eine person!)

das stört mich manchmal wirklich. diese assoziationen im gedächtnis sind eingebrannt... und bei opiaten ist das auch so: ich könnte 5 jahre abstinent sein.. aber auch dann wüsste ich noch immer, wie schön der konsum sein kann.. und in der regel auch IST!

ich habe auch keine lust, dagegen zu kämpfen. das müsste doch eigentlich von alleine verschwinden..? aber es bleibt da.. bei mir jedenfalls..


gut, das war jetzt wieder n ziemlich verworrener text von mir.. deshalb jetzt mal n cut, obwohl ich noch 1000 gedanken dazu im kopf habe...

@seine merkwürden: ich wünsche dir auf jeden fall viel erfolg... aber ich frage mich ehrlich gesagt schon, wie du das schaffen willst..?
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micro88
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 08.07.2011
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 29. Aug 2014 23:47    Titel: Antworten mit Zitat

hey Saubermann, finde nicht, dass das ein wirrer Text war, lese deine Texte immer sehr gerne, und finde, dass du gut und unterhaltsam schreibst.

Aber genau aus den Gruenden, die du so gut beschrieben hast (wie sich das Opiatgefuehl ins Gehirn einbrennt), finde ich die Annahme nicht ueberzeugend, dass Merkwuerden Gelegenheitskonsument bleiben kann, nur weil es diesen Ausnahmetyp gibt.

Es gibt Leute, denen gefaellt der Opiatrausch nicht. Diese Leute, wenn sie denn weiter gelegentlich konsumieren wuerden, koennten wohl Gelegenheitskosumenten bleiben. Aber da ihnen der Rausch nichts gibt, werden sie stattdessen Abstinenzler bleiben und gar nicht konsumieren.

Bei Merkwuerden stimme ich Oxymoron (warum bezeichnest er sich selbst als Moron, weil er Drogen nimmt?) 100% zu, das beste waere, wenn er sich einen Sucht/Konsum/Karriere-Plan macht, und somit die gesundheitlichen und strafrechtlichen Folgen, fuer die zum groessten Teil die Illegalitaet verantwortlich ist, abmildert.

Je nachdem wie miserabel das Leben ohne Drogen ist, kann eine Opiatabhaengigkeit auch eine bewusste Wahl sein. Ich habe damals auch eine Abhaengigkeit billigend in Kauf genommen, und war mit dem Leben danach zufriedener als zuvor. Was auch immer man tut, man sollte sich nur nichts vormachen..
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