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NoWay Anfänger
Anmeldungsdatum: 08.11.2012 Beiträge: 2
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Verfasst am: 8. Nov 2012 11:10 Titel: Kein Clean werden ohne Therapie? |
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Hallo ihr da draußen!
Ich hab mich eben erst hier angemeldet. Ich bin auch auf anderen Foren tätig, aber da ich da schon etwas bekannt bin und einfach mal frischen Wind in meine Gedankenwelt blasen will, würde ich euch gerne um Rat fragen.
Kurz zu mir und meiner Geschichte:
Ich bin 20 Jahre alt und ein Mädchen ^^
Nun ist es so, dass ich vor 2,5 jahren mit Drogen angefangen hab... alles gut und schön. Am Wochenende immer schön abraven, Teile futtern, LSD schmeissen etc. Es war eine echt schöne Zeit!
Irgendwann ist dann einiges in meiner Welt zusammengebrochen (Psychiater nennen das heute ein "Trauma"). Wie das so ist hab ich natürlich nichts an meinem Konsummuster geändert und vor ziemlich genau 2 jahren hatte ich dann meinen letzten LSD-Trip.
Da meine Psyche in dieser Zeit aber an einem total Tiefpunkt angelangt war, könnt ihr euch ja etwa vorstellen wie der Trip so war. Ich konnte meinen Horror zwar gut überspielen, aber selbst nach dem Runterkommen blieben die fiesen Gedanken und die negativen Gefühle.
Wie es der Zufall so wollte litt ich zu der Zeit unter chronischem Husten und bekam von meinem Arzt Paracodin (Dihydrocodein) verschrieben.
In meiner Verzweiflung (Angstzustände, PAs, Depressionen, Suizidgedanken) konnte ich mich daran erinnern, dass ich das DHC schonmal missbraucht hatte und dass das eigentlich ganz gut kam.
Also wieder ab zum Arzt, Zeugs verschreiben lassen und hinter mit dem Opioid. Und da war ich nun, innert wenigen Stunden fühlte ich mich wieder wie früher: entspannt, glücklich, zufrieden.. .ich konnte mich selber leiden. Das war der Anfang vom Ende. Ich fing an das DHC überall zu erschleichen (Hier in der Schweiz ist das Zeug net verschreibungspflichtig).
Ich war dann ein Jahr lang immer mal wieder ein paar Wochen auf DHC und dann wieder ein paar Wochen nicht. Irgendwann war es dann so weit, dass ich meinen ersten körperlichen Entzug durchmachen musste, nachdem ich aber 2 Monate clean blieb. Dann fing ich an nach anderen Opis zu suchen... Probierte Oxycodon, Tilidin, o-desmethyltramadol etc... aber erst im Dezember 2011 fand ich die Perfekte Lösung: Subutex!
Ich hab es damals von einem Kumpel geschenkt gekriegt, als das dann alle war ging ich mutterseelenallein bei uns in die Stadt auf die H-Szene. Ich kannte keinen aber das änderte sich schnell. Bald fand ich meinen regelmäßigen Subutex-Dealer. Nun war ich täglich auf Subutex. Zu Beginn nur auf ca. 0.3mg/Tag...
Nach ca. 1 Monat wurde das Zeug aber langweilig für mich und so dumm und naiv wie ich war wollte ich nur einmal Heroin testen. Ich dappelte also wieder ganz alleine auf die Szene und kaufte mir 0.5g H...
Ich war dann ca. 2 Wochen durchgehend auf H... bis meine Kohle alle war. Dann wieder auf Subutex. Das ging dann ein halbes Jahr so,... ich war nich ein Tag nüchtern.
Ich ging kaum noch zur Schule... so dass die mich von der Schule schmeissen wollten. Mir war die Matura (=Abi) aber sehr wichtig. So gestand ich dem Rektor alles. Er hatte relativ viel Verständnis, zwang mich aber dazu einen stationären Entzug zu machen. Die 2 Wochen in der Entzugsklinik waren echt die Hölle... danach war ich auch nur knapp 1 Woche clean. Meine Abschlussprüfungen hab ich dann vollends auf Subutex geschrieben.
Nun ist es so, dass ich vergangenen Sommer immer mal wieder ne Zeit lang auf H war... dann wieder Subutex... etc. In Spitzenzeiten verbrauchte ich bis zu 10mg/Tag... Nun bin ich am abdosieren.
Im Moment biin ich auf 0,5mg/Tag und versuche demnächst mit Lyrika abzukicken. Aber in meinem Kopf denk ich ständig an H...
Mein vorletztes Mal H wurde ich auf der Szene unter Androhung von Gewalt ausgeraubt, aber trotzdem denk ich immer wieder an diesen Tag und wünsch ihn mir zurück...
Da sieht man mal wie H einem was vorlügen kann!
Kann es sein, dass ich nur mit einer Therapie clean werden kann? Muss ich erst mein "Trauma" aufarbeiten?
In der Klinik wurden mir 3 Diagnosen aufgedrückt: "ADS" , "posttraumatische Belastungsstörung" und "Borderline- Persönlichkeit"..
Danke fürs Lesen dieses langen Beitrags!
LG
NoWay |
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in_white_rooms Anfänger
Anmeldungsdatum: 09.11.2012 Beiträge: 17
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Verfasst am: 9. Nov 2012 15:07 Titel: Ich glaube, du hast recht... |
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Hallo NoWay,
mir geht es ähnlich wie dir. ich habe mit 18 Jahren angefangen mit ALLEM. naja, eigentlich schon mit 13 jahren (kiffen, ephedrin, pilze..). jetzt bin ich 23 und es hat noch kein ende genommen und ehrlich gesagt bezweife ich auch, dass es ein ende nehmen wird, bevor man nicht die URSACHE herausgefunden und THERAPIERT hat. Denn wer eine SUCHT hat, der SUCHT nach Etwas... Nur was das ist, müssen wir wohl selbst noch herausfinden bzw. der Therapeut. Vielleicht auch nur ein wenig mehr Liebe zu uns selbst. Ich hatte bzw. habe auch Neigungen zu Boarderline, und JA, ich denke schon seit Jahren, dass ich auch ADS habe, ohne Hyperaktivität. Ich war schon immer eine Träumerin und irgendwie in meiner eigenen Gedankenwelt gefangen. Tja außer, wenn ich dann mal SCHNELLER UNTERWEGS war, lief plötzlich alles so reibungslos... Easy für die Schule lernen, Hier und da was erledigen. Kommunikation - zuhören können. Außerdem habe ich Bulimie.
Naja, dein Beitrag hat mich aber etwas inspiriert. Es muss auf jeden Fall zuerst das "Trauma" therapiert werden. Guter Ansatz. Ansonsten wird mal vielleicht immer in der Sucht gefangen bleiben. Willst du vll verraten, was du für ein Trauma hast/was dir passiert ist? |
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NoWay Anfänger
Anmeldungsdatum: 08.11.2012 Beiträge: 2
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Verfasst am: 14. Nov 2012 01:10 Titel: Freut mich sehr, dass mir jemand geantwortet hat :) |
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Ich litt übrigens auch jahrelang unter Bulimie
Ich konnte das dann dank Drogen überwinden, bzw. habe meine Sucht verlagert...
Nun ja, über mein "Trauma" zu reden fällt mir nich all zu leicht, da ich irgendwie übelst paranoid bin und Angst habe, dass mich wer erkennt, obwohl das voll unlogisch ist.
Ich versuchs mal schön zu umschreiben:
Ich erfuhr sexuelle Gewalt... und das leider von dem Menschen, von dem ich es niemals erwartet hätte. Er war damals mein bester Freund... sowas zerstört natürlich erstmal jegliche Abilität Vertrauen aufzubauen...
Danach hab ich, wie schon gesagt, LSD genommen und schon nur dieser Trip an sich könnte man als weiteres Trauma bezeichnen :/
Ich hatte aber schon davor Bulimie und Selbstmordversuche hiner mir... diese sind dann ja folglich nicht mit diesem "Trauma" zu erklären... irgendwas scheint mit mir einfach nich ganz Banane zu sein... |
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mesut76 Platin-User
Anmeldungsdatum: 04.03.2012 Beiträge: 1238
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Verfasst am: 14. Nov 2012 09:50 Titel: |
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Hallo Leute,
ne Therapie bringt auf jeden Fall was, nur ob das dann auch für ein Cleanes Leben reicht, wird sich dann später herausstellen.
Es gibt die unterschiedlichsten Gründe warum man mit Drogen anfängt und vor allem wieso man dabei bleibt. Das muss jeder selber herausfinden und da kann eine Therapie ganz Hilfreich sein.
In der Therapie ist es aber nicht so, das man in den Op geschoben wird und 10 Tage später ist alles gut. Leider nicht und viele lassen sich auch nicht auf sich selber ein. Und dann bringt auch die beste Therapie nix.
Wichtig ist, das man sich selber vorstellen kann, wie der Tag ohne Drogen aussehen könnte und wer sich entschieden hat, wird dann auch dementsprechend handeln.
Aber mal zu der Frage, ehrlich gesagt muss man nicht in die Klinik um Sauber zu werden. Man kann es auch ohne schaffen. |
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Jess Silber-User
Anmeldungsdatum: 22.02.2009 Beiträge: 298
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Verfasst am: 14. Nov 2012 12:06 Titel: |
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Da kann ich mich Mesut nur anschliessen.
Wenn Du eine Therpie machen möchtest, dann kann ich Dir wärmstens Littenheid empfehlen. Die Klinik ist sehr schön und es herrscht dort eine andere Philosophie als in Oberwil, Forell etc. Littenheid ist zwischen St. Gallen und Winthi, bei Wil.
Littenheid ist soweit ich weiss hier in der Schweiz auch die einzigste Klinik, die zusätzlich eine Traumatherapie anbietet und auch für einige Kantone zuständig ist. Da sie in drei Monatsintervallen arbeiten, gibt es auch nicht die Probleme mit der KV. In Littenheid kannst Du Dich anmelden, mit Wartezeit, oder auch 24 Stunden nach Rücksprache mit einem Doc einfach aufschlagen. Du wirst dort definitiv NICHT wieder Heim geschickt. |
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in_white_rooms Anfänger
Anmeldungsdatum: 09.11.2012 Beiträge: 17
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Verfasst am: 15. Nov 2012 00:14 Titel: |
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Hallo. Und genau DAS dachte ich mir. Sexuelle Gewalt. Sorry für die Frage aber ich habe es ehrlich gesagt schon gewusst.
Darum auch der Hass gegen den Körper, usw. Da kommt alles zusammen. Im Endeffekt fehlt die Liebe zu einem selbst, und DIESE muss man finden. Das ist es, wonach man sein leben lang sucht. "SUCHT". Ganz klar. Da hilft nur eine Therapie. Blöd nur, dass solche Dinge einem erst im Alter bewusst werden und Probleme bereiten, nicht unbedingt in der Pubertät etc. Das kommt alles nach und nach und die Psyche deckt immer mehr Puzzelteile auf. Man sucht nach Ursachen.
Bulimie war so ne erste Sucht, und als ich dann auch noch durch Pep etc Hunger komplett unterdrücken konnte, wurde sowas natürlich nicht unbedingt missbraucht um zu feiern, sondern um keinen hunger zu haben! oder eben um den haushalt auf die reihe zu kriegen, rauszuflüchten aus den "tagträumen" und im wahren leben aktiv zu werden.
machst du bereits eine therapie? ich weiß nicht, ob du konkrete erinnerungen an deine geschehnisse in der kindheit hast ich habe diese nicht. nur bruchstücke kommen von jahr zu jahr. mal sehen, ob das puzzle noch fertig wird. doch selbst wenn wir wissen, was uns wiederfahren ist, hilft es uns im endeffekt auch nicht weiter.
alles sehr kompliziert. ich wünsche dir alles gute und wünsche dir, dass du einen guten therapeuten findest. denn das ist genau der richtige ansatz. erst muss das krankheitsbild geheilt werden - dann die drogensucht, die ja grundsätzlich eigentlich durch ein gestörtes verhältnis/krankheit/zuwenig liebe/botenstoffe im körper, etc. entsteht. ... nicht alle haben das SUCHTGEN .. und frägst du die, die es haben...dann haben sie alle ihre GESCHICHTEN.
LG |
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in_white_rooms Anfänger
Anmeldungsdatum: 09.11.2012 Beiträge: 17
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Verfasst am: 15. Nov 2012 00:24 Titel: |
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... also um nochmal was nebenbei zu erwähnen.. ich arbeite im Sozialen Bereich.
Bin selbst mit Kindern und Jugendlichen konfrontiert, die ihre Vorgeschichten und entprechende Symptome/Drogenproblematik aufweisen. Die Verläufe sind grundsätzlich sehr ähnlich, und gerade auch ASD, ADHS, Boarderliner, Opfer sexuellen Missbrauchs oder auch nur Gewalt - sei sie psychisch (liebesentzug der eltern, eigene suchtprobleme der eltern) oder körperlich. etc. sind grundsätzlich gefährdet für Drogensucht. Das ist eben die ewige SUCHE. Es ist auch nicht untypisch für Frauen, die sexuelle Übergriffe erlebt haben, dass sie sich diesen aber immer wieder fügen und sogar überdurchschnittlich hohen sexuellen Kontakt mit Männern haben - Paradox.
Naja,
Ich habe genügend Bücher, Therapieansätze, Konzepte, Hilfepläne zu Hause (durch mein Studium).
Mir selbst kann ich zwar irgendwie nicht helfen, doch anderen helfe ich gerne oder versuche es zumindest. (Die Umsetzung is ja immer wieder ne andre Sache, sagt der Schweinehund.)
Kannst mir gerne ne PN schreiben wenn du irgendwas wissen möchtest. |
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