Noch immer Nervenzittern nach Benzo- und Morphinentzug

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Schmetterlingslarve
Gast




BeitragVerfasst am: 18. Feb 2009 10:23    Titel: Noch immer Nervenzittern nach Benzo- und Morphinentzug Antworten mit Zitat

Hallo ! Hab im Dez. letzten Jahres einen Benzoentzug durchquält. Stationär, also zu Hause geht sowas meiner Meinung nach nicht. Die letzten Benzodiazepine habe ich am 02.12. geommen. Ich leide noch immer unter Zittern in den Händen. . Fällt mir zum Beispiel schwer, eine sms zu schreiben. Mein Psychiater, ein sehr weiser und bewanderter Mensch, sagte mir das läge noch immer am Benzoentzug. Muß aber mit dazu sagen, dass ich auch einen Morphinentzug durchgemacht habe. Ging nur warm, habe es "kalt" wirklich nicht geschafft. Bin morphinabhängig geworden, aufgrund eines Bandscheibenvorfalles. Also, ich möchte gerne wissen: kann mir jemand von Euch mitteilen, wie die Erfahrungen während/nach den Entzügen waren, und ob Ihr auch noch unter Zittern leidet. Danke, Schmetterling
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bright
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Anmeldungsdatum: 09.11.2008
Beiträge: 733

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2009 16:24    Titel: Re: Noch immer Nervenzittern nach Benzo- und Morphinentzug Antworten mit Zitat

Schmetterlingslarve hat Folgendes geschrieben:
Hallo ! Hab im Dez. letzten Jahres einen Benzoentzug durchquält. Stationär, also zu Hause geht sowas meiner Meinung nach nicht. Die letzten Benzodiazepine habe ich am 02.12. geommen. Ich leide noch immer unter Zittern in den Händen. . Fällt mir zum Beispiel schwer, eine sms zu schreiben. Mein Psychiater, ein sehr weiser und bewanderter Mensch, sagte mir das läge noch immer am Benzoentzug. Muß aber mit dazu sagen, dass ich auch einen Morphinentzug durchgemacht habe. Ging nur warm, habe es "kalt" wirklich nicht geschafft. Bin morphinabhängig geworden, aufgrund eines Bandscheibenvorfalles. Also, ich möchte gerne wissen: kann mir jemand von Euch mitteilen, wie die Erfahrungen während/nach den Entzügen waren, und ob Ihr auch noch unter Zittern leidet. Danke, Schmetterling

Ich denke mal, dass Kilon Dir die Zusammenhänge von uns allen hier am besten erklären könnte. Ich versuche ihm ein wenig "Arbeit" abzunehmen, so dass er nur noch berichtigen bzw ergänzen müsste.
Benzoes wirken im GABA System, welches für die Reiz-Auswahl zuständig ist, die entweder gebremst, beschleunigt, aussortiert, werden. Dazu gehören auch Angst und Paniksignale.
Dir fehlt also die "Fähigkeit" Reize angemessen zu verarbeiten, sie auszustellen.
Wenn ich auf eine Schlange trete, werde ich mich kurz erschrecken, und wenn die Gefahr vorbei ist, mich einigermassen schnell wieder einkriegen.
Auch Panik verschwindet mit dem Beenden des aktuellen Anlasses. Im Idealfall.
Bei Dir dürfte der Morphinhaushalt (dem wirklichen "Glückshormon) gestört sein, was schon mal ein sowieso schlechteres Körpergefühl (Unbehagen) bedeutet. Zusätzlich kannst Du negative Reize nicht ausblenden, und als erledigt aussortieren. Du musst jeden negativen Reiz richtiggehend langwierig "verdauen". Hast ihn solange, bis die negative Energie verbraucht ist. Zusätzlich wird sich das "Jetzt" mit alten, im Schmerzgedächtnis ungelöschten emotionalen Erinnerungen mischen, die auch durch GABA unterdrückt werden würden. Klar, dass Dich das ziemlich durchschüttelt.
Das Zittern ist eine Reaktion auf diese Anspannung. Die Muskeln haben die Fähigkeit sich durch Zittern bei Überanstrengung durch Anspannung, das kann auch Treppensteigen auslösen, durch Spasmen (Zittern) zu entspannen, um einer Verkrampfung vorzubeugen. Du wirst diese Erscheinungen, auch die Verkrampfung , auch vom Entzug her kennen. Hoffentlich auch vom Orgasmus!
Deine Bio-Chemie schafft es noch (?) nicht, diese Entspannung herzustellen. Etwas, was bei ersten Drogenerfahrungen über die "Erlösung" einen Teil der Euphorie-Welle ausmacht. Die natürlich bei geringerer Ausgangsanspannung auch kleiner ausfällt. Wie beim Bogenschiessen. Je mehr ich spanne, desto weiter fliegt der Pfeil.
Ich weiss, dass Du Dich selbst als Folge einer Schmerztherapie Abhängig siehst. Aber wenn man Rückenschmerzen (Ver- und Anspannung-Fehlhaltungen) als Überforderungsreaktion (Angst) sieht, dann hast Du vorher auch schon ein gewisses Suchtpotenzial gehabt, welches durch die Schmerzbehandlung entverdrängt-entschlossen wurde. Diese kommt jetzt für Dich wenn auch nicht aus völlig, so doch aus heiterem Himmel.
Das Zittern deutet auf grosse innere Anspannung hin.
Lt. Wilhelm Reich kann man sogar an bestimmter Muskulatur bestimmte Traumatisierungen sogar den Zeitpunkt der Entwicklung "bestimmen.
Augenzittern wären verdrängte Tränen.
Lippen verdrängte Stillerfahrungen.
...
...
Zitternde Hände wären zum Beispiel nicht ausgelebte Würgeimpulse.
Durch sich regenden Hass ausgelöst.
Hass ist nichts "verrücktes", Verrücktes ist Teil der Verzweiflung.
Hass hat sich aus Angst, dann Aggression, Wut, dann Hass entwickelt. Jeweils verändert durch den Druck des nicht Ausleben zu können.
Nicht ausgelebter Hass verwandelt sich dann in Sadismus in Verbindung mit reiner Mordlust. Dies alles zu kontrollieren brennt den Tank für Lebensenergie völlig aus. Und geschieht auch über die Muskulatur, von Wilhelm Reich als Muskelpanzer bezeichnet. Der auch unerwünschte Erinnerungen speichert und blockiert. Emotionen sowieso. Und wenn dann tatsächlich welche durch die Kontrolle kommen, kann man sie noch schlucken, um sie nicht über den Kopf zu kriegen. Der Volksmund weiss das Alles.
Das wäre logischer Weise ungefähr Dein Gefühlscocktail, mit dem Du dich abquälst, wo noch das Gefühl der Ohnmacht dazukommt.
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Schmetterlingslarve
Gast




BeitragVerfasst am: 18. Feb 2009 18:01    Titel: Danke bright Antworten mit Zitat

Bin Dir sehr dankbar. Zu allem Überfluß kommt nun noch hinzu, daß ich eine Medik.Umstellung mache. Habe das Citalopram gegen Fluvoxamin getauscht. Weil ich im Methardict runter gehen möchte und Fluvoxamin den Methaspiegel indirekt erhöht. Mein Mann ist seit Montagabend auf einer Fortbildung. Natürlich auch doof, so allein... Heute war ich bei einer anderen Psychiaterin, bei uns in der Suchtambulanz (besuche dort die Ergoth.). Auch sie erklärte mir, daß meine Panikattacke (hatte gestern das 1 mal eine, welche genau den Zustand beschreibt, welchen Du mir erklärt hast). Sie erklärte mir, dass es die typischen "Umstellungszeichen" wären, die weggehen WÜRDEN!!! Muß ihr und meinem Doc. wohl glauben. Wenn diese Umstellungszeichen, noch zu dem "unbefriedigtem" GABA mit dazu kommen, kann ich, glaub ich noch fast, glücklich sein, daß es mir nicht beschissener geht. Der Zustand ist genau so, wie Du ihn beschreibst. Mensch, hast mir nen dicken Packen an Angst genommen, dachte schon ich würde irgendwie unnormal. Aber sag: Wann erhohlt sich denn dieses GABA ? Ich denke Benzos habe ich bestimmt 2 Jahre bekommen. Was mir nur noch unverständlich ist, daß dieses Nerfenzittern schlimmer wird, als vor zum Beispiel 4 Wochen. Kann denn jetzt erst dieses GABA freigelegt werden, und wichtiger: Wann geht das wieder weg. ?
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miramööp
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Anmeldungsdatum: 10.11.2008
Beiträge: 163

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2009 20:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Schmetterlingslarve,

auch wenn das was ich jetzt schreibe vielleicht nicht besonders schön ist, denk dran, dass jeder Körper anders ist, und dass es nur drauf ankommt, wie es bei dir verläuft.
Also ein Benzoentzug kann schon seeehr lange dauern, zumindest bis alle Symptome weg sind (körperlich und psychisch). Bei Langzeitkonsum, also über 5 Jahre, kann das schon länger als ein Jahr dauern.
Wie lange es jetzt bei dir genau dauern wird, kann wohl niemand vorhersehen. Entzüge sind auch immer ein bißchen "Kopfsache", also je besser deine allgemeine psychische Verfassung und deine Einstellung zum Entzug ist, um so einfacher wird es.
Jedenfalls, dass du immer noch zitterst (ist das selbe wie beim Alkoholiker, nur bei Benzos eben langwieriger und manchmal noch heftiger) ist also auf keinen Fall ungewöhnlich. Aber da hilft einfach nur aussitzen, so blöd das ist, und ansonsten so gut es geht für sich sorgen.
Was hast du denn, wieviel genommen, und wie lange hast du ausgeschlichen?

Wie das mit dem GABA genau ist, wird dir vielleicht noch jemand anders erklären können. Ich wünsch dir jedenfalls gute Besserung, halt den Kopf oben...
Mira
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bright
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Anmeldungsdatum: 09.11.2008
Beiträge: 733

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2009 23:32    Titel: Re: Danke bright Antworten mit Zitat

Schmetterlingslarve hat Folgendes geschrieben:
Bin Dir sehr dankbar. Zu allem Überfluß kommt nun noch hinzu, daß ich eine Medik.Umstellung mache. Habe das Citalopram gegen Fluvoxamin getauscht. Weil ich im Methardict runter gehen möchte und Fluvoxamin den Methaspiegel indirekt erhöht. Mein Mann ist seit Montagabend auf einer Fortbildung. Natürlich auch doof, so allein... Heute war ich bei einer anderen Psychiaterin, bei uns in der Suchtambulanz (besuche dort die Ergoth.). Auch sie erklärte mir, daß meine Panikattacke (hatte gestern das 1 mal eine, welche genau den Zustand beschreibt, welchen Du mir erklärt hast). Sie erklärte mir, dass es die typischen "Umstellungszeichen" wären, die weggehen WÜRDEN!!! Muß ihr und meinem Doc. wohl glauben. Wenn diese Umstellungszeichen, noch zu dem "unbefriedigtem" GABA mit dazu kommen, kann ich, glaub ich noch fast, glücklich sein, daß es mir nicht beschissener geht. Der Zustand ist genau so, wie Du ihn beschreibst. Mensch, hast mir nen dicken Packen an Angst genommen, dachte schon ich würde irgendwie unnormal. Aber sag: Wann erhohlt sich denn dieses GABA ? Ich denke Benzos habe ich bestimmt 2 Jahre bekommen. Was mir nur noch unverständlich ist, daß dieses Nerfenzittern schlimmer wird, als vor zum Beispiel 4 Wochen. Kann denn jetzt erst dieses GABA freigelegt werden, und wichtiger: Wann geht das wieder weg. ?

Das ist vergleichbar mit neuer Hornhaut kriegen.

Unter Wirkungen und Nebenwirkungen wirst Du die Wirkung von Benzoes auf das GABA-System finden, was gleichzeitig auf die Wirkung von Benzoes hinweist, aber gleichzeitig auch sagt, welche Aufgabe das GABA-System in unserer Psyche zu erfüllen hat. Kurz, den Angsthaushalt regulieren.
http://de.wikipedia.org/wiki/Benzodiazepine
Verstehe gar nicht, warum Du zum Morphin zusätzlich Benzoes bekommen hast. Eigentlich unnötig, da Morphin genügend Potenz hätte, auch die Angst zu lösen. Zumal Du regelmässige Versorgung hattest.
Du solltest Dich glaube ich nicht in der Dosisreduzierung festbeissen, sondern nur Deine Stabilität im Sinn haben. Das ist schon schwer genug.
Guck dass Du alltagsfähig bist, und dann kannst Du sehen wie Du Dich irgendwie ausschleichst. Auf mich machst Du unterdosierten Eindruck.
Aber ich kann Deine Vorsicht gut verstehen.
Es ist mit dem seelischen Schmerz wie mit dem körperlichen Schmerz.
Wenn man ihn nicht stillt, lernt er dazu und wird stärker.
Versuche auch mal das Allein sei zu geniessen!
Ich drück Dir die Daumen.
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Schmetterlingslarve
Gast




BeitragVerfasst am: 19. Feb 2009 15:50    Titel: Ausschleichung ? Antworten mit Zitat

AUSSCHLEICHUNG ? Benzoes ? Ich habe entgiftet. Also, nun wird mir ja auch so einiges klar. Das mit der Benzoausschleichung waren 17 Tage. Kein Wunder, daß es mir nun so schlecht geht. Ist ja kein Wunder. Wird mir aber erst nun richtig klar. Ich glaube, ich muß einfach sehr sehr vorsichtig mit mir sein im Moment. Und diese besch.. Umstellung von Citalopram auf Fluvoxamin ist für mich wirklich heftig. Das mit dem Zittern läßt sich im übrigen mit Magnesium kontrollieren. Hätts nicht gedacht, aber es klappt. Miramööp, Du hast recht mit der Kopfsache ! Ich glaube, daß aber diese Panikattaken (die mich fast dazu brachten den RTW zu bestellen) auf die Mediumstellung zurückzuführen sind. Und einige von Euch wissen ja auch, daß mir dieses verfluchte Unrecht in der Tagesklinik angetan wurde. Ein Trauma noch oben drauf, und ...Mit dazu kommt eine besch.. Verlassenheitsangt, die ich nun verstärkt psychotherp. angehen werde. Leide unter der Angst, und die kommt dann anfallsartig, daß mein Mann mich verläßt. DER, denkt da garnicht dran, aber bei mir ist situativ ein kleines Stimmchen, was flötet, "Na, Du genügst doch sowieso nicht mit Deinen Ängsten" Genommen habe ich 3 mal 2,5 mg Lorazepan. Bestimmt über 1 Jahr hinweg. Vorher waren es weniger, ich denke 1,5 mg. Tja, kann wohl auch ein wenig stolz auf mich sein. Miramööp und bright, wie kann ich Euch mal persönlich schreiben ? würd ich gerne g.l. G Larve
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miramööp
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 10.11.2008
Beiträge: 163

BeitragVerfasst am: 19. Feb 2009 21:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Larve,

haben sie dich dann wenigstens auf Diazepam umgestellt zum "ausschleichen"? Also, ein Bezoentzug ist echt kein witz (aber wem sag ich das), und der sollte auch anständig gemacht werden. Das bisherige Benzo wird in Diazepam umgerechnet (es hat die längste Halbertszeit und verlässt dadurch den Körper langsamer, erzeugt also weniger einen "Schock")
hier noch mal ein Link, ist zwar zu spät, aber da steht einiges wichtiges drin

http://www.adfd.org/wissen/Kategorie:Benzodiazepine

Dann wollte ich noch sagen, die Ängste und Panik, die hattest du ja sicher auch schon vor den Benzos, oder? (Also ich nehme an das war der Grund der Einnahme).
Das gemeine an die Biestern ist ja, dass wenn man davon entziehen muss, alles was sie vorher unterdrückt haben 100fach verstärkt zurückkommt. Also nicht dauerhaft, aber eben, bis die ganze Chemie sich wieder normalisiert hat. Das du nach 4 Wochen immer noch leidest, ist nicht unnormal. Aber vielleicht hilft es auch, sich zu sagen, dass es eben nur vom Entzug kommt, und vorbei gehen wird. Also mir hilft das immer ein klein wenig. Ich bin ziemlich empfindlich bei Benzos, also ich hatte schon nach ein paar Monaten richtig fiese psychische Syptome, Halluzinationen und Panik und so. Wirklich eklig.
Klar, du kannst mir gerne schreiben wenn du magst, ich freu mich wenn ich dir irgendwie ein bißchen beistehen kann.
Lieben Gruß, Mira
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