Wie soll ich mit der Sucht meines Sohnes umgehen ?

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Elke
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 08.07.2012
Beiträge: 197

BeitragVerfasst am: 18. Dez 2012 21:21    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo xbau,

ich bin in einer ähnlichen Situation wie du. Mein Sohn ist 22, wohnt noch zu Hause und im Mai fing alles mit einer Extrem-Crystal-Session an, wo er 2 Wochen unterwegs gewesen ist. Der momentane Stand der Dinge ist, dass er an den Wochenenden Partydrogen und Alkohol zu sich nimmt und unter der Woche auch mal kifft.

Er ist im 3. Ausbildungsjahr und glänzt auch fast nur mit Abwesenheit bzw. er lässt sich in der Schule oder im Betrieb nur mal für wenige Stunden sehen. Dass das so lange gut gegangen ist, liegt nicht an seiner guten Arbeitskraft, sondern weil er im Familienbetrieb lernt. Die Chefin ist seine Oma und die würde einen Rauswurf (auch wenn nur für 1-2 Monate) als ein Fallenlassen sehen. Auch wenn er im November fast gar nicht arbeiten war, wird er wieder sein volles Lehrlingsgeld bekommen.

Das Ende vom Lied ist, dass es seit einiger Zeit auch mächtig in der Familie knistert. Ich würde gern sehen, dass meine Mutti ihm kein Geld bezahlt, wenn er nicht arbeiten war. Und dass sie ihn mal ein paar Wochen vor die Tür setzt, wenn er mal Nachmittags auf Arbeit erscheint, da er sie nun schon die ganze Weihnachtszeit hat hängen lassen. Ich hätte gern konsequente Ansagen - Montag früh auf Arbeit oder gar nicht mehr.

Stattdessen ist hier laufend Theater, ihm wurde schon zum 100-sten Mal die Kündigung angedroht. Aber er weiß ganz genau, dass wenn er sich mal ganz kurz blicken lässt und lieb mit der Oma ist, alles wieder im super grünen Bereich ist und meine Mutti eher meinen Vater oder meinen Bruder kündigen würde.

Meinen Bruder deswegen, weil der seit einiger Zeit auch schon Theater macht, weil er nicht mehr so oft frei machen kann wie gewohnt. Seit September rede ich nicht mehr mit meinem Bruder und seiner Familie, weil er zum Geburtstag meines Sohnes nur eine vergilbte Postkarte geschickt hat, obwohl sie nur ein paar hundert Meter entfernt wohnen. Geburtstag ist für mich nun mal Geburtstag und Weihnachten ist Weihnachten - das hat mit den Problemen nichts zu tun.

Aber auch mir geht es wie dir, ich habe auch schon ein bisschen Bammel vor Weihnachten und 2 Seiten streiten sich in mir - die eine Seite würde ihm am liebsten nichts schenken, die andere Seite sagt, das geht doch nicht. Weil es mich kaputt machen würde, wenn ich ihm Weihnachten nichts schenken würde, habe ich natürlich was gekauft.

Auch wenn er für keinen mehr ein Geschenk hat bzw. seiner Oma konnte er vorigen Monat noch nicht mal zum Geburtstag gratulieren. Da war er mit Unterbrechungen fast 1 Woche unterwegs und wenn er hier war, hat er geschlafen.

Ich habe auch oft über die Schuld nachgedacht. Habe in andere Familien geguckt und mich gefragt, warum deren Kinder gerade laufen. Das sind teilweise Kinder, die sehr viel Schläge bekommen haben und auch in allen anderen Dingen sehr kurz gehalten wurden. Habe an meine eigene Kindheit zurück gedacht und an die meiner Mitschüler und Freunde. Gibt es das perfekte Elternhaus überhaupt? Fehler macht doch jeder irgendwie.

Solange ihr euch nichts Grobes zuschulden kommen lassen habt, wie körperliche/seelische Misshandlungen oder Missbrauch, würde ich mich gar nicht so verrückt machen.

Wichtig wäre, jetzt einig und konsequent gegen den Drogenkonsum vorzugehen. Das ist sicher einfacher gesagt als getan, wie gesagt, die Einigkeit habe ich bei uns auch noch nicht erreichen können. Der eine sagt, er ist alt genug, muss selber wissen, was er macht, der nächste sagt, er muss fallen gelassen werden und der Andere sieht ihn mal kurz für ein paar Stunden und sagt dann, dass doch alles super ist.

Ich denke, Drogenkonsum bei jungen Leuten ist auch manchmal eine Charaktersache. Mein Sohn war schon immer sehr gesellig und als Einzelkind hat er schon immer viel dafür unternommen, möglichst ständig Gleichaltrige um sich zu haben. Er braucht die Anerkennung von Gleichaltrigen irgendwie wie die Luft zum Atmen. Dann gibt es junge Leute, die sind gar nicht so fürs Ausgehen, die sind eher am Weiterkommen bestrebt.

Dein Sohn konsumiert allein zu Hause, sitzt allein vor dem PC. Hat er seine Freundin noch bzw. hat er andere Kontakte zu Gleichaltrigen? Könnte er vielleicht eine Depression haben?

Ich weiß, es ist so gut wie unmöglich, sein volljähriges Kind zum Psychologen oder zur Suchtberatung zu bewegen. Also zumindest mein Sohn hat da seinen eigenen, extremen Dickkopf.

Mein Sohn sagt übrigens auch das gleiche wie dein Sohn - auch für ihn ist die Welt so in Ordnung. Vor kurzem hat er erst zu mir gesagt, dass ihm sein Leben, so wie es ist, gefällt und diesen Lebensstil will er beibehalten. Ich habe geantwortet - welcher Lebensstil, dein eigener wäre momentan der Platz unter der Brücke ohne Arbeit und ohne Geld. Wie kann man nur auf so einer Zuckerwattenwolke sitzen?

Da haben mir jetzt auch die Worte von Tollkirsche zu denken gegeben, denn es ist wahr, ein über 20-jähriger könnte tatsächlich für sich selber sorgen. Gut, ein Schüler wie dein Sohn oder ein Auszubildender wie mein Sohn eigentlich nicht. Nur dein Sohn besucht jetzt schon zum 2. Mal die 11. Klasse, ein 3. Mal wird es wohl nicht geben, also wird er wohl die Schule verlassen müssen, wenn er nicht bald das Ruder rum reißt. Bei meinem Sohn warte ich noch die Reaktion auf sein Halbjahreszeugnis ab. Das wird ja alles andere als gut sein. Wenn ihm was an seiner Ausbildung liegt, wird er da vielleicht wach werden, wenn nicht, dann muss er eben als Hilfsarbeiter arbeiten gehen. Eine Wiederholung des 3. Lehrjahres wird es wohl nicht geben, weil dieser Beruf in unserer Gegend dann nicht mehr ausgebildet wird.

Nach seinen 2 Wochen im Mai/Juni war ich voller Optimismus, dass der Spuk damit beendet ist. Er hat nach 2 Wochen ja abgebrochen, weil es ihm richtig dreckig ging. Schon da hat eine Userin in meinem Forum, deren Sohn auch abhänig ist, gesagt, dass ich da noch viel Geduld und Kraft brauchen werde, da er so schnell nicht davon loskommen wird. Auch mein Bruder hat zu dem Zeitpunkt schon gesagt, dass man ihn für 1 Jahr kündigen müsste, denn die Zeit bräuchte er, um von allein wieder normal leben zu wollen. Er sagte, dass er mit dem Teufel getanzt hat und so schnell kann kein Engel aus ihm werden.

Schöne Worte voller Aufhörwillen gab es in den 7 Monaten sehr oft. Oft genug habe ich daran geglaubt, auch hier im Forum hat man mich dann immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Ein Mensch muss selber wollen, als Angehöriger kann man da nicht viel erreichen. Aber man sollte nicht aufgeben. Ich zähle meinem Sohn regelmäßig seine Haare und Aknepicke (durch Amphetamine/Meth) vor, ich sage ihm, wenn er einen verballerten Eindruck macht und irgendwie nicht mehr klar zu sein scheint. Er geht dann zum Spiegel oder er nimmt sich den Zauberwürfel und guckt, ob er "noch klar" ist.

Meinem Sohn habe ich auch schon einige Male das Auto weggenommen. Habe es sogar schon in einer Nacht- und Nebelaktion entführt, als mein Vater es vorm Haus seines Freundes stehen sehen hat. Zu der Zeit war er offiziell noch auf Crystal. Heute weiß ich es nicht, ich weiß nur, dass er irgendwie anders geworden ist und manchmal etwas "balla" erscheint. Gestern hat er mir ins Gesicht gesagt, dass er gekifft hat - na und. Naja, wenn er so seinen Führerschein verlieren will. Er hat erst voriges Jahr seine MPU gemacht, nachdem er sich mal betrunken nachts vor ein Haus gestellt hat, ununterbrochen gehupt hat und beim Losfahren hat ihn die Polizei angehalten.

Auch ich habe mich in diesem Jahr sehr oft ziemlich verrückt gemacht. War teilweise am Rand eines Nervenzusammenbruchs bzw. hatte zeitweise schlimme Akne, was auch mein Sohn bemerkt hat. Sein Kommentar dazu war nur, dass ich mich nicht so unnötig verrückt machen soll, bin selber Schuld.

Versuche ruhiger zu werden und sei froh, dass dein Sohn "nur kifft" und zu Hause ist. Da ist die Gesundheitsgefahr doch nicht so groß wie bei Crystal. Also man kann etwas ruhiger an die Sache gehen. Sicher siehst du genau wie ich, dass unsere Söhne dabei sind, sich ihre Zukunft zu verbauen. Das ist für mich aber zweitrangig geworden, weil an erster Stelle natürlich die Gesundheit kommt und ich den Ehrgeiz meines Sohnes nicht entzünden kann. Das muss er selber wollen.

Liebe Grüße
Elke
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Jimbo
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.10.2012
Beiträge: 23

BeitragVerfasst am: 20. Dez 2012 04:28    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo xbau05,

erst einmal schließe ich mich Mr. Haze's Beitrag an!
Ich bin selber mittlerweile 23 Jahre alt und vieles was du über deinen Sohn sagst könnte ich so auch über mich sagen (bis vor Kurzem zumindest). Wutausbrüche etc. (Türen eintreten, das Übliche)
Ich würde nicht sagen das Cannabis Konsum unbedingt hilfreich war aber auf keinen Fall das Hauptproblem, sondern eher eine Unzufriedenheit mit mir Selbst und den Anforderungen die ich an mich stellte. In meinem Abi hatte ich auch 50% Fehlzeiten, alles was mich nicht begeistert hat habe ich sofort sein gelassen.
Nun beginne ich nach meinem 2ten abgebrochenen Studium eine Ausbildung, und hoffe endlich das gefunden zu haben was mich selber glücklich macht, sowie meine an mich gestellten Erwartungen (sowie auch die Erwartungen der Familie) erfüllt.

Du wirkst wie eine sorgende Mutter, wenige Eltern würden sich die Mühe machen in einem Forum nach Hilfe zu suchen, und ich möchte dir einen möglichen Einblick in die Gedanken eines jugendlichen Sohnes geben.
Ich denke nicht, dass sich sein Verhalten gegen euch richtet, sondern er durch Trotz zeigen möchte, dass er seinen eigenen Kopf hat.
Es ist schwierig einzuschätzen wo man den Hebel ansetzt (oder ob man überhaupt einen Hebel ansetzen sollte) um ihm zu helfen.

Jetzt habe ich meinen Senf dazu gegeben ohne einen vernünftigen Lösungsansatz zu bieten, aber ich kann selber nicht mal sagen was mir in der Situation geholfen hätte.
Ich würde vielleicht aufpassen ihn nicht zu stark unter Druck zu setzen, da eine Trotzreaktion evtl. die Antwort darauf sein könnte.
Ich kann es nur so ausdrücken: als ich in der Situation war, hat es mir geholfen wenn meine Eltern mich soweit es ging, meine eigenen Sachen machen ließen (egal wie erfolgreich ich darin war) aber wenn ich sie um Hilfe gebeten habe, haben sie mir mit Enthusiasmus zur Seite gestanden.

Nach wie vor gibt es keine Patentlösung und du musst auch daran denken wie sehr du das selber durchhältst!
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Verhaengnis
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 16.10.2012
Beiträge: 33

BeitragVerfasst am: 20. Dez 2012 12:25    Titel: Nur ein kleiner Denkanstoß Antworten mit Zitat

Hallo xbau!

Hatte das Bedürfnis dir auf deinen Beitrag zu antworten, weil du dich um deinen Sohn sorgst, und ich dir mitteilen möchte, dass du dich zwar sorgen kannst, es jedoch nicht wirklich etwas an der Situation ändern wird, welche dein Sohn durchmacht.

Bei mir damals hätte es nichts gebracht wenn man sich um mich sorgenvoll gekümmert hätte, voller Elan hätte ich mit dem Drogenkonsum weiter gemacht, geht die Welt unter, mir doch egal.

Bei vielen Menschen ist dieses Drogending auch ein Selbstfindungsprozess, es gibt eben Leute, die werden irgendwann damit komplett aufhören, oder nur sehr selten etwas konsumieren (wie bei mir), oder eben weiter exzessiv konsumieren, weil man eben anders keinen Spaß mehr haben kann oder keine Gefühle mehr entwickeln kann.

Was ich eigentlich schreiben wollte, gib nicht dir die Schuld an diesem ganzen Dilemma, ein Elternteil hat nur einen gewissen Einfluss auf die Kinder, irgendwann ist es damit sowieso vorbei. Meine Mutter beispielsweise liebt mich und obwohl ich damals alles gehasst habe, so kann ich heute sagen, ich liebe dich auch. Das sind die schönsten Worte und reichen oft auch schon aus, um deinem Kind ein Gefühl zu geben, dass jemand da ist.

Bei mir hat es relativ lange gedauert, dass ich geschnallt habe, es gibt auch noch andere Dinge außer Drogen, Partys, Frauen usw. usf. Heute kann ich schreiben, ich bin froh diese Dinge durchgemacht zu haben, vor allem, froh von alldem weg zu sein, das Leben in Normalzustand am Geilsten zu finden, ich wünsche deinem Sohn das Beste und möglicherweise wirds bei ihm auch so sein. ;p

Alles Gute

Manuel
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