Sucht und Beziehung - geht das überhaupt zusammen?

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Tamal_Freundin
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 269

BeitragVerfasst am: 30. Dez 2012 10:02    Titel: Sucht und Beziehung - geht das überhaupt zusammen? Antworten mit Zitat

Hallo liebe Forengemeinde,

wie schon in meinem anderen Beitrag zu lesen, habe ich mich vor schon einiger Zeit von meinem süchtigen Ex getrennt. In der Phase danach haben wir noch das ein oder andere Gespräch über unsere Beziehung geführt. Es gibt da einen Punkt, den ich so gar nicht einschätzen kann und ich merke, dass ich von Zeit zu Zeit noch darüber nachgrübel, was ich aber nicht gut finde. Vielleicht kann ich die Frage ad acta legen, wenn ihr mir vielleicht erklären könnt was das zu bedeuten hat.

Mein Ex meint nach wie vor, dass ich einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben bin und er wünscht sich nichts mehr, als das es mir gut geht. Er nimmt den Grund fürs Scheitern unserer damaligen Beziehung komplett auf sich und weiß, dass es an seiner Abhängigkeit lag. Nun kommt der Knackpunkt. Während unserer Beziehung hat er mir schon ab und an mal gesagt, dass er mich liebt. Jetzt danach sagt er ganz klar, er ist mit sich selbst so im Unreinen und haßt sich so sehr, dass er glaubt überhaupt nicht fähig zu sein jemanden zu lieben und das er befürchtet mich nie geliebt zu haben. Ich habe ihn immer für seine offenen Worte geschätzt und finde es schön, dass wir noch so gut miteinander reden können. Aber irgendwie ist seitdem bei mir der Wurm drin, dass ich mich frage warum wir zusammen waren, wenn er mich nicht auf der Ebene gemocht hat, auf der überhaupt erst eine Beziehung entsteht. Ich kann mich da innerlich so hineinsteigern mich zu fragen, ob die gesamte Beziehung eine einzige Lüge war. Wenn ich ihn darauf anspreche, dass ich mich genau das frage, kommt die Antwort: 'Ich weiß es nicht.'

Ich frage mich was dann so eine Antwort zu bedeuten hat. Kann das ein Süchtiger wirklich nicht einschätzen? Oder ist das auch wieder eine Art Flucht sich selbst nicht fragen zu müssen was war das für mich?

Irgendwie finde ich nach wie vor, dass er mir eine Antwort darauf in gewisser Weise schluldig ist - immerhin waren wir zwei Jahre zusammen und in täglichem Kontakt... Ich weiß aber, dass ich diese Antwort von ihm nie gekommen werde und ich habe den Eindruck, dass ich ohne Beantwortung dieser Frage dieses Kapitel mit ihm schlecht abschließen kann, weil ich nicht weiß in welche 'Schublade' ich das Ganze stecken soll.

Vielleicht könnt ihr mir das besser erklären, da ihr die 'Suchtsituation' besser versteht...
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mesut76
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.03.2012
Beiträge: 1238

BeitragVerfasst am: 30. Dez 2012 10:24    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

ich hab kein Plan wieso er jetzt so ein Ding raushaut, vielleicht will er sich jetzt nochmal wichtig machen oder kein Ahnung.

Er wünscht sich, das es dir gut geht und auf der andere Seite erzählt er dir jetzt, das er nicht wisse, ob er dich 2 Jahre lang geliebt hat oder nicht ?!

Klingt irgendwie verwirrend und ich möchte euch jetzt nichts reinreden, aber mich würde interessieren, was er denn so durschnittlich konsumiert ?

Ich hatte auch immer so komische Phasen, wenn ich mal drauf war, wenn ich mal wieder ne depri Phase hatte und und und da habe ich auch oft meine Meinung geändert und ich denke bei einem Erwachsenen Mann der Klar im Kopf ist, wird es so ein hin und her auch geben, aber bedeutend weniger.

Und ich kann mir schon vorstellen, das eine Beziehung unter solchen Bedingungen funktionieren könnte, wenn du bereit bist, den ganzen Mist mitzumachen, aber wie gesagt, da spielt auch ne Rolle wieviel er denn konsumiert.

Um mal auf deine Frage zurückzukommen, auf Dauer glaube ich nicht dass es gut geht, kommt eben drauf an wie tolerant man selber ist und das ganze "drumherum mitmacht.
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andi1975
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 23.01.2011
Beiträge: 173

BeitragVerfasst am: 30. Dez 2012 12:37    Titel: Antworten mit Zitat

ist er jetzt clean?wenn ja,wie lange?

na wie auch immer...für mich klingt dass so,als wäre er gerade in einem selbstfindungsprozess oder selbstreflektion.sowas kann schon mal verwirren bzw. erschüttern... dinge werden neu geordnet-aber wie?

so ein prozess kann für menschen,die noch nie drogen genommen haben,eine ganz "normale" beziehung führen (oder auch gar keine) schon erschütternd sein und das kann dann unter umständen verwirren...was ist wahr in meinem leben,wie ist meine beziehung bzw, wie war sie,wo stehe ich,was denke ich und warum,wie ist meine selbstwahrnehmung-wie sehen mich die anderen?...usw..die ehrlichkeit zu sich selbst ist hier wichtig,selbst wenn man sagt oder spürt: ich habe (noch) keine antwort.

man stellt dann wirklich ALLES in frage und das ist auch richtig,finde ich,weil sonst bekommt man keine antworten.UND die erste antwort,aus verwirrung,vielleicht mehr noch aus verunsicherung,muss sicher nicht die richtige sein.sowas ist ein prozess und man ist erstmal verunsichert,so gehts mir auch manchmal,da wackelt so einiges.

drogen machen das ganze nicht einfacher,undurchsichtig...schlußendlich sollte man sich auf seine gefühle auf grundgefühle verlassen,die aber erstmal "ausgegraben" werden müssen.ob man sich liebe einbilden kann,sei dahin gestellt,aber selbst wenn er in einem jahr zu dir sagen würde,dass er dich nie geliebt hat,DU aber hast ihn geliebt,-also soo schlimm würde ich dass dann auch nicht finden,weil WER liebt "gewinnt".rein formell und ganz nüchtern ausgedrückt,wäre dieser sachverhalt dann wirklich sehr trauig für IHN.

liebe kann nie falsch sein,also kopf Smile
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Sabiote555
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 30. Dez 2012 13:05    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Tramal-Freundin,

dass dich das wurmt, was dein Ex zu dir gesagt hat und du darauf eine Antwort haben musst, das kann ich nachvollziehen. Man fühlt wie eine Maus im Rad, die unaufhörlich alles Vergangene scannt und versucht zu evaluieren, was man jetzt von allem halten soll. Dabei fragt man sich, was man für den anderen eigentlich war. Das kenne ich und das hängt eben auch zusammen mit den familiären Hintergründen. Da man (ich/du) dort nie die Bestätigung und Anerkennung gefunden hat, die man braucht/e, sucht man die in der Beziehung. Und wenn man dann hört, man sei nicht geliebt worden, dann haut einem das sein ganze Gefühlssystem zusammen, zieht einem den (emotionalen) Boden unter den Füßen weg. Fühl dich als erst mal verstanden und gedrückt.

Was dein Ex jetzt genau gemeint hat, weiß ich nicht. Ich vermute aber so was in die Richtung, dass er dich eben so geliebt hat, wie ihm das als Süchtiger möglich war und dass er selbst das nicht als wahre Liebe einschätzt. So etwa.

Was mir aber noch wichtig ist, dir zu sagen ist Folgendes: wenn man geliebt werden will, so mit Haut und Haaren und ganz so, wie man ist (das wollen alle und nur Wenigen gelingt es, dehalb sind wir alle hier im Forum), dann muss man sich zunächst selbst lieben. So wie man ist. Mit allen stärken und Schwächen.

Das kann man und in den meisten Fällen muss man das lernen. Louise Hay hat dazu Bücher geschrieben, wie man das lernen kann. Sehr liebevoll und einfühlsam. Da empfiehlt sie zum Beispiel, sich vor einen Spiegel zu stellen und zu sich selbst zu sagen: "Ich liebe dich!". Hört sich einfach an, ist es aber nicht (vor allem nicht die Steigerung, nackt vor einem Ganzkörperspiegel Shocked zu sich zu sagen, das man sich liebe )

Das hört sich jetzt alles ein bisschen wichtig an, ist es aber nicht. Um geliebt zu werden, muss man erst sich selbst lieben, denn auch nur dann kann man wahre Liebe geben und nur dann zieht man Menschen in sein Leben, die das auch geben und nehmen wollen. Und dann wirft es einen auch nicht so sehr aus der Kurve, wenn jemand nach zwei Jahren so einen Spruch vom Stapel lässt. Und wenn man sich selbst gar nicht so leiben/akzeptieren kann, wie man ist, wieso erwartet man es dann von den anderen? Ich hoffe, du kannst was anfangen mit meinen Kommentaren.


Lieben Gruß
Sabiote555
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Tamal_Freundin
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 269

BeitragVerfasst am: 30. Dez 2012 15:33    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo alle zusammen,

vielen Dank für eure Kommentare.

Inwiefern mein Ex jetzt in seiner Sucht hängt, kann ich so gar nicht einschätzen. Der Kontakt bricht immer mehr zusammen, was jetzt nicht per se schlecht ist. Wir haben, so glaube ich, eine recht lange Abnabelungsphase voneinander gebraucht. Ich kann über seinen Konusm allenfalls Vermutungen anstellen. Auch wenn wir prinzipiell immer über alles reden konnten, war das ganze Suchtthema doch etwas was er lieber mit sich selbst ausgemacht hat. Zumindest in dieser Hinsicht hat er keinen an sich rangelassen. Offenbar hat der seine Abhängigkeit so im Griff, dass er seit einem Jahr wieder Vollzeit arbeitet. Ich weiß jedoch, dass er definitv noch konsmiert, vermutlich ne Menge Tramal...

Was an dieser Suchtgeschichte eben so blöd ist, dass wir dadurch eben keinen 'guten' Schlussstrich mehr ziehen konnten. Irgendwann war ich das Lügen leid und das Vertrauen kam einfach nicht mehr zurück. Egal was er mir sagen würde (auch wenn es die Wahrheit wäre), ich würde es mittlerweile anzweifeln. Daher haben wir beide beschlossen den Kontakt komplett einzustellen. Für mich ist es eben ein Schock nicht zu wissen ob er jetzt einfach mit mir zusammen war, weil es sich gut für ihn ergeben hat oder weil er es wirklich wollte und ich kann es einfach auch schwer nachvollziehen jemanden zu sagen, dass man ihn liebt und dann nach 2 Jahren Beziehung zu behaupten nicht sicher zu sein, ob man den Partner jemals geliebt hat... Irgendwie tut das schon weh.

Ich denke das Thema Selbstliebe vor dir Sabiote555 ist ein sehr guter Hinweis, dem ich mich die nächsten Tage mal verstärkt widmen werde. Die, andi1975, danke ich für die Darstellung der Gefühlslage. So in etwa hatte ich das schon vermutet, aber was ich nicht selbst erlebt habe, kann ich mir eben auch nicht zu 100 Prozent vorstellen.
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