Wie kann Heilung von Sucht geschehen ?

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Wedard
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 12.03.2013
Beiträge: 239

BeitragVerfasst am: 14. März 2013 13:09    Titel: Wie kann Heilung von Sucht geschehen ? Antworten mit Zitat

Hallo

mich beschäftigt die Frage wie wirklich Heilung von Sucht geschehen
kann die nicht von äußeren Umständen abhängig ist.
Früher wollte ich oft erzwingen, das sich die Umstände mir anpassen
oder mir dienlich sind. Das hat aber nur dazu geführt, das ich
mindestens die Hälfte meiner Zeit in einem Dilemma gesteckt habe
und unzufrieden war. Was wiederum in meinem Verstand
Auslöser für Suchtverhalten und destruktive Ansichten war,
die Probleme schufen.
So hält man sich aber nur selbst gefangen und das will ich nicht mehr.
Jeder von uns kennt ja den Verlauf des Lebens.
Wenn man ein Kleinkind ist, ist das Leben leicht und jeder Tag ist
ein Fest. Später wenn man in den Kindergarten und die Schule
kommt, macht man schmerzhafte Erfahrungen, man kann nicht
mehr so frei und unbekümmert sein und muss sich anpassen.
Man wird auf die Probe gestellt und soll nach außen eine Rolle spielen,
anstatt so zu sein wie man wirklich ist.
Man wird sich vielem immer mehr bewusst und der Fokus
auf den sich alle ausrichten ist der Mammon, die Oberflächlichkeit
und der persönliche egoistische Erfolg.
Dann kommt es zu Verlusten. Menschen die man geliebt hat
sterben weg und hinterlassen eine Leere.
Man muss selbst im Außen immer mehr Ziele erreichen oder
andere Menschen wie die eigenen Eltern erwarten das von
einem. Alle erwarten von einem das man seine Lebensenergie
dafür einsetzt um Ziele zu erreichen und wenn die erreicht
sind noch mehr Ziele ins Visier zu nehmen.
Dieser Zustand hat mich innerlich immer abgestossen, denn ich wusste
schon sehr früh das dass nur zu Dauerstress führen würde.
Ich weiß nicht wie ihr das empfunden habt, aber ich habe in
meinem Leben nie das Gefühl gehabt, das einerseits
Arbeit, Geld, Partnerschaft und andererseits ein erfülltes
Leben miteinander unter den heutigen Umständen vereinbar sind.
Ich bin früher als ich noch zur Schule ging an
den Wochenenden mit ein paar Kumpels häufig Sonntags in den Wald
gefahren und wir haben dort auf einer abgelegenen Lichtung eine
Feuerstelle und Rastplatz eingerichtet. Dor konnte man die Stille und
Energie des Waldes in sich aufnehmen. Meistens haben wir nie was gesprochen, höchstens wenn wir was am Feuer
zu essen gemacht haben.
Die Zeit fand ich wirklich am entspannendsten und erfülltesten
bis jetzt in meinem Leben. Das habe ich wirklich genossen.
Ich gehe auch heute noch oft in den Wald an Stellen wo mich niemand
finden kann. Dort kann ich mich wirklich frei fühlen und habe die
Gewissheit wirklich nichts tun zu müssen und einfach nur da sein
zu können.
Aber zurück zum Thema wie Heilung von Sucht geschehen kann.
Ein Onkel von mir ist Alkoholiker. Ich habe früher mit bekommen
wie seine Frau und seine Kinder ihn gedrängt haben
mit dem trinken aufzuhören.
Das hat er auch etappenweise immer wieder geschafft, doch dann
wenn er länger trocken war, hat er sich gedacht jetzt könnte ich
mal wieder ein Bier trinken, nur eines kann ich ja vertragen
und muss nicht noch eins trinken.
Aber danach war er sofort wieder voll in seiner Sucht drinnen.
Ich habe damals erkannt, das alle Süchte vielschichtig sind.
Die einzige Möglichkeit ist meistens nur die Unterdrückung.
Doch die meisten Menschen haben heute ein Naturell wo Unterdrückung
nicht lange funktioniert. Erst unterdrückt man das Verlangen,
dann gibt man nach, weil man sich nicht quälen will und dann
kommt das Gefühl einer Schuld, das man es falsch gemacht hat.
Dann beginnt man wieder mit der Unterdrückung.
So hält man die Sucht am Leben. Durch Unterdrückung,
gefolgt von Nachgiebigkeit und Befriedigung; dann geht man wieder
zurück zu Unterdrückung und Bestrafung, Gefühlen von Schuld und
Reue - was auch immer.
Die Lösung wie Heilung geschehen kann liegt wohl darin genau
in der Mitte anzuhalten und die Gefühle weder zu unterdrücken,
noch auszuleben.
Wenn man sich voller Verlangen nach etwas fühlt dann bedeutet
das einfach sich so zu fühlen, ohne mit dem Gefühl was zu machen.
Ein Problem hat man erst, wenn da eine Idee oder Vorstellung
besteht, dass etwas nicht stimmt oder unterdrückt oder
erreicht werden müsste.
Meistens will man ja als negativ empfundene Gefühle durch Drogen
oder Medikamente "weg machen", weil man sie als falsch und
lästig ansieht. Aber ich finde genau deswegen haben
Suchtmuster so eine starke Macht über einen.
Man muss also seinen eigenen Verstand disziplinieren indem
man jedes Gefühl fühlt, das gerade da ist.
Das muss ich auch immer wieder praktizieren, um nicht in
irgendwelche destruktiven Muster zu fallen.
Früher habe ich mal versucht eine Psychotherapie zu machen,
aber dort wird man gebeten, zurück zu gehen um die
Geschichte zu heilen. Das ist wirklich ein langer Umweg.
Außerdem hat man in der Gegenwart schon alleine
genug zu schleppen und wird so ständig an vergangenes
aus dem eigenen Leben erinnert. Das kann ich nicht
ich will sofort eine Lösung.
Man kann sich 30 Jahre in einer Psychotherapie beschäftigen
und wird nicht fertig damit.
Heilung von Sucht kann meines Erachtens nur geschehen
wenn man jedes Gefühl das man hat akzeptieren lernt,
was auch immer es ist. Man muss auch nicht wissen
woher es kommt oder welche Geschichte dran hängt.
Leider bringt einem niemand bei wie man seine
Gefühle akzeptiert.

Würde mich freuen wenn ihr eure Erfahrungen wie
man von Sucht los kommen kann mit teilt...

Gruß

Wedard
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rudi
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 16.05.2012
Beiträge: 216

BeitragVerfasst am: 14. März 2013 13:43    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo wedard
vielen Dank für deinen Bericht. Ich habe manches so wie von dir beschrieben erlebt.
Zum Beispiel die sorglose Kindheit oder die schönen Zeiten in der Natur als Jugendlicher.
Warst oder bist du selbst nach etwas süchtig?
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Wedard
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 12.03.2013
Beiträge: 239

BeitragVerfasst am: 14. März 2013 14:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Rudi,

als Jugendlicher war ich computersüchtig, doch das hat sich dann zum Glück
aufgelöst. Später mit 19 Jahren hatte ich Angststörungen die mit Anfällen einher gingen und kam deswegen in
eine Psychiatrie wo ich Perazin und Carbamazepin bekam.
Ich nehme aber heute nur noch phasenprophylatiksch
Perazin ( meistens für ein paar Tage ) wenn ich eine
seelische Schieflage habe um mich zu beruhigen,
wenn ich es alleine nicht schaffe.
Doch unterschwellig haben diese beiden Medikamente mein
Körpergefühl verändert haben. Im ersten Jahr als ich sie ganz abgesetzt
hatte, hatte ich oft Entzugserscheinungen und oft das Gefühl das
ein Schutz weg ist. Mit ihnen war man immer irgendwie in Watte
gepackt. Aber das hat sich nach dem Jahr Gottseidank langsam aufgelöst.
Manchmal war es echt übel, da habe sich mein Körper völlig hohl angefühlt
und der Brustbereich fühlte sich an als wäre er aus Papier.
Aber das durchzustehen war mir wichtiger als lebenslang diese
Medikamente nehmen zu müssen und gar nicht mehr los davon
zu kommen.

Gruß

Wedard
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Wedard
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 12.03.2013
Beiträge: 239

BeitragVerfasst am: 14. März 2013 16:36    Titel: Antworten mit Zitat

Manchmal glaube ich Suchtverhalten kann man auch nur los lassen,
wenn man in jedem Moment alle guten und schlechten Erfahrungen die man gemacht hat vergisst.
Jeder hatte in seinem Leben Phasen wo er super Erfahrungen
machte, morgens aufsteht und der Tag von sich aus schon schön ist
und alles von alleine läuft.
Dieses Hochgefühl möchte man natürlich immer haben oder wieder dahin
kommen um glücklich und erfüllt zu werden, sei es mit oder ohne Drogen.
Aber auch das beste Gefühl ist eben nicht von Dauer,
dessen sollte man sich immer bewusst sein.
Wenn man seelisch daran hängen bleibt, trübt das die Gegenwart.
Das Wort "Sucht" kommt laut dem Lexikon vom altgermanischen
Wort "suhti" und geht auf das Wort "siechen" zurück.
Nach meiner Definition halte ich es aber auch mit dem Wort
"Suchen" für verwandt. Man "sucht" nach einer bleibenden Erfahrung
ohne Leid und Schmerz und quälende Gedanken
und nutzt dafür Betäubungen und Suchtmittel um wieder
und wieder hin zu kommen.

Gruß

Wedard
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sabotage35
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 19.06.2012
Beiträge: 573

BeitragVerfasst am: 14. März 2013 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

Das Leben pendelt sich irgenwann ein. Das heißt man erlebt nichts mehr neues.
Man fängt an als Baby, dann ist man Kind, später dann ein Jugendlicher und dann irgenwann Erwachsen.
Die Zeit vom Baby zum Erwachsen werden ist eine sehr turbolente Phase. Man wechselt in die verschiedenen Phasen und alles neu erlebte ist spassig, traurig, man erlebt so vieles und das gräbt sich in das Gedächtniss ein.
Aber irgendwann ist man in einem Alter wo man solche Gefühle nicht mehr hat weil alles irgendwie schon erlebt ist. Es gibt nichts mehr neues. Der erste Sex, die erste große Liebe, die erste durchzechte Nacht, die erste Party, das Autofahren und und und. Irgendwann wiederholt sich alles. Also das ertse Mal, egal was es war, gibt es nicht mehr. Willkommen im Erwachsenen Alter.

Nimmt man Drogen dann erlebt es das Gehirn als schön. So wie man es eigentlich nicht mehr kennt. Will man aufhören oder ist gerade in der Cleanphase dann merkt der Körper das irgendwas fehlt. Man ist jetzt erwachsen , nimmt keine Drogen mehr und vermisst aber einfach dieses schöne Gefühl. Damals noch vom Leben gegeben, von den Drogen ersetzt und nun?

Jetzt kommt der schwierige Teil. Glücklich zu sein ohne Drogen und als Erwachsener. eine schwierige Aufgabe. Wie du auch gesagt hast, niemand lernt einem wie man Gefühle selber akzeptiert.
Wenn man in diesem Alter eben mal den Halt verliert durch Drogen und dann wieder ohne versucht zu leben kann das sehr irritierend und störend zugleich sein.
Aber wenn man die Zahlen liest wieviele Leute alkoholkrank, Spiel-Medikamenten-Sex-usw-Süchtig sind dann weiß man das man nicht alleine mit diesem Gefühl ist. Man müsste eigentlich annehmen das jeder 2. irgendein Problem mit Sucht hat.
Wie kommt man aber aus diesem Teufelskreis wieder raus?
Man muss etwas finden an das man glaubt. An irgendeine Beschäftigung oder ein Sinn des Lebens zu finden an dem man festhalten kann, dass einem Kraft gibt und in dem man auf geht.
Hat man dies nicht dann geht man dahin zurück wo man zufrieden war auch wenn es einen krank gemacht hat. Zu seiner Sucht. So blöd es auch klingt aber die Sucht hat einen ausgefüllt. Und wenn es nur die Beschaffung war oder die Zeit wenn man sich mit der Sucht auseinandersetzt. Sei es der Konsum, die Vorfreude oder das aufhören. Es hat einen ausgefüllt.

Oh man ich glaub ich schreib grad nen Stuss zusammen Rolling Eyes

Naja in diesem Sinne...
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Wedard
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 12.03.2013
Beiträge: 239

BeitragVerfasst am: 15. März 2013 08:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Sabotage35

Ich denke nicht, das du Stuss zusammenschreibst.
Erwachsen werden ist nicht einfach. Und wenn man dann Drogen
oder Medikamente nimmt und eine sehr intensive Zeit hat ist das
sowohl beängstigend als auch hinreißend und befreiend.
Und je intensiver die Zeit war desto langweiliger empfindet
man alles danach. Genauso wie ein reicher Mensch keine
Illusionen mehr über Reichtum hat, wenn er alles erreicht hat,
empfindet man so die Normalität dann oft als fade und leer.
Das ist eben die Gefahr wenn man sich alle Wünsche erfüllen
kann, dann steigt manchmal eine Art untrübliche Gewissheit auf,
das alles danach nur noch langweilig sein könnte und man
nur durch Krisen wieder eine intensive Zeit bekommen könnte.
Warum erleben wir als Menschen immer Krisen ?
Ich denke wir lernen aus Krisen deshalb erschaffen wir uns
immer wieder welche.
Wenn alles prächtig und glatt läuft, kann man nichts lernen.

Gruß

Wedard
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sabotage35
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 19.06.2012
Beiträge: 573

BeitragVerfasst am: 15. März 2013 20:59    Titel: Antworten mit Zitat

Also freiwillig erschaff ich mir keine Krise.
Naja durch den Drogenkonsum entstanden natürlich Krisen. Aber die sind bestimmt nicht freiwillig entstanden.
Oder meinst du, das dieses vielleicht im Unterbewußten stattfindet? Also eine unterbewußte Entscheidung von deinem Kopf jetzt irgendwelche Handlungen auszuführen um dadurch eine Krise zu erleben? Rolling Eyes
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Wedard
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 12.03.2013
Beiträge: 239

BeitragVerfasst am: 15. März 2013 22:08    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Sabotage35

es ist doch ganz menschlich, das man Krisen hat.
Jeder hat die, nicht nur wir hier, die wir durchs Schicksal
besonders ran genommen wurden oder werden.
Ohne Krisen könnte man nicht zur nächsten Erkenntnisstufe kommen
oder was lernen.
Wenn die Dinge ganz normal verlaufen, dann tut jeder Mensch
früher oder später irgendwas um diesen Rhythmus zu stören.
Alle Menschen provozieren das. Bei sich und bei anderen.
Und dann denken alle Menschen das man wirklich verrückt wäre und
man sich besser fühlen würde, wenn alles glatt und einfach ginge.
Das ist eben die menschliche Natur. Die geht zwischen diesen
beiden Polaritäten immer hin und her.

Gruß

Wedard
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Warrior
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 13.11.2012
Beiträge: 1004

BeitragVerfasst am: 15. März 2013 22:09    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Sabotage und Wedard,

Ich würde nicht sagen, dass man sich (bewusst oder nicht) Krisen schafft, ich denke eher, dass man aufgrund von Erfahrungen und Erlebnissen Dinge, die eigentlich positiv behaftet sind, anders wahrnimmt. Man feiert z.B. als Kind Weihnachten, die ganze Familie ist da und das geht über viele Jahre so. Dann stirbt plötzlich ein naher Verwandter und das nächste Weihnachtsfest wird anders.

Mir hat neulich mal jemand gesagt "Die Zeit heilt alle Wunden" wäre der dümmste Spruch, den es gibt und dem kann ich nur beipflichten. Geschlagene Wunden bleiben für immer, auch wenn sich das Gefühl dazu mit der Zeit verändert (aus Trauer wird Melancholie, Erinnerung,...).

Ich denke, dass Drogen dazu "dienen" können, bestimmte negative Behaftungen auszuschliessen und Dinge wieder so unvoreingenommen betrachten zu können wie früher.

Bei Cannabis z.B. werden Gefühle verstärkt, man nimmt Farben besser wahr und hat einen intensiveren Geschmack. Ich kann mir vorstellen, dass man all diese Dinge auch im nüchternen Zustand so wahrnehmen könnte aber durch die ganzen negativen Anhaftungen kann man dies nicht mehr unvoreingenommen tun.

Es heisst ja immer, mit Drogen will man der Realität entfliehen aber ich würde es noch etwas anders ausdrücken: Drogen sind dazu da, um die Realität wieder so wahrzunehmen, wie man sie mal wahrgenommen hat.

Natürlich spreche ich jetzt nicht von Begleiterscheinungen wie Hallos, Schwindel oder Übelkeit. Ich meine damit die völlig unvoreingenommene und zwanglose Freude, die durch viele Negativerlebnisse, die das Leben zwangsläufig mit sich bringt, im Laufe der Zeit immer weiter eingeengt wird.
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mesut76
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.03.2012
Beiträge: 1238

BeitragVerfasst am: 16. März 2013 10:39    Titel: Antworten mit Zitat

Bei mir war es die grenzenlose Kapitulation, ich hab echt ALLES in Frage gestellt, wieso und warum es zu der Sucht gekommen ist. Ich hätte meine Vergangenheit auch schön reden, hab ich aber nicht Wink

Viele reden sich ja ein " ich hab Arbeit, ich Familie, Haus und Garten und reden sich das alles schön und machen munter weiter mit Drogen. Das funktioniert auch ne Zeit lang, aber da wo es wirklich weh tut wird ausholendes, oder man ist noch nicht "reif" genug um gewisse Dinge zu erkennen.

Man muss zu sich selber finden, wenn man dann auch anfängt sich zu akzeptieren und zu mögen. Gott sei Riesen Dank, das ich ne Klinik fand wo alles gepasst hat. Von der Elendigen Entgiftung bis hin zu den tollsten Erlebnissen in der Klinik.

Alleine hätte ich das nie solche Erfahrungen sammeln können.
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Wedard
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 12.03.2013
Beiträge: 239

BeitragVerfasst am: 17. März 2013 06:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo

ich kann immer wieder sehen, das es heute immer schwieriger wird,
nicht zu Suchtverhalten animiert zu werden.
Ich bin Anfang der Achtziger Jahr geboren und auf
dem Dorf aufgewachsen.
Bis Ende der Achtziger war da Drogenkonsum und Suchtverhalten
nicht so verbreitet.
Von den jungen Leuten war nur ein kleiner Bruchteil "drauf"
wie man das so sagt und da hat so gut wie niemand was von
mitbekommen. Das hat sich dann ab den Neunzigern
drastisch verändert. Da gab es öfters mal Randale und
ich sah zum ersten Mal morgens als ich auf den Schulbus
wartete zusammengeschlagene Leute am Straßenrand und
gespürt wie es langsam unruhig wird in der Gesellschaft.
Heute ist es so, das in dem Dorf von meinen Eltern eigentlich der
größte Teil jungen Leute irgendwelche Drogen konsumieren.
Meistens kiffen sie, aber es gibt auch viele die härtere Sachen
wie Ecstasy oder sogar Kokain nehmen. Es ist hat sich also
in den 25 Jahren viel verändert.
Wo ich Ausbildung gemacht hab und zur Berufsschule gefahren
bin gab es auch viele in meiner Klasse die entweder mit
Drogen gedealt und welche genommen haben.
Bin morgens immer mit drei anderen im Auto zur Schule gefahren,
die haben zum Teil vorher sich auch mit dem gewissen weißen
Pulver zugedröhnt. Mich haben sie auch am Anfang gefragt
ob ich was will, aber ich habe immer abgelehnt.

Woher kommt das alles ? Ich denke das fängt schon als Kleinkind
an wo man im Fernsehen eine Scheinwelt präsentiert bekommt in der
alles leicht und immer schön und abwechslungsreich ist. Und dann spürt
man die Diskrepanz zum eigenen Leben das so gar nicht ist wie
im Fernsehen und in unsicheren Zeiten wie heute wird man von
allen Seiten animiert sich in irgend einer Traumwelt zu verlieren,
da die Realität oft als beängstigend und bedrohlich wahr genommen
wird. Das ist auch diese ganze Dauerberieselung durch die Medien.
Die animiert wirklich sehr subtil zum konsumieren und zu
suchtförderndem Verhalten. Und das wird umso stärker je
mehr Umbrüche und Veränderung in einer Gesellschaft statt finden...

Gruß

Wedard
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realflippy
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 24.10.2011
Beiträge: 1169

BeitragVerfasst am: 17. März 2013 07:59    Titel: Antworten mit Zitat

ich bin ja auch son kleinstadt und dorfdruffi...und hab jetzt über 20 jahre erfahrungen im bereich drogen und sucht usw.
die tendenzen, das auch auf den dörfern mehr konsumiert wird sind mir echt auch schon aufgefallen.

der punkt wird sein das früher der konsum doch eher dafür da war um zu experimentieren...gruppengefühle zu stärken oder ein gewisses lebensgefühl zu haben.
musiker wie bowie, die stones..lou reed usw lebten ja förmlich die coolness des drogenkonsums vor.

natürlich gab es auch genug die da schon dran kaputt gegangen sind...aber irgendwie war der umgang der frühen drogenbewegung mit dem thema noch anders ( 50er bis späte 80er jahre)

der unterschied zur heutigen zeit wird sein, das drogen als mittel zum zweck eingesetzt werden...wie fast alles.
die "romantik" ist quasi verloren gegangen.
droge a wird benutzt um vernünftig arbeiten zu können
droge b zum ficken, feier,zocken whatever
droge c um von a und b wieder runterzukommen.

zusätzlich ist es viel einfacher an rc´s usw ranzukommen...wenn man sich etwas mit dem internet auskennt kannste dir heute die drogen mit ups direkt nach hause liefern lassen...da ist es natürlich ziemlich verlockend sich mit allem was so zu bekommen ist einzudecken...und süchtig zu werden...es gibt ja quellen die versiegen nicht.
wenn alle stricke reißen geht man zum doc..labert ne viertelstd. und bekommt zumindest erst mal irgendwelche meds...tramal..tili..und wenn man gut reden kann gibts noch einiges mehr.

dazu kommt ein viel höherer leistungsdruck...berufs und gesellschaftstechnisch...und da brechen einige viele unter der last des lebens schon mal zusammen und betäuben sich.
armut arbeitslosigkeit kaum perspektiven und die wirtschaftl. situation erledigen den rest

lg

flippy

ein interessanter artikel ist dazu ist sucht eine erfindung der moderne mal googlen. viel lesestoff aber höchst interessant geschrieben..hab wordpress grade nit offen sonst würd ich den link mal hier reinsetzen
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Dunja
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.12.2012
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 17. März 2013 12:05    Titel: Antworten mit Zitat

mesut76 hat Folgendes geschrieben:
Bei mir war es die grenzenlose Kapitulation, ich hab echt ALLES in Frage gestellt, wieso und warum es zu der Sucht gekommen ist. Ich hätte meine Vergangenheit auch schön reden, hab ich aber nicht Wink

Viele reden sich ja ein " ich hab Arbeit, ich Familie, Haus und Garten und reden sich das alles schön und machen munter weiter mit Drogen. Das funktioniert auch ne Zeit lang, aber da wo es wirklich weh tut wird ausholendes, oder man ist noch nicht "reif" genug um gewisse Dinge zu erkennen.

Man muss zu sich selber finden, wenn man dann auch anfängt sich zu akzeptieren und zu mögen. Gott sei Riesen Dank, das ich ne Klinik fand wo alles gepasst hat. Von der Elendigen Entgiftung bis hin zu den tollsten Erlebnissen in der Klinik.

Alleine hätte ich das nie solche Erfahrungen sammeln können.


Hallo Mesut,

Ich bin jetzt auch Claen und habe aufgehört mit den Drogen. Schön wieder was von dir zu lesen. Ich hoffe du wirst mir wieder bei der einen oder anderen Frage weiterhelfen. Ich hab auch einen eigenen Thread dazu.

Ganz viele liebe Grüße
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Wedard
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 12.03.2013
Beiträge: 239

BeitragVerfasst am: 21. März 2013 10:20    Titel: Antworten mit Zitat

Ursache aller Sucht ist so weit ich das erkenne, immer der Wunsch
das etwas das man nicht hat und das man begehrt einem helfen würde oder
einen glücklich und erfüllt machen wird.
Das erzeugt dann innerlich Leiden. Alles wonach man sich sehnt und das
irgendwo außen ist und nicht verfügbar erzeugt Leiden, was wiederum
Suchtmuster in einem selbst begünstigt.
Mir hat es geholfen das ich alles was ich momentan nicht bei mir ist
einfach ignoriert habe und mich mit dem was ich habe und wo ich
gerade stehe angefreundet habe.

Das menschliche Naturell lebt heute bei den meisten Menschen
in der Illusion das alles verfügbar ist wenn man nur Geld dafür hat,
wenn man nur angestrengt darauf hin arbeitet usw.
Wenn man eine Freundin hat dann ist man erst glücklich, doch dann
kommt die eigene Imagination wieder ins Spiel und dann wollen die
meisten Menschen eine andere Beziehung und machen sich Vorwürfe
und bemängeln sich.
Die Imagination nach etwas anderem als das was da ist, erzeugt
so wieder Leid. Dann geht eine Liebe in die Brüche und das tut
natürlich beiden sehr weh.
Innerlich sehnt sich glaube ich jeder Mensch nach Miteinander,
Geborgenheit und Liebe. Aber nach Außen setzt sich der Mensch
eine Maske auf und es herrscht oft Krieg. Jeder gegen jeden um
seine eigenen Erwartungen sicher zu stellen und erfüllt zu sehen.
Alles nur wegen dem Wunsch was anderes oder mehr zu erreichen
als was man bereits hat.

Sicher kenne das auch alle: Man wünscht sich etwas und kauft es
dann hat seine kurzweilige Freude daran und irgendwann wird es
Normalität ist und ist im Laufe der Zeit einfach nur Beiwerk in
der Ausstattung der eigenen Wohnung und man fragt sich manchmal
warum man es überhaupt gekauft hat und erkennt das man es
eigentlich gar nicht wirklich zum Leben braucht.
So wird die anfängliche Freude die man hatte zu Staub in den
eigenen Händen...

Gruß

Wedard
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Wedard
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 12.03.2013
Beiträge: 239

BeitragVerfasst am: 5. Mai 2013 10:47    Titel: Antworten mit Zitat

Habe heute einen Text gefunden mit dem ich das Thema weiter ergänzen will:

Die Heilung ist bedingungslose Liebe. Nur durch sie ist Sucht wirklich zu heilen.
Denn Heilung kann nur geistig auf spiritueller Ebene geschehen.
Der Süchtige sucht Glück, sucht Gott auf der falschen, der materiellen Ebene.
Er sucht außen, statt innen in sich selbst.
Er kann sich nicht von seinen Erinnerungen lösen.
Er sucht nach einem vermeintlich leichten Ausweg von seinen Problemen
oder für seine Bedürfnisse, der aber Probleme erst anzieht.
Der "Hunger nach Leben" ist in einer Gesellschaft wie unserer die
alles immer sicherer, eingeengter und kontrollierter macht nicht mehr so leicht
umsetzbar wie noch vor 20 Jahren.
Also werden Ersatzbefriedigungen wie die Sucht zur scheinbaren
Alternative. Doch führen nicht zur Lebendigkeit,sondern oft zu
Abhängigkeit, Siechtum und Enttäuschungen.

Gruß

Wedard
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