Habe mein Geheimnis preisgegeben...

[midnightexpress]

Hallo miteinander!

Muss euch fragen was ihr von meinen vorgehen haltet...

Ich hab hier schon bisschen was geschriebn in diesen Forum, was meine 15 jährige Drogenkarierre angeht. ( kein Heroin)...

Ich bin jetzt 6,5 Monate sauber, auch keine Zigaretten mehr.
Habe echt schon viel gelitten, Psychosen gehabt, massive Depressionen, werden aber schon besser jetzt muss ich sagen. Nur innerlichen Stress hab ich zu manchen Zeiten immer noch.

Aber das eigentliche was ich erzählen will ist, in der Arbeit habe ich einen Kollegen, ich kenn ihn eigentlich nicht gut, aber ich find ihn sehr symphatisch und aufmerksam, er ist auch sehr beliebt unter anderen Kollegen...Er ist 8 Jahre älter als ich, ungefähr 38 Jahre alt.

In der Arbeit weiss keiner wie es mir geht, hab auch schon oft geglaubt mir sieht man meine Probleme schon auf 100m an.Habe bald 8 Jahre in dieser Firma um und habe keine sonderlichen Beziehungen zu Menschen dort aufgebaut.Alles nicht meine Welt dort, will nicht voreingenommen sein, bin halt anders wie die anderen, ich glaub ihr wisst was ich meine. Sonst ist eigentlich vieles oberflächlich was Kontakte zwischen anderen Kollegen angeht, habe auch schon viele Konflikte gehabt mit einigen Agressionsausbrüchen, meist weil ich genervt wurde und ich ohnenhin schon nervlich angespannt bin.

Ich habe mit ihm über Schlafstörungen geredet die mich betreffen, ich habe mich irgendwie öffnen wollen ihm gegenüber, hab ihm meine kleine Geschichte erzählt was los ist, was ich durchmachen musste. Er war sehr erstaunt und wirkte sehr mitfühlend. Er hätte sich das bei mir nie denken können was ich ihm erzählte sagte er. Eigentlich kennt mich keiner wie ich wirklich bin. Er hat mich gefragt ob ich noch Freunde habe, weil ich mich vom Drogenumfeld seither zu 99% entfernt habe...
Ich habe gesagt das ich ziemlich alleine bin und fast niemand mehr habe...
Wir haben ein echt sehr Interessantes Gespräch über das Leben geführt, auch von seiner Seite.
Ich hab zu ihm gesagt das ich kein Problem habe ihm das zu erzählen, das war mein Weg sagte ich. Und das ich mich jetzt irgendwie leichter fühle, und Spannung weg ist und irgendwie mich wer versteht.
Vielleicht lass ich mir es ja garnicht anmerken das was nicht stimmt anderen gegenüber, kann auch sein, weiss es selber nicht.

Die Frage, war der Schritt gut oder schlecht, was meint ihr?
Ich selber finde es irgendwie als outing meines Zustandes und meiner Vergangenheit
. Das er es grossartig herumerzähl mach ich mir keine sorgen.
Nur kennt jetzt wer meinen geheimnissvollen Schwachpunkt...hmm. Ich war sehr offen, wie wenn ich auf Drogen gewesen wäre, krass...
War es doch ein Hilfeschrei?
Shit, ich weiss nicht wie ich es sehen soll...

Lg

[Trini]

Hallöle midnightexpress

du hast dich ein Stück weiter entwickelt, das ist doch toll. Sehe es als einen neuen positiven Schritt im neuem (cleanen) Leben.

Ich kann da nur positives erkennen. Es ist auch möglich das es morgen die ganze Belegschaft weiß, muß es aber nicht. Es ist ein Risiko ja aber auch eine Befreiung für dich. Und wenn es so sein sollte das alle bescheid wissen kannst du dir auf die Schulter klopfen und sagen: Ja Leute, ich kann echt stolz auf mich sein

lg

[Warrior]

Hi midnightexpress,

sieh es als Schritt in eine Richtung, die du doch schon immer haben wolltest.

Du hast mal geschrieben, dass du dich manchmal unter- oder überfordert in Gesprächen fühlst. Nun hast du eine Person gefunden, bei der das scheinbar nicht so ist.

Jeder hat halt seine Vergangenheit und Dinge getan, die andere vielleicht verurteilen. Ich glaube, gerade bei Drogenproblemen geht das ganz schnell.

Es gehört aber nun mal zu dir und hat einen wesentlichen Teil deines Lebens ausgemacht. Und diesen ständig geheimzuhalten, lässt wahrscheinlich jede begonnene Beziehung oberflächlich werden.


Nun musst du halt abwarten, wie sich das weiterentwickelt und siehst dann ja, welche Schlüsse du mit deiner Offenheit für dich selber ziehen kannst.

Gruß Warrior

[mesut76]

Hallo

Ob der Schritt gut war oder schlecht ?

Ich finds gut ehrlich gesagt, du musst nun aber damit rechnen dass es bald wirklich alle wissen. Manche interessiert's mehr, manche weniger.

Ich meine es ist ja auch nichts schlimmes dran, Drogen zunehmen. Es gibt Konsumenten und dann eben auch Konsumenten.

Dennoch geht die Tendenz immer dahin, dass getratscht wird. Du glaubst gar nicht, wie geil manche darauf sind. Noch bevor die Türklinke oben ist, gehts schon los bla bla bla bla. Du glaubst gar nicht, wie sehr manche Forumteilnehmer hier sich den MUnd fusselig reden über andere Furumteilnehmer, jeden Tag immer wieder das gleiche bla bla bla bla

Also ich glaube ich würde sowas nicht erzählen, Arbeit bleibt Arbeit, aber nach 8 Jahren kann das natürlich ein bischen anders aussehen.

[midnightexpress]

Hi...

@Trini

Es fühlt sich echt an wie Befreiung, wie kann das sein, wie wenn ich einen Teil meiner Sünden abgelegt habe.
Weil ich selber nicht klar komme wenn ich es verheimliche und mit mir ein ganzes Leben herumtrage...


@Warrior

Du hast geschrieben...
Es gehört aber nun mal zu dir und hat einen wesentlichen Teil deines Lebens ausgemacht. Und diesen ständig geheimzuhalten, lässt wahrscheinlich jede begonnene Beziehung oberflächlich werden.




Wie recht du hast! Die meisten Beziehungen mit nichtkonsumenten sind sehr oberflächlich...aber ich kann ja nicht in der Weltgeschichte herumlaufen und allen erzählen, hey das is der Grund so und so etc.
Aber es hat sich echt gut angefühlt...

Lg

[veilchenfee]

Also ich bin auf Arbeit von Anfang an offen mit meiner Vergangenheit umgegangen und lasse selbst heute noch manchmal durchblicken, dass ich von "gewissen Dingen und Themen" mehr Ahnung habe als der Normalbürger. Über fast 20 Jahre bin ich gut mit dieser Strategie gefahren. Sollten meine Kolleginnen sich in meiner Abwesenheit über mich diesbezüglich austauschen, hätte ich nichts dagegen. Was manche Leute als Lästern bezeichnen, ist nämlich meist überhaupt nicht böse oder blöd gemeint.

[Warrior]

Wahrscheinlich machen einen die Drogen einfach sehr speziell. Man gibt, wenn man das erzählt, eine ganze Menge von sich selber preis.

In der Gesellschaft wirkt diese Vergangenheit sehr abschreckend. Und wenn man dann selber betroffen ist und die allgemeine Stimmung bezüglich Drogen wahrnimmt, fühlt man sich immer irgendwo ausgegrenzt.

Andere Menschen haben es da einfacher, weil deren Probleme auf mehr Verständnis treffen innnerhalb dieser Gesellschaft. Und es dauert wohl einfach länger, bis man mal als ehemaliger Konsument so weit ist, dass es wirklich mal "unter die Oberfläche" geht.

Ich gehe nicht davon aus, dass es weitergetratscht wird, da ich deine threads schon länger mitlese und weiss, wie viele Gedanken du dir über alles Mögliche machst. Da schätze ich schon, dass du bei deiner Offenbarung schon sehr genau hingeschaut hast, WEM du das erzählst.

[Caro78]

Hallo,
ich denke auch dass es ein guter Schritt war.
Es ist Vergangenheit.
Selbst wenn geredet wird: Lass sie doch! Du weisst was du geschafft hast und kannst evtl sogar jemanden als positives Beispiel dienen.
lg und hallo Mesut.

[realflippy]

midnight...

ob das die richtige entscheidung war wird sich zeigen...

ich persönlich bin mit meiner abhängigkeit immer sehr offen umgegangen, habe gute und schlechte erfahrungen gemacht, bin aber eigentlich ganz gut damit gefahren.

man muss sich halt bei einem outing darüber im klaren sein das nicht alle das verständnis aufbringen welches man erwartet...andere hingegen sind auf einmal interessierter als man es jemals denken würde...

wenn es dir gut getan hat war es erst einmal zumindest für den moment nicht verkehrt...und der moment ist das wichtigste was wir ja eigentlich haben...wer weiss schon was morgen ist..

und btw...gelästert wird eh immer...wen es stört..ok...ich halte das so das ich zumindest so interessant bin das die leute über mich quatschen...ob auf arbeit oder sonst wo...ich find´s gut

[midnightexpress]

Danke an Alle...


Das so ein Forum so hilfreich sein kann hätt ich mir nicht gedacht, stellst ne Frage und bekommst in kurzer Zeit so viele mögliche Antworten auf alle deine Fragen...

Ehrlich gesagt hab ich nix mehr zu verlieren, es ist sowieso immer ein Kampf in der Arbeit, einmal habe ich mit dem Stress, einmal mit dem.
Die Leute können so primitiv sein das es schon grenzwärtig ist.
Das verhalten ist so unpersönlich unter den Leuten, die meisten reden aneinander vorbei.

Ich selbst möchte einfach mehr auf Leute eingehen, dann gibts auch weniger Mißverständtnisse.
In meinen Drogenrausch habe ich immer gerne Konversationen geführt, als nüchtener scheinbar find ich ebenso gefallen daran.
Es ist ziemlich schwierig mit Leuten bei mir in der Arbeit zu reden, jeder schimpft über jeden. Ich wünsche mir einfach Frieden ehrlich gesagt.
Aber es genügt eine negative Situation, dann gehen die Wogen hoch in mir.

Ehrlich gefragt...sind viele Menschen die je Drogen genommen haben mit ihrer allgemeinen Einstellung zum Leben und ihrer Umwelt weiterentwickelt, weil sie sich mehr Gedanken haben machen müssen in ihrer Vergangenheit oder Bild ich mir das ein...
Ich hinterfrage ständig mich selbst und stelle immer mehr fest das es so sein muss...

Lg

[Yolande]

Flippy, ich seh das auch so. Solange noch geredet wird, ist man interessant. Schlimm wirds erst, wenn nicht mehr geredet wird. In diesem Sinne, ich freu mich, dass wir immer noch Thema sind...haha

[Warrior]

Ich denke da auch so ähnlich wie du, was das "Weiterentwickeln" angeht.
Jeder stellst sich mal die Frage, ob er gerade der einzige Normale unter Vollidioten ist.

Für die eher oberflächlichen Menschen ist dies eine rethorische Frage und andere Menschen gehen dieser und anderen Fragen viel tiefer auf den Grund.
Ich denke schon, dass das auch im Besonderen die Drogenkonsumenten betrifft. Warum das so ist, weiss ich nicht.

Ich denke, das Schwierigste daran ist, ein gesundes Mittelmaß zu finden.

Diese Ehrlichkeit (sich selber UND anderen gegenüber) kann manchmal sehr arrogant wirken. Andererseits ist das ja eigentlich genau das, was sich fast Jeder wünscht. Dabei wird von vielen vergessen, wie unbequem das sein kann und dafür sind nicht viele Menschen bereit.

[mesut76]

Stimmt es ist ein Austauschen" nein, Ich hab's; Es ist eine Besserwisserei ! ! !

Wahrscheinlich braucht man das dafür, um sich nicht mit dem eigenen Leben beschäftigen zu müssen. Oder man fühlt sich dadurch besser, wenn man mit Finger auf andere Mütter und angehörige zeigen kann.

Ich weiß es nicht, auf jeden Fall gehört es sich nicht, sich abfällig und abwertend über andere Menschen zu unterhalten, wenn diese nicht anwesend sind.

Probiert's mal aus, das dauert bis man sich diese möchtegern "Besserwisserei" abgewöhnt hat.

Aber es geht !

[midnightexpress]

[mesut76]

Damit warst du natürlich nicht gemeint Midnight, das war auf ein paar Beitraege darauffolgend bezogen.

Alles gut soweit 🐓🐓🐓🐓