Eine Sozialgeschichte des Heroins

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Wedard
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Anmeldungsdatum: 12.03.2013
Beiträge: 239

BeitragVerfasst am: 13. Apr 2013 06:07    Titel: Eine Sozialgeschichte des Heroins Antworten mit Zitat

Eine Sozialgeschichte des Heroins

Seit Urzeiten haben die meisten Gesellschaften, unabhängig von Ort
und Entwicklungsstand, Drogen zur Heilung und Entspannung verwendet.
Alkohol wird in ganz Europa und Asien genossen, im Pazifikraum ist
Kawa verbreitet, und die vorkolumbianischen Gesellschaften in
Nord-und Südamerika kauten Peyote und Kokablätter.
Aber unter den vielen natürlichen Drogen der Welt - darunter
Alkohol, Tabak, Marihuana,Kawa, Peyote, Betel, Kat - wurden Opium
und Koka erst gefördert und dann verboten, auf eine Weise, die sie
in den letzten beiden Jahrhunderten zur Quelle von Profit, Macht,
Korruption und geheimen Absprachen machte.

Opium wird in antiken assyrischen, ägyptischen, griechischen und
römischen Quellen, die bis auf die Bronzezeit zurückgehen, als
Arzneimittel erwähnt. Ursprünglich im östlichen Mittelmeerraum
beheimatet, breitete sich Opium über den Fernhandel allmählich
nach Osten aus, bis es im 8 Jahrhundert n.Chr. China erreichte.
Opium ist der Ahnherr der illegalen Drogen.
Seine Kommerzialisierung als Ware legte die Grundlage für
den modernen - legalen und illegalen - Drogenhandel.
Sein späteres Verbot schuf die Antidrogenbehörden und kriminelle
Netzwerke, deren Interaktion den Handel anderer illegaler
Drogen formte.
Opium, Morphium und Heroin werden alle aus dem Schlafmohn
hergestellt, einer nicht frostempfindlichen, Bülten tragenden
einjährigen Pflanze, die sobald sie ihre Blütenblätter abgeworfen hat,
eine einförmige Fruchtkapsel enthüllt, in der sich der betäubende
Saft befindet. In der Antike aß man die Samen des MOhns.
Bauern im Mittelalter ritzten die Fruchtkapseln ein, um den
Saft zu gewinnen. Moderne Pharmazeuten kochten den Milchsaft,
um das Narkotikum Morphium zu extrahieren, und verbanden
es später mit einer verbreiteten Chemikalie, um Heroin herzustellen.

1898 begann die Firma Bayer aus Elberfeld von Diacetylmorphin
und prägte zur Vermarktung der neuen Arznei den Markennamen
Heroin. In seiner internationalen Werbekampagne beschrieb
Bayer Heroin als nicht abhängig machendes Allheilmittel für
Erwachsenenkrankheiten und Atemwegserkrankungen von Kindern.
Die Beliebtheit des "Arzneimittels" ermutigte Nachahmer.
Einde des 19 Jahrhunderts nahmen zahlreiche Hersteller
von Patentarzneien in Europa, den USA und Australien
die Produktion auf und schrieben ihren Mitteln in
Massenblättern geradezu Wunderkräfte zu.
1906 genehmigte die American Medical Association die allgemeine
Anwendung von Heroin an Stelle von Morphium und die
medizinischen Gesellschaften in Europa und Australien taten
es ihr gleich.
Obwohl aggressive Werbung ohne Zweifel eine Rolle bei der
Beliebtheit der neuen Rauscharzneien spielte, hätte ihr Konsum
nicht so spektakulär zunehmen können, wenn sie nicht ein
grundlegendes Bedürfnis der Konsumenten befriedigt hätten.
Im Rückblick muss man wohl feststellen, das der massenhafte
Missbrauch von Betäubungsmitteln offenbar Teil einer
umfassenderen Transformation des Alltagslebens und der
Ernährung im Industriezeitalter war. Im 18. Jahrhundert
waren amerikanischen und europäische Arbeiter in der
Landwirtschaft oder in kleinen Firmen beschäftigt, wo sie nach
ihrem eigenen Biorhythmus arbeiten konnten. Als die
Bevölkerung jedoch vom Land in die Städte zog und aus
der Landwirtschaft in die Fabriken wechselte, änderten sich
ihre Ernährungsgewohnheiten mithilfe eines globalen Handels,
der exotische Nahrungsergänzungen zu bezahlbaren Preisen
auf den Tisch brachte: Zucker, Kaffee und Tee.
An ein Arbeitsregime gebunden, das währen eines Zwölfstundentags
ein gleich bleibendes Leistungsniveau erfoderte, griff der
moderne Fabrikarbeiter auf Anregungsmittel zurück die den
Körperrhythmus zum gnadenlosen Takt der Maschinen beschleunigte.
Und nach der Arbeit benötigte er oft Mittel zur Beruhigung
nach seiner anstrengenden Tätigkeit.
Diese erzwungene Entfremdung vom eigenen Biorhythmus
die bis heute anhält kann wohl als eine tragende Ursache
für den Missbrauch von synthetisch hergestellten Narkotika
gesehen werden, seit der britische Forscher C.R. Wright 1874 zum
ersten Mal Heroin oder Diacetylmorphin synthetisierte, als
er Morphium zusammen mit einer verbreiteten Chemikalie,
Essigsäuereanhydrid, mehrere Stunden lang über einem
Brenner kochte.

Gruß

Wedard
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