Alkohol

[nerv]

Hallo zusammen, ich bin etwas Ratlos. Meine Frau, mitte 40 trinkt seit etwa 2 Jahren regelmaessig. Die Menge pro Tag minimum 2 Flaschen Rotwein, und faengt damit seit laengerer Zeit morgens schon an.
Zwischendurch bis 3 Flaschen. Dazwischen wenn vorhanden, Vodka, Bier u.s.w.
Ich selber trinke Zuhause praktisch nichts. Es geht manchmal soweit das sie am Boden einschlaeft. Nun zu meiner Frage: Wenn sie nichts trinkt, beziehungsweise bis etwa eine 1/2 Flasche, hat sie einen normalen Umgangston. Nach einer Flasche wir sie regelmaessig sehr agressive und laut. Bis zum absoluten ausflippen.
Was ich nicht verstehen kann ist diese Agressivitaet. Kann dieser Alkoholgenuss einen Menschen so ''umdrehen'' ? Wir haben Kinder, und in diesem Zustand nimmt sie auch auf deren Anwesenheit keine Rücksicht. Sie bleibt dann bis zum einschlafen so explosive. Wenn ich versuche sie mit Worten davon abzubringen zu trinken, hat sie nach ihrer Ansicht kein Alkohol Problem. Ich weiss das jemand der Alkoholiker ist, dies nie zugeben wird. Der betroffene Mensch muss selber zur Einsicht kommen. Aber warum diese Irrationale Agressivitaet ?
nerv

[Wedard]

Hallo Nerv

mein Onkel hat auch ein Alkoholproblem. Bei ihm ist es allerdings so,
je mehr er trinkt desto gefühlsduseliger und deprimierter wird er und
wird lustiger. Meistens. Manchmal wurde er auch ziemlich giftig und
wütend. Man sagt ja, das Alkohol die Tendenzen die man gerade
hat verstärken kann wenn man ihn oft zu sich nimmt.

Irrational sind diese Aggressionen sicher nicht, die haben irgendwo
eine Ursache. Stress an der Arbeit, Tod eines geliebten Menschen,
Entlassung von der Arbeitsstelle, Ängste, Kummer, Trauer, Schmerz...
Manchmal kommt auch nach Jahren was hoch, wenn man es
lange Zeit unterdrückt hat. Die eigene Persönlichkeit kann man
zwar selbst unterdrücken aber irgendwann kommt alles
auf die eine oder andere Art hoch.
Frage dich doch mal selbst was es sein könnte, was dahinter
steckt, das deine Frau so wütend wird, wenn sie Alkohol getrunken
hat. Wenn du das weißt, dann kannst du sie bestimmt auch
besser verstehen und sicher ist dann auch die Lösung des
Konflikts näher gerückt ...

Gruß

Wedard

[Wasgehtlosdarein]

Hallo nerv!

Erstmal vorweg finde ich es sehr gut, dass du dich mit deinem Problem an andere wendest. Ich hoffe wir können dir hier im Forum ein wenig helfen.

Jetzt zu deinem Problem bzw deinen Bedenken.
Ich denke deine Bedenken sind durchaus berechtigt! Alkohol schleicht sich langsam aber sicher immer mehr ins Leben und nimmt Stück für Stück immer mehr Platz ein. Und das auf eine Art und Weise, dass man es manchmal gar nicht richtig merkt.

Das was deine Frau da macht ist nicht normal. Und ich kann das natürlich von hier aus nicht beurteilen, aber ich würde sagen, dass sie alkoholkrank ist.
Bitte nimm es mir nicht übel, wenn dir das schon längst klar ist. Denn ich finde es ist nicht selbstverständlich sich auch als Partner erstmal einzugestehen, dass die eigene Frau alkoholkrank sein könnte. Man möchte den anderen nicht verletzen oder verurteilen. Man spielt das Ganze vielleicht selbst herunter.

Ich spreche hier nicht von Dingen, die ich mir ausgedacht habe. Ich habe es selbst erlebt.
Mein Vater war stark alkoholkrank als ich und meine Geschwister noch sehr klein waren. Meine Mutter hat ihn immer in Schutz genommen. Sie hat vieles runtergespielt, hat ihn gedeckt und hat ihn sogar regelmäßig zur Arbeit gefahren, als er seinen Führerschein mit 2,7 Promille verloren hat..
Sie war Co-Abhängig und hat alles versucht, um trotz seiner Alkoholkrankheit, der sie sich immer bewusster wurde, eine normale Familie zu haben und alles zu regeln.
Ich kann mir immer noch nicht vorstellen unter was für einem seelischen Druck und Stress sie stand und wie viel Verantwortung sie tragen musste und vor allem wie viel sie über sich ergehen lassen musste, bis er es endlich selbst gemerkt hat und in eine Entzugsklinik gegangen ist.
Mich belastet das immer noch so sehr, obwohl das Ganze jetzt schon über 18 Jahre her ist und ich ein Kleinkind war, als es so extrem war.

Genug zu meiner Geschichte zu dem Thema. Und zurück zu dir.
Bitte bitte spiel es nicht herunter. Suche Hilfe.
Wenn du nicht weißt, wie du sie da herausholen kannst oder überhaupt wie du sie zur Einsicht bringen könntest, dann such erstmal DIR Hilfe.
Tu es deiner Familie und dir zuliebe.

Vertraue dich Verwandten an. Sprich mit noch mehr Leuten darüber.

Und baue deiner Frau kein Nest, in dem sie sich mit ihrem Alkohol einnisten kann!

Ich wünsche dir viel Glück und alles gute auf der Welt auf allen Wegen, die du beschreiten wirst.

LG

[downer]

Hallo nerv,
Habe auch schon früh und zu genüge solche Erfahrungen machen dürfen.Die Erklärung eines Bekannten dazu: manche Menschen vertragen eben keinen Alkohol,d.h. sie flippen bei einer eigentlich nicht so großen Menge schon aus.Aber so irrational ist es nicht ,da stimme ich dem Weddard zu. Auch wenn wir sie nicht kennen,die Gründe,es muss solche geben.In meinem Fall wurde mir das ganze Bild erst nach und nach verständlich.Zuerst ist man aber total überfordert und weiß mit dem Menschen und mit der Situation nichts anzufangen.Du wirst vllt noch das eine oder das andere versuchen,was fehlschlägt.So etwas wirft dann auch zurück,aber früher oder später kommst du auf die Gründe.
Dieser „Terror“ in meinen Reihen ist Gott sei dank vorbei.Aber als es noch extrem war,kam es einem schon so vor,dass der Mensch (in meinem Fall auch eine Frau) zwei gegensätzliche Persönlichkeiten in sich trägt.Die eine mild und leise die andere agressiv und beleidigend.Wobei es nahezu unmöglich war,diesen Menschen nüchtern darauf anzusprechen.Wenn ich dir überhaupt einen Rat geben könnte,dann das:
Versuche diesen Menschen in seinen nüchternen Phase aufzubauen,ihm hier und da zu zeigen,dass du und die anderen ihn schätzen (und zwar konkret für das oder jenes).Es wird nicht einfach sein und vllt. stehen dir noch ein paar Total-Abstürze bevor.In meinem Fall war die Frau der felsenfesten Meinung ,dass sie es nicht verdiene geliebt zu werden.Sie hatte sich in ihrem Leben für vieles aufgeopfert – um eben geliebt zu werden- stieß aber immer auf diese selbstbeschworene Ablehnung der anderen.Oft liegt eine Kränkung aber auch Jahrzehnte zurück – umso tiefer ist sie dann bei dem Betroffenen verankert.
Erstmal soweit.Wünsche dir alles Gute.