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SAUBERMANN Platin-User
Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 14. Mai 2013 21:09 Titel: |
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ast hat Folgendes geschrieben: |
ich glaube schon, dass 'genügend Kohle' beim Ausstieg extrem hilfreich sein kann (eine Sorge weniger)
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ja, logisch! deshalb schrieb ich ja "nicht die größte rolle". das ist ein sehr großer unterschied.
im übrigen sieht man doch, wie viele reiche menschen z.t. extreme suchtprobleme haben... amy winehouse, michael jackson, jenny elvers usw., nur um mal 3 fälle zu nennen, die mir grad in den sinn kamen...
und diese liste ließe sich beliebig fortführen.
vermutlich hat nicht jeder hier mitbekommen, was letztes jahr bei dem schwedischen tetra-pak-erfinder-erben abgegangen ist... der typ, ein schwede, hat wochenlang mit seiner toten frau in einer total vermüllten stadtvilla in london gewohnt... das haus kostet knappe 100 millionen euro (nein, kein tippfehler: hundert millionen!) und er ist stinkreich... dass auch seine frau aus einer US-millionärsfamilie kam, fiel da kaum ins gewicht... jedenfalls: kohle gabs genug. und was haben sie vorrangig konsumiert?! CRACK! ausgerechnet die substanz, die das image einer "armendroge" hat...
in diesem sinne spielt geld also wohl keine ganz entscheidende rolle... |
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lämmchen Foren-Guru
Anmeldungsdatum: 09.02.2012 Beiträge: 3756
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Verfasst am: 14. Mai 2013 21:22 Titel: |
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Liebe Leute,
wo bitte bleibt bei Euch die Toleranz? Die, die Euch selber auch entgegengebracht werden soll?
Bei vielen Nicht Süchtigen-hier-klingt oft ganz viel Unverständnis raus.
Warum? Warum kann man es nicht einfach hinnehmen, das es Menschen unter uns gibt, die ein anderes Lebensmodell für sich festgelegt haben?
Jeder soll bitte mit sich und seinem Körper tun und lassen können was er will. Dazu gehört auch Selbstzerstörung, Suizid und sonst was.
Kommt jetzt der Einwurf, das WIR Steuerzahler dafür blechen müssen? Na und? Wir zahlen für soviel Scheisse und viele der Süchtigen waren auch in Arbeit und haben gezahlt...für wen und für was auch immer.
Verständnis-das fehlt selbst hier im Forum. Ich frag mich warum? Ich kann tuttsweet mehr als gut verstehen, wenn er erzählt, das er kein Vertrauen hat. Wie auch? Erst öffnet er sich, kackt aus nachvollziehbaren Gründen irgendwann wieder ab und schon hat er wieder einen Tritt in den Arsch bekommen. Wie bitte schön, soll er da gut über seine Mitmenschen reden? Dann wird ihm vermittelt, er soll den Arsch zusammen zu kneifen und arbeiten gehen? Hallo, er ist krank! Na Danke, genau so eine Ansage braucht ein Mensch wenn er gerade ganz tief unten ist.
Wollt Ihr, das so mit Euch geredet wird, wenn Ihr UNTEN seid? Garantiert nicht!
Leute, wir sind Menschen, keine Maschinen. Mit allen Schwächen und auch Stärken. Seid doch bitte mal toleranter.
Ihr Nicht süchtigen könnt Euch nicht in unser Gehirn reindenken und reinfühlen. Das wäre auch zuviel verlangt. Aber bitte, wir sind auch WER. Aber anders.
Der Wille clean zu sein, begleitet viele von uns, aber unser Ding, da oben, hat eine andere Chemie. Und da reicht oft der Wille nicht aus.
Ich wollte das schon lange mal loswerden, hab mich endlich mal getraut. |
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lämmchen Foren-Guru
Anmeldungsdatum: 09.02.2012 Beiträge: 3756
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Verfasst am: 14. Mai 2013 21:28 Titel: |
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Noch ein Nachtrag.
Hier wird oft bemängelt, das wir Süchtigen oft jammern und meckern und uns nicht bewegen.
Ach, und Ihr tut das nicht? Nur hier, im Suchtmittelforum, fällt das natürlich nicht so auf. Da jammern immer nur die anderen...die obendrein noch süchtig sind und allen auf der Tasche liegen.
Toleranz, Respekt und Verständnis fehlen immer mehr in unserer Gesellschaft. |
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newlife Platin-User
Anmeldungsdatum: 30.11.2011 Beiträge: 1844
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Verfasst am: 14. Mai 2013 21:35 Titel: |
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@anny
ein sehr schöner Beitrag. Du hast recht, uneingeschränkt. Auch ich habe jahrelang hart gearbeitet um dorthin zu kommen, wo ich heute stehe. Ich habe mir durch die Sucht allerdings auch was verbockt, was ich nicht mehr gerade biegen kann. Ich wollte gerne Programmierer werden und hatte es schon in frühen Jahren nicht geschafft, mich abends mal hinzusetzen und zu pauken. Ich war aber dennoch ehrgeizig. Habe nie gefehlt, einen guten Schulabschluss hingelegt und eben eine andere Berufsausbidung dann gewählt. Ich habe eben aufgepasst im Unterricht und da bleib dann tatsächlich auch ne Menge hängen. Mir war Leistung immer wichtig und im Rahmen meiner Möglichkeiten blieb ich auch am Ball. Ich machte trotz Sucht noch immer sehr viel und wurde manchmal auch tatsächlich gelobt und bekam eine Prämie für außergewöhnliche Leistungen. Es war nicht immer leicht, aber auch ich habe viel gekämpft und geackert, denn ich wollte alles andere, als auf der Straße verrecken. Auch heute noch ist Beruf das A und O was mich am Leben hält. Ich habe noch keine Lohnersatzleistungen beantragen müssen und bin immer darauf bedacht, für mich selbst zu sorgen. Da klopft auch mir keiner auf die Schulter. Das braucht aber auch niemand, denn so etwas ist nicht anderes als Eigentverantworltichkeit und Disziplin.
Ich habe lange Jahre süchtig gelebt und tue es vielleicht noch immer. Ich schädige damit mir, das weiß ich auch. Ich schädige aber niemand anderem, ich trage die Verantwortung für mich alleine. Ich lebe in keiner Beziehung.
Ich nehme mir aber auch das Recht heraus Kritik zu üben, wo sie angebracht ist. Wenn ich die Selbstdarstellung unseres Landes nach außen höre, wird mir einfach schlecht. Wenn hier davon geredet wird, dass Therapeuten auch nur Menschen sind und mal abschalten wollen, dann ist das bis hierhin vollkommen richtig. Das Problem liegt aber doch woanders. Gerade im sozialen Bereich wird gespart bis zum Geht-Nicht-Mehr. Im Pflegebereich fallen die Arbeitskräfte um wie Heuschrecken wegen Arbeitsüberlastung. Hier muss einfach auch mal reagiert werden und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Hätte ein Therapeut nur 10 Klienten anstatt 150, könnte er mit diesen auch intensiver arbeiten.
Die Kuh stinkt und das ganz gewaltig. Aber es will keiner sehen und hören. Hauptsache, die Darstellung nach Außen stimmt. Aber genau so habe ich als Süchtiger auch gelebt und es hat funktioniert. Warum nicht auch in großem Rahmen. |
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anny Gold-User
Anmeldungsdatum: 14.10.2011 Beiträge: 464
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Verfasst am: 15. Mai 2013 07:24 Titel: |
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Guten Morgen,
du hast Recht newlife. Gerade die sozialen Berufe sind sehr undankbar, zumindest hier bei uns herrscht dort auch ein riesiger Personalmangel.
Fiese Bezahlung, lange Zeiten, viele traurige Geschichten und starke Belastung wirken sich natürlich irgendwann auf die Qualität der Arbeit aus.
Lämmchen, zumindest ich gehöre leider nicht zu denen die sich nicht in die Suchtproblematik hinein versetzen können. Ich sagte ja, ich bin da wahrscheinlich teilweise sehr hart, meine es aber niemals verletzend oder böse.
Zumindest mir hätte kein noch so tolles Konzept geholfen, am Ende lag die Entscheidung ganz alleine bei mir. Ich kann auch überhaupt keine konkrete Hilfestellung geben, denn mein Weg funktioniert sicher nicht allgemeingültig.
Es braucht etwas wofür es sich lohnt etwas zu ändern.
Ich finde ja, dass man als Süchtiger eine ziemlich verzerrte Wahrnehmung hat wenn man versucht aufzuhören. Man verliert irgendwie die Fähigkeit das Schöne des Lebens zu sehen und zu schätzen, das Negative wird größer gemacht als es ist.
Ich meine, dass die Alternative so gruselig ist, dass sich der Kampf wirklich lohnt. Zum Beispiel die Geldprobleme, die Gesellschaft, wie man wahrgenommen wird, all das ändert sich ja nicht wenn man weiterhin konsumiert. Man packt nur noch einen riesen Haufen an Problemen oben drauf, verschlimmert sich die Situation selber.
Leider wollen die meisten (ich auch) dann sofort eine Änderung, eine Verbesserung erleben. Etwas, wofür sich die Schikane dann auch bitte lohnt.
Zumindest meine Erfahrung ist, dass all das wofür es sich lohnt schon die ganze Zeit da ist, man ist nur noch nicht in der Lage es zu erkennen und wertzuschätzen.
Manche Punkte verstehe ich total. Zum Beispiel den, mit dem wenigen Geld.
Ich halte es für sehr wichtig, dass man sich an so einem Wendepunkt dann auch ein schönes Umfeld schaffen kann. Ein gemütliches Zuhause mit ein paar netten, gemütlichen Möbeln, ein paar Blumen auf dem Balkon und all so etwas.
Damit man einen Ort hat, wo man sich gerne aufhält. Ich selber war stolz wie Bolle auf meine damals neue Wohnung, als ich sie endlich so eingerichtet hatte wie ich es immer wollte. Mit H4 wäre das schonmal deutlich schwerer gewesen.
Ich sage sicher nicht, dass Arbeit die Lösung des Übels ist. Aber man (ich) braucht ein festes Konzept woran man sich halten kann. Etwas, woran man Freude hat und was einem vor allem zeigt, dass man etwas geschafft hat.
Das kann ein Minijob sein, ich selber habe anfangs in einem Reitstall die Pferde versorgt. Abends war es ein tolles Gefühl, wenn ich müde und kaputt war, in meine Wohnung kam und sogar noch Geld verdient hatte. Da hatte es plötzlich eine ganz andere Bedeutung, wenn ich mich dann auf meinen Balkon setzen konnte und etwas Sonne getankt habe.
Ohne Witz, noch heute empfinde ich ganz viel Stolz und Glück in Situationen die eigentlich ganz banal sind. Manchmal liege ich abends im Bett, in dieser "Nachdenk-Phase" kurz vorm Schlafen, und dann kann ich es kaum glauben dass ich keinerlei scheinbar unlösbare Probleme mehr habe. Ich habe natürlich welche, aber die sind alle zu lösen.
Ich freue mich, wenn ich am Ende des Monats trotzdem noch alles nötige kaufen kann, ich freue mich dass ich einfach ganz unbeschwert in den Tag starten kann, ich freue mich jede einzelne Fahrt über mein popeliges Auto.
Klar, es gibt auch große Freuden. Mal ein Urlaub, eine Beförderung usw. Aber zumindest für mich machen diese simplen, einfachen Dinge mein persönliches -Glück aus. Die muss man aber sehen können und das ist anfangs sauschwer und man kann das auch nicht erzwingen. Da hilft nur Geduld und weiter machen.
Ich glaube, dass man die Vergangenheit auch nutzen kann. Ich sehe es für mich als Vorteil, dass ich doppelt zu schätzen weiß was ich habe. Ich bin irgendwie doppelt dankbar, wenn ich dran denke wie ich früher genau diesen Tag verbracht hätte.
Für mich war dieser Punkt erst da, als ich wirklich und endgültig bereit war all den Mist hinter mir zu lassen. Ohne Hintertür. Solange ich mir nicht vorstellen konnte für immer "ohne" zu leben, solange ich noch immer wieder ans konsumieren gedacht habe, solange waren all meine Mühen umsonst.
Ich denke, dass viele ewig in dieser Phase hängen. "Mit" geht nicht mehr, "ohne" geht aber auch überhaupt nicht. Und dann neigt man dazu, sich Gründe zu suchen warum es nicht geht.
Viele Grüße |
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Pimpinelle Platin-User
Anmeldungsdatum: 30.03.2012 Beiträge: 1367
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Verfasst am: 15. Mai 2013 08:41 Titel: |
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Newlife
Zitat: | Hätte ein Therapeut nur 10 Klienten anstatt 150, könnte er mit diesen auch intensiver arbeiten.
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Wieviele Stunden Therapie würdest du denn machen wollen pro Woche?
Ich weiß nicht, wieviele Kunden so ein Therapeut im Monat hat, aber nur mit 10 Leuten im Monat zu arbeiten wäre wahrscheinlich für alle Beteiligten nicht so optimal. Das Besprochene und Erarbeitete muss sich doch auch festigen können und das braucht Zeit. Das hat schon einen Sinn, dass es normalerweise "nur" eine Therapiestunde pro Woche gibt. Ich habe in Ausnahmefällen von zwei Stunden gehört, aber noch nie von mehr, weil wahrscheinlich wenig effektiv.
Was du, Newlife, vielleicht meinst ist ein Sozialarbeiter oder -pädagoge, die in allen Lebenslagen weiter helfen könnten. Davon gibt es eindeutig zu wenige. Aber selbst wenn es mehr davon gäbe, würde es ja niemals so sein, dass ausschließlich ein Hilfesuchender betreut werden könnte über einen bestimmten Zeitraum. Helfende Hände finden sich aber auch oft im Freundeskreis oder dem familiären Umfeld oder auch in Selbsthilfegruppen usw., wenn man jemanden findet, der entweder das gleiche Ziel anstrebt oder unterstützend weiter helfen könnte. Therapeuten und Sozialarbeiter/-pädagogen können niemandem alle Aufgaben abnehmen. Man kann sicher jemandem eine Wohnung und Arbeit beschaffen und bei Anträgen helfen, aber dem Job regelmäßig nachzukommen oder eine Aufgabe gut zu machen, das kann einem niemand abnehmen. Ziele im Leben halte ich für enorm wichtig. Hier kann man aber auch nur Denkanstöße geben, umsetzen muss der Betroffene das dann schon selber, zumindest mal darüber nachdenken und vielleicht was ausprobieren.
Ich weigere mich auf jeden Fall zu glauben, dass es für tuutsweet kein Abzweigung zu einem drogenfreien Leben geben sollte. Vielmehr sehe ich nach wie vor, dass er sich selber im Weg steht, viele Gründe findet, warum etwas nicht zu ändern ist, statt zu sehen, was möglich und umsetzbar wäre, erreichbare Ziele anzustreben als vorläufig Unerreichbares zu wollen. Wenn er eine helfende Hand bräuchte, sollte er sich trotz seiner Vorbehalte einen Sozialarbeiter und da um Hilfe und Rat bitten. Was soll's denn? Auf der Stelle treten kann er anschließend immer noch und einen Weg zurück gibt es mit Sicherheit auch noch. Lass' doch einfach mal Taten sprechen. Reden ist immer hilfreich, wenn man es dabei nicht belässt, auch wenn es noch so schwer ist.
Die Beiträge dieses Themas finde ich fast alle gut und hilfreich, egal ob jemand schrieb, der TE komme destruktiv oder jammernd rüber. Das sind zumindest mal konkrete Rückmeldungen. Hier würde sich niemand beteiligen, wenn man nicht sehen würde, dass der TE ein großes Problem hat und auf dem Weg in eine neue Sackgasse zu sein scheint. |
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newlife Platin-User
Anmeldungsdatum: 30.11.2011 Beiträge: 1844
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Verfasst am: 15. Mai 2013 08:41 Titel: |
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Zitat: | Mit" geht nicht mehr, "ohne" geht aber auch überhaupt nicht. Und dann neigt man dazu, sich Gründe zu suchen warum es nicht geht.8Mit" geht nicht mehr, "ohne" geht aber auch überhaupt nicht. Und dann neigt man dazu, sich Gründe zu suchen warum es nicht geht. |
An diesem Punkt hänge ich auch rum, zugegeben. Was ich bei dir jetzt nicht sehe, ist die Akzeptanz, dass es vielen Süchtigen eben auch so geht. Das sind ganz ganz viele, die da nicht raus kommen. Aber auch wir leben in dieser Welt.
Sei du froh und dankbar, dass du über diesen Punkt hinaus gekommen bist. Sicherlich ist meine Wahrnehmung öfter mal verzerrt, aber sie war auch schon verzerrter. Auch ich kann mich über solche Dinge wie Wohnung und eine schöne Einrichtung freuen. Hab ich auch alles. Ich hab mir 2011 eine kleine Wohnung von Grundauf neu aufgebaut, schicke Möbel und auch ne neue Küche da reingesetzt. Und auch auf meinem Balkon gibt es normalerweise Blumen. Ich muss noch welche besorgen, die Vorbereitungen fürs Frühjahr sind schon erledigt. Leider spielt das Wetter nie so wirklich mit.
Das alles ist aber für mich nicht ausreichend, um endgültig Schluss zu machen. Der Konsumwunsch besteht weiterhin und ich glaubte auch, man kann durch eine neue Umgebung der Sucht davonlaufen. Das hat leider nicht funktioniert. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass ich nicht auch mal clean leben kann.
Mein Konsum zeigt sich schon süchtiger Natur, da ich immer erst dann eine Kehrtwende einleiten kann, wenn ich wieder mal übertrieben habe. Solange ich mich an leichteren Drogen aufhalte ist das noch händelbar, fange ich aber an zu trinken oder futter Benzos ist eben alles zu spät. Da kann ich nach 3 Wochen Konsum wieder entgiften gehen. Die Tragweite ist einfach immenser und ich krieg es dann noch nicht mal mehr hin, das Geschirr zu spülen... Dem bin ich mir aber auch bewusst.
Wem es gelingt vollkommen auszusteigen, der kann sich wirklich glücklich schätzen. Da spielt auch das soziale Umfeld eine sehr tragende Rolle, insbesondere die Familie. Ich tue mich da schwer, ich habe niemanden. Aber ich finde bestimmt auch noch meine Rolle im Leben. |
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newlife Platin-User
Anmeldungsdatum: 30.11.2011 Beiträge: 1844
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Verfasst am: 15. Mai 2013 08:45 Titel: |
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@Pimpinelle
schon o.k. Das war bewusst überzogen dargestellt, nur um meine Kernaussage zu unterstreichen.
Im sozialen Bereich fehlt es halt an allen Ecken und Enden. In unserer angeblich "qualifizierten" Entgiftung gibt es kaum noch Personal. Einmal in der Woche machen die noch ne Gruppenstunde, ansonsten vegetieren wir da alle vor uns hin. |
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lämmchen Foren-Guru
Anmeldungsdatum: 09.02.2012 Beiträge: 3756
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Verfasst am: 15. Mai 2013 09:21 Titel: |
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Guten Morgen,
Pimpinelle, es gibt Therapien mit 3 Std. pro Woche. Wirklich.
Gerade die einsamen Menschen, ohne Familie, Freunde oder Bekannte, die zudem süchtig sind, haben es schwer die sogenannte "Sonne" zu sehen. Diese fragen sich allzu oft: für was und wen soll ich morgens aufstehen?
Sich Ziele setzen ist gut und schön und auch enorm wichtig. Aber-wenn man andauernd nur Pech hat ( ich kenne das ) verliert man jeglichen Halt, Mut und zum Schluss auch die Kraft. Dann steht man sich eben selber im Weg, weil der eneute Sinn für einen Neuanfang fehlt.
Oft genug rappelt man sich aufs neue auf um dann wieder und wieder auf die Nase zu fallen. Gerade auf diese Menschen muss gesondert eingegangen werden.
Und ja, reden ist immer gut. Wenn aber, durch was auch immer, jegliches Vertrauen in Therapeuten, Sozialarbeiter -oder Pädagogen fehlt, wird es umso schwerer. Der Wille ist ja da...oft zumindest. |
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anny Gold-User
Anmeldungsdatum: 14.10.2011 Beiträge: 464
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Verfasst am: 15. Mai 2013 11:10 Titel: |
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@newlife:
Ich akzeptiere es schon, dass es vielen Süchtigen so geht. Es bleibt mir ja auch nichts anderes über, ändern kann ich es sowieso nicht.
Aber ich gebe zu, dass mir das Verständnis ab einem gewissen Punkt fehlt und ich manche Handlungen/Einstellungen überhaupt nicht nachvollziehen kann.
Teilweise komme ich auch sicher ablehnend rüber, ich hörte schon öfter ich würde mich für "besser" halten. Ich kann nicht sagen woran das genau liegt, dass ich manchmal so reagiere oder wirke.
Bestimmt erkenne ich mich manchmal selber wieder wie ich mal war und kann damit dann schwer umgehen.
Ich habe mit Sicherheit viele Fehler, wenn es um den Umgang mit anderen Süchtigen geht.
Irgendwie fehlen mir jetzt die Worte um verständlich zu machen, was ich eigentlich sagen will... |
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Caro78 Gold-User
Anmeldungsdatum: 29.05.2012 Beiträge: 834
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Verfasst am: 15. Mai 2013 11:46 Titel: |
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Hallo tuutsweet,
schwierig in deiner Situation empfinde ich deine Erkrankung denn du schriebst, dass die THelferzellen nicht wirklich hoch sind und du HIV in fortgeschrittenem Stadium hast. Dazu die Hepatitis und das Wissen einer geringeren Lebenserwartung als der Durchschnitt der Bevölkerung...das ist schon sehr hart!
Aus diesem Wissen heraus sich neu aufzurappeln verdient Respekt.
Alle anderen Lebensumstände, Arbeit, Freunde bzw Bekannte ect wären händelbar.
Trotzdem kannst du jeden Tag dazu beitragen dass du einen "gesünderen" Tag erlebst. Gesünder als Drogeneinnahme und Einbrüche. Diese Dinge sind weder fuer Körper noch fuer Seele gut...
Du könntest dich bei JES engagieren. Junkies-Ehemalige- Substituierte. Hier engagieren sich selbst Betroffene fuer andere. Sozialarbeiter gibt es da, glaube ich nicht. Ausser es sind selbst süchtige Sozialarbeiter
Bei uns in der Gegend sind die Sozialarbeiter echt engagiert und grüssen auch auf der Strasse oder fragen wie es einem geht.
Zumindest die Sozialarbeiter aus dem Kontaktcafe bei uns die ich kurz "kennenlernen" durfte.
Ich selbst arbeite auch im sozialen Bereich. Ich arbeite ca mit 50 Klienten im Monat. Das ist von der Anzahl in Ordnung.
Allerdings, wenn ich Klienten in der Stadt treffe dann grüsse ich zwar, vermeide aber ein Gespräch um zu verhindern dass mir quasi auf der Strasse im Schnellverfahren erzählt wird wie es dem Klienten ergangen ist.
Erstmal benötige ich ein ruhiges Ohr um zuzuhören und zweitens ist so ein Gespräch im Büro einfach besser.
Beim Treffen auf der Strasse oder in der Mittagspause erwischt der Klient mich ja quasi in meinem Leben, so dass ich gedanklich nicht unbedingt so schnell umswitchen kann zu sortieren "Wer ist das jetzt, worum ging es bei ihm, wie geht es ihm ect.."
Ich vermeide quasi ein Gespräch, aber nicht aus Desinteresse sondern weil Small Talk nicht so mein Fall ist...
liebe Grüsse und
@tuutsweet: Was hälst du vom Engagement bei JES?
Caro
@Saubermann: Ich mag die Onkelz Musik Kaum zu glauben dass Kevin vollkommen clean ist, ohne Metha, nichts?- Na, ich weiss nicht...
Und wer hatte gesagt dass Kevin 35 Prozent von seinem Gedächnis "verloren" hat? Woher kann man das denn wissen und wie soll das rein gehirnforschungstechnisch gehen? |
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newlife Platin-User
Anmeldungsdatum: 30.11.2011 Beiträge: 1844
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Verfasst am: 15. Mai 2013 11:54 Titel: |
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@anny
ich finde deine Beiträge überhaupt nicht abstoßend, sondern sogar sehr konstruktiv. Da steckt tatsächlich einiges drin, weil du nämlich im Gegensatz zu anderen deine Aussagen auch begründen tust. Ich sehe also bei dir niemals irgendwas, das für sich alleine steht, sondern du erklärst auch, warum du zu dem ein oder anderen Schluss gekommen bist.
Das Problem bei vielen Süchtigen, die aus dem Mist herausgekommen sind, ist ein anderer. Oftmals zeigen sich die Personen arrogant und überheblich. Das mag bei manchen unbewusst ablaufen, andere sind sogar stoltz auf ihre "Überheblichkeit". Ich hab da schon viel gesehen und erlebt. Das aber ist genau der Punkt, wo diese "supercleanen" Personen bei anderen, die noch konsumieren auf Granit stoßen. Sowas lesen wir auch zwischen den Zeilen und wir empfinden eine Abneigung solcher Darstellungen. Das ist so ähnlich, wie die typischen militanten Nichtraucher, die früher selbst 3 Schachteln gequarzt haben. Es ist einfach eine Veränderung, die nicht jeder will. Manche cleanen Leute glauben auch, dass sie nur durch eine solche Veränderung überhaupt clean bleiben können.
Ich sehe es so. Ich will meinen Persönlichkeitsstil nicht ändern, weil ich mich sonst unwohl fühle. Ich bin dann nicht mehr ich selbst. Hätte ich anders leben wollen, dann hätte ich mich doch schon viel früher anders entscheiden können und hätte womöglich gar keine Sucht.
Wie gesagt, dass sind meine Empfindungen und Gefühle. Dich, liebe anny, erlebe ich aber anders. Du kannst offen sagen, dass dir für manche Verhaltenszüge eben das Verständnis fehlt und deshalb antworte ich dir auch gerne. Es gibt verschiedene Sichtweisen und kein Rezept für das Cleanwerden und -bleiben. Wir Menschen sind zu verschieden und eine hohe soziale Kompetenz haben für mich die Personen, die auch Süchtige akzeptieren können, die konsumieren und nicht gleich mit dem Holzhammer kommen... |
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Mümmelmaus Silber-User
Anmeldungsdatum: 13.12.2012 Beiträge: 140
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Verfasst am: 15. Mai 2013 13:42 Titel: |
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lämmchen hat Folgendes geschrieben: |
Und ja, reden ist immer gut. Wenn aber, durch was auch immer, jegliches Vertrauen in Therapeuten, Sozialarbeiter -oder Pädagogen fehlt, wird es umso schwerer. Der Wille ist ja da...oft zumindest. |
Es ging in meinem Beitrag nirgends darum, dass ich Süchtige als schlechtere Menschen ansehe oder ihre Wahl zu leben kritisiere! Nur um das mal klarzustellen. Es ging mir aber wohl darum, dass man nicht von Nichtsüchtigen erwarten darf, dass diese ihr ganzes Leben nur noch den 'Problemkindern' opfern.
Und wenn dann dieses Misstrauen vorherrscht, das du hier auch ansprichst, dann gleich drei Mal nicht. Wenn ich schon mit der Haltung: es wird eh nichts, und du willst doch nur an mir verdienen, in Therapie gehe, dann wird das auch genau so passieren. Ich bin zwar nicht direkt Therapeutin, aber ich kann dir zu 100% versichern, wenn ich diese Abwehrhaltung bei meinem Gegenüber bemerke (und keiner kann mir erzählen, dass man das nicht merkt), dann habe ich tatsächlich auch Schwierigkeiten, mich auf diese Person sehr intensiv einzulassen.
Und da sind wir wieder bei dem Punkt: Jeder, der im sozialen Bereich arbeitet, hat dort seinen Job. Das heißt nicht, dass er unmenschlich sein muss, das heißt nicht, und bei den meisten ist es tatsächlich auch nicht so, dass man nur Dienst nach Vorschrift macht. Aber es heißt AUCH NICHT, dass man den besten Freund/die beste Freundin oder sonstige sozialen Beziehungen ersetzen kann oder will. Und das hat auch etwas mit Selbstschutz und Seelenhygiene zu tun. Denn, wie hier auch schon sehr richtig angemerkt wurde, das Sozialsystem ist massivst überbelastet und die einzelnen leisten in diesem Sinne Großartiges.
Da sollte man ihnen auch zugestehen, die knappe freie Zeit so nutzen zu dürfen, wie sie das für sich als richtig empfinden. Viele hier können sich kaum vorstellen überhaupt zu arbeiten, wie kann man da von anderen verlangen 24/7 zu arbeiten? Ist das fair? Ist das respektvoll und tolerant? Nur weil es mir gerade schlecht geht, MUSS mein Therapeut mit mir zu Mittag essen und er MUSS immer telefonisch erreichbar sein?
Da sollte man tatsächlich noch mal über die Definition von Toleranz und Respekt nachdenken.
Das mit dem Bild, das Deutschland nach außen abgibt, ist ja ne andere Sache. Dafür darf man aber nicht die einzelnen Mitarbeiter des Sozialsystems verantwortlich machen, denn die dürfen da gar nichts mit entscheiden, sonst würden sie nämlich schon längst angemessen entlohnt. |
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lämmchen Foren-Guru
Anmeldungsdatum: 09.02.2012 Beiträge: 3756
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Verfasst am: 15. Mai 2013 14:13 Titel: |
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Hallo Mümmel,
ich habe in keinster Weise behauptet, das man als Therapeut oder Sozialarbeiter/Pädagoge mit dem Klienten zu Mittag essen muss oder privat telefonieren soll/muss. Nein!
Ich hab geschrieben, das man trotz aller Professionalität auch die Menschlichkeit NIEMALS vergessen darf.
Ich weiss von was ich schreibe. Ich habe als Krankenschwester gearbeitet, zuerst auf einer Inneren Medizin und dann in der Psychiatrie. Du kannst mir glauben, das ich NICHT Dienst nach Vorschrift GESCHOBEN habe und genau damit angeeckt bin. Wenn sich eine Patientin im Sterbeprozess befand, sie Angst vor dem Alleinsein hatte, sich draussen die Arbeit stapelte, dann bin ich bei ihr geblieben, hab ihre Hand gehalten und war einfach da. Hinterher, für menschliches Verhalten, einen Anschiss zu erhalten, war mir schlichtweg Scheissegal. Denn, seien wir doch bitte mal ehrlich. Wir sind auch froh, in bestimmten Momenten einen Menschen an der Seite zu haben, der einfach da ist.
Hier, in Deutschland, ist die Mentalität der Leute einfach so, das alle über einen Kamm geschert werden. Die guten sind so schlecht wie die schlechten, obwohl die sich in der Minderheit befinden.
So kann man das ja auch auf die Süchtigen beziehen. Die, die zur Therapie hinkommen, eine Fresse ziehen, Lügen nach Strich und Faden, Beikonsum betreiben, versauen denen, die ehrlich, willig usw. sind, die weitere Therapie.
Da werden nicht selten übelste Unterstellungen gemacht. Da ist dann auch irgendwann das Vertrauen in die Menschheit verschwunden. |
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newlife Platin-User
Anmeldungsdatum: 30.11.2011 Beiträge: 1844
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Verfasst am: 15. Mai 2013 15:26 Titel: |
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und man sollte dabei auch nicht vergessen zu hinterfragen, warum so manche Teilnehmer "Lügen nach Strich und Faden".
Ganz einfach, weil sie aus der Maßnahme fliegen, wenn etwaiger Konsum bekannt wird. Würde man aber eine andere Haltung einnehmen und nicht permanent auf totale Abstinenz plädieren, wären wesentlich mehr Personen geholfen und der ein oder andere würde im weiteren Verlauf vielleicht doch noch clean. Hilfe muss eben für alle dasein und wenn jemand versuchen will, seinen Konsum nur zu reduzieren, dann soll ihm die Möglichkeit gegeben werden, es zu versuchen. Die Erfahrung wird ja zeigen, ob es funktioniert oder nicht.
Es gibt ja inzwischen auch Ansätze, die eine solche Richtung verfolgen, es hat sich aber bislang nicht etabliert. Ob das funktioniert oder nicht steht auf einem anderen Blatt Papier. Der Süchtige lernt aber bekanntlich nur durch eigene Erfahrungen, die er selbst fühlen und spüren muss.
Hiermit habe ich meine eigene Haltung beschrieben, aber die trifft auf viele andere auch zu. Genau an dieser Stelle wird nämlich dieses schematische Schubladendenken sehr deutlich.
Es gibt aber hin und wieder ein paar niederschwelligere Einrichtungen wo Konsum, der im Rahmen bleibt toleriert wird. Den Menschen dort wird in reizvoller landschaftlicher Umgebung auch die Möglichkeit gegeben zu arbeiten und sie erfahren dort Anerkennung. Ich kenne ein paar Entzüglinge aus meiner Zeit, die überhaupt nichts mehr hatten. Die sind da hin gegangen und haben dort erfahren, dass auch sie Menschen sind. Einige fühlen sich dort sehr wohl, ich habe mir das vor Ort auch schonmal angesehen. |
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