Eure Meinung zu Antidepressiva...

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newlife
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 27. Mai 2013 21:23    Titel: Antworten mit Zitat

riodoro hat Folgendes geschrieben:


Das ist keine Frage von Umfeld oder Anlage, sondern ganz allein eine Frage deiner Willenskraft!



wenn es so wäre, bräuchten wir wohl keine Therapeuten. Dann will doch einfach mal...
Ist nicht so leicht. Es kommt auch auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Einzelnen an und die sind bekanntlich. Ein gesundes Umfeld bietet nunmal einen gewissen Schutz und kann hilfreich unterstützen.
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midnightexpress
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 05.01.2013
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 27. Mai 2013 23:47    Titel: Eure Meinung zu Antidepressiva... Antworten mit Zitat

riodoro hat es richtig gesagt...

gefällt mir...hab mich gerade 15 Jahre nach vor gedacht...

Ja...ich habe einen extrem starken Wille, ich kenn aus meinem Umfeld keinen einzigender das so meistert, ich weiss Eigenlob stinkt haha, nein, aber man darf doch ein bisschen stolz sein oder ?!

Das schwierige dabei ist, man darf sich nicht von seinen Ziel abbringen lassen. leider passiert das immer wieder.
Und dann such ich das Forum auf und schreibe Sachen der Hilflosigkeit, kurz vorm aufgeben und zweifle extrem.
Aber dann gibts wieder Tage da fühlt man sich siegessicher...
Ständiges auf und ab ist das, man muss immer auf der hut sein um nicht schwach zu werden.
Wenn der Gedanke zu >Drogen schon mal im Kopf ist, wird es gefährlich, weil dann muss man nur noch zur falschen Zeit am falschen Ort sein wo man womöglich Zugang zu Drogen hat...dann gehts schief!

Ich denke wenn ich solange clean bin wie ich Drogen genommen habe( 15Jahre), dann hab ich das bestimmt 90 Prozent aus meinem Kopf...will es so hoffen:)...

Meditation weil riodoro es anspricht, mit dem Thema setz ich mich auch auseinander...nur ist es auch nicht leicht sich immer zu konzentrieren, man schweift zeitweise leicht ab oder hat keine Lust dazu...

Lg

midnight
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 5. Jun 2013 18:02    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich bin kein Freund von Antidepressiva/Neuroleptika, letztere, wenn sie für die Behandlung von Depressionen und/oder Angststörungen eingesetzt werden.

@BlancheNeige: Das mit den Heißhungerattacken kann ich aus leidvoller Erfahrung bestätigen. Unter 100 mg/Tagesdosis Amitriptylin habe ich Süßes gefressen, als gäbe es am nächsten Tag nichts mehr. Ich hatte ein regelrechtes Craving nach Kreppeln, dass ich meinen Arbeitsplatz zwischendurch verlassen musste, um die nächste Bäckerei anzusteuern, andernfalls ich umgefallen wäre. Der Verbrauch an Schokolade stieg in astronomische Höhen. In weniger als einem Jahr nahm ich 15 Kilos zu und das trotz 5 mal strengen Ausdauersport die Woche.

Im Gegensatz zu den Opis verursacht der Langzeitgebrauch solcher Medikamente mit Sicherheit Nerven- und Organschäden.

Fest steht, dass all die SSRIs, SNRIs, NaSSAs etc. wirklich helfen, nämlich dem Umsatz und dem Gewinn der pharmazeutischen Industrie.

Ich habe alle ADs durch. Mir helfen nur Opis. Das ist zwar nicht meine Idealvorstellung, aber Alternativen gibt es derzeit, jedenfalls für mich, nicht.

LG, Leviathan
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 6. Jun 2013 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

Yolande hat Folgendes geschrieben:
Eine gute Entscheidung, wie ich finde. Manchmal muss man auch mal ohne Hilfsmittel durch ein Tal der Tränen gehen und gestärkt kommt man wieder raus. So Medikamente verzögern das meist und der Schmerz kommt irgendwann noch geballter auf einen zu.


das grosse problem bei depressionen besteht ja gerade darin, dass es eben nicht einfach "ein tal der tränen" ist, das man durchschreitet und dann ist alles paletti.

depression hat auch nix damit zu tun, dass jemand "sich mal aufraffen" müsste oder "n arschtritt braucht".

eine echte depression unterscheidet sich grundlegend von den gewissen negativen emotionen, die ja jeder mensch einmal hat. leider wird das oft nicht beachtet oder völlig mißverstanden.

für außenstehende mag es oft so erscheinen, als seien depressive menschen einfach traurig und antriebslos. so ist es ja zwar auch, aber in völlig anderer intensität und völlig fixierter konstellation.

obwohl es gute literatur zum thema gibt, weiß ich aus eigener, leidvoller erfahrung, dass es völlig unmöglich ist, menschen, die depressionen nicht kennen, klarzumachen, was man fühlt.
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 6. Jun 2013 22:40    Titel: Antworten mit Zitat

ich teile die meinung von leviathan.
auch ich habe -erfolglos- etliche sog. "antidepressiva" ausprobiert und absolut keine verbesserung gespürt. die nebenwirkungen sind aber z.t. extrem, weshalb ich das zeug nicht mal mehr mit der kneifzange anrühre...

was mir dagegen geholfen hat, war tramadol. das war antriebssteigernd, stimmungsaufhellend etc., also so, wie ich es eigentlich von AD's erwarten würde. die antidepressive komponente des tramadols hielt bis zum ende meines konsums, aber weil ich mich so abartig hochdosiert habe, konnte ich das zeug dann auch nicht mehr weiter nehmen, weil die NW ekelhaft wurden...

vor einigen jahren hätte ich mit sicherheit ein plädoyer für opiate als antidepressiva gehalten, heute sehe ich das jedoch deutlich kritischer.

denn leider muß ich auch sagen, dass die abhängigkeit, die im grunde bei dauerkonsum unvermeidbar ist, auch auswirkungen auf die persönlichkeit hat.
"gesund" kann der dauerkonsum von opiaten kaum sein, denn auch wenn sie kaum organtoxisch wirken, so besteht doch die große gefahr einer persönlichkeitsveränderung.

wie man es nun dreht und wendet: egal, ob man jetzt klassische ADs nimmt oder zb. mit subutex "off-label-use" betreibt - man ist nicht man selbst. die eigene persönlichkeit liegt unter einem schleier, einer hülle, die vieles außen vor lässt. das ist für viele depressive oder zb. traumatisierte patienten zunächst einmal eine erlösung. auf dauer entfernt man sich aber immer weiter von sich selbst.

ein beispiel hierfür: ich kenne wirklich einige leute, die ihr studium durchgezogen haben, obwohl es ihnen keine freude gemacht hat und sie zt. nichtmal interessiert hat... einer hat zb. wirtschaftsinformatik studiert und um sich besser zu motivieren, fing er an, mit medikamenten zu experimentieren.. anfangs noch relativ harmlos mit ADs vom arzt, aber dann gings schon bald los mit tramadol und codein ausm internet, dazu ritalin und modafinil... immer schön rein damit und bloß nicht anfangen, nachzudenken.. bloß nicht innehalten, nur keine zweifel.. stur weiter marschieren! er hat sogar n ganz guten abschluß hingelegt.. und dann auch recht zügig n gut bezahlten job bekommen.. aber der konsum uferte immer mehr aus... dann gings zwangsläufig in substitution.. und langsam fing er an, über seine sucht nachzudenken und warum er überhaupt so abgestürzt ist.. und plötzlich fiel ihm dann auf, dass ihm der job eigentlich gar keinen spass bringt..

naja, er zog dann seine eigenen schlüsse daraus: "umsteuern", also was anderes machen, sei nicht drin (was ich noch sehr gut verstehen kann). weil ihm der job aber zusetzt, hat er sich für ne substi mit high-dose-methadon entschieden, weil ihm das hilft, nicht nachzudenken und zu grübeln... er entscheidet sich somit quasi FÜR die sucht, anstatt deren ursache zu bekämpfen. und ganz ehrlich, leute: SOWAS finde ich krank und vor sowas hab ich auch angst. was ist, wenn man dann mal mitte/ende vierzig ist? dann kommt wahrscheinlich der ganz grosse crash... übel... ich möchte nicht so ein zombi werden.
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campmaster
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Anmeldungsdatum: 22.07.2012
Beiträge: 623

BeitragVerfasst am: 6. Jun 2013 22:40    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich hab das mal meiner Betreuerin erzählt und Sie meinte das kommt von meiner Krankheit.

Ich habe optische Halluzinationen gehabt, alte Freunde gesehen die sich ein normales Leben aufgebaut haben, nicht jahrelang Drogen genommen, nicht jeden zeitweise täglich gesoffen, nicht 16 Jahre Kippen geraucht usw.

Hab z.B. nen alten Freund gesehen wie er Metro aufgestylt, in seinen dicken Caprio einsteigt direkt vor meiner Haustüre, hatte ausm Fenster geschaut, der kann da nicht gewesen sein, völlig krass!

Aber egal ob Fukushima, 11. September 2001, wie das Flugzeug mit der polnischen Regierung abgestürzt ist, Zugunglücke, Autounfälle, egal was in den Medien lief.

Ich konnte in keinen Zug mehr steigen, kein Auto, Flugzeug undenkbar, und ich war mir sicher höchstens paar Monate noch, dann triffts mich und es ist Feierabend.

Also viel geht dabei auch auf meine Schizophrenie (den Rauschmittelkonsum), aber auch die Depressionen haben meinen Verstand komplett ausgeschaltet.

Und ich bekomme wirklich nur ne geringe Dosis Medikamente und erarbeite mir viel selbst, treibe viel Sport, les hier viel, so wenig Suchtstoffe wie möglich, nehme am Familienleben teil, treff wieder Freunde.

Aber ohne Medikamente wäre ich draufgegangen, der durch die Depressionen entstehende Druck, die endlose Angst war unerträglich!
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newlife
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 7. Jun 2013 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

@saubermann
du schreibst hier richtig interessante Sachen. Vielen Dank dafür. Das mit dem beruflichen Werdegang ist ganz interessant. Ich habe womöglich unbewusst ganz ähnlich gearbeitet, nur das ich alkohol genommen habe. Ich habe aber auch das ne zeitlang als antriebssteigernd empfunden, warum auch immer. Andere lagen im Bett und kotzten und ich hab gesagt und jetzt erst recht. Ich habe da eine gewisse Motivation für den Alltag bekommen, auch wenn es nur die Vorfreude auf das nächste Mal war.
Ich hab auch ne gute Ausbildung gemacht und mich beruflich gefestigt und glaube auch, dass ohne Konsum mir alles zu öde vorgekommen wäre. Das merke ich auch heute noch. Würde ich mich von allem fernhalten, schwindet auch das letzte Glücksgefühl.

Vielleicht ist das typsch für Süchtige, andererseits lese ich aber auch, dass viele ehmalige Süchtige ohne Konsum eine Lebensfreude an den Tag legen, die mich manchmal umwirft. Ob dem wirklich so ist, oder ob das mehr Schönrederei ist, weiß ich oft nicht einzuordnen. Nur wenn ersteres stimmt, drängt sich mir die Frage auf, warum diese Personen überhaupt mal konsumiert haben.
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prinzessin22589
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Anmeldungsdatum: 01.01.2013
Beiträge: 498

BeitragVerfasst am: 7. Jun 2013 15:37    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht haben viele erst nach ihren laufenden Therapie die Ursachen ihrer Probleme erkannt und verarbeiten können und dann dadurch eine Einnahme von suchtmitteln überflüssig gemacht. Jedenfalls ist es bei mir so gewesen und bei vielen die ich kenne die konsumiert haben und eine Therapie gemacht haben auch.
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 7. Jun 2013 16:50    Titel: Antworten mit Zitat

newlife hat Folgendes geschrieben:

andererseits lese ich aber auch, dass viele ehmalige Süchtige ohne Konsum eine Lebensfreude an den Tag legen, die mich manchmal umwirft.


einen möglichen grund hat die @prinzessin ja bereits genannt: das kann daran liegen dass manche user das erste mal überhaupt zugang zu ihren problemen finden durch die therapie...

dann spielt es sicher eneganzgrosse rolle, dass viele ex-user sich freuen, dass es ihnen deutlch besser geht: die gesundheitliche lage verbessert sich enorm. viele haben endlich mal wieder geld zur verfügung und die nebenwirkungen der stoffe sind ja auch weg... das ist für viele ein völlig neues leben, vergleichbar mit anderen kranken, die geheilt sind...


leider gibt es ja dann noch einen punkt bei der sache: viele sind zunächst total euphorisch usw., aber mit der zeit werden dann doch viele wieder rückfällig.

trotzdem lohnt es sich in meinen augen auf jeden fall, um ein cleanes leben zu kämpfen, wenn man das denn will...
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newlife
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 7. Jun 2013 22:46    Titel: Antworten mit Zitat

na ja, vielleicht geht sowas an mich irgendwie nicht ran. Ich hab ja nun auch ne Therapie gemacht und bin trotzdem derselbe geblieben. Sicherlich ist in so einer Klinik alles rosarot und da bin ich dann ja auch nicht alleine. Ich bin entlassen worden und von heute auf morgen war ich wieder zuhause, im Arbeitsleben und alles war exakt genau so wie vorher.
Ich habe tatsächlich viel gemacht. Habe mich ehrenamtlich engagiert, bin umgezogen, doch der Sucht davonlaufen konnte ich nicht. Habe mich tatsächlich weit über zwei Jahre von allen Suchtmitteln ferngehalten und mir ging es dennoch nie wirklich gut. Es hat immer was gefehlt und im Rückblick auf die vergangenen Jahre habe ich mit Suchtmittel um einiges mehr auf die Reihe gekriegt, auch wenn es zum Schluss ein Elend war, aber ich war unbefangener in meinen Handlungen. Heute musst du ja aufpassen wie ein Schlosshund, damit du nicht "zufällig" etwas Alkohol abbekommst. Ich kann mit so einer grundsätzlichen Haltung eben nicht.
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newlife
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 8. Jun 2013 15:22    Titel: Antworten mit Zitat

Noch ein Nachtrag:
Ich glaube, dass mir mir noch ein Umstand eine Rolle spielt, der so nicht ins Konzept passt.
Mir persönlich hat mein Leben eigentlich immer gefallen. Ich soff zwar viel zu viel, war aber andererseits dennoch aktiv im Leben dabei. Ich bin eben jemand, der nicht viel Verantwortung tragen möchte und dahingehend hab ich mir mein Leben ja auch aufgebaut. Ich ging immer gerne weg, gab mein Geld für Musik und Urlaub aus und natürlich auch für Suchtmittel. Das bin aber ich und so ist meine Person. Hätte ich anders Leben wollen mit Familie, dann hätte ich bestimmt in früheren Jahren bereits an anderen Schrauben gedreht.
Wenn du im Großen und Ganzen mit dir doch zufrieden bist, dann ergibt sich doch gar kein Handlungsbedarf, sein Leben umzukrempeln. Wozu sollte ich das denn auch tun. Genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Ich habe eben einige Dinge anders gemacht auf Anraten der Therapeuten und es ist doch dann sehr naheliegend, dass mir das nicht gefällt.
Ich merke es doch sehr deutlich. Ich gehe seit geraumer Zeit wieder weniger streng mit mir selbst um. Ich versuche ansatzweise wieder so zu leben, wie damals. Ich gehe wieder auf Konzerte und verreise ab und zu und ich bin wieder offener. Habe wieder mehr soziale Kontakte und mache eben tatsächlich die Erfahrung, dass das Leben weder Schwarz noch Weiss ist. Ich finde wieder zu mir selbst zurück und mir geht es gut dabei. Very Happy
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 8. Jun 2013 23:37    Titel: Antworten mit Zitat

newlife hat Folgendes geschrieben:
Ich habe eben einige Dinge anders gemacht auf Anraten der Therapeuten und es ist doch dann sehr naheliegend, dass mir das nicht gefällt.
Ich merke es doch sehr deutlich. Ich gehe seit geraumer Zeit wieder weniger streng mit mir selbst um. Ich versuche ansatzweise wieder so zu leben, wie damals.


das ist ein sehr interessanter aspekt, den du hier ansprichst.

dazu muß ich kurz anmerken, dass ich mich schon seit vielen jahren mit psychologie beschäftige und durchs studium auch in kontakt mit "kritischer psychologie" kam und mit ansätzen, in denen die moderne psychologie an sich reflektiert wird.

man kann hier keinen komplettabriss davon geben, aber ich will einmal versuchen, nur ganzoberflächlich einige grundgedanken dazu niederzuschreiben.

psychologie ist dem selbstverständnis nach eine wissenschaft. und als solche ist sie auch in ein geflecht aus normen und wertvorstellungen eingebettet. das heißt, dass die psychologie ein bestimmtes menschenbild vertritt. der "seelisch gesunde mensch" soll im prinzip vor allem anpassungsfähig an die gesellschaft sein. das bringt natürlich z.t. große probleme mit sich, zb. wenn die gesellschaft an sich "krank" ist. denn dann müsste sich der mensch ja an zustände anpassen, die gegen die natur des menschen sind.

ein zentraler bestandteil unseres wertesystems (das eben auch auf die psychologie übertragen wird) ist die LEISTUNGSFÄHIGKEIT. und diese wird oft an der arbeitsleistung gemessen.

da lohnarbeit in unserer gesellschaft eine ganz zentrale stellung einnimmt, ist die ARBEITSFÄHIGKEIT fast überall in suchtkliniken (und nicht nur da!) ein vorrangiges therapieziel, sofern der klient im erwerbsfähigen alter ist.

und gerade diese kombination aus LEISTUNG in direkter verknüpfung mit ARBEIT zieht viele probleme nach sich. wenn die anforderungen der arbeitswelt an sich dysfunktional sind, hat der mensch anpassungsprobleme. und es kann nicht sein, dass ein primäres ziel einfach nur die anpassung an diese gegebenheiten sein soll...


natürlich ist die disziplin PSYCHOLOGIE viel komplexer und differenzierter. zudem verfügt sie über eine fülle guter und reflektierter ansätze zu diesen problemstellungen. und meine kritik betrifft auch nur bestimmte teile der psychologie.

nichtsdestotrotz merkt man unserem therapiewesen an, wonach es ausgerichtet ist. da wird zwar viel von "persönlichkeitsfindung", "freier entfaltung" usw. geredet, aber sehr oft geht es dann leider doch nur darum, den patienten in die spur zu setzen und ihn für den alltag zu wappnen.

während und eine ganze zeit auch noch nach meinem studium hatte ich recht viel kontakt zu angehenden bzw. schon fertigen psychologen. und ihr glaubt gar nicht, wie dumm, unreflektiert und stumpfsinnig viele von denen sind... das ist wahnsinn. natürlich abeitet letztlich nur ein kleiner teil dieser leute später auch als psychotherapeut, aber wer sich für so ein studium entscheidet, braucht m.e. ein grundmaß an echter menschenkenntnis und echtem einfühlungsvermögen. außerdem ist die fähigkeit zur selbstreflexion unabdingbar. aber das fehlt leider vielen von denen. das ist traurig, aber auch irgendwie bezeichnend...

ich will hier kein negatives urteil über PSYCHOTHERAPEUTEN fällen. mir liegt es lediglich am herzen, zu zeigen, dass auch diese menschen -wie wir alle- bestimmten normen, werten und handlungsleitenden motiven folgt, die sich nicht immer so reflektieren, wie es notwendig wäre.



so, weil das jetzt ne menge theoretisches war vllt. einigen zu abstrakt war, will ich den letzten absatz mal auf die erfahrungen von @newlife münzen:
nehmen wir mal an, du bist mit gewissen facetten deines lifestyles wirklich glücklich, aber manche deiner lebensvorstellungen passen nicht in die vorherrschende denke und laufen auch gewissen wertvorstellungen zuwider...

ich sag jetzt mal nur als beispiel: du willst keine kinder und auch nicht heiraten. du willst junggeselle bleiben bzw. wenn du eine beziehung eingehst, ist auch alles ok, aber kinder und heirat kommen nicht in frage. dir sind kinder zu viel verantwortung und auch zu teuer. und weil eh die meisten ehen wieder geschieden werden, schließt du auch ne hochzeit aus.
das mag für manche "egoistisch" klingen. für dich bedeutet es "freiheit" und "unabhängigkeit". und weil du ja niemandem schadest, wäre das ja auch völlig in ordnung, so zu leben..:

ist es aber nicht! zumindest nicht für leute, die fest in der vorherrschenden moral verwurzelt sind. unsere gesellschaft ist zwar relativ liberal bzgl. solcher sachen, aber man glaubt ja gar nicht, wie eng das von vielen trotzdem noch immer gesehen wird... und wenn du jetzt mit nem suchtproblem in die klinik kommst, ist da THERAPEUT 1. dieser typ ist ein öko, überzeugter familienvater, für den seine familie ALLES bedeutet. und der sieht den schlüssel zu deinen problemen darin, dass du weder frau noch kinder hast, obwohl das doch "so schön" ist...
der nächste typ auf deiner station, der dich auch behandelt, ist THERAPEUT 2. der kerl fährt porsche und ist mit seinem job und seinem bankkonto verheiratet. und weil du weder top-job, noch n fettes bankkonto hast, glaubt der auch zu wissen, warum du n suchtproblem hast...

und so weiter... jeder zwängt dir unbewusst seine eigenen wertvorstellungen auf oder er misst dich zumindest daran und bewertet dich danach. deshalb muß man auch irgendwelche "tipps" stets mit vorsicht genießen und sich immer fragen: PASST DAS AUCH WIRKLICH FÜR MICH?!

noch ne kurze anmerkung: diese zuletzt geschilderte übertragung macht im grunde jeder mensch. das hat nichts direkt mit dem oben genannten grundproblem der psychologie zu tun. trotzdem ähneln sich die phänomene und man selbst sollte daraus auch seine schlüsse für sich ziehen...
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Leviathan
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 9. Jun 2013 10:48    Titel: Antworten mit Zitat

...oder nehmt einfach mal das Thema: Tattoos!

Immer mehr Fußballspieler der ersten Bundesliga, auch und gerade die Toppverdiener, sind an den Armen so fett tätowiert, dass man kein Fitzelchen Haut mehr sieht. Und diese Menschen genießen von überall her Anerkennung und Bewunderung. Sie sin die Stars.

Bist Du auch so tättowiert, arbeitest aber im Innendienst einer Bank, Sparkasse, Versicherung oder gar bei Vater Staat: dann hast du diesen Job nur, weil zuerst der Job kam und dann die Tattoos und Du wirst ständig dämlich angeschaut.

Du passt halt nicht in das Wertesystem der Mehrheit des Bereiches, in dem Du Dich bewegst.

Je mehr ein Mensch leben und sein darf, wie er das selbst möchte und je weniger er davon abgibt, um sich - gezwungenermaßen - anzupassen, desto glücklicher ist dieser Mensch. Desto weniger wird der glückliche Mensch einen Bedarf an ADs haben.

LG, Leviathan

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newlife
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 9. Jun 2013 14:46    Titel: Antworten mit Zitat

@saubermann

danke für deinen Beitrag. Ich leite daraus mal eine einfache Aussage ab.

Jeder Mensch sollte dazu angehalten werden, sich selbst zu reflektieren und einen offenen Umgang zu pflegen. Dadurch ist es möglich sich selbst zu beobachten und du kannst dann abwägen, was dir gefallen hat und was nicht.

Durch die Offenheit bist du dann auch bereit, einmal ganz unterschiedliche Dinge auszurobieren und im Anschluss kannst du wiederum beurteilen, was dir gefallen hat und was nicht.

Jetzt habe ich die Worte "Selbstreflexion" und "Offenheit" mal zentral herausgestellt. Diese Fähigkeiten lassen sich mit sicherheit therapeutisch trainieren. Sie sind letztendlich aber nur Fähigkeiten, es ist absolut neutral, in welche Richtung sich dann ein Mensch bewegt. Vielleicht heiratet der ein oder andere dann auch sein Bankkonto, obwohl sein Therapeut ne Familie hat... Wenns gefällt, warum nicht?
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durtam
Anfänger


Anmeldungsdatum: 20.05.2014
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2014 09:33    Titel: Ich habe gute Erfahrungen mit Antidepressiva Antworten mit Zitat

Ich benutze noch heute Antidepressiva Mittel und ich mochte sagen dass ich positive Meinungen habe, weil die Pillen helfen super. Ich kaufe Cipralex und ich bin so zufrieden, die Behandlung macht mir Spaß weil ich eine schnelle Verbesserung gefühlt habe. Mit Cipralex bin ich ruhiger geworden. Ich fand die Tabletten Online bei www.viagra-free.com und ich entschied zu bestellen. Es war alles in Ordnung.
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