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Domenico Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 19.04.2013 Beiträge: 3089
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Verfasst am: 28. Jun 2013 23:58 Titel: |
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nein ich kenne keine tina.das tut mir echt leid mit deiner
schwester! ich will dir nicht zu nahe treten aber wie ist deine
schwester denn gestorben?
gruss domenico |
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Addicted Bronze-User

Anmeldungsdatum: 16.11.2012 Beiträge: 52
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Verfasst am: 29. Jun 2013 00:27 Titel: |
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@Saubermann
Zu deinem Anliegen kann ich leider nicht viel beitragen, da ich aus ner ganz anderen Ecke komme und bei uns ist alles sehr sehr provinziell und im Vergleich zu dem, was ich hier so lese, ultrastreng und oft gespickt mit den skurrilsten Absurditäten. Hier könntest du dich auch niemals(!) auf der Scene selbst substituieren. Höchtens mit Subu aus Frankreich, aber auch das ist schwierig geworden, seit französische Junkies auf der Scene nicht mehr toleriert werden.
Naja, eine Scene gibt es ja nicht mehr, vertickt wird in einem Zentrum, in dem auch die Drobse und der Druckraum untergebracht sind. Und dort kommt man nur noch mit einem Ausweis rein, der einen als einheimischen Junkie ausweist. Man darf nicht mal aus nem anderen Bundesland kommen...aber das nur am Rand.
Ich wollte dir nur sagen, dass du mir oft aus der Seele schreibst. Ich fand die Scene auch immer sehr übel. Immer dieselben Gespräche, was kickt am besten, wer hat mal wieder wen beklaut, beschissen, abgerippt...viele kreisen nur noch um sich selbst, der Horizont verengt sich auf einige wenige Dinge, die immer was mit dem bloßen Überleben oder dem Beschaffungsscheiß zu tun haben! Die Opiate reichen den meisten bei weitem nicht, der Kopp muss
permanent dicht sein und wenn man das Jahre oder sogar Jahrzehnte(!) lang so durchzieht, wieviel Menschliches bleibt dann noch übrig?
Hier beschränken sich die Leute ja noch auf Shore, Benzos und mittlerweile leider auch immer mehr Alk, ich will nicht wissen, wie es wird, wenn auch noch Crack und Chrystle dazukommt, was ja nur eine Frage der Zeit ist.
Klar, man trifft auch auf der Scene nicht nur Idioten, aber die kotzt es dann genauso an...das Übel ist halt, dass man als opiataffiner Mensch nur die Wahl zwischen Substi und Scene hast.
Und so langsam weiß ich nicht mehr, was beschissener ist...
von Codein oder Heroin konnte ich immer vergleichsweise (!) problemlos abkicken, aber von Metha? Das klebt mir nun auch seit 16 Jahren am Arsch und eine Lösung ist noch lange nicht in Sicht.
Ich halte Methadon für ein echtes Übel, die wenigen, die damit zurecht kommen und stabil substituiert sind, die waren es auch schon vor der Substi und die vielen anderen stürzen in der Substi oft noch mehr ab, weil sie noch mehr als vorher auf Benzos und Alk ausweichen.
Aber ich will dich nicht von der Substi abhalten, ich versteh deine Gründe. Schließlich hat die illegale Beschaffung Nachteile, die auf Dauer echt zermürbend sein können. Außerdem wird man so die Scenekontakte nie los. Das ist ja das Dilemma!
Und ganz ohne Opiate?
Ich persönlich halte mich ja mit Opiaten für einen besseren Menschen. Wenigstens pass ich seitdem ganz gut in diese Welt. Den Eindruck hatt ich vorher weniger. Dem kann eine Fehleinschätzung zugrunde liegen. Ich weiß es nicht. Ist auch schon lange her.
Naja, keine Antworten, nur noch mehr Fragen...
trotzdem schönes Wochenende
M. |
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Addicted Bronze-User

Anmeldungsdatum: 16.11.2012 Beiträge: 52
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Verfasst am: 29. Jun 2013 01:14 Titel: |
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Hi Saubermann,
ich hatte mein letztes Post mit größeren Unterbrechungen geschrieben, weil ständig was dazwischen kam, und so hab ich gar nicht mitbekommen, was in der Zwischenzeit gepostet worden ist.
Deshalb muss ich noch was klarstellen...
Ich teile deine Einschätzung, dass die Scene oft nicht das beste in einem Menschen hervorbringt, das liegt an der Ghettoisierung und hat nicht mal primär mit dem Drogenkonsum zu tun.
Trotzdem, auch wenn der Umgang miteinander oft zu wünschen übrig lässt, hab ich auch viele gute Menschen dort kennen gelernt. Manche sind tot und ich vermisse sie. Zu anderen hab ich immer noch Kontakt. Überdurchschnittliche viele sind hochintelligent. Das spiegelt sich auch in den Drogenforen wider.
Ich glaube, dass die Scene vor allem von einer Minderheit geprägt wird. Die fallen einfach mehr ins Auge und viele denken, dass alle so sind.
Und wenn ich mir den Rest der Gesellschaft ansehe...dann relativiert sich sowieso so manches. Aber dazu soll sich jeder seinen Teil selbst denken... |
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PumpsnRoses Silber-User

Anmeldungsdatum: 06.03.2013 Beiträge: 265
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Verfasst am: 29. Jun 2013 11:19 Titel: |
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Hallo Saubermann,
ich war bis 2010 in S-H substituiert. Ich weiß ja jetzt nicht wo du da wohnst, Infos geben kann ich dir aus persönlichen Erfahrungen zu Rendsburg und Kiel und vom Hören-Sagen zu Lübeck( ist das überhaupt noch S-H?,peinlich,aber in Geografie war und bin ich echt eine Niete). Lübeck war ich jedenfalls oft auf Entgiftung und da die Drogenambulanz gleich gegenüber ist, waren natürlich auch viele zur Beikonsum-oder Komplettentgiftung da und haben einiges erzählt. Zu Lübeck aber keine Gewähr. Gerade auf Entgiftung wird ja auch soviel Blödsinn erzählt, wenn der Tag lang ist. Das du Szenekontakte meidest ist toll. Ich versuche das auch so zu handhaben. Versuche,deshalb, weil ich ja einmal die Woche zu meiner Ärztin muss wegen neuer BTM-Rezepte. Und da die Ausgabe für die Leutz die täglich kommen müssen im gleichen Gebäude ist und viele davor noch zum Arzt rein müssen, ist das Wartezimmer ein lustiger Haufen von Schizophrenen,Depressiven,Junkies und,und,und.
Schwer da auszuweichen. Aber ich mache meins, die ihrs.
Okay, also falls du Fragen hast,gerne. Ansonsten wünsche ich dir viel Glück auf der Suche nach einem verständnisvollen Arzt.
LG PumpsnRoses |
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SAUBERMANN Platin-User

Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 29. Jun 2013 22:28 Titel: |
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Addicted hat Folgendes geschrieben: |
Trotzdem, auch wenn der Umgang miteinander oft zu wünschen übrig lässt, hab ich auch viele gute Menschen dort kennen gelernt. Manche sind tot und ich vermisse sie. Zu anderen hab ich immer noch Kontakt. Überdurchschnittliche viele sind hochintelligent. Das spiegelt sich auch in den Drogenforen wider.
...
Und wenn ich mir den Rest der Gesellschaft ansehe...dann relativiert sich sowieso so manches. Aber dazu soll sich jeder seinen Teil selbst denken... |
hi addicted,
da gebe ich dir voll und ganz recht. im übrigen halte ich von dem "durchschnittsbürger" auch nix. das kam vllt. so rüber, wenn ich schimpftiraden zu "junkies" loslasse...
unter der normalbevölkerung findet man leider ähnlich viele asoziale gestalten, auch wenn die ausprägungen vllt. etwas anders sind... aber unsere gesellschaft besteht aus extrem vielen egoisten, die ihren mitmenschen noch das schwarze unter den fingernägeln mißgönnen... ekelhaft!
und klar: auf der szene gibt es echt gute leute. wenn es die nicht gäbe, könnte ich mich gar nicht selbst versorgen, denn dazu ist man auf zuverlässige leute angewiesen. da gibt es auch welche, die völlig pleite in ihrer bude hocken, aber trotzdem das metha 3 tage zurücklegen und es nicht an andere zu verticken, obwohl sie 30x gefragt werden: "HAST DU NOCH METHADDICT?!"
und ich hatte zb. auch mal jemanden kennengelernt, der leider aus total miesen verhältnissen stammte und es sehr schwer im leben hatte... der war aber megazuverlässig (zu seinen kumpels). leider hatte er nur noch szenekontakte (er hatte keine zähne mehr, überall einstiche, n kaputtes auge und lallte beständig wg. der ganzen medikamente u. der schore.. da bricht fast schon automatisch der kontakt zu normalen leuten ab, leider).
als ich ihn einmal kurz nach der arbeit getroffen hatte, gab ich ihm aus versehen doppelt cash für etwas... das waren 50 flocken; für ihn ein vermögen.. und wir kannten uns da noch nicht gut, sondern nur flüchtig.. ich wußte auch gar nicht, wo er wohnt, wir hatten nur nummern ausgetauscht... ich bin dann nach dem treffen richtung nach hause u. ca. 30 min später rief er mich an und machte mich darauf aufmerksam, dass ich ihm wohl zu viel kohle gegeben hätte... weil ich zu der zeit n ganz guten job hatte und das so nett fand, ließ ich mir nur 25 euro wiedergeben.. er hatte nichtmal mehr strom zu hause und dann noch n hund, dem es zwar an nix mangelte (im gegensatz zum menschen), aber irgendwie taten mir die voll leid... wir haben uns dann tatsächlich 2-3x die woche zum hundespaziergang getroffen und das war echt nett...
also, es gibt da definitiv nette leute, ohne zweifel...
die szene ist m.e. aber auch nochmal ne ganze ecke weiter abgerutscht, seit so viele russen u. russisch stämmige bzw. sog. russlanddeutsche auf schore sind.. da sind zt. leute bei, denen ein menschenleben oder die körperliche unversehrtheit einer person SCHEISSEGAL ist... die sind dermaßen verroht, dass es mich fast schon ängstigt. mit solchen leuten möchte ich gar nix zu tun haben.. wobei auch hier gilt: ich kenne auch russen, die in ordnung sind..
und szenen, auf denen viele leute auf crack sind, zb. hamburg oder fankfurt, sind halt auch nochmal ne ganze stufe übler..
es gibt so viel, was mich stört. ein kollege, der selbst nicht viel geld hat u. arbeitslos ist, hat neulich methadon zukaufen müssen, weil er am tag vorher mit schlechter schore verarscht wurde und er affig war. er hat dann von nem typen geholt, den er von der szene schon lange kannte.. man vereinbarte für 15ml metha nen "sonntagskurs" von sage und schreibe 35 euro! er bekam die flasche -natürlich "nackt" ohne etikett usw.- und als er dem kollegen die kohle gibt, quengelt der plötzlich rum, wo denn seine "aufwandsentschädigung" dabei sei, schließlich habe er das selbst von jmd. anderem besorgt... als der kollege meinte, der sei ihn dem wahnsinnspreis ja wohl schon dicke drin, jammerte der andere, er würde ihm "nie wieder helfen" usw... mein bekannter ließ sich dann dazu hinreißen, ihm nochmal n 5er zu geben.. und als er den hatte, fing der typ plötzlich an: "HAST DU NOCH 2 EURO ZUM TELEFONIEREN?".. "GIB MIR MAL BITTE 2 METER AB! ICH BIN AFFIG!" usw. und laberte ihm wohl ne frikadelle ans ohr... das muß meinen bekannten dann so genervt haben, dass er dem typen eine geklatscht hat...
und genau solche sachen sind so szenetypisch! der eine ist total maßlos. das gipfelt irgendwann in sinnloser gewalt und ALLE sind genervt, unzufrieden, belogen und betrogen. jeder mißtraut jedem. das ist keine basis. im grunde herrschen auf der szene die primitivsten gesetze des dschungels.
mich kotzt dieser mikrokosmos an. aber fairerweise muß ich dazu sagen, dass mich auch großraumbüros deutscher firmen ankotzen, in denen im grunde auch nur gelogen, betrogen, intrigiert und gemobbt wird etc... das unterscheidet sich von der drogenszene auch nicht groß...
aber an der szene stört mich auch, dass alles so grob, aggressiv und schmutzig ist. die leute sind auch so unhygienisch. da mag man keine hände schütteln. irgendwie hat da zb. fast jeder hepatitis C. und wofür ne zahnbürste gut ist, wissen wohl auch nur die wenigsten.
aber gut, es ist leider so. ich kann leute nicht verstehen, die das in irgendeiner form "faszinierend" finden... |
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Addicted Bronze-User

Anmeldungsdatum: 16.11.2012 Beiträge: 52
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Verfasst am: 30. Jun 2013 20:29 Titel: |
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Hi Saubermann,
danke für die ausführliche Antwort.
Gut, dass du das mal klargestellt hast...denn jetzt kann ich das richtig einordnen.
Ich hab auch schon geflucht, ich kann es echt verstehen, dass man manchmal gar nicht anders kann, wenn man Kontakt zu Druffis hat.
Ich war auch schockiert, als ich vor Jahren aus meiner bürgerlichen Welt zum ersten Mal in die Scene gestolpert ... und dann ein halbes Jahr dort versackt bin.
Ich könnte ein Buch schreiben...
Also, alles in allem schreibst du mir oft aus der Seele.
Und dieser Zwiespalt, wenn man selber druff ist und sieht, was es da so alles gibt im Kontext der Droge, die man nimmt...das kennt bestimmt jeder, der Opis nimmt.
Besondes, wenn man immer so behandelt wird, als wär man auch so
Wenn es immer heißt, so ist die Krankheit und es ist wissenschaftlich erwiesen, dass man seine Freunde beklauen, zwanghaft lügen, wie der letzte Penner rumlaufen und jedes bisschen Charakter verlieren muss, sobald man, ja, wann eigentlich?...sobald man von Opiaten abhängig ist. Und das ist man schnell, wenn man täglich konsumiert.
Neulich hat jemand hier gepostet, wir seien dioch selber schuld, wenn wir lebenslang mit Misstrauen verfolgt und fast überall Patienten zweiter Klasse sind...Damit waren die Substis gemeint.
Ich hab den Gedanken mal durchgespielt und mir vorgestellt, ich würde jeden Tag auf der MethaScene abhängen, um die Leute zu bekehren, damit ich nciht "selber schuld" bin. Der Gedanke ist so absurd, dass einem sofort auffallen müsste, dass auch diese Art von Sippenhaft nicht besser ist als andere auch.
Ich wünsche dir, dass du einen Arzt findest, der ein bisschen über seinen Tellerrand hinaus sehen kann.
Alles Gute |
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BlancheNeige Gold-User


Anmeldungsdatum: 22.10.2011 Beiträge: 694
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Verfasst am: 30. Jun 2013 21:49 Titel: |
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Saubermann, den Arzt wirst du finden. Da bin ich mir sicher.
Ich habe mehrere Ärzte in meiner (sehr kurzen) Opiatgebrauchskarriere kennengelernt. Jeder, wirklich jeder hätte/hat mich unterstützt, wenn es um TakeHome ging oder Sicht-Uks, die ich nicht machen konnte oder wollte.
Ich denke, es kommt immer ganz darauf an, wie man sich gibt.
Das Selbstbild entspricht häufig nicht dem Fremdbild. Auch, wenn man selbst meint, man wirke patent und vertrauenswürdig, muss das noch lange nicht für Außenstehende gelten. Manchmal sind Ärzte auch gewitzt und erkennen es, wenn sich ein Drogenkranker als etwas Besseres fühlt als der Rest.
Addicted, wenn du das in der Praxis genau so heraushängen lässt, wie hier, kann der Verdacht entstehen, dass du ein "Blender" wärst. Nur mal als Ratschlag.
Ich kenne das ja selber. Ich bekomme eine nicht erwähnenswerte Menge Subutex und lebe ansonsten ein bedachtes Leben. Dafür bin ich dankbar.
Ich bin froh, dass ich nicht zu denjenigen gehöre, die mit sechzehn bereits auf H kleben geblieben sind und nun polytox bis ins Rückenmark sind.
Das hätte mir durchaus passieren können, da ich leichtfertig mit H "herumgemacht" habe als noch sehr jung war.
Ich bilde mir aber nicht ein, dass mich das Universum mit extraordinären Fähigkeiten gesegnet hat. Im Gegenteil. Ich hadere dennoch mit meinem <Schicksal>. Für viele <Bürgerliche> bist auch du, liebe(r) Addicted, der gesellschaftliche Abschaum, der sich auf Staatskosten zudröhnt.
Bitte, bitte, vergiß das nicht! Vielleicht bringst du etwas mehr Respekt für diejenigen auf, die nicht so gute Voraussetzungen hatten wie du.
Weißt du, von da, wo du dich befindest bishin ins dunkle Tal des <in der Öffentlichkeit in die Leiste ballerns> ist der Weg nicht allzu weit.
Auch dies, solltest du dir bewusst machen. Denn, wo wärst DU denn ohne Substitution? Vielleicht würdest auch du klauend, lügend und betrügend durch die Innenstadt ziehen auf der Suche nach dem nächsten High..?!
Bestimmt. Oder wieso hast du dich für die Gängeleien in der Substi entschieden?
Hm? Ich behaupte mal, dein Leben würde ohne diese Behandlung auch anders aussehen. Also bitte, steige ab von deinem überhohen Ross.
Im Gegensatz zu dir, setzt sich Saubermann nämlich auf seine Hosenbeine.
Finanziert sich die Substi selbst (noch) und kämpft und hadert damit jeden Tag.
Für mich daher ein ernstzunehmender Kritiker.
Gruß
Blanche |
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Addicted Bronze-User

Anmeldungsdatum: 16.11.2012 Beiträge: 52
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Verfasst am: 1. Jul 2013 01:15 Titel: |
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Hallo Blache Neige,
ich vermute mal, du hast nicht mal alles gelesen, was ich in diesem Thread geschrieben habe, geschweige denn in anderen.
Hier ging es einfach darum, dass ich Saubermann mal sagen woillte, wie sehr er mir oft aus der Seele schreibt, gerade was diese Ambivalenz gegnüber der Scene betrifft.
Meine Kritik an der Substi ist schon ein bisschen differenzierter, war aber hier nicht das Thema. Sie hat im übrigen auch am wenigsten mit meinen persönlichen Erfahrungen zu tun, die sind in 16 Jahren Substi überwiegend positiv gewesen. Ähnlich wie bei dir. Nur sehe ich das als Glück an, während du glaubst, es sei dein persönliches Verdienst.
Ich finde auch, dass ein Substidoc, ob nun gewitzt oder nicht, alle seine Patienten gleich behandeln sollte, ganz unabhängig von seiner Sympathie oder seinen privaten Vorstellungen davon, wie ein Mensch zu sein hat. Also egal, ob jemand sich für was besseres hält (kann ja übrigens auch eine Fehleinschätzung sein), es ist nicht Aufgabe eines Substidocs, das zu bewerten und sogar medizinische Konsequenzen darauis zu ziehen.
Was glaubest du, wieviele arrogante Idioten so ein normnaler Hausarzt als Patienten hat? Oder andere Menschen, die er persönlich moralisch gesehen für völlig daneben hält. Manche sind vielleicht nur schüchtern, haben Kontaktschwierigkeiten, Persönlichkeitsstörungen, schwere Depressionen whatever, können nicht so aus ihrer Haut wie sie wollen und der Arzt nimmt das fälschlich als Arroganz oder so wahr.
Soll dann diese ärztliche Einschätzung, ob richtig oder nicht, als alleiniges Kriterium für das Recht auf medizinisch und menschlich gleichwertige Behandlung gelten? Sollen Ärzte Menschen respektlos behandeln und ihnen ansonsten selbstverständliche Rechte vorenthalten dürfen, nur weil sie sie unsympathisch finden? Nee, in so einer Welt möchte ich nicht leben.
Mir geht es auch nicht um einzelne Ärzte, Ärzte sind Menschen und sie sind wie sie sind, ich finde die Substitution an sich, wie sie in Deutschland zur Zeit praktiziert wird, einfach beschissen...die Beschränkung auf wenige, m.M.n. teilweise wenig geeignete Substitute, die Verankerung von Therapierichtlinien im Strafrecht(!), die Rechtsunsicherheit der Ärzte...um nur ein paar Punkte zu nennen.
Es hat einen Grund, dass es so viele schlechte Ärzte gibt und der liegt darin, dass kaum ein normaler Arzt sich diesen Scheiß antun will...unterhalt dich doch mal mit deinem Doc, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
Das ist auch nicht meine Privatmeinung, die Meinung, dass dringend was geändert werden muss, weil es sonst bald nicht mal mehr überwiegend schlechte, sondern gar keine Substiärzte mehr gibt, wird von fast allen Organisationen vertreten, die sich mit dem Thema beschäftigen.
Und daran ändert auch deine priviligierte Situation in einer Grossstadt wie Berlin nichts. Glaubst du wirklich, es sei dein persönliches Verdienst, dass du unter diesen Bedingungen gute Ärzte gefunden hast?
Berlin ist nicht Deutschland, stellenweise sieht es ganz anders aus. und egal wie gut dein Doc ist, über das derzeit geltende Recht, mit dem Deutschland übrigens im internationalen Vergleich sehr allein dasteht, kann der sich auch nicht hinwegsetzen.
Also sei dir mal nicht so sicher, dass Saubermann problemlos Substidoc und Job unter einen Hut kriegen wird. Er sucht ja schon seit geraumer Zeit und das liegt bestimmt nicht an ihm. Im Gegenteil, die Erfahrungen, die er in anderen Freds gepostet hat, kann ich nur bestätigen.
Wie du darauf kommst, ich hätte leichtere Ausgangsbedingungen als andere, kann ich nicht nachvollziehen. Woran machst du das fest?
Und ob ich auf meinen Hosenbeinen sitze oder nicht, kannst du genauso wenig beurteilen. Diese Kritik ist auch fast schon zu vage um überhaupt noch darauf eingehen zu können.
Ich habe übrigens mein Substitut lange Zeit selbst bezahlt, würde es auch gern wieder tun. Und: Gäbe es bei uns eine Möglichkeit, Pola aufm Schwarzmarkt zu kaufen, SOFORT! Habe sogar schon überlegt, das Bundesland zu wechseln oder nach Frankreich zu ziehen (wohne direkt an der Grenze). Alleine schon, damit ich wieder einen richtigen Job annehmen kann, was zur Zeit wegen der Substi unmöglich ist. Ich arbeite zwar so viel wie jeder andere auch, aber leider nur unentgeltlich, also ehrenamtlich. Um meine "Hosenbeine" braucht sich also niemand Sorgen zu machen.
Ich finde auch, dass jeder das Recht hat, Kritik zu üben, auch in der kassenfinanzierten Substi. Man muss nicht erst sein Substitut auf der Scene kaufen. Was ist eigentlich, wenn Sauibermann einen Arzt findet. Darf er dann nix mehr kritisieren, die Substi nicht und die Scene auch nicht (denn darum ging es ja eigentlich hier)? Obwohl sich die Argumente ja dadurch nicht ändern?
Du siehst, ich kann dir nicht in allem folgen...und ich bin mir auch nicht sicher, wer von uns beiden auf nem hohen Ross sitzt. Aber sowas spielt für mich auch keine Rolle.
Es geht nicht um mich oder darum, ob ich mich für was besseres halte.
Es geht darum, ob Junkies allgemein pathologische Lügner sind. Nicht darum, ob ich einer bin. Und das seh ich eben anders als du. Es kommt auch immer daruf an, wen man belügt und warum. Und ganz besonders, wen man beklaut und warum. Aber egal...
Und warum ich in Substi bin? Ganz einfach...weil ich die Substi im Prinzip für eine akzeptable Lösung halte. Ich habe auch nie was anderes behauptet.
Ich bin ein Junkie wie viele...aber weder eine pathologiosche Lügnerin, noch hab ich meine Freunde und meine Family beklaut.
Ohne Pola UND ohne Codein weiß ich nicht, was dann wär. Wahrscheinlich würde ich nicht mit Psychopharmaka leben, eher mit Dauerangst, monatelangen Depris und ständigen Suizidgedanklen, so wie ich das cleane Leben kenne. Auch das geht eine zeitlang. Und möglicherweise würde ich auch wieder monatelang auf der Scene versacken. Oder saufen? Vielleicht würde es mir sogar gut gehen. Keine Ahnung. Aber in jedem Fall wär ich ein hyperaktiver Mensch, konfus und bestimmt kein Gewinn für die Menschheit.
Hoffe, ich habe deine Fragen beantwortet.
@saubermann...sorry für oT |
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BlancheNeige Gold-User


Anmeldungsdatum: 22.10.2011 Beiträge: 694
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Verfasst am: 1. Jul 2013 03:47 Titel: |
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Hello,
ich kann leider nicht auf alles eingehen, da ich zeitig aufstehen muss.
Daher nur kurz:
Zitat: | Ähnlich wie bei dir. Nur sehe ich das als Glück an, während du glaubst, es sei dein persönliches Verdienst. |
Ich bezweifle, dass der Begriff <Glück> da tatsächlich greift. Als meinen persönlichen Verdienst sehe ich das nicht an, eher als eine logische Konsequenz.
Ein Arzt ist ebenso ein Mensch mit Ansichten, Empfindungen und Vorstellungen, die er nicht ablegen kann. Das macht ihn beeinflussbar, auch, wenn das nicht immer angemessen ist. Mein Arzt behandelt mich genauso oft abwertend, wenn er gestresst ist, wie höflich, wenn er gut gelaunt ist.
Damit will ich sagen, dass mein Verdienst, wie du es bezeichnest, im Grunde nur ganz normale Kommunikation ist. Wenn es jedoch darauf ankommt und es um weitreichende Entscheidungen geht, bezieht sich der Arzt -natürlich- auf seine Menschenkenntnis. Und wenn ein Patient in der Praxis als übermäßig erhaben und urteilend auftritt, kann es sein, dass es einen gegenteiligen Effekt erzielt. Es macht den Eindruck, als würde man manipulierend agieren (daher das Wort Blender/in). Das war es, was ich mit meinem Satz sagen wollte.
Mir ist klar, dass man an eine Praxis geraten kann, in der das Patient-Arzt-Verhältnis von Anfang an gestört ist. Dennoch bin ich der Meinung, dass ein Großteil der ärztlichen Reaktion auf das eigene Verhalten und Auftreten zurückzuführen ist.
Zitat: | Ich finde auch, dass ein Substidoc, ob nun gewitzt oder nicht, alle seine Patienten gleich behandeln sollte, ganz unabhängig von seiner Sympathie oder seinen privaten Vorstellungen davon, wie ein Mensch zu sein hat. Also egal, ob jemand sich für was besseres hält (kann ja übrigens auch eine Fehleinschätzung sein), es ist nicht Aufgabe eines Substidocs, das zu bewerten und sogar medizinische Konsequenzen darauis zu ziehen.
Was glaubest du, wieviele arrogante Idioten so ein normnaler Hausarzt als Patienten hat? Oder andere Menschen, die er persönlich moralisch gesehen für völlig daneben hält. Manche sind vielleicht nur schüchtern, haben Kontaktschwierigkeiten, Persönlichkeitsstörungen, schwere Depressionen whatever, können nicht so aus ihrer Haut wie sie wollen und der Arzt nimmt das fälschlich als Arroganz oder so wahr. |
Wenn du meinen Text noch einmal überfliegst, wirst du feststellen, dass ich nicht explizit von Arroganz sprach, sondern lediglich von dem oben genannten Verhalten (potentielles Täuschen).
Ich gebe dir Recht, dass ein Arzt bitteschön individuell, fair und neutral urteilen sollte. Das ist aber leider nach vielen Jahren des Praktizierens nicht immer einwandfrei möglich. Ich denke, das ist nachvollziehbar. Besonders für dich.
Für die Vermittlung zwischen Patient und Arzt ist mitunter die PSB da.
In den meisten Fällen ist ein Substi Arzt nämlich <nur> Mediziner und kein Psychologe.
In meinem Bekanntenkreis sind einige Medizinstudis, die von den meisten Dingen, die abgehen, wirklich keine Ahnung haben. Das merke ich selbst.
Das ändert sich bei zwei von dreien auch nicht. Und Substiarzt zu werden ist auch kein großer Aufwand für einen erfahrenen Mediziner.
Da liegt mit Sicherheit das Problem. Soziale Kompetenzen sind nicht erforderlich.
Aber nun gut. Wie gesagt, dafür ist die PSB da.
Zitat: | Und daran ändert auch deine priviligierte Situation in einer Grossstadt wie Berlin nichts. Glaubst du wirklich, es sei dein persönliches Verdienst, dass du unter diesen Bedingungen gute Ärzte gefunden hast? |
Okay, nochmals: ich war bei einigen Ärzten vorstellig. Mag sein, vielleicht hat der Zufallsgenerator mir die Creme de la Creme der Berliner Ärzte herausgesucht, who knows?
Berlin hat viele Substitutionsärzte, das ist wahr. Unwahr ist jedoch, dass es hier kein Reglement gibt. In der Praxis, in der ich seit Febraur bin, hat der Großteil weder Take Home noch sonstige Privilegien. Bei auserwählten Kandidaten wird sogar die Temperatur des Urins gemessen, wegen des Verdachts auf Betrug. Ein Mekka für Substituierte ist es hier mit großer Sicherheit nicht. Es liegt einzig und allein an der größeren Auswahl.
Setzt man die in Bezug zur Masse der Abhängigen, ist diese auch nicht mehr so übermäßig groß.
Und doch, ich bin mir sicher, dass auch Saubermann den geeigneten Arzt findet.
Womöglich ist es in seiner Ecke etwas zeitaufwendiger- aber ich bin da optimistisch
Meine provokante Aussage inkl. Annahme deiner komfortablen Ausgangslage kam zustande, nachdem ich deinen Satz: "(...) einen Abstecher von meinem bürgerlichen Leben auf die Scene machte." (sinngemäß).
Nicht jeder führt von Anfang an ein bürgerliches Leben. Es soll sogar Menschen geben, die in ganz und gar unbürgerlichen Umgebungen aufwachsen und nichts anderes kennen. Manche erreichen diesen "Status" auch nie.
Kritisieren darf jeder. Ich verstehe nicht, wie du darauf kommst, es sei jmd verwehrt, bloß, weil er/sie einen Substiplatz hat?
Vielleicht war das alles hier etwas komplex. Ich habe deine Aussage im Nachbarthread zum Anlass genommen, um es mi deiner Substi-Situation, die nun wirklich blöd ist, zu vergleichen.
Ich habe deine Beschwerde niemals ab-oder bewertet.
Ich dachte nur, jemand, der Pimpinelles leicht verzerrrten und an manchen Stellen inhumanen Äußerungen gutheißt und versteht, der dürfte auch Verständnis für die Ärzte haben, die genau so argumentieren.
Dein Pinkel-Problem finde ich ebenso unangemessen, wie du. Ich kann "es" nämlich auch nicht in public
Die Frage mit der Substitution stellte sich mir ebenfalls bezgl. der Aussage im anderen Thread: jemdand, der sich bewusst für den Konsum entscheidet (als Eigenmedikation), dem gebührt kein Verständnis.
Das entsprach ja scheinbar deiner Meinung, sonst hättest du es nicht bejaht.
Ohne Verständnis keine Substi.
Zu guter Letzt empfand ich die bewertenden Sätze als unangebracht.
Ich wollte dir mit dem Beispiel Substi nur vor Augen führen, dass du ohne diese Therapie nicht dafür garantieren könntest, eben kein klauender und lügender Durchschnittsjunkie zu werden. Die Substitution bewahrt einen ja davor.
So lange man nicht gut betucht ist oder kriminell wird, ist H-Kosum auf Dauer nicht legal und ehrlich zu bezahlen. So ist es nun einmal.
Deshalb sollte man sich nicht als unantastbar fühlen. Ich verurteile keine dieser Personen, die noch nicht auf dem <richtigen Pfad> sind.
Und da du ja einer Meinung mit Pimpinelle bist, die meint, nur wer sich bemüht und geistige Stärke besitzt, wird clean. Und auch nur, wer an sich arbeitet, denn Sucht ist Willenssache(...)
Da frage ich mich einfach, wie man das so sehen kann, wenn man selbst schon so lange auf die Krücke Substitution angewiesen ist?
Bist du der Meinung, du arbeitest nicht an dir und deinem Problem?
Oder besser: muss man denn an sich <arbeiten>?
Kann man nicht einfach sein Medikamnet einnehmen und leben, so wei andere, gesunde Menschen es tun?
Auch ich habe Drogen jeglicher Art als Eigenmedikation gebraucht.
Deshalb sind mir Pimpinelles Aussagen zuwider und es war mir unbegreiflich, wie man sich selbst so verleugnen kann.
So, ich hoffe, das war verständlich! Jetzt ist es fast vier Uhr. Ich dreh durch.
Gute Nacht allerseits! |
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Addicted Bronze-User

Anmeldungsdatum: 16.11.2012 Beiträge: 52
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Verfasst am: 1. Jul 2013 19:30 Titel: |
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Hi Blanche Neige,
danke für deine ausführliche Antwort.
Ich kann leider nicht zitieren...
Pimpinelles Äußerungen sind mir auch schon oft -sagen wie mal- unverständlich gewesen, aber bezogen auf das Verhalten von Sonnes Mann und nur darauf, wollte ich ihr einfach mal recht geben. Auch wenn es mir im Nachhinein leid getan hat, denn ich hatte ihren Post zu oberflächlich gelesen. Aber dazu hab ich im Nachbarthread schon was geschrieben.
Drogen zur Eigenmedikation? Ich habe nie was anderes getan, tu es heute noch und befürchte, ich werde es auch weiterhin tun, da mir nix besseres einfällt.
Meine Äußerungen über die Scene musst du im Kontext des Dialogs sehen, der sich da mit S. ergeben hatte, bitte nicht ausm Zusammenhang reißen.
Ich fand seine Äußerungen teils zu abwertend, hab ihn dann aber verstanden und wollte sagen, dass ich seine ambivalente Haltung verstehen kann. Er hat ja nicht von Lügen etc. geschrieben, das tun wir alle den ganzen Tag, er hat von Gewalt geschrieben...und wenn ich an die Scene denke, dann meine ich Leute, die, wenn jemand am Sterben ist, erst mal seine Taschen durchwühlen, dann abhauen und ihn abkratzen lassen. Oder jemanden mit einem Hammer ins Koma prügeln in irgendeinem Kokswahn.
Oder ein klassisches Beispiel: Du liest ein heulendes Elend am Straßenrand auf, im Regen, auf Turkey, nimmst sie mit nach Hause, gibst ihr was zu essen, paar Filter, die du noch hast, Platz auffer Couch. Und sie überlegt nur, wie sie dich am besten abrippen kann, klaut sogar die Fernbedienung...
klar Kokswahn, Benzowahn...ich weiß...aber NICHT ALLE Junkies sind so...so war ich nicht...ich hab mir an den übelsten Orten meinen Druck gesetzt, weil es mir scheißegal war, angeschafft etc. ...das meinte ich alles nicht.
Im übrigen glaube ich, dass das Lügen etc. nicht pathologisch ist, sondern Ergebnis des Beschaffungsdrucks und der Ghettoisierung.
Und mein UK-Problem...ich bnin hier einfach ehrlich, sag, was ich denke, wseil es sich um ein anonymes Forum handelt. Und so wie ich mit Forenmembern rede, so red ich bestimmt nicht mit meinem Substidoc.
Nee, ich kenn schon die Spielregeln...wenn ich die Praxis betrete red ich eh nur das Nötigste und wenn, dann bin ich einfach ein Opportunist, der sich für die "Wahrheit" entscheidet, die am ehesten honoriert wird. Wirklich ehrlich bin ich fast nie. Und damit fahr ich seit Jahren ganz gut.
Deine "privilegierte Situation" hab ich tatsächlich nur auf die Anzahl der Ärzte bezogen. Ich hätte hier z.B. 6 (!) zur Auswahl im Umfeld von 50km. Und die arbeiten eng zusammen. Nicht mal wechseln kann man so ohne weiteres, damit niemand dem anderen die Patienten wegnimmt.
Boah...und jetzt kann ich echt nicht mehr.
PEACE
Anja |
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