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SAUBERMANN Platin-User

Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 15. Jul 2013 18:59 Titel: |
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lämmchen hat Folgendes geschrieben: |
Und Du willst Doc werden. Mit einer Heroin Sucht wäre dies unwahrscheinlich und Dein Leben im Arsch. |
moin,
mal kurz als einwurf: heroin lebt von seinem mythos. das gängige strassenheroin ist meist richtig mies. ich bin mir relativ sicher, dass eine vernünftige dosis morphin i.v. nicht weniger knallt als ne dosis vom strassenheroin.
heroin hat bei mir 2x echt gut gewirkt. das war beim 1. und beim 2. mal... ohne opiattoleranz. da hat es nasal ungefähr so gewirkt wie tilidin (tilidin wirkt bei mir extrem gut und sehr stark euphorisierend).
seit ich auf metha bin, hab ich 3-4x versucht, den affen n bißchen mit schore zu füttern, aber ich konnte locker 3-4 kugeln rauchen ("mittelmäßige strassenqualität" lt. kollegen), ohne dass ich irgendwas gemerkt hätte.
das thema heroin ist FÜR MICH durch. so lange es keine anständige qualität gibt, fahre ich mit pharmazeutischen opioiden besser.
zu qyx: ich wäre aufgrund deines berufswunsches sehr vorsichtig mit weiteren experimenten. solltest du das studium erfolgreich beenden und süchtig werden, so wärst du nicht der erste, der richtig in der klemme sitzt mit seinem konsum und dem job... also sei vorsichtig und experimentiere nicht unnötig weiter. denn ich kann mir gut vorstellen, dass der tag kommt, an dem dir das zeug doch noch gefällt... |
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SAUBERMANN Platin-User

Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 15. Jul 2013 19:03 Titel: |
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und bei ner kosten-nutzen-analyse verliert ne opiatsucht eh immer. ich hatte ingesamt vllt. 6 monate echte freude an meinem konsum. dann gings los mit toleranz, umstieg auf hochpotentes, nebenwirkungen usw... opiate taugen als schmerzmittel und bedigt auch als rauschmittel. aber sobald man die kontrolle verliert, ist der spass dahin... und das merkt man immer erst, wenns zu spät ist... |
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Sophisticated Silber-User

Anmeldungsdatum: 06.12.2012 Beiträge: 244
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Verfasst am: 16. Jul 2013 09:22 Titel: |
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@ Saubermann:
Deine Beschreibung vom Leben an der Uni ist - im Kern - sehr zutreffend und Du hast das toll geschrieben. Hast mir an diesem Morgen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, danke dafür!
@ Qyx:
Zitat: | Kann man das nicht zumindest in Teilen auf Opiatabhängige übertragen?
Etwas platt formuliert: vielleicht muss man die Opiatsucht viel differenzierter betrachten als wir das heute tun? Vllt. gibt es Subformen von Depressionen, die sich durch Opioide behandeln lassen? Diese Menschen werden dann in unserer Gesellschaft zu Opiatabhängigen. |
Ich habe meinen Einstieg in die Sucht genauso empfunden, wie Du es hier beschreibst. Mir ging es zu jenem Zeitpunkt psychisch sehr sehr schlecht. Allerdings wäre ich nie auf die Idee gekommen, zu einem Arzt deswegen zu gehen - obwohl ich in der Apotheke gearbeitet habe. Aber irgendwie hab ich mich selbst nicht als krank eingeordnet, obwohl ich täglich gekifft habe, schon Erfahrung mit MDMA und so hatte, und auch teilweise täglich D-Norpseudoephedrin genommen habe.
Als ich dann das erste mal H genommen hatte (fast schon aus Gruppenzwang heraus, obwohl ich das eigentlich voll behämmert fand und es unbedingt bei dem einen Mal bleiben sollte, denn ich wollte Pulver nie anrühren, wußte um ihre Gefährlichkeit) habe ich mich zum ersten Mal seit sicher 10 Jahren sowas wie 'ganz' gefühlt. Ich habe mich plötzlich annehmen können. Meine Sozialpädagogin bei der PSB meinte dann später, dass sie den Einstieg in die Opiatsucht von außen oft als einen Versuch der Selbstheilung beurteilt. |
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kitty1978 Bronze-User

Anmeldungsdatum: 06.10.2013 Beiträge: 26
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Verfasst am: 6. Okt 2013 21:59 Titel: |
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Sophisticated schrieb:
Zitat: | Ich habe mich plötzlich annehmen können. Meine Sozialpädagogin bei der PSB meinte dann später, dass sie den Einstieg in die Opiatsucht von außen oft als einen Versuch der Selbstheilung beurteilt. |
Hallo zusammen,
habe selbst keine erfahrung mit h, jedoch ist mein ex und vater meines kindes "drauf". er ist nicht der "typische" junkie, an den man denkt bei heroin, konsumiert und macht pausen, substituiert sich selbst, kümmert sich um seine gesundheit und geht seit kurzem auch arbeiten, um das ganze zu finanzieren. so wie ich ihn kennengelernt habe, passt die formulierung vom versuch der selbstheilung ganz gut.
für ihn ist die droge ein schmerzmittel, um die (psychischen?) lasten ertragen zu können. mir ist allerdings noch nicht ganz klar, ob die verzweiflung, die ihn fast komplett einnimmt, erst durch den konsum und die (meines erachtens vorliegende) sucht aufkam oder durch erlebnisse, prägungen in kindheit und jugend. diese verzweiflung ist furchtbar erschreckend. klare depression würde ich als laie sagen, habe aber keine tiefen einblicke in sein seelenleben erhalten dürfen die letzten jahre. stellt sich wieder die frage nach dem huhn und dem ei...
die sucht macht ihn zu etwas "besonderen", er grenzt sich ab vom pöbel, der nur nichtigen dingen hinterher rennt und dumm und dümmer wird. seine freunde, einige auch aktive user, sind gute menschen, der rest, auch ich, erbärmlich.
die letzten 2.5 jahe habe ich mir das hirn zermatert, wie er da raus kommen kann, wie ich ihm helfen kann. an anderer stelle erzählte ich bereits davon. mittlerweile versuche ich, die sucht zu verstehen, daher fand ich den thread hier interessant mit den ganzen ansätzen.
ich persönlich habe mich immer als nicht bedrohte persönlichkeit empfunden. habe zwar viel alkohol getrunken als jugendliche und studentin, geraucht (mache ich jetzt noch in maßen) und gekifft auch... gab einige exzesse, an mehr war ich aber nie interessiert. kenne viele leute, die abgerutscht sind durch koks, pappen etc. mir war das immer zu viel.
werden vielleicht die weichen im teenie-alter gestellt für anfälligkeiten? die zeit, in der man sich selbst finden will? kenne auch welche, die viel und oft verschiedene sachen konsumierten, dann aber einfach aufhörten, ohne probleme. gehen einer sucht nicht immer persönliche probleme voraus? dinge, die man vermisst, die man vergessen will, die man nie erfahren hat? oder ist es auch möglich wirklich reinzurutschen, als gefestigter mensch...ich meine, die sache mit "nach-einem-mal-süchtig" und dann das verlangen nach mehr und mehr und mehr...
ich verstehe seine sucht als das mittel zum ertragen des lebens, ohne ist der alltag nicht machbar, nichts wert und beängstigend. für mich als "zuschauer" furchtbar traurig zu sehen, wie überdrüssig er des lebens in gewissen phasen (die hängen m.e. von seinen entzügen etc ab) ist.
so gesehen ist opiatabhängigkeit sicherlich als krankheit zu verstehen, wie qyx analog zur depression und antidepressiva schon erwähnte. bleibt nur die frage, inwieweit dann die auslöser-krankheit (erlebnisse, vorfälle) behandelbar ist, da ich die wirkung von opiaten auf das gehirn und rezeptoren nicht kenne (bin eben kein experte...). hat heroin dann nicht eine tiefgreifende wirkung auf die gefühlswelt, sodass hierdurch auch depressionen erst entstehen können?
gruß
kitty
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CrazyMan Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010 Beiträge: 2110
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Verfasst am: 9. Okt 2013 15:41 Titel: |
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Nach meiner Ansicht ist Sucht, was Opiate betrifft, leicht zu erklären.
Am Anfang wird der Rush, das Anfluten, sehr intensiv erlebt und ist ein, so ist es nun mal, großartiges Gefühl. Das vergeht, je öfter und in je kürzeren Zeitabständen konsumiert wird. Auch das Gefühl der inneren Sicherheit, eine Befreiung von Depressionen und Ängsten, das Verschwimmen von Sorgen, ist etwas, was Anfang wiederholt zum Konsum verführt. Irgendwann kommt die Wirkung des Entzugs hinzu. Der Konsument fühlt sich plötzlich über das normale Maß hinaus depressiv, ist nervös, ängstlich und merkt alsbald, dass der wiederholte Konsum diese Gefühle verschwinden lässt. Der Teufelskreis kommt damit ins rollen. Und je mehr dem Teufelskreis nachgegeben wird, desto heftiger werden die negativen Gefühle, die durch den Entzug erzeugt werden. Der Entzug ist irgendwann so heftig, dass kein arbeiten, kein normaler Gedanke mehr möglich ist. Gewaltige Wechsel von Hitze und Kälte, eine Unruhe, die nicht zu ertragen ist, in wenigen Sekunden wechselt man vom Sitzen ins Liegen, dann wieder zum Stehen, man meint, wahnsinnig zu werden. Alleine das ist schon dermaßen malträtierend, doch kommen bei machen noch Krämpfe hinzu, sehr häufig ist auch Durchfall und Würgereiz. Wer so etwas erlebt hat, weiss, warum eine abhängige Person Dinge tut, die sie unter normalen Umständen nie machen würde, alles nur, damit der Zustand endlich abgestellt wird.
Ich hatte übrigens auch mal mit Medizin angefangen und hatte sehr auf meine Gesundheit geachtet, regelmäßig Sport betrieben. Es braucht keine Depressionen oder Minderwertigkeitsgefühle, besteht eine Abhängigkeit, die körperlichen Symptome alleine reichen, um eine Abhängigkeit aufrecht zu erhalten. |
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carlosS Silber-User


Anmeldungsdatum: 12.09.2011 Beiträge: 142
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Verfasst am: 10. Okt 2013 16:28 Titel: |
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Ich denke schon, dass in der frühen Jugend “die Weichen gestellt“ werden, wie kitty1978 schrieb. Wer zum Beispiel sehr, sehr früh anfängt zu kiffen und auch gleich voll in den Konsum einsteigt, mit Bong und Eimer und so, der ist auf dem besten Weg in eine Sucht hineinzurutschen. Da wo in normalo die Pubertät dafür sorgt, dass der kleine Junge zum Mann und das kleine Mädchen zur Frau wird, sorgt sie bei Frühkonsumenten u.U. dafür, dass der kleine Kiffer zum ausgekochten Junky wird. Vor allem wenn es eine genetische Vorbelastung gibt, ist der Absturz dann fast vorprogrammiert. |
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