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carlosS Silber-User
Anmeldungsdatum: 12.09.2011 Beiträge: 142
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Verfasst am: 17. Okt 2013 16:39 Titel: Junkyplätze werden in Stadtplanung eingebunden (?) |
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Hallo Freunde,
war heute mal wieder dabei, durch die Stadt zu tigern, und da ist mir etwas interessantes ins Auge gestoßen, leider ist es ja hier unerwünscht, irgendwelche Ortsangaben o. Ä. zu posten, weswegen ich versuche, es allgemein zu halten.
Ich habe heute einen bekannten Junkytreffpunkt tangiert, einfach weil meine U-Bahnverbindung es erforderte.
Da habe ich gesehen, dass dort alles neu und schön gemacht und die Parkanlage neu angelegt wird. Am Eingang der Parkbaustelle ein großes Bauschild, wo die künftige Anlage in vier Punkten beschrieben wird.
Unter Punkt “4“ steht da Tatsächlich: “Besondere Maßnahmen: Szeneunterstand“.
Kann das echt sein, dass die Stadtplanung neuerdings Junkies mit in Ihre Überlegungen einbeziehen?“ Heißt das, dass wir dann hier in Berlin zukünftig eine “offene Drogenszene“ haben, wie es aus anderen Bundesländern bekannt ist? Bisher wurde hier das Problem eher verdrängt,- in den “ Untergrund“ nämlich.
Was meint Ihr dazu? |
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SAUBERMANN Platin-User
Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 17. Okt 2013 19:34 Titel: Re: Junkyplätze werden in Stadtplanung eingebunden (?) |
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carlosS hat Folgendes geschrieben: |
Unter Punkt “4“ steht da Tatsächlich: “Besondere Maßnahmen: Szeneunterstand“.
Kann das echt sein, dass die Stadtplanung neuerdings Junkies mit in Ihre Überlegungen einbeziehen?“ Heißt das, dass wir dann hier in Berlin zukünftig eine “offene Drogenszene“ haben, wie es aus anderen Bundesländern bekannt ist? |
berlin hat ja schon ewig eine "offene szene". der begriff beschreibt ja eher bestimmte strukturen: eine offene szene ist prinzipiell für jeden zugänglich, im gegensatz zu zb. den koks-zirkeln erlauchter kreise usw... "offen" bedeutet nicht zwangsläufig, dass diese szene nicht auch in ner u-bahn-station angesiedelt sein kann... hehe...
zum zweiten sei gesagt, dass es keinesfalls neu oder gar revolutionär ist, dass die drogenszene teil der stadtplanung ist. ich habe selbst mal in so einem projekt mitgearbeitet für die stadtverwaltung einer deutschen großstadt (als ich selbst noch nix mit der szene zu tun hatte). und da geht es der stadt vorrangig darum, die offene szene zu verdrängen und irgendwohin zu verlagern, wo sie zb. touristen oder shopping-publikum nicht "belästigt". das ist klassisches verdrängen... dadurch wird nix ursächlich gelöst, sondern man verschiebt die szene von A nach B.
ein weiterer vorteil solcher "baumaßnahmen" wie bei euch in berlin ist die relativ gute kontrollierbarkeit durch die exekutive. in hamburg zb. liegt die offene szene und deren hauptanlaufpunkt in st. georg so mies, dass man überhaupt keine chance hat, wenn die bullen vorfahren und kontrollen durchführen (und das passiert dort relativ häufig). man befindet sich in einem pulk von leuten, man ist von 3 seiten umzäunt und die einzige strasse wird dann von den cops dicht gemacht...
generell ist es für die meisten städte wichtig, dass geschäftstreibende ihre ruhe haben und dass touristen nicht verschreckt werden... dagegen stehen die interessen der szene, die ihrerseits wert darauf legt, einen möglichst zentralen standort zu haben, der für alle gut erreichbar ist (auch für auswärtige; deshalb meist am HBF), an dem einigermaßen gut betrieb herrscht und wo man trotzdem relativ ungestört seine geschäfte erledigen kann...
jede größere stadt MUSS sich mit zwangsläufig mit diesem thema befassen. und wenn die politiker nicht völlig verblödet, verblendet usw. sind, dann ist es deren pflicht, solche maßnahmen zu treffen.
in vielen städten -auch in berlin- gibt es ja zb. auch drogencafes usw... diese einrichtungen taugen nicht nur, um connections zu knüpfen, sondern bieten oft auch möglichkeiten zum waschen, reden, beraten, essen usw...
drogen -und damit auch deren konsumenten- gehören zu unserer gesellschaft nunmal dazu und jede realitätsnahe politik muß sich darum auch kümmern... |
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carlosS Silber-User
Anmeldungsdatum: 12.09.2011 Beiträge: 142
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Verfasst am: 17. Okt 2013 23:23 Titel: |
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Das ist alles richtig, aber hier kann nicht von verdrängen geredet, werden, der Platz ist seit Jahrzehnten bekannt. Deswegen verwunderte mich das schon. Vorallem der Hinweis im öffentlichen Bebauungsplan ist dabei “interessant“.
St. Georg ist wirklich krass, wenn es da mal brennt. In Berlin wurde in den letzten Jahrzehnten die Szene immer auf Trab gehalten und von Pontius nach Pilatis getrieben,
mal von einem Ur-Platz abgesehen. |
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Nehell Gold-User
Anmeldungsdatum: 14.06.2013 Beiträge: 858
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Verfasst am: 18. Okt 2013 01:14 Titel: |
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Nach der Wende 89 hat sich es sich sicher dahin verändert, keine Frage.
Aber von den Sechzigern an bis 89 war West-Berlin doch das Junkieparadies
schlechthin. Deshalb sind ja auch so viele aus der Gegenkultur dort
hingezogen. Okay auch weil männliche Bewohner von West-Berlin
keinen Wehrdienst machen mussten, das war sicher auch ein Grund.
Gerade bei Gebäuden in West-Berlin, die sich in DDR-Besitz befanden,
so zum Beispiel einige Gebäude am Bahnhof Zoo da hatten die Druffis
doch immer ihre Ruhe und waren ungestört oder täusche ich mich da ?
LG
Marius |
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tuutsweet Gold-User
Anmeldungsdatum: 22.05.2012 Beiträge: 929
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Verfasst am: 18. Okt 2013 08:54 Titel: |
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moinsen,
Bei uns war in den 80igern das Steintor voll mit Junks, die in geschäftseingängen ihr gift aufkochten. es wurde gedealt und gefixt was das zeug hält.
diese szene war auch bundesweit bekannt.
heute wohnen da die ökoyuppies, gute jobs viele blagen, die bullen haben aufgeräumt, mit der folge , dass jetzt praktisch überall in der stadt gedealt wird.
HBF von Haus aus und diverse andere brennpunkte, wo die cops auch regelmässig auftauchen und neuerdings platzverbote erteilen, wobei ich die legalität dieser massnahme anzweifle und weil es total hohl ist , weil es nicht fruchtet.deswegen immer und immer wieder kontrollen mit teilweise 20 cops die aufmal von allen seiten durchs gebüsch robben.
dann hagelts wieder platzverbote, geldstrafen und durchsuchungen.teilweise werden da die jungbullen ins kalte wasser geworfen, die sind dann immer total unsicher und haben angst was falsch zu machen, die clowns, echt.
die zerschlagung der offenen szene ist fehlgeschlagen, ich glaub die stadt /cops haben selbst keinen plan wohin mit den ganzen suchtbolzen, ist ja auch ein kampf gegen windmühlen.
konsequenzen repressiver drogenpolitik in "unserer" BRD. |
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carlosS Silber-User
Anmeldungsdatum: 12.09.2011 Beiträge: 142
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Verfasst am: 18. Okt 2013 11:06 Titel: |
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Berlin war nie ein Junky-Paradies, als ich 1994 aus der Entgifte in Argethorst abgehauen bin, habe ich in HH das erste eine echte “Szene“ gesehen, so war das zu der Zeit hier nicht. Nach 1997 kann ich nicht mehr so mitreden... hoffe, dass das so bleibt. |
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Nehell Gold-User
Anmeldungsdatum: 14.06.2013 Beiträge: 858
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Verfasst am: 19. Okt 2013 15:58 Titel: |
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Hallo CarlosS
mein Schreiben bezog sich ja auch nur auf die Zeit vor ´89.
Ich habe mal einen Typen getroffen der von 1977 bis 1989
in Berlin auf einem Hausboot gewohnt hat ( das ging damals noch
und war gänzlich mietfrei ) und der hat das damalige West-Berlin
als verrucht aber auch als ziemlich frei ( was Drogenkonsum anging)
beschrieben.
Damals gab es in West-Berlin jede Menge leer stehende Häuser und
auch leer stehende Fabrikanlagen und Gebäude die in DDR-Besitz
waren und langsam verfielen. Die Westberliner Polizei liess sich
dort nie blicken weil es ja fremdes Staatsgebiet war und auch die
DDR-Behörden kümmerten sich überhaupt nicht drum.
Das war sozusagen ein rechtsfreier Raum diese Orte.
Und dort wurde gekifft, gekokst und gespritzt bis
die Nadel gewackelt hat.
LG
Nehell |
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HdP Silber-User
Anmeldungsdatum: 15.08.2008 Beiträge: 173
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Verfasst am: 19. Okt 2013 22:14 Titel: |
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Der Bahnhof Zoo ist in Berlin ja schon lange tot.
Ich weiß, welchen Ort du meinst, Carlos. 1-2 Stationen weiter ist doch ein Park, in dem man öffentlich Gras kaufen kann, oder? Das weiß ja mittlerweile die ganze Stadt, nachdem es bei einem anderen Park schwierig wurde.
Lange Rede kurz:
Gerade in Berlin kann man die Drogenszene nicht auslöschen, höchsten vertreiben. Daher wird es als das Sinnvollste angesehen, sie an einem bestimmten Ort zu "lagern."
Aber auch in anderen größeren Städten sieht die Sache nicht anders aus, nur dort wird due Szene meist in Bahnhof-Nähe vertrieben: Siehe Stuttgart, Freiburg, Hamburg, Helsinki... |
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