Heroin-Sehnsucht

[silent addiction]

[AnniZ]

Hi Silent, nur kurz

[lämmchen]

Hey silent,

puhh-das ist jetzt schwer.

"Dort" kann man sich über eine PN unterhalten. Das schrieb ich Dir wegen Deiner Konversation mit primus.

Geb bei Tante Google einfach mal den Oberbegriff Drogen ein, dann wirst Du das "dort" finden, musst halt auf das Logo, das ich vorhin beschrieb, achten.

So, genug o.T.

Herzliche Grüsse von Lämmchen

[silent addiction]

[AnniZ]

Sorry für die Abkürzungen, Silent.

Mein Hirn spinnt, weil ich wegen des Entzuges mehr als 5 Nächte gar nicht schlief.
Ich bin nicht auf Extasy. Natürlich ist es Quatsch O statt Oxy (Oxycodon) zu schreiben. Der Widerspruch der Cleandefinition hat sich glaube ich aufgeklärt. Heute bist Du ganz clean und vorher warst du es vom Heroin, also mit Codein substituiert ohne Beikonsum? Stimmt das so? Ich meinte mit Clean den Zustand, den Du heute hast. Den ich wieder will und eben 11 Jahre hatte
Bis auf die Zigaretten. Hochachtung.

Das zweite Zitat enthält das Kokain, Cocktail. Das ist so ungefähr das Gefühl, das ich heute habe, wenn ich Oxycodon mit Medikinet mische und Unmengen davon kaue ( da retardiert ) und schlucke. Also bis vor ein paar Wochen. Ich habe früher immer erst das Koks und dann das Heroin vernichtet nie zusammen. Aber egal. Das Endergebnis ist bis auf die Kicks das Gleiche.

Heftige Zeit schriebst du. Ja, das finde ich auch. Damals wie heute. Der Unterschied ist, dass heute alles legal und eben verschrieben ist. Aber sonst? Damals war es noch irgendwie lebendig. Diesmal gings geradewegs gen Tod und ich bin deshalb so negativ, weil dieses Nahtoderlebnis nicht lange her ist und ich auch Gefahr laufe aus dem Studium zu fliegen wenn ich weiter mache, da ich mich im Endmonat auf nichts mehr konzentrieren konnte.

Extasy habe ich noch nie genommen, sonst als Kind eigentlich fast alles durchprobiert. Ich war nicht in den Kreisen, die Extasy nahmen, sonst hätte ich das damals bestimmt auch versucht. Aber gar nicht schlafen macht richtig psychotisch. Ich hatte das Phänomen einmal sieben Tage lang und habe da auch so reagiert. Eine Stunde täglich ist für mich ein Muss, damit ich normal bleibe. Ging nicht und der e wie Entzung ist mir wichtiger. Die Zeit drängt sehr und vorher schaffte ich es nicht.

45 20er meint Oxycodontabletten. Eine normale Dosierung ist das nicht mehr, da die Höchstgrenze glaube ich bei 10 Tabletten liegt. Normalerweise so um die 2 bis 5. Warum so viele? Sie wirkten nicht obwohl es ein Rückfall zu Beginn des Entuges war und ich dachte noch die Toleranz zu haben. Oder - nein das ist egal, ich denke irgendwas in mir wollte das, denn ich weiß doch auch, dass nach Entzügen die Gefahr wächst eine Überdosis zu bekommen.

Die Substanzen sind Oxycodon, Medikinet, und weil ich schon seit einem Jahr entgiften wollte Diazepam. Alkohol spielte auch eine Rolle. Im Entzug nahm ich eine Woche Lyrica, aber wegen des zusätzlichen Suchtpotentials habe ich sie abgesetzt. Nun sind drei Diazepam 10mg übrig und die müssen noch in einer Woche weg. Mit Carbamazepin als Hilfe damit ich keinen Krampf bekomme.
Es war anfangs schön, wieder einen klaren Kopf zu haben, bis der Schlafentzug mich wieder so dämmerig und nun auch verwirrt machte.

Mit dem letzten Zitat meine ich mein Studium. Ich arbeite in einem Feld in dem der Mensch selbst Werkzeug ist. Also mit Menschen. Egal welcher Beruf es genau ist, man sollte das nicht tun, wenn man noch nicht wieder man selbst ist. Zudem habe ich mich auf Sucht spezialisiert als ich clean war, was noch dümmer ist. Darum reicht ein Bachelor auch clean nicht aus, einfach arbeiten zu gehen. Ich muss einen Master machen um Abstand zu diesem Absturz zu bekommen und mich wieder zu finden wie ich die 11 Jahre ganz clean war. Im schlimmsten Fall muss ich im Hochschulbereich bleiben und immer weiter und weiter studieren. Bis ich mich eben wieder gefunden habe. Psychohygiene ist ja in allen Berufen, die mit Menschen zu tun haben wichtig und momentan würde ich auf Drogen alles falsch machen. Klar, man ist betrunken und weiß später nicht mehr, was man geschrieben hat oder wie ich jetzt total weg vom Entzug. Aber auch clean braucht es eine Weile bis man wieder stabil genug ist. Zudem kann ich mit meiner Spezialisierung Sucht nichts mehr anfangen und kann im Master eine andere draufsetzen.

Das Negative kommt wirklich daher, dass ich ein ganzes Jahr gegen die Tabletten gekämpft habe und nie gewann. Und nun muss ich und ich weiß nicht ob ich es schaffe. Wenn nicht ist es das Aus. In eine Wohnung ziehen, ALG2 beantragen, dann so kaputt in SGB12 rutschen, was bedeutet Sozialhilfe zu bekommen, weil man nicht mehr arbeitsfähig ist, und naja- das möchte ich natürlich nicht.

So ich hoffe ich habe Dir nun alles beantwortet. An dich habe ich gerade keine Fragen, würde mich aber freuen Sie dir auch später einmal zu stellen Ich möchte nur ins Bett- aber schlafen geht nicht und es gibt auch Tagespflichten die trotz allem gemacht werden müssen.

Alles Gute, AnniZ

[silent addiction]

[silent addiction]

[AnniZ]

Nun ich nenne es so, obwohl ich wohl schon toter war früher- das heißt näher dran. tot ist man ja nie. Kübler Roß kenne ich auch, aber eher von meiner Mutter, gelesen habe ich sie nicht. Ich weiß inzwischen was Du hast und das Gute Besserung ist da ganz lieb gemeint. Ich hoffe, es ist besser, wenn Du geschlafen hast.
Warum nenne ich dieses Erlebnis so?
Es hat zwei Gründe. Ich bin so schnell von der Wachphase in die nicht mehr alleine Atmenphase übergegangen und war dabei noch wach- komisch aber war so. Habe dann eine Weile bewusst geatmet und gemerkt wie ich immer weiter wegdämmere und es mich wegzieht. Ein helles Licht, bläulich zog mich an und statt zu kämpfen wollte ich hin. Gekämpft habe ich dennoch, ich blieb noch eine halbe ewigkeit wach- so empfand ich- wohl waren es ein paar Minuten und sah in dieses Licht und alles andere verschwimmen ich ging bewusst nicht hinein aber es war sooo schön. Dann pipste wohl mein Babyüberwachungsapparat und mein Mann merkte, dass ich nicht mehr atmete und leitete eben als Rettungssani (das ist er unter anderem auch) die Maßnehmen ein. Kurz und platt. Habe NICHT meinen Körper verlassen wie seine Mutter damals als sie ihn gebar und eine Weile Herztod war. Nur das Licht und dieeser tunnelartige Gang. Es könnte sein, dass mein Gehirn mir gerade das zeigte, weil ich gelesen hatte, dass man dies oft sieht. Psychologisch alles erklärbar. Ich bin jemand der den Tod verdrängt. Ihn nicht wahrnimmt. Ich musste über 30 sein um das erste Mal jemanden sterben zu sehen, diese Gnade hatte Gott mit mir- sonst waren die Menschen schon tot oder naja, zwei Menschen habe ich auf dem Gewissen, weil ich als Kind das Dope unterschätzte und ihnen auf deren Bitte abgab. Einer starb, weil mein Freund verbot zu helfen, er lag in einer Toilette und schnarchte komisch und ich setzte mich nicht durch weil ich es nicht einschätzen konnte. Nach unserem Druck war das Schnarchen weg und andere User da, die sofort den Rettungswagen riefen: den Mund konnte und wollte ich nämlich nicht halten, ich sagte: da liegt jemand! Aber hätte ich ihn gerufen, er hätte übertlebt. Ja so ein feiges Ding war ich mit 14. Mein Freund sagte, der hat nix und ich glaubte es obwohl etwas in mir es besser wusste. Er war 10 Jahre älter und so eine Art Respektsperson. Das Licht war so magisch, dass ich immer wieder an meine Mutter denken musste und an meinen Mann, meinen Vater und wer mir sonst nahe ist- ich wollte rein und betete zeitgleich dass man mir helfe. In meiner Erinnerung war ich die ganze Zeit wach. Das Licht erschien mitten im Zimmer. Mein Mann sagt ich hätte geschlafen und aufgehört zu atmen. Hm... studiere auch Philosophie- aber gibt die Antworten die Theologie oder die Neurobiologie? Ich nenne es so obwohl ich mehrmalös objektiv näher an der grenze war, wegen des bewussten Erlebens und des Wollens, hin wollens...

Ach ja, du schriebst es gehe um mich - nein, um beide und all die anderen hier. Nur bin ich noch nicht klar genug Fragen zu stellen, die sinnvoll sind.

LG Anni

[silent addiction]

hallo AnniZ...

ich glaube dir dein erlebnis...faszinierend!
ich wollte schon immer mal ein NTE haben...nur um zu sehen, was uns danach erwartet.

[silent addiction]

@Dolores...nach jetzt doch mehrtägiger einnahme von tilidin, wegen starker schmerzen, habe ich wieder das tilidin holterdiepolter abgesetzt und null entzugserscheinungen.

kann es doch sein, das es menschen gibt, die auf tilidin nicht bis garnicht mit irgentwelchen entzugssymptomen zu kämpfen haben?

also es kommt mir schon so vor, da ich überhaupt keine probleme mit tilidin und entzugserscheinungen habe.

greetz!

[AnniZ]

Hallo Silent,

ich glaube nicht daran, dass NTEs uns das zeigen, was danach kommt. Naja, wäre ich nicht krank könnte ich jetzt die Geist Körper Diskussion aufmachen und begründen welche Postition ich vertrete und wie sie sich nennt. Eine volle Monistin (Körper und Seele sind eins) bin ich aber nicht. Dennoch sehr realistisch geprägt aber auch theologisch. An der Uni in Philo war das machmal ein Widerspruch bei uns Erstis, ich denke später vereinigt sich das theologische herangehen und das philosophische wieder. Nein, ich suche die Antworten treu nach vielen Dokumentationen und Büchern im Neurobiologischen. Es ist natürlich die eigene Auswahl, was man sich da ansieht. Ich glaube ein Körper stirbt sehr langsam und man verlässt ihn auch langsam- was dem NTE aber widerspricht. Auch der Erfahrung der Mutter meines Mannes, die ihre eigene Wiederbelebung von oben sah. Nun dennoch. Zum Tode hin werden Substanzen ausgeschüttet, die einen plätten. Das macht das Gehirn von allein. Noch einmal Belohnungsstoffe raushauen, ach ja einen Teil meines Lebens sah ich auch an mir vorbeiziehen, aber diesen film stoppte ich- ebenfalls bewusst.- Das das so sei hatte ich eben auch gehört, vielleicht war es deswegen so?
Ich gehe in meine eigene Martrix? * Lach- das war ein Insider nur für mich, aus dem Philostudium in dem damals als ich es aktiv führte, Wiedereinstieg ist geplant, dieser Film oft gezeigt wurde. Eben um sen Skeptizismus zu unterlegen zum Beispiel. Aber was spricht dagegen, dass die neuronen des sterbenden Gehirns noch einmal richtig feuern?
Kein Hirntoter kam je zurück.
Die Muskeln brauchen Tage um zu sterben.
Tot, so ganz richtig tot ist man erst nach diesen Tagen körperlich.
Das meinte ich mit tot ist man ja eigentlich nie. schön wärs. Aber vielleicht hat die Theologie recht und man ist es wirklich nie. Und vielleicht verlässt die Seele den Körper vor dem Sterbesprozess?
Wenn es denn eine gibt. Da ich gläubig bin, hoffe ich darauf.
Das licht ist komischerweise kein festes Anzeichen für mich, dass es weiter geht. Es konnte eine biologische Abschiedszeremonie des Hirns sein. Ähnlich wie man, wenn man Gliedmaßen verliert auch erst einmal keinen Schmerz fühlt und sich die Adern einrollen- um Zeit zu lassen die Wunde abzubinden und nicht zu verbluten. Das alles zeigt was für wunderbare Geschöpfe wir sind. Und doch so fehlerhaft in der Hinsicht, dass das ich- nur komm ich mal mit Freud an, das Es meiner meinung nach nicht besiegen kann. Nur kurzfristig. Auch das Überich funkt rein und ich springe in Gedanken zu der Studie, die vor einiger Zeit belegte, dass wir den Befehl zur Bewegung unseres Armes beispielsweise schon absenden bevor es im Bewusstsein ankommt. Hirnforschung wäre etwas für mich, nur traute ich mich an ein Biologiestudium nicht ran, weil ich da viel Chemie gebraucht hätte, was ich in der Oberstufe abgewählt hatte. Ich hätte es zusammen mit 2 oder einem anderen Fach studieren und noch zwischen zwei Uni standorten hin und her fahren müssen. Das traute ich mich nicht. Darum nur Geisteswissenschaften, keine Naturwissenschaft, obwohl diese Dinge eng verknüpft sind und es bestimmt gut gewesen wäre. Aber das ist ein anderes Thema. Erst einmal muss ich gesund genug sein, überhaupt wieder zu studieren. Wie denkst Du über NTEs?

Viele liebe Grüße Anni - hoffe, es geht Dir besser.

[Dolores]

Ich habs getan.
Heroin. Erstkonsum und gleich i.v...
Eine richtige Session ging los. Tagelang. Ich konnte nicht mehr aufhören und wurde gierig. Ich will hier nichts verherrlichen, deswegen lass ich die Ausführungen dazu lieber sein.
Aber so schnell wie ich damit angefangen habe, habe ich auch wieder aufgehört. Es wurde mir zu heikel. Ich habe mit dem Feuer gespielt.

Ich bereue es bisher noch nicht. Im Gegenteil. Vielleicht habe ich diese Erfahrungen gebraucht um endlich ganz von Opiaten loszukommen...
Ich wollte quasi das „Äußerste“ erleben, um das Kapitel endlich schließen zu können.

Zwar bin ich immer noch auf Tili und Trama, aber ich hab noch nie so wenig genommen wie im Moment. Ich reduziere jeden Tag ein wenig...


Aber eins kann ich sagen. Genau so hab ich es mir vorgestellt. Unbeschreiblich...

[CrazyMan]

Hallo Dolores,

zwar hast du tatsächlich diese Dummheit begannen, es zu konsumieren, doch hast du auch gleich wieder damit aufgehört. Das ist kaum zu glauben, Hauptsache, du bleibst auch bei der Abstinenz. Es hat doch auch gar keinen Sinn. Wie andere schon schrieben, wird es die erste bis zweite Woche deutlich spürbar sein, dann wird es aber nur noch ein Vermeiden des Entzugs. Du würdest dir die Hölle ins Leben holen, die du nur schwer wieder los werden würdest. Das muss doch wirklich nicht sein, das Problem mit Tilidin ist schon mehr als genug.

Nun hat deine Sehnsucht nach Heroin hoffentlich Ruhe. Nun weisst du, wie es sich anfühlt, weisst aber auch, dass diese Empfindungen nur vorübergehend bestehen, dass sie sich wieder verabschieden, je mehr sich der Körper daran gewöhnt. Diese Effekt kennst du bereits von Tilidin.

Vielleicht kannst du dich nun auf andere Sehnsüchte konzentrieren, Sehnsüchte positiver Art?

[carlosS]

Hallo Dolores,

mach Dir da mal nichts vor. Anfangs wirkt Heroin sehr lange nach, wenn man das so sagen kann. Und da Du ja weiter mit den Opioiden rummachst, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Mal kommt. Es ist ja nicht so, dass man nach einmal süchtig wird und dieses Gefühl der Substanzkontrolle ist sehr trügerisch und führt dazu, die Gefahr zu verkennen.

Ich wünsche Dir alles gute auf Deinem Weg und dass Du es wirklich schaffst, es zu lassen.

Gruß aus Kreuzberg!