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newlife Platin-User

Anmeldungsdatum: 30.11.2011 Beiträge: 1844
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Verfasst am: 6. Nov 2013 09:46 Titel: |
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ja, danke für dein Verständnis. Die Individualität des Menschen mit oder ohne Sucht ist immer das Kriterium, um dass es eigentlich geht.
Ich nehme im Übrigen niederpotente Opitate und Benzos und bin von beidem abhängig. Ich muss auch schon morgens konsumieren um in den Tag zu starten.
Andererseits bin ich wiederum froh, keine Panikattacken mehr zu haben und ich kann meinen Arbeitstag wieder bewältigen. Sicherlich könnte ich mehr für mich tun und weitere Therapiemaßnahmen anstreben, derzeit geht es eben nur mit Drogen.
Ich weiß ja nicht, wie es bei dir war. Hast du i.v. konsumiert? Das ist mit Sicherheit ne ganz andere Schiene, aber dennoch gibts auch Junkies, die zur Arbeit gehen.
Erzähl doch mal ein wenig mehr über dich selbst. |
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anny Gold-User

Anmeldungsdatum: 14.10.2011 Beiträge: 464
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Verfasst am: 6. Nov 2013 12:13 Titel: |
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Also ich habe ziemlich früh angefangen, da war ich noch ein halbes Kind. Ziemlich naiv und dachte ich hätte alles im Griff, so wie die meisten.
Mich hat diese Welt auch regelrecht fasziniert, ich bin nämlich sehr behütet aufgewachsen.
Naja, irgendwann steckte ich ziemlich tief drin mit allem was dazu gehört.
Ich hatte die ganze Zeit über einen Freund den ich auch sehr geliebt habe.
Ich habe immer gearbeitet, während ich drauf war habe ich meine Ausbildung gemacht und bin danach auch übernommen wurden.
Ich habe mich da echt reingehängt, das war mir immer wichtig. Auch wegen dem Geld, aber auch weil es eins der wenigen Dinge war die mich noch oben gehalten haben. Ich hatte Glück und habe immer gut verdient, deswegen konnte ich mich von der typischen Szene fern halten. Hab halt immer gleich mehr geholt und von privat. Leider war dadurch auch immer viel verfügbar und wir haben uns immer höher geschraubt, später dann auch mit Benzos damals noch Rohypnol oder die alten Flunis.
Bis auf ein paar Monate habe ich nasal konsumiert, diese Monate waren aber schlimm.
Irgendwann habe ich dann eine Therapie gemacht, vorher habe ich mehrfach versucht zu entziehen, zuhause und stationär und mit Substi.
Die Thera habe ich abgeschlossen. Wurde aber schnell rückfällig und ab da war es eigentlich nur noch schlimm.
Nach außen gings mir noch recht gut, Arbeit und so lief auch, aber innerlich war ich schon ziemlich weit unten.
Da habe ich mich dann von meinem damaligen Freund getrennt, was mir richtig schwer gefallen ist.
Bin umgezogen, in Substi gegangen und habe niemals wieder einen Fuß ins alte Umfeld gesetzt. Irgendwann habe ich abdosiert und ab da gings mir nochmal deutlich besser. Tja, bis ich wirklich glücklich war sind Jahre vergangen, vorher war es mehr ein Aushalten.
Dann habe ich den Vater meiner Kinder kennen gelernt, wurde Mama.
Mein Mann hat dann immer mehr getrunken und auch alles mögliche an Drogen genommen. Hab ihm einige Chancen gegeben und bin dann mit den Kindern gegangen.
Bin jetzt seit Jahren clean, trinke auch nicht, nur Zigaretten rauche ich. Ich vermisse auch nichts.
Man sagt ja oft, dass die Leute die clean sind dann so militante Drogengegner werden. Kann ich nicht verleugnen, manchmal brauche ich diese "Härte" als Abgrenzung. Geht aber niemals gegen die Leute selber.
Was ich an Drachenläufer schrieb war mein Gefühl was ich damals oft hatte.
Wenn andere Leute um mich herum waren ist mir oft ganz klar geworden an welchem Punkt ich mich befinde. Welche Träume ich hatte und wie sehr ich mich davon entferne. Damals war ich aber weit davon entfernt was zu ändern und das hat mich oft traurig gemacht.
So, das war ein langer Text.
Viele Grüße |
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Drachenläufer Silber-User


Anmeldungsdatum: 20.09.2012 Beiträge: 187
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Verfasst am: 6. Nov 2013 13:08 Titel: |
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| Vor allem war das ein sehr interessanter und intensiver Text. Vielen Dank! Ich meine, ich habe bislang noch keinen solchen Beitrag von Dir hier gesichtet. Hast Du Deine Geschichte das erste Mal zusammengefasst? |
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anny Gold-User

Anmeldungsdatum: 14.10.2011 Beiträge: 464
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Verfasst am: 6. Nov 2013 13:18 Titel: |
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Nein, zumindest nicht in einem speziellen Thread.
Ist schon länger her, da habe ich immer mal zwischendurch was geschrieben. Aber immer in Threads von anderen, wenns halt gepasst hat.
Eigentlich bin ich hier mal gelandet als es mit meinem Ex so schlimm wurde. Da war ich ziemlich überfordert. War für mich unfassbar dass ich auf einmal auf der anderen Seite stehe und nichts machen kann. Hier ist es mir leichter gefallen alles mal loszuwerden als zB vor meiner Familie. |
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newlife Platin-User

Anmeldungsdatum: 30.11.2011 Beiträge: 1844
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Verfasst am: 6. Nov 2013 13:27 Titel: |
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@anny
auch von meiner Seite vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Damit kann ich was anfangen und ganz ehrlich gesagt, habe ich von dir Beiträge in dieser Art immer vermisst.
Ob die "Härte" oder das Outen als "Drogengegner" wirklich immer der richtige Weg ist, weiß ich nicht. Wenn es dir hilft, dann akzeptiere ich das.
Andererseits zeigt aber gerade dein letzter Beitrag hier Emotionalität und Einfühlungsvermögen. Das lese ich viel lieber, weil da steckt was drin...
Liebe Grüße
newi  |
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prinzessin22589 Gold-User

Anmeldungsdatum: 01.01.2013 Beiträge: 498
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Verfasst am: 6. Nov 2013 20:03 Titel: |
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| In dem Zusammenhang muss ich mich auch als drogengegener outen. Nicht weil ein Süchtiger weniger Wert wäre oder weil eine gesellschaftskonforme sucht nicht möglich ist, sondern weil eine sucht, egal von was, einem mehr nimmt als gibt. Die emotionatliät, bindungsfähigkeit, sich spüren, das eigene leid erfühlen und handlungsfähig zu bleiben, aber auch liebe, Verliebtheit, eben die ganzen positiven Gefühle erleben, werden gedämpft. Und es geht ja nicht um einen gelegentlichen Rausch, sondern um Sucht. Die Sucht ist immer wichtiger als Beziehungen, Vertrauen, Menschlichkeit. Und sie verhindert einen anderen weg zu suchen und zu finden aus den Problemen und Ängsten raus zu kommen, die jeder in sich trägt. Sie hüllt einen ein wie ein warmer Mantel im Winter und verhindert zu spüren, dass man darunter immer noch nackt ist. Ein Moment von teuer erkaufter Erlösung. Und vor allem, wenn man die Schwelle von gelegentlichem netten Rausch zur Sucht überschritten hat, dann gibt es keinen weg mehr zurück und der weg hinaus ist viel schwerer, weil ja die Probleme und Ursachen immer noch da sind, nur hat man eben auch noch eine Sucht am Hals hat. |
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newlife Platin-User

Anmeldungsdatum: 30.11.2011 Beiträge: 1844
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Verfasst am: 6. Nov 2013 21:09 Titel: |
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im Grunde genommen sehe ich mich auch als ganz schwaches Glied unserer Gesellschaft. Ich funktioniere nur mit Sucht. Die Suchtmittel geben mir Wärme und Motivation, morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Zwischenmenschlich läuft nicht mehr wirklich viel, ich integriere mich zwar mehr in Gespräche mener Kolleginnen, aber auch das ist nur Suchtmittelwirkung.
Es ging immer nur ums Draufsein. Früher war es die Vorfreude darauf,die mich während der Berufsausbildung durch den Alltag trug. Heute ist es so, dass ich ohne Konsum gar nicht mehr rausgehe um bloß nicht in irgeneiner Form entzügig zu werden.
Bei mir muss mehr passieren. Ich brauche ein komplett neues Umfeld und sollte auch diese Stadt hier verlassen. Alleine Leben ohne Sucht kann ich auch nicht. Ich werde viel Betreuung und Unterstützung benörigen, wenn ich da mal rauswill und da sollte mir mein ach so toller Beruf vielleicht auch mal weniger wichtig sein. Ich weiss aber schon, um was es bei mir geht und mir helfen nur große, tiefgreifende Schritte im Leben. |
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teddy Gold-User

Anmeldungsdatum: 09.10.2013 Beiträge: 371
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Verfasst am: 6. Nov 2013 21:49 Titel: |
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Also newlife, als " ganz schwaches Glied unserer Gesellschaft" würde ich speziell DICH
jetzt mal grad nicht sehen. Ich kenne dich zwar nicht und bin auch noch nicht lange
hier im Forum aber ich möchte mal betonen, das du doch einer der Abhängigen bist,
mit denen man reden kann und der recht offen mit seiner Sucht umgeht.
Natürlich finde ich so typische Junkies auch nicht toll und kann verstehen, wenn gerade
Ex- Junkies eben so etwas verurteilen aber deswegen musst du dich nicht unter Wert
verkaufen
Es ist halt jeder wie er ist und du bist, glaube ich zumindest, nicht verkehrt .
Ich habe schon so viele tolle, sinnige und inhaltvolle Beiträge von dir gelesen!
Auch wenn du süchtig bist, deswegen bist du kein schlechter Mensch
Lieben Gruß von Teddy |
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lämmchen Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 09.02.2012 Beiträge: 3756
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Verfasst am: 6. Nov 2013 22:11 Titel: |
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Hi,
ich möchte mich dem letzten Satz von Teddy sehr gerne anschliessen.
Wer ist hier eigentlich ein schlechter Mensch? Nur weil man süchtig ist? No Way.
Keiner
Lieben Gruss von Lämmi |
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newlife Platin-User

Anmeldungsdatum: 30.11.2011 Beiträge: 1844
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Verfasst am: 6. Nov 2013 22:21 Titel: |
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ja, ich weiss jetzt nicht, wie andere das sehen. Ich verfüge eben über hinreichend Erfahrung und die gebe ich auch gerne weiter. Da deckt sich allerdings nicht unbedingt viel mit der "Suchtbehandlung aus dem Lehrbuch", es sind bei mir eben persönlich erlebte Dinge und daraus abgeleitete Schlussfolgerungen.
Ich bin ja niemand der gegen therapeutische Maßnahmen was hat, sage aber auch dazu, dass es wichtig ist, dass Therapeut und Klient eben auch zusammenpassen müssen und eine Arbeit von Mensch zu Mensch eine schwere Aufgabe ist.
Ich sehe nicht nur den Süchtigen, der ja angeblich nie will, sondern ich sehe auch die Maschinerie die dahintersteckt und oft ist bei den sog. Suchttherapien Individualiät nicht wirklich das, um was es geht. Da wird auch viel pauschalisiert und über einen Kamm gescheert. Es gibt darüber hinaus für andere psychische Probleme spezielle Indikativgruppen, das hat mir wiederum sehr gut gefallen.
Gut, eine spezielle Psychotherapie habich noch nicht gemacht. Solche Dinge wo analytisch gearbeitet wird gefallen mir vom Ansatz her inzwischen besser, sehe aber inzwischen auch ein, dass es mit meinem Konsum nicht vereinbar ist. Von daher im vorherigen Beitrag ein paar Hinweise auf die "großen Schritte", die ic gehen müsste. Sicherlich hab ich auch Angst vor Veränderung, aber ich brauche schon nen ordentlichen längerfristigen Entzug und wirkliche Hilfe, die mir im Anschluss dann auch beisteht.
Nur sind das dann wieder Dinge, die ich rein aus gesellschaftlicher Sicht dann wieder in Frage stelle, weil eigentlich fehlt es mir ja an nichts. Habe einen guten Job, ne schicke Wohnung und ausreichende finanzielle Mittel. |
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teddy Gold-User

Anmeldungsdatum: 09.10.2013 Beiträge: 371
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Verfasst am: 6. Nov 2013 22:38 Titel: |
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Weisst du newlife, wie Andere das sehen sollte erstmal zweitrangig sein! Du bist doch wichtig
und wie du zurecht kommst!
Und gerade diese persönlichen Erfahrungen finde ich so wichtig und interessant.
Natürlich muss das passen, Therapeut und Klient. Aber das weiß man vorher oft nicht
wo man landet und an wen man da gerät.
Es ist auf jeden Fall gut, das du dir Gedanken machst. Irgendwann, wenn du wirklich
soweit bist, wird sich auch für dich das Richtige finden.
Oder meinst du nicht? Ich wünsche es dir sehr!
Jetzt muss ich aber gleich in die Heia!
Gute Nacht euch allen!
Gaehngruesse von Teddy |
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