Wer kann mir helfen, was habe ich für ein Problem ?

[dodo1982]

Hallo zusammen,
ich weiß eigentlich nicht, ob das wirklich das richtige Forum ist, hab aber lange hier rumgestöbert und denke ich schreibe es einfach mal hier rein.
Kurz zu mir:
Bin 31 Jahre alt. Fester Job (Traumjob). Keine Finanziellen Probleme oder sonstiges.

Ich leide an extremen Nackenverspannungen und Unruhe. Grund dafür ist meiner Meinung nach irgend eine Angst alles richtig machen zu müssen. Ich überweise akribisch jede offene Rechnung sofort. Bei Post vom Finanzamt bekomme ich noch vor dem öffnen eines harmlosen Briefes Herzrasen und muss mich dann ca. 15 Minuten beruhigen. Bei Terminen bin ich überpünktlich, bei wichtigen Sachen (Vorstellungsgespräche usw.) auch mal 2 Stunden zu früh. Ich bin sehr Lärmempfindlich habe auf dem linken Ohr seit nun einem Jahr einen Tinnitus der nicht mehr verschwindet. Ich habe es geschafft mit einem Hauptschulabschluss mich ganz nach oben zu arbeiten, was ja sehr gut ist. Ich kann nie richtig entspannen. Hatte eine Beziehnung von 9 Jahren, wir haben uns letztes Jahr getrennt. Haben jetzt aber wieder zusammengefunden und es geht wieder los (der Grund war nicht die Beziehung! Das weiß ich. Es ist einfach die aktuelle Situation. Ich brauche etwas um mich reinzusteigern). Und ich Steiger mich extrem da rein. Tinnitus plötzlich mega laut, körperliche Symptome, Nackenverspannung, sofort Erkältung bekommen usw. Ich merke das ich 24/7 unter Strom stehe. Mal mehr mal weniger. Das Problem ist, es ist immer etwas. Wenn nicht das, dann etwas anderes. Ich möchte das ganze Leben einfach mal locker sehen und mich zurück lehnen. Habe wo es gar nicht mehr ging 2,5 mg Diazepam eingeworfen weil ich einfach nicht mehr konnte. Das kam jetzt 2 mal vor. Sollte aber auch so bleiben. Ich habe opipramol bekommen. Das hat mal eigentlich ganz gut gewirkt. Aktuell nehme ich es auch wieder aber erst seit einer Woche. Dauert also noch bis die Wirkung eintritt. Im März habe ich einen Termin beim Psychologen. Ich muss dazu sagen das meine Mom genau so ist und Depressionen etc. bei uns in der Familie öfter vorkommen. Bei diesen akuten Situationen vernachlässige ich mich auch selbst. Gehe dann nur alle 2-3 Tage lustlos Duschen, rasiere mich nicht usw.
Weiß jemand, wie man diese "Störung" nennt ?

Viele Grüße!

[silenthigh]

hallo dodo...

[munichmike]

Hm.. Es gibt da z.B. die Diagnosen:

- Depression/Angst gemischt (häufige Kombination)
- generalisierte Angststörung (generelle Angst vor Krankheit, Befürchtungen)
- Depressive Episode (phasenweise depressiv sein)
- oft dabei sind auch Zwangsgedanken (wenn ich das oder jenes nicht mache, gehts mir schlecht/werde ich sterben usw. Im schlimmsten Fall gehts soweit, dass du denkst, du magst deine Kinder/Haustiere ermorden. Und hast dann davor Angst, es zu tun. Tust es natürlich aber nicht.)
- seltener Zwangshandlungen (Lautstärke nur auf gerade Zahlen stellen, Dinge anfassen müssen, das "Lavaspiel" bei Kinder, geht bis zu magischem Denken)
- Phobien (Wegen der Sache mit Brief von dir. Ich kannte sogar jemand, der hatte eine Postphobie. Der hatte hart daran zu beißen. Also sich regelmäßig übergeben müssen, beim Gang zum Briefkasten mit Herzrasen usw. )
- Psychose würde ich jetzt ned schätzen bei dir

[dodo1982]

Hallo und vielen Dank schon mal !
Zu den zwangshandlungen: Ja das stimmt aber ehr unbewust.
Beim telefonieren spiel ich in der Küche mit den Kacheln das Spiel nicht auf die Fugen zu treten. Tischsets richte ich immer wieder neu aus. Beim Autoradio Lautstärke lieber auf 12 oder 14 statt 13.
Angst vor Krankheiten gibt es auch. Das kann immer so alles mögliche sein.
Was kann man dagegen tun ?

[silenthigh]

[dodo1982]

Hallo, nein, so schlimm ist es nicht. Wie schon gesagt sind es ehr unterbewusste Handlungen. Allerdings überlege ich schon ca. 5 mal auf dem Weg zur Arbeit, ob ich alles aus geschaltet hab. Ich hab mir ne Kaffee Maschine gekauft die von alleine aus geht. Hehe ein Problem weniger. Belasten tut mich das nicht allerdings glaube ich, dass es dazu gehört. Ich meine, dass es auch mit den opipramol besser war.

[Marla]

Ich werfe mal ganz unqualifiziert etwas in den Raum was uU helfen kann, oder eben auch nicht.

Wir leben im Moment in einer Zeit in wir uns immer weniger Zeit für uns selber nehmen, obwohl wir durch unsere technischen Errungenschaften eigentlich mehr Freizeit haben sollten als jemals zuvor.
Mein Vorschlag geht in eine andere Richtung.
Setze Dich einfach mal irgendwo bequem hin, dort wo Du Dich wohl fühlst und lass erst mal los.
Hast Du jetzt im Moment ein wirkliches Problem, genau jetzt? Nein?
Sehr gut.
Lasse Deinen Gedanken freien lauf, aber klammere Dich nicht daran, beobachte sie einfach wie man eine vorbeiziehende Wolke beobachten würde.
Lass sie kommen und gehen. Wenn Du willst, beobachte Deine Atmung ohne besondere Anstrengungen zu unternehmen auf eine bestimmte Art atmen zu wollen.
Achte auf Deine Hände. Du wirst mit der Zeit ein leichtes Kribbeln verspüren. Versuche Dich darauf zu konzentrieren, als reiner Beobachter.
Beobachte einfache Deine Atmung, Deine Gedanken, das Kribbeln in Deinen Händen, ohne selbst aktiv einzugreifen. Lass Dich nicht von Deinen Gedanken mitreissen, sondern lass sie ziehen.
Nach einer Weile wirst Du möglicherweise feststellen das sich 90% der Gedanken zum einen total belanglos, und zum zweiten repetitiv sind.
Beobachte weiter.
Vielen Menschen hilft diese sehr einfache Methode einfach mal im Jetzt zu leben, und sich einen Moment der Ruhe und Entspannung zu gönnen.

Wenn Du Dir dafür jeden Tag eine Viertelstunde Zeit nimmst, kann es gut sein, das sich Dein Leben allgemein etwas beruhigt, und Dich von Zwängen und Gedanken befreist.
Denn wenn wir erst mal feststellen das wir nicht immer selber unsere Gedanken denken, sondern das die meiste Zeit die Gedanken in unserem Kopf wie ein Hund ihrem eigenen Schwanz nachjagen, und wir diesem Schwanz ebenfalls hinterherjagen, kann durchaus die Erkenntnis entstehen das viele Dinge gar nicht so dramatisch sind wie sie scheinen.
Wir nehmen uns nur nicht die Zeit abzuschalten, sondern jagen wie die Katze der Maus, dem nächsten Augenblick hinterher.
Wir sitzen nicht im Auito auf der Heimfahrt vom Büro, sondern wir sind gedanklich schon zuhause. Was werde ich tun wenn ich zuhause bin? Essen machen, Duschen die Katze füttern etc.

Aber Du bist nicht Zuhause, Du sitzt jetzt gerade im Auto und bist auf dem Weg nach Hause.

Wie oft kannst Du nach dem Weg noch genau sagen welche Ampel rot, und welche grün war? Warst Du wirklich im hier und jetzt, oder gedanklich schon dort wo Du hinwillst?

Wir versuchen oft dem jetzt zu entfliehen, denn DA wo ich HINWILL, DA wird es gut.
WENN ich erst mal FEIERABEND habe, DANN beginne ich zu leben. WENN erst mal mein Haus abezahlt ist, DANN werde ich glücklich sein usw usw.

Aber in wirklichkeit, haben wir immer nur das jetzt. Zukunft und Vergangenheit sind nur Konzepte, nicht mehr, und dennoch drehen sich 90% unserer Gedanken darum, und wir rennen diesen Gedanken hinterher als gänge es ums nackte überleben.

Wahrscheinlich hälst Du mich nun für so einen verkappten Esoterik Spinner, aber das ist gar nicht der Fall (okay Spinner vielleicht schon, aber nicht verkappt) aber probiere es mal aus, Dir einfach einmal am Tag die viertelstunde zu nehmen. Auf die Dauer kann das nämlich oft dazu führen eine Unterscheidung zu lernen zwischen dem was einem wirklich wichtig ist, und dem was eigentlich völlig bedeutungslos.

Ein gutes Beispiel ist es beim Einkaufen an der Kasse zu stehen.
Mist, jetzt verschwednde ich 10 Minuten meiner Zeit and dieser blöden Kasse, können Renter denn nicht dann einkaufen wenn tagsüber keiner da ist? Nein, immer wenn andere Feierabend haben, DANN kommen sie alle her.
Hat jemals einer von Euch solch einen Satz an der Kasse, oder beim Arzt im Wartezimmer gedacht?
Hat es Eure Stimmung verbessert?
Ich rede hier nicht von bedeutenden Schamanistischen Erfahrungen, sondern einfach von Kleinigkeiten.
Und wenn es mir nur hilft an der Kasse völlig entspannt den Augenblick zu geniessen, dann hat es sich schon gelohnt.

Vielleicht kann das auch für jemand anderen gelten der sich in einem der Sätze wiederfindet die ich geschrieben habe.
Denken ist ein wichtiger Bestandteil unserer Evolution, und ohne unsere Fähigkeiten dazu, wären wir nicht das was wir heute sind.
Aber es ist ein großer Unterschied ob man sein Denken benutzt, oder seiner Gedanken einen selbst benutzen lassen.
Man kann sie nicht abschalten, zumindest nicht so einfach, aber man kann sie einfach mal ziehen lassen wie ein Spaziergänger der vorüberzieht.

Probiere es mal aus, vielleicht hilft es Dir rein gar nicht, aber auf jeden Fall wird es Dir etwas Entspannung schenken. Und das ist ja schonmal was.
Vielleicht wird mehr draus, spielt keine Rolle.
Mir selbst hat die Erkenntnis das der jetzige Augenblick alles ist was ich habe sehr viel mehr Ruhe verschafft. Besonders in Entzugsmomenten, wenn das Fieberkopfkino beginnt kann es gute Dienste leisten.

Aber darum geht es hier nicht.

Wie immer Dui diesen Beitrag verstehst, und was auch immer es für Dich bringt, oder auch nicht, so wünsche ich Dir alles Gute, und eine langfristige Lösung für Deine Probleme.

Marla Mia