Kompliziert

[Sheldon70]

Guten Abend!

Ich lese schon seit 4jahren still mit. Und dieses Forum hat mir schon sehr oft in meinem turbulentem Leben in einer Suchtfamilie weiter geholfen. Sei es mit Links, Erfahrungsberichten, Kontroversen (realflippy, pimpinelle, ulla79 ... ) Veilchenfee, warrior, das sind Menschen, die haben mich persönlich in meinem Weltbild verändert... Das soll nicht geschleimt sein, auch wenn es sich so anhört
(Ich finde das übrigens gut mit meiner Veränderung)

aber mein Bruder, schreibt auch hier. Und ich mein, das war bisher sein Ding...

Er ist 15jahre jünger als ich, war ca 6 Jahre auf H, ist jetzt seit ca. 2jahren ohne Drogen (wg. Knast etc) und ich hab ihn wirklich sehr lieb.

Und wenn er das hier liest, weiß er sofort, dass ich es bin, und ich weiß ja gar nicht, wie er das findet...

Aber mein erster Post sollte nicht eine Beschimpfung im Forum Trauer und Tod sein, ist es aber geworden, ...leider,...deshalb wollte ich mich wenigstens kurz erklären...

Aber diese bernds, bienos regen mich-je älter ich werde- einfach manchmal in ihrer grenzenlosen Respektlosigkeit nur auf...und es werden immer mehr!
Naja, jetzt atme ich mal durch... Und harre der Dinge, die da kommen!

bis dann

[Warrior]

Hey Sheldon,

erstmal willkommen in unserer Welt

Finde ich ja interessant, möchte gerne mal wissen (da ich ja namentlich genannt wurde), inwiefern ich und die Anderen genannten dein Weltbild verändert haben...

Du schriebst, dass sich dein Bruder auch hier tummelt... magst du uns sagen, um wen es sich handelt oder lieber nicht?
Mach dir mal keine Gedanken wegen deinem ersten post, manchmal geht es hier einfach heiß her. Und das ist völlig in Ordnung, solange eine gewisse Sachlichkeit gewahrt und eine Meinung vertreten wird und es nicht nur um die Pöbelei an sich geht.

Herzlich willkommen hier!

Herzliche Grüße,

Warrior

[Sabiote555]

Hallo Sheldon,
Schön, dass du dich angemeldet hast! 4Jahre mitlesen...wow...Ich glaube ich war das erste mal 2011 hier.
Dann hast du viele Menschen hier kommen und gehen sehen.
Ja, die Bernds und wiesieallehiessen, respektlose "druffhauer" können am Nerv zerren.
Du selbst bist auch männlich, wie dein Bruder?

Eigentlich ja egal ob Mann oder Frau..

Grüsse und herzlich Willkommen im Forum sendet Caro

[Sheldon70]

Hach...jetzt musste ich doch noch mal gucken...
aber schön...
Hallo,
@warrior
Solange mein Bruder seine Meinung hierzu nicht mitteilen konnte, ist alles über ihn gesagt...
@sabbiote
Ich bin eine Frau, und ist gar nich egal...

Also, mein Bruder hat mir damals gesagt, dass ich mich hier informieren könnte...da war er ziemlich hochdosiert i.v. auf H und verdammt jung und und und -wie ich fand und finde- n junk.
Ich habe 10 Jahre lang in FfM gelebt (als Alleinerziehende Studentin, da war ich 22-33 Jahre), ich hatte nun wahrlich schon Junks gesehen, erlebt, so eben.
Ich hatte und habe in meinem Freundes-und Bekanntenkreis Menschen die drauf waren, geblieben sind, gestorben sind und hängen geblieben sind...
Aber die Nummer mit meinem Bruder war und ist eben eine andere Nummer...
Emotional, verständnismäßig, ... Es geht an die eigene Substanz...
Naja anfangs habt "ihr" mich ganz schön abgefuckt...( wir Anfänger verallgemeinern gerne, ) aber so war es. Mein erstes Forum war das von Frau Holle.
@ sabiote---- ich habe wirklich schon viele hier gelesen...naja, ma is ja auch keine 27 mehr...hihi
Irgendwann war ich durch das Forum aber auch informierter, versöhnlicher, manchmal auch streitbarer, aber es hat meine Denk- und Sichtweise auf Abhängigkeiten, Süchten, Sinnsuchen, Traumata, Co-Abhängigkeiten, Menschen, verändert.

So, jetzt sag ich aber wirklich Güte Nacht!

[Pimpinelle]

Hallo Sheldon,

herzlich willkommen.

Wie's und was hier läuft hast du dir offenbar angelesen. Ich hoffe, du findest hier einen netten Austausch.

Du bringst gleich eine gute Nachricht mit: Dein Bruder ist clean! Freut mich sehr für euch.

Gruß

Pimpinelle

[veilchenfee]

Aaaalso jetzt nochmal ganz offiziell: HERZLICH WILLKOMMEN, sheldon70! Das finde ich ja witzig ... Du kennst sie alle: Leute wie frau holle, womöglich sogar die legendäre Jana, aber auch diese ganzen bienos und wie sie alle hießen!

Schön, dass Du dabei bist!

[tuutsweet]

sheldon70,

hallo, erstmal.

Die Zeiten ändern sich rasend und die Zielgruppen haben sagen wir mal einfach bis 2000
(grob geschätzt)Drogen konsumiert, die man irgendwie noch in eine kleine Tüte packen konnte.

Heutzutage gibt es alles und noch viel mehr und das Klientel hat sich in Bezug auf Konsum sehr verändert. Im Netz bekommst du alles was du brauchst mit der Post nach Hause, offene Szenen wird es meiner Meinung in 30-50 Jahren nicht mehr geben, denn wer kauft 2 %iges Gift am HBF, wenn er 60%iges im Netz bekommt, plus Versandkosten.

Sie sind jung, manchmal zu jung. Wenn dann eine/r ins Krankenhaus eigeliefert wird und es wird gefragt, was denn konsumiert worden ist, da bekommt man dann als Mediziner die Antwort, Yo mann, weiss auch nicht mehr genau den Namen von dem Zeug oder es kommt als Antwort: Pentadrone, Mdma, 2 C-B, und zum runterkommen Xanax und Gift.

Da kratzen die sich auch erstmal am Kopf, was, 2 C- B, wieviel Finger halte ich gerade hoch ? Etwa so nach dem Motto, weil sie keinen Schimmer haben.
Die Ärzte kommen da nicht klar drauf, wer denn sonst, wenn noch nicht mal ein Dr.med.

Leute , die jahrelang keine Uppers angerührt haben, machen jetzt ne 2. Karriere mit Meth.
Und die ganzen jungen Leute, die an der tschechischen Grenze wohnen ziehen sich den Scheiss rein und wollen garnix anderes.
Bayreuth soll angeblich die Methhauptstadt in D sein, Bayreuth mann, unglaublich aber wohl wahr.

Polytox hiess mal Gift/kokain/Benzodiazepine/Alk/Cannabis, damit waren die ganzen Irrenanstalten, Knäste, Therapien, Nachsorgen,Ambulanzen, Bullen, etc schon oft überfordert, aber man konnte es zumindest eingrenzen.

[Sheldon70]

Guten Morgen,

Erst einmal vielen Dank und hallo.

@tuutsweet
Hey, aber so was hab ich jetzt ehrlich als "Antwort" nicht erwartet... Vorweg: mein Lieblingswort in einem dieser Zusammenhänge ist:Profilneurosenexhibitionisten...
Ansonsten bin ich jetzt ein wenig mit meinen Anwenderfähigkeiten überfordert: Ich kann die Texte nich so schön ausschneiden und einfügen...
Aber natürlich: stimmt schon, alles ändert sich und verändert sich...Nestwärme, Psychosen,...alles richtig.
Ansonsten Trink ich jetzt erst mal einen Kaffee draussen, Werde wirklich wach und meld mich später frisch, frei und fromm

[Sheldon70]

Also gut, für Mich persönlich ist das ja alles sehr vielschichtig, ambivalent, kompliziert
Sonst wäre das alles gesellschaftlich ja auch einfacher zu lösen...Isses aber nicht!

Erst einmal als schlechte Co-Abhängige besteht mein Leben ja nicht nur aus Drogenproblematiken - mittlerweile... Natürlich werden die immer jünger, natürlich gibt es immer mehr Chemie, die die sich dann auch noch sinnlos einfahren. Und "die" ist jetzt ein Platzhalter für Konsumenten, oder Kinder, oder Dolle, was auch immer. Ich kann den Umgang mit Drogen, Druffies... Ja erst mal nur für mich regeln... Und meinen Mund in den passenden ( aufgrund meines Temperamentes auch manchmal unpassenden) Momenten aufmachen, also im richtigen Leben.
Ob und wie man sich damit abfinden sollte, dass es heute drug holidays in Tschechien gibt, weiß ich spontan auch nicht, ob das besser ist/war als früher Hardcore Zelten in Holland, aber auch nicht...

Zum Forum und den Schwachmaten: Möge die Macht mit uns sein


Lg

[tuutsweet]

yesyes,
die Fernbedienung vielleicht, wenn ich mal so umgucke, stehe ich ziemlich alleine da.
Und das wird sich auch nicht ändern, ich bin definitiv anders drauf als ein 45jähriger Mann mit family etc, innerlich sowieso, und äusserlich sieht man das auch.

Die meisten meiner Weggefährten leben nicht mehr und die, die Dekaden überlebt haben, stecken alle in einem Prozess fest, der teilweise sehr strange ist, aber das bringt das Älterwerden so mit sich, manche haben ihren Egotrip noch voll aufm Tagesprogramm, gefährlich , gemixt mit was weiss ich.

Und diejenigen , die es hinkriegen mit der Abstinenz, die sehe ich nie wieder.

Ein Junkiedasein rangiert doch hierzulande noch unter Pädophilen und warum, weil der Grossteil gesellschaftlich voll assimiliert ist.

[Diogenes]

...die Dinge die da kommen...

[Sheldon70]

O.k...danke!
Die "Freigabe" ist schon wichtig für mich, aber ich bin auch ein wenig gespannt wie das sich dann so entwickelt.
Dann erzähl ich mal aus meiner Sicht:
Mir persönlich ist es nicht fremd, dass es Situationen im Leben gibt, an denen man dermaßen vom Leben überrollt wird, dass man sich wegballern will, nix mehr hören, nix mehr fühlen...
Auch weiß ich, dass es total schön sein kann - auf was auch immer - Musik zu hören, spazieren zu gehen, Sex haben...whatever
Aber, für mich, hat es halt auch immer hingehauen nicht drauf zu bleiben. Hauptsächlich Glück, bißchen (vielleicht auch bißchen mehr) Ego, ich weiß es nicht.
Trotzdem war ich völlig zerstört, als klar war, dass mein Brüderchen auf Gift war. Warum, weshalb war für mich schon nachvollziehbar, wir haben ja dieselben Eltern.
Und dann ging eine jahrelange Hilflosigkeit los, die mich zerrissen hat. Man will helfen, man will unterstützen, man wird belogen, beklaut, beschimpft...man zieht Grenzen, geht auf Abstand, bricht den Kontakt ab, aber trotzdem macht man sich doch tagtäglich Gedanken, Sorgen...
Ich bin selber mit 22 Jahren Mutter geworden, falscher Mann, falscher Zeitpunkt, richtiges Kind
Das hat mich halt auch immer in Zwiespälte gebracht, einerseits hat man die Familie, die man eben hat, andererseits braucht die Probleme, die bei meiner waren kein Mensch, schon ganz klar kein Kind. Für wen hat man mehr Verantwortung? Hat man die überhaupt?
Schuld?
Nach verschiedensten Eskalationen habe ich meinen Bruder bei mir nach ner Entgiftung aufgenommen, trotz allem völligst naiv, und es ging schief, natürlich. Ich habe die Sachen meines Bruders in Auto gepackt, ihn gesucht, ihn gefunden, auch ins Auto gepackt, und in sein gelobtes Land gebracht. Seine scene, dahin wo er seine Drogen bekam. Im vollen Bewusstsein, dass er untergeht. In der Hoffnung, dass ich ihm damit das Leben rette. Er ist untergegangen, Obdachlosigkeit, ein Einbruch, ein Raub. Verhaftung, Knast, Maßregelvollzug...
Natürlich ist er dadurch seit über zwei Jahren ohne Drogen, natürlich weiß ich auch, dass es nicht seine freie Entscheidung war erst mal ohne Drogen zu leben. Jetzt ist er in der Adaption, versucht das mit geregelter Arbeit, sozialen Kontakten, eben allem wieder auf die Bahn zu kriegen, ich kann mir nur vorstellen WIE schwer das ist.
Suchtdruck, Nadelgeilheit...kenne ich persönlich nicht, weiß auch nicht, wie man damit umgeht.
Rückfälle, die gehören, dazu, dass ist nur eine der Sachen, die ich hier gelernt habe. Bisher hat er ja nicht wirklich die "Entscheidung" dazu gehabt. Dann geht er sofort zurück in den Maßregelvollzug. Aber irgendwann,...
Was ich damit meine, auch wenn es irgendwie jetzt ohne Drogen läuft, ist immer noch sehr viel von Drogen bestimmt, und wenn es unter Konsequenzen tragen, zu verbuchen ist. Die Angst, meine Angst, bleibt.
Ich bin stolz auf meinen Bruder, das er das alles so geschafft hat, ich bin oft auch fassungslos über das" System", wie es mit Drogensüchtigen umgeht, Wut kommt auch, natürlich, sowohl auf den einen als auch auf das andere.
Verständnis? Toleranz? Hilfen? Unterstützung? Klar alles und doch auch nichts davon.
Ich weiß gar nicht, ob ihr mich versteht, oder ob das alles nur wirr ist.
Aber hier im Forum werden manchmal Menschen gedisst, die als Angehörige "sich einbringen", ich will nur sagen, dass wir genauso im Strudel drin sind, wie die Betroffenen selbst, nur natürlich anders.