Kokain: 5 vor 12

[Sebastian Brant]

Hallo Benny

Dein Grundproblem ist das du das Leben kontrollieren möchtest. Bei den Drogen ist dir das schon mal nicht
gelungen. Bei mir war es übrigens nicht der grosse Knall wie z.B. von musicera beschrieben, sondern immer
wieder das klägliche Scheitern trotz grossartigster ausgetüftelter Strategien nicht der Herr im eigenen Haus zu
sein. Mal um mal mehrte sich Resignation, Depression und der Looser pfiff mir aus allen Ritzen. Beim nächsten
Einkauf wird alles anders. Seifenblasen. Ich brach zusammen. War bereit alles zu tun um aus der Hölle zu
kommen. Ab da war es einfach.

Jetzt möchtest du das in deinem Umfeld (Freundeskreis, Chef, Eltern, Freundin) nur die schönen Seiten wirken.
Das ist die verhängnisvollste Tür, die du öffnen kannst. Das Doppelleben. Du verleugnest eine Seite in dir - die
von Dr. Jekill. Das wird sich gnadenlos rächen.

Eine gute Gelegenheit mal nicht die Umwelt kontrollieren zu müssen ist so ein Gespräch bei der Drogenberatung.
Es ist nur ein erstes beschnuppern, vages ausloten der Situation ohne konkrete Ergebnisse. Beste Gelegenheit
ohne Pläne dem Moment zu begegnen.

S.Brant

[Praxx]

Hallo Benjii,

vielleicht solltest du dir erst mal eine Liste der "häufigen Nebenwirkungen" von Cocain anschauen...

Aber Spass beiseite: Baclofen wird in der Neurologie seit fast 40 Jahren eingesetzt, selbst "intrathekal", also mit implantierten Pumpen direkt ins Hirnwasser, und das auch schon bei Kindern.

Die Anwender von Baclofen beurteilen die Verträglichkeit auch in hohen Dosen in der Regel als "gut" und beschreiben die Nebenwirkungen als geringfügig und gut tolerierbar. Behandlungsabbrüche wegen unerwünschter Wirkungen sind eher selten, bei Beachtung der Kontraindikationen ist in der Regel nichts schlimmes zu befürchten.

Die Beschaffung aus zweifelhaften und überteuerten Internetquellen sollte möglichst vermieden werden, im Gegensatz zur Anfangszeit gibt es heute fast überall Ärzte, die sich mit der Substanz auskennen und auch die Verordnungen vornehmen.

Obwohl Medikament und Behandlung privat bezahlt werden müssen, ist der Aufwand bei maßvoller Anwendung der GOÄ finanziell gut zu stemmen, Baclofen ist preiswert (100 Tbl 25mg ca 27.-€), Mehr als 100-150 € pro Monat sollte das ganze nicht kosten müssen!

Im Vergleich zu Cocain ist das geschenkt!

LG

Praxx

[OP14T]

hi benjii,

[Kirsche90]

Hallo benjii...

Habe mir deinen Beitrag mal durchgelesen und möchte dir dazu etwas schreiben.

Ersteinmal herzlich Willkommen im Forum!
So schlimm wie deine Sucht ist (ich kenne mich damit aus), sehe ich bei dir einen kleinen Hoffnungsschimmer, denn du sagst selbst über dich:

ICH BIN SÜCHTIG!

Das ist Einsicht und bekanntlich der erste Weg zur Besserung.

Leider ist es damit alleine nicht getan. Kokain ist scheiße und das größte Dreckszeug, das ich persönlich kenne. Habe allerdings auch keine Erfahrungen mit Heroin. Ich möchte dir mal kurz meine Geschichte erzählen, vielleicht gibt es dir Hoffnung.

Habe selbst über ein Jahr lang regelmäßig K konsumiert und bereue es im Nachhinein zutiefst. Eines Tages, habe wieder konsumiert, ist mir etwas sehr schlimmes aber hilfreiches passiert. Auch ich habe es nicht vertragen und dachte ich muss sterben. Ich kann dir nicht mehr sagen, wie lange es gedauert hat, bis mein Herz und mein Kreislauf sich wieder beruhigt hatten. Es war schrecklich. Ich habe ebenso angefangen zu beten und in meinem Kopf kamen Bilder auf, wie man mich tot auffindet. Herzrasen ohne Ende... wenn ich heute daran denke und wenn ich jetzt darüber schreibe, kommen mir fast die Tränen...

Aber ich hatte Glück im Unglück. Ich habe es überlebt und keinen Schaden davon getragen. Ich war noch nie so dankbar! Vielleicht musste es soweit kommen, damit ich die Einsicht bekam, die Finger davon zu lassen. Ich persönlich habe seit diesem Tag kein K mehr angerührt. Ja, auch kommt mir (immer seltener) der Gedanke, wie es wäre, etwas zu nehmen. Dann schießt mir die Erinnerung an den Tag in meinem Kopf und ich verspüre einen regelrechten Ekel.

Mittlerweile lebe ich regelrecht frei von dem Gedanken an Kokain. Nie, nie wieder rühre ich diese Schei*e nochmal an, vorher hacke ich mir nen Fuß ab.

Wie ich dann aufgehört habe? Ohne Hilfe, ohne Medikamente. Nur die schreckliche Erinnerung hält mich davon ab. Ich will dieses Zeug nie wieder im Leben sehen! Du bist sehr in dieser Sucht verstrickt und wenn du wirklich da raus kommen willst - such dir Hilfe!

Eine Therapie, wechsle den Wohnort, wechsle den Freundeskreis was auch immer aber renn von dem Zeug weg so lange und so weit du kannst!

Ich wünsche dir viel Erfolg und auf alle Fälle Durchhaltevermögen!
Es ist schwer aber machbar und wenn der Wille zu 100 % da ist, erst recht.

Wünsche dir alles Gute!


Liebe Grüße,

Kirsche

[faun]

bevor ich dazu komme ausführlicher zu schreiben, Du kannst hier nachlesen:
http://forum.suchtmittel.de/viewtopic.php?t=14186

Da schreibe ich auf, was so abgeht. Der Kampf vom wegkommen.

Vorher habe ich hier geschrieben:
http://forum.suchtmittel.de/posting.php?mode=reply&t=12871

Möglicherweise hilft es dir ja.
Wenn ich es schaffe, dann Antworte ich Dir. Wenn ich nochmal alles gelesen habe, und darüber nachgedacht habe, Ein bischen zeit nehm ich mir auch dafür,

Vielleicht fallen dir ja schon ein paar konkrete fragen ein? Ich hoffe ich bin nicht direkt wieder gesperrt. Entweder schreibe ich zu lange oder zuvile kommentare, oder wegen der links oder sonstwas. Bin meist recht schnell gesperrt. DAuert dann immer mindestens ein oder sogar 3 Monate. MAnchmal gehts auf der Arbeit nicht aber daheim, oder umgekehrt. Zuletzt war ich fast dauernd überall gesperrt.

Gruß

[tuutsweet]

Ich möchte auch kurz was sagen, weil Kokain 10 Jahre meines Lebens ruiniert hat.
10 Jahre i.v. im Dauerstress.

Die Droge macht dich kalt wie Eis.

Es hat was mit der Konsumform zu tun, letztendlich bestimmt aber die Gier das Geschehen.
Das Zeug muss weg.

Ich war gleichzeitig áuf Gift und damals Rohypnol und hab mir cocktails geschossen.Teilweise kam man noch an Barbiturate ran, die Aktionen waren jenseits von Gut und Böse.

Jeden Tag raus, cash machen, streetlife Tag und Nacht, im Sommer teilweise , muss ich gestehn, geile Zeiten,aber im Winter hardcore.

Ich hab durch Kokain alles verloren.

Was dich angeht, so hast du mehrere Optionen.
Das erfordert Eier.

Entweder du outest dich vor deiner family oder erstmal einer Person und redest Klartext oder du solltest das Umfeld mit allen Konsequenzen verlassen, d.h. evtl in eine andere Stadt ziehen oder eine Thera machen, möglichst nicht bei dir um die Ecke.

Durch Vermeidung und verheimlichen erreichst du nur das Gegenteil.

Du musst jetzt Re sagen.

Das Koks , das feeling, wird lange lange Zeit in deinen Suchtgedächtnis abgespeichert bleiben und harte Drogen erfordern konsequente Massnahmen.

Wobei ich am zweifeln bin, du solltest dich wirklich mit dem Gedanken anfreunden , einen entscheidenen Einschnitt´in dein Leben vorzunehmen, ansonsten kackst du ab.

Ich hab in den 10 Jahren in 5 verschiedenen Städten und Knästen gesessen, dass bleibt nicht aus , wenn du voll in der Spur bist.

Man wird skrupellos und mutiert zum Arschloch.

[faun]

Joo. Kenn ich zur genüge, was Du so erzählst. Erst wenig dann immer mehr, so wie Du schriebst. geht anderen auch so.

Bist also in bester Gesellschaft. Prima das du den Wunsch entwickelt hast aufzuhören. Das Du jetzt sogar hier schreibst. Kämpfe um jede Pause die Du schaffst, kämpfe darum die Pausen länger und länger zu machen.

Mittlerweile wissen bei mir immer mehr bescheid, das ich gekokst hab. Jetzt geht das besser.

Mir haben zwar alle gesagt, das ich das tun soll, aber das ich das dann auch tatsächlich tat war ein Schritt. Und dann verheimlichte ich die Rückfälle, dann beichtete ich die, freiwillig, das heisst erstmal habe ich die verheimlicht und mich rausgeredet, hab gedacht ich biege das wieder hin. Auch als schon klar war das ich log, auch dann noch... wie peinlich. Erst als mir nix anderes mehr übrig blieb hab ich es freiwillig zugegeben was ich wieder angestellt hab.

Das war viel besser als das keiner wusste. Heimlich alles Geld weg machen und auch den Stoff wegmachen. Was war ich nur für ein Mann, ein so schönes ausschweifendes leben führen zu können. DAs muss man sich erstmal leisten können.-

Stundenlang hat mich eine gute Freundin am Telefon zum allerersten male therapiert. Das heißt gut befreundet haben wir uns erst deswegen. Sie war selber abhängig mal, aber nicht so gravierend, und ist da raus. Hat gesehen was ich da mache und gewusst wo das drauf hinauslaufen kann. Hat geredet geredet geredet. Ich war ja überzeugt das ich aufhören müsse. NA jedenfalls war das der Anfang, und dann hats noch gedauert. Stoff war immer alle, aber geld ja noch nicht. Ausserdem war ich ja noch nicht fertig, erst musste ich es ja noch schaffen dass meine Liebsten heulten, meine Frau, meine kinder, dann meine Schwestern und auch meine Eltern. Letztere haben hoffentlich nicht so alles komplett realisiert? ich hoffe.

Jedenfalls hab ich dann so langsam gaaanz langsam den Hebel umgelegt. Jede Kraft die ich aufbringen konnte.

Am Besten ist es jetzt. Gehe endlich in Therapie, Kopfarbeit ist ziemlich wichtig, gerade bei Koks. Denn was da passiert findet ja im Kopf statt. Da muss du auch ansetzen, den Kopf zu bearbeiten. Das Hirn. Schwer.
Habe auch nie die ganze Woche durch genommen, aber auch schon mal paar Partys gemacht die ziemlich lang dauerten. 30 Stunden oder so.

Kleine Pause zwischendurch und weiter. Bis alles weg war und noch weiter. Und dann noch weiter.

Wenn ich Anfangs in meine Stadt fuhr, und ich beschlossen hatte nix zu nehmen, schlug mir auf dem Weg dorthin das Herz bis zum Hals. Wenn ich mit nem Bekannten fuhr, und wir über Party anfingen zu unterhalten, dann noch mehr. Ich fing an zu schwitzen.

Mittlerweile gehts. Ich nehme immer Aufpasser mit in die Stadt. Das hat insofern geholfen, dass ich die Hauptattraktionen nicht mehr automatisch mit Party verbinde. Therapie habe ich da auch. Mittlerweile wird es eine Oase zum Ausspannen, Ablenken, Chillen. Gewisse hotspots und Leute meide ich.

Stell dir vor. So viele sagten mir: Du bist zu schade dafür, Du passt hier nicht hin. Nimm nicht soviel, langsam, mach mal Pause, dann hälst du das noch lange aus. Nimm nicht so oft, nur immer bestimmte Menge, nimm keine Kreditkarten mit, max. 200€... usw.

Ihr habt recht. Ich höre auf. "Ja prima! ... wie jetzt schon?..."

"NA gut, aber die letzte PArty soll mir schön in Erinnerung bleiben. Die davor war doof. Lasst uns richtig schöne Abschiedsparty machen."

Stimmte wohl so, aber die nächste Party ist fast nie so gut wie die davor. Bis auf paar Ausnahmen. Jedenfalls hab ich bestimmt über 20 Abschiedspartys gemacht.

Die letzten Rückfälle waren manchmal nur mit Koks, davor hatte ich meist heiteren Mischkonsum. Die Partys die den größten bleibenden Eindruck erzielten, (boah voll geil eh!) hmm. Da wusste und weiss ich bis heute nichtmal was das war. Habe ein paar Vermutungen. Alles hab ich nicht rausbekommen.

Jedenfall bereue ich es sehr. Mischkonsum ist gravierend. Solokonsum auch.

Mein Körper leidet. ich habe im Moment entzündungen überall, Gerade im Kiefer. War halt nicht mehr zum Zahnarzt gegangen. HAbe mich vernachlässigt. Mensch hab ich schmerzen, manchmal nicht zum Aushalten. Es ist sicherlich auch das Alter, aber PArtys haben mich eine menge Gekostet, teuer bezahlt: angeschlagene beziehungen, Lahm im Kopf, im Wesen, Mein Charakter ist wie ein reiter der vom Pferd geworfen wurde, aufsatteln ist ziemlich schwer. Geld jede Menge. hätte bestimmt 10 Jahre früher, so mit 55 in Rente gehen können. DAs war mal.

ich schau nach vorne, der Rest ist nebel von Gestern. Die Schreckgestalten verfolgen mich nicht mehr so aus dem Nebel von Gestern. Aber halt! genau die Einstellung ist gefährlich.

HAb ein paar hotspots, gerichtsverhandlung, und ein paar andere Dinge. Ich gerate in Panik, Hab Angst das ich durchdreh und PArty mache.

Was noch? Arbeite an ungelösten Problemen, die die vorher auch schon da wearen und mir Kopfschmerzen und Migräneanfälle bereitet haben. Juchhu, di esind wieder zurück. Die waren verschwunden, aber ich glaube das ist ein gutes Zeichen. PArty wirkt nicht mehr, und jetzt muss ich da ran. Die Baustellen fertig bauen, Richtfestfeiern, damit es der Psyche wieder gut geht.

[OP14T]

hey - benjii!

hoffe du bist noch am Ball... wäre schade wenn nicht. Du hast hier ja genug Leute die sich Deiner annehmen.

@faun:

[benjii]

Hallo ich les mir gleich alle eure kommentare durch. Zuerst möchte ich aber meinen Gedanken behalten und euch mein Status mitteilen, also:

Ich war nicht bei dieser Drogenberatung. Bin immernoch der Meinung er kann mir nicht helfen, aber ich bin seit meinem 1. Post clean von allem. Grade fällt es mir besonders schwer. Hab nix vor, bin alleine habe bisschen getrunken und in mir wächst grad krass der gedanke.. deshalb schreib ich hier jetzt auch, hab euch aber nicht vergessen und das was ihr geschrieben habt, hat mir auch sehr geholfen bis hierhin. Ich musste tatsähclich meinen Freundeskreis verlassen, das sie nicht in der lage waren mich und letztlich auch sich selbst zu helfen und zu unterstützen ich bin imo ziemlich einsam. Hab auch wieder mit dem Rauchen angefangen, aber wie gesagt alles was recht ist, lieber rauchen als alles andere wenn ich genug abstand hab werd ich das auch wieder los... Ich habe mir für dieses jahr klare ziele gesetzt. Ich werde mein Leben von Grund auf neu Ordnen. Mich privat und beruflich verändern und min. 1 Jahr Drogenfrei bleiben. Ich bin nicht so Arrogant zu sagen niemals wieder. Sag niemals nie, aber ich möchte der lenker und denker sein wie man so schön sagt.
Was meine Momentane Situation so schwierig macht ist, dass meine Gedanken und mein Empfinden wo ich diesen Post erstellt habe mitlerweile mir vorkommt wie ein Traum so als wäre es nie so schlimm gewesen, so unnahbar .. es ist alles ein stück weit in ferne gerückt. Das was ich jetzt hier so schreibe ist in gewisser Weise eine Art selbst Therapie, dass weiß ich. Ich versuch mich an diesen Gedanken zu erinnern und selbst wieder dran zu glauben.

Positives kann ich berichten, ich schlafe mittlerweile wenn auch nur max 6 std am stück durch und hab wieder träume, wenn sie auch nicht immer positiv sind. Aber ich hab wohl viel zu verarbeiten. Ich wache fast jede Nacht auf und erinner mich daran was ich geträumt habe. Und ja ich habe auch schon von kokaingeträumt wie ichs kleinhack und bereit zu ziehen. ob ichs gezogen habe ka ehrlich gesagt bin dann aufgewacht aber ich glaub schon. Da hab ich wieder an euch denken müssen. Und es war der mahnende Finger der mir entgegen gestreckt wurde. Ich versuche mir echt aus allem etwas positives zu ziehen. Ich bin mittlerweile der Meinung, dass koks mir vieles genommen hat, aber wenn es mir eins gegeben hat dann ist es das selbstvertrauen das ich alles schaffen kann wenn ich es nur genug will. Und ich werde das packen. Hört sich an als würde ichs mir selbst runterbeten aber so ist es auch. Ich hab bisher keinen Tattoos habe in dem besten Studio in genau einem Jahr ein Termin da werd ich mir eine Ave Maria stechen lassen als belohnung und als DAnk für die Kraft dir mir gegeben wurde. Und ich werde das Jahr in gänze analysieren und sehen was ich alles geschafft habe und dann nochmal entscheiden ob ein weiterer konsum für mich in frage kommt. Kommt Zeit kommt Rat.

Abschließend möchte ich mich für eure Kommentare und Anteilnahmen herzlichst bedanken, ihr habt mir sehr sehr dabei geholfen meine Stärke wieder zu finden und das Konstrukt 2015 durchzudenken und zu verfolgen, also danke !

liebe grüße Benji

[benjii]