SUBUTEX - auch als Zäpfchen ?

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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 19. Dez 2014 01:03    Titel: Antworten mit Zitat

patalux hat Folgendes geschrieben:
seit 7 jahren bin ich daheim und ich geh nicht mehr raus..seit 7 jahren ..


hallo patalux,

schön, dass du nachfragst. ich denke, die substitution ist für dich ne wichtige sache, deshalb ist es vielleicht hilfreich, wenn du einfach mal deine vorbehalte in worte fasst. hier sind ja genug kompetente und nette leute unterwegs. und was ich besonders gut finde: man merkt, dass hier leute sind, die sich trotz der sucht nicht komplett hängen lassen, sondern versuchen in ihrem leben voranzukommen.

genau das meinte ich unter anderem mit meinem einen, längeren beitrag: du quälst dich mit methadon rum (nach eigener aussage). aber suboxone hast du noch gar nicht ausprobiert, weil du "mal irgendwie gehört hast, dass es die endorphine blockiert".

es gibt sicher nicht für jedes problem eine lösung. aber für dieses spezielle problem (du verträgst die subutex einnahme nicht), gibt es mit sicherheit noch optionen, die du noch nicht probiert hast, zb. suboxone.

und dass du zt. 15 std schläfst, liegt halt nicht nur am metha. wenn du nur zuhause hängst, dann neigt man auch viel mehr zum schlafen. das kenne ich von mir selbst. mir fällt es zb grad auch schwer, für gewisse sachen energie aufzubringen. aber obwohl ich nicht der typ bin, der ohne arbeit direkt wahnsinnig wird, suche ich mir ab januar n job. einfach damit ich nicht wieder "einroste".

du siehst ja zb an jannik, dass man -trotz methadons- nicht unbedingt schlecht leben muß.

in meinen augen ist methadon die perfekte substanz für den "abhäng-lifestyle": wer mit methadon substituiert wird, kriegt HARTZ 4, trinkt dazu sein bier, war seit jahren nicht mehr arbeiten, ist stinkfaul und wehleidig geworden und lässt sich einfach so treiben... mit 40 jahren guckt man auf die uhr und hofft, dass man endlich ins "rentenalter" kommt. oder man bekommt kein hartz 4 mehr, sondern die sog. "grundsicherung". da listet dich der staat nicht mehr als erwerbsfähig auf, sondern als "penner" und "sozialschmarotzer".

bei mir in der praxis gibt es wirklich sauviele leute, die genau dieses leben mit methadon führen. da sind leute, die machen GAR NIX. die kommen um 13 uhr in die vergabe mit dem ersten bier, gähnen und meckern übers wetter und dass sie müde sind, weil sie grad erst aufgestanden sind.

versteht mich nicht falsch: ich schimpfe gar nicht so sehr auf solche leute, sondern ich kann das einfach gar nicht nachvollziehen, wie man sich derart aufgeben kann. ich rede ja doch regelmäßig mit ihnen, wenn man auf sein substitut wartet und ich bekomme sehr viel von ihren gesprächen mit. und das sind einfach lebensentwürfe, wo ich spüre, dass diese leute sich zu einen großen teil auch SELBST IM WEG stehen. natürlich sind die oft schon so krank und am rand der gesellschaft, dass die nicht einfach "resozialisiert" werden können.
ich kann jeden verstehen, der zb sagt, er gehe nicht für 7 euro brutto die stunde arbeiten. vollkommen nachvollziehbar. und natürlich reicht ALG II auch nicht, um gut zu leben. aber es gibt ja wirklich aktivitäten oder dinge, die man auch ohne reichtümer, job oder heile familie im background FÜR SICH tun kann und somit seine lebensqualität erhöht. zb gibt es bei uns ganz viele angebote, um sozial wieder fuß zu fassen und leute kennenzulernen. aber viele leute haben sich selbst halt schon so eingeigelt und suhlen sich in ihrer hilflosigkeit.

wie ich schon schrieb: das kenne ich ja zum teil von mir selbst. zb hab ich lange zeit nicht in substi gewollt. dafür hatte ich meine gründe. aber wenn mich leute fragten, warum ich mein geld auf dem schwarzmarkt lasse, anstatt in substi zu gehen, dann hatte ich zig gründe, die ich genannt habe. aber wenn ich NUR EINMAL zu einer KOMPETENTEN beratungsstelle gegangen wäre, dann wäre vermutlich alle meine bedenken ausgeräumt worden.


in diesem sinne kann ich auch nur nochmal sagen: wenn du, patalux, einen derart hohen leidensdruck wg. methadon hast, dann versuche es doch mal mit suboxone. im 2. oder 3. post klingst du wahnsinnig enttäuscht, weil praxx dir sagt, dass es keine zäpfen gibt.
wenn ich WIRKLICH derart große probleme wegen methadon habe, dann weiß ich, dass man noch weiter nach möglichen alternativen schauen kann.
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patalux
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Anmeldungsdatum: 02.06.2012
Beiträge: 144

BeitragVerfasst am: 21. Dez 2014 21:10    Titel: Antworten mit Zitat

Nein..ich kann und will nicht mehr noch länger diesen schrott einnehmen. .hab jetzt im ganzen 70mg methadon abgebaut...bin jetzt auf 40 seit gestern...wenn ich auf 30 unten bin..(oder weniger falls ich das schaffe ) geh ich meinen allerletzten entzug im spital machen..natürlich versuch ich es zuerst ohne spital. Aber erfahrungsgemäss bin ich zu doof für das.. deshalb wirds wohl doch n'spital-besuch geben..wenn ich mir das flugticket leisten könnte, könnte ich sogar sofort nach entzug zu einem guten freund der ein hotel hat in sri Lanka gehen um dort ein paar wochen wieder zu normalisieren..aber das klappt eh nicht..

Schreib dann wenn ich im spital bin.. dann gehts mir immer besonders mies...seufz..

wünsche euch allen schöne weihnachten..und ich weiss dass weihnachten für viele unter uns der nackte-HORROR ist... aus eigener erfahrung... was soll ich sagen : haltet durch... bleibt ausnahmsweise nicht zu hause - wenn ihr noch fähig seit, geht an eine x-mas party oder einfach unterMenschen...BITTE...

Merry X-mas ...euer ( dummer ) Patalux
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patalux
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Anmeldungsdatum: 02.06.2012
Beiträge: 144

BeitragVerfasst am: 6. Jan 2015 12:24    Titel: Antworten mit Zitat

Hi all

Nun, es ist passiert was ich eigentlich nicht erwartete.. Vor 4 Tagen erwachte ich in einer iso-Zelle in der akut-Psychiatrie auf nach einem selbsmordversuch..ich errinere mich an nichts (1 Schachtel Temesta exipet 2.5, alles METHADON was ich noch für die Feiertage Zuhause hatte und 2 Flaschen jägerscheisser.. Ein Sms an meinen alten Therapeuten (so nach 20 Jahren ) hat ihn auf die Idee gebracht den Notruf zu wählen.. Er hatte nur meine Nummer..keine Adresse nix.. Die Beamten haben wohl ein Telefonbuch ..nun , ich bin wieder daheim ..hab mich in den 4 Tagen von 50 auf 20mg Methadon runtergossest... Ich zittere, mir ist schlecht, aber ich will leben.. Ich trinke keinen Alkohol...war wohl ne schlechte Idee alleine Silvester vor dem TV zu verbringen..nun, ich hab in 30min Termin bei meinem Arzt.. Der wird sicher Freudensprünge machen, da sie ihm natürlich nem Bericht gefaxt haben.. Und ich ihm sagen werde dass ich wie von Saubermann vorgeschlagen suboxone will... Subutex funzt ja ned bei mir..wegen bitter/Erbrechen.. Nun, ich bleib also noch etwas bei euch und ich meld mich am Nachmittag für nen Einstieg in dem 2.arbeitsmarkt an.. Mein alter Therapeut war da und wir haben 4h über alles gequatscht.. Und er peitscht mich jetzt aus dem Bett.. Und zurück ins Leben..per Handy lol.. Er selber hat mittlerweile keine Praxis mehr, also suche ich zusätzlich nen Therapeuten..lass mich aber von einer drogenorganisation informieren was ich brauche.. Da ich jetzt den 5. Tag auf 20mg METHADON bin, sollte der Wechsel auf suboxone nicht ganz so hart werden wie der erste Wechsel auf subutex von 30/40mg methadon.. Vielleicht schmeißt mich der Arzt auch gleich wieder raus.. Das einzig positive ist, dass ich kein heroin mehr nehme..Weils mir nix mehr bringt... Außer ich würde mit fixen anfangen.. Das hab ich aber 20 Jahre nicht gemacht und hab ich auch nicht vor..

Also..nachträglich gutes neues Jahr.. Lg pata
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 6. Jan 2015 22:41    Titel: Antworten mit Zitat

oh je.. da hatte das alles aber hoffentlich auch sein gutes..? wenn man alleine substanzen konsumiert und dazu noch was trinkt, dann kann man schonmal in ne seltsam melancholische stimmung kommen.

man muß sehen, dass man irgendwie aus dem sumpf rauskommt.

im laufe der jahre habe ich in den foren viele menschen "kennengelernt" (teilweise recht persönlich, viele aber auch nur oberflächlich). und eines fiel mir auf: DEN MEISTEN DROGENKONSUMENTEN GEHT ES IRGENDWIE SCHLECHT. aber gleichzeitig muß man auch sagen, dass die wenigsten an unheilbaren depressionen und/oder psychischen störungen leiden.

bei den meisten ist es so gelaufen (bei mir übrigens auch): man lernt drogen kennen und die wirkung schätzen. anfangs ist alles super, cool und leicht zu handhaben. probleme mit geld, gesundheit, entzug usw. kennt man nicht. das kommt erst später...

und so lernt man, die substanzen gezielt einzusetzen, um seine probleme zu managen. und das sind oft so vermischte problemkonstellationen aus schwierigen familiären verhältnissen, alltagsproblemen, frustration und psychischen problemen, wie zb. depressionen, angststörungen etc...

irgendwann verstärken sich die probleme dann gegenseitig: zu den bereits vorhandenen problemen (familie, psyche, evtl. alltagsprobleme mit job, schule, geld etc.) gesellen sich mit der zeit nämlich auch noch die probleme, die der drogenkonsum mit sich bringt (geld- u. beschaffungsnot, entzugserscheinungen, kontakt zu "falschen leuten"/drogenszene etc.).


jedenfalls wissen wir nach einigen jahren dann gar nicht mehr, WARUM es uns überhaupt so scheisse geht... wenn ich mich zb mal in substi umhöre, dann ist da kaum einer, der mit seiner situation zufrieden ist. aber mit jedem tag mehr, der vergeht -und das ist ganz extrem- haben viele süchtige immer weniger ansporn/kraft/energie, um etwas zu ändern.
zudem machen viele süchtige ausschließlich die umstände für ihre mißliche lage verantwortlich. natürlich ist es bullshit, wenn man den leuten erzählt: "DU KANNST ALLES SCHAFFEN, WENN DU NUR WILLST!"
aber ein stück weit eigenverantwortung haben wir alle. und wenn es nur die bewusste entscheidung ist, dass man sein substitut wieder oral einnimmt, anstatt es zu spritzen... oder dass man am monatsletzten, wenn ALG II kommt, erstmal zu aldi geht und ordentlich einkauft (zb. auch konserven usw.), damit man genug zu futtern hat, anstatt die ganze kohle an 2-3 tagen für koks und schore zu verballern...

ich finde es deprimierend, wenn man in einer lebeslage steckt, die man selbst als schlimm/nicht schön etc. empfindet. aber NOCH VIEL DEPRIMIERENDER finde ich es, wenn man überhaupt keine ambitionen mehr hat. klar, es ist ja absolut verständlich, dass viele schwerstabhängige bereits total desillusioniert sind und keine träume mehr hegen, wie man sie von kindern kennt ("ich will rockstar werden" usw.). und ich kann ebenso verstehen, dass man keinen bock hat, vollzeit für 900 euro im lager oder callcenter zu jobben, wenn man vom amt all incl. fürs chillen annähernd das gleiche bekommt.

vielleicht mache ich es aber auch falsch?!
denn ich will in meinem leben noch was erreichen. ich möchte beruflich vorankommen, gern wieder eine beziehung führen und auch nicht mein leben lang methadon nehmen müssen... und logischerweise setze ich mich damit unter druck.
denn auch wenn manche hobbypsychologen hier im forum mir attestieren, dass ich "in einer schleife hänge", so ist es m.e. vor allem wichtig, dass man im kopf beweglich bleibt und sich gedanken macht.
dass solche gedanken am ende wertlos sein mögen, wenn man sie nicht umsetzt, mag sein. aber jeder suchterfahrene wird genau wissen, dass bei abhängigen der weg aus dem konsum in der regel länger dauert.

so habe ich zb. in meinem leben auch während meiner sucht natürlich bestimmte entwicklungen erlebt. und der schritt in substitution zu gehen war für mich absolut richtig, denn nur dadurch war ich damals in der lage, aus einer längeren arbeitslosigkeit heraus wieder in arbeit zu kommen usw... da gibts noch einige positive dinge mehr, die ich auch -trotz konsums- geschafft habe.

dass ich trotzdem nicht zufrieden bin, hat seine gründe. die habe ich ja auch desöfteren bereits erläutert. aber es bringt niemandem von uns etwas, über verlorene zeit durch den konsum zu jammern. vorbei ist vorbei. außerdem kann man auch trotz opiatkonsums sein leben konstruktiv voranbringen.


ich glaube jedoch auch, dass wir süchtige durch den konsum eines lernen: wir sehen, dass man auf kürzestem wege "glücklich" sein kann. man muß nur konsumieren. und dadurch verlernen wir oft im laufe der zeit, für unsere erfolge längere wege in kauf zu nehmen. man will es SOFORT! man wird ungeduldig.
das sieht man auch immer wieder bei entzugsversuchen: da wird versucht, auf kürzestem wege unter zuhilfenahme diverser substanzen, zu entziehen. aber wenn ich mal die wenigen erfahrungsberichte von erfolgreich abgeschlossenen methadonentzügen durchgehe, dann fällt mir auf, dass 3/4 dieser leute EINFACH NUR STRAIGHT UND KONTINUIERLICH IHR METHADON ABDOSIERT HABEN, ohne große experimente...
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sunside
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 29.08.2014
Beiträge: 76

BeitragVerfasst am: 6. Jan 2015 23:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hey patalux,

na wenigstens war dieses Geschehen dafür gut, dass Du wieder etwas Veränderungswillen bekommen hast. Schön, dass Du noch da bist!
Hau rein und lassen den Kopf nicht hängen. Und warum nennst du Dich selbst doof? Manche haben enorme Probleme mit Methadon, schön, dass Du reagierst. Hoffe es hat geklappt mit dem Suboxone!

@Saubermann:
Du reflektierst ja recht viel, in einem Punkt scheinst Du trotzdem aber gar nicht vorwärts zu kommen, was Dir aber eigentlich ja echt ziemlich auf der Seele zu liegen scheint, nämlich das Berufliche.
Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, man kann das Steuer nochmal rum reisen. Und ich bin nochmal einige Jährchen älter als Du. Als ich 32 war, hab ich nochmal angefangen mit einem Fernstudium an der Uni Hagen. Es hat lange gedauert, da ich Alleinerziehend bin, noch einen 450 Euro-Job hatte, doch heute hab ich einen gut bezahlten Job und fühl mich so viel besser, weil ich der Gesellschaft was zurück geben kann, man mich nicht mehr einfach auf 'ewig nach Metha süchtig' reduzieren kann. Du bekommst trotz des Studiums Geld vom Amt, wenn Du Dich nur als Teilzeitstudent einschreibst. Schau Dir doch deren Angebot mal an. Wäre doch besser als nur daheim zu hocken - und in 3 Jahren hast Du den nächsten Abschluss. Oder vielleicht kannst Du noch einen anderen Master machen in was, wo Du eher was findest, ein Master dauert ja nur anderthalb Jahre oder 2. Wäre doch schade, wenn sich in dem Bereich nichts mehr tut, bis Du in Rente gehst - oder wie stellst du Dir das dauerhaft vor? Und Du schreibst ja selbst, dass trotz Metha auch ein 8 Studen geht, wenn man sich in den Hintern tritt - dann geht doch auch ein Halbtagsstudium...Was meinst Du?
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 7. Jan 2015 23:46    Titel: Antworten mit Zitat

sunside hat Folgendes geschrieben:
Wäre doch schade, wenn sich in dem Bereich nichts mehr tut, bis Du in Rente gehst - oder wie stellst du Dir das dauerhaft vor?



hi sunside,

danke für deinen beitrag! ich hab zwar nicht ganz verstanden, wie du das mit dem "bis zur rente tut sich nix mehr" gemeint hast (du glaubst hoffentlich nicht, dass ich mit mitte 30 den plan habe, bis zur rente nix mehr zu machen?!denn sowas kommt für mich überhaupt nicht ansatzweise in frage!), aber das ist im prinzip auch egal, denn für mich sind einige dinge glasklar:
ohne jeden zweifel werde ich in den nächsten 6 wochen wieder eine arbeit haben. da meine aktuellen bewerbungen auf bessere stellen wenig erfolgreich waren, wird es wohl zunächst in wieder was "einfacheres" werden.

das ist aber -vorläufig- auch kein großes drama, da mein plan in der tat vorsieht, dass ich ab dem So-Semester nochmal den hörsaal besuche (ich möchte nicht zu sehr ins detail gehen, sonst kann man sich auch gleich mit klarnamen anmelden).

ich hatte auch überlegt, meine promotion nochmal in angriff zu nehmen (ich hatte vor jahren schonmal angefangen), aber ich halte ein studium (bachelor o. master) in einem anderen fachbereich für deutlich erfolgversprechender.
das ganze werde ich berufsbegleitend machen (ich denke, dass ich dann 30std. arbeite u. das mit dem studium vereinbaren kann).

das thema "beruf" ist für mich in der tat recht wichtig. es wäre einfach schade, wenn man sein potential nicht freilegt bzw nicht freilegen kann (ich würde ja gern und wenn ich hier komplett offen schreiben könnte, würde sich das auch alles noch schlüssiger für außenstehende lesen).
außerdem ist es einfach ein viel schöneres gefühl, wenn man der gesellschaft auch etwas zurückgeben kann, wie du es formulierst. zwar bin ich nicht der größte freund unserer gesellschaft, aber wenn man eine "sinnvolle" aufgabe hat, dann ist das halt ne feine sache...

für mich ist es allerdings ein prozess gewesen, bis ich bereit war, nochmal zu sagen "ICH STUDIERE JETZT!", denn in meiner persönlichen tiefphase stand ich mir auch ein stück weit selbst im weg. das muß ich so klar und selbstkritisch sagen. da habe ich mich zu 99% als "opfer der gesellschaft" gefühlt. ich war halt irgendwo beleidigt, gekränkt, verletzt aber auch ziemlich demotiviert, weil ich wirklich relativ viel getan habe, um eben NICHT als hartz-4-empfänger zu enden. ich wollte arbeiten, war immer leistungsbereit usw... UND DANN WIRST DU BRUTAL AUSGEBREMST! das war hart für mich, logisch. man stellt sich das ja anders vor. und dann denkst du dir auch irgendwann "FUCK YOU ALL! ICH HAB DOCH NICHT JAHRELANG DIE SCHULBANK GEDRÜCKT, ZÜGIG UND MIT GUTEN LEISTUNGEN STUDIERT, FREIWILLIG PRAKTIKA GEMACHT, N KREDIT AUFGENOMMEN ETC., UM DANN AM ENDE NUR ABSAGEN ZU KASSIEREN?!"

ich hatte einfach das gefühl, verarscht worden zu sein. deshalb hab ich mir auch gesagt, dass ich nicht NOCHMAL was studiere... denn wer gibt mir die garantie, dass es danach klappt?

inzwischen habe ich aber viel an mir selbst gearbeitet. ich bin zwar nach wie vor der meinung, dass unsere gesellschaft grundsätzlich unfair ist (nein, nicht nur wegen meines -relativ unbedeutenden- falles!), aber das bringt einen halt auch nicht weiter. ich kann nicht in meiner schmolecke sitzen und tabletten nehmen, wenn ich nochmal n paar schrite im leben vorwärts kommen will. MAN KANN SO ETWAS NUR ALLEIN FÜR SICH SELBST SCHAFFEN. zumindest wenn man keine reichen bzw gut vernetzten eltern hat, die einem den arsch nachtragen und dir n job klarmachen (sowas hab ich halt auch schon sehr oft gesehen!).

wie gesagt: das hat n bißchen gedauert, bis ich dahin gekommen bin. und es ist auch klar, dass man mit mitte 30 zwar schon zu alt ist für gewisse jobs/karrieren, aber vieles ist eben noch machbar. und SELBST WENN man erst mit 40 seinen abschluß hat, dann muß man noch immer mind. 25 jahre in dem beruf arbeiten (wenn man denn alt genug dafür wird, aber davon gehen wir jetzt mal aus).

ich habe mir einen vorsatz gemacht: ich will es zumindest weiterhin VERSUCHEN. denn wenn ich irgendwann mal zurückblicke, dann will ich mir nicht selber was vorwerfen müssen... und um zu resignieren, ist meine "bürde" einfach auch viel zu low... es gibt viel, viel schlimmeres auf der welt. das soll zwar nicht mein maßstab sein, aber ich habe einfach gar keinen grund, um das handtuch zu werfen. das ist mal klar. da gibts leute, die haben tausendmal eher das recht dazu. ich muß einfach nochmal n bißchen mehr probieren.

denn bei freunden und bekannten habe ich schon immer gesehen, dass sich vieles auch einfach so ERGIBT. man plant vllt. gerade etwas bestimmtes und kommt dann durch zufall zu etwas ganz anderem...

naja, jedenfalls nochmal danke für deinen beitrag! du hast mich in meinem vorhaben jetzt auch nochmal bestärkt. denn so weit ich mich erinnere, hab ich zu meinen aktuellen zukunftsplänen noch gar nicht viel gesagt.


schon interessant, dass man sich in einem DROGENFORUM über sowas unterhalten kann (erst recht, wenn man auf das eigentliche thema guckt). das zeigt aber auch etwas wichtiges: man sieht halt wieder mal, dass nicht alle opiatkonsumenten total abgestumpfte, bis oben hin volle spackos sind, die außer drogen nix im kopp haben...

und man erkennt auch, dass es nicht so wenig konsumenten gibt, die -trotz opiatkonsums- ihr leben planen, es auf die reihe kriegen etc., ohne sich dabei nur etwas vorzumachen und sich selbst zu belügen.

WARUM ICH DAS HIER NOCHMAL BETONE?!
ganz einfach: ich habe hier im forum hin und wieder festgestellt, dass gewisse personen die leute nicht ganz für voll nehmen, NUR WEIL DIESE OPIOIDE KONSUMIEREN. dabei ist es offenbar völlig unerheblich, wie jemand lebt, spricht, denkt und handelt. und es ist offenbar auch egal, ob jemand am tag 60 ml metha i.v. ballert, dazu kokst und trinkt usw. oder ob jemand stabil in substi ist usw... und SELBST WENN jemand zb. sein substitut fixt, disqualifiziert ihn das m.e. nicht automatisch als vernünftigen diskussionspartner.

hier im forum gibt es relativ viele korrekte leute. und man sieht halt auch an leuten wie zb. kullerbunt, realflippy, domenico, micro88, oxy-moron, yannik, leviathan, caro u.v.m., dass der konsum von opiaten nicht gleichbedeutend ist mit unvernünftigem lifestyle, faulheit, trägheit, stillstand im leben, selbstbetrug usw...

ich weiß mittlerweile AUS EIGENER ERFAHRUNG, dass das nicht so ist. es gibt ja zb. auch menschen, die sich an einem punkt ganz bewusst FÜR den konsum von opiaten entscheiden.
natürlich wird keiner mit vorsatz süchtig. aber man KANN eben auch mit opiaten ein ziemlich normales leben führen, auch wenn die umstände (nämlich die substitution als behandlungsmethode für "kranke") den konsum in der regel pathologisieren.

zwar gehöre auch ich zu der sorte konsument, die sich nicht vorstellen können, ewig etwas einzunehmen. daür habe ich gute gründe, die ich auch schon mehrfach erläutert habe.
aber wenn jemand sagt, er möchte (noch?) nicht ohne opiate leben, dann sollte man nicht AUTOMATISCH n haken dahinter machen und ihn als "total gaga" abstempeln...

p.s. die fernuni hagen... Cool kenne ich! möchte aber nicht ins detail gehen (einfach aus "datenschutzgründen", siehe oben!).
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sunside
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Anmeldungsdatum: 29.08.2014
Beiträge: 76

BeitragVerfasst am: 8. Jan 2015 00:58    Titel: Antworten mit Zitat

@Saubermann
Das finde ich toll, dass Du wieder Pläne hast. Das mit dem ‘sich bis zur Rente nichts ändern’ hab ich so gemeint, dass Du doch irgendwann mal mehr verdienen willst als einen 1000er netto, und dass Du doch sicher auch mal Dein Talent gerne zumindest etwas nutzen möchtest und eine Arbeit haben möchtest, die Dich zufrieden macht.
Ich habe immer mitgelesen, als Du nach der langen Arbeitslosigkeit vorletzten Sommer dann Deinen Job angefangen hast und habe Deine dort unbefriedigende Situation verfolgt. Und ich verstehe Deine Frustration gut!

Übrigens reagiert unsere Gesellschaft nicht nur auf Substituierte so abwertend, sondern bei allen psychischen Krankheiten, die mit Kontrollverlust einhergehen, wird mit Unverständnis reagiert. Dass man sich nicht völlig unter Kontrolle hat, das kann ja gar nicht sein, dann ‘versucht man es eben nicht genug’. Ob das Panikattacken sind, Sucht, Zwänge oder Depression.
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oxy moron
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Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 8. Jan 2015 01:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Saubermann,

es freut mich wirklich aufrichtig, von Deinem Entschluss zu lesen.

Da ich todmüde bin und mir bereits diese Zeilen regelrecht abquälen muss, nur noch so viel für heute – die nötige Selbstachtung für einen solchen Schritt aufzubringen, fällt uns, die wir vom „Leben“ (und wohl auch schon einmal von uns selbst Wink ) enttäuscht wurden, sicher nicht unbedingt leicht.

Meinen Respekt und die besten Wünsche,

moron
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patalux
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Anmeldungsdatum: 02.06.2012
Beiträge: 144

BeitragVerfasst am: 8. Jan 2015 18:48    Titel: Antworten mit Zitat

..tolle Sache..SUBOXONE ist in der Schweiz NICHT erhältlich...

und jetzt (nach 16 jahren ) fängt auch noch die Beziehung an zu bröckeln..

dies nur als Einwurf in den Thread... Sad
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sunside
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Anmeldungsdatum: 29.08.2014
Beiträge: 76

BeitragVerfasst am: 8. Jan 2015 19:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Patalux,

stimmt, in der Schweiz gibts nur das Original Subutex. Bei Euch sind doch aber auch andere Substanzen zur Substitution zugelassen, also auch Morphin, oder? Was sagt denn Dein Arzt zu der Situation?

Das mit Deiner Beziehung tut mir leid. Ist halt grad auch echt eine Extremsituation bei Dir, das belastet eine Beziehung auch. Ich hoffe, ihr übersteht diese schwere Zeit zusammen.

Schreib doch mal, was Dein Arzt so meint zu der Situation mit dem Erbrechen von Subutex.

LG S
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 8. Jan 2015 19:27    Titel: Antworten mit Zitat

@sunside % oxy moron:

danke für eure beiträge! sowas tut gut zu lesen. in meinem umfeld ist es nicht gerade an der tagesordnung, auch mal aufzumuntern. da regiert eher das kopfschütteln so nach dem motto "WIE KONNTEST DU MIT DEINEN ANLAGEN ÜBERHAUPT SO TIEF STÜRZEN?!" oder es wird einfach die nase gerümpft und resigniert.

und so eine haltung macht man sich leider mit der zeit auch oft zu eigen. ich habe immer den kopf über leute geschüttelt, die zb. ihr abitur so überschwänglich (neue RS?!) gefeiert haben. denn m.m.n. ist das heutzutage keine große leistung mehr.

dass man sich für seine leistungen aber auch belohnen muß, habe ich leider erst spät erkannt.
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 8. Jan 2015 19:47    Titel: Antworten mit Zitat

@patalux:

du klingst gar nicht gut. es wurde ja schon gefragt: was sagt dein arzt denn dazu? nimmt er dein leid überhaupt ernst?

ich kann dir aus eigener erfahrung was berichten: bei uns in substi ist es leider so, dass "sonderwünsche" grundsätzlich zunächst kategorisch abgelehnt werden. das hat methode.
wenn man wirklich etwas erreichen will, muß man ohnehin erstmal zum arzt. da unsere praxis völlig überlaufen ist, nehmen die ärzte sich kaum zeit. selbst als ich ein bedenkliches EKG hatte, kam ich kaum auf 2 gemeinsame minuten mit dem arzt.

und wenn ich meinem arzt jetzt berichten würde, dass mir ständig übel von der einnahme ist, dann würden garantiert so tipps kommen wie "HALTEN SIE SICH DIE NASE BEIM SCHLUCKEN ZU!" etc...
im übrigen habe ich ein ähnliches problem wie du: ich kriege die methaddict-tabletten nicht mit wasser runter. ich MUSS mir immer etwas zu trinken mit geschmack mitnehmen. in der vergabe gibts nur wasser. eine zeitlang wurde drauf bestanden, dass patienten ihr methaddict in wasser auflösen und trinken. davon kriege ich aber extremen brechreiz und es kam sogar schon vor, dass ich die ganze brühe wieder ausspucken mußte... und was sagt die kontrollierende arzthelferin? "DEIN KÖRPER WEHRT SICH GEGEN DIE EINNAHME!"
meine fresse, was war ich sauer... denn das lag einfach nur daran, dass ich den mist auflösen mußte und diese brühe daher auch nicht runter bekam...
nach EXPLIZITEM PROTEST meinerseits kann ich die tabletten jetzt übrigens einnehmen mit was und wie ich will... aber ich mußte erst wieder fordernd auftreten.

ich glaube, dass dir sowas vllt auch gerade etwas schwer fällt, hmm? gerade wenns einem nicht so gut geh, fehlt oft die energie, um entschieden für seine wünsche zu kämpfen.

und leider wird diese übelkeits-problematik von vielen gar nicht ernst genommen! es wird gern so getan, als sei das nur ein kleines zipperlein vom wehleidigen patienten. dabei kenne ich das nicht nur vom methadon, sondern inzw auch von tramadol. das kann ich gar nicht mehr nehmen, weil mir schon vom geruch ganz übel wird...

dir alles gute!
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Tante_Metha
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 18.06.2011
Beiträge: 58

BeitragVerfasst am: 8. Jan 2015 23:07    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Saubermann,
ist zwar off topic, versuche aber trotzdem die Frage zu stellen:

Ich lese hier des öffteren im Forum mit und habe aus deinen Beiträgen(die mir übrigens sehr gut gefallen) mitgekriegt, dass du arbeitest(zumindest meistens) und substituiert bist.

Ich bin auch berufstätig(nach Studium und arbeite auch seit ca. 7Jahren in dem Beruf) und seit ca. Jahren heroinabhängig.
Leider befinde ich mich in der Situation, dass ich nicht jeden Tag zu Arzt gehen kann(wegen der Arbeit) und daher nicht substituiert werde. Ich besorge mir meinen Stoff regelmäßig um zu "überleben"(ausschließlich Heroin in Steinform, so dass ich so ca. eine Woch mit einem 5er-Beutel auskomme, klauen brauche ich nicht zu gehen, da der Verdiest ausreicht dafür)

Weiß nicht wie lange ich das noch durchhalte, denn das schlaucht ganz schön, !
Habe schon öffters versucht bei diversten Ärzten "Take Home" zu kriegen, doch leider ohne Erfolg !

Nun meine Frage an dich: Hast du während du gearbeitet hast, "Take Home" gekriegt? Wenn ja, wie hast du das erwirkt? Gibt es da eine Möglichkeit(z.B. den Arbeitsvertrag vorzeigen?) bzw. eine Ausnahme, dass man Take Home bekommt, ohne vorher 4-6 Monate jeden Tag beim Arzt erscheinen zu müssen?
Eventuell hattest du das bereits in einem deiner Beiträge schon geschrieben, leider habe ich diese nicht alle gelesen.

Wäre dir dankbar, wenn du etwas von deinen Erfahrungen berichten könntest !

Beste Grüße






zu "überleben". Ich weiß nicht wie lange ich das noch durchhalte, denn das schlaucht ganz schön, !
Habe schon öffters versuch bei diversten Ärzten "Take Home" zu kriegen, doch leider ohne Erfolg !

Nun meine Frage an dich: Hast du während du gearbeitet hast, "Take Home" gekriegt? Wenn ja, wie hast du das erwirkt? Gibt es da eine Möglichkeit(z.B. den Arbeitsvertrag vorzeigen?) bzw. eine Ausnahme, dass man Take Home bekommt, ohne vorher 4-6 Monate jeden Tag beim Arzt erscheinen zu müssen?
Eventuell hattest du das bereits in einem deiner Beiträge schon geschrieben, leider habe ich diese nicht alle gelesen.

Wäre dir dankbar, wenn du etwas von deinen Erfahrungen berichten könntest !

Beste Grüße
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Leviathan
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 9. Jan 2015 22:37    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Tante Metha,

auch für Dich der Tipp: Versuchs doch mal mit privat finanzierter Substi. Da sind die Ärzte schon sehr viel eher bereit, vielleicht gleich TH zu geben. Natürlich ist das auch abhängig von Deinem Auftritt als solchem. Gut rüberkommen, vertrauenswürdig und seriös wirken ist ein Muss.

Teuer ist es allemal, aber sicher nicht wesentlich teurer, als auf der Scene H-Steine zu kaufen...

LG Leviathan
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 10. Jan 2015 00:36    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Metha hat Folgendes geschrieben:

Nun meine Frage an dich: Hast du während du gearbeitet hast, "Take Home" gekriegt? Wenn ja, wie hast du das erwirkt? Gibt es da eine Möglichkeit(z.B. den Arbeitsvertrag vorzeigen?) bzw. eine Ausnahme, dass man Take Home bekommt, ohne vorher 4-6 Monate jeden Tag beim Arzt erscheinen zu müssen?


hallo tante_metha,

schön, mal wieder von dir zu hören.

da das n längerer text mit vielen unwichtigen abschweifungen wird, hab ich das wichtigste schonmal hier für dich beantwortet:

NEIN, ICH HABE LEIDER AUCH KEIN TAKE HOME AM ANFANG BEKOMMEN!
mein arzt ließ mich über 6 monate zappeln, allerdings gab er mir scheibchenweise mehr "freiheiten".

an dieser stellen möchte ich nochmal schildern, wie krumm und schief mein weg zur substi überhaupt war... denn zuerst wollte ich ja gar nicht in substi...

also ich hatte vor einigen jahren mal n relativ guten job (übrigens der einzige "gute job" nach dem studium bisher). in dieser zeit stieg ich gerade fest auf methadon um. da ich unter den gegebenen umständen nicht in substi wollte, konnte ich zum glück jemanden als lieferanten für mich gewinnen. der brachte mir metha sozusagen direkt auf den parkplatz vorm büro. das lief "dummerweise" ziemlich reibungslos: ich bekam es zuverlässig, ohne scherereien mit dem arzt oder anderen junkies im wartezimmer etc... und -was mir damals sehr wichtig war- ich kam in kein verzeichnis als "süchtiger" rein...

und weil das ne gewisse zeit so gut lief, blieb ich erstmal dabei. das war natürlich dumm, denn ich hätte viel geld usw. sparen können, wenn ich damals in substi gegangen wäre, als ich gerade arbeitslos war..

naja, ich wollte vllt auch die fassade wahren und mich daher keinem arzt offenbaren ("was für n schwachsinn!", denk ich inzwischen).


ich organisierte mir also lange zeit mein methadon selber. aber als ich dann einen neuen job im schichtdienst antreten sollte und die versorgung auf einen schlag fast ganz wegbrach, bin ich zur drogenberatung gegangen. ich hatte einfach das problem, dass ich den dienstplan der kollegen schonmal sehen konnte und dadurch feststellen mußte, dass ich keine chance mehr hab, mir den kram in meiner freizeit zu besorgen... ich sah aber auch, dass das mit einer regulären vergabe beim arzt kollidieren würde...

ich schilderte der drogenberaterin also meine lage und auch meine sorgen. mir war es wichtig, dass ich take home kriege wegen der arbeit..
die nette dame machte mir also mut ("sie kriegen schon take home, denn sie machen ja einen vernünftigen und guten eindruck und haben einen arbeitsvertrag als nachweis!").
sie rief bei einigen ärzten an und einer hatte noch n platz. ich sollte sofort hin. also ging ich zum arzt und es lief alles völlig anders als von mir erwartet. erstmal wurde ich komplett untersucht, gab natürlich ne UK ab und hatte bei den ganzen untersuchungen und vorgesprächen nur mit den helferinnen zu tun. erst nach ca 2,5 std kam dann das arztgespräch. er erläuterte mir den behandlungsvertrag etc. und ich erklärte ihm meine lage. und er sagte mir absolut gnadenlos, dass ich direkt am anfang null chance auf take home hätte, arbeit hin oder her. er sagte mir, dass das im ganzen bundesland keinen arzt mehr geben würde, der mir ab tag 1 take home gibt. das begründete er mit den extrem strengen auflagen und vor allem den sehr scharfen kontrollen, die es seit einiger zeit gäbe.
ich machte ihm verschiedene vorschläge, denn schließlich konnte ich ja verstehen, dass es nicht ab tag 1 take home geben würde... "aber vllt nach 1 monat?", fragte ich vorsichtig. "NEIN!".
ich meinte dann zu ihm, dass ich den vertrag so auf gar keinen fall unterschreiben könne, weil mir die substi dann nix bringen würde.
also vereinbarten wir 3 tage bedenkzeit.

nach 3 tagen kam ich wieder in die praxis und wir unterhielten uns erneut. sein vorschlag war, dass er mir nach einiger zeit take home geben würde, wenn es für die arbeit unabdingbar sei. das müsse ich aber jedes mal nachweisen. und "unabdingbar" hieß bei ihm wirklich genau das! wenn ich also auch nur den hauch einer chance hätte, zur vergabe zu kommen, gab es nix.

ich hab trotzdem unterschrieben.

letztllich blieb mir nix anderes übrig. ich habe dann allerdings wirklich die vergabe mal verpasst, weil ichs sonst nicht zur arbeit geschafft hätte. mein bus hatte über 30 min verspätung und das passte alles nicht mehr...

nach 6 monaten bekam ich dann take home. ich muß sagen, dass substi mit take home definitiv eine riesenerleichterung darstellt, weil man die vorzüge der substi dann erst richtig erkennt bzw. nutzen kann.

wenn man mich heute fragt, wie ich das teilweise geschafft hab, da immer anzutanzen, dann schüttel ich selber den kopf.. das war teilweise der mörderstress.. hatte ja schon öfter mal geschrieben, was mir da so alles passiert ist in der firma.. so sachen wie n sauteures taxi nehmen, nur damit man es noch auf den letzten drücker zur vergabe schafft oder vom wartezimmer aus den chef anrufen und sich krank zu melden, weil man wegen der wartezeit bei der vergabe nicht pünktlich im büro wäre, waren noch das harmloseste... es war wirklich superstressig. ich hatte zu der zeit megahohen blutdruck.

wenn man mal schaut, wie die tage von mir aussahen, erklärt sich der stress: mein arbeitsweg mit dem bus betrug zwischen 60 (ohne wartezeit) und 90 minuten (mit normaler wartezeit wenn alles glatt lief). 8 std arbeit, 30 min pause, ca. 15 min vor- und 15 min nachbereitung. die substivergabe an sich dauerte im schnitt zwischen 30-60 minuten...

das krasse ist, dass mein arzt mir zwar gaaaaanz leicht entgegengekommen ist (immer dann, wenn ich ihm gesagt hab, dass die vergabemodalitäten der substi für mich stressiger sind als es meine gesamte sucht an sich jemals war und dass ich aus dem programm aussteige, wenn sich nix ändert), aber dass ich trotzdem 6 monate lang dieses programm durchgezogen hab...

denn wenn ich schreibe, dass die vergabe fast stressiger war als alle anderen faktoren meiner sucht, dann meine ich das nicht als witz. das ist mein ernst.
auf dem schwarzmarkt brauchst du nur 1x pro woche einkaufen. keine blöden fragen, kein gängeln, kein kontrollieren...


tante_metha, ich hab wieder mal unendlich viel geschwallert.. sorry dafür! aber ich dachte mir, dass ich das nochmal für dich darlege, denn du stehst ja vor einem ähnlichen problem wie ich.
ich weiß auch nicht, wie es heute aussieht, aber noch vor 2-3 jahren habe ich mitbekommen, dass manche leute auch SOFORT take home bekommen haben... (da hab ich aber noch in einem anderen bundesland gewohnt). ohnehin lief bei meinen kollegen früher vieles anders: in einer praxis wars sogar so, dass mein kollege da einfach immer mal 1 tag früher hingegangen ist, obwohl er noch versorgt war. und er hat trotzdem ne dosis bekommen. mein kollege hat nur gefälschte UKs abgegeben und sogar n falschen arbeitsvertrag, damit er take home kriegt... sein arzt war n totaler abkassierer. der hat die nichtmal untersucht. und er war oft auch gar nicht in der praxis.. der hat aber ziemlich ärger bekommen, denn als bei ihm eingebrochen worden ist und BTM geklaut worden sind, kam halt raus, dass er gar keinen BTM-tresor hatte, sondern nur n einfachen abschließbaren schrank mit nem billigen schloß...

und ich will ganz ehrlich sein: das hat mein bild von substi-ärzten geprägt... deshalb bin ich dann ja auch in substi. ich hatte gehofft, dass ich bestimmt take home bekomme... usw... aber bei unserem arzt gibt es superstrenge vorschriften. zb muß man ja monatlich mit dem arzt reden. und ich weiß von anderen ärzten, dass das nicht immer sooooo genau genommen wird. bei unserer praxis wird einem aber die vergabe verweigert, wenn man das gespräch nicht macht. man darf 1x den termin verschieben/absagen. wenn man dann nicht das gespräch geführt hat, wird man von der vergabe so lange ausgeschlossen, bis man das gespräch geführt hat...


ok, kommen wir mal zum schluß Very Happy
ich find s grundsätzlich ja ok, dass es regeln gibt. und ich finds auch angemessen, dass man nicht nach 1 tage direkt take home bekommt.

was mich aber stört, ist folgendes: ich habe schon öfter gemerkt, dass bei der substitution ziemlich oft bestimmte dinge vorausgesetzt werden. zb wird oft unterstellt, dass man noch andere substanzen konsumiert. dabei ist es völlig egal, ob man saubere UKs und blutproben abgibt.
genauso wird immer wieder angenommen, dass man nicht arbeitet. und wenn man arbeitet, dann gucken die bei und gaaaanz genau hin, was das für n job ist. denn viele versuchen, sich über n 400 euro-job take-home zu erschleichen (hat mir ne helferin erzählt. deshalb wollen die auch das original des arbeitsvertrages sehen inkl. stundenangabe etc.).
termine werden zb. grundsätzlich so vergeben, dass man sie als berufstätiger i.d.regel nicht wahrnehmen kann. wenn ich zb. gesagt habe, dass ich dienstags um 10.30 uhr nicht kann, kam nur ein: "WIESO? WAS HAST DU DENN DA WICHTIGES VOR?!"... sowas finde ich ja schon ziemlich unverschämt irgendwie.

generell fehlt es in der substitution vor allem an unterstützung für relativ "normal lebende" leute (ich meine das in keiner weise diskriminierend! ich will damit nur unterscheiden zwischen den "bahnhofsjunkies", die wirklich den ganzen tag an der ecke stehen, trinken, rauchen, breit sind und nix anderes mehr tun und den leuten, die mit ihrer sucht relativ durchschnittlich leben, zb. mit job, familie, hobbies usw.).

ich dachte halt früher immer, dass eine substitution vor allem dabei helfen soll, dass die menschen ihr leben wieder relativ normal führen können ohne beschaffungsdruck.
und genau daran störe ich mich: ich finde nämlich, dass es auch in substi noch immer extremen "beschaffungsdruck" gibt. zwar anders als wir es sonst kennen, aber genau so drängend. letztlich muß man nämlich auch einen gewissen aufwand betreiben, um an seinen stoff zu kommen.

was macht man denn, wenn man es seinem chef, seiner frau und seiner familie verheimlichen möchte bzw muß, dass man in substi ist? was erzähl ich denen denn immer, warum ich jeden tag zum arzt muß? das kapiert doch kein normaler mensch...

da bleibt einem dann nix anderes übrig, außer die fakten aufn tisch zu legen oder sich ständig ausreden einfallen zu lassen...


trotzdem @tante_metha: laß dich bitte nicht davon abhalten, in substi zu gehen. klar, man sträubt sich auch so n bißchen vor der substi, weil es quasi das offizielle eingeständnis der eigenen sucht ist. das war bei mir immer so n punkt... aber was du an lebensqualität auf dauer gewinnst.. phänomenal...

überlegs dir! und ich glaube, dass inzwischen die meisten ärzte zu anfang ein schnelles take home ablehnen. aber geh doch erstmal in programm und dann beschwerst du dich jede woche 2x beim arzt, dass du ständig zu spät zur arbeit kommst etc...
vllt hat der doc ja dann ein einsehen...? gelohnt hat sich der gang in substi allemal, auch weil einfach sehr viel beschaffungsdruck von dir abfällt...


alles gute!
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