Neu hier und seit Montag Substi

[Ludovica]

Hallo Ihr lieben Menschen,

wollte einfach mal Kontakt zu Gleichgesinnten suchen. Bin seit Montag im Substi Programm - was ich ja vor wenigen Monaten niiiie gedacht hätte, dass ich da mal hinkomm. Weiß noch gar nicht, ob ich heulen oder lachen soll. Ob ich's voll toll finde oder irgendwie traurig. Sorgen um mein berufliches Vorankommen mach ich mir auch, da ich gerade eine Ausbildung in einem Medizinalberuf mache. Bin zwar Klassenbeste, weil schon 30 (die anderen 18-20) und bereits nen Uniabschluss - bin auch sehr disziliniert, auch schon vor der Substi, die Sucht hat nie zu keinem Zeitpunkt irgendwie meine Leistungen beeinträchtigt, aber da die Ausbildung soviel Zeit und damit Energie frisst (ansonsten für mich aber recht anspruchslos ist), hatt' ich einfach keine Lust mehr auf die Beschaffungskacke und zu teuer wirds mir auch, da die Schule viel Geld kostet.

Habt Ihr ne Ahnung, wie das in den Medizinalberufen so läuft? Zu Ausbildungsbeginn musst ich schon ein Attest abgeben, auf dem mein HA bestätigen musste, dass keinerlei gesundheitliche Einschränkung und explizit auch keine Sucht vorliegt. Er weiß zwar, dass ich abhängig bin, hat's mir aber trotzdem unterschrieben, weil er eben auch sieht, dass ich diszipliniert bin und alles auf die Reihe bekomm, in keiner Szene bin usw. Mir hätte nie bzw. seltenst jemand angemerkt, dass ich auf irgendwas drauf bin. Möglicherweise geht's bei eventueller Selbständigkeit dann auch um die Krankenkassenzulassung, die denke ich auch gefährdet sein könnte.

Naja, ein paar Takte zu mir: Jetzt mach ich diese unfassbar spießige Ausbildung mit diesen jungen Mädchen, völlig skandalfrei und unbescholten - unbelesen auch - und fühl mich da völlig unverstanden und fehl am Platz. Ist aber schon der richtige Berufszweig für mich. Nach der Uni bin ich erst mal anschaffen gegangen, in einem schweizer Bordell, mach ich immer noch, um die Schule zu finanzieren - ich brauch das auch, ich leb gerne in zwei Welten und als Ausgleich zu diesem spießigen Ausbildungsalltag tut's einfach gut, ab und zu in diesem verruchten und verbotenen Milieu zu sein, vor allem, weil ich da einfach so sein und aussehen kann, wie ich bin und dafür sogar noch geschätzt und bezahlt werde. Bin auch sehr systemkritisch und mach das tausend Mal lieber als mich für den Staat zu versklaven und das für nen Stundenlohn, der weit erniedrigender ist, als Prostitution je sein könnte.

Das ist auch das, was mich an der Substi ein bisschen stört - die Abhängigkeit von ner staatlichen Institution, die Bevormundung, aber unterm Strich ist es besser und ich denk, der Arzt will uns wirklich helfen.

Was mich verwundert ist, dass ich völlig ohne Probleme ziemlich viel Subutex bekomm. Mehr als ich davor jemals genommen hab, das weiß der Doc auch. Hab zuvor so 60mg Oxy am Tag genommen oder ca 4 Subutex, allerdings nasal oder rektal, was schon wesentlich mehr knallt als sublingual - daher hab ich heut zum ersten Mal 10 bekommen. Erst 4, dann 8 und dann 10, morgen würde ich, wenn ich wollte, 12 bekommen, will ich aber glaub ich nicht.

Wie ist das bei Euch? Auf wieviel Subu seid Ihr und merkt Ihr was davon? Also ich hab von den 4 so gut wie nix gemerkt, war sogar fast affig obwohl die mich nasal voll umgehauen haben und von den 8 auch nur am ersten Tag und nur die ersten zwei Stunden. Die 10 dämpfen mich jetzt schon ganz gut und weil ich nur 39 Kilo wiege und eben vorher nie soviel genommen hab und von dem Zeug auch mal wieder runter will, denk ich, dass ichs bei 10 belassen werd.

Angefangen hab ich vor 4 Jahren mit MST, aber von Morph spür ich so gut wie nix mehr. Hatte mal ne kurze H Phase, weil ich die Kontakte hatte, hab sie dann aber alle verloren und trotz Bemühen bin ich seit 2 Jahren nie mehr an H drangekommen. Hab bis jetzt vor der Substi die ganzen 2 Jahre von morgens bis abends immer dran gedacht - das erste beim Aufstehen und das Letzte vor dem schlafen Gehen in meinem Kopf war H. Diese Sehnsucht hab ich auch nicht mehr ertragen.

Dabei belass ich's dann mal für's Erste
Lasst Euren Assoziationen freien Lauf.

[bewa]

Hallo, herzlich willkommen, sage ich jetzt mal so, ich kann ja auch nur für mich sprechen,
trotzdem: Respekt dafür, dass Du den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt hast,
und damit meine ich nicht hier, sondern die Substi!
Hätte auch schief gehen können, bzw kann auch immer noch schiefgehen, Du hast praktisch dem Staat erzählt,
daß Du ein Drogenproblem hast, und solange Du in Substitution bist,
wissen sie, was Du wann nimmst und wieviel.
Ich bin echt für Ehrlichkeit, meistens sogar mehr als mir guttut,
aber gerade in Bezug auf Arbeit finde ich: geht die nix an, solange es die Arbeit nicht beeinträchtigt.
Ich will keine LKW-Fahrer auf 19 ml Pola,
aber das bischen Subutex sollte für Deine Arbeit nicht hinderlich sein!
Danke Deinem Arzt,
und ich hoffe, dass Du mit Subutex klarkommst,
für mich war das nix, aber jeder ist anders,
und zum Glück hast Du nicht gleich MethaPola probiert,
aber das weisste ja selber, wie krass das Zeug ist in Bezug auf Suchtpotenz und Langlebigkeit.
Ganz aufhören ist keine Option?
Hört sich an, als hättest Du noch 'ne Menge Power, also warum nicht mal ohne probieren?
Ich fand Deinen Post nett ehrlich, gibt ja nicht jedeR gerne zu, womit er/sie Geld macht,
schreib mal wieder...

[Ludovica]

Ich hab Methadon schon einige Male probiert und grade, da ich ja jetzt ne Ausbildung wieder mache, fand ich Metha einfach zu hart und wollte das nicht. Auch wenn ichs vom Buzz her natürlich viel besser fände, es macht einfach dichter. Aber der viel härtere Entzug und die Nebenwirkungen überwiegen für mich einfach, drum wollt ich lieber Subu. Ich wär ja sonst in ner noch viel kraseren Abhängigkeit als zuvor.

Warum war Subu nichts für Dich?

Ja Mann, ich hoffe inständig, dass mir das nicht beruflich in die Queere kommt, grade weil eben Medizinalberuf, aber die Ärzte meinten, dass es sooo viele Substituierte in Gesundheitsberufen gäbe, grade auch Krankenschwestern und Leute, die viel mehr Kontakt mit Medikamenten haben. Aufhören ist schon ne Option, nur eben nicht zur Zeit. Meine Lebensumstände sind gerade nicht so toll, fühl mich sehr einsam, wohn wegen der Ausbildung wieder bei meinen Eltern, wo meine auch schon viel zu alten Brüder auch immer noch wohnen und da häufen sich die Dramen einfach langsam ins Unermessliche. Wenn mein Leben mal wieder mehr Freuden bereitet, will ich auch runter von dem Zeug. Zumal mir das Subu jetzt auch nicht sooo viel bringt, dass ich das ewig so beibehalten müsste. Ich hoff natürlich drauf, dass der Entzug von Subu dann wirklich auch so leicht ist, wie die meisten immer sagen, wenn man gaaanz langsam runterdosiert.

Überleg mir grade, ob ich mir ne Perücke kaufen soll, wenn ich jetzt immer in die Schwerpunktpraxis laufen muss (bekomm zwar ab Do mein Zeug in ner Apo bei mir inner Nähe, trotzdem muss ich ja noch regelmäßig hin). Ich hab ein recht auffälliges Erscheinungsbild und allein schon an der Haarfarbe würd man mich sofort von hinten erkennen.