17 Jahre ohne - jetzt kommen Erinnerungen zurück

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UnknownEx
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 30.04.2015
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 30. Apr 2015 21:28    Titel: 17 Jahre ohne - jetzt kommen Erinnerungen zurück Antworten mit Zitat

Hallo ihr Lieben,

wie im Tital angegeben bin ich seit ziemlich genau 17 Jahren clean. Meine Therapie habe ich 1998 gemacht. Ich möchte nicht allzu viel über mich schreiben... für mich sind Drogen schon lange kein Thema mehr und im großen und ganzen geht es mir gut. Klar muss ich manchmal kämpfen, aber Suchtdruck oder ähnliches habe ich nie. Eigentlich dachte ich, dass das Thema für mich abgeschlossen ist.

Seit einigen Monaten kommen jedoch immer wieder aus dem Nichts Erinnerungen an meine Drogenzeit zurück. Ich bin im Bad und trockne mich nach dem Duschen ab, mein Blick fällt auf meine Armbeuge und ich sehe auf einmal die Einstichlöcher und Entzündungen die ich hatte. Auch so, ich stehe in der Küche und schäle eine Zwiebel und auf einmal denke ich über Situationen nach, die ich damals erlebt hatte. Es ist irgendwie so, als würde mir erst jetzt, nach sovielen Jahren bewusst werden, dass ich das war, die diese Dinge erlebt hat.

Kennt ihr das? Ich dachte eigentlich dass alles vorbei wäre... wieso kommen diese Erinnerungen jetzt zurück? Geht es euch ähnlich?

Liebe Grüße,
U.
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veilchenfee
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 30. Apr 2015 21:42    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo UnknownEx, herzlich willkommen!

Zitat:
wieso kommen diese Erinnerungen jetzt zurück? Geht es euch ähnlich?

Ab und zu träume ich noch von Drogen. Mal mehr, mal weniger. Auch von meiner längst verstorbenen Mutter träume ich öfter mal. Womöglich gibt es doch noch einiges, was unverarbeitet im Unterbewusstsein schlummert. Immerhin ist Drogenkonsum eine einschneidende Lebensphase und auch wenn Du schon lange clean bist - das Unterbewusstsein vergisst nichts! Solange Du keinen Suchtdruck verspürst, ist immerhin keine Gefahr im Verzug.

Der Vergleich hinkt vielleicht (obwohl: eigentlich nicht), aber alte Menschen sprechen ja auch oft vom Krieg, obwohl er schon 70 Jahre vorbei ist. Auch da: Prägende Erlebnisse in der Jugend.
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UnknownEx
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 30.04.2015
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 30. Apr 2015 22:10    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo veilchenfee,

vielen Dank Smile Ja, du hast vermutlich recht... Die ersten Jahre habe ich mich nur aufs "Durchhalten" und cleane Identität entwickeln konzentriert. Dann irgendwann wars der andauernde alltägliche Kampf. Mit der Zeit damals habe ich mich nie wirklich auseinandergesetzt. Für mich war irgendwie klar, dass es vorbei ist und bei den meisten Dingen bin ich auch dankbar, wenn ich sie einfach vergesse.

Nur jetzt fühlt sich das manchmal so nah an. Vor zwei Jahren bin ich dreimal zu den anonymen Liebessüchtigen gegangen Wink weil ich eine Selbsthilfegruppe zum Verarbeiten einer schwierigen Beziehung suchte. Eines Abends fand ich mich dann im Internet und hab versucht rauszufinden wieviele nach so langer Zeit wieder rückfällig werden. Auf einmal hatte ich nur noch Angst, es könnte wieder passieren. Ich bin dann nicht mehr zu der Gruppe gegangen, weil ich jahrelang keinen Gedanken an Rückfall verschwendet habe und einen Zusammenhang zu der Gruppe sah.

Das war ziemlich merkwürdig. Insbesondere, da Drogen (außer Kaffee, Zigaretten und wirklich nur gelegentlich ein Glas Wein) keine Rolle in meinem Leben spielen. Trotzdem, ich stehe im Moment ziemlichg unter Stress und frage mich schon, inwieweit literweises Kaffeetrinken und Rauchen vielleicht über das süchtige Verhalten einen Zusammenhang zu den Erinnerungen haben?

Wie lange bist du schon clean? Und du hast trotzdem noch Träume? Belasten sie dich?

Liebe Grüße
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veilchenfee
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 30. Apr 2015 22:29    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wie lange bist du schon clean? Und du hast trotzdem noch Träume? Belasten sie dich?

Von harten Drogen clean bin ich seit etwa 2005, das Kiffen hab ich vor 4 Jahren aufgegeben. Gerade in der letzten Zeit hab ich öfter mal von Drogen geträumt und zwar sowohl von H als auch vom Kiffen. Belastet hat mich das nicht, es ist mir nur aufgefallen.

Seit fünfeinhalb Jahren schreibe ich hier und sicher hat mir das auch beim Verarbeiten meiner Vergangenheit geholfen. Auch Du bist nun hier gelandet. Nicht jedem tut es gut, hier zu lesen und zu schreiben - manch einer wird gierig. Wie das bei Dir aussieht, wirst Du herausfinden. Es ist aber durchaus eine Möglichkeit, eine gewisse "Klarheit" zu erlangen - ohne dass ich jetzt genau erklären könnte, was ich damit meine.
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joe
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1168

BeitragVerfasst am: 1. Mai 2015 08:56    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo u... willkommen hier im cleanen Teil des Forums.
Das Verlangen Drogen zu nehmen habe ich auch nicht. Trotzdem bleibe ich
halt süchtig. Sex, Arbeit, Sport sind immer wieder mal Themen wo ich süchtig agiere.
Letztendlich bringt mich das nicht um, zeigt mir aber was los ist.
Für mich ist immer wieder wichtig dieser Krankheit Sucht was Gesundes entgegenzustellen.
Das klappt ganz gut.
Bis denne
Joe
Nur für heute nehm ich nix
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UnknownEx
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 30.04.2015
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 1. Mai 2015 11:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Joe,

ich sehe mich nicht als süchtig, nicht süchtiger jedenfalls als andere Menschen auch. Das ist einer der Gründe weswegen ich nicht mehr zu den NA gegangen bin, auch wenn sie im ersten Jahr nach der Therapie eine wichtige Stütze für mich waren.

Für mich war es viel wichtiger mich in meinem Selbstverständnis von der Reduktion auf die 5 Jahre während meiner Jugend zu trennen. Ich habe diese Dinge erlebt, aber ich habe auch vieles andere erlebt. Ich verstehe nicht, wieso ich bis ich 80 Jahre alt bin mein gesamtes Leben auf diese 5 Jahre reduzieren sollte und mir geht es gut damit. Ich habe keinerlei Suchtdruck, seit Jahren nicht mehr. Wenn ich gestresst bin geh ich schlafen und warte auf den neuen Tag und denke in keiner Sekunde daran etwas zu nehmen. Weder Alkohol, noch irgendetwas anderes. Die Drogen haben für mich einfach aufgehört zu existieren.

Meine Frage war auch nur, ob es "normal" ist, wenn nach sovielen Jahren plötzlich die Erinnerungen zurückkommen. Nicht, weil sie mich an Drogen erinnern, sondern weil ich mich wundere, warum jetzt? Weil ich jetzt innerlich genug weit weg bin um den Schmerz aushalten zu können? Ich schäme mich z.B. für die allermeisten sexuellen Erfahrungen die ich in dieser Zeit gemacht habe. Es ist nicht nur Scham, sondern es tut auch weh. Die Erinnerungen sind dann so konkret, dass ich beinahe alles wieder wahrnehme. Den Geruch, die Geräusche usw.

Ist das, weil ich sozusagen die emotionale Kapazität habe um mich diesen unangenehmen Erinnerungen stellen zu können? Man sagt ja, dass immer nur soviel hochkommt, wie man fähig ist auszuhalten? Wieso kommen diese Erinnerungen jetzt, obwohl ich jahreland zwar immer diesen "Schatten" in meiner Erinnerung hatte und wusste, was mir passiert ist, aber es sich nie so dominant in meinen Alltag gedrängt hat?

Liebe Grüße,
U
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 1. Mai 2015 12:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Unknown,
du dürftest jetzt in einem Lebensalter sein, in dem der Mensch ohnehin zum Bilanzieren neigt. Möglicherweise, weil die Zeit wegläuft, noch großartige Veränderungen bewerkstelligen zu können.
Du hast damals wohl eine ganz klassische Suchttherapie gemacht. In der Regel bedeutet das leider, dass du erfolgreich gelernt hast, wie man ohne Drogen leben kann - ohne die Ursache und das verborgene Ziel deines Konsums je zu erforschen.
Alle psychischen Störungen - auch der Substanzkonsum - haben drei Dinge gemeinsam:
    Sie haben eine Ursache, die unveränderbar ist
    Sie machen für den Betroffenen Sinn
    Sie verhüten Schlimmeres


Du kanst eine Störung nur dann dauerhaft überwinden, wenn du in allen drei Aspekten erfolgreiche Lösungen findest. Bisher ist dir das "nur" im zweiten Punkt gelungen

Also:
    Die Ursache erkennen und den Blickwinkel darauf verändern
    die positiven Drogenwirkungen entweder überflüssig machen oder auf anderen Wegen erreichen
    Das vermeintlich Schlimmere als heute unwichtig erkennen


Ich würde dir empfehlen, eine Psychotherapie anzustreben, sinnvollerweise entweder eine Psychoanalyse oder eine psychodynamische Therapie.

Deine Beschäftigung mt deiner Drogenzeit ist eine Mahnung deines Unbewußten, dass da noch unerledigtes Gerümpel in dir herumliegt und dich in wichtige Dingen (wie zB Beziehungen) stört!

Und immer im Hinterkopf behalten: Sobald sie erst Erfahrung heißen, sind Fehler plötzlich wertvoll!

LG

Praxx[/list]
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Grisu
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 29.03.2015
Beiträge: 35

BeitragVerfasst am: 1. Mai 2015 14:27    Titel: Antworten mit Zitat

Puh, viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiielen Dank, Praxx, für diesen Beitrag!

Im thread von Quanto, der ebenfalls 'Quanto' heißt, erzählen sie sich gerade gegenseitig, dass eine Sucht, ein Substanzmissbrauch, der Griff zu Drogen keine Ursache habe ^^ Man müsse einfach nur aufhören, so einfach sei das.

Die drei Punkte:

"Sie haben eine Ursache, die unveränderbar ist
Sie machen für den Betroffenen Sinn
Sie verhüten Schlimmeres"

sind genau das, was ich meine! Für das missbrauchte, eingeschüchterte Mädchen, das eine Todesangst entwickelt vor Situationen, in denen es ausgeliefert und hilflos ist, MACHT es eben Sinn, eine Essstörung zu entwickeln, die Anorexie, die es ihm erlaubt, auf einem Feld (ihrem Körper) sehr wohl Kontrolle ausüben zu können und eben NICHT ausgeliefert zu sein. So entstand MEINE Sucht. Unter anderem jedenfalls, es ist leider noch viel komplexer. Das verhinderte damals Schlimmeres, klar; es war die Strategie meiner Seele, diese Ängste überhaupt auszuhalten.

Und auch die Lösungen, die du für alle drei Punkte aufzeigst, sind absolut richtig! Ich möchte jetzt hier nicht weiterhin meine Krankheit als Beispiel anführen. Der Griff zu Drogen ist genau so eine Strategie der Seele, eine unerträgliche Situation irgendwie aushaltbar zu machen.

Niemand nimmt ohne seelische Ursache Drogen.
Niemand hungert seinen Körper so sehr runter, dass er daran sterben könnte.
Sorry, das könnt ihr noch so oft schreiben und behaupten.

Ich sehe übrigens die Tatsache, dass vehement geleugnet wird, dass irgendeine seelische Ursache zu Grunde liegt, der nachgegangen werden muss, selber als Symptom: es ist ein ängstliches Augen-zumachen des Unterbewusstseins. Klar, dass das jetzt wieder bestritten werden wird. Ergibt durchaus Sinn Smile

Nur wird dieses lebenslange Wegsehen und Leugnen stets dazu führen, dass etwas Quälendes unter der Oberfläche lauert und nagt und sich ständig neue psychosomatische Symptome 'ausdenkt', damit der Krankheitsträger wach wird und erkennt: 'ich scheine mir selber einen Wink-mit-dem-Zaunpfahl' zu geben. Es wird Zeit, dass ich hinsehe. Es gibt da einen einzigen Menschen, der darauf wartet, dass ich ihm die Hand reiche und ihm hoch helfe. Ich selbst'
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UnknownEx
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.04.2015
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 1. Mai 2015 15:27    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Praxx, hallo Grisu,

danke für eure Beiträge und ich gebe euch beiden natürlich recht. Allerdings muss ich an einem Punkt widersprechen, ich habe direkt im Anschluss an die Therapie, noch während der Nachsorge mit einer Psychoanalyse begonnen und insgesamt mehr als 12 Jahre fortgeführt. Ich habe dort viel gelernt und bin auch insofern dankbar, weil ich meine heutige "Freiheit" unter anderem auch meiner Analytikerin zu verdanken. Sie hat mich eines Tages gefragt, ob ich mich wirklich für den Rest meines Lebens für diese "Jugendsünde" bestrafen will indem ich mich darüber definiere. Auch als ich begann wieder Alkohol zu trinken - die ersten drei Jahre nach der Therapie habe ich keinen Tropfen getrunken - habe ich das immer mit ihr besprochen und mich so versichert, dass mein Alkoholkonsum sich in einem "gesunden" Rahmen bewegt.

Die Gründe für meinen Konsum, mein Elternhaus haben sich in dem Moment in Luft aufgelöst, als ich nach der Therapie ein eigenes und selbstbestimmtes Leben führen konnte. Die Probleme, die ich aus diesem Elternhaus mitgenommen habe, haben sich natürlich nicht aufgelöst. Trotzdem habe ich die denke ich weitgehend aufgearbeitet, allerdings hauptsächlich über den Kopf. Viele Dinge sind emotional bei mir erst in den letzten Jahren angekommen und immer ist es das Gefühl als würde ich erst jetzt verstehen, dass das alles mir passiert ist und das tut weh. Irgendwie ist es so als würde jetzt eine Art Integrationsprozess stattfinden. Ich habe mich nach der Therapie selbst neu definiert und mich dadurch auch von den destruktiven Mustern aus meinem Elternhaus unabhängig gemacht.

Meine Frage habt ihr beide nicht beantwortet Smile habt ihr Erinnerungen, Bilder, die ihr teilweise "vergessen" hattet und die dann so aus dem Nichts heraus einfach wieder auftauchen? Es sind nicht nur Erinnerungen an die Drogenzeit, sondern auch an die Kindheit. Nur hatte ich das in den letzten Jahren nie. Ich habe zwar darüber nachgedacht, aber diese Bilder kamen nicht einfach so aus dem nichts, nur wenn ich mal jemandem davon erzählt habe, oder sowieso über alles nachgedacht habe.

Ich arbeite an mir und habe jahrelang eine Analyse gemacht. Zu wissen, dass diese Flashbacks normal sind, würde mir schon helfen... weil mich das irgendwie beängstigt, weil ich nicht weiß, wie ich es einordnen soll.

Liebe Grüße.
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UnknownEx
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.04.2015
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 1. Mai 2015 15:38    Titel: Antworten mit Zitat

Kann man z.B. die Erlebnisse während der Drogenzeit auch als eine Art Traumatisierung verstehen, die dann noch viele Jahre später einfach so wieder zurückkommen kann?

Ich habe halt nach der Therapie, alles was mit meiner Dorgenzeit zu tun hatte soweit wie möglich von mir weggehalten und das war auch gut so, weil mich das damals wieder eher zurück zu den Drogen gebracht hätte.

Vielleicht ist meine Frage dumm... natürlich "machen" auch die Dinge, die man während dieser Zeit erlebt etwas mit einem.

Komisch, dass die Trauer und die Erinnerungen über das Erlebt erst jetzt so richtig anzukommen scheinen. Dabei bin ich mittlerweile eigentlich dermaßen übertherapiert...

Die ersten Jahre war ich einfach nur froh und stolz über jeden Tag/Woche/Monat/Jahr. Irgendwann wurde das alles so unwichtig für mich, dass ich nicht einmal an meine "Jahrestage" dachte. Ich hatte diese 5 Jahre einfach "abgespalten", auch wenn ich in der Therapie natürlich immer wieder darüber gesprochen habe. Bin aber meiner Therapeutin unendlich dankbar, dafür, dass sie mir dabei geholfen hat mich als Mensch und nicht als Süchtige zu verstehen.

Liebe Grüße Smile
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Jannik
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 12.03.2012
Beiträge: 154

BeitragVerfasst am: 1. Mai 2015 16:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo UnknownEx

Ich bin zwar nicht clean aber seit 16 Jahren stabil im Methaprogramm geh arbeiten zieh meine kinder groß...

Ab und zu geht es mir genau so wie dir in der Küche oder im bad kommen diese Bilder aus der vergangenheit.

So aus dem nichts hab ich wieder diese Bilder im Kopf...

Bist nicht der einzige dem es so geht...


LG
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veilchenfee
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 1. Mai 2015 21:19    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Kann man z.B. die Erlebnisse während der Drogenzeit auch als eine Art Traumatisierung verstehen, die dann noch viele Jahre später einfach so wieder zurückkommen kann?

Das würde ich auf jeden Fall so sehen. Ich möchte z.B. gar nicht wissen, was während meiner kokainbedingten Krampfanfälle alles mit mir passiert ist. Aber mein Unterbewusstsein weiß es.
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Sabiote555
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 1. Mai 2015 21:32    Titel: Antworten mit Zitat

Nein, ohne Vorfall oder Grund, "einfach so" sind bei mir Bilder bisher nicht hoch gekommen.
Bisher fing ein Rückfall bei mir immer mit Gedanken an. Erst ablehnende Gedanken, dann neutrale, dann motivierende "du könntest mal..."

Gib gut darauf acht wie deine Gedanken sind. Stellen sie eine Gefahr dar?
Oder sind sie, zweite Möglichkeit, notwendig, damit du deine Vergangenheit endgültig verarbeiten kannst? -Den gesunden Zeitabstand hast du heute.

Vll gab es einen Anstoß, zB du hast jemanden gesehen ect..

Manchmal fallen mir heute auch Venen auf die sich bei mir "verbessern". Diese Gedanken empfinde ich als reine Feststellung und nicht als Gefahr.
Anstoß ist zB das eincremen nach dem Duschen.

Lg Caro
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UnknownEx
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.04.2015
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 1. Mai 2015 22:18    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo nochmal ihr Lieben,

danke! Das beruhigt mich doch. Gerade denke ich, dass ich die Sachen, die ich während der zeit erlebt habe tatsächlich überwiegend verdrängt habe. Es ist schon krass, was man teilweise erlebt hat, wie tief man einmal war, was man alles gemacht und und auch was man alles gesehen hat. Ich denke immer, dass mich was Menschen angeht so leicht nichts mehr überrascht. Ich habe ja am eigenen Leib erfahren zu was man fähig ist und was die Drogen mit einem Menschen machen können. Vielleicht ist es auch mein Glück, dass ich gleich ganz unten angefangen hab und diese Partyzeit die viele erleben und die sie die Drogen verherrlichen lässt nicht hatte. Damit ist für mich klar, dass ich in diese Welt nie wieder zurück will. Joe hat das in einem anderen Thread so geschrieben, natürlich gibt es clean auch dunkle Tage, aber mir geht es immer noch tausend Mal besser als während der guten Tage der drauf Zeit. Genau diese krassen Dinge sind es aber, die im Moment zurückkommen und die mich auch deswegen belasten, weil ich mir heute gar nicht mehr vorstellen kann, wie das ist, es aber weiß, weil ich es erlebt habe. Es ist ein Teil von mir und meinem Leben.

Sabiote, genau davor hatte ich irgendwie Angst und wollte deswegen nach euren Erfahrungen fragen. Ich habe mich gefragt, ob die Bilder vielleicht ankündigen, dass ich doch irgendwie drogennah bin. Im Zweifelsfall würde ich alles tun um nicht rückfällig zu werden. Ich habe 6 Jahre nicht geraucht und dann war die eine Zigarette wieder mein Einstieg den ich nicht kontrollieren konnte. Das war mir eine Lehre Smile Ich werde mich nie wieder dermaßen überschätzen. Egal ob man die Gründe im körperlichen (Belohnungssystem) oder in psychologischen Bereich sucht; Sucht hat eine so krasse Eigendynamik, dass alles andere für mich ein Spiel mit dem Feuer wäre. Insofern, kann ich auch Grisu gut verstehen, was den Thread von Quanto angeht. Bin auch die ganze Zeit am überlegen was ich dazu schreiben könnte.

Allerdings habe ich vor einem Jahr eine Frau kennengelernt, die vor etwa 10 Jahren eine Therapie gemacht hat, danach keine weitere Psychotherapie und die ich auf Grund von verschiedenen Gründen als drogennah erlebe und die mich damit natürlich auch wieder näher an meine eigene Vergangenheit bringt. Manche Gespräche erinnern mich stark an meine Therapie und die Gespräche dort. Damit werden vielleicht manche Erinnerungen durch das Gefühl wieder wachgerufen, auch wenn sie unabhängig von den Gesprächen wieder auftauchen.

Wie geht ihr mit dem während der Drogenzeit Erlebten um? Also mit den krassen Sachen? Verdrängt ihr die? Veilchenfee, ohne jetzt etwas triggern zu wollen, bist du traurig, wenn du an die Krampfanfälle denkst, weil du denkst, wie schlimm es ist, dass du das erleben musstest?

Kokain waren für mich nur gelegentliche Ausflüge, weil es so unglaublich teuer war. Aber ich weiß, dass ich noch 10 Jahre nach Therapieende nasse Hände bekam, wenn ich daran gedacht habe. Erst jetzt ist die Erinnerung an den Kick wirklich gelöscht. Ich habe unglaublichen Respekt vor Menschen die es schaffen, dieser Meinung nach eigentlich schlimmsten Droge den Rücken zu kehren.

Ich bin froh euch hier zu treffen Smile Ich habe zwar noch drei Freunde zu denen ich gelegentlich Kontakt habe, aber es ist schön zu sehen, dass es noch andere von "uns" gibt Smile Ich glaube es sind gar nicht so wenige, die es schaffen, wie man immer denkt, wenn man noch mittendrin steckt Smile

Euch alles Liebe und einen schönen Abend.
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UnknownEx
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.04.2015
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 1. Mai 2015 22:37    Titel: Antworten mit Zitat

und dann noch... ich hab nach der Therapie eine Interferontherapie gemacht, die zum Glück erfolgreich war und bis heute keine Viren bei mir mehr nachweisbar sind. Aber, die Interferontherapie hatte zur Folge, dass ich eine Schilddrüsenunterfunktion bekommen habe, die aber erst vor drei Jahren diagnostiziert wurde. Das triggert natürlich auch einiges an Wut und Gefühlen, weil durch die Schilddrüsenunterfunktion die Konsequenzen meiner Drogenzeit bis in die Gegenwart reichen.

Insofern kann ich eigentlich allen die noch um den Ausstieg kämpfen sagen, dass es besser ist eher früher als später aufzuhören. Umso früher man aufhört umso größer sind die Chancen, dass man es einfach als Jugendsünde, oder generell als kleine Verirrung abtun kann. Wartet nicht so lange damit bis ihr ganz unten seid. Weil dieses ganz unten euch später auch noch das Leben schwer machen kann, wenn ihr eigentlich schon mit dem ganzen Scheiß abgeschlossen habt. Die Folgen müssen nicht, aber können euch ein Leben lang begleiten... Ich will nicht predigen, aber mir war es damals irgendwie scheißegal was aus mir wird, weil ich mich und mein ganzes Leben sowieso hasste. Aber heute habe ich es geschafft und es ist mir nicht mehr egal und ich wünschte mir wäre es nie egal gewesen.

Es lohnt sich, man muss sich selbst eine Chance geben, und vor allem sich an die Leute halten, die Erfahrung haben. Keiner kann sagen, ob man es schaffen wird, aber wenn es Leute gibt, die wissen, wie es geht, dann sind das die, die entweder jahrelang Erfahrung in der Arbeit mit Drogis haben, oder Leute die den Ausstieg selbst geschafft haben. Insofern, kann man sich von denen die Tipps holen. Eine Therapie ist ein guter Resetbutton Smile
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