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Sensi Anfänger
Anmeldungsdatum: 25.06.2015 Beiträge: 9
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Verfasst am: 25. Jun 2015 22:22 Titel: Wie funktioniert die Substitution in Deutschland? |
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Hallo ihr...
Mich würde mal interessieren wie die Substitution in D aufgebaut ist?!
Welche Mittel gibt es fürs Programm?
Wie lange geht in D ein Rezept?
Wann bekommt man Mitgabe? .. Wie sagt ihr.. Take Home oder?
Was passiert wenn ich Beikonsum habe?
Gibt es auch Drogenambulanzen bei denen man ins Programm einsteigen kann oder gibt es nur die Ärzte? Sind das "normale" Hausärzte?
So.. das sind so die Eckpfeiler die mir auf der Seele brennen...
Mich interessiert das einfach ob es Unterschiede zu Österreich gibt und wenn welche..Ich hab da nicht wirklich was verwertbares bei Dr. Google gefunden... Wär ja ur nice wenn sich wer die Mühe macht...
Also bis bald...  |
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Praxx Foren-Guru

Anmeldungsdatum: 25.07.2014 Beiträge: 3203
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Verfasst am: 26. Jun 2015 00:09 Titel: |
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Na dann, Sensi...
Substitution in D ist typisch deutsch: Sehr sehr bürokratisch, von Grund auf misstrauisch gegen "Junkies" und ihre Ärzte - die müssen vor allem ganz ganz streng kontrolliert und gegängelt werden.
Nicht Ärzte und Patienten legen die Ziele fest, nicht Ärzte die Indikation - das hat alles der Gesetzgeber übernommen. Der §5 der BtmVV, der die Substitution regelt, hat eine ungeheure Wachstumstendenz, von 10 Zeilen am Anfang auf mittlerweile über 100, in 12 Absätzen mit 36 Nummern...
Guckst du hier:
http://www.gesetze-im-internet.de/btmvv_1998/BJNR008000998.html
und da
http://www.kvhb.de/sites/default/files/rili-substitution.pdf
Substitution dürfen nur Ärzte machen, die einen 1000€ teuren Lehrgang samt Pfüfung für die "suchtmedizinische Grundversorgung" absolviert haben. Ohne Lehrgang darf jeder Arzt bis zu drei Leute substituieren, wenn er sie einmal im Quartal beim "Konsiliararzt" vorstellt, wer den Schein hat, darf 50 Leute behandeln, mit Ausnahmegenehmigungen auch bis zu 200 und mehr.
Substitionsambulanzen mit angestellten Ärzten werden immer weniger, da die Honorare die Arztgehälter nicht decken. Die meisten Patienten werden bei niedergelassenen Ärzten substituiert, das reicht von Hausarztpraxen mit 10 Patienten zu Schwerpunktpraxen mit mehreren Ärzten und bis zu 400 Patienten.
Die Einhaltung der Richtlinien werden von besonderen "Qualitätssicherungskommissionen" streng überwacht, die regelmäßig Stichprobenprüfungen durchführen.
Ärzte, die gegen irgendwelche Vorschriften aus diesem Wust verstoßen, werden rechtlich wegen "gewerblicher unerlaubter Überlassung von Btm" bestraft, also juristisch behandelt wie Dealer. Substituierende Ärzte stehen praktisch immer mit einem Bein im Gefängnis
Erwünscht ist eine möglichst unbequeme Substitution, die Bezahlung ist so geregelt, dass Ärzte für Mitnahmeverschreibungen erhebliche finanzielle Einbußen hinnehmen müssen, die Bezahlung ist seit 15 Jahren unverändert geblieben.
Fatal ist, dass Ärzte in den Fortbildungen mit unrichtigen, schwerst diskriminierenden Vorurteilen gegen Abhängige indoktriniert werden, zudem sind diese Ärzte tatsächlich überzeugt, dass eine strenge und unbequeme Substitution tatsächlich den Klienten nützt...
Zwar besser als in Russland, aber verglichen mit dem Rest Europas ist Deutschland Schlusslicht, was die Substitutionsbehandlung angeht.
LG
Praxx |
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Sensi Anfänger
Anmeldungsdatum: 25.06.2015 Beiträge: 9
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Verfasst am: 26. Jun 2015 11:44 Titel: |
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Wow danke für die schnelle Antwort...
Bei uns scheint das wohl dann gemütlicher zu zugehen... So wie vieles
Ich hab jetzt über 1 Jahr immer Mitgabe bekommen für eine Woche wegen der Arbeit.. jetzt hab ich mich seit Mittwoch auf Subutex umstellen lassen und muss halt jeden Tag in die Apo, aber bekomme die 8mg so ausgehändigt das ich sie mir über den ganzen Tag so einteilen kann wie es mir passt... Muss heute eh zu meinem Doc. Ich wurde in 2 Jahren, in den ich in Wien im Programm bin, genau 2x gebeten ein Urintest zu machen und das ganz alleine auf dem Klo. Bei meinem Arzt.
Ich muss aber sagen das mir nie der Gedanke gekommen wäre zu bescheißen oder unehrlich zu sein... Ich sage meinem Arzt wenn ich was konsumiert haben sollte & wir reden darüber, ich habe nichts zu befürchten.
Hatte vorkurzem einen "Rückfall" und war Monate nicht bei meinem Arzt. Kam vor Wochen wieder zu ihm, erklärte ihm die Situation und es ist alle so wie immer...
Ich bin geschockt... Würde mir so ein Misstrauen entgegen gebracht, würde ich auf das Programm sicher verzichten...
Da muss sich was ändern, alter...
Bei uns gibt es 2 große Drogenambulanzen die Spritzenausgabe, Tagestätte, Mittagessen, Notschlafstelle und die Ambulanz in einem Haus haben. "Jedmeyer" heißt das... Klar ist das grade für Substituierte die ein gefestigtes Umfeld haben und sich ein "Leben" wieder aufgebaut haben kein guter Umgang... Draußen und auch im Haus wird gedealt.. Da bekommst du alles was dein Downer-Herz begehrt^^..
Und wir haben hier in Wien auch ein paar Ärzte die, die Ausbildung zum Substitutionsarzt mitbei haben und auch praktizieren. Aber auch in Österreich wird geklagt das es zu wenig Ärzte sind...
Danke für deine rasche Antwort...  |
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unsauber Bronze-User

Anmeldungsdatum: 05.06.2015 Beiträge: 84
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Verfasst am: 26. Jun 2015 20:28 Titel: |
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Sensi hat Folgendes geschrieben: |
Ich bin geschockt... Würde mir so ein Misstrauen entgegen gebracht, würde ich auf das Programm sicher verzichten...
Da muss sich was ändern, alter...
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die substitution basiert in deutschland VOM GRUNDPRINZIP HER schon auf mißtrauen. regel 1 für die ärzte ist: "GLAUBE DEN JUNKIES KEIN WORT!"
leider gibt es aber auch relativ viele miese leute unter den süchtigen. die haben ihr ganzes leben überwiegend nur auf ihr eigenes wohl geachtet und dafür auch gelogen, betrogen usw...
so, und von diesen leuten findest du halt sehr viele im programm. deshalb ist es dort standard, dass mind. 1x im monat ne drogenkontrolle erfolgt. unser arzt nimmt nicht nur urin, sondern auch noch blut dazu, damit man den urin nicht etwa manipulieren kann und trotzdem munter konsumiert...
das basiert alles nur auf kontrolle und mißtrauen. ich habe -trotz 40std.-arbeitswoche im schichtdienst- kein take home bekommen. und das, obwohl ich "sauber" war! erst nach über 6 monaten durfte ich dann mitgabe haben... 2x die woche muß ich trotzdem noch hin. und wenn ich damals an den wochenenden dienst hatte, und somit nicht zur vergabe kommen konnte, gab der arzt mir zwar take home, aber jedes mal erst nach vorsprache und vorlage meines dienstplans. und dazu sei gesagt, dass ich den arbeitsvertrag im original bereits vorlegen mußte...
einmal war ein vertretungsarzt da und der hat mir nicht geglaubt, dass ich am wochenende arbeite.. ich hatte meinen dienstplan im handy geöffnet und habe reingeschaut und ihm gesagt, dass ich samstag, sonntag arbeite und dafür montag und mittwoch in der woche frei hab. da schnauzt er mich an, wen ich denn hier neppen wolle usw... also er hat mir quasi unterstellt, dass ich ihn anlüge. dazu ist mir nix mehr eingefallen. das beste war aber noch: "das klingt schon seltsam. müssen sie doch auch zugeben! ich mein, sie wollen mir erzählen, dass sie samstag und sonntag arbeiten und dafür montag und mittwoch frei machen. SO ARBEITET DOCH KEIN MENSCH!"
da wußte ich dann auch nix mehr drauf zu sagen... zwar war der arzt schon n bißchen älter, aber hey: selbst 1960 wirds doch schon leute gegeben haben, die schichtdienst hatten und deren arbeitszeit nicht auf montag bis freitag 9 bis 17 uhr beschränkt war... allein schon die ärzte in den krankenhäusern... naja, ich bin dann auch ungehalten geworden und hab ihm gesagt, dass ich das scheiße von ihm finde... und dass ich ihn nicht verstehe, denn er könne doch nicht wirklich glauben, dass ich ihm SO EINE LÜGENGESCHICHTE auftischen würde... denn was sollte es mir denn bringen, für läppische 2 tage mitgabe zu "erschleichen"? wenn ich sowas vorhätte, dann würde ich sagen, dass ich 5 oder gleich 7 tage take home brauche... und überhaupt: er könne gern meinen firmen-login benutzen, um sich das selbst anzuschauen... aber da ist er dann zurückgerudert... aber ich fands ganz schön heftig...
so, und wenn du jetzt glaubst, ich sei ein "einzelfall" oder gar ein "querulant", dann lass dir gesagt sein: es läuft sehr oft so.
wenn du dich hier ein wenig durchliest, dann wirst du zb. auch lesen, dass einige ärzte sog. "EINSTICHSTELLEN-KONTROLLEN" durchführen. du kommst zum arzt und plötzlich heißt es: "HERR SENSI, kommens bittschee moal mit in des spächzimmah! der herr doktor möcht oamal gern sehn, ob sie oa wimmerl hoam!"... und dann darfst du dich nackig machen (also gern auch GANZ nackt!).
allerdings gibt es auch immer wieder leute, die von lockeren ärzten in deutschland berichten.
ich persönlich möchte gar nicht unbedingt so einen "lockeren" arzt haben, der einfach nur rezepte schreibt. aber ich hätte gern ein BEIDSEITIGES vertrauensverhäältnis.
allerdings funktioniert das m.e. nicht, solange man jedem patienten implizit unterstellt, dass sie alle asozial sind... man wird alle paar wochen (ca. 1x im monat) komplett ausgefragt anhand eines fragenkatalogs. in dem sind so frage wie "haben sie schulden?", "haben sie haustiere" (lol !), "vorstrafen?" etc...
und das letzte "fragegespräch" wurde von einer auszubildenden vorbereitet u. teilweise durchgeführt (arzt saß daneben u. hat das überwacht).
die fragen waren wieder gewohnt eintönig und sie konnte irgendwann meine antworten ("NEIN!") vorausahnen. und beim punkt "beruf/arbeitgeber" war sie dann etwas vorschnell, denn sie schon ihrer frage schnell noch quasi als "meine antwort" (die sie erwartet hatte) hinterher: "ARBEITSAMT/HARTZ 4?!"
sollte gar nicht mal lustig sein, sondern sie ging davon aus. das fand ich schon etwas unverschämt. als ich ihr das dann gesagt hab, ist sie schnell zurückgerudert und meinte: "von 9 patienten heute waren 8 arbeitslos/hartz 4. da nimmt man das schon so an!"
naja, das sind halt so diese üblichen kleineren frechheiten, anhand derer man sieht, wo man als suchtpatient steht. nämöich gaaaaanz weit unten... |
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raledemi Bronze-User

Anmeldungsdatum: 14.06.2015 Beiträge: 80
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Verfasst am: 28. Jun 2015 18:49 Titel: |
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Praxx hat Folgendes geschrieben: | Na dann, Sensi...
Substitution in D ist typisch deutsch: Sehr sehr bürokratisch, von Grund auf misstrauisch gegen "Junkies" und ihre Ärzte - die müssen vor allem ganz ganz streng kontrolliert und gegängelt werden.
Nicht Ärzte und Patienten legen die Ziele fest, nicht Ärzte die Indikation - das hat alles der Gesetzgeber übernommen. Der §5 der BtmVV, der die Substitution regelt, hat eine ungeheure Wachstumstendenz, von 10 Zeilen am Anfang auf mittlerweile über 100, in 12 Absätzen mit 36 Nummern...
Substitution dürfen nur Ärzte machen, die einen 1000€ teuren Lehrgang samt Pfüfung für die "suchtmedizinische Grundversorgung" absolviert haben. Ohne Lehrgang darf jeder Arzt bis zu drei Leute substituieren, wenn er sie einmal im Quartal beim "Konsiliararzt" vorstellt, wer den Schein hat, darf 50 Leute behandeln, mit Ausnahmegenehmigungen auch bis zu 200 und mehr.
Substitionsambulanzen mit angestellten Ärzten werden immer weniger, da die Honorare die Arztgehälter nicht decken. Die meisten Patienten werden bei niedergelassenen Ärzten substituiert, das reicht von Hausarztpraxen mit 10 Patienten zu Schwerpunktpraxen mit mehreren Ärzten und bis zu 400 Patienten.
Die Einhaltung der Richtlinien werden von besonderen "Qualitätssicherungskommissionen" streng überwacht, die regelmäßig Stichprobenprüfungen durchführen.
Ärzte, die gegen irgendwelche Vorschriften aus diesem Wust verstoßen, werden rechtlich wegen "gewerblicher unerlaubter Überlassung von Btm" bestraft, also juristisch behandelt wie Dealer. Substituierende Ärzte stehen praktisch immer mit einem Bein im Gefängnis
Erwünscht ist eine möglichst unbequeme Substitution, die Bezahlung ist so geregelt, dass Ärzte für Mitnahmeverschreibungen erhebliche finanzielle Einbußen hinnehmen müssen, die Bezahlung ist seit 15 Jahren unverändert geblieben.
Fatal ist, dass Ärzte in den Fortbildungen mit unrichtigen, schwerst diskriminierenden Vorurteilen gegen Abhängige indoktriniert werden, zudem sind diese Ärzte tatsächlich überzeugt, dass eine strenge und unbequeme Substitution tatsächlich den Klienten nützt...
Zwar besser als in Russland, aber verglichen mit dem Rest Europas ist Deutschland Schlusslicht, was die Substitutionsbehandlung angeht.
LG
Praxx |
ich finde das ein bestimmtes mass an Kontrolle/Gegenkontrolle schon sinnvoll ist und das Politiker, menschen mit verschiedenen Interessen, bei der Gesetzgebung Kompromisse eingehen müssen ist auch verständlich aber von dem was Praxx schreibt zweifle ich doch an den Motiven der Substitution. Es kommt mir vor als das es nicht wie es sein sollte um die Gesundheit des abhängig gewordenen Menschen und die Bekämpfung des Drogenhandels geht sondern die ganzen Substitutions Regelung und Gesetzgebung nur ein Alibi darstellt so das der eigentlich durch die Illegalisierung künstlich geschaffene Drogenhandel von dem direkt oder indirekt viele hochrangige Leute profitieren nicht oder so wenig wie möglich behindert wird. So weit meine Verschwörungstheorie
Auf der anderen Seite finde ich egal wie schlecht die Bedingungen dafür sind und es sicherlich hier und da noch viele Defizite gibt ist es doch sehr sehr wichtig und dafür bin ich unendlich dankbar das es überhaupt eine Möglichkeit zur Substitution gibt. Ich werde zwar seit einiger zeit nicht in Deutschland Substituiert aber vom Prinzip her gibt es in der Türkei keine großen unterscheide auch wenn die Werkzeuge sehr begrenzt sind (Buprenorphine) ist es mit dem misstrauen gegenüber dem Patienten ähnlich. Ich versuche das aber objektiv und nüchtern zu sehen und zu verstehen weil man die begrenzten Mittel und Möglichkeiten nicht an Leute die das System missbrauchen verschwenden möchte auch deswegen nicht weil damit denen die es wirklich wollen die Möglichkeit genommen wird.
grüsse>raledemi |
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unsauber Bronze-User

Anmeldungsdatum: 05.06.2015 Beiträge: 84
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Verfasst am: 28. Jun 2015 20:20 Titel: |
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raledemi hat Folgendes geschrieben: |
Es kommt mir vor als das es nicht wie es sein sollte um die Gesundheit des abhängig gewordenen Menschen und die Bekämpfung des Drogenhandels geht |
es geht ja auch NICHT primär um die verbesserung der situation der süchtigen. wenn man sich einmal anschaut, aus welchem sozio-historischen kontext heraus die substitution in deutschland entstanden ist, dann wird das auch besser ersichtlich.
in den USA gab es seit den 60ern immer besser organisierte maßnahmen zur behandlung opiatabhängiger (allerdings hat man sich schon lange vorher auch in deutschland mit den möglichkeiten des schmerzfreien entzuges beschäftigt).
und in deutschland gab es speziell ab beginn der 1980er jahre immer größere probleme mit offen drogensüchtigen. es fielen dann v.a. 2 große faktoren öffentlichkeitswirksam zusammen: BESCHAFFUNGSKRIMINALITÄT und HIV.
es gab natürlich schon lange vorher opiatsüchtige und auch entsprechende kriminalität (zb. apothekeneinbrüche), aber erst zu dieser zeit wurde es dann in der öffentlichkeit als dringendes problem wahrgenommen.
dabei ging es weniger um das leid der junkies, sondern viel mehr um den versuch der staatlichen kontrolle: HIV, DROGENKRIMINALITÄT und die ausbreitung OFFENER DROGENSZENEN sollte etwas entgegengesetzt werden.
natürlich gab es in diesem diskurs auch immer wieder stimmen, die besonders das leid der süchtigen betonten. hier gilt zb. der kieler arzt dr. gorm grimm als ein wichtiger akteur. er hat sehr vielen süchtigen damals u.a. DHC verschrieben und die krankenkassen haben sich mit ihm jahrelang um die kosten vor gericht gestritten.
da gibt es zb. diese anekdote aus einer verhandlung gegen dr. grimm: der richter war die ganze zeit über auf seiten der versicherungen. grimm zählte zu seiner verteidigung u.a. das große elend und leid der abhängigen heran. aber nichts beeindruckte den richter. als aber ein patient von ihm als zeuge aussagen sollte und der richter ihn über die notwendigkeit und den nutzen seiner behandlung befragte, sagte dieser zum richter, dass er -sofern dr. grimm ihm nichts mehr verordnen dürfe- dann sehr bald wieder gezwungen wäre, sich sein zeug illegal beschaffen müsse und dazu dann höchstwahrscheinlich auch wieder straftaten begehen würde... und DAS ließ den richter in diesem einen fall dann einlenken. er bewertete somit die bedenken der krankenkasse als weniger wichtig, als die folgen der beschaffungskriminalität für die gesellschaft.
diese kleine randnotiz -sofern sie sich denn so zugetragen hat- zeigt sehr gut, welche motive zur einführung der flächendeckenden substitutionsbehandlung geführt haben.
es ging also v.a. der politik nicht darum, das leid der süchtigen zu lindern, sondern vorrangig um ganz andere dinge. |
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JP Platin-User

Anmeldungsdatum: 22.01.2015 Beiträge: 1554
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Verfasst am: 28. Jun 2015 21:10 Titel: |
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Hat sich eigentlich irgendetwas zum positiven. geändert seit es die Substitution gibt?
Also war es Anfangs noch schlimmer als jetzt?
Und wie funktioniert Substitution in Deutschland? Gar nicht!
Hatte auch schon mal überlegt nach Österreich oder Schweitz auswandern, gehst einen Monat da Arbeiten dann ab zum Psychiater und liest dich wieder Arbeitsunfähig schreiben dann muss das Sozialsystem auf Ewigkeit zahlen ist bestimmt besser als Hartz4  |
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raledemi Bronze-User

Anmeldungsdatum: 14.06.2015 Beiträge: 80
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Verfasst am: 29. Jun 2015 14:47 Titel: |
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@unsauber
ich hatte es ja angedeutet, schon die Realität des künstlich geschaffenen organisierten Drogenhandels neben den multinationalen Pharma Konzernen die unglaubliche gewinne erzielen verhindert das in der Medizin allein das Interesse des Suchtkranken Menschen im Vordergrund steht.
Ich kenne die Geschichte von Dr. Grimm und respektiere nein ich ehre ihn und alle die Ärzte die trotz der Gefahr für immer von ihrem gelernten und geliebten Beruf ausgeschlossen zu werden, die Existenzgrundlage zu verlieren oder sogar ins Gefängnis zu kommen, ihren medizinischen humanitären idealen wegen mutig und unerschrocken die Substitution zum "wohle" der Suchtkranken Menschen verteidigen/praktizieren.
Hierzu einen kleinen Auszug aus der Verteidigung von Dr. Wolfgang Conzelmann vor Gericht 28.06.2001
Zitat: | Die Geschichte der Anklage gegen mich ist von vorn herein angelegt als eine Intrige. Es geht darum mit den Mitteln der Justiz eine erfolgreiche Suchttherapie zu verhindern.
Es gibt in der BRD keinerlei suchtmedizinische Forschung die diesen Namen verdient. Es gibt weltweit keinerlei fundierte Literatur z.B. zum Thema Polytoxikomanie (Mehrfachabhängigkeit). Dies lässt sich eruieren, wenn man im Internet nach dem Begriff Polytoxikomanie sucht. Es ergeben sich weltweit Null Treffer, abgesehen von Hinweisen auf selbsternannte Therapieeinrichtungen.
Dies ist nicht verwunderlich, steht doch sowohl ein Teil der Industrie, der Banken, als auch des Staates unter dem Einfluss der Drogenmafia.
Dies erklärt auch warum dieser Prozess gegen mich eröffnet wird.
Schauen wir uns die real-politische Situation an.
Der Staat hat eine Menge von Gesetzen. Abgesehen von deren Legitimation und Sinnhaftigkeit: kein Gesetz hat, trotz seiner Eindeutigkeit, den Drogenkonsum auch nur im geringsten eingeschränkt. Im Gegenteil, die Illegalität selber ist ja die Voraussetzung der exorbitant hohen Gewinne. Diese hohe Gewinnrate ist zugleich ein starkes Motiv den Stoff zu handeln, also sich neue Käuferkreise zu erschließen.
7 % des Welthandels sind Drogenhandel! Die Milliardengewinne der Drogenmafia fließen direkt in die Wirtschaft. Sie sind inzwischen fest eingeplant. Als Beispiel für die Verstrickung von Mafia und Wirtschaft sei auch die Waffenproduktion bzw. der Waffenhandel erwähnt. Die Drogenmafia hat einen Bedarf nach Waffen zu ihrer eigenen Logistik. Dieser Bedarf wird über Waffengeschäfte, also das Ankaufen von Waffen gedeckt. Dass die Drogenmafia auch selber mit Waffen dealt ist naheliegend. Ebenso zur Logistik des Drogengeschäftes gehören eine Menge von meist kleinen Imbissläden. Hier wird teilweise Geld „gewaschen“, gleichzeitig sind sie Treffpunkte für Drogendeals. Außerdem ist die Drogenmafia ins Falschgeldgeschäft eingestiegen. Auch hier sind kleine Restaurants z.B. geeignet Falschgeld in Umlauf zu bringen. Dass die Drogenmafia keine Skrupel hat ihre Interessen durchzusetzen, ergibt sich zum einen aus der personellen Zusammensetzung, von eben Kriminellen, sowie aus der enormen Höhe des Gewinnes. Auch ist es hier naheliegend, dass sämtliche Parteien Spenden von der Drogenmafia erhalten, um letztlich eine Drogenpolitik im Sinne der Drogenmafia zu gestalten. Als Beleg für diese falsche Gesetzgebung sei die Änderung der BtmVV (Betäubungsmittelverschreibungsverordnung) von 1998 genannt. Dort wurde zum Beispiel die damalige Massensubstitution mit Codein dem Btm unterstellt, damit zwar anerkannt, aber mit dem Zusatz, Codein nur dann zur Substitution zu nehmen, wenn Methadon nicht vertragen wird. Seit dieser Gesetzesänderung steigt die Zahl der Drogentoten wieder enorm an. Gleichzeitig sei daran erinnert, dass die CDU die Spenderliste ihrer Mäzene immer noch geheimhält. Es wäre doch sehr unangenehm wenn hier die Wahrheit ans Licht käme.
Dass die Lobby der Drogenmafia auch versucht sich sogenannten Experten zu kaufen liegt ebenfalls in der Logik des Geschäftes.
Ferner hat der Staat Geheimdienste die einen großen Finanzierungsbedarf haben.
Operationen der Geheimdienste im Ausland erfordern Geld. Sie erfordern Personal und Material. Beides kostet Geld. Subversive, zum teil bewaffnete Aktionen, erfordern sogar sehr viel Geld. Nun woher dieses Geld nehmen? Aus dem Staatssäckel? Was nun wenn die Aktion auffliegt? Wenn herauskommt, dass zum Beispiel der Staat X eine subversive Aktion im Staat Y vorgenommen hat? Das gäbe Probleme bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Eine subversive Aktion ist aber eine Aktion, die bewusst unter dieser Schwelle des kriegerischen Konfliktes gehalten wird. Sie darf auf keinen Fall auffliegen. Also darf auch die Finanzierung keine offizielle Finanzierung sein. Was heißt dies?
Dies heißt dass große Mengen Geldes illegal beschafft werden müssen. Hier bieten sich Drogen und Waffengeschäfte an. Insbesondere das Drogengeschäft ist für die im Ausland tätigen Geheimdienste besonders interessant. Die Gewinnspanne beträgt cirka 2000 Prozent.
Bereits Viktor Marchetti und John D. Marks haben in den 70 iger Jahren in ihrem Buch CIA beschrieben dass sogenannten Tarngesellschaften gegründet werden, wie Fluggesellschaften, die für diesen Zweck geeignet sind. Das Buch ist trotz der Zensur, die Teile des Manuskriptes löschte, interessant genug um diesen Mechanismus zu verdeutlichen.
Also auch hier wird klar, dass staatliche Interessen eine Liberalisierung des Drogengebrauchs nicht zulassen werden, da sie ein elementares Interesse an der Illegalität haben wie oben ausgeführt. Nur durch diese Illegalität sind diese riessigen Gewinnspannen möglich.
Zur Konkretisierung hier der Hinweis auf einen Autounfall am 3 November 1996 in der Türkei.
Am 3. November 1996 rast auf der Autobahn bei Susurluk eine schwarze Mercedes Limousine in einen Lastwagen. Drei der vier Insassen sind sofort tot, der vierte überlebt schwerverletzt. Solch ein Unfall ist in der Türkei an sich nichts ungewöhnliches. Dieser Unfall, vielmehr die Zusammensetzung der Insassen des Mercedes jedoch, erschüttert die ganze Türkei.
Bei dem schwerverletzt aus dem Wagen Geborgenen handelt es sich um den Abgeordneten der Partei des Rechten Weges von Vizeministerpräsidentin Tansu Ciller, Sedat Bucak. Einer der Toten ist Bucaks enger Freund und ehemaliger stellvertretender Polizeichef Hüseyin Kocadag, die zweite Tote ist ein Topmodell aus der Türkei. Der dritte Tote dagegen ist Abdullah Catli, ehemaliger Vorsitzender der Grauen Wölfe in Ankara und seit Jahren steckbrieflich mit einem internationalen Haftbefehl von Interpol gesuchtes Mitglied der Drogenmafia. Abdullah Catli wird auch im Zusammenhang mit dem Papst-Attentat als wahrscheinlicher Komplize des Papst-Attentäters Mehmet Ali Agca gesucht. Darüber hinaus werden in dem Wagen Schnellfeuerwaffen, Schalldämpfer, Abhörgeräte und falsche Pässe gefunden.
Dieser Unfall und die danach zu Tage tretenden Zusammenhänge, erklären vieles, was bisher zwar bekannt war, aber von vielen nicht wahrgenommen wurde.
Die Medien deklarieren: "Wir wollen einen Staatsanwalt". Als ob sie nicht wüssten, unter welchem Justizsystem dieses Land regiert wird. Welcher Staatsanwalt und welches Gericht könnten Anklage erheben? Mahir Kaynak gibt eine Antwort darauf: "So einen Staatsanwalt würde man am Boden schleifen". Ja, so einen mutigen Staatsanwalt zu finden ist schwierig, sogar unmöglich.
Beweis: Günter Amendt, Gudrun Eussner, Frau Jaeckel
Die ideologische Beeinflussung des Staates und der Öffentlichkeit besteht vereinfacht gesagt darin: Drogen sind schlecht, wer Drogen nimmt ist schlecht.
Also Abstinenz, d.h. Abstinenztherapie. Wohlwissend, dass dies für über 90% der Süchtigen ein nicht gehbarer Weg ist. Damit bleiben sie weiter Kunden. Bleiben weiter abhängig. So wie die ideologische Verblendung es geschafft hat die Sucht in gute und schlechte Drogen einzuteilen, wird nun auch die Therapie in gute und schlechte Therapien eingeteilt.
Gute Therapie das ist Abstinenztherapie. Substitutionstherapie ist die schlechte Therapie. Sie nimmt der Drogenmafia die Kunden weg.
Ebenso zur Verschleierung gehört die enorme Dimension des Drogenproblems zu verharmlosen. Dass Sucht eine schwere oft langwierige Erkrankung ist, wird durch den Begriff Abstinenz verkannt. (Es wird suggeriert: Hör doch einfach damit auf, wenn nicht: selber schuld)
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Dr. Conzelmann beschreibt die Komplexität des Themas in seiner Verteidigung sehr informativ und umfangreich obwohl es vom Jahr 2001 ist denke ich das man im Prinzip die Sache auf heute übertragen kann, den ganzen text kann man auf www . forum. opioidforum. com/ index.php?showtopic=311 nachlesen.
Als Suchtkranker Mensch hat man um zu überleben nur die Optionen entweder sich passiv dem vorhandenen System zu beugen und zu versuchen den meisten nutzen daraus zu ziehen oder sich pseudo aktiv dagegen zu wehren und das System zieht den meisten nutzen aus einem, das habe ich für mich erkannt.
Ich habe kurz vor diesem einen Beitrag kommentiert in dem ging es um das Krebskranke in Russland keine oder kaum Opiate zur Schmerzlinderung bekommen weil die Ärzte angst haben wegen Betäubungsmittel handel belangt zu werden und deswegen viele menschen Suizid begehen abgesehen von den Suchtkranken.
Da fällt es mir aber nicht sehr schwer Mein Zufriedenheitsniveau zu erhöhen und doch froh zu sein eher in der "zivilisierten" ecke der Erde zu leben.
grüsse>raledemi |
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