Nach Entzug Unmengen an Essen

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Maximus96
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Anmeldungsdatum: 29.11.2012
Beiträge: 367

BeitragVerfasst am: 10. Okt 2015 09:27    Titel: Nach Entzug Unmengen an Essen Antworten mit Zitat

Hey!

Einige von euch hier im Forum kennen mich ja schon.
Ich habe seit 3 Jahren, also seit ich 15 bin, Probleme mit Opiaten, vorzugsweise Heroin. Letztes Jahr war ich dann insgesamt 9 Monate am Stück clean, was meiner längsten Cleanphase in den drei Jahren entspricht. Dann trennte sich leider mein damaliger Freund von mir, das war dieses Jahr im April, und dann ging das Ganze wieder von vorne los.

Zuletzt bis zum 26. September war es ein ständiges Hin und Her - paar Wochen Konsum, 1 bis 2 Wochen wieder clean. Ab dem 26. September habe ich dann in Bezug auf Heroin den Absprung geschafft. Ich habe zum xten Mal einen Entzug zu Hause bzw. bei meinen Eltern durchgezogen, ohne Medikamente, ohne alles. Ich bin durch die Hölle gegangen. Vorher habe ich mir jeden Tag eineinhalb bis zwei Kugeln gespritzt (ich wohne in Berlin).
Wie gesagt, ich bin wirklich durch die Hölle gegangen, aber ab Tag 4 wurde es glücklicherweise erträglicher.

Allerdings habe ich auch seit mehreren Jahren Probleme mit dem Essen, was sich irgendwann dauerhaft in einer Bulimie manifestierte. Mal schaffe ich es, mich zusammenzureißen über mehrere Woche, dann falle ich wieder zurück in das alte Verhalten und esse den ganzen Tag so viel, bis mir schlecht wird. Dabei haben sich Heroin und Essen immer gegenseitig irgendwie bedingt. Ich habe meistens wieder angefangen mit Heroin, wenn es mit dem Essen wieder scheiße lief. Das hat auch "funktioniert" insofern, dass ich dann tatsächlich nur noch wenig gegessen habe. Ins Fitnessstudio gehe ich auch und bin ich gegangen, dort mache ich immer das gleiche immer gleich lang. Auch das empfinde ich mehr als Qual und habe keinen Spaß dran, ich denke immer die ganze Zeit: "Oh Mann, wann ist das endlich vorbei, halte durch ..." und so weiter. Als wirkliche Alternative scheint mir das nicht.

Jetzt ist es so, dass ich seit dem Entzug vor zwei Wochen fast jeden Tag esse, bis mir total schlecht ist. Es ist, als ob ich es nicht stoppen könnte. Ich habe einfach durch nichts anderes mehr einen Lustgewinn außer durch Essen. Vom Gewicht ist es nicht so dramatisch ... mein Gewicht hatte sich eingependelt bei 68 bis 69 kg bei ungefähr gleicher Größe, habe bis jetzt ungefähr nochmal 2 oder 3 Kilo zugenommen. Aber es nagt natürlich an meiner Lebensqualität. Habe auch an Fluoxetin gedacht, aber wollte eigentlich ohne Chemie auskommen. Habe Angst, dass es ewig so bleibt. Übergebe mich dann auch oft, wenn ich mich ganz unwohl fühle, um danach meistens weiterzuessen.

Eine Therapie mache ich. Aber die schlägt nicht an. Ich halte es höchstens einen Tag aus ohne die Fresserei. Ein "normaler" Tag wäre dann so: Morgens Kaffee mit Milch ohne Zucker, 1 Apfel, 1 belegtes Körnerbrötchen mit Margarine, Salat, Putenbrust, Mittags Karotten und 1 belegtes Körnerbröchten mit Käse (relativ groß, vom Becker), Abends 2 Teller mit Rahmspinat, Rotkohl und Fleisch. Ist das zu wenig? Kann ich nicht glauben, aber ich habe da echte Probleme mit der Sättigung. Ich kann mich irgendwie nicht an die drei Mahlzeiten haben. Und wenn ich noch mehr esse, fühle ich mich schlecht. Ist wohl dieses Schwarz-Weiß-Denken. Entweder, oder.

Ich wünsche mir einfach wieder mehr Lebensqualität. Wenn ich so viel esse, fange ich mich an total zu schämen, will mich eigentlich gar nicht mehr anziehen oder rausgehen, vernachlässige alles und sitze am liebsten zu Hause. Mein Leben besteht dann bloß nur noch aus der Befriedigung durch Essen. Mein Alltag ist auch nicht stressfrei, bin gerade mitten in der Abitur- und Klausurphase. Aber so möchte ich auf Dauer nicht leben. Allerdings habe ich echt das Gefühl, dass mir was fehlt, wenn ich "normal" esse. Das ist ganz komisch. Deswegen jeden Abend die Frage: "Wenn ich jetzt darauf verzichte ... habe ich wirklich so viel dadurch gewonnen"?
Denn meine Gedanken kreisen momentan hauptsächlich ums Essen. Ich habe Angst, dass ich ohne die Fresserei total unglücklich bin ... was ja auch der Fall ist. In beiden Fällen bin ich unglücklich. Ich möchte so nicht mehr leben. Und ich habe Angst, dass für mich dadurch wieder die Hemmschwelle sinkt, Heroin zu nehmen. Denn dort, wo ich war, möchte ich wirklich nie, nie wieder hin. Aber ich weiß nicht, wie lange ich so noch klarkomme. Jeder Tag ist irgendwie im Eimer. Ich bin dann froh, wenn die Tage rum sind, auch wenn ich weiß, dass es gefühlt für mich eigentlich keine Alternative gäbe.

Naja. Lange Rede, kurzer Sinn. Habt ihr da Tipps für mich? Kennt ihr sowas? Oder auch nicht? Ich weiß echt nicht, was ich tun soll. Bitte bitte nur eins nicht: Den Tipp mit der Ablenkung. Sorry. Aber den bin ich wirklich leid. Diese Gedanken ans Essen und dieser Zwang zu essen sind einfach wie eingebrannt in mein Gehirn. Ich kann mich da kaum von ablenken. Ich schaffe das vielleicht mal für 1 Stunde, wenn ich sehr konzentriert meine Chemieaufgaben mache, und mal für 7 bis 8 Stunden, je nachdem, wenn ich schlafe, aber den Rest der Zeit sind sie da. Sie sind wirklich zwanghaft. Gestern Abend beispielsweise war ich besessen von Weihnachtssüßigkeiten. Erinnert mich irgendwie an meine Kindheit. Ich werde heute keine Ruhe finden, bevor ich mir nicht Spekulatius, Lebkuchen, Dominosteine und Stollen genehmigt habe. Das macht mich wahnsinnig. Wie komme ich bloß aus diesem Teufelskreis, dieser Endlosschleife wieder raus?

Gerade bin ich noch geduldig mit mir, weil ich das in Relation zu dem Entzug setze und es auch irgendwie entschuldige. Aber so langsam muss etwas passieren. Ich weiß bloß nicht, was.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Samstag (diesmal aus KS)

EURE MAXI



(PS: Ich habe jetzt draus gelernt. Aus politischen Diskussionen werde ich mich raushalten, sorry nochmal dafür. Ich möchte aufgrund meiner persönl. negativen Erfahrungen keine unangebrachten Ressentiments (die ja eig. immer unangebracht sind) schüren. Sorry. Und sorry nochmal für den Einschub hier. Mir ist das erst im Nachhinein klargeworden. Ich beziehe mich jetzt auf eine Diskussion in einem anderen Unterforum.)
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Beverly_Marsh
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 12.08.2015
Beiträge: 574

BeitragVerfasst am: 10. Okt 2015 13:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Maxi!

Leider hab ich keinen Tipp für dich. Zumindest keinen der das Probleme irgendwie schnell löst. Mit Essproblemen kenne ich mich auch nicht so aus.

Aber mit Shore leider umso mehr. Und was du da beschreibst, finde ich einfach nur krass. Du hast daheim entzogen...einfach mal so. Nebenbei machst du dein Abi, hast also nie mit der Schule ausgesetzt? Und kannst in ein Fitness-Studio gehen und Sport machen? Und seit du entzogen hast...könntest du ständig essen?

Also wenn ich das richtig kapiert habe...dann Wow. Wow. Und ein drittes Wow! Ganz ehrlich, dann hast du nicht nur nen stabilen Körper, sondern auch eine Menge Kraft in dir. Das Zeug hat dir also den Magen nicht völlig zerschossen wie es bei mir der Fall war. Nach dem extremen Entzug war Essen für mich noch wochenlang eine Qual. Erst so gut zwei Monate später wurde es ein bisschen besser. Aber selbst jetzt gibt es noch Tage, an denen alles bei mir streikt und ich mit Kärmpfen durch die Gegend laufe oder liege.

Was ich aber sehr gut verstehe: Deine Angst, wieder zu drücken. Rückfällig zu werden, weil da diese scheißgroße Traurigkeit ist, diese Depri-Tage, diese Gewissheit, dass es nie anders wird...was eigentlich ja auch keine Gewissheit ist, sich aber oft so anfühlt. Dass man dann die Kraft hat, clean zu bleiben...das ist viel härter als der eigentliche Entzug war. Ich hab es selbst nicht geglaubt und lerne es erst jetzt. Die Geilheit nach Shore steckt oft im Kopf. Ich bin mir sicher, es nicht mehr zu wollen. Ich habe am 17.6. dieses Jahres das letzte Mal gedrückt und bin froh, davon weg zu sein. Aber der Kopf muss immer an der Leine bleiben. Immer wachsam. Vor allem, wenn die Seele mal wieder aufschreit!

Aber genug gelabert: Hab ich ne Lösung für dich? Nein. Ein Patentrezept? Nein. Nur vielleicht ein Gedanke: Gib dir Zeit. Du sagst du wirst ungeduldig und entschuldigst das nicht mehr lange mit dem Entzug? Das sind gerade mal zwei Wochen. Das ist gar nix! Dein Körper UND deine Seele können das doch noch gar nicht auf die Reihe kriegen. Schon gar nicht in der Zeit. Und dann noch der Stress mit dem Abi? Wo soll da Ruhe oder Kraft herkommen, dich gegen die Gier beim Essen zu stemmen?
Gib dir da doch mal mehr Zeit. Ich hab keine Ahnung wie groß du bist, aber wenn du nicht gerade der totale Zwerg bist, sind doch um die 70 Kilo jetzt nicht so heftig. Das kannst du doch später wenns dir mal besser geht und du stabiler bist...wieder runter kriegen. Zumal du Sport gewohnt bist.
Und Shore mag ja verhindern, das du zu viel isst. Aber ich glaube da gibt’s billigere und nicht ganz so extreme Mittel dafür.

Bitte nicht falsch verstehen. Das hier ist kein Gelaber von wegen, dir geht’s doch eigentlich gut! Ganz sicher nicht. Das Suchtmonster im Kopf ist creepy. Und sich scheiße fühlen wegen der Fresserei oder der Figur sicher auch. Aber ich denke einfach, dass es besser wird wenn du dir zusätzlich Stress machst.
Ich war körperlich völlig runter. Es wird langsam besser. Sehr langsam. Ich wäre nie in der Lage gewesen...zur Schule zu gehen direkt nach dem Entzug. Ich habe Monate gebraucht. Und Wochen bis das essen überhaupt drin geblieben ist. Du bist echt stabil...wirklich. Aber auch du brauchst ne Menge Kraft die Finger weiterhin vom dem Zeug zu lassen.
Und deswegen finde ich, das du im Moment nicht zu streng sein solltest. Mit dir. Mit der Gier nach Essen. Sondern lieber auch mal ein bisschen stolz.

Alles Gute...auch wenn ich dir wohl nicht so wirklich helfen kann!
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cursty
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 33

BeitragVerfasst am: 11. Okt 2015 00:46    Titel: Antworten mit Zitat

Das mit dem Essen, besonders Zucker, ist in jeder Langzeittherapie bekannt, ich musste da auch durch und das dauert ca 1 Jahr. Am Ende war ich fast immer so weit, wieder Opiate zunehmen, weil cih meine körperliche Verfassung nicht mehr ertragen konnte. Das hat etwas mit der Endophin Produktion des Körpers zu tun, da der erst wieder lernen muss, körpereigenen Endophine zu produzieren, und besonders Zucker gibt dir das. Es gibt keine Lösung, Du musst durch und nach einem Jahr reguliert sich das und du wirst wieder auf dein Normalgewicht zurück kommen. Es trifft komischerweise immer 90 Prozent Frauen, Männer haben fast nie Probleme damit
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