Warum eigentlich Methadon?

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Los Fritzos
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Anmeldungsdatum: 08.09.2015
Beiträge: 982

BeitragVerfasst am: 6. Nov 2015 13:01    Titel: Warum eigentlich Methadon? Antworten mit Zitat

Mir gehen zur Zeit viele Fragen durch den Kopf, was Substitution angeht. Deswegen möchte ich gern einmal mit euch darüber diskutieren, wie ihr zu der Thematik steht.
Ich selbst sehe Substitution als ein wichtiges Werkzeug, um Heroinsüchtige zu resozialisieren.

Doch frage ich mich, ob ein Mittel wie Methadon tatsächlich für eine solche Behandlung das Mittel der ersten Wahl sein kann?

Warum ersetzt man Heroin überhaupt? Wir wissen doch, dass ein Entzug vom Methadon sogar noch schwieriger ist und es, sogar selbst in Form von Polamidon viele Nebenwirkungen hervorrufen kann.

Ich bin gespannt auf eure Meinungen.

Gruß, Fritze
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nebukadnezar
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 6. Nov 2015 13:31    Titel: Antworten mit Zitat

Moin,

als ich mit H anfing, hatte ich Ausbildung und Studium abgeschlossen, und schon
ein paar Jahre Beruf.Ohne die die Sub, die es damals in der Form zu meinem Glück
noch gar nicht gab, hätte ich an dem Punkt nicht ohne weiteres weitermachen
können. Und das Wissen um den fast unerträglichen Methaentzug, hat mich auch
davon abgehalten, mal eben 3-4 Wochen Urlaub zu nehmen und zu entziehen.
Nur der Entzug, zumindest bei mir, war körperl. weniger hart als die kalten H Entzüge,
und da war ich 20 Jahre jünger. Methadon ist die letzte Wahl,wg. NW, schlechte Zähne trotz guter Pflege, etc.

Substitution, so wie ich sie erlebt habe, ist einfach Mist. Natürlich ist es sehr gut , den Patienten
die Chance damit zu geben, wieder zurück in ein strukturiertes,
geregeltes Leben zu finden, wenn sie es denn wollen. Aber sie sollte differenzierter
organisiert sein. Es Junks, und nicht wenige, die kommen nicht direkt von der Platte.
Letztens( vor 2 Wochen) lief ein Bericht auf 3Sat über die Züricher/Schweizer Szene,
und man sah wieder nur kaputte Leute, die sich ne Pumpe in den Hals prockeln, und weitere Klischees
( die leider wohl zu treffen). Aber es gibt weit mehrer User- u. Exuser gruppen...

...pause...muss jetzt aus der Bahn steigen...

LG N
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Quasimodus
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.02.2015
Beiträge: 1801

BeitragVerfasst am: 6. Nov 2015 18:16    Titel: Antworten mit Zitat

Resozialisierung und Pola/Metha verträgt sich mMn nicht.
Würd mal sagen, bis zu einer bestimmten Lebensabschnittsphase oder über einen Überschaubaren Zeitraum ist das Zeug okay, es zu nehmen, niedrig dosiert.

Bist du aber Ende 30plus X und schon jahrelang abhängig von P/M, vllt noch Schwierigkeiten aufm 1.Arbeitsmarkt, keinen Lappen, Schufa ohne Ende, Kein Konto, dann bist du ziemlich am Arsch und gesund siehst du nach jahrelanger P/M Substitution auch nicht gerade aus.
Man stumpft i_wann echt ab, wenn man es zu lange nimmt, dann is rum mit Resozialisierung und Genesung, weil du einfach nicht mehr die power hast, straight einen Entzug hinzulegen.

Ich finde, P/M polt einen zum antriebs -und gezeichneten Bürger, quasi Substitution bis zum Lebensende.
Und das Ganze mit Methode = Ruhigstellung, die junkies sollen bloss kein Stress machen.
"da gehn wir lieber nochmal 3ml hoch, Herr/Frau XYZ".
Da reisst du nicht mehr viel, wenn du 20 Jahre Metha aufm Buckel hast.

Das Zeug müsste ausm Verkehr gezogen werden und es sollte eine grossflächige Umstellung auf retardiertes Morphium/Substitiol geben, Subutex is auch okay.
Aber was passiert?
Nix.
Die paar Leutchen, die Substitol bekommen, kannst du doch fast an 2 Händen abzählen.

Ich werd das Gefühl nicht los, dass mann/frau durch P/M Substitution zu einem Menschen herangezüchtet wird, den kein normaler Mensch mehr für voll nimmt.

Ich wär dafür, mal n paar Ärzten das Zeug zu verpassen, damit sie endlich raffen, was sie da Tag für Tag für einen Scheiss raustun und Menschen zu Wracks machen.
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Chiron 08
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Anmeldungsdatum: 26.06.2015
Beiträge: 462

BeitragVerfasst am: 6. Nov 2015 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Fritze,

ich glaube nicht das es ein Mittel 1. Wahl gibt, dass man benennen könnte, ohne

die Wünsche und Hintergründe der Patienten/innen zu berücksichtigen. Das sieht

man ja auch an der wachsenden Vielfalt der Substitute.

Für mich als Politoxikomane war es wichtig, endlich überhaupt in Substitution

zu sein, weil sowohl der latente Konflikt mit dem Gesetz und die chronische

Bargeldlosigkeit dafür sorgten, dass ich über kurz oder lang Totalinsolvenz

ohne Wohnung und Perspektive anmelden müsste.

Durch die Substitution war ich endlich in der Lage regelmässig meinen Beitrag

zur Miete und Lebensführung zu leisten.

Vorher gab es immer Situationen, wo ich in dem Bereich schluderte.

Seit dem ich in Substi bin habe ich absolut alle Kontakte zur nichtsubstituierten Szene beendet.

Ich fing mit Polamidon an; hatte irgendwann die Schnauze voll und wechselte

auf Subutex, dann wieder Pola, wieder Subutex und heute bin ich bei Methadon.


Es ist auf jeden Fall nicht besser als Pola; eher schlechter, doch besser für mich

als Subutex. Doch auch das wird nicht der letzte Stand sein.


Was die Angst vor Entzügen angeht, da bin ich relativ entspannt. Es kommt

auf die Zeit an, die man sich gibt, um abzukicken und das entsprechende

Körperfeeling.

Man muss wie beim richtigen Essen aufhören, nach der Uhr zu essen sondern

nach dem Bedürfnis. Für mich empfand ich die Benzoentzüge und die

Codeinsaftentzüge am Schlimmsten, denn die waren kalt. Alles andere ist

eigentlich immer relativ gut abgelaufen; ich habe ja auch keine Glücksgefühle

während der Entzüge erwartet.

Abschliessend:

Methadonsubstitution ist genau das Richtige, für Menschen, die Methadon als

Substitut wollen. Anders kann ich das gar nicht sagen. Wenn es einem nicht

gut tut, muss man wechseln.

Grundsätzlich ist die Substitution ein grosser Schritt für die Abhängigen und

wichtig für eine soziale Integration, wenn diese flöten gegangen ist. Oder die

Beibehaltung der sozialen Dazugehörigkeit.

Mir hat die Substitution sehr geholfen; ob Methadon oder was anderes ist

mir im nachhinein egal.

LG

Chiron
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helrunar
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Anmeldungsdatum: 31.07.2015
Beiträge: 749

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2015 13:56    Titel: Antworten mit Zitat

Hey leutz!

Kann mir jemand von euch erklären, warum genau methadon und L-polamidon schädlicher ist alles alle anderen substitutionsmittel? Ich les das immer, finde aber keine spezifische antwort im netz. Wenn.es nach den ärzten und den apothekern geht, würde ihnen am liebsten sein, wenn jeder auf eines der beiden eingestellt wäre.

Ich selbst.bin auf polamidon. Und mir gehts damit eigentlich recht gut (mittlerweile) ich les.aber in sämtlichen foren und höre auch oft von leuten in der szene dass diese beiden substanzen angeblich die schädlichsten für den körper sind.

Hat da wer.von euch eine antwort dazu?

Gruß
Hel
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2015 14:45    Titel: Antworten mit Zitat

Warum ausgerechnet Methadon?

Klar, jedem Junkie wäre am liebsten, er könnte "seine" Droge in der bevorzugten Konsumform legal bekommen.

Nun ist es aber so, dass die Substitution nicht zum Wohle der Abhängigen, sondern zum Wohl der Gesellschaft eingeführt wurde - also zur Verminderung der Beschaffungskriminalität und -prostitution, zur Eindämmung der Übertragung von Krankheiten wie Hepatitis und HIV und zur Verminderung des Schadens für die Allgemeinheit, den die illegalen Drogen so verursachen.

Methadon hat die besonderen Eigenschaften, die von der nichtabhängigen Gesellschaft gefordert werden, um das Geld dafür aufzubringen:

Es verursacht bei oraler Einnahme kein Rauscherlebnis, durch eine hohe Rezeptoraffinität und eine träge Kinetik verhindert es die gewohnte Wirkung zusätzlich zugeführten Heroins, es hat (meist) eine zuverlässige 24-Stunden-Wirkung, so dass eine kontrollierte 1xtäglich-Verabreichung möglich ist, und es ist als Racemat spottbillig herzustellen. Als "Feinchemikalie" liegt der Kilopreis unter 1000$, chinesische Chemiehersteller liefern angeblich unter 100$ pro Kilogramm.
Teuer sind nur die gesetzlichen Auflagen für BtM-Herstellung und -lagerung sowie die zahllosen Dokumentationspflichten. Ende der 90er lag der Kilopreis für Methadon in Deutschland bei 5000 DM!

Bezüglich der "Schädlichkeit" ist anzuführen: Verglichen mit zB Alkohol sind fast alle Opioide nahezu unschädlich (abgesehen von der Überdosierung).
Einige synthetische Opioide verursachen neurologische und psychiatrische Probleme (Beispiel Tramadol). Alle Opioide können substanzabhängig bestimmte Herzrhythmusstörungen begünstigen, alle (außer Buprenorphin) verursachen Störungen im Hormonhaushalt, bei Männern zB einen relevanten Testosteronmangel.

Diese Störung verursacht zB den häufigen Verlust der Libido, die Lethargie und die Gewichtszunahme bei Methadonpatienten.

Der politische und gesellschaftliche Konsens ist jedoch (zumindest in Deutschland), dass solche "geringfügigen" Beeinträchtigungen hinzunehmen sind, wenn man sich seine Droge von der Allgemeinheit bezahlen lässt.

Damit die Substitution von den Krankenkassen bezahlt werden muss, hat man eine strenges Regelwerk ersonnen, bei dessen Beachtung die Substitution als "Heilbehandlung nach dem SGB V" gilt - und NUR als "Heilbehandlung" ist die Verordnung von BtM an davon Abhängige überhaupt legal!

Dass die Substitution als "Schadensminderungsbehandlung" zugunsten der Süchtigen gelten soll, hat sich in weiten Kreisen der Politik noch nicht durchgesetzt. Für die ist nur wichtig, dass die Süchtigen von der Straße sind, weniger geklaut und eingebrochen wird und sich der brave Bürger auf dem Drogenstrich kein Aids mehr holt...

LG

Praxx
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Los Fritzos
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Anmeldungsdatum: 08.09.2015
Beiträge: 982

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2015 14:56    Titel: Antworten mit Zitat

Methadon ist in meinen Augen ein Gift, welches über eine sehr lange Zeit auf den Körper und auf die Psyche wirkt.

Ich habe es 17 Jahre lang genommen und konnte in den ersten Jahren auch keine negativen Auswirkungen feststellen. Die Folgen kommen ganz langsam und können vielleicht nicht unbedingt dem Methadon/Polamidon direkt zugeschrieben werden, doch verstehe ich es als Auslöser.

Ich habe viele Gespräche mit langjährig Substituieren geführt, da ich wissen wollte, ob mein schlechter Zustand etwas damit zu tun haben kann oder ob ich einfach nur Pech mit meiner Gesundheit gehabt habe.

Viele, nicht alle, Leute berichten davon, dass sie ein ständiges Verlangen nach süßen und fettigen Speisen haben, was unweigerlich zu einer stetigen Gewichtszunahme führt. Viele davon haben zusätzlich starke Wassereinlagerungen im gesamten Körper und vor allem schwindet von Jahr zu Jahr der Antrieb, bis man sich immer mehr gehen lässt. Man schlittert langsam in eine tiefe Depression. Viele trinken Alkohol, um dem etwas entgegenzuwirken.
Schlimm ist, dass man sich völlig in der Persönlichkeit verändert, weil man quasi gefühlskalt ist. Auch kommt es zu starken Gedächtnislücken.

So oft habe ich gehört, dass dies nicht am Polamidon/Methadon liegt, doch wenn es so wäre, warum kenne ich so viele Leute, denen es damit genauso geht?

Es ist grausam, wenn man mit 41 Jahren nicht mehr die Kraft aufbringen kann, Treppen zu laufen oder sich die Schuhe zu binden, weil das Wasser auf die Lunge drückt.

Seit etwa sechs Wochen nehme ich kein Polamidon mehr, weil ich diesen Zustand nicht länger ertragen konnte. Ich hatte Angst, an einem Herz- oder Schlaganfall zu verrecken. Ich war aufgrund dieser Probleme der erste Patient in Kassel, der mit Substitol (Morphinsulfat) behandelt wurde.

Schon kurze Zeit nach dem Umstellen bemerkte ich einige Änderungen. Ich nehme seitdem jede Woche eins bis zwei Kilo ab und meine Wassertabletten brauche ich nicht mehr, da es langsam besser wird. Ich habe nicht mehr diese ständige Lust auf Cola, Süßigkeiten und fettes Essen.
Auch meine psychische Verfassung wird langsam besser und es gibt wieder Empfindungen, die ich schon längst vergessen geglaubt habe. Ich kann mich wieder totlachen und ich kann auch schmerzliche Emotionen rauslassen, indem ich weine. Ich kann Gerüche wahrnehmen, die mir entfallen waren und ich vergesse nicht mehr alles.
Natürlich geht der Heilungsprozess nicht so schnell, wie ich mir das wünsche und auch Substitol ist kein Wundermittel, doch in meinen Augen besser als Polamidon/Methadon. Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung.

Die ersten zehn Jahre war mir Methadon eine wertvolle Stütze, danach hat es mich kaputt gemacht. Ich möchte es nie wieder nehmen, nie wieder!

Wer Methadon nimmt, sollte darauf achten, ob es bei ihm ähnlichen Schaden anrichtet. Wenn ja, kann ich nur dazu raten, sich einen Ausweg zu suchen.

Ob der Ausweg Substitol sein kann, muss jeder für sich individuell feststellen. Sicherlich ist sich Subutex eine gute Alternative. Ich weiss es nicht, weil ich es nie probiert habe.

Gruß, Fritze

PS: Sorry, dass ich mich nicht kürzer fassen konnte, aber ich habe einfach nur aufgeschrieben, was mir dazu in den Kopf gekommen ist. Ich wollte das auch nicht mehr kürzen.
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nebukadnezar
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2015 15:21    Titel: Antworten mit Zitat

hallo hel

eigentllich ist google voll mit Infos dazu, angefangen mit Gründen für Sub - wie bereits von praxx beschrieben - bis zu weiteren wie

http://www.ulmerecho.de/ArchivUlmerEcho/Ue2-04/themen/Artikel02.html

...und deine empfundenen NW?

LG N
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helrunar
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Anmeldungsdatum: 31.07.2015
Beiträge: 749

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2015 15:31    Titel: Antworten mit Zitat

@ fritze

Also ich kann dazu.nur sagen, dass mich dein sehr ausführlicher beitrag (danke dafür) sehr schockiert hat, denn haargenau die symptome, die du anheführt hast, hab ich bei mir in der letzen zeit bei mir festhestellt...und das macht mir jetzt echt angst weil ich das ganze nicht mit dem metha in verbindung gebracht hab, sondern habs auf meine jahrelange abhängigkeit zugetan...

Das scheiß problem ist, dass sich meine ärztin strikt weigert, mir ein morphinderivat zu verschreiben, weil sie ein regelrechter "methafan" ist.

Kannst du mir (nur falls du lust hast) argumente empfehlen, dass sie mich umstellt? Das wär super!

Danke schonmal
Hel
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Los Fritzos
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Anmeldungsdatum: 08.09.2015
Beiträge: 982

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2015 16:13    Titel: Antworten mit Zitat

Ich werde heute Abend mal in meinen Unterlagen schauen. Da habe ich eine Email gespeichert, die ich an meinen jetzigen Arzt geschrieben habe, weil sich mein vorheriger Doc nicht an Substitol wagen wollte. Damit hat eine zügige Aufnahme in seiner Praxis und Umstellung geklappt. Ich habe auch nach der Umstellungsphase von einer Woche sofort wieder mein TH bekommen. Allerdings kennt mich dieser Arzt bereits seit vielen Jahren.
Ich werde das Schreiben dann hier im Thread posten. Dort sind alle meine Schwierigkeiten unter Methadon beschrieben.

Gruß, Fritze
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helrunar
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Anmeldungsdatum: 31.07.2015
Beiträge: 749

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2015 16:40    Titel: Antworten mit Zitat

Super! Danke fritze find ich cool von dir!




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Los Fritzos
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Anmeldungsdatum: 08.09.2015
Beiträge: 982

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2015 16:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hier ist das versprochene Schreiben:


Zitat:

Liebes Praxis-Team,

ich möchte mich heute an Sie wenden, da ich aufgrund meiner derzeitigen Substitutionsbehandlung große physische und psychische Beschwerden habe.
Ich werde zur Zeit mit einer täglichen Dosis von 40 mg / 8ml L-Polamidon in der Praxis XXXXXXX in Take-Home-Vergabe behandelt. In den letzten Jahren hat sich meine Situation unter dem Einfluss von Polamidon erheblich verschlechtert. Ich leide unter starken Wassereinlagerungen in den Unterschenkeln und in der Lunge, habe während meiner Substitution mit Polamidon erheblich an Gewicht (seit Therapiebeginn in 1998 etwa 60 kg) zugelegt. Mittlerweile geht es mir körperlich und psychisch so schlecht, dass es mir nicht mehr möglich ist, an einem geregelten Tagesablauf teilzunehmen. So bereitet mir das hohe Gewicht erhebliche Schmerzen beim Gehen, Stehen und Sitzen aufgrund einer Skoliose. Die Wassereinlagerungen in der Lunge führen zu erheblichen Einschränkungen in der gesamten Lebensqualität. Weiterhin muss ich immer stärker feststellen, dass das Polamidon bei mir sehr ungleichmäßig wirkt. So habe ich in den ersten 4-5 Stunden nach der Einnahme oft eine sehr extreme Medikamentenwirkung (vergleichbar mit einem starken Rausch). Am Abend beginnen allerdings bereits die Entzugserscheinungen, die sich zunehmend verstärken. So kommt es immer wieder zu starken Wadenkrämpfen und andern typischen Entzugserscheinungen in der Nacht. Während meiner Behandlung in Ihrer Praxis wurde bereits festgestellt, dass ich Schnellverwerter bin. Ich habe das Gefühl, dass dies durch meine Einnahme von Furosemid 40 zur Entwässerung sogar noch zusätzlich gefördert wird. Eine Verteilung der Dosis auf zwei oder drei Einnahmen täglich bringt nur wenig Besserungen und führt dann zu erheblicher Problematik bei der einmal wöchentlichen Sichtvergabe. Zusätzlich leide ich unter sehr starker Antriebslosigkeit. Ich bin seit Anfang diesen Jahres arbeitslos und schaffe es nicht, mich ausreichend zu motivieren, um diesen Zustand abzustellen. Weiterhin leide ich unter depressiven und aggressiven Stimmungsschwankungen.

Zusätzlich habe ich folgende für Polamidon typischen Nebenwirkungen:

- Starkes Schuppen der Gesichtshaut
- Schwitzen und frieren
- häufige Kopf- und Gliederschmerzen
- Zuckungen in den Beinen (Restless Legs)
- Häufiges Gähnen bei nachlassender Wirkung
- Niesen und laufende Nase in den Nachtstunden
- Starker Tränenfluss bei nachlassender Wirkung

Da sich mein Zustand stetig verschlechtert, sehe ich keine andere Möglichkeit, als schnellstmöglich das Substitutionspräparat zu wechseln. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass ich nicht alle Nebenwirkungen abstellen kann, doch ist es mir sehr wichtig, dass ich eine möglichst gleichmäßige Dosisverteilung über den Tag bekomme, die Wassereinlagerungen reduziert werden können, ohne die Wirkung des Substitutionspräparats zu mindern und vor allem, dass ich meinen Körper von dem hohen Gewicht entlaste. Gleichzeitig ist mir aber auch die Minderung meiner Schmerzen im Wirbelsäulenbereich sehr wichtig.

Aus diesem Grund möchte ich um eine Weiterbehandlung in Ihrer Praxis mit retardiertem Morphinsulfat bitten, da Dr. XXXXXXXXX dieses Medikament noch nicht verschreiben möchte, da es ja zur Substitution in Deutschland erst kürzlich zugelassen wurde und er erst die Erfahrungen damit abwarten möchte. Er hat mir aber gegenüber angemerkt, dass Sie bereits mit retardiertem Morphinsulfat in Ihrer Praxis arbeiten und umfangreiche Erfahrungen aufgrund einer Studienteilnahme gewinnen konnten.
Wie Sie sicherlich Ihren Unterlagen entnehmen können, wurde ich bereits von 1996 bis 2011 in Ihrer Praxis substituiert. Die Behandlung verlief in den ganzen Jahren nahezu frei von Rückfällen und Beigebrauch. Dieser positive Zustand dauert bis heute an. Selbstverständlich wurden regelmäßige Urinkontrollen und Speicheltests als Beweis durchgeführt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir die Möglichkeit geben würden, an die sehr lange aber stets gute Zusammenarbeit mit Ihrer Praxis anzuknüpfen, die ich damals nur beenden musste, weil berufliche Gründe entgegenstanden.
Gern würde ich einen persönlichen Termin mit Ihnen vereinbaren, um die Problematik gemeinsam mit Ihnen zu erörtern.


Mit freundlichen Grüßen

Fritze


Sicherlich wird nicht alles auf dich passen, aber bei dir gibt es sicherlich auch nach andere Gründe, weswegen Pola bei dir nicht so gut ist.

Gruß, Fritze
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helrunar
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Anmeldungsdatum: 31.07.2015
Beiträge: 749

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2015 18:07    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen herzlichen dank fritze!

Ja stimmt es passt zwar nicht alles aber vieles...danke dafür ich werds auf alle fälle versuchen!

Gruß




10010010010010010010010) 1)) 10) 1) 010010010010 zeixhen
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raledemi
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 14.06.2015
Beiträge: 80

BeitragVerfasst am: 7. Nov 2015 20:50    Titel: Antworten mit Zitat

Praxx hat die politische Motivation hinter der Substitution ganz gut beschrieben.
Die Substitution wurde hauptsächlich als ein Werkzeug für die Bekämpfung von Kriminalität gesehen wobei Resozialisierung oder gar Gesundheit des Suchtkranken Menschen eher Nebensache gewesen ist. Bei der Wahl des mittels kann man das erkennen obwohl es außer der langen Halbwertzeit aus toxikologischer sowie ökonomischer Sicht nicht gerade vorteilhaft ist fiel sie trotzdem auf Methadon und Derivate(Levo/Pola) wobei Codein als bewiesenes Substitutionsmittel durch die Gesetzgebung zwar anerkannt aber die Verschreibung erschwert und so praktisch eliminiert wurde. Ich denke mittlerweile hat Buprenorphin Methadon als erste Wahl bei der Substitution verdrängt und weil früher oder später zugegeben werden muss das der "Krieg gegen die Drogen" so wie er bisher geführt wurde sinnlos ist wird zwar noch sehr schleppend aber immer mehr erlaubt Morphin oder sogar Heroin an Opiat abhängige zu verschreiben und die Substitution ganz aufgegeben.

grüsse>raledemi
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helrunar
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 31.07.2015
Beiträge: 749

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2015 06:42    Titel: Antworten mit Zitat

@raledemi

Bezüglich diamorphin (also heroin) kenn ich in österreich keinen einzigen fall, der das verschrieben bekommt. Ich glaub, das ist bei uns auch gar nicht zugelassen...

Bei euch in deutschland hat sich das eh schon durchgesetzt oder? (Was ich auch sinnvoll finde)

Gruß
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