Warum eigentlich Methadon?

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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2015 13:50    Titel: Antworten mit Zitat

Die Substitution, wie sie heute ist, ist sozusagen der "kleinste gemeinsame Nenner" von Gegnern und Befürwortern.

Es gibt eine Streitschrift einer britischen Arbeitsgruppe ("After the war on drugs - blueprint for regulation", deutsch "Nach dem Krieg gegen die Drogen - Modelle für einen regulierten Umgang", Hrsg Akzept e.V.)

Die Autoren propagieren einen legalen, regulierten Zugang zu allen Drogen für Erwachsene, und zwar zu Bedingungen, die eine Abhängigkeit möglichst vermeiden, den Gesundheitsschutz der Konsumenten gewährleisten und eine Diffusion in einen Schwarzmarkt verhüten. Bei schon bestehender Abhängigkeit wird weiter eine kontrollierte Abgabe unter anderen Bedingungen als der gegenwärtigen Substitution empfohlen.
Es ist heute ohne weiteres möglich, für einen legalen Erwerb für jeden Konsumenten Höchstmengen festzulegen und mit DNA- oder Microtagging eine unerlaubte Weitergabe an andere sicher nachzuweisen.

Nur unter solchen Bedingungen ist es gerechtfertigt, unerlaubten Handel/Weitergabe irgendwelcher Drogen strafrechtlich zu sanktionieren, wenn also legale Bezugsmöglichkeiten bestehen und dennoch ein illegaler Weg gewählt wird.

LG

Praxx
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Luise
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 19.07.2015
Beiträge: 153

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2015 18:18    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Fritze,

du hast alles so gut erklärt, dass selbst ich es so einigermaßen verstanden habe.
Genauso wie du es beschrieben hast, geht es meinem Sohn.
Seine Psyche ist angeknackst und er hat sich verändert. Du hast mir im Thread
"Nur für heute..." soviel geschrieben, unter anderem auch, dass du mit der Substitution ein ganz normales Leben führen kannst. Und das geht mir jeden Tag durch den Kopf. Die Einstellung würde ich mir für meinen Sohn wünschen.
Jeden Tag versuchen wir gute Gespräche zu führen, aber wenn die zu lang
werden, hält er es nicht aus. Bei bestimmten Themen ecken wir an. Weil wir ihn nicht verstehen und er uns nicht. Das heißt, dass es immer noch sehr schwer ist
sich in die Suchtkrankheit reinzudenken.
Auch wenn es für Suchtkranke sehr schwer ist, alles zu bewältigen, ist es für Angehörige nicht weniger schwer.
Ich weiß es passt nicht ganz hierhin, würde mir aber wünschen, dass niemand
seine Familie, Partner/in, Freunde verurteilt wenn es nicht immer ganz klar oder schwer ist all das was mit Suchtkrankheit zu tun hat zu verstehen.
Wobei ich persönlich mir viel Mühe gebe alles über die Krankheit zu erfahren.
Dazu gehört auch, dass Wissen im Umgang Substitutionsprogramm!
Wenn ich mich nicht in diesem Forum angemeldet hätte, hätte ich heute sicher nur die Information der Selbshilfegruppe, Ärzte und die Drogenberatungsstelle.
Keiner von den Leuten kann das Empfinden und erklären wie all die Leute die hier von ihrem wahren Leben berichten!
Ein großes Lob an alle User von denen ich schon sehr viel gelernt habe im Umgang mit Suchtkrankheit.

Danke und macht weiter so
Liebste Grüße
Luise Smile
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Los Fritzos
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 08.09.2015
Beiträge: 982

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2015 21:24    Titel: Antworten mit Zitat

@Luise
Das freut mich, dass du hier im Forum Antworten auf deine vielen Fragen finden konntest.
Du kannst dich jederzeit an das Forum wenden, wenn du auf weitere deiner Fragen keine Antworten findest. Wir werden dir gern helfen.

@helrunar
Du hast Recht damit, dass Diamorphin keine Zulassung in Österreich hat. Aber auch in Deutschland wird bisher nur ein sehr geringer Teil damit behandelt, was an den schwer erfüllbaren Auflagen für Patienten, Ärzte und Praxen liegt.



@raledemi
Mit deinem persönlichen Eindruck, Bubrenorphin wäre bereits am Methadon vorbeigezogen, liegst du wohl falsch.

Ich habe mal einen Link ausgegraben, der die statistischen Auswertungen des Substitutionsregister als pdf-Datei zeigt:

http://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Bundesopiumstelle/SubstitReg/Subst_Bericht.pdf?__blob=publicationFile&v=11

Gruß, Fritze
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raledemi
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 14.06.2015
Beiträge: 80

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2015 22:08    Titel: Antworten mit Zitat

Praxx hat Folgendes geschrieben:
Die Substitution, wie sie heute ist, ist sozusagen der "kleinste gemeinsame Nenner" von Gegnern und Befürwortern.

Es gibt eine Streitschrift einer britischen Arbeitsgruppe ("After the war on drugs - blueprint for regulation", deutsch "Nach dem Krieg gegen die Drogen - Modelle für einen regulierten Umgang", Hrsg Akzept e.V.)

Die Autoren propagieren einen legalen, regulierten Zugang zu allen Drogen für Erwachsene, und zwar zu Bedingungen, die eine Abhängigkeit möglichst vermeiden, den Gesundheitsschutz der Konsumenten gewährleisten und eine Diffusion in einen Schwarzmarkt verhüten. Bei schon bestehender Abhängigkeit wird weiter eine kontrollierte Abgabe unter anderen Bedingungen als der gegenwärtigen Substitution empfohlen.
Es ist heute ohne weiteres möglich, für einen legalen Erwerb für jeden Konsumenten Höchstmengen festzulegen und mit DNA- oder Microtagging eine unerlaubte Weitergabe an andere sicher nachzuweisen.

Nur unter solchen Bedingungen ist es gerechtfertigt, unerlaubten Handel/Weitergabe irgendwelcher Drogen strafrechtlich zu sanktionieren, wenn also legale Bezugsmöglichkeiten bestehen und dennoch ein illegaler Weg gewählt wird.

LG

Praxx


Danke sehr für den hinweis auf diese interessante Lektüre.

Diese Sache muss auf jeden Fall anders angegangen werden als es heute geschieht aber ich bin der Meinung um die Kriminalität die durch den krieg gegen Drogen verursacht wurde zu bekämpfen oder vielleicht sogar auszulöschen müsste jegliche Regulation auf dem Level von Alkohol und Tabak funktionieren alles andere wäre weiterhin Verschwendung von Ressourcen.

für alle interessierten hier der geht es zum original text:
http://www.tdpf.org.uk/sites/default/files/Blueprint.pdf

grüsse>raledemi
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raledemi
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 14.06.2015
Beiträge: 80

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2015 23:00    Titel: Antworten mit Zitat

Los Fritzos hat Folgendes geschrieben:
@raledemi
Mit deinem persönlichen Eindruck, Bubrenorphin wäre bereits am Methadon vorbeigezogen, liegst du wohl falsch.

Ich habe mal einen Link ausgegraben, der die statistischen Auswertungen des Substitutionsregister als pdf-Datei zeigt:

http://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Bundesopiumstelle/SubstitReg/Subst_Bericht.pdf?__blob=publicationFile&v=11

Gruß, Fritze


ich habe nicht behauptet das zur zeit mehr Buprenorphine als Methadon und seine Derivate wozu auch Levomethadon gehört verschieben wird und aus diesem statistischen bericht kann man die medizinische Präferenz der Ärzte bezüglich des mittels 1. Wahl für die Substitution nicht herauslesen.
nun guck mal wo der Fehler ist Wink

grüsse>raledemi
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Los Fritzos
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 08.09.2015
Beiträge: 982

BeitragVerfasst am: 9. Nov 2015 06:08    Titel: Antworten mit Zitat

Das Problem in Deutschland ist, dass der individuelle Einsatz der Substitutionsmittel nur.zweitrangig durch den behandelnden Arzt bestimmt werden darf.
Das ist meiner Meinung nach ein starker Eingriff in die Entscheidungsfreiheit der Mediziner.

Sinnvoll wäre meiner Meinung nach, dem Arzt hier keine Vorschriften zu machen.
Jeder Patient sollte individuell gesehen werden. Heute ist es ja leider so, dass ein Ausweichen auf andere Mittel nur aufgrund von Unverträglichkeiten machbar sind.

Gruß, Fritze

PS: Jetzt pisst es da draussen auch noch. So eine Kacke!
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 9. Nov 2015 15:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Fritze,
im Prinzip dürfen das schon die Ärzte bestimmen - es gibt zB Praxen, die ausschließlich mit Pola substituieren, weil sie einen 16.000 € teuren Dosierautomaten dastehen haben, der die Dokumentation erheblich vereinfacht und jede Menge Arbeitszeit spart.
Die Position 1 für Methadon geht schlicht auf das "Wirtschaftlichkeitsgebot" des SGB V zurück, nach dem grundsätzlich nur ein Anspruch auf zweckmäßige und wirtschaftliche Behandlung besteht und die Kasse darüber hinausgehendes grundsätzlich nicht bezahlen darf.
Bis heute sind zwar keine Regresse wegen Substitutionsmitteln verhängt worden, aber auch ein bloßer Prüfantrag kostet viel Zeit für die Stellungnahme. Mit Methadon ist man halt in dieser Hinsicht auf der sicheren Seite.

LG

Praxx
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Los Fritzos
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 08.09.2015
Beiträge: 982

BeitragVerfasst am: 9. Nov 2015 16:27    Titel: Antworten mit Zitat

@Praxx
Der Dosierapperat hat doch keinen Einfluss darauf, ob man Methadon bzw. Polamidon vergibt.
In meiner Praxis gibt es auch einen solchen Apperat (MedoSys Pro), in dem ausschließlich Methadon läuft. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass dort kein Patient mit Polamidon (außer eventuell TH, weiss ich aber nicht) behandelt wird.
Da das Methadon ja in der Apotheke zubereitet wird, nimmt diese von jeder Ansatzflasche eine Probe und lässt die tatsächliche Konzentration im Labor (auf eigene Kosten) bestimmen. Die Flasche kommt also erst zum Doc, wenn die Probe in Ordnung ist.
Dies macht meine Apotheke allerdings auch bei den TH-Ansätzen, weil es ja immer wieder Beschwerden gibt, das Methadon wäre zu schwach. Das Problem kennt wohl jede Apotheke, die auch Methadon ansetzt.

Gruß, Fritze
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nebukadnezar
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4294

BeitragVerfasst am: 9. Nov 2015 16:41    Titel: Antworten mit Zitat

Mehr als traurig, wenn wirtschaftliche und Gründe der Zweckmässigkeit vorgeben,
wie ein Patient behandelt wird. Gilt wohl in erster Linie für Kassenpatienten?
So lange ich Privatpatient war, war ich auch ´normaler Patient´. Mit der Änderung
zum Kassenpatienten hat sich das nach 6 Mon. geändert, ob´s daran lag, dass die
Kripo in der Praxis zu Besuch war oder die Kassenänderung?
Isch weiss es nicht?

LG N
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JP
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 22.01.2015
Beiträge: 1554

BeitragVerfasst am: 9. Nov 2015 17:55    Titel: Antworten mit Zitat

In meiner alten Praxis gab es einen Automaten der sowohl Pola als auch Metha ausgegeben hat.

In meiner jezigen Praxis, ist das so geregelt das die Apotheke alles in Fläschen macht und einen Namen drauf klebt und die in der Praxis nur noch jeden das Fläschen geben muss.

Habe der Informations Tussi schon mal gesagt wie Dumm das ist, das sie mit so einen Automaten die Apotheken Gebühren sparen würden,
was das wohl kosten tut wenn die tägliche die 150 Fläschen abfüllen muss Laughing
Dann sagte sie "Ohne dann haben wir ja noch mehr Arbeit" darauf hin habe ich ihr gesagt dann sollen sie mit den neuen Pola und Metha Tabletten arbeiten,
hat hat sie 5-6 Döschen mit unterschiedlich großen mg Tabletten vor sich und muss jeden nur seine mg Menge geben,
ist auch nicht mehr Arbeit als das richtig Fläschen mit den richtigen Namen zu suchen.

Aber ist ihr auch zu stressig wollen wohl nicht mehr Geld verdienen,
für uns wären Tabletten auch Vorteilhafter.
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Praxx
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 9. Nov 2015 19:49    Titel: Antworten mit Zitat

@JP
In der Regel gehört der Automat dem Apotheker, der seine Gebühren so oder so erhält. In meiner Praxis läuft das meiste aus Gründen der Praktibilität mit Tabletten, ich habe vllt noch 25% der Patienten auf "flüssige Rezepturen" eingestellt, v.a. Pola (da gibt es noch keine überall verfügbaren Tabletten).

Der Dosierautomat hat den Vorteil, dass die Kiste elektronisch die ganze Dokumentation und den Rezeptdruck mitmacht.

LG

Praxx
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JP
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 22.01.2015
Beiträge: 1554

BeitragVerfasst am: 9. Nov 2015 20:12    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für die Info Wink

LG.JP



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