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Tramaqueen77 Bronze-User
Anmeldungsdatum: 07.11.2015 Beiträge: 42
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Verfasst am: 8. Nov 2015 23:26 Titel: Erfahrungen...Tagebuch... |
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Ich versuche jetzt einfach auch mal... Ist vielleicht gar nicht so schlecht, einfach mal drauf los zu schreiben, nicht zu viel zu denken und zu protokollieren, was mit mir/mit uns so passiert.
Ich bin gerade dabei, vom Tramadol los zu kommen - ein Initialereignis gab es eigentlich nicht, nur den Augenblick inklusive Erkenntnis, dass letzt endlich einmal Schluss sein muss.
Mein Alltag hat bisher immer gut funktioniert - wobei "funktioniert" hier das entscheidende Wort ist - Spass, Wille, Emotion: schon lange nicht mehr. Das Trama frisst einen auf - das geht mir zumindest so.
Ich war mal ein total energiegeladener Mensch, immer für etwas Neues zu haben, immer bereit zum Sprung, immer am Lachen - einfach Teil eines aktiven Lebens. Dieser Mensch fehlt mir. Ich möchte mich wieder finden.
Habe so viele - viel zu viele - Tage und Wochen damit verbracht, stumpf herum zu sitzen, weil die Kraft und der Antrieb fehlt, etwas zu starten. Das gefällt mir nicht, das bin nicht ich.
Klar, ich lese noch. Ich lebe noch.
Ich atme, rede, singe (nicht allzu gut, aber wenn im Radio was Tolles läuft),; ich mach meine Witze.
Ich arbeite noch.
Aber:
Ich fühle mich als Roboter, benehme mich wie einer, rede, lebe, benehme mich wie einer.
Ich mache damit Schluß.
Und einige von Euch helfen mir schon mit - ich bin Euch so dankbar.
Morgen Termin beim Hausarzt, ein toller Mensch, dem ich alles mit Sicherheit erzählen kann. Will. Muss - um damit aufzuhören, mich selbst und andere zu belügen.
Damit aufzuhören, so zu tun, als hätte ich alles im Griff und als wäre ich immer noch "ganz normal" - ganz clean.
Bin ich nicht.
Und es tut weh, das einzugestehen. Ich werde und ich will das aber tun, um Hilfe zu bekommen; auch, wenn ich Angst vor den Konsequenzen habe - was passiert, wenn der Vater meines Kindes das mitbekommt und mir meinen Sohn wegnehmen möchte?
Dann kann ich mich nur bemühen, so stark zu sein, dass er bei mir bleiben kann.
Verdammt, ihr Lieben-
ich habe so viel Angst.
Aber ich glaube, irgendwann habe ich es geschafft.
Und dann bin ich wieder ich.
Tut mir leid, das war jetzt so viel Blabla...
musste aber mal sein...
Ich schreibe hier jetzt, so oft ich kann - einfach für den Mut und die Kraft.
Trammie |
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Cariote Platin-User
Anmeldungsdatum: 18.06.2015 Beiträge: 1134
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Verfasst am: 8. Nov 2015 23:36 Titel: |
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Hallo,
das sind sehr starke Gründe aufzuhören. Warum hast du dich so verändert? Wo ist dein Gefühl hin? Du wirst ja nicht Dauerstoned auf dem Sofa relaxen...
Merktest du, dass du eher an die nächste Dosis denkst als zB an Aktivitäten oder Hobbys?
Ich wünsche dir einen guten Anfang für deinen Entzug!
Berichte gerne wie es dir ergeht und was dein Hausarzt sagte.
Einen schönen Abend sendet Caro |
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dakini Foren-Guru
Anmeldungsdatum: 07.04.2015 Beiträge: 3361
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Verfasst am: 9. Nov 2015 14:43 Titel: |
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Hallo trammie,
wir sitzen im gleichen Boot. Ja, wie konnte es nur so weit kommen?
"Ich war mal ein energiegeladener Mensch"
Ich kann mich erinnern, jeden Morgen ging ich in den Wald, ich war den ganzen Tag aktiv, habe gelernt, mich mit anderen ausgetauscht. Das kann ich heute nur noch über das Netz, dafür reicht meine Energie. Menschen habe ich weit gehend aus meinem Leben ausgesperrt - zu anstrengend. Das ist der Gipfel der Energielosigkeit, die ich mit einigen teile.
Hier sind wir wenigstens nicht allein mit diesem Problem, allerdings komme ich allmählich dahin, synthetische Opiatabkömmlinge einer vernichtenden Kritik zu unter ziehen. Früher, vor langer Zeit, war ich auf Heroin und irgendwie war das nicht so ein endloses Problem. Ein hammer Entzug und es war vorbei. Das synthetische Zeug macht uns nachhaltig fertig, das liest sich quer durch´s Forum.Schon früher haben Junkys vor synthetischem gewarnt, aber die Pharma hat sich durch gesetzt unter den Suchtkommissionen, die sich dafür aussprachen, zu entkriminalisieren und den Leuten die Möglichkeit zu geben, arbeiten zu können.
Ich frage mich gerade, ob das nicht ein großer Fehler ist. Zu viele kleben auf ADs, Schmerzmitteln und Opiaten/Opioiden. Was wäre, wenn es das nicht gäbe, dafür mehr therapeutische Hilfe, die nur noch hinter her hinkt durch die Chemie. Eine Drogentherapie lief einstmals bis zu 18 Mo, heute max 6 Mo.Auch anderes wäre besser mit solchen Methoden zu schultern, als Pillen zu verordnen.
Der Anteil, der leben kann damit, ist relativ gering. Levi, Caro, ihr seid Positivbeispiele.
Mehr Beispiele kenne ich, die hohen BK haben. Pillen aller Art, Alkohol und manche Pulver noch dazu.
Ist das zulässig, dieses Fass mal auf zu machen?
Der thread ist einer von vielen, die in die gleiche Richtung zielen. Hilfe, ich hänge auf dem Zeug und gut geht es mir auch nicht.
Ich möchte Deine persönlichen Probleme nicht neben runter fallen lassen, aber gerade dachte ich, HALLO WACH, was ist hier eigentlich los?
Eine Mutter, die Angst hat, ihr Kind zu verlieren, weil sie süchtig gemacht wurde. Irgendwer hat Dir das doch aufgeschrieben, oder?
Ich hab einen Internisten, der mir gleich mal 50 Valium gegen Angstzustände auf schrieb damals. Ich habe schon lange keine Angst mehr. Seit 5 Jahren bekomme ich diese Dosis, einmal im Quartal, ohne, dass der Arzt mich je wieder gesehen hätte, läuft per Post auf 200km Entfernung. Sicher könnte ich auch mehr bekommen. "Angst" ist die med Rechtfertigung.
Klebt die halbe Nation auf Medikamenten? Blutdrucksenker etc nicht zu vergessen...da stimmt was ganz gewaltig nicht!
Trammie,entschuldige den Ausflug, aber das scheint mir insgesamt doch nicht unerheblich zu sein. Mach Dir nicht so viele Sorgen, denke lieber daran, wer Du bist und verfolge das Zeil der Abstinenz. Niemand kann Dir Dein Kind einfach so weg nehmen, da muss viel mehr passieren. Außerdem geht es ja nicht um Heroin oder ähnl. Es ist ein Schmerzmittel und viele sind süchtig geworden mit Rheuma, Rückenbeschwerden etc.
Das einzige, was wichtig ist, ist Deine Gesundheit!
Hol sie Dir zurück! Ich drück Dir ganz fest die Daumen |
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Tramaqueen77 Bronze-User
Anmeldungsdatum: 07.11.2015 Beiträge: 42
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Verfasst am: 9. Nov 2015 22:25 Titel: |
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Dakini,
ich kann Deine Gedanken so gut nachvollziehen!
Diese Pharmaprodukte werden so schnell verschrieben und so unkontrolliert ausgegeben - klar, wir "Patienten" haben auch eine Eigenverantwortung, zu kontrollieren, was wir da nehmen - aber ohne Aufklärung?
Die Firmen möchten ihre Produkte verkaufen und Geld damit machen - das ist doch so viel billiger als kompetente therapeutische Hilfe, da hast Du absolut recht.
Wobei ich - wie im anderen Thread schon hochfreudig beschrieben - heute endlich mal wieder ein positives Arzterlebnis hatte. Habe mich endlich geoutet - gegenüber meinem HA - und ich hatte wirklich mit Arroganz gerechnet bzw. mit dem Spruch, dass Menschen aus medizinischen Berufen ja wohl wissen sollten, wie sie mit Opioidanalgetika umzugehen haben.
Aber Herr Dr, R. sagte nur.: Frau K., wir kennen uns jetzt schon so lange. Sie können das Präparat nicht einfach so absetzen, das müssen wir (!) ausschleichen. Das wird einige Wochen dauern. Mist, ich sehe, Sie sind bei der Krankenkasse A** versichert, die stellen sich immer so furchtbar an bei dem Präparat. Egal. Sie sind jetzt chronischer Schmerzpatient.
Dann hat er die tägliche Dosis mit mir besprochen und dass ich nächste Woche zum Runterdosieren wieder kommen soll.
Bei Entzugserscheinungen soll ich kommen, wann es nötig ist; zur Not substituiert er Tropfen, aber die nur in der Praxis.
Dass es diesen Müll überhaupt geben muss!
Sorry, das ist wieder mal viel zu lang geworden.
In den Wald gehe ich übrigens trotzdem jeden Tag, denn ich wohne mitten drin - das ist wunderbar. Habe von einer Forums"Kollegin" den Tipp bekommen, einfach los zu laufen, wenn mich der Affe packt, und das war ein guter Ratschlag - habe bald den fettesten Hund aller Zeiten...
Tut mir leid, dass es wieder so viel geworden ist.
Einen schönen Abend Dir!
LG Trammie |
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Tramaqueen77 Bronze-User
Anmeldungsdatum: 07.11.2015 Beiträge: 42
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Verfasst am: 9. Nov 2015 22:31 Titel: |
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...und was mein Kind betrifft: es ist der Vater, der jeden Fehler meinerseits als gefundenes Fressen ansieht. Mein Sohn ist fast 14 und verweigert seit zwei Jahren den Kontakt. Ich bin durch den Vater verklagt worden, den Jungen zu beeinflussen, mein Sohn musste (!) in psychologische Behandlung (nach der die Psychologin zu mir sagte, ich hätte ein tolles Kind und solle genau so weiter machen); die Schule wurde anwaltlich durch den Vater belangt, Informationen vorzuenthalten.. muss ich noch weiter machen?
Wenn davon auch nur ein bißchen durchsickert, wird der ganze Mist von vorne los gehen. Und für mein Kind ist das die Hölle.
Das ist meine Angst; eine der größten. |
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