kontrollierter Drogenkonsum?

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James09
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Anmeldungsdatum: 13.04.2015
Beiträge: 766

BeitragVerfasst am: 17. Jan 2016 14:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Praxx,
Du hast ja mal erwähnt, dass Du gewissen Drogen nicht abgeneigt warst in Deiner Jugend oder etw. später..
Warst Du abhängig von einer Substanz?
Was war denn ausschlaggebend, also Dein Entschluss es zu lassen u in eine andere Richtung zu gehen?
Grüße, James
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Kamikaze1970
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 16.01.2014
Beiträge: 421

BeitragVerfasst am: 17. Jan 2016 14:21    Titel: Antworten mit Zitat

@rock: Also, die WHO hat aufgrund langjähriger Erfahrungen, das bisherige Behandlungsziel bei Substitution, die Abstinenz als veraltet gewertet.
Vereinzelt habe ich auch schon von Substis gehört, die ihren Arzt nicht dazu bewegen können, mit der Dosis, egal ob Metha, Pola, Bupre oder jetzt auch retardiertes Morphin, ihre Dosis langsam zu senken.
Oft hat der Arzt vielleicht schlechte Erfahrung damit gemacht, in der Form, das der Substituierte wieder vermehrt Rückfälle baut oder sonstiges.
Da es aber immerhin um UNSEREN Körper geht, denke ich das jeder Substituierte das Recht haben sollte, über seine Dosis zu entscheiden. Natürlich nur nach unten hin, also weniger konsumieren.
Wenn der Patient psychisch stabil ist, am besten noch eingebunden in die Gesellschaft mit Arbeit, Freundin/ Frau usw. gelingt das auch am besten.
In diesen Fällen ist es eine Unverschämtheit vom Arzt, dem guten Willen einen Riegel vorzuschieben. Im Zweifel würde ich die involvierte Drogenberatung, noch besser den psychosozialen Betreuer mit einbeziehen, schließlich kennt er die betreffende Person oft ganz gut. Wenn alle Stricke reißen, muss man sich halt einen neuen Substi-Arzt suchen, was auf dem Lande naturgemäß auf erhebliche Schwierigkeiten hinauslaufen kann, da es dort oft nur sehr wenige Ärzte gibt, die überhaupt Substitution anbieten.
Und der Beginn einer Abdosierung ist doch nicht gleichbedeutend mit dem Ziel einer (evtl. erwünschen) Abstinenz. Oftmals hat der Patient unangenehme Nebenwirkungen, die mit einer Dosisreduktion oft verschwinden, oder zumindest eine Besserung bringen sollte.
Und es ist gar nicht mal so selten, das ein Opiatabhängiger in eine Praxis kommt, und von vorneherein dem Doc sagt," Ich bin noch nicht so lange drauf, oder nur niedrig dosiert und möchte für ein paar Wochen z.B. Metha oder Bupre, welches dann in ständigen, kleinen Schritten auf die ersehnte 0 abdosiert wird.
Aber in dem Fall geht das Engagement ja vom Kunden aus. Von vorneherein ist klar, es wird ein zeitlicher Rahmen gesteckt, innerhalb dessen auf 0 reduziert wird. Ist ja auch in Ordnung.
So wie Du geschrieben hast, man beginnt eine normale Substi und der Arzt redet von Anfang an, das die Abstinenz das Ziel sei, habe ich noch nie mitbekommen. Normal wird ja erst einmal die Dosis festgelegt, die ersten Tage, wo man halt noch etwas höher oder auch mal etwas weniger bekommt. Bis der Pat. sich einigermaßen wohl fühlt. Und das wird dann i.d.R. erst einmal ne ganze Zeit lang beibehalten.
Mir ging es darum, das entgegen neuer medizinischer Erkenntnisse, die auch in der WHO Zustimmung fanden, in Deutschland IMMER, ohne Ausnahme, das Endziel die Abstinenz sein muss. Das dieses nicht funktioniert wissen fast alle Abhängigen, Suchtmediziner und Therapeuten.
Ich glaube wir alle kennen reichlich Menschen, die seit über 30-40 Jahren sind, und nie wieder ohne Metha/ Pola usw. leben können- und wollen.
Und das ist für diese Leute auch in Ordnung, aber widerspricht den deutschen Leitlinien der Sucht/ Drogenpolitik.
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 17. Jan 2016 18:03    Titel: Antworten mit Zitat

Also erstmal @James...

experimentiert und wieder gelassen - mehr war da nicht

@Kamikaze

Ich kann die Arbeit von Kollegen nicht beurteilen, kenne ja die Situation nicht.

Was ich oft erlebe, ist folgende Situation: Ein Klient wünscht urplötzlich eine Dosisreduktion, will vielleicht in ganz kurzer Zeit auf Null kommen... meist viel zu schnell und damit höchstes Risiko, eine Bauchlandung hinzulegen... natürlich bremse ich da, ich habe schließlich eine "Garantenstellung"

Oder andere "Experten": Immer wieder verpasste Vergaben, BK quer durch den Garten - und plötzlich der Wunsch nach einer Dosisreduktion (wahrscheinlich, damit die Schore besser wirkt)...

Also Tipp: Besprecht das rechtzeitig mit eurem Arzt, was ihr warum vorhabt - dann funzt das auch. Wir sehen doch, wie es anderen ergeht , die sich zuviel auf einmal zumuten und am Ende schlechter dastehen als vorher. Ihr dürft da ruhig ein bißchen darauf vertrauen, dass eure Ärzte meistens wissen, was sie tun (hoffe ich zumindest)

LG

Praxx
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Kamikaze1970
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 16.01.2014
Beiträge: 421

BeitragVerfasst am: 17. Jan 2016 21:36    Titel: Antworten mit Zitat

@Praxx: Sorry, hatte die Frage, warum Oxy für mich teuer sei, vergessen zu beantworten.
Als ich vor drei Jahre zu meinem Arzt ging, und ihm die inzwischen sechste-siebte Woche Schlaflosigkeit bedingt durch RLS schilderte, meinte er, es sei ja eine typische Reaktion auf meinen Opioidentzug.
Irgendetwas anderes um mal 2-3 Tage schlafen zu können, gab er mir auch nicht.
Wie ich schon geschrieben habe, ist mein letzter klin. Entzug diesen Januar genau drei Jahre her. Drei Wochen Klinik, Ende Januar clean entlassen, mit dem Wissen, am 01.03.13 eine neue, anspruchsvolle Arbeit anzutreten.
Und als es gegen Ende Februar ging, und ich immer noch zappelte wie ein Fisch an Land, durch den langen Schlafentzug zermürbt, aggressiv, frierend, kein Appetit und keine Kraft haben, bis ich dann zum Doc.
Dann kam der Spruch das sei normales RLS bei Opioidentzug, ich solle mich nur gedulden, alles wird gut...
Als es drei Tage vor dem ersten immer noch kein Stück besser wurde, bekam ich Panik, dass ich in dem Zustand meine Arbeit mit Sicherheit NICHT packen würde. Für die Arbeit muss ich Verhandlungssicher englisch, leider aber auch halbwegs Französisch sprechen- ergo musste ich meine Sprachkenntnisse, vor allem in französisch aufpolieren. Das klappt aber keinesfalls, wenn man seit Wochen kaum schläft, und sich stattdessen die Beine aus Schmerz, Wut und Schlafmangel grün und blau schlägt- so fertig war ich zu dem Zeitpunkt.
Also besorgte ich mir von einem Bekannten, der Oxy´s verschrieben bekommt, aber nur selten nimmt. Er raucht lieber Shore für seine Schmerzen (er hat heftige Durchblutungsstörungen in den Beinen und Füßen, wo ihm schon mehrere Zehen amputiert und ein Teil der li. Verse abgenommen werden musste.
Von dem Geld für die Oxys, kauft er sich dann Shore.
Wenn ich die Möglichkeit hätte, in eine Substi mit ret.Morphin zu kommen, würde ich es SOFORT machen. Aber 1) lebe ich hier recht ländlich, und die beiden Substi-Ärzte der Umgebung geben bisher keinem Morphin, soweit ich gehört habe. Und selbst wenn, müsste ich dann meinen Job aufgeben, der mich viel durch die Welt kommen lässt, und mir endlich mal Spaß macht. Da bin ich auch nur mit Vitamin B dran gekommen, weil der jüngere Sohn vom Chef machte in der gleichen Station Entgiftung wie ich. So etwas bekomme ich NIE wieder, ohne Wirtschaftsstudium. Und das alles müsste ich aufgeben, wenn ich in Substi gehen würde, weil ich von 8-17.30 Uhr arbeite, sehr oft auch deutlich länger. Oder bin mit Chef für 5 Tage in Westafrika...
Das haut nicht hin, mit täglich kommen, mind. halbes Jahr- oder in Ausnahmefällen nur drei Monate. Es scheint hoffnungslos, aber falls ich mal arbeitslos werden sollte, gehe ich sofort in Substi, mit ret. Morphin.
Nach 10 Jahren phlegmatischen Leben auf Methadon(lustlos, dicker geworden, keinen Job über 4 Monate durchgezogen...) und drei gescheiterten Versuchen mit Buprenorphin (schlecht geschlafen, hibbelig, Kopfschmerzen, frieren, kein Appetit usw.) - welches sich für mich fast wie Speed anfühlt. Das habe ich vor Jahren mal in einer Entgiftung gesagt, als ich das allererste Mal Bupre bekam, um mich von Metha runter zu holen. Das Bupre lässt mich innerlich nicht zur
Ruhe kommen.
Sorry für langen Text,

lg
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Oldmen
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 04.03.2012
Beiträge: 185

BeitragVerfasst am: 17. Jan 2016 21:58    Titel: Antworten mit Zitat

Ich sage es mal so.

Ein kontrollierter Konsum ist möglich wenn man die nötige Willenskraft hat.

Bei mir ist es jedenfalls so, ich benötige das nicht unter der Woche sondern nur dann wenn es auf Party geht.

Mein Zeug liegt Zuhause.
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coldworker
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 05.01.2016
Beiträge: 155

BeitragVerfasst am: 18. Jan 2016 10:47    Titel: Antworten mit Zitat

ja ich hätt halt sooooo irrsinnig gern, dass das ganz war, wie in den ersten paar jahren, als ich angefangen habe. da hab ich was genommen, wenn ich bock hatte und die stimmung passte. und wenn mal 3 monate nix los war, hab ich auch kein problem damit gehabt...

ich verfluche den tag, als ich nach ner party mal ne nase heroin zum runterkommen aufgelegt bekommen hab...da war der zug dann schon abgefahren wweil am nächsten tag war ich schon selber auf

und jetzt bin ich megahoch substituiert und fress benzos jeden tag -ä und alles is in den letzten 15 jahren in den arsch gegangen...

wenn jetzt ne gute fee kommen würde, und mir einen wunsch geben würde, würd ich mich dazu entscheiden, nochmal (schulmäßig) in der unterstufe anzufangen, denn da war die welt noch so halbwegs in odrdnung ( wenn man den missbrauch und die mishandlungen innerhalb dr famielie mal weglässst...)

aber das is ja, was sich jeder drogensüchtige will, wieder einen "kontrolliereten konsum" - mit MDMA, speed, extasy oder so gehts mit kontrollieren, aber das ist als SUCHTKRAKER einfach nicht möglich - heißt ja nicht umsonst "krank", aber sobald du den schritt machst, dich einstellen zu lassen, ist die sache schon gelaufen und es geht nur mehr bergab.

die ärzte reden immer von "willst du den rest eines lebens so dahinvegetieren und eigentinitiative ergreifen" - ja das lässt sich leicht sagen als nicht betroffener - denn es kann (ausser den ärzten sagen wir mal zu 7ß %) niemand nachvollziehen, was das für ein leben ist als abhängiger und dass die efolgsquote von nachhaltig clean bleibenden leuten bei 7 % liegt...kommt ja nicht irgendwoher...

klar gibt es verhältnismäßig viele leute, dies wirklich auch n achhaltig geschafft haben, aber wenn du im knast warst, 11 jahre nix gearbeitet hast, keinen abschluss vorweisen kannst - WER stellt dch da bitte ein? NIEMAND! und so schauts aus im schneckenhaus...

grüße
C
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rock
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 16.03.2015
Beiträge: 2481

BeitragVerfasst am: 18. Jan 2016 12:29    Titel: Antworten mit Zitat

coldworker hat Folgendes geschrieben:
... dass die efolgsquote von nachhaltig clean bleibenden leuten bei 7 % liegt...kommt ja nicht irgendwoher...

klar gibt es verhältnismäßig viele leute, dies wirklich auch n achhaltig geschafft haben, aber wenn du im knast warst, 11 jahre nix gearbeitet hast, keinen abschluss vorweisen kannst - WER stellt dch da bitte ein? NIEMAND! und so schauts aus im schneckenhaus...

Die 7% beziehen sich auf jene, die in irgendeiner Weise registriert sind. Wenn jemand aus der Substi geht, ist er weg. Ob clean oder nicht, wer registriert das ?
Und die, die's schaffen, ohne zum Arzt zu gehen - das sind die meisten von jenen, die's nachhaltig schaffen - deren Zahl kennt keiner.
Die Anforderungen, die Du im letzten Absatz anführst, erfülle ich LOCKER. Knast ? Selbstverständlich ! Abschluß zB mit 19 Jahren Verspätung ... Und trotzdem hab' ich's bis zum Managerhut geschafft, hatte später meine eigene erfolgreiche Firma von wo aus ich in Pension gegangen bin. Und ich bin kein Einzelfall ! Ganz und gar nicht !
Es gibt erstaunlich viele, welchen man nachgesagt hat, sie werden keine 30, dann keine 40 etc. Trotzdem stehen sie heute gut da. Trotz Knast, trotz verpaßter Ausbildung. Klar ist es mit Arbeit verbunden, von selbst geht's nicht. Es ist sogar viel Arbeit, besonders dann, wenn man nebenher noch immer d'rauf ist. Aber es geht. Jene, die Dir das zeigen könnten, binden es Dir nicht auf die Nase. Sie fallen nicht auf, weil sie eben (auch) ein "normales" Leben führen.
Wenn man im Voraus schon sagt, daß es nicht geht, dann schießt man sich in's eigene Knie. Die Erfahrungen Anderer sind in dem Fall wertlos, weil Du einzigartig bist und Du zu einem Bewerbungsgespräch gehst und nicht irgendwer. Mit der rechten Einstellung findest Du auch was.
Ein Tipp: gaaanz bescheiden sein, ganz unten anfangen. Dort ist es am leichtesten, positiv aufzufallen, herauszustechen aus der Masse. Oben wird die Luft dünner, das ist ein schlechter Einstieg. Von oben fällt man leicht, ist man nicht schon gefestigt in seiner Position.
Klettert man hoch, kennt man den Weg und ein Rückschlag ist weniger dramatisch.
Cheers
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coldworker
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 05.01.2016
Beiträge: 155

BeitragVerfasst am: 18. Jan 2016 18:53    Titel: Antworten mit Zitat

@ rock

das mag sein, was du alles geschrieben hast, aber ich hab das in den letzten eineinhalb jahren so erlebt, dass mich NIEMAND eingestellt hat, sobald die frage auf den tisch kam "Wo hamsn is letzte moi goabeit?"
und dann kommt noch dazu, dass ich in der I-Pension bin aber von der PVA aus darf jeden job annehmen, nur verkürzt sich dannn halt die pension (logisch).
und ich hab die woche mind. 2 - 3 bewerbungen geschickt. und wenn mal wer geantwortet hat und ein vortellungsgespräch zustande geommen is, war spätestens bei der pension ende gelände ( und das MUSS ich angeben)

bei der firma, wo ich mich als letztes beworben hab, wos um nen tellerwäscherjob in nem restaurant ging, und er mich gefragt hat, wo ich denn das lezte mal gearbeitet habe, hat er zu mir gesagt "tut mir leid, wir brauchen da wen mit BERUFSERFAHRUNG (!) das muss man sich halt reinziehen!

mittlerweile kann mich der vater staat gehörig am arsch lecken und geh neben der I-Pension schwarz bei nem freund arbeiten!

und klar wird die dunkelziffer der leute, dies geschafft haben, ich meine wirklich geschafft mit 15 jahren clean sein, ein bissl höher. von mir aus halt dann 15 %

gruß
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