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She.Says.No Bronze-User

Anmeldungsdatum: 21.01.2016 Beiträge: 25
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Verfasst am: 22. Jan 2016 00:17 Titel: Die bittere Pille - Tilidinsucht und geplanter Entzug |
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Hallo Zusammen!
Ich lese hier schon seit Monaten mit und auch wenn ich keine Ahnung habe, was ich mir von diesem Beitrag erhoffe, muss ich meinen Kopf freikriegen, Menschen beschuldigen die nichts für die Situation können, Entschuldigungen für mein Verhalten suchen..
Ich glaube ich fange einfach ganz von vorne an.. Wer nicht alles lesen möchte, ich markiere den Part der nicht vom aktuellen Geschehen handelt kursiv, freue mich trotzdem wenn sich irgendjemand die Mühe macht und alles liest!
Ich bin jetzt 29 Jahre alt, geboren wurde ich in Bosnien, habe den Krieg dort hautnah erlebt, wir mussten flüchten und 2000 kamen wir dann nach Deutschland. Meine Mutter ist schon 1996 ausgewandert und wir blieben mit meiner Oma in einer baufälligen Ruine. Wie habe ich diese Jahre nur gehasst und mittlerweile auch verdrängt, irgendwie.. Egal, back to Topic..
In Deutschland angekommen, wieder bei Mama war wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.. Sie hatte in der Zwischenzeit geheiratet und auch mit dem Stiefvater kamen wir gut klar. Das Leben lief seinen Lauf, wir mussten Deutsch lernen, Schulabschlüsse machen und und und.
Man steckte mich in eine achte Klasse an einer Hauptschule und da war ich einfach fehl am Platz. Den Stoff kannte ich schon seit mindestens zwei Jahren, die Sprache war keine Barriere - leider - und ich lernte Menschen kennen.. Menschen die genauso in der verdammten Pubertät steckten, allerdings sehr viel weniger Hemmungen hatten als ich, das Mädchen das in einem Bergdorf aufwuchs und jeden Sonntag in die Kirche ging, ob es nun Bomben regnete oder nicht!
Alkohol, Zigaretten, Parties, Kiffen.. Das letzte sagte mir nicht zu, der Geruch ruft bis heute Übelkeit hervor.
Mit 16 könnte man endlich in die Disco und um Mitternacht musste man raus. Statt nach hause zu gehen tümmelten wir uns noch in der Stadt herum und landeten nicht selten in einer Stripbar, die Jungs und wir Mädchen zusammen..
Mit 17 stand ich dann das erste mal selber auf so einer Bühne und entkleidete mich. Das Geld war leicht verdient und damals gab es noch keine "zusätzlichen Leistungen", im Gegensatz zu heute war es richtig keuch und anständig Also stand ich ab da jedes Wochenende auf irgendeiner Bühne, trank billigen Champagner der für horrende Summen verkauft wurde und kassierte, ließ mir die Hausdollar in den Bund des Höschens stecken und tauschte diese nach der Arbeit in Bares um..
In der "realen Welt" machte ich derweil meinen Hauptabschluss, den Realabschluss, fing eine Ausbildung an und schmiss diese weil ich den Platz am Gymnasium bekam um mein Abitur zu machen. Trauriger Weise, musste ich all das nicht vor meiner Mutter verheimlichen, denn sie hat es sehr früh herausgefunden und statt mit eine Schelle und lebenslanges Hausverbot zu erteilen, lachte sie darüber und zog mit mir los um neue "Arbeitsschuhe" zu kaufen.
In der 12 Klasse lernte ich IHN kennen. Das war Liebe auf den ersten Blick, leider nur von meiner Seite aus - erstmal. Wir gingen aus, haben gefeiert, Sex gehabt und dann packte er eine "Überraschung" aus. Koks.
Bis dahin habe ich nie Drogen genommen weil ich zu viel über die Wirkungen und Nebenwirkungen wusste. Kokain war für mich die einzige annehmbare Droge, denn nichts hasse ich mehr als keine Kontrolle über meinen Körper zu haben. Wir haben dann natürlich fröhlich unsere Lines gezogen, gefeiert, Schluss gemacht und uns vertragen und das immer wieder im Kreis, bis er meine "beste Freundin" schwängerte (Später stellte sich heraus, dass das Kind gar nicht seines war 😭). Zu dem Zeitpunkt waren wir allerdings verlobt und ich erlitt eine Fehlgeburt in fortgeschrittener Schwangerschaft (die nicht durch Drogen ausgelöst wurde, denn schon lange vor der Schwangerschaft nahm ich nichts mehr).
Da zog ich einen Schlussstrich, konzentrierte mich auf die Schule und fing mein Studium an. Immer wieder tauchte er unvermittelt auf, rief mitten in der Nacht an, machte irgendwelche lächerlichen Heiratsanträge und gab schließlich irgendwann auf.
Während des Studiums fing ich an zu reiten und erlebte einen bösen Sturz, man vermutete gebrochene Wirbel aber es war dann doch nicht so tragisch. Ich lag Zuhause und hatte wahnsinnige Schmerzen weil ich keine Schmerzmittel nehmen wollte da ich immer Angst vor Abhängigkeit und Nebenwirkungen hatte. Meine Mutter brachte mir ihre Medikation, erzählte mir von der super tollen Verträglichkeit und des Wundermittels Naloxon, welches eine Abhängigkeit verhindern sollte. Da ich damals meine Mama noch super "cool" fand, habe ich das nicht hinterfragt sondern mich über schwindende Schmerzen und ein schönes wattiges Gefühl gefreut. Erst immer sporadisch und dann immer regelmäßiger. Nachschub zu bekommen war wahrlich nicht schwer( auch heute noch nicht) da ich eine Begründung und außerdem tolle Brüste (auch heute noch so 😭) hatte. Ich habe ernsthaft jahrelang geglaubt ich wäre nicht abhängig, ich habe jahrelang nicht nachgeforscht was Naloxon wirklich ist sondern steigerte die Dosen und erfreute mich des Lebens.
Ich lernte meinen Mann kennen (eigentlich fing da die regelmäßige Einnahme erst an, davor waren immer lange Pausen und kurze Einnahmezeiten) ging ins Ausland für eine ganze Weile zum Studieren, kam zurück und heiratete..
Dann wurde ich schwanger. Zum Glück erkannte ich aber im Jahr zuvor, dass ich doch süchtig bin und fand heraus was Naloxon ist. Also rief ich bei Embryotox an und lies mich beraten, beschloss die Dosis lediglich aufs Minimum zu reduzieren. Womit ich nicht gerechnet habe war die Schwangerschaftsübelkeit und mein Mann. Plötzlich war ich Clean und das ohne großartige Entzugserscheinungen.. Die Zeit verging, ich dachte nicht mal an die verfluchten Tropfen.. Die Geburt kam, das wunderschönste Kind der Welt kam und brachte auch verdammt schmerzhafte Geburtsverletzungen mit sich.. Ich quälte mich Wochenlang rum, war am Ende meine Kräfte weil das Kleine nicht schlief, das Stillen wollte nicht klappen und ich hatte immernoch schmerzen.. Und dann kam wieder meine verdammte Mutter ins Spiel und mit ihr das Tilidin. Der Spaß fing von vorne an. Das ist jetzt 19 Monate her.
Die Dosen steigerten sich bald wieder ins unermessliche, mein Mann bekam das natürlich alles mit, sagte aber nie etwas. Die ersten Monate redete ich mir alles schön aber das ging nicht lang. Denn eigentlich mag ich dieses Gefühl, dieses benebelte, in Watte gepackte Gefühl nicht. Ich verliere mich darin, ich kenne MICH nicht mehr. Schon während jeder Einnahme verfluchte ich mich, den Krieg, meine Mutter weil sie es mir gab, meinen Mann weil er nichts zu allem sagt und fühlte mich schlecht. Ein Jahr lang.
Vor 5 Tagen ging ich zum Arzt, zu einem Suchtmediziner und erzählte ihm was er wissen musste, denn ich möchte nicht, dass irgendjemand anderes Konsequenzen für meine unermessliche Dummheit tragen muss, am allerwenigsten mein Kind.
In der Woche zuvor reduzierte ich meinen Konsum auf 300 mg/Tag..
Das Gespräch war nicht lang und leider auch nicht ehrlich was die Details angeht, aber zu mehr konnte ich mich nicht durchringen (die Dauer der Einnahme und die letzte Dosierung sind bekannt).
Es wurde besprochen dass ich mit Tramadol abdosieren soll. Ich bekam ein Rezept mit, ein Termin in einer Woche und die Anweisung das restliche Tilidin zum Termin zu bringen.
Das Rezept liegt noch in meiner Handtasche. Allerdings habe ich es geschafft auf 150 mg/ Tag (bis auf einen Tag mit 200mg) runterzudosieren, bzw. bin ja noch dabei. Ich habe keinerlei Entzugserscheinungen.
Jetzt fragt man sich bestimmt warum ich das Trama Rezept nicht eingelöst habe und bisschen Spaß hatte.. Weil ich ein Angsthase bin. Ich nehme nicht einmal Hustensirup wegen möglichen Nebenwirkungen! Das einzige was ich hin und wieder mal genommen habe waren Benzos (Valium und Xanax), allerdings nicht zum Spaß, sondern bei Beschweren.
Also werde ich am Montag dahin gehen und erzählen dass ich runterdosiert habe und gerne, wenn es medizinisch vertretbar ist, medikamentenunterstützt einen kalten Entzug machen möchte (ist das dann überhaupt "kalt"?).
Ich habe meinen Mann in ALLES eingeweiht weil ich wirklich Hilfe brauche. Ich habe so wahnsinnige Angst vor dem Entzug, vor den körperlichen Beschwerden, vor der inneren Unruhe und dem Verlangen nach etwas was ich eigentlich hasse! Am meisten fürchte ich die Schlaflosigkeit denn ich habe ein Kind, dieses will raus, will in die Spielgruppen, will zum Kinderturnen.. Gott sei Dank hält mein Mann zu mir und nimmt sich für die Zeit frei um mich zu unterstützen.
Auch wenn es Naiv ist, habe ich keine Panik wegen der Zeit nach dem Entzug. Ich glaube, dass es zum Teil auch die Sucht nach diesem Ritual ist, denn da nehme ich mir die Zeit für mich und die Sucht nach diesem bitteren Geschmack. Ich gehe allerdings nicht blauäugig an die Sache heran. Ich weiß, dass es nicht leicht wird und ich höllisch Aufpassen muss aber ich freue mich. Ich freue mich frei zu sein und ich hoffe und bete, dass ich es schaffe. Ich weiß dass ich es schaffe..
Ich weiß gar nicht was ich von Euch erwarte, falls sich jemand die Mühe gemacht hat das alles zu lesen. Zuspruch, Mutmachen, Ratschläge, ein nettes Wort, ein ehrliches Wort? Es musste auf alle Fälle raus und ich danke euch schon mal! |
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lämmchen Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 09.02.2012 Beiträge: 3756
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Verfasst am: 22. Jan 2016 09:50 Titel: |
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Hallo und herzlich Willkommen,
Du hast den Anfang gemacht! Glückwunsch!
Hast sehr gut reflektiert und darum schaffst Du auch den Entzug!
An Deiner Stelle würde ich mir nur was zum schlafen verordnen lassen, Du hast ein Kind und benötigst mehr Kraft, die im Entzug etwas flöten geht. Lass Dir bitte kein Benzo verschreiben, ein mittleres Antidepressiva wie Mirtazapin sollte reichen.
Wenn Du etwas sanfter entziehen möchtest, dann geh pro Woche um 50 mg runter, halte die Dosis 7 Tage, dann weiter bis auf Null. Dann spielt der Körper nicht Scheibe und die innere Unruhe hält sich in Grenzen. Lenk Dich ab, geh bei Kälte Gefühl in die Badewanne oder unter die Dusche und trinke viel Tee oder Kakao.
Es ist langsam besser zu schaffen, als in einer Hauruck Aktion.
Ich wünsche Dir viel Kraft und ne Portion Glück!
LG von Lämmi |
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Seppel 4 Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.12.2015 Beiträge: 1593
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Verfasst am: 22. Jan 2016 09:51 Titel: |
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Guten Morgen She.Says.No,
ich sage Dir erst mal das Wichtigste: Entgiften ( in Deinem Fall ist es warm, da
medikamentengestützt ) ist eine super Entscheidung. Ich habe seit 1976 ca. 10
mal entgiftet. Doch dann kommt das Wichtigste:
Wenn Du nicht weiss, warum Du von was abhängig bist: Finde es heraus und
ersetz es durch was ' Gesundem ' oder ' Natürlichem ' .
Mit Kind und abhängig bringt auch das Kind in Schwierigkeiten.
Hab keine Angst. Auch wenn ich Tilidin nicht kenne: Ich habe von Heroin, Codein
Polamidon, Subutex, Benzodiazepinen ( Valium und so ) kalt und warm entzogen
und bin gerade dabei mich von Methadon abzudosieren; ich hoffe, dass das mein
letzter Entzug wird. Ich glaube nicht, dass Du vor einem Tilidinentzug Angst
haben musst, wenn er medikamentengestützt ist.
Ich bin mir sicher, dass hier kompetentere Leute aus dem Forum Dir zu Tilidin
und dem Entzug davon schreiben werden. Es ist sehr gut und erfordert Mut sich
fremden Menschen so ausgiebig zu öffnen; Danke für Dein Vertrauen in uns.
Ich wünsche Dir, dass Du den Entzug prima packst und dann um Dein Leben
mit Deiner kleinen Familie eine ' normale ' Lebensgeschichte wird.
Habe keine Angst; das brauchst Du nicht. Denk nur an das, was Dich tief
im Herzen motiviert, zu entgiften. Du bist noch so jung; mach mehr aus Deinem
Leben als ich. Alles Gute für Dein Vorhaben und Deine Familie.
Liebe Grüsse
von
Seppel |
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xylocain Silber-User

Anmeldungsdatum: 29.09.2015 Beiträge: 146
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Verfasst am: 22. Jan 2016 12:45 Titel: |
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Tach,
Wie genau ist das mit deiner Mutter zu verstehen, ist die Ärztin?
300mg pro Tag nehme ich zurzeit auch ein. Manchmal auch 400-500mg.
Das ist jetzt noch nicht riesen Dosis, um dich mal zu beruhigen.
Am besten mit TABS abdosieren. Wenn du schon auf 150mg bist, hol dir ne N1 100mg Tabs, danach das gleiche mit den 50mg, sollte so funzen...
Tramadol ist ein ganz böses Zeug, ein Rat: Mach es nicht. |
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She.Says.No Bronze-User

Anmeldungsdatum: 21.01.2016 Beiträge: 25
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Verfasst am: 22. Jan 2016 13:28 Titel: |
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Ich danke Euch allen, dass Ihr euch Zeit für mich genommen habt!
@lämmchen
Du hast sicherlich Recht, dass es leichter ist langsam runter zu gehen, was die körperlichen Erscheinungen betrifft. Wie weit man das für die Psyche sagen kann, weiß ich nicht.. Ich würde aber auch einen schnellen, schmerzhaften Tot einem langsamen, qualvollen vorziehen, auch wenn ich im zweiten Fall die Zeit hätte mich von meinen Lieben zu verabschieden, als zu krasses Beispiel vielleicht..
Genau diese Aussicht auf den Schlafentzug macht mir zu schaffen, denn ich kann mich nicht für ne Woche ins stilles Kämmerlein einschließen und mich lautstark bemitleiden - leider!
Jemand sagte in einem anderen Thread "Ich habe Angst vor der Angst" und so geht es mir, ich bin so eine richtige kleine Memme
Was die unterstützende Medikation betrifft - ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung was auf mich zukommt, was zu welcher Gruppe gehört
@Seppel
Warum ich Abhängig bin weiß ich. Einmal ist da unweigerlich die körperliche Komponente, meine Rezeptoren schreien nach dem Zeug, wie trotzige Kleinkinder die sich mitten im Einkaufsladen auf den Boden schmeißen und schreien und treten weil sie nicht die 15 Minionspuppe bekommen haben. Und statt das liebe Kind pädagogisch wertvoll zu ignorieren und ihm gut zuzureden, wähle ich den einfachen Weg und kaufe die Puppe!
Hey, vllt sollte ich daran denken während ich erziehe, denn mein Kind bekommt diese Puppen nicht
Das andere ist das Ritual. Mich zurückziehen, das Medikament einnehmen, diesen bitteren Geschmack im Mund haben, eine Rauchen und Ruhe haben vor der Wirklichkeit.
Doch dann kommt dieses Rauschgefühl und das verabscheue ich, ich würde mich dann am liebsten einfach ausklinken bis ich wieder normal bin. Deswegen verstehe ich mich selber nicht in diesem Punkt..
Es ist auch nicht so, dass mein Leben trotz der ganzen Scheisse in Scherben liegt. Ich habe eine Familie, eine Arbeit, Freunde, Hobbies und das Tilidin:(
Danke für deine motivierenden Worte!
@xylocain
Nein, meine Mutter ist chronische Schmerzpatientin, sie gab mir lediglich 2-3 mal was ab, weil sie mich nicht mehr anschauen konnte wie ich mich quäle, den Rest habe ich brav selber verbockt! Ich habe das Trama-Rezept nicht eingelöst, ich werde es auch nicht tun, da gebe ich dir vollkommen Recht. Zu dem Abdosieren habe ich ja schon was geschrieben.. Ja, ich habe ja die Tabletten die ich intelligenter weise entretardiere weil ich sonst noch abdosieren kann ohne welche mit weniger Wirkstoff, ich muss das am Montag mal klären
Danke! |
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safre Anfänger
Anmeldungsdatum: 30.01.2016 Beiträge: 10
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Verfasst am: 31. Jan 2016 06:10 Titel: |
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Liebe She.Says.No,
dein Beitrag hat mich positiven zutiefst beeindruckt.
Trotzdem möchte ich nur kurz meine Erfahrung mit Entzügen weitergeben.
Ich habe ein paar Entzüge in Kliniken gemacht (auch Langzeittherapien) nach denen ich immer weider rückfällig wurde.
Mein letzter Entzug (von Alkohol Medikamente, Cocktail) war kalt, dass heißt, das ich keinerlei Hilfsmittel hatte, außer literweise Kamillentee.
Der Entzug war furchtbar und sicher dass Schlimmste, dass ich bis dahin ich je erlebt hatte.
Danach folgten 1-2 Jahre, die zwar nicht immer leicht waren, in denen ich mich aber völlig neu erleben durfte. Jede kleine Veränderung empfand ich wie ein Wunder.
Das ist auch mein Wunsch für dich, du bist sicher ein Mensch der es verdient hat!
viele Grüße Kraft und Hoffnung
safre  |
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She.Says.No Bronze-User

Anmeldungsdatum: 21.01.2016 Beiträge: 25
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Verfasst am: 1. Feb 2016 09:13 Titel: |
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Danke für deine netten Worte Safre!
Ich hab deine anderen Beiträge gelesen und wünsche Dir, dass Du es packst, dass Du es dir so einrichtest, dass es Dir einfach so gut geht wie es nur möglich ist.
Ich glaube, dass einzig positive an meinem Lebenslauf ist, dass ich es geschafft habe als Jugendliche mein Gehirn rechtzeitig einzuschalten und nicht versumpft bin, wie viele meiner damaligen Freunde.
Mein allerallerallerliebster Cousin hat leider nicht nein zu Heroin sagen können und hat nach 100 erfolglosen Versuchen beschlossen in Kroatien in eine Kommune zu entziehen. Ich habe seit 5 Jahren kein Lebenszeichen mehr von ihm bekommen. Ich hoffe, dass er noch lebt, dass es ihm gut geht. Das war jetzt etwas offtopic, sorry..
Ich hoffe, dass ich es schaffe auch diese Erfahrung in etwas positives umzuwandeln. Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch selbst entscheiden sollte, welche Substanzen er nimmt, ohne Angst vor Strafe haben zu müssen, solange er niemandem schadet. Diese ganzen gesetzlichen Verbote sind in meinen Augen massive Eingriffe in das Persönlichkeitsrecht. Diese Einstellung macht es mir bisschen schwer die Finger vom Tili zu lassen obwohl ich es eigentlich nicht nehmen möchte, da es mir einfach nicht gut tut. Es ist wie eine Trotzreaktion die man nicht im Griff hat.. Es ist schwer das irgendwie in Worte zu fassen.
Wie auch immer - ich habe es geschafft den Konsum auf ein Minimum zu reduzieren ohne irgendwelche schlechten Stimmungen und ohne Trotzreaktionen gegen mein eigenes Handeln. Ich hoffe, dass ich es in den nächsten Tagen schaffe auf 0 zu gehen und den Boden unter meinen Füßen spüren kann, wie jemand im anderen Thread sagte. Die Zehenspitzen streifen den Boden schon, jetzt muss nur noch der Rest folgen! |
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safre Anfänger
Anmeldungsdatum: 30.01.2016 Beiträge: 10
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Verfasst am: 2. Feb 2016 14:14 Titel: |
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Hallo du Liebe,
ich wünsche dir aus ganzem Herzen, dass du deinen Entzug auf deine Art bewältigst.
Meiner Meinung nach, ist es völlig egal, wie man trocken wird, Hauptsache man wird es.
Aber mindestens genauso entscheidend ist es für mich, das ich hinterher ein zufriedener Mensch bin
(ich kenne viele die trocken/clean sind aber todunglücklich.
Alle wissen aber genau wie es geht und "sind super schlau".
Solche Menschen vermeidete ich lange, weil sie mir nichts positives brachten)
Für mich war der kalte Entzug sehr wichtig, weil er mir ein neues, nie gekanntes Leben schenkte.
Ich sage dir ja auch nichts Neues, wenn ich feststelle, dass es einem besser geht,
wenn man einen steinigen Weg hinter sich gebracht hat, als einen sonnigen.
Und eines möchte ich dir noch schreiben, weil ich vermute,
dass du in dieser Beziehung ähnlich veranlagt bist.
Es ist etwas das mir im Leben oft geholfen hat.
Weil ich den Hang zum Perfektionismus habe, habe ich alles was ich machte, als Versuch angesehen.
Zum Beispiel: wenn ich unliebsame Telefonate zu tätigen hatte,
(vor denen ich zeitweise tierische Ängste hatte
dann habe ich NICHT zu mir gesagt,
die muss ich heute machen, sonder "ich versuche sie heute zu schaffen").
Damit habe ich mir oft den allergrößten Druck genommen und, wenn es einmal nicht klappte,
dann war es eben ein Versuch, den ich aber morgen (ernsthaft!) aufs neue versuche.
Und so durfte ich viele kleine Versuche starten. Nach ca. 1-2 Jahren erreichte ich u.a. dadurch, d
ass ich mich annehmen und meistens auch lieben kann.
Ich habe jede kleine Veränderung als ein Geschenk, ja als ein Wunder angesehen.
Ich wünsche dir liebe She.Says.No, dass du DEN deinen Weg gehst, der dich und auch deine dich Liebenden glücklich macht.
Nach dem was ich von Dir gelesen habe, bin ich ganz, ganz fest davon überzeugt.
alles Liebe und viele Grüße
safre
Lass mich bitte nur eine Frage stellen zu: "dass jeder Mensch selbst entscheiden sollte, welche Substanzen er nimmt,
ohne Angst vor Strafe haben zu müssen, solange er niemandem schadet."
ich denke, dass das doch nicht ohne jemandem zu schaden geht,
solange man z.B. in einer Beziehung lebt mit einem liebendem Partner
(geschweige denn, wenn Kinder da sind), oder übersehe ich da etwas?
viele Grüße |
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She.Says.No Bronze-User

Anmeldungsdatum: 21.01.2016 Beiträge: 25
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Verfasst am: 2. Feb 2016 16:25 Titel: |
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Hi Safre,
in einigen Dingen gebe ich Dir recht, aber bei einer Sache kann ich nicht zustimmen:
Zitat: | Ich sage dir ja auch nichts Neues, wenn ich feststelle, dass es einem besser geht,
wenn man einen steinigen Weg hinter sich gebracht hat, als einen sonnigen |
Der "steinige Weg", also mein heranwachsen, hat mich nicht davor bewahrt hier zu leiden oder dazu beigetragen, dass es mir besser geht. Es mag sein, dass es für manche Menschen gilt, dass schlechte und schmerzhafte Erfahrungen sie zu einem besseren Menschen machen. In meinem Umfeld und an mir sehe ich das Gegenteil. Die Menschen die eine schöne, sonnige Kindheit hatten sind einfach zufriedener. Schlechte Erfahrungen zeichnen einen, ob auf die gute oder die schlechte Art. Meistens komme ich mit diesen Menschen denen die Sonne ausm Arsch scheint zwar nicht gut aus, weil wir so wenige gemeinsame Berührungspunkte haben aber ich bewundere diese Menschen und bin neidisch. Auf dem steinigen Weg ist man oft alleine. Mein Mann hilft mir wie er kann aber er versteht es nicht. Ich bin froh, dass der Entzug bisher mild verläuft, ich merke kaum etwas außer bisschen Schwäche, Unruhe und schlechtem Schlaf und das verdanke ich wahrscheinlich dem Abdosieren. Wenn ich total entzügig wäre, bezweifle ich, dass ich das alleine durchstehen könnte, denn die schlechten Erfahrungen machen nicht nur stark, sondern auch schwach.
Zu deiner Frage.. Zugegeben, es ist schwierig eine Grenze zu ziehen die allgemeine Gültigkeit hat. Aber ein einfaches Beispiel wäre Rauchen. Obwohl ich selber rauche und absolut nicht begeistert davon wäre, wenn man es verbieten würde, würde ich dieses Verbot nachvollziehen können, denn es schadet jedem der sich in der Nähe des Rauchers aufhält, durch den passiven Konsum. Wenn jemand sich Heroin in seinen Blutkreislauf jagt, dann schadet er erst mal nur sich selbst, natürlich unter der Annahme, dass es kein assoziales Arsxhloch ist, dass die gebrauchten Spritzen auf einen Spielplatz wirft.
Klar, das Problem der Nachsorge/ medizinischen Betreuung nach gewisser Zeit drängt sich auf und klar ist, dass das die Allgemeinheit bezahlt.. Unter diesem Gesichtspunkt müsste man aber auch alle Menschen in die Mangel nehmen die durch falsche Ernährung und zu wenig Bewegung den eigenen Körper genauso zerstören.
Alkohol ist auch legal, obwohl man es besser weiß - Alkohol senkt die Hemmschwelle, viele reagieren aggressiv, bei weitem nicht alle.
Halluzinogene Stoffe empfinde ich als verdammt gefährlich, ich habe da nie was getestet, so dass ich nichts dazu sagen kann.
Opiate und Opioide - naja, ich kenne niemanden der diese Stoffe konsumiert und den Menschen direkt damit schadet. Das einzige ist die Beschaffungskriminalität und durch eine Auflockerung der Gesetze könnte man die auch senken.
Und andererseits hast du wieder recht - Kinder. Ja, das ist in der Tat ein großes Problem, man müsste davon ausgehen, dass Menschen die sich für Drogen entscheiden, sich gegen Kinder entscheiden, denn alles andere wäre riskant. Und weil ich mich für das Kind entschieden habe, entscheide ich mich gegen die Drogen.. Den Liebenden Partner klammere ich mich aus, als erwachsener Mensch trifft man die eigenen Entscheidungen mit wem man das Leben Teilt oder nicht.
Es ist ein schwieriges Thema und ich glaube nicht, dass man sich jemals auf irgendwas einigen wird. Ich meine, ich selbst vertrete ja schon zwei Meinungen, vllt sollte ich da mal nen Doc konsultieren  |
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ast Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 14.03.2012 Beiträge: 3325
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Verfasst am: 2. Feb 2016 17:56 Titel: |
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safre hat Folgendes geschrieben: | Ich sage dir ja auch nichts Neues, wenn ich feststelle, dass es einem besser geht,
wenn man einen steinigen Weg hinter sich gebracht hat, als einen sonnigen.
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besser geht es einem dann nicht, aber das Leben schmeckt eventuell süßer  |
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She.Says.No Bronze-User

Anmeldungsdatum: 21.01.2016 Beiträge: 25
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Verfasst am: 2. Feb 2016 22:19 Titel: |
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Zitat: | besser geht es einem dann nicht, aber das Leben schmeckt eventuell süßer |
Bis dann der bittere Nachgeschmack kommt. Ich kann ja nur für mich sprechen aber alles was ich auf die harte Tour gelernt habe, habe ich nicht gelernt sonder lediglich eine Angst davor entwickelt sprich reine Konditionierung und da ich mich nicht wie ein Versager UND Pawlowscher Hund fühlen will ...  |
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