Sich so schlimm schuldig fühlen

[Puschteblume]

Hallo ihr,

ich hab in der Zeit von 2011-2013 alles Mögliche konsumiert. Hauptsächlich Speed, XTC und MDMA. Ab und zu auch LSD.
Nicht täglich aber teilweise so alle 2 Wochen, manchmal, wenn ich frei hatte (und ich hatte alle Schulferien frei, in meinem Job) auch mehrmals wöchentlich.
2013 bin ich deshalb umgezogen und hab bis 2014 nur noch selten konsumiert, wenn ich Kontakt in meine alte Heimat hatte. Alle paar Monate mal.

Dann etwa 1,5 Jahre gar nichts mehr und im Mai 2015 gab es bisher einen einmaligen Ausrutscher, den ich aber kein bisschen genießen konnte, weil ich mich schon während des Trips so schuldig gefühlt habe. Es war richtig schlimm.

Jetzt ist es so, dass ich, selbst wenn ich mal Alkohol trinke (ich habe leider bei nix eine Sperre, das heißt, ich trinke kaum, wenn, dann aber viel zu viel), was so alle 3 Monate mal vorkommt, fühle ich mich am nächsten Tag so schlimm schuldig, als hätte ich Speed oder so genommen.

Kennt das jemand? Einerseits ist es ja gar nicht so schlecht, da ich so zwangsläufig viel gesünder lebe, andererseits sehne ich mich so sehr danach zurück, einmal wieder einen Rausch (wenn er auch nur vom Vodka kommt) zu erleben, ohne diese gräßlichen Schuldgefühle.

Freue mich auf Erfahrungen eurerseits, liebe Grüße Puschteblume

[dimoh]

Hallo Pusteblume,
ja, ich kenne das auch. Ich bin etwas älter als Du und war Ende letzten Jahres in einer EntzugsKlinik. Sehr freundlich, sehr professionelles Team mit Pflegern, Schwestern und Ärzten, die jedem Freundlichkeit und Respekt entgegenbrachten.
Ja, und dann "draußen" bei der Arztsuche: Misstrauen, Misstrauen, Misstrauen.
Bist Du Suchtpatientin, bist Du des Vertrauens nicht würdig.
So habe ich das zumindest erlebt.
Und mir das zunächst zu meinen eigenen Schuld- und Schamgefühlen auch rein gezogen.
Es nützt aber nichts und zieht einen nur noch weiter runter.
Ich weiß nicht, ob Du auch auf Ärzte angewiesen bist.
Natürlich werden viele belogen. In erster Linie belügen wir aber uns selbst.
Schuldgefühle, ja - hin oder her- fühlen sich scheußlich an und nützen eigentlich gar nichts auf dem Weg.
Entweder man möchte clean sein und versucht, das zu verfolgen, bestenfalls mit jemanden, der auch VERTRAUEN kann.
Und stolpern kann man halt immer wieder.
Nicht verrückt machen, aufstehen, weitergehen.
In diesem Sinne beste Grüße dimoh

[paulkiffte]

Deine konservative Erziehung kommt durch ..
Aber alles cool du darfst dich schuldig fühlen.
Geh mal ehrenamtlich in einer Suchtklinik helfen,
Dann wird's besser

[Puschteblume]

Hallo nochmal,

nein, ich hab es nicht mit Ärzten zu tun. Nur mit dem schlechten Gefühl mir selbst gegenüber und dem meiner Freunde/Familie.
Teilweise berechtigt (ist schließlich nicht gesund und die Zeit mit meinen Lieben könnte ich bestimmt ohne Kater besser nutzen) teilweise aber auch unberechtigt (kommt nicht oft vor und wenn dann beschränkt es sich auf Alkohol, da fällt der Kater weniger heftig und weniger lang aus).
Trotzdem hast du natürlich recht, die schlechten Gefühle bringen niemand was.
Ist wie mit Angst vor irgendwas: Die Situation ist am Ende eh wie sie ist, der einzige Unterschied, der übertriebene Angst bringt, ist der, dass es mir während ich Angst habe schlecht geht. Bringt mir nichts und anderen auch nichts.

Andererseits wieder auch nicht ganz falsch, über Konsum (egal von was) nicht so locker flockig wegzugehen.

Ach ja. Von einer Meinung zur Gegenteiligen und zurück in nur einem Post.

Dir wünsche ich weiterhin Ansprechpartner, die dir auf Augenhöhe begegnen und die dir den Respekt und das Vertauen entgegenbringen, das du auch verdienst.

Alles Gute und liebe Grüße Puschteblume