rock Platin-User
Anmeldungsdatum: 16.03.2015 Beiträge: 2481
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Verfasst am: 18. Mai 2016 13:57 Titel: |
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Manche drogeninduzierte Psychosen sind darauf zurückzuführen, daß die Störung bereits zuvor latent vorhanden war und durch die Drogenerlebnisse akut werden.
Manche Psychosen sind darauf zurückzuführen, daß die Drogenerlebnisse zu heftig waren, zu Orientierungslosigkeit geführt haben und diese nicht "nachbearbeitet", also bewußt gemacht und entsprechend eingeordnet wurden.
Und sehr viele Psychosen, besonders bei jungen Usern entstehen dadurch, daß die jungen Leute noch gar keine feste Weltanschauung haben. Sie erleben plötzlich Dinge, wie ins Unermeßliche gesteigerte Eindrücke aller Art etc. Das sorgt wiederum für Orientierungslosigkeit, die umso tragischer ist, je mehr es an Lebensphilosophie mangelt.
Die Lebensphilosophie bildet das Raster, in welchem wir uns als Persönlichkeiten bewegen und an dem wir wachsen können. Sie sucht (und findet, wenn man sich darum kümmert) Erklärungen und baut Erlebtes in sich ein. So wächst im Normalfall die Lebensphilosophie mit und bewahrt uns weitgehend vor dem, was ich zuvor Orientierungslosigkeit nannte.
Wenn sich jemand in jungen Jahren nicht besonders viele Gedanken darüber macht, was er auf der Welt soll, wie er selbst tickt und in welchem Verhältnis er zu seinem Umfeld steht, dann ist das (leider) eher "normal". Kommen aber Drogen dazu, die ja bekanntlich alle möglichen Bewußtseinszustände triggern und kennt sich so gar nicht aus in seinem Kopf/Geist, dann führt das oft zu extremer Unsicherheit (nur ein Beispiel) bis hin zu einer Sozialphobie (auch nur EIN Beispiel für viele Möglichkeiten).
Viele können nüchtern gar nicht mehr mit ihrem Umfeld umgehen. Das spaltet die Persönlichkeit gleichsam in eine alte Version von vor den Drogen und in eine neue, drogengeprägte Version. Das ist schon für altgediente und erfahrene Psychonauten eine harte Nuß. Die wissen idR aber zumindest, was und wo es hakt und können sich dagegen wappnen bzw können die Probleme aufarbeiten.
Ich habe schon viele, viele Leute beim Entzug und bei der Rückkehr aus drogeninduzierten Extremsituationen begleitet, aber auch bei psychischen Problemen, die durch Drogen zumindest verstärkt wurden. Und immer, ausnahmslos in allen Fällen (die ich kenne, und das sind viele) war ein gravierender Mangel an Weltanschauung/Lebensphilosophie gegeben - ich spreche jetzt von jenen, die im Alter unter 20 mit Drogen begannen.
Immer wieder mußte ich feststellen, daß da nicht so sehr die Psychologie gefragt ist, sondern vielmehr die Philosophie.
Ein Psychotherapeut behandelt eine Störung und entläßt den Patienten dann als "geheilt", weil EIN Symptom nicht mehr vorhanden ist. Oft genug ist das was "Heilung" genannt wird, bloß eine Verlagerung auf eine andere Baustelle ...
Kein Psychotherapeut (es mag Ausnahmen geben, aber extrem wenige) kümmert sich darum, den Patienten so umfassend zu helfen, daß sie wirklich rundum lebensfähig sind. Das gehört auch gar nicht zu seinen Aufgaben als Therapeut, der wegen bestimmter, zu definierender Symptome eine Therapie durchführt.
Zudem ist es, nebenbei erwähnt, zu zeitaufwändig für einen Therapeuten bzw für den Patienten, der es sich nicht leisten kann, viele Stunden zu buchen.
Trotzdem ist es meiner Erfahrung und daraus resultierender Meinung ungeheuer wichtig, sich um das Thema zu kümmern. Eigentlich nicht nur bei Drogenkonsumenten, aber speziell bei diesen.
Das sollte genaugenommen eine Aufgabe der Eltern und der Schulen sein. Leider gehen viele Eltern selbst unterirdisch, können oder wollen sich gar nicht darum kümmern, ihre Kinder wirklich lebensfähig zu machen. Und die Schulen ... Gute Pädagogen gibt es wenige, gute und bemühte Pädagogen gibt es noch weniger - schlechte Karten für die breite Masse der Schüler ...
Just my 5 cents.
Cheers |
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