Sozialer Erwartungsdruck- Suchtdruck-Abgrenzung

[Cariote]

Ich hatte mich gerade damit beschäftigt, dass ich nie mehr auf sogenannte Partys gehe wo es darum geht zu essen, zu trinken, sich zu unterhalten und sich zu langweilen.
Ich habe keine Lust bei irgendwelchen Leuten herumzusitzen wenn ich da eigentlich überhaupt nichts mit anfangen kann. Die anderen Leute essen, trinken und unterhalten sich. Keine Ahnung ob die sich auch langweilen... Es scheint nicht so.

Ich sitze dann herum, beschäftige mich mit meinem Handy und frage mich wann wir wieder nach Hause fahren. Manchmal trinke ich zu viel Alkohol was ich am Tag später bereue. Manchmal trinke ich gar nichts weil ich fahren muss.
Irgendwie bringen mir solche Höflichkeitsbesuche rein gar nichts. Die Gesprächsthemen und Leute interessieren mich kaum.

Ich beschloss nach dem letzten Desaster eines Höflichkeitsbesuchs solche Einladungen nicht mehr anzunehmen.
Nur noch da hinzugehen was mich auch wirklich interessiert.

Da kam die Einladung einer entfernten Freundin, sie wolle anlässlich der Taufe ihres Kindes abends mit Freunden auf der Terrasse grillen.
Ich hatte erst zugesagt, bekam dann aber schlimme Zahnschmerzen. Ich schrieb ihr, dass es mir nicht gut ginge und ich evtl nicht komme.

Sie schrieb zurück dass sie traurig wäre wenn wir nicht kommen würden und das es ja schließlich nicht irgendeine Einladung ist sondern die Taufe ihrer Tochter.
Da saß ich wieder in der emotionalen Falle eines Höflichkeitsbesuchs :Es ging mir nicht gut, so dass ich lieber nicht gefahren wäre. Die Leute dort interessieren mich kaum und ein Grill Fan bin ich auch nicht. Also breche ich gezwungenermaßen auf um dort einige Stunden zu verbringen und werde wahrscheinlich Alkohol trinken den ich zu Hause nicht getrunken hätte.

Meine Frage: Wie geht ihr mit solchen emotional/sozialen Verpflichtungen um? Grenzt ihr euch ab? Und wenn ja, fühlt ihr euch nicht schlecht dabei den anderen so vor dem Kopf zu stoßen?
Bisher habe ich dann eher nachgegeben, war aber unzufrieden damit...

Weihnachten und Silvester ist es ähnlich. Die ganzen ungeschriebenen Erwartungen und Zwänge wer wann wen besuchen muss...

Andererseits bin ich ja nunmal nicht alleine auf der Welt und sollte Rücksicht üben. Aber zum Preis eines frustrierten Rausches?

Grüße von Caro

[Elmar]

Zu einer echten Freundin, die ich lange nicht gesehen habe, fahre ich allein um der Freundin willen und bleibe nicht fern, weil ich mich an äußeren Umständen wie z.B. Grillen störe.

Deine Probleme sind hausgemacht. Wenn du den Leuten nicht sagst,woran es liegt und andere Gründe vorschiebst, wirst du natürlich immer wieder eingeladen. Wenn du mit den Leuten nicht reden kannst und die selber sowie ihr Umfeld dich einfach nur langweilen, solltest du deine Freundschaften mal überdenken.

Wahrscheinlich gehen auch andere Menschen Kompromisse ein,wenn sie DICH mal besuchen. Wenn dir das auch am Arsch vorbeigeht, ob du diese Menschen um dich hast oder nicht, dann kannst du selber das doch ohne weiteres so handhaben und damit zufrieden sein. Aber dann sei zumindest ehrlich zu diesen Menschen!
Und zwangsweise Alkohol trinken, weil es ja sonst osoooo langweilig ist...naja, wir sind alle keine 14 mehr, oder?

[Stein]

Jeder Mensch hat das Recht darauf, sich seine Freunde selbst auszusuchen!

Gott sei Dank bewege ich mich eher in der unteren Gesellschaft ...

Dort darf man sein, wie man ist!

[mikel015]

Kenne ich irgendwoher. Aber so langsam wird mir das scheißegal...
Das sehen andere aber leider anders.
Wenn du sowas scheußlich findest, dann ist das durchaus verständlich, denn du hast einen ganz anderen Background.

[Cariote]

Genau Elmar, eine Freundin besuchen um der Freundschaft willen. Um sich auszutauschen und sich miteinander auseinander zu setzen. Genau das mache ich gerne : mich mit wenigen Menschen und ohne Zwang austauschen.
Aber diese erzwungenen Einladungen ala "Da musst du unbedingt kommen..."... Da sind dann womöglich die Eltern, Tanten und Bekannte der Freundin und deren Themen langweilen mich meist. Ich sehe da keinen Mehrwert in dem Besuch ausser dass ich der Freundin einen Gefallen tue wenn ich komme.

Und mit dem Alkohol trinken: Ich habe da einen Triggerpunkt. Wenn ich mich in die Ecke gedrängt fühle dann trinke ich und kann nur schlecht aufhören.
Durch das nicht hingehen könnte ich sowas vermeiden.
Allerdings verstehen das die anderen nicht und sagwn dann:"Ach, komm, du musst ja nicht lange bleiben ect. "

Andererseits ist es vielleicht ein gutes Übungsfeld für mich um Gefühle und Handlung in Einklang zu bringen. Vielleicht wird es ja auch ganz schön.

Mich stört nur dieser Zwang der dahinter steht:" Warum willst du nicht? Was soll ich den anderen sagen warum du nicht dabei bist (aus der Sicht von meinem Mann) Bin ich nicht wichtig für dich? Ect...

Doch, die Person ist mir wichtig aber nicht in so einer geselligen wir kommen alle zusammen und grillen uns etwas und unterhalten uns über das Kind welches getauft wurde und über Erziehung und blablabla...

Ich interessiere mich ehrlich gesagt nicht sonderlich für Kinder. Für meine Freundin natürlich schon.

Und so geht das jetzt jedes Wochenende seit 4 Wochen " Kind xy besuchen", Vater von xy besuchen der Geburtstag hatte und ja so alleine ist, Party xy besuchen, nun halt Taufe.

Irgendwie habe ich Null Lust auf diese höflich, erzwungenen Beisammensein...

Bin ich undankbar?

Danke dass ich mich "aussprechen" konnte und danke fürs lesen.

Caro

[Obelix]

[Cariote]

Hallo Oberlix,
Ja stimmt, ich entscheide.
Gerade vor kurzem entschied ich, dass ich nicht mehr erzwungenermaßen irgendwo hingehe. Anscheinend kann ich es nicht einhalten...

Aufgrund von Zahnschmerzen gestern schrieb ich der Freundin das ich evtl nicht komme.

Ich schrieb:"Hallo xy. Ich habe deine Einladung natürlich nicht vergessen. Allerdings geht es mir gar nicht gut weswegen ich evtl nicht komme. Momentan habe ich zu gar nichts Lust außer in der Gegend herumsitzen und in die Luft zu gucken, zwischendurch widerliche Zahnschmerzattacken wegzuatmen. Momentan wäre ein Besuch meinerseits ein erzwungener Höflichkeitsbesuch bei euch. Das möchte ich nicht. Liebe Grüße Caro"

Sie schrieb zurück:" Ich wäre schon traurig wenn ihr nicht kommt. Es muss ja nicht lange sein. Imerhin ist es die Taufe unserer Tochter. "

Sie schrieb genau so zurück dass ich mich emotional verpflichtet fühle und meine Triggerpunkte der sozialen Verpflichtung aktiviert sind.

Hatte ich mich so ungenau ausgedrückt in meiner SMS an ihr?

Ich werde heute Abend mit meinem Mann hinfahren, eine Std hin, eine Std zurück, 2Std bleiben und halt vorher Zahnschmerztabletten nehmen.

Wärst du Oberlix an meiner Stelle nicht hingefahren?

[Elmar]

Ich glaube übrigens auch, dass diese vorgesetzte Enttäuschung meist einfach nur eine Floskel ist. Wenn einer nicht kommt,muss es dem Gegenüber irgendwie leid tun, gehört sich ja so. Und dann kommen eben so Sprüche,da würde ich mir nicht viel von annehmen.

Außerdem hast du dir die Antwort doch schon selber gegeben:

"... eine Freundin besuchen um der Freundschaft willen. Um sich auszutauschen und sich miteinander auseinander zu setzen. Genau das mache ich gerne : mich mit wenigen Menschen und ohne Zwang austauschen".

Dann mach das so, kommuniziere das aber vorher gut mit deinem Gegenüber. Wenn du dafür kein Verständnis bekommst, ist es das

1.nicht wert
2. stecken dann vielleicht andere Motive dahinter.Geltungsbewusstsein z.B. Wenn MEINE Tochter Taufe hat,müssen ganz viele Leute da sein, damit jeder sieht, wie wichtig ich bin.

Gruß,

E.

[Elmar]

Ich habe eben erst deinen reply an Obelix gelesen. Wenn deine Freundin dir das zurückschreibt, obwohl du ihr von deinen Zahnschmerzen berichtetest, wird wohl Punkt 2, den ich schrieb, bei ihr zutreffen.

[Cariote]

Hmm.. Danke für deinen Denkanstoß Elmar.
Ich werde heute Abend mal aufs Verhalten achten bzw vielleicht finde ich eine ruhige Minute um ihr mein Anliegen deutlich zu machen und um zu hören warum es ihr so wichtig ist.
Ich hätte gedacht dass sie doch schon genug Leute und Verwandte heute da hat und auf uns verzichten kann... Ohne mich wäre mein Mann nicht gefahren da es meine Freundin ist und nicht seine.

Mal nachher sehen was dahinter steckt.
Lg Caro

[Obelix]

[Cariote]

Oberlix, gerade den Satz habe ich geschrieben, so dass sie besser daraus ablesen kann wie es mir gerade geht. Kein Mensch möchte einen erzwungenen Höflichkeitsbesuch haben..
Ich hätte gedacht dass sie auf mich eingeht und nicht auf sich selbst.
Ein Satz fehlte noch in ihrer Antwort:"Es ist ja schließlich nicht irgendein Tag sondern der Tauftag unserer Tochter. "
Daraus konnte ich lesen, dass es ihr sehr wichtig ist und das sie am Besuch den Wert der Freundschaft misst. Quasi...

Ich bin gespannt wie der Abend wird.
Ihr könnt euch also besser abgrenzen als ich?
Lg Caro

[Obelix]

Jetzt lässt sich der Schuh natürlich umdrehen indem du die Freundschaft zu ihr misst wenn sie Verständniss für deine Situation hat.

Wie dem auch sei. Ich bin da vielleicht einfach "kälter", mach mein Ding und wenn
es jemandem nicht passt hat die Person Pech gehabt, ich natürlich auch. Lebe aber sehr isoliert, daher bin ich nicht das beste Beispiel.

Ich gehe mal davon aus, dass Du ihr schon in anderen Situationen deine Freundschaft bewiesen hast.
Keine Ahnung, ich kenn eure Verhältniss nicht.

Und ja, ich kann mich in solchen Situationen mittlerweile wunderbar abgrenzen, weil es mich stark belastet hat.

[Dr.Mabuse]

Hi Caro,

ich kann dich gut verstehen,bzw erinnert es mich an mein Leben...nicht Nein sagen zu können z.b...und das Schlechte Gewissen dabei...

Man macht sich mehr Gedanken dann,um andere,als um einen selbst,obwohl es einem nicht gut geht...

Ich mein,ne Stunde hin,ne Stunde zurück ist schonmal ne Hausnummer...und ich würde fast Wetten,,,wenn du nach ner Stunde oder 2 wieder gehen willst...kommt der Spruch...

"Warum denn so früh...bleib doch noch,ist doch gerade so schön"

Ich mein der Abend kann ja auch schön werden,aber es sollte Respektiert werden,wenn du Frühzeitig wieder gehen willst...

Gruß...

[Fjara]

Hallo Caro🤗
Ich kann mich mittlerweile ganz gut abgrenzen, aber dadurch habe ich auch etwas verloren ,sowie etwas gewonnen. Das es mir gut geht und ich mich glücklich fühle steht bei mir an erster Stelle. Ich habe eine große Familie , Onkels Tanten die auch Kinder haben... . Mir ging es oft ähnlich wie dir, nur das ich noch nichtmal Alkohol getrunken habe, sondern nur nett lächelnd rum saß und versucht habe mich in Gesprächen zu integrieren. Mir würde es Zuviel , auch hätte ich mit den meisten keinen Kontakt außer zu den Einladungen , wie Geburtstag Taufe...
Ich habe mich immer mehr abgegrenzt. Jetzt nur noch wichtige Termine , Menschen die mir am Herzen liegen oder wo ich weis das es Ihnen wirklich wichtig ist oder ich Ihnen eine Freude machen kann...
Damit geht es mir viel besser. Klar laufen einige Einladungen immer noch so ab, aber wenn ich zB. Weiß meine Oma freut sich sehr wenn ich meine Tante besuche, dann mach ich es gern. Es ist ja jetzt nicht mehr so oft. Nachteil leider, ich hab mit einigen keinen Kontakt mehr, zwar schade aber mir auch nicht so wichtig.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

Wenn du hingehst wünsche ich dir trotzdem viel Spaß Versuch das beste daraus zu machen, wenn dein Mann mit kommt ist das doch schon super vielleicht kannst du auch was leckeres Essen.

Gute Besserung Zahnschmerzen sind fies.