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joe Platin-User
Anmeldungsdatum: 28.12.2007 Beiträge: 1170
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Verfasst am: 5. Nov 2016 21:58 Titel: nie genug |
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hallo,
ich möchte mal etwas über dieses "nie genug" gefühl schreiben, und was vielleicht hilft, damit umzugehen.
als kind und jugendlicher war dieses thema schon immer präsent. ich war gut in der schule, aber nie gut genug. ständig hatte ich das gefühl des mangels, irgentwie selber nicht genug zu sein.
in der pubertät die angst nicht richtig zu sein. sexualität war bei mir angstbesetzt.
drogen haben mir dann erst mal geholfen. funktioniert ja erstmal.
da konnte ich auch oft nicht genug kriegen. dann gabs diese jahre des rauf - und runterdosierens. versuche von kontrolle und irgentwann war dann mal schluss.
in meiner nüchternen zeit habe ich dieses gefühl oft beim arbeiten gehabt. obwohl ich viel und gerne arbeite, habe ich oft das gefühl, das es nicht reicht.
in meiner beziehung habe ich oft den wunsch alles zu regeln, gut genug zu sein. oder diese angst sex nicht gut genug zu können.
schon komisch. minderwert ist wirklich eine verzwickte angelegenheit.
ich versuche mir oft den satz zu sagen, es ist gut, es ist genug. und dann mal zu horchen, ob ichs auch spüre. wahrscheinlich ist vertrauen eine wichtige übung, um aus diesem gefühl herauszukommen.
ich weiss mitlerweile, das ich nie genug bekomme, ausser ich sage mir, es ist genug. das ist für mich dann kapitulation.
das bringt mir gelassenheit, innere ruhe. schwierig, jeden tag.
schönen abend
joe |
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sickgirl Gold-User
Anmeldungsdatum: 28.01.2015 Beiträge: 386
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Verfasst am: 5. Nov 2016 22:06 Titel: |
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Hallo, Joe, ist das, worüber du schreibst, nicht eher ein "nie-genügen-können"-Gefühl? |
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Obelix Gold-User
Anmeldungsdatum: 18.06.2011 Beiträge: 784
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Verfasst am: 5. Nov 2016 22:13 Titel: |
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Kenne ich in etwa ähnlich, nur dass es ich schon teilweise ins manische abrutsche, gerade dann wenn ich längere Zeit keine Substanzen genommen haben die mich drücken bzw meine Stimmung regeln.
Ich stehe unter Strom, kann nicht schlafen und mein Körpergefühl verschwindet für immer längere Zeit, also pushe ich automatisch immer weiter, weiter und weiter, bis ich entweder zusammenklappe oder wieder etwas einnehme, Medikamente oder Drogen, und es endet meist immer in selbstzerstörerischem Verhalten, egal in welcher Art, wofür die Drogen schon von Beginn an sorgen, klar... |
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surreal Platin-User
Anmeldungsdatum: 05.06.2015 Beiträge: 2239
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Verfasst am: 6. Nov 2016 00:45 Titel: |
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Grundsätzlich finde ich ja, dass die Einstellung, mit dem, was man erreicht hat, nicht (dauerhaft) zufrieden zu sein, schon richtig ist. Jedenfalls, wenn man sich einer Sache wirklich verschrieben hat. Auf der anderen Seite sollte man für den Moment wissen, wann es mal gut ist. Beim Studium habe ich das Problem immer. Es ist mir klar, dass ich die Sache noch nicht vollständig begriffen habe, was an sich auch stimmt und das kann mich ja auch motivieren, langfristig weiter darüber nachzudenken, aber ich sollte doch erkennen können, dass es für die aktuelle Aufgabe oder Arbeit reicht, so dass ich sie zu einem Ende bringen kann.
Das fällt mir immer sehr schwer. Aber wie gesagt, prinzipiell denke ich, dass es richtig ist, hier nicht wirklich zufrieden mit sich zu sein. Sonst hätte man ja keine Motivation und überhaupt keinen Grund, weiterzumachen. |
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sickgirl Gold-User
Anmeldungsdatum: 28.01.2015 Beiträge: 386
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Verfasst am: 6. Nov 2016 01:43 Titel: |
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Mir geht's so: ich hab alles erreicht, was ich mir so erträumt hab. Und jetzt? Ist es mir nicht genug. und jetzt? |
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Schlaumeier Platin-User
Anmeldungsdatum: 05.06.2015 Beiträge: 1934
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Verfasst am: 6. Nov 2016 04:57 Titel: |
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sickgirl hat Folgendes geschrieben: | Mir geht's so: ich hab alles erreicht, was ich mir so erträumt hab. Und jetzt? Ist es mir nicht genug. und jetzt? |
Na ja, wenn Deine Ansprueche ein 3er BMW und ein Freund den Du was Deinen Konsum betrifft verarschst / beluegst, sind Deine Ansprueche nicht besonders hoch.
Zumindest was Deine Drogenkarriere betrifft hast Du noch nicht wirklich was erreicht. Was sind schon die paar Pillen mit Alk? Da kannste noch ne richtige Karriere hinlegen.
Es gibt son Spruch "Hochmut kommt vor dem Fall" ... |
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James09 Gold-User
Anmeldungsdatum: 13.04.2015 Beiträge: 766
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Verfasst am: 6. Nov 2016 05:46 Titel: |
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Schlaumeier sagts,
Du "sickgirl" erzählts doch nur Scheiße. Leider gerade zu viel von Dir gelesen und dann so ne Aussage!..
Naja dann viel Glück mit dem erträumten Leben. warum bist noch hier?
Was willst denn NOCH mehr? Kann mir da nix mehr vorstellen...
LG |
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sickgirl Gold-User
Anmeldungsdatum: 28.01.2015 Beiträge: 386
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Verfasst am: 6. Nov 2016 08:20 Titel: |
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Bloß, weil mein Problem für euch nicht nachvollziehbar ist, heißt das nicht, dass ich es nicht wirklich als solches wahrnehme. Und Beschimpferei hilft nicht weiter. |
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simmi Bronze-User
Anmeldungsdatum: 28.10.2016 Beiträge: 89
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Verfasst am: 6. Nov 2016 09:36 Titel: |
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vielleicht deutet dieses" nie genug" haben weniger auf Minderwertigkeitsgefühle hin und mehr auf Unzufriedenheit . |
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perl Platin-User
Anmeldungsdatum: 10.07.2016 Beiträge: 1100
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Verfasst am: 6. Nov 2016 09:53 Titel: |
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Hi sickgirl,
es WISSEN ja nun alle, was du so treibst bzw. was dich umtreibt.
Das gebetsmühlenartig in jedem Bereich zu wiederholen ist einfach nicht sehr produktiv.
Zumal du ja gar nichts ändern willst.
Ich finde Joe's Vorschlag, das wenigstens in diesem Bereich mal zu lassen, sehr gut.
Ich mein, willst du clean sein, willst du clean sein, willst du es nicht, dann hilft es doch auch nicht, es dauernd überall zu posten.
Immerhin gibt's hier genug Leute, die da ernsthaft dran sind.
D'accord?!
perl |
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surreal Platin-User
Anmeldungsdatum: 05.06.2015 Beiträge: 2239
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Verfasst am: 6. Nov 2016 10:00 Titel: Re: nie genug |
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joe hat Folgendes geschrieben: | ich weiss mitlerweile, das ich nie genug bekomme, ausser ich sage mir, es ist genug. |
Etwa so versuche ich auch an die Sache heranzugehen. Dass man erkennt, dass es in diesem Moment erstmal so reicht und sich dann auch davon frei machen kann, unbedingt weiterzumachen. Wobei man im Hintergrund schon vorhaben mag, mehr zu erreichen, sich zu verbessern usw. Gerade, wenn man an etwas wirklich interessiert ist und vielleicht auch mal etwas "Größeres" erreichen will, gehört so eine gewisse "Unzufriedenheit" m.E. notwendig dazu. Nicht als permanentes Gefühl des Ungenügens, sondern einfach in Form einer Motivation, eine Sache so gut zu beherrschen bzw. bei dieser Sache so weit zu kommen, wie es einem möglich ist.
Entscheidend ist dabei wohl, ein gesundes Gleichgewicht zu finden. Zu wissen, wann man (erstmal) halten und mit dem (Zwischen)ergebnis zufrieden sein sollte. |
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sickgirl Gold-User
Anmeldungsdatum: 28.01.2015 Beiträge: 386
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Verfasst am: 6. Nov 2016 10:01 Titel: |
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Hast vollkommen recht. |
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joe Platin-User
Anmeldungsdatum: 28.12.2007 Beiträge: 1170
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Verfasst am: 6. Nov 2016 10:25 Titel: |
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moin,moin,
mein problem als süchtiger ist ja leider, das ich dieses gesunde gleichgewichtsgefühl nicht so ausgeprägt besitze. dieses torkeln zwischen grössenwahn und absoluten minderwert ist schon witzig.
in den letzten 1o jahren ist das etwas gesünder geworden, aber trotzdem präsent.
ich mag den satz, ich lebe das radikale mittelmass.
gegen unzufriedenheit hilft bei mir nur eine dankbarkeitsliste. entweder geschrieben, oder so innerlich aufgesagt. was habe ich, wie lebe ich, was brauche ich wirklich noch. so in die richtung.
wie wars früher.
das heisst natürlich nicht, einfach stehen zu bleiben. entwicklung findet statt.
ich bin dieses jahr 2 mal weiter gelaufen als jemals in meinem leben zuvor.
die 24 stunden in bernau waren orgiastisch. tolles wort.
jetzt träume ich von 48 stunden und 6 tage läufen, und natürlich New York.
3150 meilen.
und mit 70 zum ironman nach Hawaii.
das mal zum realistischen grössenwahn.
hallo sickgirl, dein problem ist sehr gut nachvollziehbar. mit drogen gehts nicht mehr so richtig, ohne drogen macht dir angst, ist nicht vorstellbar und ein 4 rädriges verbrennungsmotorbetriebenes fortbewegungsmittel ist nicht weiter wichtig.
an dem punkt, mit 3 fahrrädern, war ich auch mal.
alles liebe
joe |
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surreal Platin-User
Anmeldungsdatum: 05.06.2015 Beiträge: 2239
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Verfasst am: 6. Nov 2016 10:45 Titel: |
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Ich schwanke als Süchtiger nicht zwischen Größenwahn und Minderwertigkeit. Mein Problem ist eher, dass ich bei Sachen wie dem Studium ganz richtig sehe, dass ich mit meinem Verständnis noch lange nicht am Ende angekommen bin, dass ich aber in dieser Situation an irgendeinem Punkt einfach unterbrechen muss, da ich ja nicht bei jeder Arbeit so lange weiterarbeiten kann, bis ich das Thema wirklich erschöpfend behandelt habe. In Fächern wie der Philosophie geht das sogar prinzipiell nicht.
Vielleicht haben wir doch auch unterschiedliche Probleme, die wir mit dem "zu viel" meinen. Allerdings habe auch ich (in meinem Bereich) Probleme damit, dieses Gleichgewicht zu finden. Bzw. es fällt mir sehr schwer, zu erkennen, wann ein guter Zeitpunkt ist, an ein Ende zu kommen. Ich sehe in dem Moment unmittelbar nur, was mir noch unklar ist, welche Argumente noch nicht richtig ausgereift sind usw., und kaum, ob das, was ich bisher gemacht habe, die Aufgabenstellung bereits erfüllt. Wobei ich das nicht unbedingt mit meiner Sucht in Verbindung bringe. Bzw. wenn, dann nur indirekt. Auf Opiaten fallen mir solche Dinge nämlich wirklich leichter. Ich habe dann eine größere Distanz zu dem, was ich tue, und ich fühle mich nicht so sehr von den vielen Informationen erschlagen. Von daher sind es gerade solche Probleme, die mich dazu bringen könnten, zu oft Drogen zu nehmen. |
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surreal Platin-User
Anmeldungsdatum: 05.06.2015 Beiträge: 2239
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Verfasst am: 6. Nov 2016 10:56 Titel: |
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Mit Minderwertigkeitsgefühlen hatte ich übrigens noch nie Probleme, da ich mich so gut wie gar nicht mit anderen vergleiche. Ich beziehe mich immer unmittelbar und direkt auf das, was ich tue, und ob ich gut oder schlecht darin bin, beurteile ich danach, wie ich mit der Sache zurecht komme. Ich hatte auch noch nie ein Interesse an Wettkämpfen, das erschien mir immer sinnlos. Auf der anderen Seite habe ich damit auch keine Probleme mit Größenwahn. Ich halte mich weder für besonders gut, noch besonders schlecht.
Gut, mir ist schon bewusst, wie ich ungefähr zu anderen stehe bei dem, was ich so tue. Eine große Bedeutung hatte das für mich allerdings nie.
Ich schätze, dass das auch einer der Gründe dafür ist, warum bei mir Psychotherapien kaum greifen. Denn psychische Probleme im engeren Sinn bzw. "klassische" psychische Probleme scheinen mir immer sehr eng damit zusammen zu hängen, wie man sich im Verhältnis zu anderen sieht, wobei dann eben so etwas wie Minderwertigskeitsgefühle entstehen können, die einen in der Folge belasten. Und da ich in der Hinsicht gar keine "Ressourcen" habe, weder etwas, das man korrigieren, noch etwas, auf das man bauen könnte, fehlt wohl einiges an Material für die Therapie. |
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