wille oder wunsch clean zu werden

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joe
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1170

BeitragVerfasst am: 12. Nov 2016 23:23    Titel: wille oder wunsch clean zu werden Antworten mit Zitat

ich finde das immer etwas problematisch zu sagen, wer will, der kann ja.
wenn dem so wäre, hätte ich sicherlich einige jahre früher aufgehört. irgentwann war das lustige drogennehmen jedenfalls bei mir vorbei.

ich konnte nicht aufhören, obwohl die party vorbei war. da habe ich dann halt gesagt, ich will nicht.
das andere hätte nämlich noch mehr versagensgefühle bedeutet.

an dem punkt, wo ich dann tatsächlich sagen konnte, ich schaff das nicht, habe ich um hilfe gebeten. das war dann doch cool. hey,wie geht denn das mit dem cleanwerden.
ich hatte noch keine ahnung davon, aber das war echt ne kapitulation. mein 1. schritt zur freiheit.
na ja, wollte ich mal loswerden.

dieses, man muss nur wollen, macht viele leute einfach platt, glaube ich. sie sind halt dann willensschwach. fühlt sich scheisse an.
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Haschgetüm
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 12. Nov 2016 23:32    Titel: Antworten mit Zitat

Ja joe so hab ich das meinem Ex gegenüber immer empfunden - dass er mich für willensschwach hält - ein echt ätzendes Gefühl.
Aber irgendwo stimmt es ja... nur das so ein gefestiger Wille schwer zu erlangen ist. Bis das mal wirkich in einem angekommen ist - ohje, es dauert und dauert und dauert und man hofft dauernd nur, dass es irgendwann mal so ist.
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Obelix
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 18.06.2011
Beiträge: 784

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 00:03    Titel: Antworten mit Zitat

Joe, ging es Dir primär darum "nur" clean zu werden, um danach ein neues Leben zu beginnen oder hattest Du schon ein Ziel im Kopf wo Du hin steuern wolltest, Du aber festgestellt hast, dass es als Süchtel nix wird?
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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 08:43    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke schon, dass es eine Willenssache ist. Allerdings nicht in dem Sinne, dass Drogensüchtige per se willensschwach sind, sondern es braucht einen wirklich starken Willen, um trotz Sucht nicht zu konsumieren.
Am Ende muss man aber doch auf jeden Fall wollen und entsprechend handeln.
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Haschgetüm
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 10:55    Titel: Antworten mit Zitat

Schwierig finde ich es, diesen Willen aufrecht zu erhalten und nicht in Versuchung zu geraten - ich glaub dafür muss viel passieren.
Jetzt grade im Moment kann ich wieder super nein sagen...
Aber das kann auch wieder anders werden, denk ich.
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mikel015
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Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 11:33    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiss gar nicht was mangelnde Willensstärke sein soll, ein Mangel an Entschlossenheit oder was?
Es heisst doch immer, der Geist ist willig (Das Fleisch schwach). Der Geist ist ja sogar der Wille...

Mit Charakter hat es schon gar nichts zu tun.Da sind bei den Süchtels alle vertreten ,gute, schlechte sogar starke und schwache.
Tatsächlich haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass es oftmals das beste ist ein Ziel welches sich als unerreichbar erweist los zu lassen und zu akzeptieren, dass man es nicht schaffen wird anstatt sich selber damit fertig zu machen dass man sich einredet man könne alles wenn man nur wolle usw.

so long
Mikel


P.S.
Ich stell mir echt oft die Frage, wo ich das immer hernehme... voll auf die Fresse und doch steh ich auf. "Wille...?"
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Haschgetüm
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

Stärke Mikel... du bist halt stark.
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 13:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Joe,
hallo Forum,

„Wer will, der kann“ ist auch für mich eine sehr Kopflastige Aussage.
Im Zusammenhang mit meiner Sucht definiere ich allerdings Willen völlig anders, wie z. B. im Kontext zu einem Unternehmen, bei dem meist mehr sachliche Hürden im Weg stehen.

Bei mir war es dann auch eher so, dass ich an einen Punkt kam, an dem ich bezüglich meines Saufens sagte: Ich will nicht mehr.
Dass daraus dann notgezwungen folgt „also will ich nüchtern und trocken werden“, ist zwingend.
Aber ab hier wird es dann in Bezug auf Willen sehr viel komplexer, wie eben in sächlichen Findungsprozessen.

Sucht kann man nicht mit dem Kopf und reiner Willensstärke bewältigen.
Das sehe ich wie Joe. Erst, wenn eine bedingungslose konsequente Kapitulation gegenüber der Sucht erfolgt, hat man überhaupt eine Chance.
Darüber ist ja schon oft hier sehr kontrovers diskutiert worden. Kapitulation heißt für mich nicht, mich selbst aufgeben und in meinen Belangen die weiße Fahne schwenken, also zu Kreuze kriechen.
Kapitulation ist für mich vielmehr das bedingungslose Eingeständnis, dass ich gegenüber der Wirkung und dem Ausmaß des Suchtmittels machtlos bin, wenn es Raum in meinem Leben bekommt.

Da gibt es auch den Spruch „ein bisschen schwanger gibt es nicht“. (Gegen Schwangerschaft ist man so gesehen nämlich auch völlig machtlos, und allein der Wille „ich will nicht schwanger sein“, reicht nicht aus, eine Schwangerschaft abzubrechen Wink Sind also alle Schwangere, die eigentlich gar nicht schwanger sein wollen, willenlos? Wink )

Ich selbst, und sehr viele Abhängige, die ich kennen lernte, wollten tatsächlich nicht mehr (weitersaufen, weiterdrücken, weiter einwerfen usw.). Aber da halt Sucht sehr viel umfänglicher in einem Menschenleben wirkt, wie viele andere Krankheiten, reichte allein das "nicht mehr wollen" nicht aus, auch nicht das daraus folgende "clean werden wollen".

Bis auf sehr wenige mir bekannte Ausnahmen kommt jetzt der Punkt, an dem es darauf ankommt, ob man Hilfe annehmen will.
Ob es die Substituierten sind, oder die Alkis, ohne Hilfe von außen reicht alleine Willensstärke selten, um den Suchtkreislauf zu durchbrechen.

Dass Süchtige willensschwach wären, ist für mich schon deswegen widerlegt, weil sie eine immense Willensstärke in ihrer Sucht bei der Beschaffung, oft auch noch bei der Bewältigung ihres Lebens zeigen.

LG
Marle
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joe
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1170

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 13:19    Titel: Antworten mit Zitat

hallo obelix,
meine letzten draufmonate "lebte" ich auf so eine subtropischen insel und war verzweifelt, unglücklich, einsam, kaputt von der sucht.
und ich habe mir dann ja nicht vorgenommen, hey, ich werde jetzt mal clean und fange dann ein neues leben an. so kontrolliert läufts ja nicht.
aber diese idee "auf dem landweg nach Indien" hatte sich zu der zeit in mein hirn gepflanzt. damals noch mit auto, später dann zu fuss mit hund. gemacht habe ichs dann ja mit rad. geht also.

ansonsten habe ich mein leben eher als fluss mit zahllosen windungen gesehen die nicht einsehen kann. und das hat sich nicht geändert.
ziele sind wichtig, aber wenn du das gott zum lachen bringen willst, dann mach pläne.

hey marle, danke für deinen fundierten beitrag

power to the biobauer
joe
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surreal
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 13:28    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn "Kapitulation" nicht bedeutet, dass man die Kontrolle vollständig einem anderen überlässt, dann braucht man auch da einen Willen. "Wille" bedeutet in dem Zusammenhang m.E., dass man nach bestimmten Überlegungen handelt, auch wenn das unmittelbare Gefühl einen vielleicht in eine andere Richtung zieht. Und das ist auch dort der Fall, wo man etwa regelmäßig zu Gruppenmeetings geht usw. Ganz davon abgesehen kommt auch so jemand in die Situation, in der er sich bewusst entscheiden muss, keine Drogen zu nehmen (das sagen sich die Leute ja auch jeden Tag). Ich würde sagen, jede bewusste Änderung des Lebensstils beinhaltet Wille und geplante Handlungen. Anders ist das doch gar nicht denkbar.
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 13:35    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wenn "Kapitulation" nicht bedeutet, dass man die Kontrolle vollständig einem anderen überlässt, dann braucht man auch da einen Willen.

Kapitulation im Zusammenhang mit Sucht bedeutet doch niemals, dass irgendwer Kontrolle über mein Leben übernimmt.
Ich schrieb ja, dass für mich Sucht keine Kopfsache ist. Also ist ihr auch mit geistigem Geschwurbel nicht beizukommen.

Marle
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joe
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Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1170

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 14:02    Titel: Antworten mit Zitat

Kapitulation -in diesem zusammenhang hier- ist eine spirituelle handlung.
dies mal als zusatz zu dem, was sie nicht ist.
"geistiges geschwurbel", also wirklich.
joe
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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 14:32    Titel: Antworten mit Zitat

Die Sucht selbst ist natürlich keine "Kopfsache", sondern eine völlig emotionale und auch irrationale Angelegenheit. Aber das heißt doch nicht, dass man ihr bloß mit irrationalen Mitteln beikommt (was auch immer das sein könnte).
Ich kann mir auch überhaupt nicht vorstellen, wie man bestimmte Verhaltensweisen oder gar sein "Leben insgesamt" gezielt verändern können sollte, ohne dass das bewusste Handlungen und Wille beinhaltet. Es ist doch so, dass man immer, wenn man gegen eine "automatisch" ablaufende, gewöhnte oder konditionierte Reaktion handelt, dies bewusst tut und meist auch gegen einen "inneren Widerstand" (womit Wille aufgewendet wird). Jedenfalls verstehe ich die Begriffe so.
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surreal
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 2239

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

joe hat Folgendes geschrieben:
Kapitulation -in diesem zusammenhang hier- ist eine spirituelle handlung.


Was ist denn eine "spirituelle Handlung"?
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Seppel 4
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Anmeldungsdatum: 05.12.2015
Beiträge: 1593

BeitragVerfasst am: 13. Nov 2016 15:31    Titel: Antworten mit Zitat

Also erst mal zu dem Satz: spirituelle Handlung= Spirit heiss Geist und

eine Spirituelle Handlung ist eine geistige Handlung.

Dein Geist befiehlt quasi Deinem Körper als Chef von ihm, nun anders (Droge,

Kippen oder Alkohol ablehnen, statt anzunehmen ).

Es mach viel Sinn, die Leute zu fragen, die es schon komplett geschafft haben,

oder Teile vom Ganzen.

Ich habe 1998 aufgehört zu kiffen, Zigarettenrauchen, 2002 kam Heroin dazu

und 2005 Kokain. 2009 kam Alkohol dazu. 2015 kam Bromazil dazu und gele-

gentliches Rivotril.

Jetzt bin ich noch auf Metha und gelegentlich Diazepam ( max. 10 mg/ Tag ).

Die Dias werden das nächste Reduzierungsprogramm sein.

Und dann das Methadon. Dann habe ich fertig und ich und besonders meine

liebe Frau werden stolz, wie Oskar sein und endlich wieder gefühlvoll lieben.

Lechz Embarassed Wink Embarassed Very Happy Embarassed Wink Idea Exclamation

Mein Freudesschrei wir bis zum Keller zu hören sein ( Wir wohnen GAAAAANNZ

UNTEN! ).

Deshalb, Leute: Gebt nicht auf. Denn manchmal kommt es anders, als wie das

man so denkt!

Liebe Grüsse von Sepp Wink
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