SPORTWETTEN - vom harmlosen zeitvertreib zur sucht

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endstation
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 28.03.2016
Beiträge: 208

BeitragVerfasst am: 21. Jul 2016 01:37    Titel: SPORTWETTEN - vom harmlosen zeitvertreib zur sucht Antworten mit Zitat

hallo leute,

einige kennen vllt schon ein paar beiträge von mir in der opiat-ecke... ich bin ja in substitution mit polamidon, da ich von apotheken-opiaten abhängig geworden bin.

hier soll es nun aber um etwas anderes gehen: um die sucht nach SPORTWETTEN, konkreter: FUSSBALLWETTEN.

ich muß dazu vorweg eines sagen: ich bin ein suchtmensch von der anlage her. allerdings habe ich IMMER gewisse grenzen eingehalten.
so liegt es ja bspw. für opiatabhängige menschen natürlich nahe, irgendwann zu heroin zu greifen und irgendwann auch zu spritzen (man braucht weniger kostbaren stoff und hat eine deutlich stärkere wirkung).
allerdings habe ich dergleichen NIE getan. ich konsumierte kein heroin und ich habe auch noch nie gespritzt. und inzwischen bin ich gute 10 jahre opiatabhängig, also denke ich nicht, dass das noch kommt, zumal ich in den letzten jahren immer stabiler geworden bin, was suchtdruck etc. betrifft.


nun aber zurück zum thema: seit einigen jahren bin ich süchtig nach sportwetten. es ist so, dass ich einen großteil meiner freizeit inzwischen vor dem smartphone oder laptop verbringe und dort auf fußballspiele tippe.
meist kombiniere ich mehrere spiele, weil die gewinnchancen höher sind.

es ist übrigens relativ egal, WER da so spielt - hauptsache ich kann es mitverfolgen am handy... zwar gucke ich so gut wie nie die spiele direkt. es interessiert mich ehrlich gesagt auch gar nicht mehr, wer da überhaupt spielt oder wer gewinnt. ich setze meist eh nur auf eine bestimmte anzahl an toren im spiel. wenn die tore fallen, ist alles gut. wenn nicht, ist die wette verloren...

so ist das grundprinzip.

es gibt eine wettart, die nennt sich "LIVE-WETTE". dabei tippt man auf ein laufendes spiel. in letzter zeit habe ich dabei immer wieder größere summen verzockt... man kann dabei wahnsinnig schnell höhere beträge gewinnen, aber genauso schnell ist das geld auch wieder weg...

ich spiele jetzt seit etwa 7-8 jahren mit stigender intensität. mich nervt das inzwischen ziemlich, auch weil ich mittlerweile gut 50 euro am tag verjuxe...
zwar gewinne ich auch regelmäßig jeweils einige hundert euro, aber langfristig gewinnt bei kombiwetten eh nur einer - und das ist der wettanbieter.

zwar kenne ich mich inzwischen (leider) echt brutal gut aus, was die ligen dieser welt betrifft. ich weiß, welche teams viele tore schießen und wo eher wenig tore fallen. trotzdem ist die gewinnchance rein logisch natürlich schon stark reduziert, wenn man mehrere spiele kombiniert tippt. da braucht man dann nur 1 überraschung und alles ist verloren...

zwar gebe ich relativ viel geld dafür aus, ich habe allerdings noch nie deswegen finanzielle probleme gehabt (also zb. die miete nicht bezahlt etc., so wie manche spieler es beschreiben).

und mich interessieren andere spielarten (automaten, casino, kartenspiele wie zb. poker usw.) absolut nicht.

und obwohl ich noch relativ gut die kontrolle über wichtige eckpunkte des spielens habe, kotzt mich das oft selber an, wenn ich zb. einen gewinn von 150 euro in 3 minuten wieder verspielt habe...
und viel mehr noch ärgert mich was anderes: wenn man zb. 6 spiele kombiniert und 5 davon sind schon richtig und man fiebert die ganze zeit gespannt mit, aber es fallen einfach keine tore und man verliert am ende, dann hat man im schlechtesten fall nicht nur das geld, sondern auch verdammt viel zeit verloren Sad

ich weiß leider nicht, wie ich diese verhaltensmuster effektiv durchbrechen könnte. für mich ist das schon lange ein festes ritual geworden und es nimmt einen großen anteil meiner zeit in anspruch. selbst auf der arbeit schiele ich regelmäßig aufs smartphone...


psychologisch finde ich einen punkt ganz interessant: subjektiv ist das gefühl stärker, wenn ich alle 2 wochen 100 euro gewinne, als wenn ichjeden tag 25 euro verspiele... also der kick über den gewinn ist größer als der ärger über den verlust, auch wenn ich unterm strich sogar draufzahle...

wenn ich ehrlich bin, erschreckt es mich, dass ich ernsthaft überlegen muß, was ich alternativ mit meiner zeit anfange, wenn ich aufhören würde zu spielen... also ein abend ohne fußballwette ist kaum vorstellbar. zu verlockend der blick auf die ergebnisdienste, die alle paar sekunden piepen, wenn wieder ein tor gefallen ist... oder halt der grenzenlose frust darüber, wenn das handy stumm bleibt, weil KEIN tor fällt...


damit man sich das vllt besser vorsrellen kann:
mit etwa 10 euro einsatz und 5-6 spielen, die man in 1 wette kombiniert tippt, kann man mit relativ "wahrscheinlichen" tipps meist so zw. 200-300 euro machen. wenn man höhere quoten tippt (also auf unwahrscheinlichere ergebnisse setzt), geht das auch mal in den 4stelligen bereich... und wenn man auf sensationen setzt und diese noch miteinander kombiniert, kann man auch mal auf 50.000 euro kommen. das ist aber EXTREM unwahrscheinlich.

heute habe ich ca 50 euro eingesetzt (bargeld). ich habe mehrere wetten platziert und dann vorhin 150 euro gewonnen. diese habe ich jedoch nicht ausgelöst, sondern erneut gesetzt. ergebnis: totalverlust.
eine weitere 6er-kombinationswette lief sehr gut, es waren schon 5 spiele richtig. im letzten spiel brauchte ich mindestens 3 tore. endergebnis: 2-0!
wäre diese wette korrekt gewesen, wären das ca. 300 euro gewesen.

an einem guten tag hätte ich also rund 400 euro reingewinn gehabt (150 gewinn + 300 gewinn - 50 einsatz).
so aber habe ich gar nichts und eine tagesbilanz von -50 euro und etlichen stunden lebenszeit... (selbst auf der arbeit habe ich mitgefiebert).


ich mache mir da nichts vor: so wie ich wette, ist es unwirtschaftlich. es gibt ohnehin nur extrem wenige, die sportwetten profitabel betreiben. das sind meist leute, die nur 1 oder maximal 3 tipps kombinieren und direkt hohe einsätze wählen, i.d.r. im 4-stelligen bereich.

darum gehts mir aber auch gar nicht vorrangig. wetten bedeutet eher zeitvertreib. meine zeit habe ich früher deutlich besser genutzt. ich war kreativ tätig, habe sport gemacht und mich mit freunden getroffen.

aber mittlerweile ist das tägliche tippspiel vor allem in kombination mit meiner opiatsucht eine schier unauflösbare kombination geworden. das ist ein ritual, könnte man sagen.

und ich muß auch ehrlich sagen: wenn ich heute mit 400 euro plus rausgegangen wäre, dann hätte ich diesen beitrag wohl nicht geschrieben.


mich würde mal interessieren, ob es hier ähnliche fälle gibt? ich kenne aus den örtlichen wettbüros natürlich etliche spieler. die meisten typen sind -sorry, ich muß das einfach mal so sagen- völlige real-life-versager. die sind häufig arbeitslos, hängen den ganzen tag im wettbüro ab, trinken kaffee und hoffen auf den großen wurf, indem sie einmal 5-stellig gewinnen...

in einem punkt ordne ich mich mal bei diesen leuten ein: mit dem spielen überlagere ich sicherlich auch ein paa real-life-versagensängste.
ich bin mit mir selbst momentan NICHT glücklich. das leben, das ich führe, ist nicht annähernd das, was ich gern führen würde.

besonders in zweierlei hinsicht bin ich sehr unglücklich: beruflich & privat (viel mehr gibts dann ja auch schon nicht mehr, außer der gesundheit...).

ich versuche ja, mein leben voranzubringen, aber das ist soooo schwer Sad
und ich denke, das kennen viele hier.

ich bin einfach so enttäuscht über mich selbst und mein völliges versagen während der letzten jahre. da lief wirklich nix zusammen.

und DAS sind sicherlich auch mit die gründe für meine beiden süchte.


nun bin ich jedoch recht sicher, dass sich diese probleme deutlich abmildern würden, wenn ich wieder etwas zufriedener wäre.
es ist bei mir auch ganz klar so, dass ich keine beziehung führen will, solange ich derart unausgeglichen bin und mich selbst nicht akzeptiere. dann kann ich auch keine liebe geben.

ganz ehrlich betrachtet, denke ich manchmal: DA HILFT DOCH NUR NE STATIONÄRE THERAPIE!
aber dann kommt mir auch wieder in den sinn, was ich mal mit einem therapeuten besprochen habe: ich reagiere relativ stark auf meine lebenssituation. und mir bringt es wenig, im glashaus das leben zu lernen, wenn ich danach wieder in mein altes leben zurückkehre.

vor allem beruflich leide ich sehr darunter, dass ich etwas mache, was mir absolut nicht gefällt. es ist kein beruf, sondern ein job. dazu noch ein schlecht bezahlter job, der mich fachlich grausam unterfordert, aber psychisch extrem fordernd und anstrengend ist.

ich habe mal etwas ganz anderes gelernt und gemacht. allerdings war ich längere zeit arbeitslos und raus aus dem beruf, so dass eine rückkehr dahin AUSGESCHLOSSEN ist. dazu hat sich auch zu viel getan in der zwischenzeit...

mir fällt es mit meiner derzeitigen arbeit auch sehr schwer, mich um alternativen zu kümmern. erstens schlaucht mich die arbeit an sich schon und zweitens ficken die ständigen absagen auf bewerbungen auch meinen kopf...

jetzt kommt eigentlich auch das grundlegende problem: im grunde weiß ich gar nicht mehr, was ich überhaupt machen WILL... ich habe zwar viele interessen und auch berufe, die ich gern machen würde, aber das sind alles berufe, in die man mit mitte dreißig nicht mal eben so reinkommt.
man braucht für diese tätigkeiten in der regel lebensläufe, die darauf zugeschnitten sind, am besten seit dem abitur schon...
als quasi fachfrender quereinsteiger mit mitte 30 wird man dort - auch irgendwo zu recht! - schief angesehen...

so, es ist schon verdammt spät, ich bin aber noch gar nicht fertig.
daher schonmal auf die schnelle ein paar sofortmaßnahmen, die meine lage verbessern werden: ab sofort keine online-livewetten mehr. da verbrenne ich das meiste geld und so entsteht auch der größte frust...

dann werde ich mal versuchen, zumindest VOR dem feierabend nicht mehr zu spielen. und ich muß meinen einsatz auf 10-20 euro pro tag fixieren.

zusätzlich muß ich die gewonnene zeit wieder intensiver für die jobfindung und -suche verwenden.

und dann wird das schon... ich wollte ja eh in absehbarer zeit (sber such LANGFRISTIG, sprich 12-18 monate) aus der substi rausgehen. mit unkontrolliertem medikamentenkonsum hab ich auch keine probleme mehr...


ich würde mich freuen, falls es leidensgenossen hier gibt. ich werde auf jeden fall weiter berichten von mir...
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EheDame
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 17.12.2015
Beiträge: 39

BeitragVerfasst am: 24. Aug 2016 12:34    Titel: Antworten mit Zitat

Schönen guten Tag!

Zunächst einmal möchte ich dir meinen Respekt aussprechen, dass du auch diesbezüglich hier nun mit offenen Karten spielst und dazu stehst, dass du das Spielen offensichtlich nicht mehr im Griff hast.

Bei mir war das auch schon mal sehr an der Kippe. Ich habe es dann aber geschafft, indem ich einige Zeit zum "Abgewöhnen" nur noch bei https://www.einzahlungsbonus.com/wettbonus-ohne-einzahlung/ nach kostenlosen Boni ohne Einzahlung gesucht und dann mit sehr kleinen Beträgen gesetzt habe.

Mittlerweile habe ich seit 7 Monaten nicht mehr gewettet und bin da auch sehr stolz drauf.
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Mainzer105
Anfänger


Anmeldungsdatum: 21.11.2016
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2016 13:11    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe jahrelang jeden Tag gewettet und war auch in einem großen Sportwettenforum sehr aktiv. Auf Dauer verliert man nur Geld. Zum Glück hat meine Partnerin irgendwann gesehen was ich für einen Mist tippe (3. Liga Rumänien) und hat mir bildlich "Die Pistole auf die Brust" gesetzt.

Seitdem (ca. 5 Jahre) habe ich nicht mehr gespielt und habe mich auch bei allen Anbietern sperren lassen. Nur noch Tippspiel im Kreise der Kollegen
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Obelix
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 18.06.2011
Beiträge: 784

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2016 15:18    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo endstation,

ich habe deinen Beitrag gelesen, (du schreibst immer so lange bretter. alles cool)
bin gedanklich dabei und werde baldmöglichst darauf eingehen.
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Obelix
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 18.06.2011
Beiträge: 784

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2016 20:47    Titel: Antworten mit Zitat

Du musst auf jeden Fall eine längere Pause machen, um mal wieder durchatmen zu können!

Warum spielst Du nur Bankspiele? Wegen des wahrscheinlichen Gewinns? Bestimmt. Lass das!
Spiel System, nie mehr als 3, max. 4 Spiele, besser wären sogar nur 2.
Klar, der Gewinn ist nicht hoch, trotzdem ist es Geld, dass Du nebenbei verdienen, und mind. deinen Einsatz raus holen kannst.

Ich lese in deinem Beitrag nichts von Recherche, was wohl schwierig sein dürfte, wenn Du jeden Tag zockst. Klar, du bist voll drauf und Dir fehlt die Geduld.
Ich hatte einen ganzen Ordner voll mit Lesezeichen mit verschiedenen Seiten, über die ich mich informieren konnte.

Was ist mit Langzeitwetten?

Vierstellige Summen tippen, ich bitte Dich...

Gerade mit Livewetten kannst Du deinen evt. mies werdenden Schein noch retten, du hast das Spiel beobachtet und kannst jederzeit eingreifen. Aber, auch hier ist Erfahrung gefragt und Recherche, über die spielenden Mannschaften, und Du brauchst Zeit das Spiel beobachten zu können.
Ich hoffe Du bist nicht einer von jenen, die das Spiel nur auf dem Monitor, nur die min. und Quoten beobachten.


Mich reizt es lange nicht mehr. Ich habe tatsächlich eine zeitlang damit etwas dazu verdient - aber
1. auch ich war irgendwann voll drauf und habe meine eigenen Regeln missachtet, was zur Folge hatte, dass ich verlor, und
2. selbst wenn ich wieder einsteige, es bockt mich nicht mehr, selbst wenn ich aus langeweile im Wettbüro "trocken" tippe und es klappt - es bockt mich einfach nicht mehr...
...was aber mit meiner Macke zu tun hat: Die volle Euphorie die sich in Ekel verwandelt, dass ist nicht nur beim zocken so, sondern in vielen anderen Bereichen in meinem Leben. )
Ausserdem habe ich gerade andere Probleme...

Zu guter letzt. Lass es bleiben Wink
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