Rückfall, Depri and so on...

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Gwendoline
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 06.05.2009
Beiträge: 288

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2009 00:56    Titel: Rückfall, Depri and so on... Antworten mit Zitat

In einem anderen Theard hier im Forum habe ich es schonmal kurz erwähnt, da war es allerdings etwas off-topic, deswegen habe ich es mal in dieses Unterboard geschrieben.

Vor etwa zwei Wochen bin ich nach fast fünf langen Monaten cleansein (bin zwar in Substi mit Subutex, kiffe regelmäßig, trinke hin und wieder mal Alk und hab ein einziges Mal seitdem ich aus der Entgiftung raus bin, Benzos genommen) rückfällig geworden.

Ich war irgendwie in einer totalen motivationslosen Depri-Phase, war total genervt über meine Lebenssituation, hatte das Gefühl, dass nicht's voran geht, egal wie sehr ich versuche, mich anzustrengen etc., das war weniger Selbstmitleid, ich glaube dann in solchen Phasen echt daran, dass ich einfach bekomme, was ich verdiene und dass ich eine ziemlich miese Person bin.

In Depri-Phasen ist bei mir der Suchtdruck (der ohnehin schon nicht zu knapp ausgeprägt ist bei mir) wie bei den meisten anderen Leuten auch, nochmal viel heftiger wie normal.
Die ganze Zeit spukten mir Gedanken im Kopf rum, dass ich wenigstens für ein paar Stunden mal vergessen können möchte...
Wie in letzter Zeit öfters schonmal habe ich dann nicht mehr richtig die Bremse gezogen bekommen, bin losgezogen, traf dann 'nen Bekannten von früher, der hatte was, ich kaufte was, machte mich so schnell es ging auf den Heimweg (war nicht bei meinem Freund, wie sonst meistens, sonst wäre das wohl auch nicht passiert), hab aufgekocht und mir einen Knaller gemacht.
Da ich so lange Zeit kein H mehr konsumiert habe, knallte das natürlich ganz ordentlich und ich war wieder viel zu begeistert, um es dabei bewenden zu lassen und den Rest einfach in's Klo zu schmeißen (das kann ich bei H einfach nicht - habe ich noch nie getan), also habe ich mir dann am nächsten Tag wieder einen Knaller gemacht, habe dann aber mit meinem Freund gesprochen (zunächst telefonisch), dann bin ich zu ihm gefahren.

Er war natürlich enttäuscht, frustriert, was weiß ich und sagte mir auch ziemlich deutlich, dass er das ganzschön scheiße von mir fände, was ich auch verstehen kann, ich fände es auch alles andere als witzig, wenn er rückfällig würde und ich ihn dann die ganze Zeit so breit sehen müsste.
Wir hatten schonmal über das Thema Rückfall etc. gesprochen (ich bewegte mich ja - tw. bewusst, tw. unbewusst - immer mehr in diese Richtung, so langsam aber sicher, er hat mir dabei geholfen, es überhaupt zu schaffen, so lange clean zu bleiben) und damals hatten wir besprochen, dass wir uns sofort trennen müssten, wenn einer von uns rückfällig wird, damit der andere wenigstens noch eine Chance hätte, clean zu bleiben.
Mein Freund möchte auf keinen Fall wieder draufkommen und schon gar nicht möchte er, dass wir gemeinsam druff sind.

Für ihn war die Situation natürlich auch bescheuert.
Ich habe meinem Substi-Arzt und meiner Psychotherapeutin dann auch direkt die Wahrheit gesagt, glücklicherweise hat mein Arzt mir nicht mein TH gestrichen und terrorisiert mich jetzt auch nicht mit Zusatz-UK's oder soetwas in der Art, immerhin etwas.


Seit dem Rückfall bin ich wieder extrem geil auf H, wenn ich ehrlich bin, auch wenn ich es bei den zwei Knallern belassen habe, ich merke, dass meine Gedanken wieder viel öfter rund um das Thema H kreisen und dass ich durch den Rückfall auch einiges an Selbstvertrauen und Motivation eingebüßt habe, manchmal, wenn ich so richtig Depri bin, glaube ich, es nie schaffen zu können, clean zu leben, ich bilde mir dann ein, dass ich es - nachdem mein Leben jahrelang daraus bestand - nie so auf die Reihe kriegen werde, wie jemand, der nie derartige Probleme hatte.

In therapeutischen Einrichtungen (!) wurde schon versucht, mir klarzumachen, dass sich der Drogenkonsum so in mein Verhaltensreportoire eingebrannt hätte, da ich bereits mit dreizehn Jahren nahezu jeden Tag Drogen konsumierte (damals noch XTC), dass es nicht besonders wahrscheinlich wäre, dass ich zu den 1-2% gehören könnte, die es schaffen, auf einen längeren Zeitraum betrachtet clean zu bleiben.

Momentan nehme ich Subutex und Aponal, überlege aber, evtl. mal ein Anti-Depressivum auszutesten (in Absprache mit meiner Psychotherapeutin, versteht sich), aber dagegen sträube ich mich ungemein, möchte ich eigentlich wirklich nicht.
In der Subutex-Dosis würde ich gerne noch ein bisschen hochgehen, in der Hoffnung, dass der Scheiß-Suchtdruck dann vll. ein klein wenig an Dominanz verliert, mein Arzt scheint davon aber nicht allzu begeistert zu sein, vor dem Rückfall redete er schon zunehmend vom Abdosieren Sad.

Ich komme mir im Moment selber total versagermäßig vor, was sich natürlich auch auf mein Umfeld auswirkt, ich habe dann das Gefühl, die wenigen Leute, denen ich vertraue und die mir wirklich was bedeuten, würde ich ja doch immer nur mit runter ziehen und kriege dann gleich ein schlechtes Gewissen, mit dem ich mich plage - wieder eine schöne Ausrede, um zum H zu greifen...


Weiß gerade nicht mehr so richtig weiter und wollte meine wirren Gedanken einfach mal loswerden, vielleicht findet sich ja jemand in dem ein oder anderen Satz wieder und hat ähnliche Gefühle, Zweifel, Erfahrungen...
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aint ez
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Anmeldungsdatum: 30.11.2008
Beiträge: 398

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2009 01:37    Titel: Antworten mit Zitat

hai,

ist wohl der film den die meisten von uns fahren.ich bins auch so leid,zähle die filme schin gar nicht mehr,rede mit niemandem darüber und nehme das leben schon so lange zeit nicht mehr ernst das ich eh drauf scheisse.
immer dieselbe scheisse man tut und tut und was kommt raus?nüscht.
keine wunder das man immer dieselbe scheisse baut...jaja sagen jetzt viele man sucht doch eh immer nur eine ausrede.das sehe ich anders.meistens ist es doch eh so das man weder hilfe noch rückhalt noch ein minimales erfolgserlebenis hat um weiterzumachen,ärzte therapeuten freunde oder bekannt keiner verstehet einen.das ist noch das wenigste wenn man nicht eh die ganze zeit knüppel zwischen die beine geworfen bekommt.
ich kann dich gut verstehen...gut das du einen freund hast.ich kann auch seinen Ärger verstehen...naja scheiss halt.shit happens!
würde aber sagen versuch mal ernsthaft es bei den 2 knallern zu belassen...musst es ja so sehen-jeder rückfall bedeutet zurücklaufen.du steigst auf einen scheiss verdammten berg und kullerts in der regle wieder runter.mach dir eine visuelle vorstellung davon.klar wollen wir raus,das wollen die meisten.deshlalb macht zurückgehen wenig sinn und das sollte man verinnerlichen auch wenns fast unmöglich scheint.
überleg dir was passiert wenn du den zirkus der letzten jahre wieder live erleben möchtest.scheisse,wa?
so mach ich das immer.vor mir vor meinem inneren auge die brutalsten erlebeten filme hoch und gewinne dann so gut es eben geht abstand.meide dealer und konsumenten mache sport und fresse wie ein monster.ansonsten beten...und hoffen wenn man das noch schafft dann wird das schon.
kopf hoch
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Gwendoline
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 06.05.2009
Beiträge: 288

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2009 02:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hey aint ez,

erstmal Danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, mein ewig langes Geschreibsel durchzulesen, hätte gar nicht gedacht, dass um diese Zeit überhaupt noch jemand hier im Forum online ist.

Was den fehlenden Rückhalt und die fehlenden Erfolgserlebnisse betrifft, so stimme ich Dir generell vollkommen zu, man stößt ja zumeist im Umfeld nur auf Verständnislosigkeit, viele Klischees und Distanzierung, nicht umsonst hat man (zumindest nach einer gewissen Zeit druffsein) meinen Erfahrungen nach auch keine cleanen Freunde und Bekannten mehr.

Ich persönlich habe das Glück, meinen Freund zu haben, der mich wirklich in den vergangenen Monaten schon ganz toll unterstützt hat und der selbst auch immer noch rückfallfrei clean ist (und auch nicht mehr in Substi).
Durch ihn habe ich den Rückhalt, der leider so vielen Leuten in unserer Situation fehlt.

Der Kontakt zu meinen Eltern hat sich auch wieder gebessert, mit zunehmender Zeit lernen sie immer besser, mit der Situation umzugehen und ich merke, dass ich sie manchmal sogar verstehen kann.

Insofern habe ich ja auch Positiverlebnisse, es ist ja nicht alles negativ und hoffnungslos, bin im Moment eben wieder ziemlich fertig wegen meinem Rückfall, dadurch habe ich natürlich auch bei meinem Freund wieder einiges an aufgebautem Vertrauen kaputt gemacht, bin aber froh, dass er mir noch eine Chance gegeben hat, mich nicht dazu drängen wollte, direkt wieder entgiften zu gehen und auch nicht Schluss gemacht hat.
Dass er im ersten Moment supersauer war, wo ich morgens anrief und er an meiner Stimme schon hörte, was loswar, kann ich verstehen, wäre ich wohl auch im umgekehrten Fall gewesen.


Die Idee mit dem Berg finde ich ziemlich gut, macht einem nochmal deutlich, dass Rückfälle auch immer mit einem Rückschritt einhergehen, das versucht ja auch mein Freund immer wieder, mir bewusst zu machen, indem er mich fragt, wo ich denn wohl in der Entwicklung stehe, wenn ich Rückfälle baue.
Die ehrliche Antwort ist mir auch klar: Etwa an dem Punkt, bevor ich entgiften gegangen bin, dann wäre das halbe Jahr für den Allerwertesten.


Dealer und Konsumenten meiden würde ich wirklich gerne, aber das ist im Moment für mich ziemlich kompliziert: Ich wohne weitgehend mit meinem Freund zusammen in seiner Wohnung (wir sind zwar schon länger auf Wohnungssuche, kommen dabei aber auch nicht so richtig voran) und in dem Haus, wo diese Wohnung liegt, konsumiert und dealt fast jeder - ein richtiges Junknest Rolling Eyes . (Ist keineswegs i-wie abwertend gemeint, sonst würde ich mich selbst ja mit abwerten).
Diese Situation ist natürlich ziemlich ungünstig, wir müssen praktisch nur die Wohnung verlassen und schon haben wir alles in nächster Nähe Sad .
Dadurch, dass wir z.B. häufig mitkriegen, wenn Kundschaft zu unserer vertickenden Nachbarschaft kommt, werden wir natürlich nonstop mit unserer Sucht konfrontiert - auch nicht gerade toll.


aint ez, bist Du aktuell clean, wenn man fragen darf?
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Rote Zora
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 28.05.2009
Beiträge: 1041

BeitragVerfasst am: 5. Sep 2009 12:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Gwen
Das ist ja natürlich mehr als ungünstig,in nem Haus zu wohnen, wo gedealt wird... Confused

Ich kenne Deine Situation ganz gut,mein Freund ist genauso wie Deiner! Wenn ich ihn nicht hätte,wäre ich nie solange clean gewesen,und er ist auch der Grund,warum ich es bei einem Rückfall immer wieder schaffe,noch die Notbremse zu ziehen! Er ist jetzt grade dabei,komplett zu entgiften(von Subu)...ich trau mir das noch nicht zu komplett sauber zu sein,da bleibe ich lieber erstmal im Programm...

rede mit Deinem Doc,in Deiner Situation sollte abdosieren erstmal gar kein Thema sein. Zunächst mal muß der Suchtdruck und der Rückfall abgefangen werden. Da sollte die Dosis erstmal erhöht werden,bis Du wieder stabil bist...jeder vernünftige Arzt müßte das einsehen,alles andere macht ja keinen Sinn!

Ich hoffe,Du hast Erfolg dabei,liebe Grüße
Zora
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ulla79
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 6. Sep 2009 15:50    Titel: Antworten mit Zitat

@Qwendoline:

Ich kann dir zwar jetzt nicht aus meinen Erfahrungen erzählen, weil ich noch nie was mit Drogen zu tun hatte, aber mein Freund ist in der gleichen Lage wie du – nur noch ein bisschen schlimmer...

Aber ich kann dir sagen, das es nicht nur Verständnislosigkeit gibt! Klar, können wir „Außenstehenden“ wahrscheinlich nicht alles verstehen, aber „ihr“ Süchtigen (soll jetzt nicht abwertend klingen) seid auch Menschen, ihr seid nicht nur H! Ihr habt es genommen, bewusst auch in dem Wissen, das es abhängig macht. Aber ganz bestimmt gibt es einen Grund, warum es gerade bei euch diese Wirkung hat. Vielleicht irgendwelche Ereignisse in der Vergangenheit, fehlendes Urvertrauen, da gibt es so viele Gründe... Aber dafür darf man keinen Menschen abwerten. Man ganz übertrieben gesagt, andere gehen zum Arzt, ihr versucht es auf diesem Weg!
Ihr seid keine Menschen zweiter Klasse, ganz im Gegenteil! Warum glaubst du, dass ich mit „so einem“ mein Leben verbringen möchte, eine Familie haben möchte? Weil auch ihr ganz wundervolle und liebe Menschen seid!

Das mit den Klischees und der Distanzierung kann ich dir gut nachvollziehen! Da ist man sogar als Angehöriger nicht verschont! Sogar mir wurden schon penetrant die Arme gemustert, nach dem Motto „schau mer mal...“

Aber durch deine Worte weiß ich auch irgendwie wieder warum ich zu ihm halte und „mir das antue (-ich empfinde es nicht so als „antun“ eher die Außenwelt)! Vertrauen, Rückhalt usw. ist glaub ich doch ein kleiner Teil, wie man euch helfen kann!

Ich weiß, Erfolgserlebnisse sind sehr schwer zu bekommen, weil alles so unerträglich schwer ist, aber du darfst nur nicht aufhören an dich zu glauben!

GLG Ulla
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Gwendoline
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 06.05.2009
Beiträge: 288

BeitragVerfasst am: 7. Sep 2009 04:11    Titel: Antworten mit Zitat

Rote Zora hat Folgendes geschrieben:

Er ist jetzt grade dabei,komplett zu entgiften(von Subu)...ich trau mir das noch nicht zu komplett sauber zu sein,da bleibe ich lieber erstmal im Programm...



Unsere Situation scheint wirklich ein bisschen ähnlich zu sein: Mein Freund hat auch komplett entgiftet, zuletzt im März von Metha und hat seitdem nichts mehr braunes angerührt.
Mir geht es wohl so wie Dir, komplett clean sein erscheint mir für mich persönlich im Moment auch noch in weiter(er) Ferne zu liegen, bin aber schon ganz zufrieden, dass ich kein Metha mehr nehme, sondern eben Subutex, das ist schon ein großer Unterschied, musste mich erstmal damit abfinden, doch um einiges "klarer" zu sein, als auf Metha.
(Habe schon mehrfach versucht, bevor ich im März in die stationäre Entgiftung ging, zu Hause zu entgiften, Metha (von der Scene) zu nehmen und dann abzudosieren, hat aber nie so wirklich erfolgreich geklappt).




Rote Zora hat Folgendes geschrieben:

rede mit Deinem Doc,in Deiner Situation sollte abdosieren erstmal gar kein Thema sein. Zunächst mal muß der Suchtdruck und der Rückfall abgefangen werden. Da sollte die Dosis erstmal erhöht werden,bis Du wieder stabil bist...jeder vernünftige Arzt müßte das einsehen,alles andere macht ja keinen Sinn!



Mit dem Thema abdosieren hat er mich seit dem Rückfall auch glücklicherweise in Ruhe gelassen, Dosiserhöhung hatte ich auch vorgeschlagen, mich dann aber von meinem Freund und meinem Arzt dazu überreden lassen, es erstmal so zu versuchen und nur, wenn es gar nicht mehr gehen sollte, wieder mehr zu nehmen.
Ich persönlich finde zwar, dass der Rückfall schon gezeigt hat, dass es bei mir in Richtung "gar nicht mehr gehen" geht, aber naja...




Tut mir auf jeden Fall ganz gut, hier im Forum zu lesen und zu schreiben, manchmal kann es wirklich hilfreich sein, sich mal ein bisschen was von der Seele zu schreiben und sich hier mit anderen, denen es vll. ähnlich geht oder gegangen ist, auszutauschen.
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Gwendoline
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 06.05.2009
Beiträge: 288

BeitragVerfasst am: 7. Sep 2009 04:31    Titel: Antworten mit Zitat

@Ulla:

Danke für Deine lieben Worte erstmal.

Ich kann mir vorstellen, dass es für Dich als Nicht-Abhängige alles andere als einfach sein muss, mit jemandem, der abhängig ist, zusammenzuleben und ihn zu lieben, das fällt bestimmt oft schwer.


Die Klischees bekommt man leider immer wieder zu spüren, vor ein paar Wochen z.B. stand ich vor der Vergabe und wartete, ein älteres Paar kam vorbei, tuschelte und als sie an uns vorbeigingen verstand ich, was die Frau zu ihrem Mann sagte, etwas mit etwa dieser Aussage (okay, vll. nicht ganz so unverblühmt, aber letzendlich war es der Inhalt): "Überall hängen hier schon diese asozialen Junkies herum, das ist ja furchtbar, die gehörten alle in's Gefängnis, die stehlen, betteln und haben Aids".
Normalerweise versuche ich, soetwas nicht großartig an mich heranzulassen, aber da ich zu diesem Zeitpunkt so wie so schon in einer Art "Tiefpunkt-Phase" war, kam die Erinnerung daran doch noch ein paarmal hoch, weil ich das Gefühl hatte, diese Frau hat so mehr oder weniger ausgedrückt, was ein Großteil der Gesellschaft denkt.
Dass es aber durchaus auch ein Problem der Gesellschaft ist, dass es immer mehr Suchtkranke gibt, soweit denken solche Vorurteilsbeladenen Leute meist nicht.
An diesem Tag machte mich das richtig fertig und wütend!


Dass Du als Angehörige/Partnerin auch schon "verdächtigt" wirst a la "achten wir doch bei ihr mal auf Einstichstellen" finde ich schon ziemlich krass, das ist sicherlich nicht einfach für Dich.


Was Du betreff Vertrauen und Rückhalt schreibst, stimmt, allerdings sollte das Vertrauen nicht bedingungslos sein, ein Rest Vorsicht ist nie verkehrt.
Ich versuche wirklich, keinen der Menschen, die mir wichtig sind, die ich liebe, auszunutzen oder zu verarschen, aber manchmal schlagen bei mir wieder alte Verhaltensmuster durch und ich schäme mich ehrlich dafür.
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ulla79
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 7. Sep 2009 17:41    Titel: Antworten mit Zitat

@ Gwendoline:

Ich weiß, dass ihr euch oft schämt für das was ihr tut und auch uns antut! Es ist zumindest bei mir schwer, dass ich ihm das beibringen kann, das ich das verstehe (auch wenn es mir schon manchmal weh tut) aber es ist nun mal eine „Krankheit“. Klar macht ihr das in diesem Moment bewusst, aber nur, weil ihr eben nicht anders könnt! Die Sucht ist immer das Mächtigste!
Demnach hast du Recht, mit dem Vertrauen in „euch“. Aber ich hab in diesem Zusammenhang mehr das Vertrauen, das in meinem Fall er in mich haben kann! Wenn ich was sage, mache usw. dann kann er sich darauf verlassen. Das kennt er nicht so, hat er in seinem Leben noch nie erlebt, immer nur Niederlagen und Misserfolg. Zumal er auch schon mal jemanden verloren hat wegen den Drogen, fällt es ihm nochmal viel schwerer, mir zu vertrauen. Und er zieht sich dann immer in Gefahrsituationen zurück und meint lieber, er kann mir das nicht antun.
Ich kann lernen damit umzugehen, für ihn ist das Vertrauen wohl das größte Problem.

Ich hasse ja das Wort Junkie. Das find ich ist so abwertend! Weißt du, „ihn zu lieben“ ist gar nicht schwer, mit der Situation umzugehen schon, aber noch schwerer ist die Umwelt! Viele nehmen da Abstand, grad wenn auch noch Knast dazu kommt. Was glaubst du, wie oft ich mir anhören musste, das sieht man ihm gar nicht an... Ich kann es nicht mehr hören! Aber wenn man mal ehrlich nachfragt, hatten schon so viele Kontakt mit Sucht.

LG Ulla
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Rote Zora
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 28.05.2009
Beiträge: 1041

BeitragVerfasst am: 7. Sep 2009 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

@ Gwendoline

Ich nehme schon seit 7-8 Jahren Subutex. Zu hause entgiftet haben wir auch schon x-mal... Rolling Eyes

4 mal haben wir es zusammen geschafft,aber mindestens 6 mal isses daneben gegangen Wink .Er ist auf jeden Fall der stärkere von uns beiden,er war auch nur ein halbes Jahr drauf bevor wir uns kennenlernten...ich habe mit 13 angefangen... Embarassed Wie gesagt,er entgiftet,ich bin erstma froh,wenn ich ohne Beikonsum bin Smile

Wieviel Subutex kriegst Du denn?

Gruß Zora
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otto1
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 03.04.2009
Beiträge: 310

BeitragVerfasst am: 8. Sep 2009 01:09    Titel: Antworten mit Zitat

GWENDOLINE ich hab vor einigen jahren auch mal subutex genommen 1,5 jahre lang während der zeit hatte ich phasen mit viel beigebrauch und auch phasen mit null beigebrauch von h. mein fehler war daß ich es länger genommen hab einmal hatte ich das subutex dann zu früh wieder genommen nach 18std und obwohl ich schon ordentlich affig war hat das subutex einen "richtigen" turkey ausgelöst obwohl das letzte dope nur ein filter war allerdings war es weisses ich hätte mich wohl runterdosieren müssen wie bei metha. na ja ich hatte es durchgestanden ich hatte eine woche turkey. das war wohl der grund weshalb ich beim zweiten mal als mir sowas nach einem jahr wieder passiert war ich mich auf metha umstellen lies. das war anfangs der absolute frust denn ich wollte eigentlich kein metha mehr nehmen allerdings ging es in dem moment nicht anders.
man sollte sich immer dessen bewusst sein wie gut es ist dass man nur subutex nimmt das ist ja fast wie clean sein du solltest es dir auf keinen fall leichtfertig mit dem h einfahren verderben. du weisst doch bestimmt selbst du musst dein leben ändern einfach nur subutex nehmen reicht nicht. die zeit muss mit etwas ausgefüllt sein was spass macht gegen das heroin keine oder schlechte chancen hat. ich für mich hab meine dinge die ich mache sport, fotografieren, lesen... das muss jeder für sich selbst finden. allerdings zieht es mich auch öfters runter wenn ich darüber nachdenke wie lange ich schon drauf bin und wie lange ich schon substituiert werde ich hab sehr viel vom "normalen" leben verpasst damit hab ich momentan probleme mit ich bin 44 das heisst die nächsten jahre steht eine veränderung an sonst läuft mir die zeit davon.
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Gwendoline
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 06.05.2009
Beiträge: 288

BeitragVerfasst am: 12. Sep 2009 02:15    Titel: Antworten mit Zitat

@Rote Zora:

Dann nimmst Du ja schon ziemlich lange Subutex, damals kam Subutex hier in Deutschland gerade erst auf den Markt, soweit ich weiß?!

Ist bei uns genauso, mein Freund ist der Stärkere, er hat die Sucht auch deutlich besser im Griff als ich, selten Suchtdruck, länger kein H-Konsum mehr (seit November '08 schon nicht mehr).
Allerdings war er nicht nur ein halbes Jahr drauf, sondern fast 32 Jahre (inkl. der Zeit in der Heroinstudie).
Obwohl mein Freund doch ein paar Jährchen länger drauf war als ich, reichen bei mir eigentlich schon Kleinigkeiten, um Suchtdruck auszulösen und mir fällt es auch schwerer, dann damit umzugehen, obwohl er mir, sogut er kann, hilft.

Ohne Beikonsum zu bleiben, ist im Moment auch mein großes Ziel, irgendwann will ich zwar möglichst auch komplett clean leben, aber damit eilt es nicht unbedingt, ich nehme mir die Zeit, die ich brauche und solange eben weiter Subutex.
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Gwendoline
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 06.05.2009
Beiträge: 288

BeitragVerfasst am: 12. Sep 2009 02:26    Titel: Antworten mit Zitat

otto1 hat Folgendes geschrieben:

. du weisst doch bestimmt selbst du musst dein leben ändern einfach nur subutex nehmen reicht nicht. die zeit muss mit etwas ausgefüllt sein was spass macht gegen das heroin keine oder schlechte chancen hat. ich für mich hab meine dinge die ich mache sport, fotografieren, lesen... das muss jeder für sich selbst finden.



Da gebe ich Dir Recht!
Das Substitutionsmittel ist ja auch eher als Hilfe gedacht und nicht unbedingt als alleinige Lösung nach dem Motto: "Wenn ich substituiert bin, muss ich ja nicht's großartig machen, ich bekomme ja mein Substi-Mittel und gut ist".
Ich für meinen Teil mache ambulante Psychotherapie (PSB, muss ja eig. jeder, der in Substi ist), fahre mit meinem Freund zusammen viel Fahrrad, mache sonstigen Sport, bin gerne in der Natur...alles mehr oder weniger Dinge, die ich ziemlich vernachlässige/vernachlässigt habe, wenn ich drauf bin/war.
Wir achten auch darauf, dass wir nicht allzuviel Kontakt zu Leuten haben, die drauf sind.



otto1 hat Folgendes geschrieben:

allerdings zieht es mich auch öfters runter wenn ich darüber nachdenke wie lange ich schon drauf bin und wie lange ich schon substituiert werde ich hab sehr viel vom "normalen" leben verpasst damit hab ich momentan probleme mit ich bin 44 das heisst die nächsten jahre steht eine veränderung an sonst läuft mir die zeit davon.



Ja, kann ich nachvollziehen, diesen Gedankengang.
Mein Freund hat mir dazu mal gesagt, ich solle nicht darüber nachdenken, was gewesen ist und was vielleicht alles hätte anders laufen können, sondern sollte mir lieber darüber Gedanken machen, was jetzt aktuell im Moment ist und was in Zukunft sein wird und mir jeden Tag auf's Neue denken "heute nicht" und mir die möglichen Konsequenzen weiteret Rückfälle überlegen.
Hilft zwar auch nicht immer, so zu denken und klappt manchmal auch einfach nicht, ist aber ein Anhaltspunkt, wie man die Gedanken lenken könnte.
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Rote Zora
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 28.05.2009
Beiträge: 1041

BeitragVerfasst am: 13. Sep 2009 13:17    Titel: Antworten mit Zitat

@ Gwendoline

Ja,ich war einer der ersten bei uns die Subutex ausprobiert haben Wink ,und ich war schwer begeistert davon,endlich eine Alternative zu Metha...und außerdem war ich erstaunt,wie gut man davon runterdosieren/entgiften kann Very Happy

Und ja,die Hoffnung irgendwann noch komplett clean zu werden habe ich auch noch nicht aufgegeben Smile ,aber erstmal bin ich froh,wenn ich stabil im Programm bin...

Ich glaube generell,daß Frauen die größeren Suchtels sind Wink ,irgendwie hab ich die Erfahrung,daß Männer besser nen Schlussstrich ziehen können,und Frauen sind auch gieriger...

Gruß Zora
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Gwendoline
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 06.05.2009
Beiträge: 288

BeitragVerfasst am: 26. Sep 2009 00:45    Titel: Antworten mit Zitat

Mit Metha kam ich auch nie so besonders gut klar und meine Entgiftungsversuche scheiterten regelmäßig trotz Metha, da empfinde ich Subutex als eine angenehme Alternative, ich komme mir auch viel "cleaner" vor, wenn ich Subutex nehme, als wenn ich Metha nehme, Metha macht mich i-wie auf fiese Art "matschig", ich schwitze saumäßig...

Frauen die größeren Suchtels?
Interessante Frage, habe ich auch schonmal drüber nachgedacht, wäre vielleicht mal ein Diskussions-Theard hier im Forum wert Wink.


Kleiner Zwischenbericht von mir:

Hatte nochmal eine "Rückfall-Nacht", wo ich am Abend einigen Frustrationen ausgesetzt war, meine Zukunftspläne wieder schwinden sah, ein Missverständnis mit meinem Freund kam dann auch noch zu allem Übel hinzu und dann bin ich leider wieder ausgeklinkt und bin wieder zur Scene gefahren...

Am nächsten Tag ging es mir nicht gerade gut, habe dann mit meinem Freund das Missverständnis aus dem Weg geräumt (ihm ging es auch nicht gerade gut, er hat aber glücklicherweise kein H genommen, allerdings Benzo's), mit ihm in Ruhe über alles gesprochen, nachdem ich mich (sowohl pysisch als auch psychisch) wieder besser fühlte und mich wieder ausgebremst.


In den nächsten Tagen habe ich dann endlich auchmal wieder einen Termin bei meiner Psycho-Therapeutin (ist längere Zeit aufgeschoben worden, weil sie auf einer Fortbildung war, in Urlaub etc.) und hoffe, dass ich mir aus dem Gespräch mit ihr vielleicht noch ein bisschen Nützliches herausziehen kann.
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Nicole
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 15.09.2009
Beiträge: 110

BeitragVerfasst am: 26. Sep 2009 10:47    Titel: Antworten mit Zitat

Gwendoline hat Folgendes geschrieben:
.

Zeigt mir das es in Richtung "gar nicht mehr gehen" geht, aber naja...
[/quote]
Also ich finde auch, das es zeigt, dass es garnicht mehr geht. Was haben dein Freund und dein Doc. denn für Vorstellungen.
Für mich sieht es so aus, (nicht böse gemeint), dass dich dein Freund ein wenig unter Druck setzt. Und da er auch mal drauf war, müßte er doch wissen, dass das ganz böse ins Auge gehen kann. Also bei mir geht unter Druck mal garnicht´s.
Wenn du dr Meinung bist, dass du höher gehn mußt um einem Rückffall vorzubeugen, dann tu das auch und lass dir nicht rein reden. Nur weil dein Freud so stark ist und es ohne schafft, heißt es noch lange nicht, das du auch schon so weit bist. Ich spreche da auch aus eigener Erfahrug. Bei meinem Freund und mir ist´s so ähnlich. Nur das er auch noch drauf ist, aber immer aufhören will, ich aber noch nicht soweit bin.
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