Warum scheitern so viele Sucht-Therapien?

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Nooria 24
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Anmeldungsdatum: 12.03.2016
Beiträge: 699

BeitragVerfasst am: 12. Sep 2017 22:23    Titel: Warum scheitern so viele Sucht-Therapien? Antworten mit Zitat

Moin,

gestern hatte ich einen interessanten Link in meiner Mail: Johann Hari, ein britischer Journalist, hat über mehrere Jahre in verschiedenen Ländern geschaut, wie man dort mit Sucht umgeht, welche Therapien es gibt und wie erfolgreich man damit ist. Außerdem hat er versucht herauszufinden, was die Ursachen für Sucht sein können. Dazu gibt es ein interessantes Video mit deutschen Untertiteln und, wenn mein seinen Namen auf Youtube eingibt, noch weitere informative Diskussionen. . .

www.ted.com/talks/johann_hari_everything_you_think_you_know_about_addiction_is_wrong?language=de

Was denkt ihr über seine Meinung zu dem Thema?

Nooria
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Praxx
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 12. Sep 2017 23:33    Titel: Antworten mit Zitat

Natürlich hat er recht... das, was die Wissenschaft heute über Sucht weiß, braucht noch Jahrzehnte, um die suchtmedizinische Praxis zu erreichen. In den Therapieeinrichtungen herrscht immer noch der gute alte Jellinek, alle abweichenden Forschungsergebnisse werden unterschlagen.

"Sucht ist eine erworbene Erkrankung des Gehirns, die medikamentös adressiert werden kann und muss. Ist erst einmal das richtige Mittel gefunden, werden die Entwöhnungseinrichtungen verschwinden, wie die Lungenheilstätten nach der Entdeckung des Streptomycins" (Olivier Ameisen im Interview)
Die gegenwärtige Standardtherapie ist unwirksam, "die Suchterkrankungen verhalten sich so, als ob es die Standardtherapie nicht gäbe"(Albrech Ulmer, Suchtmediziner aus Stuttgart, 2007).

"Rehab" ist nur eine Unterbrechung des Suchtalltags mit der Möglichkeit der körperlichen, seelischen und sozialen Erholung, kene Heilmethode.

Beispiel Alkohol: 1.6 Mio Abhängige, pro Jahr 165.000 (10%) erreichen nach 14 Jahren Krankheitsdauer die Suchthilfe, 55.000 davon (3.3%) bekommen eine ambulante oder stationäre Reha, 25% davon nehmen an Nachbefragungen teil (14.000 oder 0.8%), davon bezeichnen sich 55% (ca.0.5% der Abhängigen) nach 12-24 Monaten als abstinent!

Solche miserablen Ergebnisse sprechen für eine falsche theoretische Grundlage der Suchttherapie.

LG

Praxx
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perl
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Anmeldungsdatum: 10.07.2016
Beiträge: 1100

BeitragVerfasst am: 13. Sep 2017 08:31    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Nooria,

ein für mich schlüssiger, sehr nachvollziehbarer Ansatz.

Da fallen ja Aussagen, die es in sich haben: Wir haben/sind die einsamste Gesellschaft ever, wir haben immer mehr Wohnraum und immer weniger Bindungen.

Das Gegenteil von Sucht ist nicht Nüchternheit, sondern Bindung...

Abhängige brauchen keine Bestrafung, sondern Liebe, egal, ob sie konsumieren oder nicht... und und und.

Ich finde diesen Ansatz hervorragend, weil ich die vorherrschende hochgradig biologistische Sichtweise größtenteils ablehne/nicht plausibel finde.
Ich war ja einmal in meinem Leben in einer Suchtklinik. Die "Behandlung" dort hat mich nachhaltig geprägt.
Sie war eben, wie der Journalist im Video auch berichtet, basierend auf Druck: Es gab für jedes "Vergehen" Punkte. Also einmal nicht zum Sport erschienen: Punkt, verschlafen: Punkt, nicht zur Gruppe erschienen: Punkt... drei Punkte bedeuteten Rauswurf: HALLO?

Den Ansatz, Sucht mit Bindung und Liebe zu begegnen, finde ich sehr gut. Einen Grund zu haben, morgens aufzustehen, Sinn im Leben zu sehen...

dakini betont ja auch immer die heilende Notwendigkeit von Vernetzung und echten Bindungen.
Ich wollte das nie wahrhaben. Jetzt, wo ich alles gekappt habe, mit immer klarer werdendem Kopf ohne meinen doch geliebten Job zu Hause sitze und jeden Tag ZEIT habe, sehe ich sehr wohl die heilende Kraft von Bindungen und sinnvoller Arbeit.
Fällt das alles weg, kann es schon gut sein, das man wieder zurückfällt, wie die Ratte im reizarmen Käfig.

Interessantes Video!

Gruß perl
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ast
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 14.03.2012
Beiträge: 3322

BeitragVerfasst am: 13. Sep 2017 08:41    Titel: Antworten mit Zitat

danke für diesen wertvollen Beitrag, liebe Nooria Idea
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schattengewächs
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.07.2015
Beiträge: 2236

BeitragVerfasst am: 13. Sep 2017 11:06    Titel: Antworten mit Zitat

absolut richtig und hochinteressant, was dieser Johann Hari da von sich gibt! Idea - auch wenn es mir schwerfiel, ihm zuzuhören, weil er etwas zu "agitiert" spricht für meinen Geschmack.
Inhaltlich ist dem nix hinzuzufügen, gerade in Bezug auf den Gedanken, dass "Bindung" ein essentielles menschliches Bedürfnis ist.
Hatte von diesen zwei Varianten des Ratten-Verhaltens noch nie etwas gehört.
Wie krass...
Danke! Idea
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naima
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 17.10.2011
Beiträge: 154

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2017 04:56    Titel: Antworten mit Zitat

guter Vortrag. Danke fürs Verlinken!
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Schlaumeier
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 1934

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2017 07:58    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
"Sucht ist eine erworbene Erkrankung des Gehirns, die medikamentös adressiert werden kann und muss. Ist erst einmal das richtige Mittel gefunden, werden die Entwöhnungseinrichtungen verschwinden, wie die Lungenheilstätten nach der Entdeckung des Streptomycins" (Olivier Ameisen im Interview)

Oliver Ameisen, muss man den kennen? Grosse Worte von Ihm. Wo sind die Medikamente und Hand hoch all diejenigen die medikamentoes von der Sucht geheilt wurden ... Ich kenne keinen, wohl aber Junkies die ueber Therapie, Sub oder Gruppen von der Sucht Abstand nahmen, bzw. in den trockenstatus wechselten. Heilung? Gibts die? Aber schoen das Aerzte ? Therapeuten die wahrscheilich maximal mal an nem Joint gerochen haben wissen was Sucht wirklich ist.
Ein guter Arzt begleitet, schlaegt Loesungen vor und unterstuetzt z.B. Mental und mit Substitutionsmitteln, meinetwegen auch medikamentoes. Aber die Sucht besiegen? Das kann nur der Suechtige, keine Pille und schon gar nicht Sprueche und Fantastereien von "Pseudoheilern" sind ein realistischer Loesungsansatz. Was kommt als naechstes? Voll auf Koka, kein Problem. Ueberweisung in eine "Umarmungsgruppe", Problem geloest ... Das erzaehleich heute Abebd meiner "Liebestanzgruppe", die ist die Steigerung ...


Zitat:
Die gegenwärtige Standardtherapie ist unwirksam, "die Suchterkrankungen verhalten sich so, als ob es die Standardtherapie nicht gäbe"(Albrech Ulmer, Suchtmediziner aus Stuttgart, 2007).

Auch grosses Bla Bla. Und wenns nur einem von Hundert hilft, ist das mehr als nix zu tun, auf Wunder zu hoffen oder Pillen zu verteilen die am Ende nix bringen. Und was bitte ist heute eine Standardtherapie. Es gibt so viele Variationen ... und von Denen ist jede besser als sich klugscheissend vor Publikum zu stellen und auf Wissend zu machen. Am Ende sind all die Super Profis Hilfe Steller, nicht mehr nicht weniger. Der Arzt der von sich behauptet er koenne Sucht nach bestimmten Schemata rein medikamentoes heilen, den nenne ich Scharlatan.

Zitat:
"Rehab" ist nur eine Unterbrechung des Suchtalltags mit der Möglichkeit der körperlichen, seelischen und sozialen Erholung, kene Heilmethode.

Immerhin besser als Hoffnungen zu schueren die nicht erfuellt werden (koennen). Die "Pille" gegen Sucht. Ich lach mich weg. Soweit ich informiert bin sind die aktuellen "Medikamente" z.B. gegen z.B. H Sucht fast schlimmer als die Droge.

Zitat:
Da fallen ja Aussagen, die es in sich haben: Wir haben/sind die einsamste Gesellschaft ever, wir haben immer mehr Wohnraum und immer weniger Bindungen.

Das Gegenteil von Sucht ist nicht Nüchternheit, sondern Bindung...

Ich denke die Basis fuer eine "gepflegte Sucht" wird in der Regel schon in der Kindheit gelegt. Missbrauch, nicht genug Liebe, keinerlei Aufbau einer Persoenlichkeit, des Selbstbewusstseins ... etc. Da wird aus Drogenexperimenten schnell mal jahrzehntelange Sucht. Die gilt es aufzuarbeiten und Defizite zu "heilen", respektive alternative Umgangsformen mit denselben zu finden.
Wer kaputt im Kopf ist und das mit Drogen kompensiert, dem reichen keine Umarmungen und schon gar nicht irgendwelche "Sucht heilende Pillen", denn die jibbet nich, jedenfalls soweit ich informiert bin. Auch die Wunderpille Baclofen wirkt sicher nicht ohne die Lebensumstaende erstmal zu ordnen und eventuelle psychosom. Begleitung.

Man verzeih meinen Zynismus, aber das Thema ist zu wichtig als es Traeumern zu ueberlassen ...
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Marle
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2017 09:37    Titel: Antworten mit Zitat

Schlaumeier hat Folgendes geschrieben:
Oliver Ameisen, muss man den kennen?
...Aber schoen das Aerzte ? Therapeuten die wahrscheilich maximal mal an nem Joint gerochen haben wissen was Sucht wirklich ist.


Ich dachte Du nimmst Baclofen? Dann solltest Du Prof. Ameisen doch kennen.
Auch, dass er kein Theoretiker war, sondern selbst sehr heftig von der Sucht betroffen war.

Zitat:
Das kann nur der Suechtige, keine Pille und schon gar nicht Sprueche und Fantastereien von "Pseudoheilern" sind ein realistischer Loesungsansatz.


Ich glaube nicht, dass Ameisen ein "Pseudoheiler" war, ebenso wenig wie die Ärzte, die dieses relativ neu bei Sucht angewandte Medikament verordnet haben.
Für ein Medikament, das für die Diagnose Sucht in Deutschland nicht zugelassen ist, sind m. E. erstaunliche, belegbare Erfolge zustande gekommen.

Ich bin da etwas irritiert, warum Du so heftig und abschätzig darüber schreibst, wie Ärzte, Therapeuten und Wissenschaftler versuchen der Krankheit "Sucht" auf die Spur zu kommen und, was ich toll finde, auch neue Wege gehen.
Es ist ja nicht so, dass man mit den bisherigen Mitteln eine wirklich hohe Erfolgsquote hat.

Zitat:
Der Arzt der von sich behauptet er koenne Sucht nach bestimmten Schemata rein medikamentoes heilen, den nenne ich Scharlatan.


Dann nennst Du im gleichen Atemzug mindestens ein paar Hundert Süchtige, die Baclofen an sich ausprobiert haben, auch Scharlatane.

Zitat:
Die "Pille" gegen Sucht. Ich lach mich weg. Soweit ich informiert bin sind die aktuellen "Medikamente" z.B. gegen z.B. H Sucht fast schlimmer als die Droge.


Es hat meines Wissens nach bislang niemand von einer "Pille gegen die Sucht" gesprochen.
Darum geht es vorrangig bei Baclofen auch nicht.
Tatsächlich erfolgen logischerweise die meisten Rückfälle aus Suchtdruck heraus. (Also nicht einfach aus Langeweile z. B.)
Genau da setzte Ameisen an: Baclofen unterdrückt den Suchtdruck. (Es gibt auch noch andere Medikamente dafür.)

Kurzum: Klar ist, wenn der eigenen Wille, abstinent/clean leben zu wollen, nicht sehr stark ist, dann hilft das beste Medikament nicht dabei, diese Abstinenz/das Cleansein aufrecht zu erhalten.
Klar ist aber auch, dass es - in der Abstinenz/im Cleansein - Momente gibt, in denen die Gehirnchemie (der Stoffwechsel) Kapriolen schlägt, gegen die der Betroffene nur sehr wenig selbst tun kann.

Ich finde, dass überhaupt nichts dagegen spricht, wenn Betroffene, die bislang immer wieder aufgrund SD eingebrochen sind, neue Methoden ausprobieren.
Hätten z. B. von denen nur 5% Erfolg, dann wären das ja nachweislich 5% mehr, die es schaffen (egal wie und mit was) trocken oder clean zu bleiben.
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2017 12:54    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kann nix neues entdecken Question
Bereits vor Jahrzehnten hat man in Langzeitherapien psychoanalytisch, psychotherapeutisch, Verhaltenstherapeutisch gearbeitet. Inkl Nachsorgen. Und immer schon, wurde der Eckpfeiler "soziale Vernetzung" genannt. Die Kindheit wurde auf den Kopf gestellt und geschaut, wo die einzelnen Probleme liegen.

Als ich gestern mit einer Freundin telefonierte, die aus dieser Zeit immer noch clean ist, dachte ich noch mal, dass es doch sehr viele sind, die es geschafft haben. Aber, wie lief das? Da fanden sich Freunde, auch für´s Leben, Pärchen fanden sich, Familien wurden gegründet und nicht wenige, kannten sich aus Therapie/Nachsorge, oder Gruppen.

Dafür zu sorgen, dass man nicht alleine rumhängt, war selbstverständlich. Inzwischen sitzen ja viele vorm PC. Nicht gerade ein "Miteinander", wo man wirklich Nähe und Wärme spürt, dem anderen ins Gesicht schauen kann.

Insofern scheint mir die insgesamte Entwicklung eher contraproduktiv, was nichts mit Suchttherapie zu tun hat. Auch anderswo werden die Pillenberge höher.

Es ist - so denke ich - die Zeit! Wie motiviert ist man, wenn man eh schon das Gefühl hat, seine Anstrengungen versanden in Einsamkeit/Kälte der Gesellschaft? Ob da jetzt Medikament xy unterstützt, oder nicht, das ist doch nur eine "Basishilfe". Alles andere, muss von einem selbst kommen und die Aspekte für ein cleanes Leben sind zahlreich. Sollte man nicht auf "soziales Miteinander" ODER Pillen reduzieren. Wink
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schattengewächs
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Anmeldungsdatum: 26.07.2015
Beiträge: 2236

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2017 13:09    Titel: Antworten mit Zitat

genau, dakini! - es gibt auch die Variante "zusammen (in der Gemeinschaft) Drogen konsumieren"-
Idea
ich bin ja auch gerade dabei meine Lebensqualität zu optimieren, nur! - könnte jetzt glaub ich doch die menschliche Bindung nicht die fast lebenslängliche Symbiose (auch "Bindung"!) zu "meinen Stoffen" ersetzen. Ist mir gerade aufgefallen.
Und zu abstinenten Menschen, Typ "Fels in der Brandung" hab ich eben keine Affinität!
Immer noch einen drauf! Irgendwie bin ich auch auf irgendeine Art und Weise nicht sehr schlau, - glaub ich langsam.
Prost!
ich zieh mich hier etwas zurück, weil ich tatsächlich im "real life" leben will, und nicht ausschließlich in der virtuellen Welt der Netzes.
Wenn das scheitert, komm ich wieder hierhin zurück, - ist ja quasi "ein Stück Heimat" geworden, grins.
Lieben Gruß!
Cool
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rock
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Anmeldungsdatum: 16.03.2015
Beiträge: 2481

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2017 13:47    Titel: Antworten mit Zitat

dakini hat Folgendes geschrieben:
... dachte ich noch mal, dass es doch sehr viele sind, die es geschafft haben.

Endlich jemand, der's geschnallt hat ! Danke dakini Wink
Sie sind überall, die Ex-Süchtler. Man erkennt oft aktiv Süchtige nicht als solche, umso schwieriger ist es, die Cleanen zu finden.
Wenn sie sich nicht outen - wer tut das ohne jemand wirklich gut zu kennen ? - kann's passieren, daß man in einer Firma zusammenarbeitet und nicht weiß, daß man sich ein paar Jahre zuvor gemeinsam einen Schuß gesetzt hätte ... Gut so, denn wüßte man's, wer weiß, was herauskäme. Einer wird schwach, die Anderen machen mit und schon ist Feuer am Dach. Mit einer der Gründe, warum jene, die's geschafft haben, nicht oder nur selten darüber reden.
Man muß es ja auch nicht ständig aufwärmen, das hat man halt hinter sich, wie vieles Andere auch. Man kann ohne Weiteres gut leben, ohne jemals an Drogen auch nur zu denken.
Ich finde, daß viel zu selten auf diese positiven Vorbilder geblickt wird. Sie sind es aber, die anschaulich machen, daß man seine Sucht hinter sich lassen kann, daß man auch nach extremen Exzessen ein völlig drogenfreies Leben leben kann. Selbst gelegentlicher Konsum ist nicht so selten.
Cheers
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Schlaumeier
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 1934

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2017 14:01    Titel: Antworten mit Zitat

Marle, meine Droge ist Opium, Opiate. Da hilft kein Baclofen und auch kein anderes "Medikament". Wenn Du vorbehaltlos meinen Post gelesen haettest, haettest Du rausgelesen das ich Baclofen (bezueglich Alk) mit begleitenden Massnahmen anerkenne. Trotzdem, muss ich den o.g. Typ nicht kennen. Ich bin eher praktisch veranlagt, ich probiere ein Medikament aus, hier erklaert und emfohlen durch Praxx, und google nicht tagelang durch die Gegend um zu erfahren wann, wer, wo nen Vortrag dazu gehalten hat. Andere moegen das anders halten .Wieder andere googeln heute noch und haben den (Selbst) Versuch noch immer nicht gestartet.
Mir gehts vorrangig um "harte Drogen" und dementsprechende Therapien. Bei harten Drogen wie Koka, Amphetaminen und Opiaten gibts meines Wissens keine Medis. Dann von medikamentoeser Behandlung zu faseln und Therapien in welcher Form auch imme rals nicht zielfuehrend, ja sogar fuer antiquarisch bis Unnuetz hinrzustellen, ist mMn laecherlich.
Von Dir als Jemand der den Ueberblick hat haette ich erwartet das Du meinen obigen Post anders wahrnimmst. Hab ich Dich ueberschaetzt? Wink Shocked
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mikel015
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Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2017 15:44    Titel: Antworten mit Zitat

dakini hat Folgendes geschrieben:
Es ist - so denke ich - die Zeit! Wie motiviert ist man, wenn man eh schon das Gefühl hat, seine Anstrengungen versanden in Einsamkeit/Kälte der Gesellschaft? Ob da jetzt Medikament xy unterstützt, oder nicht, das ist doch nur eine "Basishilfe". Alles andere, muss von einem selbst kommen und die Aspekte für ein cleanes Leben sind zahlreich. Sollte man nicht auf "soziales Miteinander" ODER Pillen reduzieren. Wink





"Der Mensch hat Grundbedürfnisse: Nahrung, Wärme, (gewisse) Hygiene, Sicherheit, Liebe. Und das letztere wird leider immer wieder vergessen, wobei dies in keinem Falle minder wichtig ist. Berührung, Liebe, Verständnis, Zuneigung sind genau so Grundbedürfnisse, ohne die man nicht leben kann. Wäre die soziale Absicherung nicht da, dann würden Leute, die keine Liebe erhalten, ganz einfach verrecken.
Und das fällt eben nicht auf, weil jeder am Leben erhalten wird, auch wenn sein Geist schon längst das soziale Leben verlassen hat.

Man stelle sich vor, dass man niemandem vertrauen kann, weil man Angst hat, verletzt zu werden...und schottet ab. Diese Abschottung wird mit der Zeit unerträglich und man sucht sich eine Substanz für die Abwesenheit von Zuneigung.
Der Mensch braucht Anerkennung und verdient Respekt. Wird er verkannt, verpöhnt, ausgeschlossen, kann er nicht über seine Probleme reden, weil sie vielleicht keinen interessieren, oder er sich deswegen schämt, dann nimmt man ihm das Futter für seine Seele. Man würgst sein Herz, lässt ihn ersticken.
Ein unerträgliches Gefühl, man muss es loswerden. Jede Befriedigung des Suchtreizes ist ein Schlag, ein Tritt, eine Reaktion gegen das Erstickungsgefühl.
Man will es nicht selbst. Man weiß, dass es falsch ist, und doch kann man nicht immer stark sein. Man kann nicht immer die Mücke stechen lassen, ohne sich zu jucken."


Der Buddhismus nennt dieses Phänomen "Durst" ich denke das ist recht treffend...
Ich definiere "Sucht" als eine gescheiterte Selbstmedikation, mittels derer man versucht (hat), Lebenssituationen oder Empfindungen zu verändern. Dummerweise bekommt diese Verhaltensweise dann eine gewisse Eigendynamik, die sich nur ändern lässt, wenn man es selbst wirklich will (und noch kann).

Als ich die Benzos quasi aprubt abgesetzt habe und einige Wochen später, ich war gerade mitten im Entzug und konnte kaum noch gehen, wollte ich mir eine Flasche Wasser aus der Kiste holen. Beim Runterbeugen bekam ich einen Krampfanfall und wurde mit einer solch elementaren Kraft gegen die Ecke einer harten Glastischplatte geschleudert, dass diese fast meine Haut durchbohrt hätte. Das Ergebnis war ein 30 x 40 großer Bluterguss mit einem schönen Schnitt in der Mitte. Auf was ich hinauswill ist folgendes: Müssen wir als Gesellschaft wirklich so hartherzig sein, anderen Menschen ihr Fehlverhalten ewig nachzutragen, sie dafür zu verurteilen, dass sie schlichtweg nur Probleme haben/hatten und vielleicht nicht das Glück , sich zu einem Straight-Edge-Abstinenzler zu entwickeln?
Jeder Mensch ein Individuum mit seinen eigenen Gedanken, Vorstellungen, Ängsten und Problemen; seiner eigenen Lebensgeschichte und seinem ganz individuellen sozialen Umfeld.
Kein Mensch gleicht dem Anderen .
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Domenico
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 19.04.2013
Beiträge: 3089

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2017 16:14    Titel: Antworten mit Zitat

meine meinung dazu ist das er im grunde ja schon recht hat,es sich aber alles zu leicht vorstellt denn immerhin kenne ich auch genügend leute die ne glückliche kindheit hatten und gute freunde und bindungen und trotzdem über cannabis letztendlich beim heroin gelandet sind.also kann man das nicht einheitlich regelementieren!
natürlich ist es notwendig nach der therapie wieder arbeiten zu gehen,wieder auf
seine cleanen freunde zuzugehn und neue freunde über selbsthilfegruppen kennenzulernen!
und natürich sind hobbys wichtig und beschäftigung also praktisch einen wie er es
nannte "rattenpark" wo es alles gibt.denn wenn man nur isloliert zu hause sitzt,ist es klar das man aus der sucht nicht raus kommt,auch nicht nach einer therapie und adaption.wenn man danach wieder in alte muster verfällt,ist man so gut wie verloren!
und der grund warum man therapien nicht erfolgreich zu ende bringt?!da gibt es so viele möglickeiten das ich jetzt nur ein paar nennen werde die allerdinges letztendlich,immer mit einem selbst zu tun haben in der regel!
also beispiele:man ist noch nicht so weit weil man von angehörigen zu einer therapie gedrängt wurde,man nimmt drogen in der therapie und fliegt weil man es nicht offen macht und es trotzdem rauskommt einfach raus,genauso kann man auch rausfliegen obwohl man aufhören wollte und das auch wirklich ernst meinte und zwar in dem man seinen zimmerkolgen mit dem man sehr gut klar kommt und ihn beim konsumerwischt aber weil er dein freund ist du deine klappe hälst und wenn das ganze durch irgendeinen zufall aufliegt und dir vorgeworfen wird das du den konsum nicht offen gemacht hast fliegst du in der regel genauso raus wie dein zimmerkollege,das habe ich alles schon von bekannten gehört!
oder du nimmst das ganze nicht ernst genug weil du ev. nicht mit deinem therapeuten klrakomst und anstatt das zu erklären und einen neuen therapeuten zu bekommen was durchaus möglich ist wil man nur die zeit absitzen und hält das unter diesen bedingungen natürlich nicht bis zum ende aus und gehst.
ich glaube das reicht an beispielen der punkt ist aber immer man selbst denn wenn man nicht von sich aus aufhören will und das nicht richtig will hat die ganze therapie in der regel keinen sinn.wobei mir auch ein fall eines bekannten vorliegt der therpie statt strafe machen musste kennt ja jeder hier von euch und letztendlich ist das ja eine art von zwangstherpaie aber er hat es tatsächlich geschafft und ist bis heut nicht mehr rückfällig geworden!
na ja man muss auch bedenken das jeder mensch anders ist und zb unterschiedlich starke enzugserschnungen hat bzw. sie anders stark empfindet,deswegen wurde ja auch die schmerzskala von 0-10 erfunden damit die ärzte im krankenhaus in der notfallambulanz vor allem wissen wie stark der einzelne seine schmerzen empfindet!
und deswegen kann man nicht sagen ja wen ich das schaffe dann kannst du das auch du willst ja garnicht.denn vielen und auch mir fiel immer die entgiftung am schwersten,gut wobei ich dazusagen muss das ich meistens immer von mehreren
physisch-abhängigmachenden drogen und medikamenten(wobei ja auch gerade medis drogen sind)drauf war ist es klar das die etgiftung schwer ist.
aber man redet ja auch mit seinen mitpatienten in der etgiftung und ich war in zwölf stück insgesamt und ich habe in der ganzen zeit nur 2-3 die die gleichen oder ähnlich starken entzugsymptome wie ich hatten getroffen.die meisten kannten diese entugssymptome garnicht.ich dacht immer ich bin abnormal aber es liegt wohl einfach an dem empfinden jedes einzelnem!
aber ich bin was schmerzen angeht weisgott kein weichei ich musste mit die schlimmsten schmerzen ertragen die es gibt der arzt meinte nur nierenkoliken und und clusterkopfschmerz also migräne wären in etwa gleichschlimm ich hatte damals ne gallenkolik mit einer sich dadurch entzündeten Bauchspeichedrüse die wie ich finde schlimmer als jeder bruch ist.und ich hatte schon mal die nase gebrochen und das war nichts dagegen.ich war damals als die koliken anfingen bei meinem damaligen substiarzt und er machte ultraschall und sagte ziemlich schnell das ich gallensteine habe und deswegen eine gallenkolik habe und ich sage euch nichtmal heroin hat den schmerz länger als 30-45minuten betäubt auch keine morphiumapullen die ich mir besorgte ich war damals einfach dämlich anstatt endlich ins krankenhaus zu gehen liess ich es sein aus angst vor der op.aber dann eines tages bin ich zusammen gebrochen und ich kam ins krankenhaus bei mir in der stadt und bekamm dann novalgin mit tilidin gemischt und es half wenigstens minimal und ich bekam schlaftabletten also dias.
und am nächsten tag wurde ich mit dem krankenwagen nach bonn in die uniklinik
gebracht also die beste klinik in ganz NRW nichtmal die uniklink köln kann da mithalten und deswegen war ich froh das ich da hin kam!
auf jeden fall bekam ich da ja auch meine poladosis die natürlich nicht den schmerz nahm sondern nur den enzug und der dämmliche psychiater da meinte man kann opiate nicht mischen so einen blödsinn hatte ich vorher noch nie gehört!
na ja das wichtigste war aber das mir dass das leben gerettet wurde also durch meinen zusammenbruch sonst meinte der chefarzt auf der inneren wäre ich spätestens zwei tage später tot gewesen nicht wegen der galle sondern wegen der bauchspeichdrüsenenzündung und ich sage euch dagegen ist die gallenkolik nichts.
und ich wusste erst nicht was das war aber deswegen bin ich auch zusammengebrochen weil dieser schmerz ist unglaublich man hat schmerzen von der stelle links im oberbauch wo die drüse sitzt bis in die zehen und in den kopf man hat praktisch am ganzen körper schmerzen so ist es auch bei der gallenkolik
und letztendlich haben sie mir in der op auch die ganze galle rausgeholt.und die steine konnte ich mir hinterher anschauen.aber die schmerzen auch nach der op waren übel! ich bin eigentlich die ganze nacht nur durchs krankenhaus gelaufen weil ich nicht richtig liegen und sitzen konnte!echt abgefuckt und ich wünsche diese schmerzen nichtmal meinem schlimmsten feind!nach einer zeit haben sie wenigsten das pola um 2ml erhöht was aber auch nur morgens wo ich immer meine dosis bekam vielleicht die schmerzen für 1-1,5stunden gelindert hat und nichtmal ganz.sonst bekam ich nur novalgin bei solchen schmerzen.
na ja auf jeden fall steht eins fest,wenn ich nochmals ein solche diagnose bekomen sollte,würde ich ins krankenhaus fliegen!
aber nochnmal zum thema ich finde das die kindheit und die schlechten dinge die man erlebt,der auslöser zum drogenkonsum sein können so war es ja bei mir auch erst ist mein vater nach spanien abgehauen wo ich 5-6 war und kam erst wieder wo ich schon fast zwölf war das hat mir unglaublich zu schaffen gemacht weil ich ihn grade in der grundschule gebraucht hätte den dort gab zu dieser zeit mit mir nur vier ausländer in der ganzen schule ich der mischling also italo-deutscher,dann ein pole blanzej hiess er und mein noch heutiger freund özgür ein türke und ein iraner dessen namen ich vergessen habe.also ich hing immer nur mit özgür und blazej ab denn die anderen wollten nichts mit uns zu tun haben weil wir anders waren es gab nur wenige denen das egal war!und ich kam garnicht klar damit alle hatten ihren vater und ich nicht weil meiner abgehauen war.er war zwar ab meinem 13.lebensjahr wieder regelmässig für mich da aber das machte es auch net besser!dagegen mit meine geschwistern führte ich ein inniges verhältnis und ich war damals ihr vorbild.aber kein gutes das wurde mir aber erst hinterher klar aber mein vater war ein noch viel schlechteres.denn ich war damlas noch in der gang und ich brachte ihnen so sachen bei das ein mann keinen schemrz oder trauer zeigen soll und lauter so einen scheiss eben weil ich slebst noch ein kind war ich war gerade 18 geworden.und ich habe wahrscheinlich weil ich in der grundschule immer gehänselt wurde weil mein vater italienier war und nie da war.
und ich glaube heute das war auch der grund warum ich schon mit 14 anfing im grossen stiel für mein alter zu dealen jeden tag ne 125grammplatte dope,gras ca.100gramm pep manchmal weniger manchmal mehr aber ich wurde nach einem halben jahr durch einen dummen zufall erwischt aber das ist eine andere geschichte.auf jeden fall denke ich heute ich wollte nicht mehr fertig gemacht werden sondern lieber zu denen gehören die da sagen hatten.heute finde ich es schwachsinnig und ich bin auch am rande gesagt stolz das mein kleiner bruder stefano(20j) jetzt angenomen wurde als kommisar-anwärter bei der polizei mit ziel zur krippo zu gehen.ich bin so stolz auf ihn den er hat nicht gemacht was mein vater wollte!ok ich glaube ich habe genug geschrieben nur eins noch ich denke das fast alle die suchtkrank sind sehr sensibel sind in ihrem innerem!das bestätigt auch die statistik die ich mal irgendwo bei der suchtberatung auf so einem flyer gelsen hatte da stand das ca.78% der suchtkranken menschen sehr sensibel sind und auch deswegen gemischt mit neugier und dazugehörungsgefühl
schnell mit drogen anfangen und meist erst mit cannabis was aber meiner meinung nur darin liegt das cannabis kriminalisiert wird!so das wars mehr hab ich ertsmal nicht zu sagen!LG an euch alle und eine sonnigen nachmittag hoffe ich denn bei mir kommt die sonne raus komischer weise denn heute morgen hat so heftig geregnet,das ich vom haus zum auto meiner mutter total nass war obwohl es nur 25m sind das liegt aber wohl daran das ich solche schmerzen in den beinen und im meniskus hatte das ich nicht schnell laufen konnte bzw. fast garnicht laufen konnte deswegn hat mein mutter mich nochnmal ausnahmsweise gefahren.
und dafür bin ich ihr auch dankbar hat sie aber nur gemacht weil ich solche schmerzen hatte und das wetter so scheisse war und sie zur zeit keine arbeit mehr hat.na ja nochmal liebe grüsse an euch alle!
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graham
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.07.2012
Beiträge: 2205

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2017 16:17    Titel: Antworten mit Zitat

natürlich ist das richtig, was der ppl da redet. das problem ist nur leider, dass es diejenigen, die macht haben was zu ändern, nicht interessiert!
es geht nicht darum, ob mit oder ohne mittel x oder ob mit oder ohne zwischenmenschliche beziehungen clean/wieder als rädchen eingliederbar, es geht einzig und alleine ums geld und das wird nicht damit verdient, dass keiner mehr heroin nimmt!
"welchen fortschritt in portugal meinst denn du; im fußball?" war die antwort unserer drogenbeauftragten mortler, auf die frage zur quasi-legalisierung sämtlicher drogen in portugal und derer nachweislich nur positiver wirkung für alle seiten.
"ich habe von keinem fortschritt gehört und ich stehe in engen kontakt mit unseren kollegen in portugal!"
...
selbst wenn eine 99%ige mehrheit eine richtungsänderung in sachen drogen fordern würde, ist das letzte prozent immer ausreichend, um das nicht passieren zu lassen!

es ist also jeder gut beraten, wenn er sich selber hilft und zwar unabhängig davon, ob das bei einer sucht nicht sowieso das einzig hilfreiche ist, sondern einfach der tatsache geschuldet, dass es sonst niemand anderes tut!

graham
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