Wer hat Erfahrung mit Baclofen/in welcher Dosierung?

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Cariote
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Anmeldungsdatum: 18.06.2015
Beiträge: 1134

BeitragVerfasst am: 12. Okt 2018 19:41    Titel: Wer hat Erfahrung mit Baclofen/in welcher Dosierung? Antworten mit Zitat

Hallo Forumer/innen,

Wer von euch hat Erfahrung mit Baclofen? Es soll angeblich das Verlangen nach Alkohol in hoher Dosierung bekämpfen. Nimmt es das Verlangen oder macht es Alkohol trinken aufgrund der Wirkung unmöglich?

In unserer hiesigen Suchthilfe sind damit noch keine Erfahrungen gemacht worden.
Auch Kliniken im Raum Niedersachsen/Bremen/Nrw sind mir und der Suchthilfe/Diakonie nicht bekannt.
Der Beipackzettel sieht ziemlich hart aus...viele Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Blasenentleerumgsstörungen, Abhängigkeit werden genannt,

Nicht das es hinterher noch schlimmer ist als vorher? Wie stark abhängig macht das Mittel seelisch und körperlich? Macht das Mittel "breit"?
Das waere zum arbeiten sicher störend.

In welcher Dosierung nehmt ihr Baclofen? Nimmt es das Verlangen nach Alkohol? Verträgt es sich mit Pola und Blutdrucksenkern Ramipril sowie dem Antidepressiva Fluoxetin?

Wer dazu was sagen kann oder Kliniken empfiehlt die so etwas ausprobieren, gerne posten!

Ansonsten, bis auf den Opiaten und Alkohol, lebe ich gerne. Freue mich morgen auf eine Fortbildung die über ein Wochenende geht.
Während der Arbeit komme ich seltsamerweise ohne Pola und Alkohol klar. Das klappt schon jahrelang gleichbleibend gut. Aber mit meiner Freizeit wird es problematisch.Kennt ihr das Phänomen?

Herzliche Grüße an das Forum sendet Caro
PS Praxx, du trittst für Baclofen ein. Gilt das Wohnortbezogen oder kann ich mir ein Rezept von Ärzten auch zuschicken lassen nach Telefonat? Sonnige Grüße aus Niedersachsen!
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 12. Okt 2018 23:46    Titel: Antworten mit Zitat

Am besten guckst du hier:
https://www.peertechz.com/Addiction-Medicine-Therapeutic-Science/JAMTS-3-124.php
Google hilft recht gut beim Übersetzen, wenn du mit Fachausdrücken Probleme hast.

Baclofen verursacht bei einer von Mensch zu Mensch unterschiedlichen Dosis eine völlige Gleichgültigkeit gegenüber Alkohol. Ob jemand in deiner Gegenwart trinkt oder du vor dem Spritregal im Supermarkt stehst - du bleibst völlig neutral, ob da Wein steht oder Wasser mach keinen Unterschied.
Diese "Indifferenz" ist das Ziel der Baclofenbehandlung, Abstinenz ist nur ein mögliches Ergebnis.
Bclofen kann alle möglihn Nebenwirkungen verursachen, die zwar meist harmlos aber manchmal sehr störend sein können und bei fortgesetzter Einnahme meist wieder verschwinden. Die machen aber die Verschreibung durch einen Arzt und eine ärztliche Überwachung der Therapie erforderlich.
Baclofen wirkt auch bei Cocain und Amphetaminen, im Tierversuch ist auch eine Effekt bei Heroin und Nikotin nachzuweisen.
Der GABA-B2-Rezeptor scheint sehr bedeutsam auf der gemeinsamen Endstrecke der Suchterkrankungen im Belohnungssystem des Gehirns zu sein, die Wirkung bei Cocain bzw Crack wurde schon vor 10 Jahren eindrucksvoll im funktionellen MRT bzw PET-CT dargestellt.
Guckst du hier:
www punkt youtube punkt com slash watch?v=HIiEqrj7LQs
(die Schreibweise ist nötig, damit der Link durchgeht)
Wenn du Interesse an einer Baclofentherapie hast, schau dich mal in den Foren der Anwender um (baclofen minus forum punkt de). Du kannst dich da unbesorgt anmelden, da wirst du nicht zugespammt
Ich habe in den letzten 8 Jahren ungefähr 150 Patienten mit Baclofen behandelt, mit einer Abstinenzuote von 65% und weiteren 15% mit dramatisch vermindertem Konsum...

LG

Praxx
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Cariote
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 18.06.2015
Beiträge: 1134

BeitragVerfasst am: 13. Okt 2018 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank Praxx! Ein,zwei Fragen hätte ich noch bezüglich Substitution und Baclofen sowie Muskeltonus bei den hohen Dosierungen...Ausserdem welche Klinik in Deutschland darauf einstellt...
Ich bin dabei deine Links zu sichten und werde mich danach nochmal melden wenn dann noch Fragen offen sind.
Ich bin dieses Wochenende auf einer Fortbildung und habe es noch nicht geschafft deine Links ganz durchzuarbeiten. Den Englischen Text verstehe ich recht gut, bin da allerdings erst knapp zur Hälfte durch. Einige Vokabeln muss ich nachschlagen um den Sinnzusammenhang nicht unabsichtlich zu verfälschen. Das passiert mir ab und zu in englischen Filmen denn mein Englisch ist nur etwa auf B1 Level.

Vielen Dank erstmal und herzliche Grüße aus Niedersachsen. Caro
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 13. Okt 2018 22:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Caro,
Baclofen kann problemlos neben einer Substitutionsbehandlung gegeben werden, habe ich schon mehrmals erfolgreich gemacht.
Von einem der französischen Professoren stammt der Spruch "Wenn die Sucht geht, bleibt die Psychiatrie". Soll heißen: Die psychischen Störungen, die der Süchtige mit seinem Substanzkonsum quasi selbst behandelt, treten ohne den Konsum wieder hervor und müssen konsequent behandelt werden. Nur bei Angststörungen hat Baclofen eine eigene spezifische Wirkung, die den meisten BZD gleichwertig ist.
Probleme mit dem Muskeltonus habe ich bei Dosierungen bis 400mg bisher noch nicht gesehen. Schwierig sind unbehandelte schlafbezogene Atemstörungen.
Das größte Risiko sind unwissende Ärzte, die Baclofenpatienten bei unvorhersehbaren Krankenhausbehandlungen auf "0" setzen und damit bedrohliche Reboundphänomene auslösen. Die institutionelle Suchtmedizin in D lehnt die Baclofenbehandlung ab un weigert sich, eine laufende Baclofenbehandlung fortzusetzen. Dass Kliniken Patienten auf Baclofen einstellen, kommt in D nicht vor - einzig von der MyWay-Betty-Ford-Klinik in Bad Brückenau ist mir bekannt, dass zumindest in Einzelfällen Baclofen eingesetzt wird. Da sind aber nur reiche Privatpatienten, die dort 500 bis 1000 Euro pro Tag zahlen

LG

Praxx
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 14. Okt 2018 23:35    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Caro,

an Deiner Stelle würde ich Baclofen eine Chance geben. Die Nebenwirkungen sind überschaubar (verglichen mit ADs oder Neuroleptika). Und es hilft auf jeden Fall gegen Suchtdruck bei Alkohol (und Amphe, Koks). Leider nicht bei Opiat-Suchtdruck, zumindest nicht bei mir.

Vor 3 Jahren, als es bei mir konsumtechnisch ziemlich bedenklich war, die Dinge liefen ziemlich aus dem Ruder, ging ich zu einer Neurologin. Sie verschrieb mir Baclo ohne Probleme. Das Baclo habe ich nur kurz getestet - inzwischen habe ich andere Lösungen für mich gefunden. Ich kenne zwei Leute, ein Kokser und ein Alkoholiker, die es mit Baclo geschafft haben, ihren Suchtdruck fast auf Null zu reduzieren. Ist also auf jeden Fall ein Versuch wert.

Eigentlich wollte ich überhaupt nicht zu dieser Neurologin. War eine Gemeinschaftspraxis und ich eher durch Zufall an sie geraten. Ihr Kollege hatte bessere Bewertungen (soviel zu Bewertungen im Netz). Inzwischen weiß ich, daß sie auch Suchttherapeutin ist. Jedenfalls erzählte ich ihr von meinem Wunsch clean zu werden und welche Probleme ich damit hatte,. Da sagte sie: "Das kann ich verstehen. Wenn jemand so viele Jahre Drogen genommen hat, ist alleine der Gedanke NIE WIEDER wie ein wahrer Abgrund. Versuchen Sie einfach, so lange wie möglich so wenig wie möglich zu konsumieren!"

Buff! Ein Satz bringt mir mehr als eine lange Therapie! Hat natürlich noch eine ganze Weile gedauert das zu verinnerlichen. Gelegentliche Rückfälle habe ich immer noch, clean bin ich nicht, aber alles auf einem kleinen Level. Der Druck (den ich mir vorher ständig gemacht hatte) ist weg!

LG Mohandes

P.S. Wieso überlegst Du überhaupt es in einer Klinik einzudosieren? Suche Dir einen Neurologen (gibt Listen im Netz) und mache es alleine und nach Körpergefühl. Macht übrigens auch nicht breit, arbeiten o.ä. kein Problem.
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 14. Okt 2018 23:45    Titel: Antworten mit Zitat

Praxx hat Folgendes geschrieben:
Von einem der französischen Professoren stammt der Spruch "Wenn die Sucht geht, bleibt die Psychiatrie". Soll heißen: Die psychischen Störungen, die der Süchtige mit seinem Substanzkonsum quasi selbst behandelt, treten ohne den Konsum wieder hervor und müssen konsequent behandelt werden.

Praxx, sowas in der Art hattest Du schon mehrfach geschrieben.

Angenommen, ein Mensch ist geistig einigermaßen gesund (kleine 'Neurosen' gehören meiner Meinung zur geistigen Gesundheit) und dieser Mensch nimmt über lange Zeit Drogen, Ursache jetzt nicht die Klassiker wie Angststörungen, Mißbrauch, etc.

Wenn dieser Mensch nun aufhört Drogen zu nehmen, ist dann eine psychische Störung vorprogrammiert? (Abgesehen natürlich von den 'Alltags'Störungen die bisher (erfolgreich) durch die Droge 'selbst behandelt' bzw. kaschiert wurden). Also keine Frage nach der Ursachen der Sucht.

LG Mohandes
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andy1977
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.11.2010
Beiträge: 3104

BeitragVerfasst am: 15. Okt 2018 00:29    Titel: Antworten mit Zitat

Huhu,

Mo, bei den rezeptoren um die es sich handelt ist das problem das durch den neurotransmitter ueberschuss, mehr rezeptoren gebildet werden. Die dann beim weglassen der droge zb alkohol nicht mehr gedeckt werden koennen,weil es zuviel sind.

Bei chronischen Trinkern werden die Glutamat-Rezeptoren ständig von Alkoholmolekülen behindert. Der Körper muß einen Ausgleich schaffen. Er erhöht die Zahl der Rezeptoren. Wenn nun die Droge abgesetzt wird und der Alkoholspiegel wieder sinkt, sind zu viele Glutamat-Rezeptoren aktiv. Die Folge: Eine Überreizung des Nervensystems

https://www.zeit.de/1993/43/das-mysterium-alkohol/seite-2

Das zaelt aber nur bei gabanergen substanzen. Wie benzos und alkohol. Wobei beim alkohol die ganzen anderen rezeptorentypen auch noch ne rolle spielen. Wie serotonin und NMDA-Rezeptoren.

Das sind dann aber andere mechanismen.

Lg andy
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