Vertrauen weg. Kopf und Bauch sind sich nicht einig.

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Nioli
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Anmeldungsdatum: 28.10.2008
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2009 10:04    Titel: Vertrauen weg. Kopf und Bauch sind sich nicht einig. Antworten mit Zitat

Ich hab gerade ein massives Vertrauensproblem.
Vor einem Jahr hatte ich schonmal hier geschrieben.
Es ging um einen ehemals sehr guten Freund. Vor eineinhalb Jahren war er rückfällig geworden (Heroin), stritt dies aber sehr lange ab. Es liefen einige sehr unschöne Dinge, viele Lügen, Unterstellungen, Verbalattacken ... Mehrmals gab er vor, in Therapie zu sein. Dadurch, dass uns seit einigen Jahren mehrere 100 Kilometer trennen, konnte er mir viel vormachen. Nie stimmte es. Ich brach den Kontakt mehrmals ab und lebte längere Zeit halbwegs gut damit, vermisste ihn als Freund aber dennoch sehr.
Seit August hatte ich nicht mehr von ihm gehört und jetzt hat er sich Ende Oktober gemeldet. Er ist weg von dem Zeug, nimmt Substitute und sein Arzt bestätigte mir dies, auf seinen Wunsch hin.
Der Arzt ist echt.

Wir haben seitdem mehrmals wieder lange miteinander telefoniert und haben uns zweimal getroffen. Wir verstehen uns eigentlich gut, ich hab auch das Gefühl, dass wir wieder ziemlich offen zueinander sind, aber ich merke, dass ich viele seiner Worte sofort auf den Prüfstand stelle, sobald er sie spricht.
Es sind nicht nur Äußerungen, die seine Sucht tangieren, sondern auch ganz allgemeine Dinge. Sobald ein kleinster Widerspruch aufzutauchen scheint oder etwas verdächtig erscheint, schrillen bei mir die Alarmglocken. Das hab ich sonst bei keinem anderen Menschen, auch nicht im Ansatz, und zunächst dachte ich, dass dies vorübergehen würde. Ich sprach auch mit ihm darüber und wir waren uns einig, dass dies nach allem, was passiert ist, normal sei. Jedoch merke ich, dass sich in den letzten zwei Monaten nichts in dieser Richtung getan hat. Ich glaube, fast im Gegenteil, es wird schlimmer.
Ich schaffe es einfach nicht, ihm zu vertrauen.

Ein ganz simples Beispiel: Ende November brauchte er Geld. Er war umgezogen und eigentlich war klar, dass es Ende des Monats knapp werden würde. Als er dann tatsächlich nach Geld fragte, überwies ich mit schlechtestem Gefühl 80 Euro und musste mich tierisch zusammenreißen, um nicht zu fragen, wofür er genau die 80 Euro brauchte, Mittlerweile hab ich sie wieder und schäme mich im Nachhinein meiner Gedanken, aber was soll ich tun, sie sind da Confused
Oder ganz allgemein, wenn er mir erzählt, dass er dies oder jenes gut findet, dann frag ich mich, ob er es tatsächlich gut findet oder dies nur vorgibt, um mich irgendwas glauben zu lassen, was nicht stimmt, um irgendwas anderes damit zu erreichen.

Wenn ich das jetzt schreibe, erkenne ich mich selbst kaum wieder.
Ich hatte noch nie ein Vertrauensproblem. Wenn ich jemandem misstraute, dass stellte sich im Nachhinein heraus, dass dies völlig berechtigt gewesen war. Eigentlich hab ich gute Antennen dafür, wann ich jemandem glauben kann und wann nicht. Nur hier versagen sie. (Gerade muss ich mich beherrschen, nicht noch ein "wahrscheinlich" dahinter zu setzen.)

Ich kann unseren Treffen und Telefonaten nicht mehr das abgewinnen, was ich ihnen früher abgewonnen habe. Ich mag ihn, es freut mich unendlich, dass es ihm wieder besser geht, aber nach jedem Kontakt bleibt eine Leere da ... schwer zu beschreiben.
Danach wird analysiert und interpretiert und ich schaffe es einfach nicht, das Gesagte so stehenzulassen, ohne an ihm zu zweifeln. Das belastet und frustriert mich unheimlich. Mir liegt an unserer Freundschaft, aber so kann es doch nicht weitergehen ...
Ich bin fast drauf und dran, mich wieder zurückzuziehen Crying or Very sad
Nur glaube ich andererseits, dass das weder mir noch ihm etwas bringen würde. Die Vergangenheit hat eigentlich gezeigt, dass wir ohne einander auch nicht glücklich sind. Nur wie lange werde ich warten müssen, bis sich endlich mal wieder ein Fünkchen mehr Vertrauen bei mir einstellt?

Ich habe schon verschiedene "Techniken" durch.
Zweifel sofort ansprechen ... ich komme mir unsäglich doof dabei vor, auch weil sie sich oft erst im nachhinein einstellen. Er machte das Experiment mit, aber es führte irgendwie zu nichts und die Gespräche waren eher Verhöre denn sonst irgendwas.
Mich zwingen, nicht zu grübeln ... hilft nicht.
Ablenken ... Ablenkung hab ich eigentlich genügend, nur muss auch der abgelenkteste Mensch irgendwann ins Bett gehen um zu schlafen und findet dort dann Zeit, sich Gedanken zu machen.
Zweifel aufschreiben um sich so vorübergehend von ihnen befreien zu können ... ich schreibe Stunden und finde kein Ende. Das ist auf Dauer auch nicht machbar.
Zweifel gemeinsam mit ihm auf einer Metaebene thematisieren ... haben wir durch ... Es bringt irgendwie nichts. Ich fühl mich verstanden, schön, aber der Effekt bleibt aus.

Aus seiner Perspektive betrachtet ist die Situation natürlich auch nicht einfach. Er spürt meine Zweifel, wann immer sie da sind und merkt auch, dass ich reservierter bin. Wir hatten eine Phase, in der wir beide versucht haben, die Unstimmigkeiten zu ignorieren (das war meine "ich zwinge mich dazu, nicht zu grübeln Phase), aber wir kennen uns leider zu gut, als dass das klappen könnte.
Für ihn stellt sich das ganze so dar, dass er verstehen kann, dass ich zweifle, dass es ihn aber ziemlich belastet. Er findet es gut, dass ich meine Zweifel thematisiere denn so weiß er, dass ihn sein Gefühl nicht täuscht. Für ihn liegt die Schuld an dieser Misere klar bei sich und leidet wie ein Hund unter der gegenwärtigen Situation und macht sich Vorwürfe. Nicht nur ich kämpfe ja mit dem Vertrauen in ihn, sein komplettes ihm verbliebenes Umfeld reagiert ähnlich.

Wahrscheinlich machen wir uns selbst sehr viel Druck, indem wir uns zu sehr daran orientieren, wie wir vor eineinhalb Jahren zueinander standen ... aber ausblenden kann zumindest ich das nicht. Er auch nicht.

Gerade hab ich das Gefühl, dass wir uns quälen, völlig umsonst. Vorgestern haben wir einander zuletzt gesprochen und wieder war diese Leere da. Man redet Stunden am Telefon und als ich auflegte fragte ich mich, wieso eigentlich. Versuchen wir was zu kitten, was nicht mehr zu kitten ist?

Ich merke gerade, dass der Balken rechts neben dem Eingabefeld wieder ziemlich kurz und damit mein Geschreibe ziemlich lang geworden ist.
Ich hoffe, es hat überhaupt jemand die Muße, sich das alles durchzulesen und vielleicht ein paar Worte dazu zu schreiben. Wahrscheinlich wirkt das alles ziemlich konfus, aber ich hab die Hoffnung, dass jemand, der sich mit ähnlichen Problemchen rumschlägt hier unterwegs ist und vielleicht schon einen Schritt weiter ist und mir etwas helfen kann.
Ich habe keine Leute in meinem Umfeld, die sich überhaupt in die Situation hineinversetzen mögen bzw. können. Die wenigen, denen ich mich anvertraute rieten mir, ich solle ihn abhaken und als jemanden begreifen, der mal wichtig für mich war, es nun aber nicht mehr ist bzw. sein sollte. Das kann ich nicht, zumindest glaube ich, dass ich es nicht kann und ich will es eigentlich auch nicht aus mehrerlei Gründen.

Ja, vielleicht liest das ja jemand, der mir oder ihm einen Tipp geben kann oder mag, wie man aus solch einer Situation am besten herauskommt.

Danke schonmal an all jene, die es geschafft haben, bis hierher zu lesen.
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ulla79
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Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2009 11:02    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Nioli,

das macht doch nichts, wenn du solange schreibst.
Ich kenne das, die Leere nach Telefonaten. Es ist wahrscheinlich das größte Problem mit einem Süchtigen. Klar, irgendwann lernt man die Lügen zu erkennen und zu durchschauen, aber dieses Misstrauen bleibt ...
Sei froh, dass er es geschafft hat und das es wirklich so ist! Aber so erfreulich das auch ist, das Misstrauen bleibt.
Ich glaube, das ist normal in deiner Situation. Ich finde es schon mal sehr gut, dass ihr offen darüber sprecht! Das ist doch ein guter Ansatz, wenn auch er bereit ist, mit daran zu arbeiten. Ich denke, der Rest, kann nur die Zeit heilen.
Dieses analysieren und interpretieren, ich kenn es und es macht viel in einem selber kaputt, weil man den anderen eben nicht wirklich so nehmen kann, wie er ist. Mir geht es ganz oft genauso, allerdings ist meiner noch drauf, also da sind die Lügen Lügen und es geht nicht mal um Misstrauen.
Am Anfang, als wir uns kennenlernten, ich von seiner Sucht nichts wusste, waren die Gespräche, auch wenn sie jetzt im Prinzip die gleichen sind für mich ganz anders. Wenn er mir das und das erzählt hat, was er macht, habe ich es toll gefunden oder hingenommen. Heute, wenn er mir was erzählt, was ganz belangloses, geht es sofort durch mein „Hirnraster –Lüge oder nicht“. Außer es geht um Themen die mich betreffen oder allgemeine Sachen. Aber gerade sein Umgang mit Freunden, was er wann macht ist doch fast immer eine Lüge. Da denk ich mir auch manchmal, warum reden wir drüber, ich kann mir auch irgendwas ausdenken...
Es ist wirklich ein großer Nachteil, wenn man so weit auseinander wohnt, wir wohnen auch nicht gerade Tür an Tür...
Auch wenn es komisch klingt, gerade diesem Mann habe ich von Anfang an wirklich vertraut. Weil ich zuvor einige Männer kannte, die mich fürchterlich betrogen haben. Bei ihm habe ich ihn erstmals vertrauen können und nicht irgenwie immer misstrauisch sein müssen und dann kommt so was...
Ich denke, es wird bei dir auch so sein, dass du irgendwann, gibt euch mehr Zeit wieder vertrauen kannst. Mir hat mal jemand gesagt, Drogen sind schlimmer als Fremdgehen, was eine Beziehung angeht. Vielleicht ist es gerade deshalb auch noch schwerer Vertrauen zu bekommen wenn es um Drogen geht.
Aber ich denke ihr seid auf einem guten Weg!

LG Ulla
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YanoTed
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Anmeldungsdatum: 12.04.2009
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2009 11:15    Titel: äm Antworten mit Zitat

so, Du selbst bist anscheinend clean ?
Cool
wollt grad antworten aber des steht in anderen Worten schon über mir.
Vergleich - die Droge ist also quasi ein nebenbuhler für Dich? und das Vertrauen bezieht sich nur darauf ob er Drogenmäßig ehrlich ist.
Sehr wackelige "Freundschaft" --> nun ist dies wohl nicht der perfekte Partner den Du suchst. ! und das wird dauern, da Heroinsüchtige und so oftmals auch Entwicklungsverzögert sind, (ich auch) aber ...
Ciao
ruhige Feiertage
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Nioli
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 28.10.2008
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2009 11:48    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Ulla,

vielen Dank für deine Antwort.
"Hirnraster - Lüge oder nicht" trifft es genau. Ich kann mich teilweise gar nicht richtig auf ein Gespräch einlassen, weil ich innerlich noch damit beschäftigt bin, das Gesagte auf seinen Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Das läuft automatisch ab, da kann ich auch willentlich kaum gegensteuern.
Und das Thema Freunde ... ... da melden sich bei mir immernoch allergrößte Zweifel an.
Ich weiß, ich habe eigentlich keinen Grund zu zweifeln. Aber gerade wenn er meint, er habe sich dann und dann mit dem und dem getroffen lausche ich ganz genau, ob das, was er mir erzählt schlüssig klingt. Dann überlege ich erstmal, was die Person von Beruf macht, ob es zeitlich überhaupt hingekommen sein könnte usw. und ich habe sogar schon Fangfragen gestellt Confused
Ich kam mir im selben Moment oder spätestens kurz darauf ziemlich dämlich vor. "Wer war doch gleich alles bei xy gewesen?" ... um abgleichen zu können, ob er tatsächlich wieder dieselben Leute aufzählt. Peinlich und so sinnlos!
Als wären dadurch die Zweifel getilgt. Aber ich hab schon zu häufig gehört, er habe dies oder jenes gemacht und dann herausbekommen, dass er die Zeit mit anderen Leuten verbracht hat. Ich wünschte, ich könnte besser trennen zwischen dem, was im letzten Jahr gelaufen ist und dem davor und jetzt danach.

Und ja, ich bin mehr als froh, dass er es geschafft hat. Und mir fällt es echt schwer, das jetzt zu schreiben, weil es etwas ist, was ich mir selbst nur ungern eingestehe, weil es eigentlich Unsinn ist: ... ich habe echt Angst, dass mein Misstrauen dazu beitragen könnte, dass es nicht so bleibt.
Er hat mir sowas in der Art mal zum Vorwurf gemacht. Da hatte ich gerade wieder herausgefunden, dass er mir einen vom Pferd erzählt hatte und er war extremst angepisst und meinte, dass gerade das Misstrauen von Freunden Menschen zurück in die Sucht treibe.

Ich nehme es ihm nicht mehr krumm, dass er es in der Situation so zu mir gesagt hat. Aber ich hab Angst, dass mehr an diesem Spruch dran sein könnte, als er mir und vielleicht auch sich selbst gegenüber heute zugibt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das einer der Gründe ist, weshalb ich mir diesen Druck mache, dass ich ihm möglichst schnell wieder Vertrauen schenken können möchte. Den Gedanken oben kann ich einfach nicht aus meinem Kopf tilgen obwohl ich weiß, dass er nur schadet.

Und das Vertrauen am Anfang: Genauso war es auch bei uns. Wir waren nie ein Paar und werden es bestimmt auch nie sein, aber das war es, was unsere Beziehung von Anfang an ausgemacht hat. Und umso mehr vermisse ich es. Ich komme mir so fremd vor.
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Nioli
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 28.10.2008
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2009 12:28    Titel: Re: äm Antworten mit Zitat

Hi Yano,

wir sind kein Paar.
Wir wissen ziemlich genau, was wir andeinander mögen aber auch, was wir aneinander nicht ausstehen können. Als Partner füreinander taugen wir wohl nicht.

Nebenbuhler? Schwierig.
Ich glaube, ich hätte viel weniger Probleme mit seinem Tun gehabt, wenn er ehrlich zu mir gewesen wäre. Das war eigentlich meine einzige Forderung gewesen und dann hätte ich mich mit seiner Sucht sicherlich besser arrangieren können.
Mir ging es hauptsächlich um den Vertrauensbruch und der ließ mich natürlich den Sinn unserer Freundschaft in Frage stellen.
Wir sind nicht zusammen, wir haben keine gemeinsamen Kinder, wir leben nicht in einer Wohnung, wir sehen uns nur sehr sporadisch ... ich weiß nicht, ob ich die Droge als Nebenbuhlerin empfunden hätte, wenn ich sie sich nicht auf diese Art auf unsere Freundschaft ausgewirkt hätte.
Ich hab und hatte nie den Anspruch, dass er 24 Stunden am Tag für mich erreichbar sein soll, oder sieben Tage die Woche.
Wenn er nicht gemocht hätte, hätte er sich nicht melden sollen, aber er hat sich gemeldet und nichts davon berichtet. Im Gegenteil, Märchenstunde war angesagt und alles, was mir von seinem ExMitbewohner zugetragen wurde, wurde als Lüge abgestempelt.
Das war es, was mich echt getroffen hatte.
Wahrscheinlich war es illusorisch zu hoffen, dass er mir gegenüber damals offen über seinen Rückfall spricht. Noch heute ist das für ihn nicht einfach.
Als ich ihn kennengelernt hatte, ging er sehr offen mit seiner Vergangenheit um und definierte sich auch ziemlich darüber, es geschafft zu haben, von dem Mist loszukommen.
Dieses Selbstbild fiel dann in sich zusammen und das gegenüber sich und anderen zuzugeben, ist verständlicherweise nicht einfach.

Aber um auf deine Frage zurückzukommen ... ich denke, es ich hab die Droge nicht direkt als Nebenbuhlerin wahrgenommen. Allerdings indirekt schon, wirkte sie sich doch auf unsere Freundschaft aus, ähnlich wie es eine menschliche Nebenbuhlerin getan hätte. So doof es klingt: Ich hatte weniger etwas gegen die Droge selbst als gegen das, was sie aus unserer Freundschaft gemacht hat.
Ich hätte mich sicherlich, ganz bestimmt sogar, um ihn gesorgt, aber das habe ich sowieso getan. Aber ich hätte ihn wohl nicht vor die Wahl gestellt, sie oder ich. Zumindest nicht aus Prinzip. Vielleicht später, ich weiß ja nicht, wie es sich alles entwickelt hätte. Vielleicht hätte ich an einem bestimmten Punkt nicht anders gekonnt.

Clean? Ja, bin ich. Ich hab nie was Illegales genommen.

Was meinst du mit "Entwicklungsverzögert"?

Dir auch schöne Feiertage Smile
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Nioli
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Anmeldungsdatum: 28.10.2008
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2009 13:12    Titel: Re: äm Antworten mit Zitat

YanoTed hat Folgendes geschrieben:
und das Vertrauen bezieht sich nur darauf ob er Drogenmäßig ehrlich ist.

Jein.
Eigentlich nicht.
Die Drogen sind gleichzeitig mit Lügen aufgetaucht.
Ich weiß nicht, wie es gewesen wäre, wenn er mir nur seinen Rückfall verheimlicht hätte. Erstmal ist es ja seine Sache. Ich hätte mich schon gewundert, wenn ich es über Dritte erfahren hätte, aber wäre nicht das ganze Drumherum gewesen, hätte ich das nicht als so schlimm erachtet. Die ganzen Lügen: Er gehe nicht mehr zum Sport, weil er einen Miniskusschaden habe ... stimmte nicht. Den Auszug seiner Freundin erklärte er damit, dass sie einen neuen habe. Dabei hat die Frau es nicht mehr mit ihm ausgehalten. Solche Sachen ...

Das kam alles gleichzeitig und für mich war klar, dass ich ihm, solange er das Zeug nimmt, nicht vertrauen kann. Das zeigte sich dann ja auch immer wieder.

Wäre er nur in Bezug auf die Drogen nicht ehrlich gewesen, also abgestritten hätte, dass er was nimmt, wäre das für mich vor dem Hintergrund, dass ein Rückfall für ihn zuvor praktisch undenkbar gewesen wäre, wohl nicht das Riesendrama gewesen.
Aber ich war in einer Situation, wie ulla sie oben beschrieb.
Ich versuchte mehrfach, die Drogen zu ignorieren. Nur erzählte er immer wieder Geschichten und ich fragte mich, ob er überhaupt selbst das glaubt, was er erzählt. Das war keine Basis.
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ulla79
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Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2009 13:28    Titel: Antworten mit Zitat

das perverse an der Sache ist, wenn ich ihm vorhalte, er lügt und ihn mit er Wahrheit konfrontiere, gibt er mir auch recht! Ganz oft gibt es Situationen, in denen er "merkwürdig" für uns nicht Süchtige ist. Hab ihn dann mal auf dem Kopf geknallt, dass er eh nur an Drogen denkt. Daraufhin war er richtig sauer. Gut, er war in diesem Moment affig. Hab ihm dann gesagt, das ich doch nicht blind bin, mich sehr wohl mit seinem Sch*** auskenne. Er hat dann gemeint, dass ich recht habe und hat sich für sein Verhalten entschuldigt.
Doch das nächste Mal geht es wieder von vorn los.

Mir wäre manchmal wirklich lieber, wenn er es denn schon nimmt, dann soll er wenigstens ehrlich sein! Ich verlasse ihn schon nicht. Ist ja im Grunde egal, ob ich ich weiß, weil ich es eben weiß oder ob er es mir direkt sagt. Aber das kann er nicht. Vielleicht schämt er sich dann doch wieder dafür und lügt weiter.
Manchmal glaub ich, er glaubt sich selber diesen Sch***
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Nioli
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Anmeldungsdatum: 28.10.2008
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2009 13:39    Titel: Antworten mit Zitat

Noch was:
ulla79 hat Folgendes geschrieben:
Ich denke, der Rest, kann nur die Zeit heilen.

...

Ich denke, es wird bei dir auch so sein, dass du irgendwann, gibt euch mehr Zeit wieder vertrauen kannst. Mir hat mal jemand gesagt, Drogen sind schlimmer als Fremdgehen, was eine Beziehung angeht. Vielleicht ist es gerade deshalb auch noch schwerer Vertrauen zu bekommen wenn es um Drogen geht.


Das hoffe ich. Dass es mit der Zeit leichter wird, ihm zu vertrauen.
Mein Kopf weiß eigentlich, dass ich innerhalb der letzten zwei Monate keinen Grund hatte, ihm zu misstrauen. Diese Überzeugung wächst quasi mit jedem Tag. Nur entwickelt sich mein Bauchgefühl in eine ganz andere Richtung ...
Ich hab das Gefühl, dass mein Bauch sich allmählich darauf eingeschossen hat, alles in Zweifel zu ziehen und sich immer mehr Strategien zurechtlegt, um Wahrheit von möglicher Lüge unterscheiden zu können.
Bei diesem Abgleich von Infos, gerade bei Personen (kann der und der zu der und der Zeit dort gewesen sein, ...), geschieht das immer vollständiger. Infos sauge ich förmlich auf, nur um sie anschließend parat zu haben und mit neu gesagtem abgleichen zu können.
Xy ist dann und dann im Urlaub. Aha, gespeichert. Evil or Very Mad

Wie schaffst du es, dich mit den Lügen, die es ja bei deinem Freund leider sind, zu arrangieren? Hoffst du auf bessere Zeiten oder siehst es ihm nach, weil er's gerade nicht leicht hat?
Ich stelle mir das wahnsinnig schwer vor.
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Nioli
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Anmeldungsdatum: 28.10.2008
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2009 13:58    Titel: Antworten mit Zitat

ulla79 hat Folgendes geschrieben:

Doch das nächste Mal geht es wieder von vorn los.

Ähnliches hab ich im vergangenen Jahr auch versucht.
Ich hab mir Mühe gegeben, jegliche Art von Vorwurf zu vermeiden und darzulegen, weshalb es für mich wichtig ist zu wissen, woran ich bin.
Dass es für mich viel schwieriger zu ertragen sei, wenn er Dinge schönt, eben weil ich ihm glauben möchte und wissen, woran ich bin und dass allein die Tatsache, dass er ggf. Drogen nimmt (er stritt es ja ab, daher formulierte ich es so), keinen Einfluss auf unsere Freundschaft haben würde.
Ich hatte die Hoffnung, dass er irgendwann einsieht, dass es für uns beide einfacher wäre, wenn er dazu steht. Dann hätte man ganz anders mit bestimmten Dingen umgehen können.
Für ihn ging das nicht, sein Selbstbild hätte dadurch zu sehr Schaden genommen. Wie du schreibst, ja, Scham. Er hatte damals den Wunsch, zumindest vor mir das Bild vom drogenfreien Typen aufrechtzuerhalten und fürchtete, dass er noch weniger Grund gehabt hätte, wieder damit aufzuhören, wenn er es mir gegenüber zugegeben hätte. Er hatte echt Angst, dass ich ihn dann nicht mehr für voll nehme.


Zitat:
Mir wäre manchmal wirklich lieber, wenn er es denn schon nimmt, dann soll er wenigstens ehrlich sein! Ich verlasse ihn schon nicht. Ist ja im Grunde egal, ob ich ich weiß, weil ich es eben weiß oder ob er es mir direkt sagt. Aber das kann er nicht. Vielleicht schämt er sich dann doch wieder dafür und lügt weiter.
Manchmal glaub ich, er glaubt sich selber diesen Sch***

Eben.
Ich glaube, manchmal hilft es für den Moment, etwas auf heile Welt zu machen.
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ulla79
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Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2009 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

Nioli hat Folgendes geschrieben:
Wie schaffst du es, dich mit den Lügen, die es ja bei deinem Freund leider sind, zu arrangieren? Hoffst du auf bessere Zeiten oder siehst es ihm nach, weil er's gerade nicht leicht hat?
Ich stelle mir das wahnsinnig schwer vor.


Es ist schwer, ich versuche mich immer zu beherrschen... Leider klappt das nicht immer, dann red ich ihn, wie schon beschrieben auch immer in den falschen Momenten damit an und dann eskaliert es.
Ja, ich versuche mich zu arrangieren und natürlich hoffe ich auf bessere Zeiten. Weil es so schlimm es auch klingt nur 2 Möglichkeiten gibt. Entweder es passiert "endlich" mal was, was ihm zum umdenken bekehrt oder er wird wohl irgendwann sterben.
ich weiß, er braucht auch wieder Momente, in denen er "normal" sein kann, weil er gerade so weit unten ist. Ich hab dann oft das GEfühl, er saugt die Liebe richtig auf. Das tut mir dann auch sehr gut, wenn wir innig sind, ist ja bei uns auch nur auf Tel bezogen, wegen der Entfernung. Nur ich leide schon mehr, weil er ist ja "beschäftigt" nur ich nicht und wenn ich dann wieder Druck aufbaue, dann blockt er total.

Ich wäre ja auch bereit, nur um endlich mal wirklich Zeit mit ihm zu verbringen, das "live" zu erleben. Aber er will immer seine "heile" Welt mir vorspielen, wenn es dann eng wird blockt er wieder. Es hat wirklich viel mit Scham zu tun und mit Verlustängsten! Letztlich können sie wohl noch weniger Vertrauen wie wir!
Ich habe über ein Jahr fast nur Tiefen mit ihm erlebt, Abstürze, Knast, Lügen. Aber ich habe immer zu ihm gehalten. Das sagt er auch selber, das noch nie jemand so hinter ihm stand. Aber auch er kann anscheindend nicht vertrauen und sich mal öffnen!
Ich weiß, dass in seinem Leben viel vorgefallen ist, was sehr schrecklich gewesen sein muss. Aber Vetrauen aufzubauen ist wohl für sie noch schwerer.
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Nioli
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Anmeldungsdatum: 28.10.2008
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 7. Jul 2011 06:42    Titel: Antworten mit Zitat

Eineinhalb Jahre sind vergangen, mein Freund ist nach wie vor clean und es geht ihm ziemlich gut, seit vier Monaten hat er eine neue Beziehung, er hat einen neuen Job und unsere Freundschaft hat's überlebt Smile

Vielleicht hilft es dem ein oder anderen, dies zu lesen.

Ich hatte ja sehr damit zu kämpfen, ihm wieder vertrauen zu können und wenn ich das Thema hier lese, kann ich mich noch gut in mich hineinfühlen. Das war sehr zermürbend für uns beide. Insgesamt haben wir gut ein Jahr gebraucht, um uns aus diesem Wirrwarr aus Misstrauen und Schuldgefühlen zu befreien.

Geholfen hat uns schonungslose Ehrlichkeit, besonders vor uns selbst.
Das klingt simpel, war es aber nicht, zumindest nicht für uns. Es gab eine Phase ganz zu Beginn, in der wir festgestellt hatten, dass wir uns gegenseitig als Belastung empfinden.
Das war hart, damit hätten wir beide nicht gerechnet, denn unser Gefühl sagte uns auch etwas anderes, aber es war sehr erleichternd, als das raus war.
Wir hatten zu hohe Ansprüche an uns selbst und den anderen, so dass wir von einer Enttäuschung in die nächste stolperten und das machte alles zu kompliziert.

Wir vereinbarten ziemlich geschafft eine Kontaktpause, die wir aber beide nicht durchhielten und sprachen wochenlang nur über uns und das, was wir im vergangenen Jahr wie erlebt hatten und merkten, wie schwer es uns fällt, uns Enttäuschungen in ihrer vollen Tiefe einzugestehen und so auf die Erwartungen zu kommen, die dahinterstehen.

Das waren sehr intensive Gespräche, über die sich dann solides Vertrauen bilden konnte, was aber doch recht lange dauerte, für beide von uns.

Heute befindet sich unsere Freundschaft auf einer ganz anderen Ebene als noch vor drei Jahren. Wenn ich meine Zeilen hier lese ... wie ich bereits schrieb, ich kann mich noch gut an diese Zeit erinnern und an meine Verzweiflung, aber gefühlt liegt dies schon Ewigkeiten zurück.

Ich kann mir heute nicht vorstellen, dass es ein Zurück gibt, hin zum Misstrauen, egal was passiert. Und danke, hier wie auch im vorangegangenen Thema, für eure "Ohren" und eure Hilfe.

Liebe Grüße,
Nioli
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Tamal_Freundin
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 269

BeitragVerfasst am: 7. Jul 2011 08:12    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für diesen Beitrag.

Ich habe einen Ex-Freund oder Freund - momentan definieren wir das gerade nicht, der vor über zwei Monaten endlich den Absprung von Tramal geschafft hat und ich kenne diese Momente, die du beschrieben hast, aus dem FF. Wir haben auch schon alles durch: Kontaktpausen, offene Aussprachen usw. Ich bin auch noch immer total mißtrauisch, wittere hinter jeden Wort gleich das Schlimmste und habe mich oft gefragt, ob wir da wieder aus dieser Spirale aussteigen können. Dein Beitrag macht mit Mut diese Zeit durchzustehen, auch wenn es anstrengend ist!

Zu guter letzt: Freut mich wahnsinnig für dich/euch, dass ihr an diesem Problem wachsen konntet und wieder zueinander als Freunde gefunden habt.
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