meine Sucht und die Sucht meines guten Kumpels

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medi
Gast




BeitragVerfasst am: 21. Jun 2008 17:51    Titel: meine Sucht und die Sucht meines guten Kumpels Antworten mit Zitat

Zu meiner Person: Bin medikamentenabhängig seit meinem 16.Lebensjahr, Steigerung war aber noch möglich, bis hin zum Zusammenbruch, und nach der 1. Entgiftung der Rückfall mit Neuroleptica
und Alkohol. Ich habe daher auch die Erfahrung mit einem sogenannten "Schiefhals" und meinen Augen die nicht mehr nach unten zu drehen waren gemacht. Im Krankenhaus dann das nächste, ich fiel ins Delirium und erwachte so wie ich es noch bei der 1. Entgiftung Nie Nie Nie
erleben wollte, nämlich fixiert. So und nachdem ich dann endlich die letzte Erfahrung auch noch gemacht hatte und glaubt mir das war nicht mehr lustig, trat ich dann zwei Wochen später meine Langzeittherapie an und bin jetzt seit 4 Jahren sozusagen "clean" - also ich nehme weder Medikamente noch Alkohol noch sonstige Rauschmittel - halt ich bin ein starker Raucher und habe bis jetzt noch nicht ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, es aufzugeben.
Zu der Person meines besten Kumpels:
Alkoholiker seit mindestens seinem 12.Lebensjahr (ist kein Vertipper) sein erster Vollrausch mit 8 (!!!!!!) Jahren. Heimaufenthalte usw usw.
Ich lernte ihn in der Therapie kennen und wollte auch mit niemanden dort nach der Therapie mehr etwas zu tun haben. Das sehe ich heute völlig anders.
Ich lernte ihn als ruhigen, netten, beharrlichen Menschen kennen. Er zog bei mir vorübergehend als Untermieter ein und meiner Meinung nach war er so ca. 3/4 Jahr abstinent. Bis ich bemerkte das er wieder säuft war es schon zu spät - da wollte er nicht mehr reden oder nur das übliche Gelaber "ja ja und dann höre ich morgen auf".
Soweit so schlecht.
Er bekam eine Stelle und er zog an den Ort und miete sich eine Wohnung.
Er kam aber immer halbwegs regelmäßig alle zwei Wochenenden mit dem Bus zu mir getuckert. So und hier beginnt mein persönliches Problem:
Mein Verhalten zu ihm. Vom Verstand wohlgemerkt und bei der Therapie hatte ich ja auch lange Zeit darüber nachzudenken, hat es mir vollkommen eingeleuchtet, ihn krass ausgedrückt ihn fallenzulassen, solange er nícht bereit ist, den Alkohol wieder sein zu lassen und in eine Entgiftung zu gehen. Mit der Zeit wurden die Besuche seltener und er bei meinen sporadischen Anrufen immer voller am Telefon.
Nun er ist jetzt vorletztes Wochende dann mal wieder da gewesen, und ich Volltrottel habe ihm immer ein bißchen Geld zugesteckt. Er ist wirklich ein netter und hilfsbereiter Mensch. Aber wenn er Alkohol getrunken hatm, ist er mir dermaßen zuwider ich kann es nicht beschreiben; also ich habe das Geld das ich entbehren konnte dann ihm zugesteckt ( und das waren wirklich keine Reichtümer), mal 20 Euro mal 15 Euro usw.
Jedenfalls - er hat sich nie umgemeldet - seine Post und die ganzen Mahnungen, Bankbriefe usw (war ja am Absender klar zu erkennen) kamen und kommen nach wie vor bei mir an. Ich bin der Meinung ihm steht das Wasser bis zum Hals. Wenn nicht sogar schon über den Augenbrauen. Wenn er dann kam, immer dasselbe dämliche Ritual wider besseren Wissens von mir: Du kannst kommen, aber ohne Alkohol. Er verspricht unbedingt, er kommt und ist beim letzen Mal bereits um 14.00 Uhr im Garten so benebelt dass er nicht einmal durch Schreien aufzuwecken war. So und nun was tue ich
richtig wäre : Ihn vor die Türe setzen oder zumindest klar und knapp sagen , das nächste Mal ohne Fahne ansonsten Tschüss oder bleibe wo Du bist.
Wohlgemerkt wäre das richtig:
Es läuft aber so: Dann sehe ich diese mittlerweile pennerhafte Gestalt auftauchen, und ich bemuttere ihn. Gut es ist auch schwer mit mir auszukommen, aber jedes Gespräch das wir darüber führen verläuft:
Ich habe nichts getrunken, dann sage ich ...hälts du mich für dämlich? Leider bin ich auch Insider, gib es doch wenigstens zu.... usw usw,

Er leugnete hartnäckig. Mittlerweile sind wir wirklich weitergekommen.
Er versteckt die Bierflaschen (die leeren wohlgemerkt ) nicht mehr, nur noch die leeren Schnapsflachmänner. Bitte entschuldigt diesen Sarkasmus, aber ich weiss einfach nicht mehr wie ich damit umgehen soll.
Angeblich hat er seine Arbeit noch, was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, aber das sei dahingestellt. Vor meinem geistigen Auge taucht immer auf, das er wohl mal wieder obdachlos ist ( wie er mir erzählte und auch in seinem "Lebensbericht" schrieb, denn ich ausdrücklich lesen sollte) denn er hatte wohl bereits vor der Therapie 1/2 Jahr unter freiem Himmel geschlafen. Es ist zwar Verwandschaft vorhanden, aber kann auch stur wie ein Panzer sein. Er hat ja immer noch seinen wirklich guten Freund aus alten Tagen. Nur dieser alte Freund hat bei seinem ersten Besuch bei uns gekifft was das Zeug hielt. Ununterbrochen. Da ich ziemlich unwissend (und das ist ehrlich war-davor hatte ich immer Angst ) in punkto Drogen bin, wusste ich nicht was ein Bon oder so ähnlich war. Das bekam ich da aber in regelmäßigen 1/4 stündlichen Abständen vorgeführt.
Mit diesen ganzen Worten wollte ich sagen, das der gute Freund genauso eine Flasche ist wie ich. Der eine kifft und ich bin nicht konsequent und setze ihn vor die Wahl entweder nüchtern oder bleib´wo du bist.
?? Und wißt ihr auch warum ich das nicht mache? Ich bin die ganze Zeit am Überlegen und dabei liegt es doch klar auf der Hand. Er würde doch den Alkohol wählen. Hätte ich nachher in meiner Endphase mit den Medikamenten doch genauso gemacht und mir noch hinterher eingeredet, das mich keiner versteht und alle so ungerecht und gemein zu mir sind.
Nachdem ihr Euch bis hierhin durchgequält habt - jetzt eine ganz präzise Frage:
Bitte, könnt Ihr mir einen Rat geben was ich tun soll. Wie ich mich verhalten soll? Oder zumindest einen Denkanstoß??
Das wäre sehr gut. Ich bin nicht immer auf dieser Seite, es kann sein, dass dann etwas Zeit dazwischenliegt, aber lesen werde ich Eure Schreiben ganz bestimmt.

Bis dahin, schon mal vielen Dank
Medi
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Gast





BeitragVerfasst am: 22. Aug 2008 22:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Medi,

gut, seit deinem beitrag liegt ja nun auch schon einige zeit zurück, aber vielleicht liest du's ja trotzdem noch - ich hab'deinen text grad eben erst gelesen und dacht mir ok, schreib'dir kurz...

allerdings, was ich dir so richtig raten sollte, hmm..., weiss ich auch nicht so wirklich... ich kann dich verstehen, denn es gehört schon sehr viel innere stärke dazu, jemanden "fallen zu lassen", das ist sicher nicht ohne und ich bin selbst jemand, der das sicher nicht fertig brächte, allerdings muss ich auch sagen, leide ich bei meinen "alki-fällen" auch nich so sehr drunter wie du, weil ich einen inneren abstand dazu habe. ich versuche einfach, mir deren elend nich so sehr anzunehmen, helfe aber trotzdem immer auch, wo ich kann, aber ich erwarte halt auch nix zurück, sondern was ich mache, mache ich, guten wissens, dass es sicher eh nich langfristig hilft, aber ich tue es trotzdem, aber halt auch nur, weil ich es kann, ohne selbst depris zu kriegen...

in deinem falle würde ich mir allerdings an deiner stelle auch mal überlegen oder versuchen, für dich selbst zu analysieren, wieso DU das tust, was deine gründe sind und was dich an diesen menschen bindet, was euch genau verbindet und was deine speziellen gründe sind, so zu agieren, wie du es tust. schreib es am besten auf und verinnerliche das, sieh, zu welchen ergebnissen du kommst... ist es eine art liebe, die du für ihn empfindest? wenn ja, dann liebe welcher art? freundschaftlich oder romantisch? oder machst du das alles, weil du weisst, wie beschissen es ist, wenn man so weit unten ist wie er und keiner hilft? hättest du dir damals selbst jemanden gewünscht, der genau das für dich getan hätte, was du jetzt für ihn tust oder hattest du so eine person und weisst darum, wie dankbar man als süchtiger in dem moment ist?

so, das waren sicher einige denkanstöße, wünsch dir viel kraft und alles gute
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