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Strayble Silber-User
Anmeldungsdatum: 17.02.2010 Beiträge: 264
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Verfasst am: 6. Aug 2010 16:05 Titel: Kick bei Heroinrückfall |
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Moin miteinander,
habe mehrere Fragen zum Thema clean sein. Möchte jetzt nicht extra für jede Frage ein neues Topic erstellen, deshalb pack ich sie allesamt hier rein.
Zum ersten würde mich interessieren, nach welcher Zeit des clean-seins man wieder mit einem Kick rechnen kann wenn man Rückfällig ist. Kann man jemals wieder einen Kick wie beim ersten mal haben? Dauert es Monate, Jahre, Jahrzehnte? Dies bezieht sich sowohl auf Heroin, als auch auf Subutex / Methadon etc.
Dann würde mich noch interessieren, wie sich die Toleranz zu Opiaten verhält, wenn man clean ist. Gibt es da vielleicht ein Diagramm oder ähnliches dazu, wie die Toleranz mit den Wochen, Monaten oder Jahren sinkt? Wann ist man wieder auf Null Toleranz?
Ebenfalls würde ich gern wissen, was denn eigentlich eine normale, nicht-letale Dosis Subutex bzw. Methadon für einen cleanen nach gewisser Zeit ist. Habe in Substitution 12mg Subutex täglich genommen, bin mir aber sicher, dass es mich schon heute, nach 2 Wochen abstinenz bei solch einer Dosis umbringen würde.
Eben eine Dosis, damit man einen durchschnittlichen Kick hat.
Würde das Thema ja gerne verallgemeinern, damit auch andere was davon haben, aber ich denke ohne Mengenangaben kann man hierzu kaum was sagen, deshalb kurze Suchtsteckbrief:
1,5 Jahre Heroin konsumiert. Die ersten Dosen weiß ich nicht mehr, ab Suchtstadium 4 dann ca. 1,0 - 2,0g am Tag.
Qualität war meist gleich bleibend bei ca. 10-15%. Laut Polizeilabor. Wurde in meinen Verhandlungen immer erwähnt.
Dann Substitution insgesamt ein 3/4 Jahr. Zwei Monate lang war meine Dosis 16mg Subutex. Den Rest der Zeit immer um die 12mg Subutex.
Für ein-zwei Wochen wurde ich mit 40mg Methadon substituiert.
Acht von den neun Monaten in Substitution hatte ich Beikonsum, max. 1g am Tag.
Komplett abstinent von Opiaten bin ich seit ca. 2 Wochen. Seit einem Monat bin ich ungefähr Beikonsumfrei.
An die die mich kennen, bitte verurteilt mich nicht, wegen diesen Provokanten fragen. Ich plane damit nicht meinen Rückfall. Denke ich zumindest. Das sind einfach die Fragen, die ich mir in letzter Zeit stelle.
Ach eine Sache noch: Kann ich, wenn ich daheim entgiftet habe direkt in eine Therapie? Oder muss ich dann dennoch erst in eine Entgiftungseinrichtung? Überlege nämlich, ob ich nicht doch noch für ein paar Wochen in Therapie gehe, um ein paar Skills zu lernen.
Danke und grüße
Strayble |
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Strayble Silber-User
Anmeldungsdatum: 17.02.2010 Beiträge: 264
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Verfasst am: 6. Aug 2010 16:14 Titel: |
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Ach, sorry für den Doppelpost aber ich habe eine ganz wichtige Frage vergessen.
Wie lang dauert es denn, wenn man clean ist und Rückfällig wird, bis man wieder einen Affen bekommt? Also ganz unabhängig von Craving, bezieht sich absolut nur auf das körperliche. Hier bei mir wird das Heroin beispielweise nur in ganzen Grammzahlen verkauft. Also minimum ein Gramm. Qualität wie gesagt 10%-15%. Würde ich nach dem Konsum von einem Gramm schon wieder affig sein? Oder doch schon nach einer einzigen Nase (0,1g - 0,2g)?
Zu den Diagrammen. Wenn ich genug Werte von euch mit Toleranz als Faktor und Cleanzeit bekomme (wenn lineal reichen ja zwei) würd ich so ein Diagramm zeichnen und veröffentlichen. Würde sicher viele vor dem Overdose-Tod retten. Vielleicht kannst du, cmbt, was dazu sagen? Du bist doch Experte für Zahlen und Fakten und irgendwie hab ich dich gern, höre immer gern von dir und du bist eine Art Vorbild von mir. Wenn auch nicht in der Zeit des Draufsein...
Danke und grüße
Strayble |
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cmbt111 Gold-User
Anmeldungsdatum: 21.02.2010 Beiträge: 382
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Verfasst am: 8. Aug 2010 09:33 Titel: |
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Hi Herr Strayble,
leider habe ich mal wieder wenig zick und kann Dir hier nur eine Kurzantwort
geben!
Deine Toleranz ist recht schnell wieder hergestellt, bei Opiaten nach max. einer Woche nach der letzten Dosis !
Für die Wahrscheinlichkeit nach einer Entgiftung Rückfällig zu werden habe ich in den 90ern mal eine schöne Tab. gesehen! Sind Rahmenbedingungen wie geregeltes soziales Umfeld, Arbeit, etc vorhanden weiß ich noch nach 4 Wochen lag sie bei 60% nach 14 Wochen nur noch bei 30% und dann verläuft die Kurve ganz landsam gegen 0 (n->oo) ! Nach einem Jahr ist sie ganz gering, so daß sogar die FS sagt die Zeit reicht (excl. Therapie) um eine MPU zu machen! Juristisch bist Du nach Jahren sogar als geheilt! Aber wie wir wissen totaler Humbuk
So muß los.
LG
cmbt |
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Jana Platin-User
Anmeldungsdatum: 02.10.2007 Beiträge: 1470
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Verfasst am: 8. Aug 2010 09:51 Titel: |
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cmbt111 hat Folgendes geschrieben: | Juristisch bist Du nach Jahren sogar als geheilt! Aber wie wir wissen totaler Humbuk
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Und worauf beziehst du "Humbuk"? Darauf, dass man nach Jahren erst geheilt ist oder darauf, dass man schon von geheilt spricht? Es ist sicherlich nicht die Schuld des Rechtssystems, dass einige meinen, sie müssten nach Jahren wieder mit Heroin anfangen. Es würde auch niemanden etwas nützen, da eine Grenze nach oben zu erweitern. Wie lange soll man jemanden denn dann als Pflegefall abtun? |
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cmbt111 Gold-User
Anmeldungsdatum: 21.02.2010 Beiträge: 382
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Verfasst am: 8. Aug 2010 11:19 Titel: |
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@Jana hatte vergessen zu schreiben "nach 5 Jahren gilt ein Süchtiger als geheilt" Wer redet hier von "Schuld" und was hat das mit Pflegefall zu tuen
Das sollte heißen, wir Süchtige müßen ein LEBENLANG auf uns achten und jeden Tag an uns arbeiten sonst geht der Schuß nach hinten los! Und nicht nur 5 Jahre! Das ist der HUMBUK oder meinst Du allerernstes ein Alkoholabhängiger kann nach 10 Jahren wieder Genußtrinken machen wie der Großteil der Bevölkerung |
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Maria Silber-User
Anmeldungsdatum: 06.09.2009 Beiträge: 287
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Verfasst am: 8. Aug 2010 12:12 Titel: |
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Jana hat Folgendes geschrieben: | cmbt111 hat Folgendes geschrieben: | Juristisch bist Du nach Jahren sogar als geheilt! Aber wie wir wissen totaler Humbuk
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Und worauf beziehst du "Humbuk"? Darauf, dass man nach Jahren erst geheilt ist oder darauf, dass man schon von geheilt spricht? Es ist sicherlich nicht die Schuld des Rechtssystems, dass einige meinen, sie müssten nach Jahren wieder mit Heroin anfangen. Es würde auch niemanden etwas nützen, da eine Grenze nach oben zu erweitern. Wie lange soll man jemanden denn dann als Pflegefall abtun? |
Nun, man muß unterscheiden zwischen "geheilt" und "in einer Abstinenz lebend". Wenn man geheilt ist, hat man seine seelischen Schmerzen überwunden, ist aus der Sucht herausgewachsen.
Abstinenz versichert noch kein Heil, leider. Oft müssen diese Menschen sich jahrelang herumquälen, bis es wieder zu einer Phase der Selbstmedikation kommt, in Euren Worten spricht man dann vom Rückfall.
Leider ist Sucht keine anerkannte Krankheit, sondern nur die Gewöhnung an eine Droge wird als Krankheit gesehen, obwohl das doch schon die Selbstmedikation ist. Es ist nicht damit getan, einem die Droge wegzunehmen und dahinter das Heil zu vermuten. |
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longtime Bronze-User
Anmeldungsdatum: 20.07.2009 Beiträge: 99
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Verfasst am: 8. Aug 2010 19:42 Titel: |
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um mal wieder zum eigentlichen thema zurückzukommen...
du kannst auch ohne stationären entzug auf therapie. musst halt nur
cleannachweis bringen. und die eingangs-uk sauber haben. sonst
darfste gleich wieder heim.
mein letzter rückfall ist ja nun schon ein paar jahre her.
cleanzeit bis dahin: 6 wochen - vom 1.knaller hab ich durchaus was
gemerkt. der hat mich nämlich weggehauen und mir ne blaulichtfahrt
eingebracht. dann hab ich noch 3 tage weitergenommen.
aber die letzten beiden tage waren dann schon wieder "normal" also
ohne wirklichen turn. hat mich immerhin so weit gebracht, es zu lassen.
entzug hatte ich danach nicht wirklich. bisschen schwitzen, mies schlafen - okay das war noch der pola-entzug.
und davor: 0,1g zum wiedereinstieg nach 2 wochen hat schon gekickt.
aber dauerte halt auch nie lange bis es normal wurde. und der affe? lauerte so ab ner woche regelmäßigem konsum.
lieber gruß longtime, der jetzt nicht ausprobieren wird, wie lange es nach 7 jahren dauert, wieder draufzukommen auch nicht für die wissenschaft |
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Key Anfänger
Anmeldungsdatum: 29.08.2010 Beiträge: 3
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Verfasst am: 29. Aug 2010 20:59 Titel: |
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Zitat: | Nun, man muß unterscheiden zwischen "geheilt" und "in einer Abstinenz lebend". Wenn man geheilt ist, hat man seine seelischen Schmerzen überwunden, ist aus der Sucht herausgewachsen.
Abstinenz versichert noch kein Heil, leider. Oft müssen diese Menschen sich jahrelang herumquälen, bis es wieder zu einer Phase der Selbstmedikation kommt, in Euren Worten spricht man dann vom Rückfall.
Leider ist Sucht keine anerkannte Krankheit, sondern nur die Gewöhnung an eine Droge wird als Krankheit gesehen, obwohl das doch schon die Selbstmedikation ist. Es ist nicht damit getan, einem die Droge wegzunehmen und dahinter das Heil zu vermuten. |
kann da nur zustimmen, so toll hätt ichs nicht auf den punkt gebracht.
zum "kick" sag ich mal nix... dann müsst ich mich dran erinnern und das will
ich gerade nicht... |
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