Beruf des Betreuers für Süchtige

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cmbt111
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 21.02.2010
Beiträge: 382

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 11:13    Titel: Antworten mit Zitat

Moin,

ist wirklich eine gefährliche Sache. Du hast dauernd mit irgendwelchen Schlüsselreizen zu tuen und die sind bei der Gesundung eines ehem. Süchtigen nicht umbedingt förderlich!

Ich kenne wirklich nur sehr wenige Ex-User die so einen Job ausführen!

Meine Wenigkeit hat sehr viel mit Rezepten zu tuen und muß sagen, daß es mir hin und
wieder schon schwer fällt, meinen Blick auf die verschr. Btm´s "normal" zu betrachten Confused

Aber ich habe eine Bekannte die arbeitet im KHS und ihr macht es gar nichts aus und das schon seit fast 10 Jahren obwohl sie 15 Jahre drauf war Exclamation

LG
cmbt
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Sienna
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 31.08.2009
Beiträge: 1986

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 14:26    Titel: Antworten mit Zitat

Jana hat Folgendes geschrieben:
Wie war das neulich mit dem "Vom einen Extrem ins andere gehen"? Rolling Eyes

Das hast du mit deinem ersten Beitrag getan, schön alle Konsumenten in einen Topf geschmissen und extrem übertrieben.

Jana hat Folgendes geschrieben:
Bislang hat sich in diesem Thema von den selbst betroffenen nur eine Person gemeldet, die eventuell für so etwas die benötigten Fertigkeiten mitbringen würde. Sicherlich ist eine solche Position nicht gut besetzt, wenn diejenigen, die beraten sollen, selber nicht wissen, wie sie ihr Leben in den Griff kriegen.

Und erneut eine Verallgemeinerung! Wenn ich für jede Verallgemeinerung von dir einen Euro bekäme, wäre ich heute reich.
Natürlich kennst du alle User hier persönlich und kannst ihren Charakter plus therapeutische Fähigkeiten einschätzen und somit ist jede deiner Aussagen zu 100% wahr. Rolling Eyes
Ich im Übrigen habe mein Leben sehr gut im Griff und hätte vielleicht auch Drogenberaterin werden können, hätte ich nicht schon studiert und einen anderen Beruf, der mir einiges besser gefällt. Aber vermutlich bin ich damit die einzige und der Rest der Forenuser haust unter einer Brücke.Rolling Eyes
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Marylou25
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 11.11.2010
Beiträge: 87

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 15:06    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich habe die Möglichkeit, in 2 Jahren Pschologie zu studieren...würde gerne in Sachen Sucht, das ganze spezialisieren.
Auf schloß Bornheim waren die Leiter alle vor vielen Jahren süchtig.
Das sind die besten Therapeuten in meinen Augen, weil sie genau wissen worum es geht, es selbst erlebt haben und nicht nur aus Büchern und Vorlesungen gelernt haben...
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Jana
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 17:03    Titel: Antworten mit Zitat

Sienna hat Folgendes geschrieben:

Das hast du mit deinem ersten Beitrag getan, schön alle Konsumenten in einen Topf geschmissen und extrem übertrieben.


Das habe ich eben nicht, weder wortwörtlich, noch im übertragenem Sinne. Ich sprach von den Usern, die sich hier zu Wort meldeten. Und das waren bisher einfach Personen, die man anhand gewisser "Schlüssel-Aussagen" entlarven kann.

Sienna hat Folgendes geschrieben:
Ich im Übrigen habe mein Leben sehr gut im Griff und hätte vielleicht auch Drogenberaterin werden können, hätte ich nicht schon studiert und einen anderen Beruf, der mir einiges besser gefällt. Aber vermutlich bin ich damit die einzige und der Rest der Forenuser haust unter einer Brücke.


Es ist schon bei dir unglaubwürdig, allein der Tatsache wegen, dass es bei jedem Heroin-Abhängigen unglaubwürdig ist, wenn er behauptet, er hätte sein Leben im Griff. Würde man jedem hier Glauben schenken, müsste man feststellen, dass ausnahmslos jeder Heroin-Konsument überdurchschnittlich verdient und dem Nicht-Abhängigen in allen Bereichen überlegen ist.

Du siehst, ich gehe nach Wahrscheinlichkeiten. Ich glaube nicht alles, was man mir erzählt und da die meisten hier offen bemerkt noch wesentlich weniger Hirnmasse in Bewegung bringen als du es meist tust, tendiert die Glaubwürdigkeit der Masse hier gegen 0%.
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gema1509
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 14.04.2010
Beiträge: 522

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 17:33    Titel: Antworten mit Zitat

ich finde das es nicht gerade eine seltenheit ist, dass ex-user in diesem bereich arbeiten.

warum auch nicht, wenn man das möchte und die qualifikation dazu mitbringt?

in mayen in der eifel gibt es eine übergangseinrichtung für süchtige. dort arbeiten beispielsweise im nachtdienst überwiegend "ex-user" und machen ihren job nicht anders, als die leute, die dort arbeiten und noch nie was mit sucht zu tun hatten.

ich halte es einzig und allein für wichtig mehr als 2,3 jahre bewiesen zu haben, dass man wirklich "über´n berg" ist!

ich persönlich könnte mir das nicht vorstellen, aber wie gesagt: generell kein problem.

greetz

g.
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ichhassedas
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 08.08.2010
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Bei uns arbeiten sogar Ex-H-Abhängige in der Substipraxis und geben Methadon aus. Sonntags sind sie sogar ganz alleine in der Praxis Shocked

Und auch die psychologischen Gespräche machen bei uns meist Ex-User.

Der Freund meiner Mutter, ebenfalls Ex-Junkie, seit 30 Jahren clean, arbeitet ehrenamtlich in der Suchtprävention und hält Vorträge z.Bsp. in Schulen.

Ja, und auch das Ex-User in den Therapieeinrichtungen arbeiten (vorwiegend als Nacht- aber auch als Tagdienst) ist bei uns Gang und Gebe.

Also man sieht, es ist tatsächlich nichts Ungewöhnliches.

Liebe Grüße Wink
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sugar_basel
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 29.03.2010
Beiträge: 171

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 18:34    Titel: Antworten mit Zitat

Sienna hat Folgendes geschrieben:
Ich im Übrigen habe mein Leben sehr gut im Griff

Woher kommt das eigentlich, dass nahezu jeder Drogenabhängiger meint, er hätte sein Leben im Griff?
Ist es der Vergleich zu dem noch viel größeren Übel und man orientiert sich an solchen, die noch weit aus schlimmer sind und im Vergleich zu denen, erscheint der Eindruck, bei einem selbst wäre noch alles in Ordnung?

Wieso kenne ich persönlich keinen Junkie der sein Abitur hat, geschweigenden überhaupt einen Schulabschluss und ich aber hier bei jedem zweiten lese, dass er grad *promoviert hat? (*Bewusste Übertreibung)

Mir ist aufgefallen, dass Menschen (nicht alle) die keine Drogenerfahrungen haben und in diesem Bereich arbeiten, mehr Verständnis für die gängigen Ausreden der Drogenabhängigen haben und ihnen mehr glauben schenken. Vielleicht liegt es an der Arbeit und der Hoffnung die sie in diesen Menschen reingesteckt haben und durch ihr eventuell erwartendes Erfolgserlebnis leichter Beeinflussbar sind?

Bei Menschen mit Drogenvergangenheit, sehe ich eventuell ein Vorteil, da sie schon die ganzen Lügen, die die Drogenabhängigen handhaben, schon kennen sollten und sich deshalb nicht so leicht und schnell täuschen lassen. Aber das sind wahrscheinlich eher die Ausnahmen.

@ichhassedas
gang und gäbe

LG sugar
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Jana
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 19:13    Titel: Antworten mit Zitat

sugar_basel hat Folgendes geschrieben:

Wieso kenne ich persönlich keinen Junkie der sein Abitur hat, geschweigenden überhaupt einen Schulabschluss und ich aber hier bei jedem zweiten lese, dass er grad *promoviert hat? (*Bewusste Übertreibung)


Die dreiste aber obendrein perfekte, unanfechtbare Ausrede lautet in diesem Fall: Die "erfolgreichen" Junkys "fallen nicht auf". Dir wird dann jemand sagen, es gäbe so und so viele sozial und beruflich integrierte Junkys, beweisen muss er das aber nicht, denn er kennt sie ja nicht persönlich und wenn man sie sieht, fallen sie nicht auf.

Das ist, als würde ich jemandem, ohne dass er ein Brecheisen dabei hat, sagen, in der Kiste da liegen Waffen für den Bürgerkrieg. Da er die Kiste nicht auf bekommt, kann er nicht nachgucken, da er aber auch nicht beweisen kann, dass keine Waffen drin sind, muss er mir aufgrund der Tatsache, den Trick nicht zu erkennen, glauben.

Junkys nutzen da nur die Blödheit vieler anderer, weniger vorausschauend denkender Menschen. Erstunken und erlogen sind diese Zahlen allerdings dennoch. Und Menschen wie es hier einen gibt, die das ganze zugegebenermaßen relativ schlau und glaubhaft wirkend behaupten, sind da eine ganz besonders große Hürde, wenn man den Menschen mal die Augen öffnen will, dass Drogen eben nicht erfolgreich, schlau und schön machen.
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ichhassedas
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 08.08.2010
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 19:29    Titel: Antworten mit Zitat

@ sugarbasel

Ich habe die ganze Zeit überlegt, wie es jetzt genau heißt und es ein paar Mal umgeschrieben, mich aber letzen Endes für diese, leider falsche, Variante entschieden...

Danke, dass du mich aufgeklärt hast! Embarassed

LG
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Sienna
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 31.08.2009
Beiträge: 1986

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 19:35    Titel: Antworten mit Zitat

sugar_basel hat Folgendes geschrieben:

Woher kommt das eigentlich, dass nahezu jeder Drogenabhängiger meint, er hätte sein Leben im Griff?
Ist es der Vergleich zu dem noch viel größeren Übel und man orientiert sich an solchen, die noch weit aus schlimmer sind und im Vergleich zu denen, erscheint der Eindruck, bei einem selbst wäre noch alles in Ordnung?

Ich bin kein Drogenabhängiger (mehr). Wie sieht's bei dir aus? Du hast doch auch konsumiert oder konsumierst noch (?). Dann hast du dein Leben anscheinend auch nicht im Griff. Viele "Normalos" kommen mit ihrem Leben nicht klar, also, wer hat schon sein Leben im Griff? Wer legt überhaupt fest, was ein "geregeltes" Leben ist und was nicht? Einen festen Job, ein Haus bzw. eine Wohnung, einen Partner zu haben und glücklich zu sein?

sugar_basel hat Folgendes geschrieben:
Wieso kenne ich persönlich keinen Junkie der sein Abitur hat, geschweigenden überhaupt einen Schulabschluss und ich aber hier bei jedem zweiten lese, dass er grad *promoviert hat? (*Bewusste Übertreibung)

Du kennst eben nicht alles, sugar_basel. Ich kenne durchaus mehr (!) (Ex-)konsumenten mit geregeltem Leben, die substituiert werden, als dass ich obdachlose Junkies kenne. Eigentlich kenne ich von letzterer Sorte gar keine. Aber Gegenfrage: Wieso glauben immer alle, dass sich Drogen und Bildung ausschließen? Rolling Eyes
Es ist zwar schwerer, "drauf" zu studieren, aber nicht unmöglich.

@Jana: WARUM sollte man als Konsument bewusst darauf wert legen, gesellschaftlich integriert zu wirken? Das einzige Ziel eines Konsumenten ist es eben, nicht aufzufallen, also wird keiner damit rumprahlen "seht her, ich bin drauf und habe trotzdem eine Führungsposition". Ich würde niemals öffentlich von meiner Vergangenheit erzählen, einzig und allein hier in dieser Internetanonymität. Das wäre ein gesellschaftlicher Selbstmord. Ich brauche mich hier nicht rechtzufertigen, mir ist herzlich egal, was du denkst. Beweisen kann ich dir nichts, wobei du natürlich auch nicht das Gegenteil beweisen kannst. Was sollte es mir nützen, zu lügen, um irgendeine lächerliche Anerkennung zu bekommen? Aber wahrscheinlich bin ich einfach dreist und erzähle nur Lügen, weil ich mich virtuell profilieren will. Smile
Du glaubst leider nur das, was du auch glauben willst. Junkies, die nebenbei arbeiten gehen, passen nicht in deine Vorstellung einer heilen Welt. Was meinst du, warum so viele in Substitution sind? Eben damit sie wieder arbeiten können und nicht 24/7 Stoff auftreiben müssen. Trotzdem sind sie ja nicht minder abhängig. Eine staatlich finanzierte Abhängigkeit, die ihnen Arbeit ermöglicht. Paradox, nicht wahr.
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sugar_basel
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 29.03.2010
Beiträge: 171

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 20:16    Titel: Antworten mit Zitat

Gut, nehmen wir mal den Begriff Junkie und seine Definition.
Die offizielle Definiton lautet: Der Begriff (Junkie) bezeichnet weniger sozial unauffällige, als vielmehr stark von ihrem Drogenkonsum gezeichnete Süchtige.
Also genau das Gegenteil von dem, was ihr behauptet. Wie nennt man dann diese Menschen? Ist es auch eine Frage der Zeit? Was ist für euch ein Junkie?
Für mich fällt auch ein Mensch auf, der in Substitution ist, ohne komplett Verwahrlost zu sein.
Nehmen wir an es gibt solche Menschen, die trotz ihrer Drogenabhängigkeit, ihr Leben im Griff haben, was machen dann diese Menschen anders als die, bei denen es nicht so ist?
Bildung und Sucht muss man nicht unbedingt ausschließen, es aber einfach erwiesen ist, das eine Drogensucht eine physische und psychische Verwahrlosung einhergeht.

Nein, ich nehme keine Drogen mehr. Aber wie sah es denn bei dir aus, als du noch richtig drauf warst?
Also ich, hatte da rein gar nichts mehr im Griff. Dieses hat sich jedoch, mit dem sinkenden Konsum drastisch geändert.
Jetzt, im kompletten clean sein, merke ich aber trotzdem, dass es mir z.B. schwer fällt meine Post zu öffnen, ans Telefon zu gehen, wenn ich die Nummer nicht kenne oder was die Problembewältigung angeht, habe ich Fluchtgedanken, um an das alles mal nicht zu denken, weil ich praktisch verlernt habe mit Problemen umzugehen. Rückfallgedanken, die ich mit meiner Schule, Ausbildung und Arbeit rechtferige, gleichzeitig mit dem Wissen, dass ich genau durch das auch alles wieder verlieren kann und werde.
Ich weiß nicht wie es bei dir ist, aber das gehört für mich nicht zu, alles im Griff haben.

LG sugar
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Jana
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Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 20:45    Titel: Antworten mit Zitat

Sienna hat Folgendes geschrieben:


@Jana: WARUM sollte man als Konsument bewusst darauf wert legen, gesellschaftlich integriert zu wirken? Das einzige Ziel eines Konsumenten ist es eben, nicht aufzufallen, also wird keiner damit rumprahlen "seht her, ich bin drauf und habe trotzdem eine Führungsposition". Ich würde niemals öffentlich von meiner Vergangenheit erzählen, einzig und allein hier in dieser Internetanonymität. Das wäre ein gesellschaftlicher Selbstmord.


Du bist doch allen Anschein nach nicht blöd, wieso willst du denn dann einfach nicht kapieren, dass es mir genau darum geht? Das ist ja der Punkt, ein angeblich abhängiger aber erfolgreicher Mensch wird sich niemals freiwillig outen und gerade deswegen gibt es keine Zahlen -> kein Druck, beweisen zu müssen, dass doch so viele Abhängige arbeiten, denn man kann das ja nicht beweisen.

Sienna hat Folgendes geschrieben:
Wieso glauben immer alle, dass sich Drogen und Bildung ausschließen? Rolling Eyes


Weil Bildung ein sehr gutes Gegenmittel ist. Wer Bildung hat, hat oftmals einen guten Beruf, verdient gut und hat einen gewissen Willen und eine Durchsetzungsfähigkeit bewiesen, das, was er hat, irgendwann mal zu erreichen. Sprich, es hat für so jemanden keinen Grund gegeben, Drogen zu nehmen. Welche Probleme sollte ein standhafter Mensch damit verdrängen wollen? Einem Unterschichtler ohne Schulabschluss und ohne Perspektive und mit sehr geringer Frustrationstoleranz traue ich das schon eher zu. Nicht nur ich, jeder der halbwegs um die Ecke gucken kann wird das ebenso für weit aus wahrscheinlicher halten...
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Sienna
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Anmeldungsdatum: 31.08.2009
Beiträge: 1986

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 21:18    Titel: Antworten mit Zitat

sugar_basel hat Folgendes geschrieben:
Gut, nehmen wir mal den Begriff Junkie und seine Definition.
Die offizielle Definiton lautet: Der Begriff (Junkie) bezeichnet weniger sozial unauffällige, als vielmehr stark von ihrem Drogenkonsum gezeichnete Süchtige.
Also genau das Gegenteil von dem, was ihr behauptet. Wie nennt man dann diese Menschen? Ist es auch eine Frage der Zeit? Was ist für euch ein Junkie?

Genau aus solchen Gründen mag ich die Bezeichnung "Junkie" auch nicht, sie hat so einen negativen Beigeschmack. Bezeichnen wir den Menschen, der von Opiaten (und das können auch verschriebene Medikamente sein) als Abhängigen oder Konsumenten. Schmerzpatienten sehen sich auch nicht gerne als Junkies, obwohl sie genauso süchtig sind. Ich würde nicht sagen, dass der Konsum die treibende Kraft für die Verwahrlosung ist. Hast du schon mal einen verwahrlosten Schmerzpatienten gesehen? Sie bewegen sich in ganz anderen Kreisen, müssen sich nicht um Beschaffung und Strafverfolgung kümmern, was enormen Stress verursacht. Konsumenten illegaler Drogen müssen sich aber ständig mit dem Beschaffen ihres Stoffes beschäftigen, haben also weniger Zeit für andere Dinge (wie z.B Hygiene). Auch haben sie keine hohen Ansprüche an ihr Erscheinungsbild, weil die Personen, mit denen sie verkehren, auch nicht anders (bzw. besser) aussehen als sie.

sugar_basel hat Folgendes geschrieben:
Nehmen wir an es gibt solche Menschen, die trotz ihrer Drogenabhängigkeit, ihr Leben im Griff haben, was machen dann diese Menschen anders als die, bei denen es nicht so ist?

Gute Frage. Ich bin der Ansicht, dass das alles eine Frage des Charakters ist. Weißt du, die Droge beeinflusst zwar sehr stark, macht aber dennoch nicht vollkommen willenlos oder unmündig. Ein Bewusstsein, eine freie Entscheidungsfähigkeit ist immer noch vorhanden, weshalb nicht alle Abhängigen gleich alten Frauen die Handtaschen klauen würden. Es gibt überall schwarze Schafe, so auch bei Heroinkonsumenten. Aber - und hier wären wir mal wieder bei einer typischen Verallgemeinerung- leider denkt die Gesellschaft, dass alle so wären und für die Droge alles täten. Das ist eben nicht der Fall.
Man kann sich auch angehen und ein weitgehend normales Leben führen, wenn man denn genug finanzielle Mittel hat und nie in Geld- und folglich Stoffengpässe kommt.

sugar_basel hat Folgendes geschrieben:
Nein, ich nehme keine Drogen mehr. Aber wie sah es denn bei dir aus, als du noch richtig drauf warst?
Also ich, hatte da rein gar nichts mehr im Griff. Dieses hat sich jedoch, mit dem sinkenden Konsum drastisch geändert.
Jetzt, im kompletten clean sein, merke ich aber trotzdem, dass es mir z.B. schwer fällt meine Post zu öffnen, ans Telefon zu gehen, wenn ich die Nummer nicht kenne oder was die Problembewältigung angeht, habe ich Fluchtgedanken, um an das alles mal nicht zu denken, weil ich praktisch verlernt habe mit Problemen umzugehen. Rückfallgedanken, die ich mit meiner Schule, Ausbildung und Arbeit rechtferige, gleichzeitig mit dem Wissen, dass ich genau durch das auch alles wieder verlieren kann und werde.
Ich weiß nicht wie es bei dir ist, aber das gehört für mich nicht zu, alles im Griff haben.

Es war zugegebenermaßen schwer, solch ein Doppelleben zu führen und für Außenstehende die brave Studentin zu sein. Den Drogenalltag mitsamt der nervenaufreibenden Beschaffung und das Studium unter einen Hut zu bringen, hat mir viel Energie genommen, und es brauchte eine große Selbstdisziplin, das Studium nicht an den Nagel zu hängen. Andererseits war - oder ist- das Fach meine Leidenschaft, machte mir Spaß und fiel dementsprechend leicht. Die Abhängigkeit ist ganz andere Geschichte.
Jetzt... ist es immer noch stellenweise schwer, ein cleanes Leben zu führen. Wollte dazu auch mal einen Thread für sich eröffnen. Klar werde ich sehr oft an die Vergangenheit erinnert (geht wahrscheinlich jedem so), aber ich weiß, mit den Konfrontationen umzugehen und kreativ zu verarbeiten. Freunde und mein Partner helfen mir zwar, aber dieses "innere Gleichgewicht" muss man selbst finden, ansonsten hat das alles keinen Sinn.
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Sienna
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Anmeldungsdatum: 31.08.2009
Beiträge: 1986

BeitragVerfasst am: 21. Nov 2010 21:28    Titel: Antworten mit Zitat

Jana hat Folgendes geschrieben:
Du bist doch allen Anschein nach nicht blöd, wieso willst du denn dann einfach nicht kapieren, dass es mir genau darum geht? Das ist ja der Punkt, ein angeblich abhängiger aber erfolgreicher Mensch wird sich niemals freiwillig outen und gerade deswegen gibt es keine Zahlen -> kein Druck, beweisen zu müssen, dass doch so viele Abhängige arbeiten, denn man kann das ja nicht beweisen.

Sicher gibt es darüber keine Zahlen, ABER AUCH KEINE GEGENBEWEISE! Warum bist du so engstirnig und verschlossen? Ich dachte, das kommt erst mit dem Alter...
Warum sollte das auch bewiesen werden? Nur, damit Jana zufrieden ist? Was würde es dir überhaupt bringen? Gar nichts, du willst nämlich nur, dass dein Bild vom dummen, obdachlosen "Schmarotzer-Junkie" nicht brüchig wird, damit du an jemandem deine Aggressionen auslassen kannst. Doch meinetwegen kannst du das ruhig weiterglauben. Ich werde mein Studium aber nicht verleugnen, nur damit du glücklich bist.

Jana hat Folgendes geschrieben:
Weil Bildung ein sehr gutes Gegenmittel ist. Wer Bildung hat, hat oftmals einen guten Beruf, verdient gut und hat einen gewissen Willen und eine Durchsetzungsfähigkeit bewiesen, das, was er hat, irgendwann mal zu erreichen. Sprich, es hat für so jemanden keinen Grund gegeben, Drogen zu nehmen. Welche Probleme sollte ein standhafter Mensch damit verdrängen wollen? Einem Unterschichtler ohne Schulabschluss und ohne Perspektive und mit sehr geringer Frustrationstoleranz traue ich das schon eher zu. Nicht nur ich, jeder der halbwegs um die Ecke gucken kann wird das ebenso für weit aus wahrscheinlicher halten...

Es war mir zu jeder Zeit bewusst, welche Konsequenzen womöglich durch den Konsum entstehen können, trotzdem habe ich mich dafür entschieden. Vielleicht ist das aus deiner Sicht dumm, aus meiner war es das aber nicht. Problemverdrängung war nicht meine Intention (sofern man überhaupt von Intention sprechen kann). Ich halte Drogenkonsum generell nicht für ein Unterschichtenphänomen (Komasaufen mal ausgenommen), auch nicht zwangsweise für eine dumme Handlung.
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Jana
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Anmeldungsdatum: 02.10.2007
Beiträge: 1470

BeitragVerfasst am: 22. Nov 2010 16:19    Titel: Antworten mit Zitat

Sienna hat Folgendes geschrieben:
Sicher gibt es darüber keine Zahlen, ABER AUCH KEINE GEGENBEWEISE! Warum bist du so engstirnig und verschlossen?


Ich fasse es eben einfach nicht. Es ist zum Haare raufen. Wie genau und detailiert soll ich das noch erklären? Nur, weil es keine Gegenbeweise gibt, glaubt man nicht jeden Scheiss. Eine abwegige These braucht Beweise. Ansonsten fange ich auch folgendermaßen an: Ich habe rosafarbende Elefanten gesehen. Beweis mir das Gegenteil. Kannst du nicht? Schade, dann muss es sie wohl geben.

Sag als nächstes bitte etwas, das mir zeigt, dass du nun begriffen hast, worauf ich hinaus will...

Sienna hat Folgendes geschrieben:
Warum sollte das auch bewiesen werden? Nur, damit Jana zufrieden ist? Was würde es dir überhaupt bringen? Gar nichts, du willst nämlich nur, dass dein Bild vom dummen, obdachlosen "Schmarotzer-Junkie" nicht brüchig wird, damit du an jemandem deine Aggressionen auslassen kannst.


Nicht Drogensüchtige verachte ich, ich verachte Drogensüchtige dann, wenn sie dumm und parasitär leben. Generell hasse ich dumme Menschen. Drogensucht und Blödheit hängen oft zusammen, dennoch habe ich niemals behauptet, sämtliche Abhängige zu verachten. Das muss auch nicht wegen mir bewiesen werden, es muss bewiesen werden, weil es nach allen Regeln einfacher, menschlicher Logik extrem unwahrscheinlich ist, es aber dennoch so viele Drogis als wahr anpreisen und meinen, eine Drogensucht wäre gesund.

Sienna hat Folgendes geschrieben:
Den Drogenalltag mitsamt der nervenaufreibenden Beschaffung und das Studium unter einen Hut zu bringen, hat mir viel Energie genommen, und es brauchte eine große Selbstdisziplin, das Studium nicht an den Nagel zu hängen.


Mit dieser Selbstdisziplin wäre es allerdings problemlos möglich gewesen, die Drogen vollkommen wegzulassen. Aus diesem Absatz werde ich jetzt nicht so ganz schlau. Rolling Eyes

Das Thema ist der Beruf des Drogenberaters und dazu sollte jetzt langsam zurück gefunden werden. Ansonsten lässt sich das hier nur splitten oder schließen.
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