Heroinabhängiger Bruder

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Anfänger


Anmeldungsdatum: 22.11.2010
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 22. Nov 2010 21:14    Titel: Heroinabhängiger Bruder Antworten mit Zitat

Hallo Leute,

auch ich habe einen drogenabhängigen Bruder und tue mich sehr schwer damit, da ich mich in einem Zwiespalt befinde (aber dazu später mehr).

Der Drogenkonsum wurde meinem Bruder von meinem ebenfalls drogenabhängigen Vater vorgelebt (Alkohol, Psilocybin, Benzos etc.). Dies kam mit der Trennung meiner Eltern, die mein Bruder vermutlich nicht sonderlich gut verkraftete. Mit 13 kamen die ersten krassen Alkoholexzesse, gefolgt von einer mehrjährigen Cannabiskarriere.
Meine Mutter war sehr verzweifelt zu dieser Zeit, da mein Bruder alles schleifen ließ, die Schule mehr schlecht als recht abschloss und bis zum heutigen Zeitpunkt keine Ausbildung aufgenommen hat.
Meine Mutter ging regelmäßig zu einer Elterngruppe für Angehörige mit drogenabhängigen Kindern. Durch diese Gespräche wurde meine Mutter darin bestärkt, meinen Bruder zum Entzug zu zwingen und stellte ihm ein Ultimatum.
Dieses Ultimatum sah so aus: entweder er wird clean und macht eine Therapie oder er fliegt bei meiner Mutter raus.
Mein Bruder ging widerwillig in die Therapie und hatte Schwierigkeiten sich im dortigen Alltag zu integrieren. Jedoch wurde alles zunächst besser und mein Bruder machte große Fortschritte und hatte feste Pläne und verstand sich auch wieder sehr gut mit meiner Mutter. Dann kam der große Schock - er hatte einen Rückfall mit Heroin!
Er flog raus, wurde aber wieder aufgenommen. Er lernte dort seine Freundin kennen, über die er mal abwertend sagte, dass sie HIV oder Hepatitis hätte und total abgewrackt aussähe. Wie gesagt, sie wurde seine Freundin und darauf angesprochen, welche Krankheit sie nun hätte, wusste er von nichts mehr. Niemand weiß bis heute, ob er sich mit irgendwas infiziert hat.
Im Laufe der Therapie änderte er seine Meinung, die von unserem Vater unterstützt wurde: Er wollte nach Therapieende weiter konsumieren und war der Meinung, dass es doch locker möglich wäre, am Wochende ganz gechillt mal eine Tüte zu rauchen.
Nichts und niemand konnte ihn von seinem Entschluss abbringen und so kam was kommen musste, doch schlimmer als wir uns je hätten ausmalen können: durch das Zwingen meiner Mutter zur Threapie kam er durch die Therapie auf Heroin und hängt nun voll drin.
Er war davon überzeugt, dass nicht jeder Heroinabhängige innerhalb kurzer Zeit völlig die Kontrolle verliert und viele weiterhin ihr Leben im Griff haben und weiterhin arbeiten gehen.
Keine vier Wochen nach dieser Aussage flog er aus der betreuten WG, in der er mit Leuten, die clean waren, lebte.
Mittlerweile lebt er im Obdachlosenheim und beteuert von dem Zeug loskommen zu wollen.
Meine Mutter war nicht so konsequent ihre Ankündigung durchzuhalten, nämlich, dass sie solange er drauf ist, keinen Kontakt will. Mehrfach rief er unter Tränen bei ihr an und "wickelte sie um den Finger". Sie bezahlte seine Schulden und nun ist er mit 200 Euro im Dispo und hat kein Geld mehr. Aus Angst, dass er kriminell wird, will sie ihm nun Nahrungsmittel kaufen (er überfiel bereits eine alte Frau und stahl ihr 300 Euro).
Er ist nun seit ungefähr 6 Monaten auf Heroin und hat sich nun selbst auf der Straße Methadon besorgt. Meine Mutter glaubt ihm, dass er davon los kommen möchte und klammert sich an seine Worte, jedoch bin ich davon nicht überzeugt.
Auf die Frage, warum er keine neue Therapie anfängt, kam keine Antwort..er wich mir aus. Eine Entgiftung hielt er nicht durch und wollte substituiert werden (was für mich schon für den fehlenden Willen spricht).

Er wollte auch zu mir wieder Kontakt, ich teilte ihm aber mit, dass ich liebend gerne Kontakt zu ihm hätte, es psychisch jedoch nicht aushalte ihn so zu sehen und mich von ihm in den Abgrund reißen zu lassen. Nun befinde ich mich in einem Zwiespalt, denn er fehlt mir schon (wenn ich Kontakt zu ihm hätte, müsste ich mich selbst hintenan stellen und unter ihm und seinem Drogenkonsum leiden, was ich nicht möchte). Auch bin ich nicht sicher, ob ihm die Zuwendung der Familie bei einem Entzug hilft oder eher doch hindert. Er könnte ja denken, dass ja meine Mutter im Notfall da ist und bezahlt, wie nun auch sein Essen, da er pleite ist und wieder jemanden überfallen könnte. Im Enddefekt hat er dadurch ja logischerweise auch wieder mehr Geld für den Drogenkonsum zur Verfügung. Ich bin mir nicht sicher, was man als Angehöriger tun sollte. Ist es besser sich komplett von einem Bruder/ Sohn abzuwenden und Angst zu haben, ihn nie wieder zu sehen oder soll man ihn "unterstützen" und selbst darunter zu leiden und Angst haben, dass ihn diese Unterstützung eher von einem Entzug abhält, weil da ja noch Menschen sind, die für ihn da sind?

Für eure Antworten wäre ich sehr dankbar!

LG chat
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krebs88
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 13.08.2010
Beiträge: 356

BeitragVerfasst am: 23. Nov 2010 10:54    Titel: Antworten mit Zitat

hi
also erstmal ...es ist eine schwere situation...ABER nicht AUSSICHTSLOS...
ist er denn noch mit dieser freundin zusammen?
aus meiner eigenen erfahrung muß irgendwas passieren was ihn dazu bewegt echt was zu ändern...denn der gedanke : ich will aufhören! wird öfters kommen und zwar immer dann wenn geld fehlt,er mal psychisch angeschlagen ist usw. also sei nicht zu sehr enttäuscht wenn es nicht sofort klappt...was aber NICHT heißt das er nicht möchte sondern sein suchthirn steuert ihn schon sehr...aber um es zu schaffen muß er genaue ziele haben ohne diese glaub ich nicht das es klappen wird.aber was auch ganz klar ist er braucht euch ...aber nicht ohne einschränkungen ihr müßt ihm zeigen das ihr für ihn da seit solange er was tut ...und wenn nicht dann eben nicht...sonst fängt er an euch zu verarschen...also er muß wissen dass er auf euch zählen kann solang er es ernst meint und wirklich was ändert...diese unterstützung wird er brauchen
von mir kann ich sagen ich hab auch lang gesagt ich hör auf...und es hat nicht geklappt...bei mir war es auch verbunden mit viel lügen,betrügen usw.aber als ich es ernst in angriff genommen habe war meine familie da und ohne diese hilfe hätte ich in manchen tagen bestimmt den kopf in sand gesteckt...es ist schon sehr gut wenn er jemand hat mit dem er reden kann und auch 100% zählen kann...also er muß vom kopf her stabil sein zumindest so stabil das ihn kleine rückschläge nicht umhauen und er sofort zeug holt...was ist denn mit einer substiution...?habt ihr euch mal infos geholt?oder was sagt er denn?hat er genaue vorstellungen von seiner zukunft?hattet ihr sonst eine gute beziehung zueinander?oder wie soll ich mir eure familiensituation vorstellen?vielleicht kann ich dir dann einen besseren rat geben...
wenn er nicht solang drauf ist...(6monate)hat er gute chancen ...wenn er WILL
was wäre denn mit einer ambulanten tagesklinik?da könnt er zb.morgend hin abends heim...viele mögen es weil sie sich nicht so eingesperrt fühlen...aber dazu muß man ihn kennen um sowas einzuschätzen...
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nobody
Anfänger


Anmeldungsdatum: 13.02.2009
Beiträge: 18

BeitragVerfasst am: 23. Nov 2010 15:39    Titel: Re: Heroinabhängiger Bruder Antworten mit Zitat

Hallo Chat,
ich las deinen Beitrag und er erweckte mein Interesse.
Auch ich war eins Drogensüchtig und auch ich habe Geschwister.
Ich habe lange und auch immer wieder bis Heute Gespräche über die Sucht und über meine Sucht, mit meinem Bruder.
Ersteinmal solltest du verstehen was in einen Drogensüchtigen los ist: an oberster Stelle steht die Beschaffung,deshalb Überfälle ohne Skrupel. Die Drogen sind so dominant,das die Familie keinen anderen Zugang findet aus über das Geld. Und da wären wir bei dem Probelm.
Er wird euch anbetteln, beschimpfen,bestehlen usw., aber auch ihr bestimmt die Situation. Solange ihr nachgibt und auf ihn eingeht, in Form von Einkäufen, solange wird er sich sicher fühlen und die Dreistigkeit kein Ende nehmen.
So jetzt erklär mal einer Mutter oder einem Bruder/Schwester das sie den Drogensüchtigen Bruder/Sohn ignorieren soll oder nur bedingt helfen soll. Klappt meistens nicht!
Deshlb müssen Erfahrungen gemacht werden,wie verhält er sich, wie verhälst du dich oder deine Mutter. Beobachte und schließe deine eigenen Schlußfolgerungen.
Bleib stets Integra dir gegenüber und dann kannst du auch ihm helfen. Dein Abstand ist schon richtig,aber verleugner ihn nicht. Sei hart, aber liebe ihn gleichzeitig.
Hasse ihn nicht oder deine Eltern oder sonst wen das wird dir nicht helfen .
Er muss lernen sich selbst zu lieben,erst dann wird eine Therapie erfolgreich sein.








chat hat Folgendes geschrieben:
Hallo Leute,

auch ich habe einen drogenabhängigen Bruder und tue mich sehr schwer damit, da ich mich in einem Zwiespalt befinde (aber dazu später mehr).

Der Drogenkonsum wurde meinem Bruder von meinem ebenfalls drogenabhängigen Vater vorgelebt (Alkohol, Psilocybin, Benzos etc.). Dies kam mit der Trennung meiner Eltern, die mein Bruder vermutlich nicht sonderlich gut verkraftete. Mit 13 kamen die ersten krassen Alkoholexzesse, gefolgt von einer mehrjährigen Cannabiskarriere.
Meine Mutter war sehr verzweifelt zu dieser Zeit, da mein Bruder alles schleifen ließ, die Schule mehr schlecht als recht abschloss und bis zum heutigen Zeitpunkt keine Ausbildung aufgenommen hat.
Meine Mutter ging regelmäßig zu einer Elterngruppe für Angehörige mit drogenabhängigen Kindern. Durch diese Gespräche wurde meine Mutter darin bestärkt, meinen Bruder zum Entzug zu zwingen und stellte ihm ein Ultimatum.
Dieses Ultimatum sah so aus: entweder er wird clean und macht eine Therapie oder er fliegt bei meiner Mutter raus.
Mein Bruder ging widerwillig in die Therapie und hatte Schwierigkeiten sich im dortigen Alltag zu integrieren. Jedoch wurde alles zunächst besser und mein Bruder machte große Fortschritte und hatte feste Pläne und verstand sich auch wieder sehr gut mit meiner Mutter. Dann kam der große Schock - er hatte einen Rückfall mit Heroin!
Er flog raus, wurde aber wieder aufgenommen. Er lernte dort seine Freundin kennen, über die er mal abwertend sagte, dass sie HIV oder Hepatitis hätte und total abgewrackt aussähe. Wie gesagt, sie wurde seine Freundin und darauf angesprochen, welche Krankheit sie nun hätte, wusste er von nichts mehr. Niemand weiß bis heute, ob er sich mit irgendwas infiziert hat.
Im Laufe der Therapie änderte er seine Meinung, die von unserem Vater unterstützt wurde: Er wollte nach Therapieende weiter konsumieren und war der Meinung, dass es doch locker möglich wäre, am Wochende ganz gechillt mal eine Tüte zu rauchen.
Nichts und niemand konnte ihn von seinem Entschluss abbringen und so kam was kommen musste, doch schlimmer als wir uns je hätten ausmalen können: durch das Zwingen meiner Mutter zur Threapie kam er durch die Therapie auf Heroin und hängt nun voll drin.
Er war davon überzeugt, dass nicht jeder Heroinabhängige innerhalb kurzer Zeit völlig die Kontrolle verliert und viele weiterhin ihr Leben im Griff haben und weiterhin arbeiten gehen.
Keine vier Wochen nach dieser Aussage flog er aus der betreuten WG, in der er mit Leuten, die clean waren, lebte.
Mittlerweile lebt er im Obdachlosenheim und beteuert von dem Zeug loskommen zu wollen.
Meine Mutter war nicht so konsequent ihre Ankündigung durchzuhalten, nämlich, dass sie solange er drauf ist, keinen Kontakt will. Mehrfach rief er unter Tränen bei ihr an und "wickelte sie um den Finger". Sie bezahlte seine Schulden und nun ist er mit 200 Euro im Dispo und hat kein Geld mehr. Aus Angst, dass er kriminell wird, will sie ihm nun Nahrungsmittel kaufen (er überfiel bereits eine alte Frau und stahl ihr 300 Euro).
Er ist nun seit ungefähr 6 Monaten auf Heroin und hat sich nun selbst auf der Straße Methadon besorgt. Meine Mutter glaubt ihm, dass er davon los kommen möchte und klammert sich an seine Worte, jedoch bin ich davon nicht überzeugt.
Auf die Frage, warum er keine neue Therapie anfängt, kam keine Antwort..er wich mir aus. Eine Entgiftung hielt er nicht durch und wollte substituiert werden (was für mich schon für den fehlenden Willen spricht).

Er wollte auch zu mir wieder Kontakt, ich teilte ihm aber mit, dass ich liebend gerne Kontakt zu ihm hätte, es psychisch jedoch nicht aushalte ihn so zu sehen und mich von ihm in den Abgrund reißen zu lassen. Nun befinde ich mich in einem Zwiespalt, denn er fehlt mir schon (wenn ich Kontakt zu ihm hätte, müsste ich mich selbst hintenan stellen und unter ihm und seinem Drogenkonsum leiden, was ich nicht möchte). Auch bin ich nicht sicher, ob ihm die Zuwendung der Familie bei einem Entzug hilft oder eher doch hindert. Er könnte ja denken, dass ja meine Mutter im Notfall da ist und bezahlt, wie nun auch sein Essen, da er pleite ist und wieder jemanden überfallen könnte. Im Enddefekt hat er dadurch ja logischerweise auch wieder mehr Geld für den Drogenkonsum zur Verfügung. Ich bin mir nicht sicher, was man als Angehöriger tun sollte. Ist es besser sich komplett von einem Bruder/ Sohn abzuwenden und Angst zu haben, ihn nie wieder zu sehen oder soll man ihn "unterstützen" und selbst darunter zu leiden und Angst haben, dass ihn diese Unterstützung eher von einem Entzug abhält, weil da ja noch Menschen sind, die für ihn da sind?

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Anmeldungsdatum: 22.11.2010
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 24. Nov 2010 12:42    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Krebs,
mein Bruder ist nicht mehr mit dieser Freundin zusammen..
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass er nun aufhören möchte, da er ja im Augenblick nicht einmal Geld für Nahrungsmittel besitzt. Also wie gesagt, er wollte keine Therapie machen sondern lediglich eine Entgiftung. Meine Mutter besuchte ihn in der Entgiftung und er meinte zu ihr, dass er dort gefragt hatte, ob eine Substitution möglich wäre, worauf man ihm antwortete, dass dies nicht möglich wäre. Nach dem Besuch meiner Mutter packte er sofort seine Sachen und holte sich wieder Heroin. Er hielt die Entgiftung 5 Tage lang durch.
Ich kann nicht genau sagen, welche Zukunftspläne er hat, denn ich habe das letzte mal vor fast einem halben Jahr mit ihm geredet und da meinte er zu mir, dass er auf keinen Fall in eine stationäre Therapieeinrichtung möchte und eigentlich überhaupt keine Therapie machen möchte. Er dachte, er hätte alles im Griff und erzählte mir stolz von all seinen Plänen mit einer Ausbildung, die und die Sprachen lernen, vielleicht einmal ein Haus bauen oder in ein anderes Land auswandern. Im Moment hat er sicherlich andere Probleme, wie seine Geldnot. Außerdem kann ich auch nicht einschätzen, wie ernst ihm diese Ziele/Wunschvorstellungen waren.
Ich kann nur sagen, was meine Mutter mir erzählte. Er war häufiger in Tränen aufgelöst und sagte ihr, dass er von dem Zeug loskommen will und ja auch substituiert werden wollte. Er meinte zu ihr, dass er sich Methadon jetzt auf der Straße besorgt hätte.
Ich kann nicht sagen was in ihm vorgeht. Er ist zwar mein Bruder, aber ich kann nicht einschätzen wie ernst er es meint. Ich kann sagen, dass er ein sehr berechnender Mensch ist, der bisher nur kam, wenn er irgendwas wollte. Ansonsten war er der letzte Arsch, der sich ständig im Ton vergriff und äußerst arrogant daherkam.
Die Familienverhältnisse sind schwierig und äußerst komplex. Das Verhältnis zu meinem Vater ist schlecht. Meine Schwester wandte sich von meinem Bruder ab und sagte zu mir, dass er nicht mehr der ist, der er war und somit nicht mehr ihr Bruder und sie nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte. Das war ein schwerer Schlag für meinen Bruder, da er sich sehr gut mit ihr verstand und häufig bei ihr war. Aber sie konnte ihm durch all die Lügen nicht mehr vertrauen und hatte schwärmerischen ZUkunftsfantasien, die er nichtmal ansatzweise in die Tat umsetzete, satt.
Meiner Mutter machte er ständig Vorwürfe, dass sie ihn hängen lassen würde und brach den Kontakt mehrmals ab und redete äußerst schlecht über sie. Er suchte den Kontakt von sich aus wieder häufiger und wollte sie besuchen. Meine Mutter kam mit dieser Belastung nicht zurecht und sagte ihm auch, dass sie erst wieder Kontakt haben könnte, wenn er clean ist. Nun ist er nicht clean, aber meine Mutter hat trotzdem wieder Kontakt und trifft sich ab und zu mit ihm.
Ich werde meiner Mutter auf jedenfall deinen Vorschlag mit der ambulanten Tagesklinik nahe legen und dann wissen wir ja, was er davon hält und ob er tatsächlich bereit ist, damit aufzuhören.

Hallo nobody,

ich habe nun schon viele Jahre die Drogensucht meines Bruders erlebt (wenn auch nur Cannabis) und somit verstehe ich ganz gut, was im Kopf eines Abhängigen vor sich geht. Auch ich hatte schon so dermaßen viele und lange Gespräche mit der Familie darüber und habe sie auch heute noch sehr oft.
Ja, das mit dem Nachgeben ist genau das Problem. Ich bin mir der Gefahr bewusst, dass wenn meine Mutter einmal für ihn einkaufen geht, mein Bruder sie wahrscheinlich nicht zum letzten mal gefragt haben wird. Meine Mom denkt sich aber, dass es besser ist, wenn sie ihm was zu Essen kauft, als wenn er andere Leute überfällt. Natürlich kann ich diesen Gedanken nachvollziehen, aber ich denke nicht, dass dies der richtige Weg ist. Somit brennt sich in seinem Kopf der Gedanke ein, dass sie ja im Notfall da ist und sich schon kümmert.
Du bist also der Meinung, dass sie ihm auch keine Nahrungsmittel kaufen sollte und ihm lediglich zuhören sollte, wenn er ihr seine Probleme erzählt? Ich meine, er könnte ja auch zur Tafel gehen..niemand muss in Deutschland verhungern, das sagte ich ihr auch. Möglicherweise lässt sich meine Mutter auch emotional erpressen, da sie ja weiß, dass es nicht das erste mal wäre, dass er jemanden überfällt und meinem Bruder die Angst meiner Mutter durchaus bewusst ist. Gut, ich kann nicht sagen, ob mein Bruder tatsächlich soweit denkt und auch in diesem Moment so berechnend ist...

Das mit dem helfen ist eine komplizierte Sache. Es ist ja schwer einzuschätzen, wie ernst er es tatsächlich meint. Es kann ja auch sein, dass er sich lediglich das Wohlwollen meiner Mutter sichern will um sie besser ausnutzen zu können.
Wenn man ihm Hilfe zugesteht unter der Bedingung, dass er es wirklich erst meint, ist ebenso schwierig, da man nicht weiß, ob er es ernst meint oder es auch passieren kann, dass er nicht durchhält und aber trotzdem wieder jemand für ihn da war und ihn unterstützt hat.
Es fällt mir sehr schwer das zu beschreiben Smile
Ich verleugne ihn nicht, aber es ist dennoch sehr schwer für mich mit der Situation umzugehen. Desöfteren werde ich auf der Straße gefragt, wie es meinem Bruder so geht und was er so macht und jedes mal weiß ich nicht was ich den Leuten antworten soll, die von nichts wissen. Aber wahrscheinlich können sie schon an meinem Gesichtsausdruck ablesen, was los ist.
Als ich ihn das letzte mal gesehen habe, ist er mitten im Gespräch eingeschlafen, war kreidebleich, schwitzte und hatte dunkle Augenränder. Alle Leute starrten uns an und ich fühlte mich so schlecht. Ich habe dann auch immer das Gefühl abgewertet zu werden, aber das ist wohl mein Problem, mit dem ich lernen muss umzugehen und mich davon zu befreien. Da mangelt es mir wohl etwas am nötigen Selbstbewusstsein bzw. Selbstvertrauen.

LG chat
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