Lange Junkie-Karriere

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ruhelose
Anfänger


Anmeldungsdatum: 08.12.2010
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: 14. Dez 2010 22:12    Titel: Lange Junkie-Karriere Antworten mit Zitat

...zusammen. Meinen Realname möchte ich lieber nicht nennen (jo, wohl leicht paranoid), bin 37 und seit meinem 13. Lebensjahr drauf. Auf Heroin erst seit meinem 18. Allerdings blieb mir die übliche Junkie-Karriere (Beschaffungskriminalität, Knast etc) erspart. Hat weniger was mit Cleverness oder Glück zu tun, sondern meine Scheiß-Ängste und soziale Hemmungen (und in den letzten 10 Jahre auch mein Mann) haben mich davor bewahrt.

Ich weiß nicht, wo ich am besten anfangen soll... aber ich habe mich mal wieder total in die Scheiße geritten. Und ich bin mir dessen voll bewußt, dass ICH mich in die Scheiße geritten hab, aber diese Erkenntnis nützt mir grad nicht viel. Ich brauch´ne Lösung. Klar, dass ihr mir die nicht liefern könnt, dass muss ich schon alleine. Aber ein paar Meinungen fänd ich super!

Ein bißchen was zur Vorgeschichte:
Ich bin Ende September aus der Langzeittherapie entlassen worden. Diese hatte ich zusammen mit meinem Ehemann angestrebt, wenn auch in verschiedenen Einrichtungen (ich hatte die berechtigte Befürchtung, dass ich mich nicht genügend auf mich selbst konzentrieren könnte). Danach, so war unser Plan, wollten wir in einer fremden Stadt zusammen einen kompletten Neuanfang starten.

Etwas unheimlich wird´s jetzt... nach insgesamt 9 cleanen Monaten Therapie (Langzeit + Adaption) ohne nennenswerten Suchtdruck überkam mich plötzlich das unbändige Verlangen mir was reinzuhauen - was ich auch tat.

Das war drei Wochen vor meiner/m Entlassung/Umzug und einen Abend bevor ich die, mich total aus der Bahn werfende Nachricht erhielt, dass mein Mann tot ist. Überdosis. Gefunden auf´ner beschissenen Parkbank in dem Kaff, wo er Therapie gemacht hat. Ich schreib hier so sachlich die Fakten, aber in dem Moment brach meine Welt zusammen und wäre ich nicht noch restbreit vom Vortag gewesen, hätte ich mir spätestens da war reingehauen - und wahrscheinlich mehr... Mein erster Gedanke war, dass ich ihm folgen wollte und wäre ich nicht noch angebreitet gewesen, hätte ich das wohl auch getan... Wir waren fast 10 Jahre zusammen und er war meine große Liebe und mein einziger Freund und Halt. Ich hatte außer ihm niemanden. Keine Familie, keine Freunde, nix. Aber okay, die Therapie war abgelaufen, mein Platz in der CleanWG in der neuen Stadt stand fest, also zog ich dahin...

Und gleich am ersten Wochenende konsumiert ich wieder H. Und darauf das WE auch, usw usf. Mir war ziemlich schnell klar, dass von meinen beiden Mitbewohnern (2 Ex-Alkis, die 20 Jahr älter sind als ich) keiner was merkt, also konsumiert ich bald auch unter der Woche. Ich fühlte mich so einsam, verloren in dieser Scheiß-Stadt, in die ich niemals gezogen wäre, wenn ich gewußt hätte, dass ich das ALLEIN tun müsste. Ich stand knallebreit vor den beiden und die haben es nicht bemerkt... für meine Sucht ideal, für mich Scheiße!

Die Beerdigung meines Mannes musste ich regeln (wir waren ja verheiratet) und es war ein elender Kampf, die Behörden (denn ich hatte ja kein Geld) dazu zu bekommen, dass er nicht anonym in dem Kaff bestattet wird, wo er aufgefunden wurde. Es hat insgesamt 12 Wochen gedauert, bis die Beerdigung (in seiner Heimatstadt) endlich stattfinden konnte. Das alles hat an mir gezehrt (was natürlich keine Entschuldigung ist) und ich hab mir am Abend nach seiner Beerdigung in der WG eine Flasche Schnaps auf Ex reingezogen. Auch das wäre nicht aufgefallen. Aber mich plagte eh schon mein schlechtes Gewissen (wegen dem Shore-Konsum) und so beschloss ich zwei Tage später meinen Mitbewohnern von meinem Alkoholrückfall zu beichten.

Es gab eine Krisensitzung, inkl. zweier Sozialarbeiter, und es wurde beschlossen, dass ich erstmal ausserhalb der WG untergebracht werden sollte. Mit Kontaktsperre. Und dies setzte bei mir einen Prozess in Gang, den ich nur als Flucht bezeichnen kann... Ich stimmte nicht zu, packte meine Sachen und verließ die WG um zu einem Bekannten zu gehen, bis mir eine gute Lösung einfiel.

Bei diesem Bekannten befinde ich mich nun seit gut drei Wochen, in denen ich 2-3 Mal pro Wochen Shore und täglich Alk konsumiert hab. Morgen dürfte ich wieder in die WG zurück, allerdings macht mir mein Gewissen da einen Strich durch die Rechnung, denn ich kann denen doch nicht einfach meinen ganzen Konsum weiterhin verschweigen. Zumal mir selbst das Wohnen in dieser "Clean-WG" doch auch absolut nix bringt und ich weiß, dass ich die nä#chste Gelegenheit (wohl schon am nächsten WE) wieder nutzen würd um zu konsumieren.

Scheiße, ich hab momentan keine Abstinenzentscheidung... fällt mir grad auf...

Ich würd´s am liebsten aufmachen, nochmal in die Entgiftung gehen und dann eine Auffrischungstherapie machen. Aber da kommt jetzt eine Schwierigkeit ins Spiel... ich würde ja am liebsten (und ich denke, der Kostenträger hält das auch für sinnvoll) in die Einrichtung, wo ich schonmal war. Der Bekannte, bei dem ich zur Zeit wohne, gehört dort jedoch zum Personal und ich müsste bei meinem Aufenthalt dort vieles verschweigen um seinen Job nicht zu gefährden. Das traue ich mir nicht zu. Denn ich bin (leider) eine zu ehrliche Haut. Außerdem kann ich ihn in dem therapeutischen Kontext nicht mehr ernst nehmen, weil ich weiß, dass er selbst jeden Abend säuft und zudem nicht mal was dagegen hatte, wenn ich H konsumiere (hauptsache ich bleibe bei ihm).

Puh, jetzt hab ich soviel geschrieben... hat mir auf jeden Fall schon mal geholfen, meine Gedanken zu sortieren. Dennoch würden mich Antworten von euch freuen!

Die Ruhelose...
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