Früher Magersucht jetzt Fresssucht

[Unhappy4ever]

Hallo an Alle,

ich bin verzweifelt. Ich habe innerhalb von 1 Jahr 15 Kilo zugenommen. Ich bin nur noch am Essen. Mein ganzer Tag dreht sich nur um Essen und Abnehmen, ein bisschen zuzunehmen war nicht schlimm, aber 15 Kilo sind 10 zu viel. Ich war ja schon vor meinen 15kg aus der Magersucht draußen und ein gutes Gewicht und fühlte mich wohl und dann der Kontrollverlust. Ich habe gemerkt, dass ich meine Probleme mit Essen bewältige. Ich will am Liebsten nichts essen, aber ich bin süchtig nach dem Essen, immer wenn es mir schlecht geht, wenn ich durch die Arbeit gedrückt werde, fresse ich. Ich fresse bis mein Bauch dick und angeschwollen ist. Ich hasse es und ich schaffe es ein paar Tage, mal wenig, normal oder ok zu essen und dann geht es wieder los. Was mache ich nur? Ich habe derzeit keine Zeit wegen der Arbeit, eine Therapie zu machen, habe auch Angst, mich vor anderen zu öffnen - außer im Internet. Aber es macht mich fertig und kaputt. Ich habe auf nichts mehr Lust, aber ich komme auch nicht vom Essen weg. Hobbys suchen hilft nicht, ich esse immer. Egal wo und wann und wie. Nichts lenkt mich ab. Dann esse ich eben heimlich. Das macht mich so fertig. Kann mir jemand helfen? Tipps geben?

[Glamour-Babe]

Hallo. Ich leide ebenfalls unter Magersucht und kenne das. Irgendwann fehlen dem Körper zu viel Nährstoffe und somit bekommt mein eine Heißhungerattacke, also einen Fressanfall und stopft alles in sich hinein. Ich bin mir sicher das "Ach, jetzt ist es eh zu spät, die eine Schokolade mehr oder weniger ändert jetzt auch nichts mehr"-Denken kennst du nur zu gut, zumindest in solchen Momenten.. danach hasst man sich natürlich dafür. Ich kann deine Situation gut verstehen. Irgendwann ist es nicht mal eine Fressattacke am Abend, irgendwas wird es dauerhaft zu einer.. man verliert das Wissen dafür, was viel und was wenig ist, und da der Körper so ausgehungert ist verlangt er nach allem und man kann nicht mehr standhalten und tut es.. und er hört auch nach dem satt sein nicht auf. Mehr, mehr, mehr. Eben dadurch, dass man solange nichts "richtiges" mehr hatte, hört der Körper nun garnicht mehr auf danach zu verlangen. Im Endeffekt ist es dann schon eine Art Fresssucht. Nur ich denke, dass du bzw. ich und auch alle anderen nicht wirklich eine Fresssucht haben, sondern der Körper sich irgendwann einfach mit Gewalt zurückholt was man ihm so lange genommen hatte.. Ich verstehs auch manchmal nicht mehr und verzweifel. Aber im Endeffekt ist auch das ein Teil der Magersucht. Du solltest es dir immer wieder vor Augen führen und wirklich realisieren, dass weder zu wenig noch zu viel gut für dich ist. Berechne am besten deinen Grundumsatz und wieviel Kalorien du am Tag zu dir nehmen solltest und überschlag mal die Kalorien, die täglich isst. Du sollst dich nicht strikt kontrollieren und genau zählen, sondern einfach mal ein Gefühl dafür bekommen, was "normal" essen bedeudet. An Tagen, an denen du mehr Gelüste nach etwas Süßem etc. hasst, kannst du das dann auch mal einbauen, dafür wird an anderen Tagen vielleicht mehr die Magersucht zum Vorschein kommen und du wirst etwas weniger essen. Es sollte einfach alles im Rahmen bleiben und nicht wieder ins Extreme gehen - egal in welche Seite.
Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen.. Liebe Grüße!

[Unhappy4ever]

für deine Antwort. Tut mir leid, dass du ebenfalls an diesen dummen Attacken bzw. der MS leidest. Du hast recht, ich lebe in extremen, eine zeitlang konnte ich mal "normal" essen, aber sonst wechselt sich FA und wenig essen ab. Allerdings bezweifle ich, dass mein Körper sich mittlerweile zurückholen will, was er braucht. Bei mir ist es die Psyche. Ich hasse diese Blicke, die ich ständig von Arbeitskolleginnen und Vorgesetzten bekomme. Ich habe ja nun ein paar Kilos zu viel auf den Rippen und es kotzt mich an, früher, als ich nicht gegessen habe, habe ich zu hören bekommen, ich sei zu dünn, jetzt, wo ich nur noch fresse, gucken sie mich an als sei ich hässlich und nicht mehr ganz normal. Mich macht das voll fertig, ich fühle mich auf der Arbeit eh schon total dumm und hässlich und unnütz und mache Fehler oder traue mir nichts zu, obwohl ich weiss, ich bin weder dumm noch zu blöd für meinen Job und ich bin vielleicht in bisschen moppelig, aber nicht komplett hässlich, aber dort habe ich das Gefühl und am Abend oder vor der Arbeit kommt der Frust und die Angst und damit die Fressanfälle, auch darüber, weil ich abnehmen will und mich mit meinem Körper unwohl fühle und wenn es nicht vorwärts geht oder sogar in die andere Richtung, kommen die Fressattacken, natürlich auch, wenn ich sehr wenig esse. Aber mehr ist es Gewohnheit und Frust und ich schaffe es nicht, aus diesem Teufelskreis rauszukommen, trotz der Ahnung, der Probleme, die ich habe. Und dabei habe ich so hart in meiner damaligen Therapie gearbeitet, um vorwärts zu kommen. Ich bin einfach nur noch deprimiert und manchmal macht mir das Leben keinen Spass mehr.

[Glamour-Babe]

Ja, ich verstehe das. Ich kenn es auch nur zu gut. Irgendwann isst man eben "einfach so" weiter. Natürlich hat der Körper dann im Endeffekt schon wieder genug, du hast Recht, doch ich denke, dass es sich im Unterbewusstsein abspielt. Er hat praktisch Angst davor dass wieder diese Hungerzeit eintritt und schafft deshalb Vorräte. Er zwingt dich im Endeffekt zu essen ohne dass du es wirklich bemerkst. Deshalb schaffst du es auch nicht wieder weniger, also normal zu essen. Versuch es doch einfach langsam herunterzusteigern. Finde heraus wieviel Kalorien du am Tag zu dir nehmen solltest und schätz grob ab, dann hast du eine Richtmenge von der du weisst, dass sie in Ordnung ist. Versuch am Besten am Anfang mal egal ob du garkeinen Hunger oder noch sehr viel hast, das Essen am Tag so zu wählen, dass es in diesem Rahmen liegt. Und geb dir Zeit. Wenn es den ein oder anderen Tag doch mal wieder mehr oder evtl. auch weniger wird dann mach dich nicht verrückt. Es geht nicht darum kurzzeitig wieder abzunehmen, sondern deinem Körper wieder zu zeigen was "normale" Mengen sind, ihn daran zurückzugewöhnen, dahin zu bringen wo er einst war. Und mit der Zeit relativiert sich das von alleine, dein Stoffwechsel "regeneriert" sich und du wirst auch wieder ein normales Gewicht erreichen.
Ich drück dir die Daumen! =)

[Unhappy4ever]

Dankeschön für deinen Beitrag. Deine Erklärung klingt logisch, evtl. ist es tatsächlich so, dass mein Körper immer wieder Angst vor Hungersnot hat, da ja zwischen Fressorgien auch mal wieder ein zwei Tage mit wenig Essen sind. Jedoch habe ich gemerkt, dass wenn es mir gut geht, ich nicht psychisch angespannt bin, normal essen kann. Wenn ich unter Druck stehe oder Angst habe, fresse ich oder wenn ich alleine zu Hause bin - die Gelegenheit, genauso wie wenn ich Süsses anfange zu essen, will ich mehr, da ich dann denke: Morgen eben nicht. Ich kann Dinge nicht übriglassen. Ich möchte auf jeden Fall versuchen, meinen Körper an gesunde Ernährung und normale Mengen zu gewöhnen und gleichzeitig werde ich versuchen, die Situationen aufzudecken, in denen ich fressen will oder fressen tue. Es wird schwierig und ich weiss nicht, ob ich es ohne Hilfe schaffe. Aber mich hier zu öffnen, hilft mir schon ein wenig. Ich fühle mich nicht mehr so alleine und kann meinen Gedanken endlich mal Luft machen und sie werden gehört und erwidert. Wenn ich es nur mit mir ausmache, hilft es nicht viel und ich traue mich nicht meinem Umfeld davon zu erzählen.

Schönen Tag und danke fürs Zuhören!

[Glamour-Babe]

Du schaffst das, da bin ich mir sicher
Ich hab das auch.. das nicht liegen lassen können, ganz nach dem Motto "ganz oder garnicht" bzw. immer dieser dumme Gedanke "ach, das Stückchen mehr machts auch nicht schlimmer" .. aber ich drück dir die Daumen!

[Unhappy4ever]

Ich frage mich wirklich, ob ich jemals schaffe. Immer, wenn mich etwas belastet, greife ich zu Essen. Das nervt total und macht nur noch schlechter gelaunt! Ich bin gerade wieder total demotiviert.

[Unhappy4ever]

Ich könnte nur noch heulen. Ich komme nicht mit der essucht und dem drang zu essen, klar. Ich hasse mich so sehr dafür, so dick geworden zu sein! Ich wollte immer nur dünn sein und ich war es auch für 3 Jahre, aber jetzt ist alles noch schlimmer als vor dem dünnsein. Ich habe das Gefühl, nur noch um etwas zu kämpfen, was ich nicht schaffe. Ich habe das Gefühl schwach und gestört und nicht in der Lage etwas hinzubekommen, zu sein!

Es kotzt mich einfach nur noch alles an. Ich kann nicht mehr... mit mir und meinem verdammten Fett!