Methadongabe verpaßt

[sweetdream]

Hallo zusammen,
ich habe mich heute hier im Forum angemeldet und hoffe, daß mir jemand helfen kann. Ich habe schon etliche Beiträge gelesen, aber leider keine Antwort auf meine Fragen gefunden.
Es geht um meine Freundin, die leider vor einigen Jahren Heroin geraucht hat und seitdem auf Methadon substituiert wurde. Um nicht in Versuchung zu kommen, mehr Methadon zu schlucken als unbedingt notwendig, hat sie eine freiwillige tägliche Gabe bei ihrem Arzt vereinbart. Normalerweise hat dieser vormittags und dann nochmals nachmittags ab 15 Uhr Sprechstunde, ausgerechnet vorgestern wollte sie nachmittags zum Arzt aber er hatte geschlossen. Sie hat mir gestern gebeichtet, daß sie sich deshalb bei einem alten Bekannten 5ml Methadon (ihre normale Tagesdosis) illegal beschafft hat und daß sie dies bereut, aber sich nicht anders zu helfen wußte. Ich bin so froh daß nichts passiert ist - ich kenne mich selbst in der Drogenszene überhaupt nicht aus, kann mir aber vorstellen daß dort viel gepanschtes Methadon verkauft wird.
Jetzt meine Frage:
Gibt es denn keine Möglichkeit, in so einem Notfall legal eine Tagesdosis Methadon woanders zu erhalten, ohne gleich eine Einweisung in eine Klinik zu riskieren? Es kann doch immer mal passieren, daß man einen Termin verpaßt, sei es man ist krank oder die Sprechstunde fällt aus. Ich meine, es wird doch irgendwo zentral erfaßt und ein anderer Arzt kann doch bei ihrem normalen Arzt rückfragen.
Ich liebe meine Freundin über alles und möchte unter allen Umständen verhindern, daß sie wieder Kontakt zur Drogenszene bekommt oder rückfällig wird. Sie möchte im Herbst auch einen stationären Entzug in einer Klinik machen und will nichts mehr mit Heroin zu tun haben, ich habe allerdings Angst daß sich dies ändert, sobald das Methadon wegen einer verpaßten Gabe nicht mehr wirkt.
Meine zweite Frage betrifft die verwendete Dosis: Sind 5ml eher wenig oder handelt sich hier schon um eine beträchtliche Gabe? Ich kann derzeit nicht einschätzen, wie schlimm die Abhängigkeit ist und wie schwer der Methadonentzug werden wird für sie. Wird sie nach dem Entzug, der wohl ein bis zwei Monate dauern kann, weiterhin stark rückfallgefährdet sein? Psychisch hat es bei ihr "Klick" gemacht im Kopf, sie will es nicht mehr. Ihr sozialies Umfeld ist wieder in Ordnung, sie hat ihr Leben inzwischen gut im Griff. Aber wie sieht die körperliche Abhängigkeit aus, Spätfolgen? Was kann ich tun, um meine Freundin bestmöglich zu unterstützen?
Danke vorab für Eure Hilfe, bitte entschuldigt meine vielleicht dummen Fragen, ich komme mir nur so hilflos vor manchmal. Schade daß es keine Drogenberatung für Angehörige und Freunde gibt.
LG

[Strayble]

Moin,

also wenn man hier bei uns in der Substi mal die Abgabezeiten verpasst hat man Pech gehabt. Vorallem bekommt man dann bei der nächsten Abgabe nur noch 50% der Normaldosis.
Eine Möglichekeit wäre evtl. dann ins Krankenhaus zu fahren, wenn man dort den richtigen Arzt anspricht wäre es durchaus möglich etwas Codein zu bekommen.
Habe mal Nachts währrend nem Entzug im Krankenhaus angefragt und habe auch etwas Codein (nach einer langen Predigt) bekommen obwohl ich noch minderjährig war und auch nicht in Substi.
Wäre aber auch keine Dauerlösung, aber wenn's mal hart auf hart kommt müsste das klappen.

Zur Dosierung: 5ml Methadon (normalerweiße = 50mg) ist ne durchschnittliche Dosis. Nicht gerade soo wenig, aber auch nicht die Welt. Die richtig hohen Dosen fangen ab 10ml = 100mg an.


Hoffe konnte dir ein wenig helfen
Greetz Strayble

[phralbert]

HALLO SWEETDREAM ,
In so einem Fall wendet man sich am besten an die örtliche Drogenberatungsstelle.Vieleicht sollte man sich vorher über so etwas informieren.
LGPhralbert.

[phralbert]

Hi.
Du kannst Dich auch als Angehöriger oder Freundin in der Drobs informiern,Es gibt Angehörigengrppen usw.
LGPhralbert...140140140140140140Zeichenregel .

[Thanatari]

hallo sweetdream!
ich muß mit einer spur sarkasmus festellen das der name passt,denn ein nicht süchtiger der hofft sein abhängiger partner werde dauerhaft clean gibt sich leider in den allermeisten fällen wirklich nur süßen träumen hin..
phralbert hat zwar recht dass die örtliche drobs informiert,aber ich denke ein paar infos aus betroffenensicht können dir auch nicht schaden..
also:
5ml methadon sind keine mittlere dosierung sondern wirklich sehr,sehr wenig!
zum vergleich,ich bekomme 9ml polamidon,was 18ml methadon entspricht,das ist bei uns eine mittlere dosierung,manche bekommen bis zu 25ml pola,also 50ml metha,das 10fache deiner freundin..
hörst du sicher erstmal gerne,nur spielt das für den entzug kaum eine rolle,die meisten dosieren vor der entgiftung ja runter und ein methadon entzug ist immer richtig mies..
ich weiß nicht ob deine freundin schonmal entgiftet hat,jedenfalls hauen die meisten leider nach wenigen tagen in der entgiftung von dort ab..
ich erwähne diese leidige zahl wieder nur ungern,aber damit du mal ein realistisches bild ihrer chancen bekommst:
selbst mit entgiftung und anschließender abgeschlossener langzeitherapie liegt die rückfallquote bei ca. 98%,ohne therapie bei nahezu 100%..
das bedeutet das so gut wie niemand der einmal drauf gewesen ist es jemals schaffen wird wieder dauerhaft clean zu werden..
deshalb dräng sie nicht zur entgiftung,mit einem substituiertem partner lebt man besser als mit einem rückfälligem!

zur verpassten vergabe:
keine panik,wenn man nur eine vergabe verpasst passiert nix schlimmes,höchstens die ersten ganz leichten entzugserscheinungen wie naselaufen,augentränen,niessen,man darf sich nur nicht in panik steigern!
die tägliche vergabe beim arzt ist übrigens auch der ganz normale weg!
nur wer schon länger im programm ist und je nach arzt eine komplette beikonsumfreiheit von mindestens 6 - 12 monaten nachweisen kann kommt für take home,also die mitnahme von 7 einzeln verpackten tagesdosen methadon überhaupt in frage..
höchstens jeder 10. im programm kommt in den genuss nur 1x/wo hin zu müssen!

ich habe jetzt seit längerer zeit take home und mir passiert alle paar wochen was ich mir vorher nicht hätte vorstellen können: ich vergesse es zu nehmen!
hätte man nach einem tag schon starken entzug könnte das nicht passieren..
vieles ist kopfsache,wenn man wartet das man entzügig werden müsste,dann glaubt man auch es zu sein..

also steh zu deiner freundin,setz sie in bezug auf die entgiftung nicht unter druck und mehr kannst du nicht tun..
das wäre schon mehr als viele partner leisten!
und sollte sie mal n rückfall bauen mach ihr nicht die hölle heiß,sonst wird sie nicht mehr ehrlich zu dir sein können..

tut mir leid,dass ich dir die schlechten chancen clean zu werden so vor augen führe,aber wenn du da zu naiv ran gehst bricht hinterher deine welt zusammen,deshalb erwarte nicht zu viel,es ist einfach furchtbar schwer und es nicht zu schaffen hat nichts mit mangelnder liebe zu tun..

liebe grüße,THANI

[lumiundfiva]

ACHTUNG!


@Thanatari:

Dein Pola hat sicher 0,5 % Stärke!

Methadon ist immer 1,0 % Stark!

Also:

POLAMIDON wird mit einer Stärke von 0,5 % ausgegeben!

METHADON wird mit einer Stärke von 1,0 % ausgegeben!


Das heisst im Klartext, daß deine 9,0 ml Polamidon exakt 45 mg Wirkstoff enthalten.

Also:

9,0 ml Methadon 1,0% ig = 90 mg Methadon

9,0 ml Polamidon 0,5% ig = 45 mg Polamidon


Pola ist doppelt so stark wie Methadon!


In den 90 ern war Polamidon auch 1,0 %ig, daher kommt der Kuddelmuddel mit der Umrechnerei!

Wenn Mensch 5ml (50mg) Methadon bekommt, braucht er bei Umstellung ebenfalls 5ml (25mg) Polamidon, eben weil Pola doppelt so stark ist, wie Metha!

Capish?!


Also entsprechen die 9,0 ml (45 mg) Pola von Thani exakt 9,0 ml (90 mg) Methadon!


Grüße,

Stefan


Ps: @Strayble

WARUM bekommt ein User nur die Hälfte seiner Dosis, wenn er eine Ausgabe "verpennt" hat?

Gibtz da einen VERNÜNFTIGEN GRUND?!

[Strayble]

[sweetdream]

Hallo zusammen,
erst einmal ein ganz herzliches Dankeschön für Eure prompten und für mich hilfreichen Antworten. Ich werde vor allem versuchen, mich als Angehöriger in einer Drogenberatung zu informieren, meine Freundin wird sicherlich auch nochmal mit mir hingehen.

@Strayble:
Ich hatte befürchtet, daß es da keine allgemeine Lösung gibt, wenn ein Abgabetermin verpaßt wird. Es ist mir wirklich unverständlich, die Methadonabgaben werden doch ohnehin erfaßt, wieso gibt es keine zentrale Stelle, die das überwacht und die Ärzte können unabhängig voneinander darauf zugreifen? Stattdessen wird m.E. Mißbrauch gefördert und den Leuten, die wirklich runterkommen wollen, wird es schwer gemacht und Rückfälle werden in Kauf genommen. Ich bin ja dankbar, daß es bei uns soviel Hilfsangebote zum Thema Drogen gibt, aber das könnte besser gemacht werden.

@phralbert:
Danke für den wertvollen Tipp, mir war nicht bekannt, daß es auch Angehörigen-Gruppen gibt bei der Drogenberatung. Ich werde auf jeden Fall hingehen und mir weitere Informationen holen.

@Thanatari:
Danke für Deine ehrliche Meinung, Du hast nicht ganz unrecht mit dem was Du schreibst. Ich bin mit meinem Hilfegesuch glaube ich etwas zu naiv rübergekommen. Mir ist schon klar, daß es sehr schwer werden wird für sie, jemals ganz aus der Suchtgefahr herauszukommen. Ein schlechter Tag, Sorgen oder gar Depressionen, und schon kann der Griff nach einer Droge wieder verlockend sein.
Andererseits ist es wirklich so, daß meine Freundin es vom Kopf her nicht mehr will. Sie ist damals von Ihrem Exfreund zum Konsum verleitet worden, befand sich in einer schlimmen Lage und hatte kaum Unterstützung durch Freunde oder Angehörige. Glücklicherweise hat sie nur geraucht und sich niemals zum spritzen verführen lassen, ich denke dies ist schon viel wert. Auch Beikonsum zusätzlich zum Methadon war nie ein Thema, sie hat sämtliche Kontakte zur Szene abgebrochen. Sie weiß, daß sie bei Problemen nicht mehr alleine ist und es immer eine Perspektive gibt, ich denke das ist der wichtigste Punkt wie ich ihr helfen kann.
Auch dränge ich sie nicht zu einem Methadonentzug, dieser Wunsch kam ganz allein von ihr. Siehst Du wirklich so schwarz, daß es kaum eine Chance gibt nach dem körperlichen Entzug wieder clean zu werden? Sie hat schon soviel erreicht meiner Meinung nach. Das Methadon sieht sie inzwischen als Last an, sie würde lieber darauf verzichten, aber sie weiß daß das nicht von heute auf morgen geht und nur in einem Entgiftungsprogramm.
Vielleicht bin ich zu naiv, aber ich glaube an die Kraft der Liebe und ich werde ihr beistehen, wenn sie ein ganz drogenfreies Leben anstrebt, genauso auch wenn sie beim Methadon bleibt.
Danke für den Hinweis bzgl. Entzugserscheinungen bei einmaligem Verpassen. Ich denke sie hat wirklich vor allem Panik bekommen, sie hätte es ausgehalten bis am nächsten Morgen. Sie ist schon längere Zeit im "Take Home", nimmt es aber freiwillig nicht in Anspruch, weil sie schon einmal etwas zuviel genommen hatte und es am Ende dann knapp wurde.

@lumiundfiva / Strayble:
Ich denke die Sanktion dient vor allem auch dazu, den Verkauf an andere einzudämmen. Prinzipiell ist das ja meiner Meinung nach auch in Ordnung, aber diejenigen Betroffenen, die nur einmal einen Termin verpaßt haben, leiden darunter - in diesem Fall war es nicht einmal Eigenverschulden sondern der Arzt hatte unplanmäßig geschlossen wegen einer Veranstaltung, ohne Vertretungsregelung.

[gast01]

[Biene81]

in solchen fällen kam der Arzt zu einen nach Hause oder man konnte ihn anrufen und sich in der Praxis treffen.Der Arzt hatte auch Sonnatgs offen. ich bekam damals 155mg Methadon. dennoch ist es nicht gerade wunders wie wenig was deine Freundin bekommt aber auch nicht wunders wieviel.