Warum wollen die Ärzte die Abstinenz als "Endziel"

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Marla
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 354

BeitragVerfasst am: 25. Mai 2011 15:03    Titel: Warum wollen die Ärzte die Abstinenz als "Endziel" Antworten mit Zitat

Hi liebe Mitleidende, Cleane, Polytoxis und andere, oder besser gesagt:
Hallo Ihr lieben.

Erst mal vorneweg, Ich danke allen die sich hier beteiligen, seit Jahren konnte ich endlich über meine Probleme reden die andere "normale" einfasch nicht verstehen.

Aber nun zum Thema.
Ich wurde ca6 Jahre mit 10ml (100mg) Methadon substituiert.
Dabei habe ich auch eine Interferon behandlung (1 Jahr) erfolgreich durchgezogen und bin nun Virenfrei.
Doch bei jedem Gespräch beim Arzt kommt immer wieder das Thema Reduktion.
Ich habe das erreicht wofür eine Substi doch da sein sollte, ein geregeltes Leben, ich arbeite hart, sehr hart sogar, habe eine Beziehung, eigentlich alles Supi.
Doch dieser Reduktionszwang macht mich krank.
Sicher sollte der Sprung von 5ml schritten von 100 auf 75 nicht sooo schlimm sein.
Nur, MIR gehts zur Zeit echt übel. Früher reichten meine 100 für eine abendliche dosis- Ich musste auch nicht drüber nachdenken, es ging mir gut, keinerlei Beikonsum.

Und nun? Wenn ich morgens aufwache brauche ich ein paar ml um arbeiten zu können, mit dem Rest kann ich nicht richtig schlafen, was mir meinen ersten Beikonsum in form von Flunitrzepam (Rhypnol) einbrachte. Zum Glück nur alle paar Wochen, das letzte was ich gebrauchen kann wäre ne Benzosucht.

Ich war beim Arzt, und habe Ihm alles genauso geschildert wie jetzt hier, und bekam gegn die Schlafstörung Dominal verschrieben.
Nächster besuch;
So, Wir müssen dringend über eine Reduktion nachdenkenen, die Dosis von 75 ist noch viel zu hoch, und auserdem sollte es doch keine Lebensbegleitende Massnahme sein. Ich war fassungslos.

Versteht mich nicht falsch, Alkohol habe ich zB von einem Tag auf den anderen aufgehört, einfach weil es mich nicht mehr angesprochen hatte.
Ebenso hasch, nach 15 Jahren dauerkiffen (und das ausgerechnet in Indien wo es das beste vom besten gibt). Es gab mir einfach nichts mehr.

Ich könnte mir vorstellen das der Tag kommt, an dem auch Opiate mich nicht mehr so Interressieren, aber das kann ich unmöglich vorhersagen. Und der Entschluss muss von MIR kommen.
Das einzigste was mit einer Zwangsreduktion erreicht wird, ist das ich mir das was fehlt dazukaufe, bzw Beikonsum haben werde.
Ist das denn wirklich der Sinn der sache, mir alles kaputtzumachen was ich mir aufgebaut habe?
Natürlich wäre es toll frei zu sein, nicht zum Arzt zu müssen etc, aber im Moment ist es so das sich mein Arbeitspensum drastisch erhöht hat, was sich auch in einem höheren Bedarf äussert.

Wenn ich nun bei manchen Leuten von Tagesdosen jenseits der 140mg könnte ich platzen vor Neid. Andererseits verstehe ich auch den Arzt das er das erreichte nicht aufs Spiel setzen will.
Aber was ist die Alternative? 4ml am Morgen um zu funktionieren, und ein halber riegel Rohypnol am Abend damit die 35ml ausreichen? Wohl Kaum.

Verdammt, früher musste ich nie an das Metha denken, ich habe es sogar an manchen Tagen vergessen.
Jetzt kann ich es kaum erwarten nach Hause zu kommen, ich muss ständig dran denken und träumen tue ich Nachsts auch davon.

Irgendwann dosiere ich bestimmt runter, aber im Moment kann ich einfach nicht.
Aber genug gejammert, vielleicht hat ja jemand einen guten Rat für mich, oder war in einer ähnlichen Situation.
Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt mir alle paar Stunden 1 ml zu geben, um nichts zu merken, aber auch nicht entzügig zu sein, aber dann muss ich mich ja noch merh mit dem Mist befassen.

naja, bin für jeden Rat dankbar,
Alles Liebe, Marla!
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frau holle
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 24.09.2010
Beiträge: 1723

BeitragVerfasst am: 25. Mai 2011 15:20    Titel: Antworten mit Zitat

hallo marla,
ich versteh sehr gut dein problem und du hast ja schon mit deinem arzt darüber gesprochen. Nur hat er glaub ich, nicht den ernst deiner lage, richtig erkannt.
Deshalb würd ich an deiner stelle, die ärzte arbeiten doch alle mit einer suchtberatung zusammen, diese anrufen, um mit denen über dein problem zu sprechen.
Diese können dann zusammen mit dir, oder auch alleine, mit deinem arzt darüber sprechen, dass du zur zeit wenigstens, besser eingestellt wirst, bevor du einen rückfall baust.
Du wirst sehen, dein arzt wird dir dann richtig helfen, damit dir nichts passiert. Da bin ich mir sicher!
Lg Frau Holle
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gema1509
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Anmeldungsdatum: 14.04.2010
Beiträge: 522

BeitragVerfasst am: 25. Mai 2011 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

der text nr 1 hätte fast original von mir sein können !
hat wirklich gut getan mal sowas von jemand anders zu hören/lesen !
ich habe über 10 jahre im heroin-drogensumpf vor mich hingedümpelt und seit meiner substi (ca anderthalb jahre jetzt mit 80mg metha/ag) läuft alles bestens.
komplett beigebrauchsfrei - toller job, der spaß macht und mich finanziell besser denn je darstehen lässt, zahle alle meine rechnungen selbst und pünktlich, bin null beschaffungskriminell (sehr im gegensatz zu früher!) - und jeden verdammten montag: aber herr ********* - wann wollen wir denn endlich die dosis reduzieren?
aber wozu denn bitte ? um mal wieder zu scheitern? ich weiß es doch mittlerweile und bin realist genug um es zu akzeptieren, dass ich mein leben ohne meine tägl. ration opiate nicht geregelt bekomm bzw. dafür sowieso erstmal wieder durch die hölle müsste - hab nach unzähligen stationären, warmen, kalten, entgiftungen (das ganze programm) echt angst irgendwann hopps zu gehen dadrüber - bin keine 20 mehr und steck das nicht mehr so locker weg...
das musste mal von der seele !
danke für´s "zuhören"
peace!
g.
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Marla
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 354

BeitragVerfasst am: 25. Mai 2011 21:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, Gema, auch ich bin keine 20 mehr, und hatte eigentlich gedacht ich hätte den ganzen Mist hinter mir und den ganzen Kram im Griff.

@ Frau Holle, Du hast sicher recht, nur sieht er mich halt eher als stark genug mein Leben ohne Opiate meistern zu können, allerdings sehe ich selbst das ein wenig anders.

Sicher mein Leben ist stabil, ich hatte nie die Idee mein Metha Iv zu konsumieren, etc.
Aber meine Angst ist, ob wenn diese "Krücke" Stück für Stück wegbricht, der ganze Rotz nicht immer mehr zurückkommt.

Darf ich denn nicht mein Leben normal Leben? Wird denn einem Diabetiskranken sein Zeug gekürzt damit er irgendwann clean ist? Okay ein sehr dummer Vergleich (weiss ich selber),
Aber mein Schwiegerdad bekommt seit 30 Jahren Oxazepam.

Ich will ja gar nicht zwangsweise mein Leben lang drauf sein, aber ich hätte es gerne selbst in der Hand wann ich dazu bereit bin, oder eben nicht.
Ausserdem arbeite ich mir regelrecht den allerwertesten ab, wäre es denn für die Gesellschaft nicht besser mir meine Medikation zu lassen, als mich früher oder später wieder der Gosse zurückzuführen? Denn dort lande ich zwangsweise wenn ich zu einem komplett Entzug geistig nicht bereit bin.

Wie gesagt, ich kann nicht sagen ob der Zeitpunkt eines totalentzugs kommt, oder ob ich den Rest meines Lebens mit Medikamenten wie ein Herzpatient, oder Diabetiskranker verbringen werde.
ABER; ich muss bereit dazu sein!
Und ich bin ziemlich sicher das einige von Euch das sicher sehr gut nachvollziehen können.

Danke für das Feedback, eure Marla!
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Tamal_Freundin
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 269

BeitragVerfasst am: 26. Mai 2011 10:05    Titel: Antworten mit Zitat

Klar ist es blöd, wenn ihr wisst das ihr den Ersatz braucht, um ein normales Leben zu führen.

Zu dem Punkt, warum fragt der Arzt das?
Ein Psychologe beispielsweise muss auch eine gewisse Distanz zum Patienten bewahren, weil sonst eine Abhänigkeit zum Patienten entsteht und das ist verboten, also wenn der Patient dann meint ohne Therapie nicht mehr leben zu können. Vielleicht kommt dieser Aspekt ein kleines Stück weit in dieser Aktion zum tragen.
Was denke ich mal viel augenscheinlicher ist, ist die Abhängigkeit vom Wohnort. Jemand, der sich nicht von seiner Substi verabschieden möchte ist immer auf Öffnungszeiten und auf die Präsenz des Arztes angewiesen. Das Ansprechen vom runterdosieren kann dann zumindest als kleiner Schubs in die Unabhängigkeit dieser Sachen verstanden werden.
Der dritte Punkt ist vielleicht total simpel: Es gibt Vorschriften, die besagen, dass nach soundsolanger Substi ein Abdosierung stattfinden soll. (Also keine Ahnung, ob es sowas gibt, aber manchmal hab ich das Gefühl es gibt für wirklich alles Vorschriften.)

Aber um mal wirklich Klarheit zu bekommen, warum fragt ihr denn eure Ärzte nicht mal umgekehrt, warum sie das fragen? Die Antworten dazu würden mich dann mal interessieren.
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Marla
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 354

BeitragVerfasst am: 26. Mai 2011 16:34    Titel: Antworten mit Zitat

[quote="Tamal_Freundin"
Aber um mal wirklich Klarheit zu bekommen, warum fragt ihr denn eure Ärzte nicht mal umgekehrt, warum sie das fragen? Die Antworten dazu würden mich dann mal interessieren.[/quote]

In meinem Fall weil der Arzt überzeugt ist das ich es schaffen kann/könnte.
Und ich bin mir manchmal selber nicht sicher ob es nicht möglich wäre.
Schön wäre es schon, aber wenn man schon nach wenigen ml Reductiun sich Benzos einpfeift um wieder was zu merken, dann habe ich da irgendwie das Gefühl noch nicht so weit zu sein.

Andererseits, was wäre wenn die Substitution aufgrund irgend einer Politischen "Schnapsidee" eingestellt würde? --Es ist ja nicht so das es davon nicht genug gäbe...
Oder mal nen Jahr Trekking nach Nepal?
Beides nur Gedankenspiele, aber beide welche die dafür sprächen "clean" zu sein.

Soviel zur Frage warum der arzt das möchte, von der Kassenärztlichen Vereinigung mal abgesehen.
Btw danke für alle bisherigen Antworten, ist echt schön sich die Gedanken mal von der Seele schreiben zu können, dafür: Danke!
Marla Mia
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Tollkirsche
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 15.05.2011
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 26. Mai 2011 17:37    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde es extrem wichtig, Vertrauen zu seinem Subsi-Arzt haben zu können. Und wenn ich lese, dass Marla ihrem Arzt mehrfach erzählt hat, dass sie mit der Dosis nicht mehr zurecht kommt und die einzige Reaktion ist, ich glaube an Sie, sie schaffen das schon, ihre Angst ist völlig unbegründet, dann macht mich das richtig wütend. Wenn sie dann noch ihrem Arzt in ihrer Verzweiflung beichtet, dass sie auf der Scene war und sich Rohypnol besorgt hat (wer beichtet das schon freiwillig seinem Arzt?!) und beim nächsten Arztbesuch kommt die Ansage, jetzt müssen wir aber wirklich mal wieder runterdosieren, dann kommt mir wirklich die Galle hoch.

Mir hat mein Arzt immer wieder gesagt, wir dosieren langsam runter und wenn sie damit nicht klar kommen, bekommen sie halt wieder ihre alte Dosis. Das habe ich so lange geglaubt, bis ich einmal wirklich nicht mehr damit zurecht gekommen bin und gern wieder auf meine alte Dosis wollte. Pustekuchen, das war alles nur leeres Geschwätz.
Ich war immer bereit dazu, langsam runterzudosieren, denn eigentlich würde ich mir wünschen, wieder einmal frei zu sein. Mein Traum war es immer, fremde Länder kennen zu lernen, aber momentan ist an einen Urlaub außerhalb Deutschlands nicht zu denken.
Ich hatte immer den Eindruck, dass mein Arzt mir vertraut, ich genieße alle möglichen Vorzüge, die ich bei anderen Ärzten nicht hatte. Ich bekomme TakeHome von der Apo für eine Woche und wenn ich mich aus Zeitgründen nur jede 2te Woche beim Arzt melden kann, ist das auch kein großes Drama. Ich bin noch stabil und verschwende im Alltag kaum einen Gedanken an das Metha, habe sogar schon öfter vergessen, es zu nehmen. Aber in meinen Träumen meldet sich mein Unterbewusstsein regelmäßig, es vergeht keine Woche, in der ich nicht davon träume, aus irgendeinem blöden Grund wieder darauf zu kommen.

Und seit ich weiß, dasss es nur eine Lüge war, dass das Metha wieder hochdosiert wird, wenn ich mit der reduzierten Dosis nicht zurecht komme, verweigere ich mich dem Runterdosieren natürlich so weit ich kann. Denn meine größte Angst ist nun einmal, mein normales Leben wieder zu verlieren und wieder zwischen all den kaputten Gestalten auf der Scene heruwandeln zu müssen.

Und da frage ich mich: Wieso setzen die Substi-Ärzte uns dieser Gefahr aus. Warum wird Leuten, die es geschafft haben, sich der Szene zu entziehen und die wieder ein geregeltes Leben führen, ihre Lebensgrundlage entzogen?

Ich war auch vor einiger Zeit in psychiatischer Behandlung und bin dort auf Antidepressiva eingestellt worden. Mit denen fällt es mir leichter, mein Leben zu bewältigen und die positiven Seiten an meinem Leben zu sehen. Ich habe den Psychotherapeuten gefragt, on ich die Tabletten nach einiger Zeit absetzen muss oder ob das eine lebensbegleitende Maßnahme ist. Die Antwort war, dass das bei vielen Patienten unterschiedlich ist, aber bei vielen durchaus zu einer lebensbegleitenden Maßnahme wird.

Bei Antidepressiva ist das also allgemein toleriert, dass man mit diesen Medikamente ggf. ein Leben lang leben muss. Dabei würde der Körper auch ohne dieses Medikamente durchaus funktionieren. Man hat zwar keine Freude am Leben mehr und kann sich zu nichts aufraffen, man spielt mit Selbstmordgedanken, etc.
Beim Absetzen von Substtitutionsmitteln tritt zwar das gleiche auf, aber das ist ja eine andere Sache, nicht wahr. Wir sind ja selbst schuld, dass wir mit der Umgebung, in der wir leben, ohne Dfogen nicht zurecht kommen.

Alles sehr scheinheilig, aber was solls.
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Marla
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 354

BeitragVerfasst am: 27. Mai 2011 08:25    Titel: Antworten mit Zitat

ach Tollkirsche,Danke für Deinen Beitrag, auch wenn er mich nicht grade ermutigt, aber er traf mitten ins Herz.
Marla Mia

so, und nun ein paar Spam Zeichen um das System zufriedenzustellen.
HEEE, Euer System ist SÜCHTIG nach Buchstaben,


Und all das weil man nur mal "Danke" sagen will,
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Tante_Metha
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 18.06.2011
Beiträge: 58

BeitragVerfasst am: 2. Jul 2011 12:40    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Leute,
ich wollte nur mal zu dem unten gennanten Thema Stellung beziehen:

"Warum wollen die Ärzte die Abstinenz als "Endziel"

Weil die Aufgabe eines jeden Arztes sein sollte, seinen Patienten langfristig zu Helfen. Ist es wirklich so toll von einem Stoff, sei es Metha oder H abhängig zu sein?

Ich habe das schon auf meinen zahlreichen Entigiftungen erlebt, wo mir die Mitpatienten gesagt haben das sie schon seit einigen Jahren "Clean" sind. Wow habe ich dann nur gesagt und Respekt, bis sich dann herausgestellt hat das dieses Clean sein sich darauf bezog, dass diese lediglich keinen Beikonsum hatten. Es ist meiner meinung nach so ein Trugschluss sich einzureden, dass man clean ist nur weil man eine Ersatzdroge nimmt. Damit möchte ich auch die oben gestellte Frage beantworten. Man ist nur Clean, wenn man frei ist und nicht auf irgend etwas angewiesen ist. Mit Metha ist man ja nur "Affenfrei".

@ Tollkirsche

Zitat:

Und da frage ich mich: Wieso setzen die Substi-Ärzte uns dieser Gefahr aus. Warum wird Leuten, die es geschafft haben, sich der Szene zu entziehen und die wieder ein geregeltes Leben führen, ihre Lebensgrundlage entzogen?


Siehst du eine Substitution wirklich als deine Lebensgrundlage an?
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Tollkirsche
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 15.05.2011
Beiträge: 96

BeitragVerfasst am: 2. Jul 2011 22:41    Titel: Antworten mit Zitat

Tante_Metha hat Folgendes geschrieben:
@ Tollkirsche

Zitat:

Und da frage ich mich: Wieso setzen die Substi-Ärzte uns dieser Gefahr aus. Warum wird Leuten, die es geschafft haben, sich der Szene zu entziehen und die wieder ein geregeltes Leben führen, ihre Lebensgrundlage entzogen?


Siehst du eine Substitution wirklich als deine Lebensgrundlage an?


Die Substitution hat es mir ermöglicht, ein normales und geregeltes Leben zu führen. Es dreht sich in meinem Kopf und in meinem Leben nicht mehr alles um die Droge. Ich arbeite Vollzeit, ich funktioniere und empfinde sogar wieder Freude am Leben, auch wenn ich immer noch meine Tiefs habe. Ohne Substitution wäre mir das nicht möglich. Deswegen gehört das selbstverständlich zu den Grundlagen meines Lebens dazu, ebenso wie tägliches Essen und Trinken und ein Dach über dem Kopf.

Tante_Metha hat Folgendes geschrieben:
"Warum wollen die Ärzte die Abstinenz als "Endziel"

Weil die Aufgabe eines jeden Arztes sein sollte, seinen Patienten langfristig zu Helfen. Ist es wirklich so toll von einem Stoff, sei es Metha oder H abhängig zu sein?


Natürlich ist das nicht toll. Aber es ist nun einmal für einige Menschen die einzige Möglichkeit. Vielen Menschen ist mit der Zwangsreduktion eben nicht langfristig geholfen, stattdessen greifen sie zu Beikonsum oder werden rückfällig - eine Spirale, die einen immer tiefer nach unten führt. Da ist es doch für Körper und Psyche wesentlich gesünder, stabil und beikonsumsfrei auf einer Dosis zu bleiben. Aber das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Jeder Substituierte sollte das Ziel vor Augen haben, einmal komplett drogenfrei leben zu können. Aber das funktioniert nur ohne Druck und die Zeit, die man zum Abdosieren benötigt, ist bei jedem anders, zu schnelles Abdosieren geht fast immer in die Hose. Und bei manchen funktioniert es leider ohne Substitution gar nicht.

Tante_Metha hat Folgendes geschrieben:
Ich habe das schon auf meinen zahlreichen Entigiftungen erlebt, wo mir die Mitpatienten gesagt haben das sie schon seit einigen Jahren "Clean" sind. Wow habe ich dann nur gesagt und Respekt, bis sich dann herausgestellt hat das dieses Clean sein sich darauf bezog, dass diese lediglich keinen Beikonsum hatten. Es ist meiner meinung nach so ein Trugschluss sich einzureden, dass man clean ist nur weil man eine Ersatzdroge nimmt. Damit möchte ich auch die oben gestellte Frage beantworten. Man ist nur Clean, wenn man frei ist und nicht auf irgend etwas angewiesen ist. Mit Metha ist man ja nur "Affenfrei".


Für einige Menschen ist es ein Riesenerfolg, beikonsumsfrei zu sein.

Ich habe lange gezögert, bevor ich den Weg der Substitution gewählt hatte. Mir waren die Halbwertszeiten durchaus bekannt und ich wusste auch, dass der Entzug von Methadon wesentlich länger dauert als der von H. Mir war bewusst, dass Substitution bedeutet, auf lange Zeit an eine andere Droge gebunden zu werden. Deswegen habe ich zunächst probiert, ohne Hilfsmittel aufzuhören. Aber irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich zu schwach bin, um den direkten Weg zu gehen. Ich habe aufgegeben und mich für die Substitution entschieden. Mir war klar, worauf ich mich einlasse.

Wer sich für den Umweg der Substitution entscheidet, sollte sich vorher gründlich informieren und sich im Klaren darüber sein, dass dieser Weg in der Regel sehr lange dauert.
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gast01
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 14.04.2011
Beiträge: 231

BeitragVerfasst am: 4. Jul 2011 06:14    Titel: Antworten mit Zitat

also ich kann dir dazu nur sagen das dein arzt wohl noch in einer anderen zeit lebt,den in der

anfangszeit war mehtadon nur eine überbrückung,bis man merkte das die leute besser klar

kommen und keine rückfälle mehr haben wenn sie es nicht schaffen oder wollen,das es besser ist

sie auf mehta zu lassen ,ich zb hab von mein kasse AOK ,das ich mehtadon so lange nehmen

kann wie ich das will bis ich von mir selber runter gehen möchte oder sogar hoch es ist egal,und

mein arzt sag dazu auch nichts,er frag mich zwar op wir mal nachdenken sollen langsam runter

zu gehen,aber wenn ich sagen das es mir so gut geht und ich so ambesten arbeiten kann,sagt er
ok,und so muß das sein. finde ich...
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Anja33
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 24.03.2011
Beiträge: 347

BeitragVerfasst am: 4. Jul 2011 11:54    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, so war das bei mir auch immer. 14 Jahre lang.
Aber die KVen scheinen echt auf Reduktion zu drängen.
Mein Arzt hat mir auch schon gesagt, dass "wir nach dem urlaub 5ml runtergehen". So zwischen Tür und Angel.
Auf meinen Einwand meinte er nur kurz, wenn ich die 45mg gut vertrage, dann vertrage ich auch 40. Na super. Als ob es dann dabei bleiben würde.
Darum geht es ja gar nicht. Es geht nicht um die Dosis, es geht um das monatelange Runterdosieren an sich bei einem Arzt zu dem ich kein Vertrauen habe, den ich auch erst 2 Monate(!) kenne. Und er mich natürlich auch. Er weiß gar nichts über mich.
Er dosiert momentan alle runter, sogar jemanden, der 56 Jahre ist und nur noch ein Bein hat. Das ist allein wegen der Phantonschmerzen Schwachsinn, aber daran sieht man, unter welchem Druck die Ärzte in manchen Bundesländern stehen.
Ansonsten kann ich mich Marla und Tollkirsche nur anschließen.

LG Anja
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frau holle
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Anmeldungsdatum: 24.09.2010
Beiträge: 1723

BeitragVerfasst am: 4. Jul 2011 13:05    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht wäre es am besten, wenn alle die dieses problem haben, sich schriftlich bei der
KV melden, damit man sein anliegen, mit den eigenen worten formuliert und somit auf sich aufmerksam macht.
Denn wenn sie das von den betroffenen selber hören, dann würden sie evtl. das problem besser verstehen können und somit besser darauf reagieren.
Ich stand ja von haus aus schon im pc drinnen, als dauersubstitution. Fand ich auch komisch. Als ich nachfragte, war die antwort, wegen meiner nicht bestandenen th (4st).
Was noch zählt ist: wie lang man drauf ist, ob man hep c oder hiv hat u.so.
Ich schau jetzt dann mal in der bundesopiumstelle nach, da müsst ja eigentlich etwas drinnstehen, über die vorschriften.
So einfach geht das auch nicht. Die können doch nicht einfach über unsere köpfe hinweg entscheiden. Das wär ja furchtbar.
Denn dann frag ich mich: warum ich und die anderen nicht?
LG
Frau Holle
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Anja33
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 24.03.2011
Beiträge: 347

BeitragVerfasst am: 4. Jul 2011 14:50    Titel: Antworten mit Zitat

Gute Idee, Frau Holle.
Ich werd wirklich mal an die KV schreiben, möglichst mit Unterschriften noch von anderen Betroffenen.
Ich bin da zwar nicht so optimintisch, ob die das interessiert, aber es ist einen Versuch wert und allemal besser als einfach nichts zu machen, weil"es ja doch nix bringt".
Die Richtlinien hab ich schon gelesen, da steht nichts verwertbares drin, die sind sehr allgemein gehalten, alles -wie immer- beliebig auslegbar.
ABER:
Du hast an anderer Stelle einen Link gepostet, der hat mr echt was gebracht. Da ging es um Anleitungen für Substärzte, Neuauflage 2011. Das sind zwar nicht die Richtlinien, wie du gedacht hast, aber dafür was viel besseres. Darin wird gerade dieses Verfahren Leute völlig konzeptlos zwangsweise rauszudosieren eindeutig als keine geeignete Methode kritisiert. Das Vertrauensverhältnis müsse stimmen, der Arzt den Patienten LANGE und GUT kennen und v.a. müsse der Patient damit EINVERSTANDEN sein. Alles in allem eine tolle Argumentastionshilfe.


Vielen vielen Dank!(Du bist eh die Queen der guten Ideen, das wandelnde Webverzeichnis, immer einen passenden Link im "Ärmel")

Gruß aus der Provinz
Anja
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Speechless
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Anmeldungsdatum: 07.10.2011
Beiträge: 673

BeitragVerfasst am: 9. Okt 2011 03:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
hast Du denn an die Kv geschrieben?Und eine Antwort bekommen?Das würde mich interessieren.

Ich bin immer wieder fassungslos was ich hier so lese und auch höre über manche Ärzte,wie sie einen behandeln und wie egal ihnen der Patient teilweise ist.(Ich spreche nicht von allen Ärzten)
Ich hatte bis jetzt eigentlich immer Glück,ich hatte schon mehrere Substi-Ärzte,die sonst Allgemeinmediziner sind/waren und bin immer normal und als Patient und nicht als Dreck behandelt worden.Und auch bei meinem jetzigen Arzt habe ich keine Probleme(Ambulanz-Arzt).Er würde mich nie ohne meinen Willen runterdosieren,und auch sonst hat er ein Ohr für meine Sorgen und Nöte.Nur bescheissen darf man ihn nicht,aber das will ja keiner.

Liebe Grüsse
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