Erst H , jetzt Metha zuhause entzogen - wie gehts weiter?

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Liisbeth
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Anmeldungsdatum: 18.08.2011
Beiträge: 37

BeitragVerfasst am: 18. Aug 2011 17:09    Titel: Erst H , jetzt Metha zuhause entzogen - wie gehts weiter? Antworten mit Zitat

Hallo Ihr,

ich hatte im Januar/Februar einen längeren Thread hier im Forum (unter dem Namen Lisbeth, konnte mich damit heute aber nicht mehr einloggen). Damals habe ich zuhause vom H entzogen, und irgendwann aufgehört zu schreiben, weil ich mich vor mir selber geschämt habe. Ich habe den kalten Éntzug nämlich nicht geschafft, sondern bin vom H auf Tramadol umgestiegen, was natürlich wesentlich schwächer, aber für mich damals besser als gar nichts schien.

Habe mich dann immer höher dosiert, bis ich Anfang Mai wegen Überdosis einen Krampfanfall hatte (leider nicht mein erster), und im Krankenhaus lag. Da haben sie mich dann auch gleich vom Tramadol entzogen. Dann wurde ich entlassen (ohne weitere Ratschläge), war wieder gesundgeschrieben- und der ganze Alltag, die Arbeit, alles lag wieder vor mir- naja und meine depressive Stimmung dabei könnt ihr euch ja vorstellen, so kurz nach ner Entgiftung.

Dummerweise kam ich genau zu diesem Zeitpunkt gut an Metha ran (Methaddict Tabletten). Und so begann ich, anstatt einfach weiter clean zu bleiben, mich quasi selbst zu substituieren, um den zeitpunkt des runterkommens einfach aufzuschieben, wenn ich ehrlich bin. Meine Dosis lag bei ca. einer Tablette, 40mg, müssten also 4ml Methadon entsprechen, wenn ich das richtig sehe. Nicht sehr viel eigentlich- aber es hat gereicht, mir jetzt, wo ich es aus mehreren Gründen absetzen muss, doch ein paar Entzugserscheinungen zu liefern. Halt das übliche Schwitzen und Frieren, Durchfall, Magenprobleme, krämppfe usw. hätte nicht gedacht, dass das nach so kurzer Einnahmezeit schon kommt. Am schlimmsten ist aktuell, dass ich nachts überhaupt nicht mehr schlafen kann, also wirklich keine Minute.

Gut, ich quäle mich auch da noch irgendwie durch, in der Hoffnung, dass es nicht mehr so lange geht. Aber ich fbeginne mich zu fragen, was danach werden soll!

Nur einfach das Suchtmittel weglassen reicht wohl bei den wenigsten zum cleanbleiben. Ich denke zum einen an therapeutische Hilfe, zum anderen an Selbsthilfegruppe. Therapie wäre für mich ambulant am günstigsten. Schafft man das, neben der Arbeit und einigen privaten Verantwortungen her?

Außerdem wrrde ich mich freuen, wenn noch jemand erzählen mag, wie es bei ihm/ihr um den wirklichen Willen zum dauerhaften aufhören stand, nachdem sie entgiftet waren. Ich fürchte nämlich, der reicht bei mir nicht, aber vielleicht ist das normal?

Vielen lieben Dank

Lisbeth
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 19. Aug 2011 03:07    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kann mich einigermaßen an deine/unsere Beiträge erinnern.

Bei mir hatte es mal sehr geholfen, aufhören zu müssen. Ich war zu Besuch, kam an nichts vernüftiges, wofür es sich gelohnt hätte, einen Cent auszugeben. Also blieben auch mir nur die 40er Methadicct, obwohl ich auch mit denen noch ziemlich unangenehm etwas spürte. Das ließ aber recht schnell nach. Und nach 5 Tagen war ich so weit, dass ich eigentlich hätte aufhören können, als ich wieder daheim war. Doch gab es da plötzlich die idiotische Neugier, auszuprobieren, wie weit ich mich abdosiert hatte, oder auch, wie "gut" es lokal ist im Vergleich zur schlechten Suppe am Besuchsort. Im Resultat, dass ich bald wieder da war, wo ich anfing. Es zeigte mir aber auf, es geht grundsätzlich, und ich fühle mich sehr gut dabei. Ja, es tut dem Körper wirklich gut, ohne dieses Krams.

Tja, ich müsste mich da wohl auch schämen, gelle? *rot*werd*und*in*ecke*geh* Aber was soll's, ich versuche es weiterhin. Ich gebe nicht auf! Und ich mache nicht nur einfach einen dummen Versuch nach dem anderen. Nein, ich lerne daraus, analysiere, was mich abbrechen ließ, was in mir genau vorging und vorgeht. Nur so ist zu verstehen, und auch dauerhaft zu bekämpfen, was in die Destruktion, in die lebendige Totenstarre drängt, trotz besseren Wissens.

Gleicht es nicht der Liebe? Der Verstand sagt "nein!", das Gefühl zieht einen immer wieder zurück. Ich schrieb es irgendwann und irgendwo schon einmal, neurophysiologisch gleichen Heroinsucht und Liebe tatsächlich sehr. So soll es zumindest die Wissenschaft herausgefunden haben, Liebe führe zu Entzugserscheinungen, ebenso wie Heroin. Nach einer Zeit des Entzuges ist die betroffene Person "drüber weg". Und so ist es doch auch. Aber das ist ein anderes Thema.

Wenn du Subus hast, könntest du jetzt darauf umsteigen, nachdem ein Tag Pause von allem eingeführt wird, angefangen mit 4-24mg, anschließend 2-4mg täglich. Mir gaben sie immer Aufschwung, motivierten mich, ließen mich sofort ins Fitnesscenter wandern, wirkten Anti-Depressiv (da Bindung an K-Rezeptor).

Manchmal denke ich auch, nie werde ich davon wegkommen. Vor allem, wenn der Entzug beginnt. Ich weiss aber, und gewiss auch du, wir kamen auch mal ohne klar. Wie lange hast du ein Problem mit H? Ich habe erst sehr spät mit Drogen angefangen. Zuvor war ich immer sehr gesundheitsbewusst, machte viel Sport, habe Schadstoffe aller Art gemieden. Kannst du dich nicht auf etwas vor der Zeit mit Heroin zurück besinnen? Auf schöne Momente, die nicht mit Drogen im Zusammenhang stehen? Du hast es doch längst verstanden, dass es so nicht weiter geht. Zumindest der Verstand weiss, wo es lang zu gehen hat. Ängste, Sorgen, Depressionen, all das emotionale lassen dich wieder zurück greifen.

Hast du dir schon mal überlegt, was genau in dem Moment in dir vor sich geht, wenn es dich wieder nach Heroin verlangt, obwohl du den ganzen Tag zuvor ohne Heroin zurecht gekommen bist? Obwohl es vielleicht ein schöner Tag war? Was geht genau in diesem Moment in dir vor, was bewegt dich? Genau das wird das Hauptproblem sein, vermute ich. Brauchst du vielleicht nur ein Antidepressivum? Musst du etwas an deinem Leben ändern? Hast du nicht ausreichend (normale, lebensbejahende) Freunde? Wo drückt der Schuh? Bei mir persönlich tippe ich auf Depressionen. Vielleicht auch diffuse Ängste. Genau all das verspüre ich extremst, kommt es zum Entzug.

Gebe nicht auf! Du findest die richtige Lösung, auch wenn es Fehlversuche kostet. Eine körperliche Abhängigkeit ist relativ schnell überwunden. Ist es erst zur psychischen Abhängigkeit gekommen, gilt es, ein grundlegendes, tief vergrabenes Problem aufzudecken, und zu lernen, damit umzugehen. Gebe das Kämpfen nicht auf! Irgendwann hast du dich durch das Drogengestrüpp durchgekämpft, wie der Held zu Dornröschen. *g*

Fahre doch einfach irgendwo hin, mache Urlaub, solltest du es dir erlauben können. Oder fahre über 2 Wochen zu Verwandten, in einer Gegend, in der nur schwer an brauchbares H zu gelangen ist. Für die ersten 5 Tage nimmst du Methadicct mit, das du täglich weiter abdosierst. So musst du die restlichen Tage, also mindestens eine Woche, ganz ohne auskommen und hast die reelle Chance, wieder zum normalen Leben zurückzufinden.

*gähn* Gute Nacht!
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Liisbeth
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Anmeldungsdatum: 18.08.2011
Beiträge: 37

BeitragVerfasst am: 19. Aug 2011 11:09    Titel: Antworten mit Zitat

Hey CrazyMan,

schön, dass Du Dich meldest Smile Vieles, was Du schreibst, deckt sich mit Deinen Gedanken...

Zitat:
Ich gebe nicht auf! Und ich mache nicht nur einfach einen dummen Versuch nach dem anderen. Nein, ich lerne daraus, analysiere, was mich abbrechen ließ, was in mir genau vorging und vorgeht. Nur so ist zu verstehen, und auch dauerhaft zu bekämpfen, was in die Destruktion, in die lebendige Totenstarre drängt, trotz besseren Wissens.

Gleicht es nicht der Liebe? Der Verstand sagt "nein!", das Gefühl zieht einen immer wieder zurück. Ich schrieb es irgendwann und irgendwo schon einmal, neurophysiologisch gleichen Heroinsucht und Liebe tatsächlich sehr. So soll es zumindest die Wissenschaft herausgefunden haben, Liebe führe zu Entzugserscheinungen, ebenso wie Heroin. Nach einer Zeit des Entzuges ist die betroffene Person "drüber weg". Und so ist es doch auch. Aber das ist ein anderes Thema.


Ich bin auch immernoch auf der Suche nach den Ursachen, die mich immer, wider besseren Wissens, zu Drogen greifen lassen. Bei mir ist es glaube ich hauptsächlich so, dass ich mich selbst besser akzeptieren kann und mag, wenn ich was genommen habe, und quasi "nicht mehr ich bin". Weiß nicht, ob man das nachfühlen kann, ich habe gleichzeitig noch eine Borderlinestörung, von der wohl das gestörte Ich-Gefühl kommt. Depressionen kommen noch dazu (ein Antidepressivum nehme ich bereits, hilft auch gut gegen meine Antriebsschwäche). Und dann sicherlich auch der Wunsch nach guten gefühlen auf Knopfdruck, ohne sich anstrengen zu müssen...

Drogen und Medikamente nehme ich schon seit ich 16/17 bin, immer mal mit Pausen dazwischen, aber letztenendes durchgänging. Jetzt bin ich 34. Andere haben Familie oder sich sonst etwas aufgebaut...und ich hänge immernoch in dem gleichen Mist drin, ohne mmir vorstellen zu können, wirklich für immer aufzuhören.

Crazy, hast Du mal ne Therapie gemacht?

Sport und Hobbys bedeuten mir auch was, hab ich auch einige. Aber...sie geben ir irgendwie nicht mehr die positiven Gefühle von früher. Wobei ich sicherlich einfach erstmal wieder längerfristig clean sein müsste, dass sich die Gehirnchemie wieder normalisiert, um das wirklich beurteilen zu können.

Ich glaub ich versuche echt mal, einen Therapeuten zu finden, mit dem ich an den Ursachen arbeiten kann, sonst sehe ich für mich keine langfrstige Chance...mein Traum wär ja imernoch der kontrollierte ab-und-zu.-konsum. Nach meinem H-Entzug hatte ich tatsächlich noch an zwei auseinanderliegenden Wochenenden was da, und habs geschafft, mir danach nichts mehr zu holen.
mich würde der Gedanke, dass es kein "nie mehr" geben muss, jedenfalls sehr beruhigen Smile
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CrazyMan
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 19. Aug 2011 19:37    Titel: Antworten mit Zitat

Das wird schwer, es "kontrolliert" zu nehmen. Es kommt zwangsläufig zur körperlichen Abhängigkeit. Das habe ich sogar gespürt, als ich es nur an Wochenenden nahm. Die ersten paar Tage in die Woche erging es mir ziemlich bescheiden. Doch kann ich nachempfinden, was du meinst, der seltsame Gedanke, es nie wieder zu nehmen. Vor allem, wurde es lange nicht mehr genommen, wird es wieder ganz anders wahrgenommen als beim Dauerkonsum.

Über mehrere Monate konnte auch ich zwischendurch immer wieder mal verzichten, hatte es dann auch nicht sonderlich vermisst, konzentrierte mich ganz auf Job und Sport. Ich meine, es ist durchaus möglich, es nie wieder zu konsumieren, ist erst der Sprung geschafft. Es ist klar, dass du dir in der gegebenen Situation so etwas kaum vorstellen kannst.

Eine Therpie, also eine Psychotherapie, hatte ich mit Anfang 20. Inzwischen bin ich Ende Dreißig. So eine Therapie dient letztendlich nur dazu, dir Wege aufzuzeigen, die deinem eigenen Blick, aus welchen Gründen auch immer, verwehrt sind, um Probleme mit dir und Umgebung lösen zu können. Wenn du an eine Psychotherapie oder gar an eine langjährige Psychoanalyse denkst, solltest du wissen, dass es Schwierigkeiten geben könnte, in der Art, dass ein Therapeut erst eine erfolgreiche Entgiftung verlangt.
Bezüglich diesen Zusammenhangs hatte ich ein Erlebnis. Ich hatte mit Mitte Dreißig vor, nochmals eine Therapie zu beginnen, da ich keine Perspektiven mehr im Leben sah. Ich hatte eine partnerschaftliche Trennung hinter mir, wusste schlicht nicht mehr weiter und erhoffte mir durch diese Therapie neue Anreize zu erhalten. Als ich der Therapeutin erzählte, dass ich hin und wieder H konsumiere, brach sie wenig später die Therapie ab und ich stand völlig durcheinander da, als hätte man mich im Regen stehen gelassen.

Einerseits meinst du, du könntest dir nicht wirklich ein Leben ganz ohne H vorstellen. Andererseits kämpfst du immer wieder, um dich aus dieser Sackgasse zu befreien. Egal in welche Richtung du gehst, du solltest es bestmöglichst machen. Nimmst du also weiterhin H, weisst du, dass es zur Toleranz kommt, die dich nach mehr gieren lassen wird. Alles über 2 bis 3 Päckchen am Tag wird zum finanziellen Problem, auch wenn eine Beschäftigung vorliegt. Es sei denn, man ist als Manager oder ähnlich vergütetes angestellt. 2*10 *30 = 600 Euro. 3*10 *30 = 900 Euro. Du wirst dich aber nicht über einen langen Zeitraum mit nur 3 Päckchen zufrieden geben. Was bleibt also übrig? Jeden Tag Leergut sammeln, wird die finanzielle Situation auch nicht entscheidend verbessern. Also bleibt nur eins: Selber dealen! Das wiederum birgt die Gefahr, geschnappt ujnd vorbestraft zu werden. Doch ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert. Und so ist es leider auch. Wurde einem erst die weiße Weste mit Vorstrafen beschmutzt, der Führerschein einkassiert, und hat sich erst ein großer Schuldenberg angesammelt, dann wird den Leuten, und das ist verständlich, so ziemlich alles egal. Was gibt es noch zu verlieren, wenn schon alles, was materiell wichtig war, genommen wurde?

Auch mir macht vieles nicht mehr Spaß. Ich musiziere nicht mehr, lebe meine Hobbys nicht mehr aus, mache kaum mehr Sport. Heroin lässt alle Interessen verblassen. Aber so muss es nicht zwangsläufig sein. Ich habe von Leuten gelesen, bei denen es umgekert ist, sie würden, so deren Ausssage, durch Heroin erst richtig kreativ. Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Heroin ist eine absolute Lebensbremse für mich. Liegt noch keine starke Abhängigkeit vor, kann ich mir vorstellen, dass es motivierend wirkt. Und so war es ja auch in der Anfangszeit, als es eine noch geringe Dosis war. Ich wurde plötzlich aktiv, wollte mit meiner damaligen Freundin rausgehen, etwas unternehmen. Es ist mir verständlich, dass dir dein Sport keinen Spaß mehr macht, es nicht so ist, wie du es früher erlebt hast. Als ich eine Zeit lang sehr weit runterdosiert war, spürte ich all das wiederkommen, was H unterdrückt, darunter das Interesse am anderen Geschlecht.

Ich selber überlegt mir auch schon mal, ob ich nicht einfach auf H weitermachen sollte, dann aber richtig, also mit finanziellen Plan. Denn ohne ist der Bankrott und ein großer Schuldenberg vorprogrammiert. Doch fehlt mir all das, was H unterdrückt. Man vergisst mit der Zeit, wieviele Gefühle in Wahrheit vorhanden sind. Das Leben ist viel lebenswerter ohne Heroin. Und genau dieses Wissen lässt mich den Kampf nicht aufgeben.
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Intervallmorphinistin35
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 19.08.2011
Beiträge: 238

BeitragVerfasst am: 19. Aug 2011 20:22    Titel: Antworten mit Zitat

Tag Lisbeth,
ich kann deine Gedanken gut nachfühlen. Ich bin jedes mal nach einer gescheiterten Entgiftung zurück in Substitution auf Subotex oder Pola.
Mit Substitution bin ich prima in der Lage gut und erfolgreich durchs Leben zu gehen. Im Entzug bin ich meilenweit von entfernt.
Ich habe mir mal ganz bewusst alle Gedanken und Gefühle aufgeschrieben: Vor dem Entzug, im Entzug, im gewollten Rückfall um zu analysieren und nach dem Entzug.
Fazit: Gegen unkontrolliertem Konsum und für kontrollierte Substitution.

Was mich stört ist diese Gängelung in der Substitution. Gerne würde ich Bedarfsmedikamente bekommen um Rückfälle mit Strassendope zu vermeiden und statt dessen Opiate im Bedarfsfall nehmen die verschrieben worden sind. Leider sind die Ärzte da recht unflexibel wenn man kein Schmerzpatient ist und das bin ich nicht.

Also, der Wunsch aufzuhören wird im Entzug bei mir auch Stunde um Stunde weniger. Wenn ich jedoch keine körperlichen Beschwerden habe dann ist der Suchtdruck auch nicht gross und ich kann mich auf andere Dinge konzentrieren.
lg
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Intervallmorphinistin35
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 19.08.2011
Beiträge: 238

BeitragVerfasst am: 19. Aug 2011 20:26    Titel: Antworten mit Zitat

Ach so, wenn dein Alltag so ausgefüllt ist, dass du morgens vergißt dein Substitut zu nehmen, wenn dein Tag voller Dinge ist die nicht mit Drogen zu tun haben, Freunde, Familie, wenn du glücklich bist und es dir substituiert nicht schwer fällt "clean" zu bleiben, dann hast du nach dem Entzug meiner Meinung nach eine gute Chance : -)
lg
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micro88
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 08.07.2011
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 19. Aug 2011 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Lisbeth,

ich erinnere mich auch noch an deine früheren Postings. An deiner Stelle würde ich in Substitution gehen, da deine Chancen aufzuhören sehr, sehr gering sind. Und die Substitution verändert daran erwiesenermaßen nichts, deine Chancen werden eher besser nach einer längeren Zeit langsam auszuschleichen und aufzuhören, obwohl sie natürlich immer noch gering sind.

Wie Intervallmorphinistin35 schreibt (kann man kaum besser formulieren)

Intervallmorphinistin35 hat Folgendes geschrieben:
Ach so, wenn dein Alltag so ausgefüllt ist, dass du morgens vergißt dein Substitut zu nehmen, wenn dein Tag voller Dinge ist die nicht mit Drogen zu tun haben, Freunde, Familie, wenn du glücklich bist und es dir substituiert nicht schwer fällt "clean" zu bleiben, dann hast du nach dem Entzug meiner Meinung nach eine gute Chance : -)
lg


Das Ziel ist wirklich morgens zu vergessen sein Substitut zu nehmen, und gedanklich nicht mehr dauernd an Drogen zu denken. Dieses Abstand gewinnen ist und war für mich das wichtigste in der Substitution. Ausserdem ist sie natürlich auch karrierefördernd, ich kann mich nicht vorstellen, dass du bei diesem Hin-und-Her zwischen Konsum, Entgiftung, Rückfall, Krankenhaus usw. im vollen Umfang deinem Job nachgehen kannst. Von den Kosten mal ganz zu schweigen.

Oft wird der Job ja auch vorgeschoben, um nicht in Substitution zu gehen. Ich denke es ist auf jeden Fall besser legal ein Substitut verschrieben zu bekommen, als bei der illegalen Beschaffung von Heroin und Medikamenten jeden Tag das Risiko einzugehen, dass du einmal auffällst. Und dieses Risiko besteht. Bei den Berufen sehe ich ausser Polizistin oder Personal im medizinischen Bereich kaum Fälle, wo es mit Substitution ein Problem geben könnte.

Ich habe z.B. 6 Jahr im öffentlichen Dienst (höherer Dienst) gearbeitet und war die ganze Zeit substituiert, und ich hatte nie Probleme. Natürlich muss man die Sache geschickt angehen, sich einen wirklich guten Arzt suchen, gegebenenfalls auch längere Anfahrten in Kauf nehmen, eine Vertrauensbasis aufbauen usw. Dann hast du auch gute Chancen nicht gegängelt zu werden.

Ich hatte nie mehr mit Ärzten ein Problem, nachdem ich mir bewusst geworden bin, dass ich ein wirkliches Drogenproblem habe, das sich nicht auf die Schnelle lösen lässt. Mit Anfang 20 war ich noch ein kleines arrogantes Arschloch das dachte, viiiieel besser als alle diese "dreckigen Junkies" zu sein *schäm*, und sowieso als Akademiker nicht mit diesen zu vergleichen usw., daher eine bessere Behandlung zu verdienen. Dies kam verständlicher Weise nicht so gut bei den Ärzten an. Mit dem ehrlichen Ansatz und der Wahrheit bin ich seitdem gut gefahren. Natürlich binde ich niemandem auf die Nase, dass ich substituiert werde, aber z.B. zu Betriebsärzten usw. bin ich inzwischen ehrlich.

Ich streite nicht ab, dass es schreckliche Ärzte gibt, dass die Privatssphäre oft missachtet wird, alle diese Nebenbedingungen. Aber die kann man eben mehr oder weniger beeinflussen. Letzten Endes musst du abwägen, was du vom Leben erwartest, willst du die nächsten 20 Jahre sinnlos deine Energie, Zeit und dein Geld verschwenden, oder eingestehen, dass du ein Problem hast das nicht einfach aus der Welt zu schaffen ist? Besonders wenn du dich mental nicht damit abfinden kannst, nie mehr Heroin zu nehmen (kann ich übrigens auch nicht), sind die Chancen jetzt clean zu werden gering. Für mich ist das so, ich sage mir wenn der Gedanke Heroin zu nehmen auftaucht, dass ich mir in naher Zukunft etwas holen und konsumieren werde. Dann bin ich aber zu faul das zu tun, und vergesse den Gedanken schnell wieder. Mit Substitut sind diese Gedanken sowieso nur selten, kurze Flashs, nichts wirklich drängendes. Ohne Substitut dagegen bin ich von diesen Gefanken dann nie mehr losgekommen. Die Vorstellung, nie mehr was nehmen zu können hat mich dann schwer deprimiert.

Eine ambulante Therapie ist natürlich eine gute Sache, wenn du psychische Probleme hast, die der Drogensucht vorrausgingen. Bezüglich der Heroinabhängigkeit selbst bin ich allerdings der Meinung, dass der physische Part überwiegt, langandauernder Opiatkonsum verändert eben in vielen Fällen permanent die Gehirnchemie, das Belohnungssystem und den Endorphin-Haushalt, da hilft dann auch keine Psychotherapie.

Da würde mich deine und CrazyMan's Meinung zu interessieren, ich hatte den Eindruck, dass ihr eure Abhängigkeit eher als psychisch seht. Vielleicht komme ich deswegen mit der Substitution so gut zurrecht, für mich normalisiert das Substitut meinen Stoffwechsel und fertig, keine Schuldgefühle meinerseits oder Psychostress.

Wenn ich lese, dass CrazyMan z.B. keine Freude mehr an Sport und Musizieren hat, dann macht mich das traurig, ist das nicht eine Verschwendung eurer Talente, wenn ihr euch nur noch gedanklich mit dem Komsumieren oder Aufhören beschäftigt?

lg

Micro
Zitat:
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CrazyMan
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 19. Aug 2011 23:13    Titel: Antworten mit Zitat

micro88 hat Folgendes geschrieben:
...keine Freude mehr an Sport und Musizieren hat ...wenn ihr euch nur noch gedanklich mit dem Komsumieren oder Aufhören beschäftigt

Hallo "mirco88",

es ist nicht so, zumindest nicht bei mir, dass sehr viel Zeit in Konsumieren oder dessen Unterlass investiert wird. Nein, ich befasse mich sogar sehr zeitlich begrenzt am Tag mit H, der Rest wird in Arbeit oder andere Verpflichtungen gesteckt. Es ist vielmehr so, dass Heroin bei mir das Interesse an diesen einsteigen Hobbys auslöscht. Ich habe einfach keine Motivation mehr dazu, habe aber öfters bemerkt, dass alles wieder kommt, je weniger Einfluss H ausübt.
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Liisbeth
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Anmeldungsdatum: 18.08.2011
Beiträge: 37

BeitragVerfasst am: 20. Aug 2011 11:19    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Morgen Very Happy wow, so viel geschrieben...

@Crazy: Deine Gedanken über den "kontrollierten Konsum" finde ich interessant. Bei meinen zwei letzten Malen H kam ich damit aber erstaunlich gut klar. Hatte immer 2g, die eigentlich dann für zwei tage geplant waren, aber ich hab sie dann doch an einem Tag weggemacht, bis auf ein, zwei lines für den nächsten Morgen. Und die Tage darauf gings mir dann trotzdem gut. Klar, hätte ich noch mehr dagehabt, hätte ich wahrscheinlich nciht mehr stoppen können. Aber da ich ganz weit draußen aufm Land lebe, ist die Beschaffung halt auch nicht so easy und schnell möglich, was sicherlich ein Glück für mich ist.

Und die Ausweglosigkeit meiner Sucht, vor allem die finanziellen und die Beschaffungsprobleme, waren eigentlich auch der Hauptgrund. Habe leider kein Managergehalt, und war zum Schluss schon recht hoch dosiert- das wär nicht mehr lange gut gegangen, und ich habe zumindest vor Führerscheinverlust, Schulden, Vorstrafe usw den Absprung geschafft. Aber genau darum war mein Aufhören halt auch keine "Herzenssache", sondern nur Vernunft. Und das Herz, das schreit halt...

Sollte es echt so sein, dass nach längerer Cleanzeit mal wieder echter Spaß und Freude an Hobbys und Unternehmungen kommt, sehe ich für mich auch eine Chance. Aber vielleicht ist mein Gehirn einfach auch schon zu geschädigt. Ich hatte letztes Jahr ein MRT, da wurden Hirnschäden durch meinen Drogenkonsum festfestellt ^^

@ Intervallmorphinistin: eine Substitution, wie Du sie gerne hättest, wäre natürlich echt ein Traum, und würde sicher sehr vielen Leuten langfristig gut tun. Aber da hat halt leider unsere Drogenpolitik eine andere Meinung... Ich war noch nie in einer offiziellen Substi, hatte mich nur immer mit Pola oder Metha aus anderer Quelle selbst substituiert. Was mir auf jeden Fall Stabilität gegeben hat- und die muss ich mir jetzt, ohne Drogen, halt erstmal wieder aufbauen, wenn ich mich wieder fitter fühle (die schlimmsten Tage scheinen zumindest vorbei zu sein, und ich kann auch wieder Stundenweise schlafen. Morgens sein Substitut zu vergessen, weil man einen so ausgefüllten Alltag hat, wäre natülcih echt ein Traumzustand Smile

@ Mirco88: Du hast schon recht, mein Job hat schwer gelitten die ganze letzte Zeit. Ich war sehr viel krank, und ohne einen wirklich verständnisvollen Chef, der zwar von meinen Drogenproblemen nichts weiß, aber zumindest von meinen sonstigen Problemen, säße ich sicherlich schon auf der Straße. Das schlimme ist, dass selbst dieses Wissen es nicht schafft, mich zum clean sein zu motivieren.

Ich hatte vor einiger Zeit auch überlegt, in ein offizielles Substi-Programm zu gehen. Hätte aber 40 min fahren müssen, um zu einem Arzt zu kommen, und das war mir einfach zu viel, da ich sowieso schon recht viel fahren muss jede Woche (500-600km). Aber die Ansgt, dass mich die Sucht auch die nächsten 20 Jahre gefangennimmt, wie Du es schreibst, habe ich halt auch.

Bin mir einfach ncoh nciht sicher, wies weitergehen soll. Mein Problem ist auf jeden Fall auch die psychische Abhängigkeit - ich bin anscheinend ein Mensch, der immer eine chemische Krücke braucht, und bei ir haben sich im Laufe der Zeit halt die Opiate zur Lieblingskrücke gemausert. Die physiche Abhängigkeit ist auf jeden Fall da, klar- ich habe letztens eine Sendung gesehen, wo es um die Gehirnchemie bei Sucht ging, und da wurde erklärt, wie sich das sogenannte Suchtgedächtnis entwicelt, und dass es sich an einer Stelle i Gehirn festsetzt, wo es der willentlichen Kontrolle gar nicht mehr zugänglich ist (müsste mir die Sendung nochmal anschauen ums genauer zu erklären). Und um clean zu bleiben, müsse man quasi neue Verbindungen schaffen, die anstatt der alten "Suchtverbindung" genutzt werden- wobei die Suchtverbindung ein Leben lang bestehen bleibt. Von daher sind die Übergänge psychisch/physisch vol fliessend...

LG an alle!
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 20. Aug 2011 22:58    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Lisbeth,

du siehst es skeptisch, ob nach einer Cleanzeit die Hobbys und Interessen zurück kommen. Selber verspüre ich das bereits, wenn ich mich sehr weit abdosiert habe. Je weniger im Einfluss von H, desto mehr kommt alles wieder durch. Die vielen feinen Charaktereigenschaften, die von H regelrecht verklebt werden. Und ebenso fein wird die Umwelt wieder wahrgenommen. Mit H ist es ein grober Brei, ohne aber wird so viel mehr gesehen. Ich bin mir da schon sehr sicher, dass es auch bei dir ähnlich sein wird.

Was mich erschrocken hat, ist die von dir erwähnte MRT-Diagnose. Wie ist das möglich? Hast du über längere Zeit auch andere Drogen genommen, in der Art Kokain, Speed und XTC? Ich kann mir nicht vorstellen, dass H alleine derartige Veränderungen verursacht. Opiate alleine für sich, also ohne Streckmittel, sollen, so habe ich es zumindest schon öfters gelesen, sogar die schonensten Schmerzmittel sein, am geringsten Leber und Nieren angreifen. Es wird das hohe Suchtpotential sein, weswegen Alternativen wie Paracetamol verschrieben werden, die allerdings sehr die Leber angreifen. Leider konsumieren auch Heroinabhängige sehr häufig Paracetamol, das häufig als Streckmittel dient.

Zugeben muss ich, so genau weiss ich nicht über "Suchtverbindungen" im Gehirn bescheid. Du meinst also, es gibt tatsächlich synaptische Verschaltungen, die sogar außerhalb willentlicher Kontrolle liegen? So erlebe ich es zumindest nicht. Ich meine, Entzug ist ein sehr mieses Gefühl, ein Zustand, der immer schlimmer wird. Letztendlich kann ich es aber kontrollieren und nein sagen. Oder nicht? Ok, man sagt letztendlich nicht nein, jedoch willentlich, oder etwa nicht? Deine Aussage läßt mich darüber ganz anders sinnen. Mir war klar, dass es irgendwelche Verschaltungen gibt, der Charakter, die Steuerung des gesamten menschlichen Lebens, ist eine große Verschaltung von Synapsen im Gehirn. Doch außerhalb der willentlichen Kontrolle? Das wird mir noch etwas zu Denken geben.
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Liisbeth
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Anmeldungsdatum: 18.08.2011
Beiträge: 37

BeitragVerfasst am: 21. Aug 2011 12:05    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Crazyman,

ja, ich denke mal, dass meine Hirnschäden vom Feierdrogenkonsum stammen...ich war so mit 17-19 eigentlich immer entweder auf Pep, auf Teilen oder beides. Dass es vom H kommt, glaube ich auch nicht, es ist eigentlich, von den Streckstoffen mal abgesehen, doch eine körperlich recht gut verträgliche Droge (ähnlich den opiat- oder morphinhaltigen Medikamenten, die man eigentlich recht ungefährlich bis ins hohe Alter nehmen kann).

Das mit den Suchtverbindungen im Gehirn hab ich in einer Sucht-Sendung im Internet gelernt, da spricht u.a. ein Herr Dr. Thomas Redecker, der das sehr anschaulich erklärt. Ich hoffe, man darf hier links posten?! Du findest die Sendung unter http://www.suchthilfe-magazin.de/suchthilfe-tv/suchthilfe-tv/ , auf der Seite musst Du dann runterscrollen und die zweite Sendung auswählen, "Ausstieg aus der Sucht". Zieht sich anfangs etwas, wird dann aber echt interessant, wie ich finde. Den Beitrag, den ich meine, findest Du nach 19 Minuten, falls Du nicht alles anschauen magst Smile

LG!
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Liisbeth
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Anmeldungsdatum: 18.08.2011
Beiträge: 37

BeitragVerfasst am: 22. Aug 2011 12:16    Titel: Antworten mit Zitat

Kleines update noch Wink

Seit heute bin ich genau 2 Wochen ohne Metha (und sonstige Sachen). Und gestern war der erste Tag, den ich als positiv erlebt habe seitdem!

Ich war lang spazieren, habe die Natur, den Wald intensiv wahrgenommen...hatte danach richtig Lust, ein altes Hobby wieder hervorzuholen, und konnte mich damit dann auch gut beschäftigen (ja! es hat Spaß gemacht!). Abends war ich Essen, und selbst das Essen...viel facettenreicher und intensiver als normal! Zuletzt habe ich spätabends noch länger draußen auf der Treppe vor meinem Haus gesessen, die immernoch feuchtwarme Luft gespürt, die Grillen zirpen gehört, am Himmel weit entfernte Blitze beobachtet, und in die immer zahlreicheren Sterne gesehen. Das klingt sicher schon fast kitschig, aber für mich war es ein völlig überwältigendes Gefühl, dass ich all das selbst, aus mir heraus, und ohne Drogen erleben und fühlen konnte!

So intensiv hatte ich das bei meinen vorangegangenen Entzügen nicht gehabt, wenn ich mich richtig erinnere. Klar, es wird wieder Suchtdruck kommen, und Depris, Angst, Stress...aber der Gedanke daran wird erträglicher, jetzt, wo ich diesen Hoffnungsschimmer von der Möglichkeit eines erfüllten, cleanen Lebens habe!

Ist wohl genau das, was Du auch beschrieben hast, Crazyman.
peace!
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